Die Vorgänge in Rußland . Ter bolschewistische Wahlsieg in Wladiwostok . London , 2. August. (Reuter.) Die„Times" erfährt auS Wladiwostok vom 29. �uli: Die Frage, o b der Belage- ruttgszu stand erklärt werden soll, die seit einigen Tagen schwebt, ist noch nicht entschieden. Vergangene Woche ist auf den Direktor des Telegraphenamtes, der von den Ber- tretern der Alliierten ernannt worden war. von den Bolsche- wiki geschossen worden. Er wurde ernstlich verwundet. Die Täter wurden verhaftet. Auch andere Telegraphenbeamte wurden bedroht. Wie berichtet wurde, haben die B o l s ch e w i k i bei den G e m e i n d e w a h le n mit 54 von 191 Sitzen die Mehr- h e i t erhalten. Da sie infolgedessen das Recht haben, den neuen Bürgermeister zu ernennen, sehen sich die Alliierten in der unmöglichen Lage, einen Gemeinderot anerkennen zu müssen, in dem die Bolschewiki die Macht haben. V i e l e d e r neugewählten Stadtverordneten befinden sich im Gefängnis und können, sagt die„Times", nicht in Freiheit gesetzt werden. Revolutionsschwur der Petersburger mobilisierten Arbeiter. Petersburg, 29. Juli. (P. T. A. ) Auf der im Taurus- lchlost stattgefundenen Versammlung der mobilisierten Ar- beiter haben Sinowjew , Lunatscharskij, Kus- min und andere Reden gehalten. Auf der Versammlung ist eine Resolution folgenden Inhalts angenommen worden:„Die Versammlung der mobilisierten Arbeiter schwört ein- mutig, bis zum letzten Blutstropfen für die Ziele der großen Oktoberrevolution, für die Arbeiterräte- regierung, für das Land der armen Bauern, für den Sozia- lismus zu kämpfen. Wir senden einen Brudergruß den ersten mobilisierten Arbeitertruppen in Moskau . Wir fordern alle mobilisierten Genossen zur kameradschaftlichen Disziplin auf." Die sibirische Regierung. Petersburg, 29. Juli. (P. T. A. ) Laut hier oingetroffe- nen Nachrichten� besteht die sogenannte sibirische Regierung aus dem Ministerpräsidenten C h o r w o t, Finanzminister P u t i l o w. Flottenminister K o l t s ch a k, ferner aus dem früheren Gouverneur von Wladiwostok , General Flug, dem früheren Gehilfen des Verkehrsministers bei Kerenski , U st u g o w. dem früheren Dumoabgcordneten W o st r e t i n und dem Sozialrevolutionär Okorokow. Die Bauernerhebung im Dagestan . Astrachan , 29. Juli. (P. T. A. ) Vom Vorsitzenden des Rätekon�resses des Dagcstanschen Gebietes in Tmir-Chan- Schury ist ein Telegramm eingetroffen, in dem der Kongreß die Genossen in Astrachan begrüßt und mitteilt, daß der Dagestan die jahrzehntelange Bürdedes Großgrund- besitzerj. ochs abgeworfen hat und in die Reihen der Kämpfer für dos Recht der Arbeiter getreten ist.
Die üeutsch- hollänüißhen verhanülungen. ■ DaS Haager Korre fpon dsnzbu rea u meldet amtlich: Da es sich mit Rücksicht auf die zu erwartende Bildung eines neuen Kabinetts als unmöglich herausstellte, die mit Teutschland wegen ÄhschlusseS eines allgemeinen Wirtschaftsabkommens geführten Unterhandlungen zu Ende zu bringe», wurden Besprechungen ab- gehalten zum Zwecke der Erzielung eines vorläufigen Einvrr- nchmens, um die Zufuhr deutscher Steinkohlen zu sichern. Ein diesbezügliches Abkommen ist heute durch die beiderseitigen Bevollmächtigten unterzeichnet worden. Das Ab- kommen besagt, daß Deutschland vom 1. August d. I. ab für einen Zeitraum von 5 Monaten 120 000 Tonnen Steinkohle monatlich liefern soll. Der(bar zu zahlende) Preis der Kohle ist auf 90 Gulden pro Tonne festgesetzt, während für weitere 30 Gulden pro Tonne Kredit eingeräumt wird. Das Abkommen ist vom 15� Oktober d. I. mit 14tägiger Frist kündbar. Bon deutscher Seite ist bei der Unterzeichnung des Abkommen? die Erwartung ausgesprochen worden, daß die Verhandlungen über ein allgemeines Wirtschaftsabkommen baldmöglichst nach der Bildung der neuen Re- gierung wieder aufgenommen und vor dem 15. Oktober d, I. zu einem befriedigenden Ende geführt werden.
Todesurteile wegen des Seneüetto Sein. Rom , 1. August, Meldung der Agenzia Stefani. Da« Kriegs- gericht verkündete das Urteil in dem HochverratSprozetz wegen Versenkung des Panzers Benedetto Brin . Giorgio Carpi und Ackillo Moschini wurden zur Degradation und zum Tode durch Erschießen in den RSckcn, Bartolini zu lebenslänglicher Zwangsarbeit und Degradation verurteilt. Mario Azzoni wurde freigesprochen, da ihm ein Verschulden nicht nach. gewiesen werden konnte. Der Benedetto Brin flog 1915 in die Lust. Nach langer Zeit erst wurde herausgebracht, daß ein Höllenmaschinenanschlag das Schiff vernichtet habe.
' Italienischer HochverratSprozetz. DaS Kriegsgericht verkündete da« Urteil in dem.Hochverratsprozeß wogen Versenkung des Panzers Benedetti Brin. Giorgio Carpi und Achillo MoS- chini wurden zur Degradation und zum Tode durch Erschießen in den Rücken, Bertolini zu lebenslänglicher Zwangsarbeit und Degradation verurteilt. Mario Azzoni wurde freigesprochen, da ihm ein Verschulden nicht nachgewiesen werden konnte. ' Deutsches Luftgcschwader über Ronen . HavaS meldet: In der Nacht zum 1. August überflog ein Flugzeuggeschwader die Stadtgebiete von Ronen und L e H a v r e. Aus ds.r Gegend von Le Havre werden ein Toter und 4 Leichtverwundete gemeldet, auS dem Gebiet von Ronen fem Opfer. Die Jahresklassc 1929 i« Frankreich . Die französische Kam- mer hat mit 358 gegen 81 Stimmen das Gesetz über die Ein- Berufung der Jahresklasse 1920 angenommen. Im Kanal und an der Westküste Frankreichs wurden fünf Dampfer au« teilweise stark gesicherden Geleitzügen heran»- geschossen, zusammen 18 909 Br.-R.-T. ' Radoslawow und Malinow.„Narodni Parva*, das Organ Radoslawow », erklärt im Verlaufe einer Polemik gegen die Sozia- listen, daß die liberale Partei der neuen Regierung keinesfalls ihre Mitarbeit in der Sobranfe verweigern würde. Diese Erklärung wurde in politischen Kreisen mit großer Befriedigung aufgenommen. Das Privileg der Bank von Frankreich. Paris . 31. Juli. lHavaS.) Nach mehreren Sitzungen, in denen die Sozialisten lebhaft Opposition machten, hat die Kammer mit 231 gegen 72 Stimmen dem Gesetzentwurf über die Berlängerung des Privi- leg» der Bank von Frankreich für 29 Jahre zugestimmt. Der Finanz- minister behauptete natürlich, diese Verlängerung gehöre zur Sicherung de? nahen Sieges. Der Privatkapitalismus wird das Ergebnis der Abstimmung freilich als einen Sieg ausgeben: als einen Sieg für feine Dafche, 1
Der bapristhe Kriegsmim'fter über öie Kriegslage. München , 2. August. Beide Kammern des Landtage? hielten ihve Schlußsitzungen ab. In der Reichsratskammer nahm bei der Beratung de» Militäretats der Kriegsminister von Hellingrath das Wort zu folgenden Ausführungen. Das vierte Kriegsjahr hat uns die Erlösung auS der Erstarrung des jahrelangen StellungskriegeZ an der Westfront gebrocht, unseren wuchtigen Angriffsbewegungen waren glänzende Erfolge beschieden. Wenn das Jahr nun mn militärischen Ereignissen geendet hat, die vorübergehenden Still- stand in der eingeleiteten Angriffsbewegung bedeuten, so ist derma eine Lage gegeben, die man unmöglich außerhalb des Rahmens der noch im Flusse befindlichen GesamthanMung beurteilen kann. Dtefe Äefanrthandlung entzieht sich aber naturgemäß der öffentlichen De- sprechung, so lange sie nicht zum Abschluß gekommen ist.. ES ist ein Zeichen der Reise unseres VolkeS, daß es sich durch die Tatsache der eingetretenen Stockung in dem felsenfesten Vertrauen auf die glückliche Weiterentwicklung unserer militärischen Lage nicht de- irren läßt, sondern sich geduldig mit dieser unvermeidbaren Ver- zögerung der entgültigen Entscheidung abfindet. Die schwer»!- Kämpfe zwischen der AiSne und der Marne beweisen, daß Karrrpv- und Siegeswille der Entente noch nicht gebrochen ist, daß wir ihm die Ueberlegenheit des härteren und stärkeren Willens entgegen- setzen müssen, wenn wir die Friedensbereitschaft unserer Fetnve erzwingen wollen. Diesen einheitlichem unbeirrbaren Willen im ganzen Volk zu wecken und zu festigen-, ist die vornehmste Auf- gäbe, vor die das fünfte Kriegsjahr die Heimat stellt. Die schwersten Opfer bringt daS Volk willig und treu; aber es verlangt mit vollem Recht, daß sie gemeinsam von allen Volksgenossen getragen werden. Nichts wirkt abträglicher auf die Geschlossenheit und Einheit des Willens, als die Empörung gegen Einzelne, die aus der gemeinsamen Not des Volkes Nutzen ziehen und sich ihren, Anteil an den Opfern des Volksganzen entziehen. Wer daran mitwirken will, dem Volk den stahlharten Willen zum weiteren Aushalten bis an ein glückliche» Ende zu erhalten, muß auch mitkämpfen gegen dl«, welche aus der Konjunktur der Kriegs- Verhältnisse persönlichen Vorteil zu ziehen trachten. Gleichgültig auf welchein Gebiet. Mehr und mehr noch al» bisher mutz die Er. kenntnis heranreifen, daß eS sich in diesem Kriege um die Existenz der Gesamtheit der deutschen Nation handelt lind daß mit der Existenz der Gesamtheit das Schicksal der Einzelpersonen steht und fällt. Wer für eigene Sonderinteressen arbeitet, der arbeitet gegen die Gesamtheit des Volkes und gegen die Einheit des Willens, die uns bitter not tut in schtoerer Zeit, in der aber auch die sichere Gewähr liegt für die Erreichung einer besseren Zeit. Der Kriegs- minister wandte sich sodann den Gerüchten zu, die im Umlauf sind und sich mit unseren Heerführern und der Ernährungslage befassen, die zum Teil so wild und abenteuerlich sind, daß man kaum be- greift, wie sie in gelvissen Volkskreisen geglaubt und weiter ver- breitet werden können. Sie sind nichts anderes, als das Ergebnis emsiger, zielbewußter Wühlarbeit, die unsere Feinde durch Agenten ins Inland leiten. Wer an ihrer Verbreitung mitwirkt, müßte rücksichtslos gefaßt und der verdienten empfindlichen Strafe zu- geführt werden. Freilich gibt es auch eine andere Art Nachrichten, die von Mund zu Mund gehen und von Leuten stammen/die ihnen amtlich bekanut gewordene Nachrichten wester erzählen und so un- ermeßlichen Schaden stiften. Auch gegen solche Geschwätzigkeit muß in jedem Falle rücksichtslos und mit ganzer Strenge des Gesetzes eingeschritten werden. Ein»kaisertreues" Urteil über Bertling. Zuviel Eifer. Die neueste Schrift des„Bundes der Kaisertreuen*, eine von Unbildung strotzende plumpe Schimpferei auf Scheidemann und Erzberger , läßt auch an Bethmann und Kühlmcrnn kein gutes.Haar. In scharfen Gegensatz zu diesen„traurigen Ge- stalten" wird Graf Hcrtling gestellt. Von ihm sagt der Ver- fasscr, der sich Scner nennt, in dem ihm eigentümlichen Stil: Auf Dr. Michaelis folgte Graf v. Hertliug. Dioser aber übernahm das so dornenvoll gewordene Amt dcS deutschen Reichskanzlers erst, nachdem er auf dem Wege gegenseitiger Zugeständnisse sich die Sicherheit dafür verschafft hatte, daß eine RcgierungSmöglichkeit ge- geben fei. An ihm'aber fanden Scheidemann und Erzberger ihren Meister. Er war keineswegs willens, die Schüsseln, welche er dem Reichstag twrfetzte, nach Erzbergerfchen Kochrezepten herzurichten oder sie mit Schcidcmann- fchem Paprika würzen zu lassen. Erst die Liebeserklärung der„Keuzzeitung", nun gar die Huldigung der„Kaisertreuen"— ist das nicht ein bißchen viel? Wir hören schon den Grafen Hcrtling mit der Königin Elisa- beth in Maria Stuart deklamieren: Mein gutes Volk liebt mich zu sehr. Unbändig, Abgöttisch sind die Zeichen seiner Freude.., Sapern gegen Zollunion mit(defterreich. AuS München wird vom 2. August gem-e-ldet: In der heutigen Schlußsitzung der ReichSratSkammer erklärte der Minister' de? Innern v. Brettreich: Die Salzburger kommisfa-- rischcn Verhandlungen sollen demnächst fortgesetzt werden. Die Regierung besteht darauf, daß bei den sachlichen Verhandlungen Bahern das Recht der Beteiligung zugestanden wird. Die Regierung hält an der wiederholt bekundeten Auffassung fest, das) der der bayerischen Landwirtschaft notwendige Zoll- und Scuchcnschutz auch Lcsterreich-Ungar» gegenüber erhalten bleiben muh. Bestrcbun- gen, die sich dagegen richten, würden auf entschiedenen Wi- derspruck der bayerischen Regierung stoßen. Sodann verbreitete sich der Minister über die Ernährungslage, die zurzeit zweifelsohne recht schwierig sei, aber zu ernsten Bedenken sicher keinen Anlaß gebe. Nicht zu hoch dürfen die Hoffnungen bezüglich der Einfuhr aus Rumänien und der Ukraine ge- spannt werden. Alle Gerüchte, daß wir bezüglich der ErnährungS. läge vor dem Zusammenbruch stehen, sind erlogen und geradezu frevelhaft. * Tie bayerische„Korrespondenz Hoffmann" meldet amtlich: In einzelnen Zeitungen ist neuerdings die Mitteilung ver- breitet worden, daß die in den derzeitigen Ernährnngsverhältniffen begründete, für Nord- und Süddeutschland in gleichem Dtatze gel- tende Einschränkung des Fremdenverkehrs in Bayern Gegenmaßnahmen der beteiligten Stellen veranlaßt habe, die eine Minder- Belieferung Bayerns mit Kohle zur Folge haben würden. Wie auf Grund amtlicher Mitteilungen versichert werden kann, sind derartige Maßnahmen selbswerständlich weder von dem für die Verteilung von Kohle im Reich maßgebenden Reichs- kommiffar, noch von irgendeinem Organ dos Reichs- kummissars getroffen worden. Di« Gerüchte entbehren daher voll- kommen der Begründung. Nach der von uns wiedcrgegebenen Meldung(Nr. 298 d. Blattes), handelte es sich um eine Anregung der rheinisch- westfälischen Kohlenbarone. Daß diese an amtlichen Stellen keive Gegenliebe finden Sürde. Kar vorauszusehen.
Die Teuerungszulagen öer Lifenbahner. Offiziös wird gemeldet: In der Berliner Tagespreise wird folgende Mitteilung verbreitet:„Der Eisenbahnminister hat ver« fügt, daß an die Eisenbahnbeamten eine in der zweiten Hälfte des August zu zahlende außerordentliche Teuerungszulage in der Höhe des sechsfachen Betrages der monatlichen Teuerungszulage, im Höchstfalle 599 M, zu gewähren sei.* Die Mitteilung trifft in dieser Form n i ch t zu. Es handelt sich hierbei nicht um eine Teuerungszulage für die Beamten, sondern um eine solche für die Eisenbahnarbeiter. Für die Beamten aller Ressorts ist aber ebenfalls die Gewährung einer einmaligen Teuerungszulage in Aussicht genommen.
Die fleischlosen Wochen. Kartoffeln oder Mehl für Fleisch. Für die Zeit vom 1. August bis 31. Oktober sind in der Fleisch- Versorgung vier fleischlose Wochen festgesetzt worden. Der dadurch entstebende Ausfall an Fleisch wird durch Ersatz enrweder in Mehl oder Kartoffeln ausgeglichen werden, und zwar sollen in den Ort« ichaften mit einer festgesetzten Wochenration von: 299 Gramm Fleisch: 259 Gramm Mehl oder 1599 Gramm Kartoffeln 159., 185.,, 1250 100, 125. 750 zur Verteilung gelangen. Für die erste— vom 19.— 25. August laufende fleischlose Woche wird nach den erlassenen Anordnungen für daS fehlende Fleisch ein Ersatz in Kartoffeln gewährt werden. Ausgenommen von der Einhaltung der fleischlosen Wochen sind � auf Grund amtsärztlichen Zeugnisses Kranke, insbesondere Zucker» kranke.. Ueber die Fortgewährung der Fleischration an Kranke unter Fortfall der Ersatzlieferungen und über die Weiterverteilung der Krankenzulagen an Fleisch in den fleischlosen Wochen sind ent» sprechende Anweisungen an die zustäudigen Stellen ergangen. Der Jahrgang 1879 wird nicht entlassen. Der Reichstag har einer banden Sozialdemokraten eingebrachten Resolution zugestimmt, die Jahrgänge 1889 und 1879 aus dem HeereS» dienst zu entlassen. Seit dem 39. April d. I. ist der Jahrgang 1869 entlassen. Die Entlassung des Jahrgangs 1870 dagegen wird als noch nicht möglich erklärt; auch einer tcilweiisen Entlassung dieses Jahrganges kann, wie amtlich versichert wird, zurzeit noch nicht näher getreten werden. Anordnungen, die von einigen Dienststellen in dieser Richtung getroffen waren, sind wiedor rückgängig gemacht wordcn. Kühlmann kandidiert nicht. Die Nachricht, daß Herr v. Kühl- mann im ersten Berliner NeichStagsivahlkreise das Erbe Kampfs anstrebe, wird offiziös für falsch erklärt.
Leffte Nachrichten. Balfour über den Völkerbund. London , 1. August. (Reutckr.) Im Unterhaus erklärte Balfour in Beantwortung einer Erörterung über iden Völkerbund, die während der Debatte über die Kweditvorlage entstanden war:..... In der Besprechung trat die große Einstimmigkeit zu« gunsten einer Organisation zutage, durch die die Schrecken der jetzigen Zeit unseren Kindern erspart werden könnten. ES wurde jedoch kein einziger wirklich gangbarer Weg angegeben, auf dem das erstrebte Ziel erreicht werden könnte. Es ist völlig richtig, daß die wirtschaftlichen Waffen in einer Weise gehandhabt werden könnten, die mehr Eindruck machen würde als ein feindlicher Ein- fall. Zurzeit legen die Deutschen den Besiegten wirt- fchaftliche Verträge auf, die ebenso vernichtend für die Freiheit wie erfüllt von dem Keim künftiger Kriege sind. Ich glaube nicht, daß dieses Verfahren auf diese Völker beschränkt blei- ben würde, weil es deutlich ist, daß Deutschlands Wirtschaftspläne alle Völker unterdücken würden, die unier seinen Einfluß kommen. Ueber den Vorschlag der allgemeinen Entwaffnung erklärte Balfour : Sie ist allein möglich, allein zulässig für die Staaten, die sich vor Angriffen sicher fühlen. Solange sich die neue internationale Regelung nicht bewährt hat, handelt eS sich Bei diesem Plan um einen Fehlerkreis; wenn er Erfolg haben soll, muß er in der Ueberzeugung der Völker wurzeln. Ich glaube an Schiedsgerichte, aber di« Völker, die den Frieden nicht wollen, werden durch SchiedSgerichtSvertröge nicht gebunden sein. Deutschland hat sich hartnäckig geweigert, einen Schieds» gerichtsvertrag mit einer anderen Nation zu schließen. Unzweifel- Haft kann sich der Geist der Welt ändern, und auch Deutschland kann einen Schiedsgerichtsbertrag eingehen. Aber was sollen wir mit einem widerspenstigen Lande anfangen, bevor die allgemeine Aende- rung in lder internationalen Meinung eingetreten ist? Ich glaube nicht, daß dieser Krieg bisher eine allgemeine Aenderung verursacht hat.(Hört, hört!) Er hat die Völker zwar überzeug!, daß der Krieg sehr viel Geld und Blut kostet und grausam und roh ist, aber die Ueberzeugung ist noch nicht durchgedrungen, daß er über Bord g:- warfen werden müsse. Ich bin mit den Schwierigkeiten der An- gelegenheit durchaus vertraut und völlig davon überzeugt, daß irgendetwoSgefchehen muh.wennnicht die Zivilisation als bankerott betrachtet werden soll.< .Balfour schloß: Nur durch siegreiche Beendigung dieses Krieges können künftige Kriege verhütet wenden: dann kann man auf Verhältnisse in Europa und der übrigen Welt hoffen, die in Uebereinstimmung mit den Grundsätzen der Sittlichkeit und der allgemeinen Bildung unter einem Völkerbund dauernd gefestigt werden können. Eine Herabsetzung unserer Kriegsziele in diesem Augenblick wäre nicht nur ein Verbrechen gegen unseren nationalen Stolz und unseren nationalen Ehrgeiz, wie edel die Ab- ficht auch sein möge, sondern sie wäve auch ein Verbrechen gegen die-, jenigen Grundsätze eine? allgemeinen Friedens, deren Verwirk, lichung alle nach einem erfolgreichen Abschluß des Krieges wünschen. Robert C e e i l schloß die Debatte, indem'er erklärte, daß er die vereinigten Bemühungen aller Gutgesinnten, diesen Plan eines Völkerbundes, der so wesentlich für die Zukunft der Menschheit fei, vielleicht verwirklichen könne.
Das Unglück bei Zantoch. Durch W. T. B. Amtlich. Von ben beim Unfall bei Zantoch Getöteten nachträglich weiterhin fest, gestellt: Fräulein Berta Schumacher, Berlin , Diakonissin: Klara Weiß köpf, Magdeburg : Fräulein Lisbeth Lüderslaitsche; Lokomotivführer Belau, Hohensalza ; Fräulein Minna Schmiedeke, Arnswalder Knabe Max Schmiedeke, Arnswaldc. Unter den noch. nicht festgestellten Toten befindet sich wahrscheinlich Fräulein Leonore Sarfert, Werdau : die Schwester Minna Brandt. Coburg . Die letzte nicht festgestellte, starkver» kohlte Leiche ist eine Militärperson, deren Name nicht ermittM werden, konnte,............