Nr. 211. 35. Jahrg.
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Sonnabend, den 3. August 1918.
Nachhutfchlacht.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3.
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Bayerngegendie ,, Bevorzugung" Fortgang der feindlichen Angriffe zwifchen Der Kampf um die Rohstoffe.
Berlins.
Ein Kampf um die Fleischration.
Die bayerische„ Correspondenz Hoffmann" meldet amtlich: Die Preffe hat die Nachricht gebracht, daß der Stadt Berlin bas Recht zugestanden worden sei, auch im kommenden Versorgungszeitraum jedem Versorgungsberechtigten eine Wochenfleischmenge von 250 Gramm zu verabreichen, obwohl nach einer Weisung der Reichsfleischstelle die Wochenhöchftmenge an Fleisch für das Reich auf 200 Gramm feftgesetzt wurde. Die Presse hat sich einmütig
gegen diese Bevorzugung Berlins
gewendet. Da Anhaltspunkte dafür bestehen, daß die Nachricht zutreffend ist, hat, wie wir erfahren, das Staatsministerium des Innern gegen diese Herausnahme der Stadt Berlin aus dem allgemeinen Versorgungsplan entschieden Einspruch erhoben und sich vorbehalten, im Bedarfsfalle auch den größeren bayerischen Städten in gleicher Weise entgegenzukommen. Im Interesse der Schonung unserer Viehbestände wäre es sicher geboten, ausnahmslos eine Herabsehung der Wochenkopfmenge an Fleisch eintreten zu lassen.
Daß dieser Protest gerade aus Bayern kommt, ist stark! Alle Welt weiß, daß das Königreich Bayern im Punkte der Ernährung und besonders der Fleischversorgung eine beneidenswerte Ausnahmestellung besitzt. Wir erinnern an das Dokument dieser glücklichen Zustände, das wir am 2. Juni beröffentlichten. Es war die Speisekarte eines mittleren Münchener Restaurants, die u. a. folgende Genüsse aufzählte: Ochsenfleisch mit gelben Rüben 1,60 M., Reisfleisch garniert 2,30 M., Rostbeef mit Salat 2,40 M., Saftlende mit Spinat 2,40 M., Schmorbraten mit Gemüse 2,00 M., Ochsenzunge mit Kartoffeln 2,60 M., ferner Hammelfleisch, Kalbfleisch, Wild usw. zu ähnlichen für Berlin märchenhaft niedrigen Preisen. Der Protest der bayerischen Regierung gegen die Bevorzugung Berlins durch die armseligen 50 Gramm Fleisch, die es pro Kopf der Bevölkerung mehr bekommen soll, wird uns nötigen, noch etwas tiefer in diese Zustände hineinzuleuchten.
Berlin ist im Gegensatz zu Bayern in der Ernährung am ungünstigsten im ganzen Reiche gestellt, die sächsischen und westlichen Industriebezirke vielleicht ausgenommen. Wenn von dort der Protest gekommen wäre, hätte man es allenfalls noch verstehen können. Aber aus Bayern !
Die Bewegung" der bayerischen Bresse und der Einspruch der bayerischen Regierung ist nichts als ein Zeichen der allbefannten Antipathie gegen den Wasserkopf Berlin ". Aber, mit Verlaub zu sagen, wir Berliner sind doch auch Menschen, und wenn man uns wirklich 50 Gramm Fleisch mehr zugestehen will, so ist das nur ein sehr notdürftiger Ersatz für vieles andere, was wir entbehren müssen.
Die Abneigung zwischen Bayern und Berlin beruht ja nicht auf Gegenseitigkeit! Je mehr die Bayern gegen Berlin haben, defto weniger hat Berlin gegen die Bayern . Um so mehr müssen wir bedauern, daß durch das Vorgehen der bayerischen Regierung auch auf dem Gebiete der Ernährung innere Gegen. fäße geschaffen werden, die im Interesse des Ganzen doch besser vermieden würden. Und darum wäre es gut, wenn das Königreich Bayern seinem nationalen Leberknödel- Egoismus einige Schranken auferlegte!
Soissons und Fère en Tardenois Nach ihrer Abwehr die deutschen Bewegungen plangemäß fortgesett Gefechte in der
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Champagne.
Berlin , 2. Angust 1918, a bends. Amtlich. An der Kampffront lockere Gefechtsfühlung mit dem Feinde.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 2. August 1918.( 2. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Die Artillerietätigkeit lebte am Abend vielfach auf. Rege Erkundungstätigkeit während der Nacht.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Zwischen Soissons und Fère en Tardenois fezte der Feind gestern seine vergeblichen Angriffe fort. Nach ihrer Abwehr und nach Aufräumung des gestrigen Schlachtfeldes haben wir während der Nacht in der großen Nachhutschlacht unsere Bewegungen plangemäß fortgesett.
Starker Artilleriekampf ging den feindlichen Angriffen voraus, die sich am Vormittage gegen unsere Front beiderseits von Billemontoire richteten und sich am Nachmittage bis füdlich von Hartennes ausdehnten. Sie wurden vor unseren Linien teilweise im Nahkampf abgewiesen. Ohne jeden Gelände gewinn hat der Feind hier wiederum einen vollen Mißerfolg erlitten. Unter Einfah stärkster Kräfte griffen englische und fran zösische Divisionen am frühen Morgen aus der Linie nördlich von Grand Pozoy- Fère en Tardenois an. Beiderseits von Beugneng konnten ihre Panzerwagen über unsere vordere Linie hinaus die Höhen nördlich des Ortes gewinnen. Hier schoß unsere Artillerie sie zusammen. Nach erbittertem Kampf wurden auch die Infanterieangriffe des Feindes an den Nordhängen der Höhen zum Scheitern gebracht. Auch am Nachmittage erneuerte feindliche Angriffe wurden hier blutig abgewiesen. Zwischen Cramaille und Fère en Tardenois brachen die ebenfalls sehr starken Infanterie- und Panzerwagenangriffe des Feindes bereits vor unseren Linien zusammen. Starkem feindlichen Feuer zwischen Fère en Tardenois und dem Meuniere Walde folgten Infanterieangriffe nur nördlich von Cierges. Sie wurden abgewiesen.
An der übrigen Kampffront herrschte Ruhe.
In der Champagne erfolgreiche Vorfeldkämpfe füdlich vom Fichtel- Berge und östlich der Suippes. Nordwestlich von Perthes drängten wir im örtlichen Borstoß den Feind aus seinen vorderen Linien zurück und wiesen nördlich von Le Mesnil Teilangriffe des Feindes ab. Heeresgruppen Gallwit und Herzog Albrecht. Erfolgreiche Infanteriegefechte westlich der Mosel und an der Selle
Wir schoffen gestern 14 feindliche Flugzeuge und vier Fesselballone ab. Hauptmann Berthold errang seinen 40. Luftfieg. Unsere Bombenflieger waren während der Nacht sehr tätig und vernichteten unter anderem ein großes französisches Munitionslager nördlich von Chalons .
Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Der österreichische Bericht. Wien , 2. Auguft. Amtlich wird verlautbart: Italienischer Kriegsschauplatz.
In
Der englische Ministerpräsident hat den verständlichen Wunsch gehabt, den von ihm eingeleiteten fundamentalen Wandel der britischen Wirtschaftspolitik, die völlige Abkehr vom Freihandel, die Beeinflussung der Wirtschaft durch den Staat zu erklären und zu rechtfertigen. Sein Auditorium war eine Deputation englischer Industrieller.
Der führende Gedanke ist: mindestens alle Glieder des britischen Reiches und möglichst auch alle Verbündete in der Weltfoalition gegen Deutschland auf wirtschaftlicher Grundlage für ewige Zeiten" zu bereinen. Dieser Bund soll durch die vollkommene Herrschaft über die Rohstoffe widerspenstige Außenseiter, in diesem Falle die Mittelmächte, nach seinen Wünschen zwingen. Notwendige Bedingungen des Erfolges seien der noch immer nicht verbindlich ausgesprochene Anschluß der Vereinigten Staaten an die Beschlüsse der Pariser Wirtschaftskonferenz, die Einführung der Vorzugszölle in England zugunsten der Dominions und sichernde Maßnahmen während der Uebergangswirtschaft. Je länger die Mittelmächte den Krieg fortsetzen, desto härter müßten sie wirtschaftlich getroffen werden.
Wenn ein Staatsmann von den Qualitäten und der Autorität eines Lloyd Georges öffentlich mit so starker Betonung den Anschluß der Vereinigten Staaten an die Beschlüsse der Pariser Wirtschaftskonferenz verlangt, so ist die Annahme gerechtfertigt, daß er sich bereits der Erfüllung seines Wunsches wohl versichert hat. In der Tat haben bereits die letzten wirtschaftsfeindlichen Verfügungen der Vereinigten Staaten erfennen lassen, daß sie den Wirtschaftskrieg in schärfster Form führen wollen. Sie haben die deutschen Schiffe beschlagnahmt und über diese ja sehr naheliegende Verfügung hinaus den Verkehr der Schiffahrtsgesellschaften mit ihren Unteragenten berboten, um die Nerven der deutschen Außenhandelsorganisation zu zerstören; sie haben deutsche Batente geraubt, so das Geheimverfahren über die Herstellung des hochwertigen Beckerstahls; fie haben die Liquidation von 50 Fabriken im Werte von einer halben Milliarde Mark aus feindlichem Besitz angeordnet; fie haben schließlich durch schwarze Listen den deutschen Ueberseehandel auch außerhalb ihres Hoheitsgebiets zu treffen bersucht. Aber alles konnte noch als Kriegsmaßnahme zur Einschüchterung des Feindes erscheinen. Lloyd George macht dieser Annahme ein Ende, es sei denn, daß er sich in unglaublicher Boreiligkeit eine arge Blöße gegeben habe.
Wie der Anschluß der Vereinigten Staaten das weltumspannende Rohstoffsyndikat zur Bekämpfung des Außenfeiters Deutschland voll aktionsfähig machen soll, so soll die Ge währung von Vorzugszöllen an die Kolonien in dem britischen Weltreich den festen Kristallisationspunkt dieses terroristischen Riefentartells schaffen. Die englische Regierung weiß, daß sie mit politischem Druck und Zwang gegen die selbstbewußten Farmer und Kaufleute der Dominions wenig ausrichtet. Sie hat deswegen nur in den eigentlichen Kolonien mit eingeborener Bevölkerung, z. B. in Aegypten , summarische Beschlagnahmeverordnungen erlassen. Die gewißten Produzenten von Lebensmitteln und Rohstoffen in Australien und Neuseeland , Kanada und Südafrika hat sie durch langfristige Lieferungsberträge zu gewinnen gesucht, in denen sie mit hohen Preisen nicht fargte und das Risiko für den Verderb der Ware im Falle von Schiffsraumknappheit übernahm. Eine geradlinige Fortsetzung dieser zielstrebigen Politik ist die Gewährung bon Vorzugszöllen an die Kolonialen. Sie soll diesen zu Bewußtsein bringen, daß ihnen ein großer aufnahmefähiger und kauffräftiger Markt, auch für den Fall einer ungünstigen Ronjunktur, vorbehalten bleibt und daß sie durch eine Verbindung mit dem Außenseiter Deutschland nur ihre ungleich größeren Abnehmer auf dem begünstigten Markt brüsfieren. In diesen Tagen ist in Deutschland gelegentlich aus einer Erklärung des kanadischen Premiers Borden geschlossen worden, daß das vorgeschlagene System britischer Vorzugszölle bei den Kolonien selbst auf Widerstand stoße. Borden hat gesagt, Kanada strebe keine Sondervorteile an, verzichte also auf eine begünstigte Stellung auf dem englischen Markt. Die englischen Freihändler greifen in ihrer Verlegenheit auch Die Volschewifi, wird darin ausgeführt, hätten alle Seime einer dieses Diftum auf, um es als Argument für ihre Sache ausdemokratischen Ordnung vernichtet, das russische Volk zuspielen. In Deutschland weiß man erst recht nicht, was sei der jungen Freiheit beraubt, die Industrie vernichtet, das Fundadamit anzufangen ist, und fintemalen der Wunsch gern der ment der nationalen Produktion untergraben. Sie Vater des Gedankens ist, so sieht man darin schon einen Behätten die Armee entlassen, ohne auch nur den Abschluß des weis auseinanderstrebender Tendenzen. Die Wahrheit ist viel Friedensvertrages abzuwarten, und damit das Land der letzten Vereinfacher: Wenn Borden heute gegen die Vorzugszölle Stelteidigung beraubt, den Weg zum allgemeinen Frieden gesperrt. Sie lung zu nehmen scheint, so nicht deshalb, weil er zu wenig, verfolgten alle übrigen sozialistischen Parteien mit zügellofem Darum wird vorgeschlagen, eine internationale fondern weil er zu sehr schutzöllnerisch ist. Diese eigentümTerror, unterdrückten sozialistische Zeitungen und Organi sozialistische Untersuchungsfommission zu er- liche Charakteristik findet ihre Begründung in der Geschichte sationen und überfluteten Stadt und Land mit dem Blute der Ar- richten, die ihre Erhebungen an Ort und Stelle der fanadischen Handelspolitik. Sind schon die übrigen Dobeiter. Jeht seien Arbeiter und Bauern von solchem Haß gegen treffen soll. Die Anflagepunkte, die den Gegenstand der Er- minions( Australien , Neuseeland , Südafrika ) schutzöllnerisch, die bolschewistischen Unterdrücker erfüllt, daß es unmöglich fei, fie hebungen bilden sollen, werden dann im einzelnen aufgezählt. so ist es Kanada ganz besonders. Das Vorbild der Vereinigten länger von einem bewaffneten Aufstand gegen diese Tyrannei zurüd. Darunter befindet sich auch der, daß die Bolichewifi nichts zur Staaten Lodt zu einer ausgesprochenen Industrieförderungszuhalten. Berwirklichung des Sozialismus ausgerichtet haben. Die Inter- politik, zu deren Hilfsmitteln der Schutzzoll gezählt wird. nationale, heißt es weiter, dürfe nicht die Verantwortung dafür Die fanadische liberale Partei unter Zaurier, die die Farmer übernehmen, daß sie die Stellung der Bolschewiki mit ihrer bertritt, hat nun seit Ende des vorigen Jahrhunderts versucht. Autorität befestige und, indem sie die sozialistische Opposition den von den Ronservativen eingeführten hohen Zollschutz auf gegen den Bolschewismus schwäche, der Reaktion Hilfe leiste. Industriewaren durch die Gewährung von Vorzugszöllen zu
Rechtssozialdemokraten und Sozialrevolutionäre gegen Bolschewiki. Vorschlag einer sozialistischen Untersuchungskommission. Die Auslandsvertretung der russischen sozialdemokratischen Partei und der sozialrevolutionären Partei( unterzeichnet Paul Axelrod und Nikolas Roussanoff) haben ein gemeinfames Manifest erlassen, das sich in schärfster Form gegen die bolfchemistische Herrschaft wendet.
Im sozialistischen Ausland halte man die Behauptung, daß die Bolschewiki wie die Selbstherrscher regierten, für eine Räuber geschichte und jede Auflehnung gegen diese Selbstherrschaft für eine fonterrevolutionäre Bewegung."
Geschüttätigkeit an vielen Stellen andauernd rege. den Judicarien bei Bezecca, südwestlich von Asiago und südlich von Duero wurden italienische Erkundungen vereitelt. Albanien .
Beiderseits des Sereni- Knies dort ringende Truppen des Generalobersten Freiherrn v. Pflanzer- Baltin gelangten in der Verfolgung bis glatt an die Linie Fieri- Berat . Weiter östlich am oberen Devoli Tale und auf den dieses begleitenden Höhen stießen unsere tapferen Bataillone auf heftigen Widerstand. Mehrere Stütpunkte wurden im Sturm genommen. Der Feind weicht nun auch hier zurück.
Der Chef des Generalstabes.