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Nr. 212. 35. Jahrg.

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Telegramm- Adresse:

Sozialdemokrat Berlin".

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

10 Pfennig

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernivrecher: Amt Morigplas, Str. 151 90-151 97.

Sonntag, den 4. August 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morinplag, Nr. 151 90-151 97.

Frontbewegung- Keine Kampfhandlungen.

Die Loslösung vom Feinde.

Berlin  , 3. August.  ( W. T. B.) Die gestern gemeldete Loslösung unserer Truppen wom Feinde bereitete diesem eine bolle Ueberraschung. Unsere Bewegungen verliefen völlig un­gestört vom Feinde, der mit größter Vorsicht und teilweise unter Entwidlung stärkerer Kräfte zu folgen wagte, wobei seine nach. rüdenden Kräfte in unserem wirksamen Maschinengewehr- und Abwehrfeuer beträchtliche Verluste erlitten.

Siegreiche Abwehrschlacht

auf Weizen!

Stahlsaat

( Telegramm unjeres riegsberichterstatters.) Westfront, 2. Auguft.

Die militärischen Ereignisse zwischen Aisne   und Marne   voll­ziehen sich weiter nach dem Diftat der deutschen   Führung. Die Eng­länder und Franzosen traten gestern mit teilweise neuen Kräften unter starkem Tank: und Fliegerschuß vor der Front der Armee v. Böhn zu neuen Großfämpfen an. An vielen Stellen wurden ihre Angriffe durch die deutschen   Maschinengewehrwellen zerschlagen. Bor der Front ciner unserer Mittelgruppen konnte eine eben frisch eingesetzte französische   Angriffsdivision durch bereits tagelang im Feuer stehende Verbände über unsere Front hinaus. zurädgeworfen werden. Wo wir nach rüdwärts midjen, lag stunden­langes Feuer auf unseren verlassenen Stellungen. Die Ziirger be: nbachteten an mehreren Stellen, wie der Feind seine zahlreichen Toten begrub.

Die am Freitag durchgeführten deutschen  Bewegungen

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Zögerndes Vorgehen des Feindes Kleinkämpfe. Berlin  , 3. August 1918, abends. Amtlich. Keine Kampfhandlungen.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 3. August 1918.( 2. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplag. Seeresgruppe Kronprinz Rupprecht Südwestlich von pern schlugen wir gestern früh einen flarken englischen Teilangriff ab. 3m übrigen beschränkte sich die Gefechtstätigkeit auf Erkundungen und zeitweilig auflebendes Artilleriefeuer.

Heeresgruppe   Deutscher   Kronpring.

Die großen Erfolge der Armee des Generalobersten v. Bochn in der Schlacht am 1. August trugen zu vollem Gelingen der gestern durchgeführten Bewegungen bei. Auf unserem alten Kampfgelände lag bis zum frühen Morgen, an einzelnen Stellen noch bis 11 Uhr vormittag Artilleriefeuer des Feindes. Seine Infanterie und Kavallerie- Abteilungen folgten nur zögernd und vorsichtig unseren langsam ausweichen­den Borfeldtruppen. Im Kleinkampf fügten wir dem Feinde beträchtliche Berlufte zu.

In der Champagne machten wir bei erfolgreichen Kämpfen nordwestlich von Souain   etwa hundert Gefangene.

Leutnant Ubet errang feinen 41., 42. und 43.. Leutnant Freiherr   v. Richthofen   seinen 31. und 32., Bizefeldwebel Thom feinen 26. Luftfeg. Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht. Wien  , 3. Auguft. Amtlich wird verlautbart: An der Benezianischen Gebirgsfront dauert die lebhaftere Gefechtstätigkeit an.

Am 31. v. Mts. hat im Südwesten einer unserer erfolg­reichsten Jagdflieger, Oberleutnant Frank Linke- Crawford   im Luftkampf den Heldentod gefunden.

In Albanien   haben wir auch beiderseits des oberen Devouli erneut Raum gewonnen. Der Chef des Generalstabes.

4. August.

Zum viertenmal wiederholt sich das Datum des vielge­feierten und vielgeschmähten Tages, an dem die sozialdemokra­tische Graftion im Deutschen   Reichstag   die ersten Kriegs­fredite bewilligte. Was jener Tag bedeutete, darüber ist in gelehrten Abhandlungen und leidenschaftlichen Reden, in be­geisterten Ergüssen, und wilden Anflagen so viel doziert und deklamiert worden, daß der flare Sinn der Entscheidung längst unter dem Trümmerhaufen der Polemik begraben liegt. Aber man muß sich nur an die Zeitumstände erinnern, um ihn wieder zu finden.

Die Sozialdemokratische Partei   hatte bis zum 4. August die auswärtige Politik der Regierung aufs schärfste bekämpft, am allerschärfsten in den Wochen, die dem Kriegsausbruch un­mittelbar vorangingen. Den regierenden Herren stand sie mit unverhohlenem Mißtrauen gegenüber. Die gewerkschaftlichen und politischen Kämpfe hatten sich von Jahr zu Jahr verschärft, so verschärft, daß auch die besonnensten Elemente der Arbeiter­bewegung an der Möglichkeit einer friedlichen Lösung zu zwei­feln begannen. Alle Wege einer ruhig geordneten Entwicklung schienen verbarrikaridiert, in der Luft lag Massenstreifstimmung.

Da fam, was die Sozialdemokratie vergeblich zu hindern versucht hatte: der Krieg, und die sozialdemokratische Frat­tion bewilligte die geforderten Kredite. Warum? Hatte fie über Nacht jegnen gelernt, was sie am Tage zuvor verflucht hatte? Uebernahm sie die Mitverantwortung für eine Politif, der unterlegen zu sein sie als eine Ratastrophe für sich und die Menschheit empfinden mußte? War ein plöbliches Ver­trauen in ihr erwacht zu denen, denen sie bis dahin aufs äußerste mißtraut hatte? Oder glaubte sie, daß alle Klassengegensäge für alle Zeit fortgewischt seien und daß Kapital und Arbeit fürder friedlich miteinander meiden würden wie Wolf und Lamm in der Prophezeiung des Jesaias?

Nichts von alledem! In dem Augenblick, in dem wir uns vor die ungeheure und nie erlebte Tatsache eines ausbrechenden Weltkrieges gestellt sahen, empfanden sie und wir alle nichts anderes als tiefe Sorge um das deutsche   Volk, das in den Kampf mit einem gewaltig überlegenen Gegner ein­trat. Hinter ihr traten alle Grinnerungen an die Vergangen­heit, alle anderen Gedanken an die Zukunft zurück. Nur eine Frage war lebendig in uns allen: Wie würde Deutschland   im Ringen gegen eine vielfache Uebermacht bestehen können?

Darum bekannten wir uns damals, wie heute noch, z ur Landesverteidigung. Und weil in solchen Fragen fein Wenn und Aber möglich ist, wählten wir die Klarste, unzwei­

Während der Fortgang der militärischen Ereignisse und der Ausgang der augenblicklichen spannungsvollen Bewegungen zu­bersichtlich abgewartet werden kann, steht schon heute feft, daß durch die Operationen der letzten Woche wieder ein reiches Stück franzö­fischer Erde der Vernichtung anheimgefallen ist. Der eilige französische   Rüdzug und der ebenso schnelle deutsche Vormarsch von Ende Mai ließen weite Strecken der Gegend zwischen Aisne   und Marne   faft unbeschädigt. Heute dagegen rollt die Seuer- und Zobeswalze zweier starker Heere langsam und schrittweise über Städte, Dörfer und Aecker dahin, die londwirtschaftlich zu den er­tragreichsten Nordfrankreichs gehören. Ich habe den nordöstlichen Zipfel der Ile de France  , in der die augenblicklichen Kämpfe bor   fich gehen, vor wenigen Tagen noch einmal durchquert. Someit das Auge von den Hügeln des start unebenen Landes reichte, dehn­ten sich Iückenlos gold gelbe fchnittreife Weizen= felder und prangende Obstfulturen aus. Im Gegensaz zu den industriereichen Nord- und den belgischen Grenzdepartements, wo der Ackerbau lediglich das Land selbst versorgt und nur der Zuckerrübenbau eine größere Rolle spielt, ist das Gebiet zwischen Aisne   und Marne   fruchtbarstes Weizenexports Ian d. Ueber dieses Weizenland wälzt fich feit vierzehn Tagen ein wenn wir nicht die tschecho- slowakischen Abteilungen des eng deutigste Form des Bekenntnisses, bewilligten wir die Striegs­Krieg, der die artilleristische Intensität des Stellungsfricgs mit dem fortwährenden Wechsel des Schauplages im Bewegungs- lischen Stabes vernichten." trieg vereinigt. Unter dem Sperrfeuer, den Brandbomben Das Räteorgan swestija" schreibt in einem Zeitartikel fredite. Die Fraktion hätte ja freilich auch sagen können: Die Das Räteorgan swestija" schreibt in einem Leitartikel Sredite bewilligen wir nicht, aus diesen und jenen ausgezeich und den Zanks sinkt ein Quadratkilometer berbies. über den Plan der anglo- französischen Bourgeoisie, die neten Gründen, aber Ihr dürft deswegen nicht glauben, daß jährigen Ernte nach dem anderen bahin. Täglich täterepublik durch den Vormarsch vom Norden, uns das Schicksal Deutschlands   im Kriege gleichgültig ist." Wen rüden neue Dörfer und Gutshöfe in die Feuerlinie der Vernichtung. Osten und Südosten zu erdrücken: Diesen teuf- hätte eine solche schielende Auskunft befriedigt? Dr. A. Aöfter, Kriegsberichterstatter. lischen Blan darf man nicht sich verwirklichen lassen. Alle Französischer Heeresbericht vom 2. August nachmittag 3. Kräfte der Republik   müssen auf eine Durchbrechung dieser Entscheidung. Niemand durfte im Zweifel darüber sein, daß Nein, die große geschichtliche Situation forderte eine ganze Im Laufe der Nacht machten die französischen   Truppen neue Fort. Sette gerichtet sein, mit der der anglo- französische Imperia- wir deutschen   Sozialdemokraten der deutschen   Minderzahl im lismus unsere Freiheit zu erdrücken bestrebt ist. Es gibt Kampfe gegen die russisch  - englisch  - französische Ueberzahl unsere feine wichtigere und weniger aufschiebbare Aufgabe für die volle Unterstützung leihen wollten. Was wir machen, machen fannte am 4. August 1914 den Ausgang des blutigen Spiels, ganz, oder wir machen es besser gar nicht! Reiner fann dem Schicksal in die Karten sehen, niemand niemand kennt ihn auch heute. Gesezt den Fall, es wäre damtals eingetreten, was durchaus nicht so unwahrscheinlich war, Deutsch­ land   wäre in einem unglücklichen Feldzug bis zur Ver. nichtung geschlagen worden wie hätten wir dann vor dem deutschen   Volke dagestanden, wenn wir nicht zuvor unsere Pflicht am Ganzen voll und in jeder Beziehung erfüllt hätten?

schritte nördlich der Marne  .

Amerikanischer Bericht vom 2. August abend 3. Gestern

nahmen unsere Truppen an der Ourcq- front nach harten

Stämpfen die Höhe 200 füdlich von Coulonges, ferner ein Gehölz östlich dieser Anhöhe. In der Frühe begann der Feind, in­dem er auf weitere Anstrengungen und Versuche, unseren Vor­marsch aufzuhalten, berzichtete, fich zurüdzuzichen, dichtauf ver­folgt von unseren Truppen. Unser Artilleriefeuer unterbrach seine Verbindung und zerstörte einen großen Teil Gerät. Unser Vor­marsch, welcher schon eine Tiefe von fünf Meilen erreicht, dauert an.

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Räterepublik."

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fammlungen zur Unterstützung der streifenden Eisenbahner Laut Bednota" finden in vielen Räteinftitutionen Geld­in der Ukraine   statt. Eine Sammlung unter den Angestellten Gegenrevolution ergab glänzende Resultate. der außerordentlichen Kommission zur Bekämpfung der

Miljukom hat Kiew   verlaffen.

Basel  , 3. August. Die Frankf. 3tg." meldet: Miljukow  hat Riem am 25. Juli verlassen.

Wie es dieser Tage hieß, soll die Abreise nicht freiwillig gewesen sein.

Urmia   in türkischer Hand.

tpir

Was damals galt, gilt aber auch noch heute! Es wäre pahr­Der englische Vormarsch in Nordrußland. haftig verfehlt, wenn man die Kreditverweigerung als eine Art Besetzung von Onega Beschiehung von Archangelsk. Rurus betrachten wollte, den man sich gestatten tann, weil Der Besehung von Tabris   und Dilman, deren Bedeutung für stehen konnten und wenn sie auf die Haltung mancher Politiker man ja ohnehin siegt. Wenn solche Auffassungen ent­Moskau, 1. August.  ( P. T. A.  ) Die Verteidigung von Archangelsk   wird von den Sowjettruppen sowohl das türkische Armenien   auch die ruffisch- türkischen Kämpfe erwiesen mehr Einfluß gewannen, als diese vielleicht selbst zugestehen vom Lande als auch vom Meere aus vorbereitet. Der Seeweg haben, folgt nun die Besetzung eines weiteren wichtigen Blazes wollen, so trägt die Rosigmalerei der Offiziellen daran ebenso­nach Archangelsk   ist mit Minen befät. Die Engländer dieses Gebietes. Der türkische Heeresbericht vom 2. Auguſt meldet: viel schuld wie das voreilige Sieg- und Eroberungsgeschrei der besesten die Stadt Onega   und die Ortschaft Tsche fu- In Nordwestperfien befreiten unsere Truppen die Gegend Nichtoffiziellen. Wenn uns täglich gesagt wird, daß die Feinde jewka am Onegaflusse, 15 Berst von der Stadt Onega   ent- von Urmia von armenisch- nestorianischen, in enger Berbindung mit heute schon am Boden liegen und daß wir morgen ihnen werden den Engländern stehenden Banden. Sicherungsabteilungen von uns nehmen können, was uns gefällt, dann fann man sich nicht Onega   liegt 200 erst südöstlich von Kem und haben die Stadt Urmia   besetzt. Urmia   liegt westlich des gleichnamigen großen Sees, wurde von innen her ohne weiteren Schaden einen ordentlichen Buff 150 Werft von Archangelst. Die Belegung Onegas bedeutet wundern, wenn die Meinung entsteht, Deutschland   könne auch einen großen Fortschritt des Vormarsches der Engländer auf gleich zu Beginn des Krieges mit Rußland   von den Türken besetzt, ertragen! Archangelsk. mußte dann aber wieder aufgegeben werden. Brawda" meldet, daß die Engländer von Kreuzern Die Neftorianer find Gebirgsstäntme, die ihre jeßigen Wohn­aus Archangelst beidhießen. Das Blatt bringt stätten feit undenklichen Zeiten halten. Als die Russen von Urmia  an der Spize folgenden Aufruf: Kanonen des englischen aus nach dem Wansee vordrangen, hat der uralte Türkenhaß der Rapitals beschießen das Archangelst der Sowjets. Sie werden Neftorianer ihnen die wichtige Hilfe vorzüglichster Schleichtweg auch die Arbeiterviertel von Moskau   zusammenschießen, I tenner verschafft.

fernt.

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Bon solchen llusionen ist das deutsche Bolf in den lebten Tagen zur Wirklichkeit zurückgeführt worden, und es erfennt den ungeheuren Ernst der Lage. Ihn verschleiern zu wollen, ist ein gutgemeintes, aber schädliches Beginnen. In dieser Beziehung fönnen wir wirklich auch von unseren Gegnern lernen nicht von den Franzosen  , wohl aber pon den Eng  -.