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Nr. 216-1918

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Das notleidende" Bayern .

Gegen Berallgemeinerungen und Uebertreibungen. Bou Josef Aman.

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er tvas erzählen. Heute erzählt er allerdings wenig von den landschaftlichen Reizen einer bereisten Gegend, desto mehr aber von den leiblichen Ge­nüssen, die ihm geboten wurden. Ohne Berallgemeinerungen und Uebertreibungen pflegt's dabei aber in der Regel nicht abzugeben. Wer dann solche Schilderungen hört oder liest, dem pflegt das Wasser im Munde zusammenzulaufen. Er beneidet die Bewohner dieser gesegneten Gegend und bedenkt nicht, daß auch dort nicht alles Gold ist, was glänzt.

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Donnerstag, 8. August

wandern und stundenlang vor den Bauernhäusern warten. In sehr schaftliche Forschung uns bis in die seelische Verfassung des Ver­vielen Fällen müssen sie mit leeren Milchfannen wieder nach Hause brechers hinein Auskunft, und der Erzähler ist berufen, diese gehen. Die Lebensmitteltontrolle ist auch innerhalb des Landes Forschung mit seinen besonderen Mitteln zu ergänzen. Wir wollen zwischen den Städten und den Landorten eine äußerst scharfe. Wer von ihm an einzelnen Fällen erfahren, wie das Leben sich in der mit gebamiterten Lebensmitteln erwischt wird, dem werden sie Seele des verbrecherisch handelnden Menschen abspielt. Durchaus ebenso rücksichtslos abgenommen, wie in Norddeutschland. und einzig um dieses eigentümlichen Lebens willen, laffen wir die Das notleidende" Bayern darf eben nicht mit den Augen des Verbrechergeschichte als ein nüzliches Werk zu. Großstädters angesehen werden, der mit gefülltem Geldbeutel durch Hier liegt das Merkmal der Grenze von Gut und Böse auf die ländlichen Gegenden Bayerns wandert. Für die Bewohner der diesem Gebiet der erzählenden Kunst. Wenn sie anderes geben will Städte, die nicht selbstversorger find, besteht tatsächlich eine schwere als eine menschliche Erklärung verbrecherischer Pläne und Taten, Notlage. Durch Schilderungen wie die in der Nr. 214 des Vor- so sinkt fie ins Dunkle und Schädliche ab. Wir haben also jene wärts" wird die Verbitterung unter diesen Kreisen nur noch mehr Verbrechergeschichten abzulehnen, die das Interesse des Lesers, der genährt. Sie können nicht dazu beitragen, das Verhältnis zwischen den Verbrecher miterlebt, in eine Lust an seinem Tun umwandelt. Nord- und Süddeutschland zu bessern. Wo diese Lust erregt wird, ist Schundliteratur, die selber als ein Wenu auch der Protest des bayerischen Ministers des Innern Verbrechen gebrandmarkt werden muß. Deshalb gehört in diese Wer von der Notlage" eines Landes schreiben will, der darf gegen die angebliche Bevorzugung Berlins in der Fleischversorgung Rubrik des literarisch wertlosen und des gesellschaftlich Ge­die Verhältnisse nicht aus der Beköstigung und den Preisen der durchaus unangebracht ist, so darf auf der anderen Seite eben auch fährlichen die romantische Räubergeschichte, die vor hundert Jahren Gastwirtschaften in ländlichen Gegenden beurteilen. Auch die nicht vergessen werden, daß für die minderbemittelten Bevölkerungs- ein großes Geschäft machte, indem sie die Mitwelt bei der Preise in den Gastwirtschaften der bayerischen Großstädte geben schichten in Bayern die Lebensmittelverhältnisse nichts weniger als Schwäche ihrer Empfindsamkeit zu nehmen wußte. Und deshalb tein zutreffendes Bild der Ernährung in den Einzelhaus glänzend find. Die Ernährungsart der bayerischen Bevölkerung ist gehört auch die heute graisierende Geschichte von Verbrechen, Ver­halten der Familien. Zu einem großen Teil sind die Gast- in den unteren Bevölkerungsklassen eine ganz andere wie die der brechern und Verbrecherjagden dazu, die mit teuflischer Gewissen­wirtschaften in den bayerischen Groß- und Mittelstädten nur des Norddeutschen. An Material zur Herstellung der üblichen Kartoffel- losigkeit die Schwäche der Lust am wild( qufgepeischten Nervenreiz megen so gut mit Lebensmitteln bersorgt, weil die minder- und Mehlspeisen fehlt's eben auch an allen Ecken und Enden. Fett ausbeutet. bemittelte Bevölkerung die vorhandenen ist fnapp, Mehl zu den Mehlspeisen ist nicht genügend da. Lebensmittel nicht laufen kann. Trotz der dem Fremden billig erscheinenden Preise sind sie für einen sehr großen Teil der einheimischen Bevölkerung noch zu teuer. Die Nahrungs­mittel sind wohl da, aber sie kommen der großen Masse der Be­bölferung nicht zu gute, sondern sie wandern zu einem erheblichen Teil in die Gastwirtschaften.

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Mit Verallgemeinerungen und lebertreibungen ist da nicht weiterzulommen. Es muß ruhig anerkannt werden, daß die große Masse der minderbemittelten Bevölkerung in Bayern genau so Not leidet wie die in Norddeutschland. Es ist nicht nötig, die Bayern , die über ungenügende Verpflegung lagen und schimpfen, zur Strafe auf acht Tage nach Berlin oder Hamburg zu verießen; ein großer Teil von ihnen spürt am eigenen Körper, was Not leiden heißt.

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In beiden Fällen sind die gesellschaftlichen Zustände die eigent­liche Uriache der geschäftlich ausgenugten Schwäche und wir werden das lebel nicht überwinden, solange gesellschaftliche Zustände die Empfänglichkeit für seine Gifte in der menschlichen Natur entwickeln. Aber wo die Gegenwehr gegen jene Zustände der Gesellschaft Boden hat, wächst auch die Möglichkeit, von diefen Giften wegzuführen. hier ist ein Bild, wo sich mit der Aussicht auf ein Ernten der Unter­schied der guten und der schlechten Verbrechergeschichte zur Empfin­dung bringen läßt und deshalb fügen wir der Borwärts Bibliothek einige Bände Verbrechergeschichten ein, die jeder scharfen Kritik standhalten können.

An solchen Geschichten fehlt es der ernsten Dichtung durchaus nicht. Der Verbrecher fann ein Mensch voll schwersten Schidial­ringens sein. Aus vielen Gründen fann er das sein. Im großen und im fleinen. Das eben reizte die stärksten Dichter, fich zu müthen, in die Welt seines Innern einzubringen und sein Tun zu begreifen. Sie berherrlichen nicht das Tun und sie verherrlichen Aller Aufwand dieser Darstellung dient immer nur dem einen, nicht den Täter, so start ihre Wahrheitskraft beides auch darstellt. die Natur der Gewalten zu entwirren und zu versinnlichen, die das Innere des Menschen, der zum Verbrecher wird, aufwühlen und

Die Schilderung, die Gerhard Lehn in der Nr. 214 des Vor­wärts" vom 6. August 1918 gibt, muß zudem schon geraume Zeit zurückliegen. Wer heute durch Bayern wandert, wird bestätigen, daß sie nicht mehr zutrifft. Für 1,50 m. gibt es nur in den aller­Nachschrift der Redaktion. Der Artikel von G. Lehn feltensten Fällen, vielleicht noch bei Privatpersonen, Nachtquartier. hat uns zahlreiche Zuschriften eingebracht, von denen wir eine In Gastwirtschaften kostet es in der Regel 2 M. und mehr. Weiß- abdrucken. Wir möchten, so beachtenswert die Ausführungen Amans brot ist überhaupt nicht zu sehen. Es ist wohl hier und da Kuchen sind, aber dazu bemerken, daß G. Leyn wesentlich nur die Wirts­zu haben, der aber auch nicht mehr aus reinem Beizenmehl ge- hauspreise beranzieht und sich mit der Ernährung der Arbeiter nicht backen ist. Wer Eier eſſen will, muß sie sich bei den Bauern müh- weiter beschäftigt. Seine Angaben über die Wirtshauszustände find fam zusammenkaufen, in den Gastwirtschaften bekommt er nur zutreffend und zeigen, daß diese Verhältnisse in Bayern un­äußerst selten welche. In der Regel loftet das Stüd 30 Pf. endlich besser sind als bei uns. Schinken ist auch hier und da zu haben, aber nicht für 1,80 m., In einer anderen Zuschrift wird hervorgehoben, daß in Bayern sondern für 3 M. und darüber. Milch gibt es in den Gastwirt- die Erfassung und Verteilung der Lebensmittel eine weitaus ergie­schaften nur zum Kaffee. Allerdings wird dabei der Kaffee nach verhindert wird. Das mag zutreffen. Aber daß deshalb das klein­bigere ist als in Preußen und so das Aufkommen der Bucherpreise Die Bewohner der mittleren und größeren Städte Bayerns liche, schitanöje, ja ungefebliche Verbot der Ausfuhr und die Kon­bekommen von den Herrlichkeiten, die es in Bayern geben soll, nur fistation von Bateten erforderlich ist, will uns nicht einleuchten. bestimmt aber auch Sie Wirkungen, die der Leser erlebt. Er funn Man verbiete aufs strengste den Auflauf von Lebensmitteln zu bonn etwas au toften, wenn ſie auf das land hamstern gehen Bucherpreisen, aber belästige nicht den Verwandten und Freund, fich dem Druck ihrer Fäden nicht entziehen, und deshalb kann von Tönnen. Das fönnen aber auch nur die Beſſergestellten. Die In- der ins hungernde Breußen von seinem Ueberfluß zu Marktpreisen diesen Verbrechergeschichten niemals für den Leser oder die Geſell­dustrie ist auch heute in Bayern noch nicht so entwickelt, daß fie der abgibt. Die bayerische Regierung hat durch dieses System, bei dem schaft eine Gefahr ausgehen, die zu erzeugen der auf Schwächen Bevölkerung ausreichende und lohnende Beschäftigung bieten kann. Der wuchernde Zwischenhandel immer noch weiter blüht, sich überall pelulierenden und Schwächen steigernden Sorte Verbrechergeſchichten Die große Maſſe der Bevölkerung lebt von der Hand in den Mund; verhaßt gemacht, auch bei den im Auslande" lebenden Bayern . ficher gelingt. Der Leser lernt vielmehr mit ruhigem Blid, wenn die Möglichkeit, Beschäftigung au finden, ist beispielsweise für Strieger- lleberdies bringt sie durch eine lächerlich bureaukratische Handhabung auch flopfenden Herzens, in graufe Abgründe des Lebens zu ſchauen, frauen nur äußerst gering. Die Tatsache, daß für wenig Geld von der Ausfuhrbewilligung Waren direkt zum Verderb. der minderbemittelten Bevölkerung Fleischmarten zu laufen sind, beweist, daß diese nicht einmal die rationierten Fleischmengen taufen tann.

Wunsch geweißt.

Durch die Schilderung der angeblich niedrigen Preise, au denen

seine Ausfuhrtore verschließt, ist ein Rückfall in Beiten, wie sie vor Daß überhaupt ein deutscher Bundesstaat gegen den andern dem Zollverein bestanden, und ein Hohn auf die deutsche Einheit.

man in Bayern leben kann, wird nur erreicht, daß die Gastwirt schaften die Preise immer höher schrauben und dadurch wird auch der einheimischen Bevölkerung die Lebenshaltung immer mehr ver­Können Verbrechergeschichten nühlich sein? teuert. Daraus entsteht dann die Berbitterung, die sich gegen die Der Stampf gegen die Schundliteratur hat die Gegenwart vor Fremden wendet. Sie wird noch vergrößert durch die Tatsache, daß dem Kriege ungemein ernst und lebhaft beschäftigt, und als dann Kriegsgewinnler, denen es auf den Preis nicht ankommt, zu jedem das blutige Ringen allen Stulturbestand in den Grundfesten er­Breis Lebensmittel zuſammentaufen. In dieser Beziehung unter- schütterte, zeigte sich schnell, daß gegen Schindliteratur mehr noch scheibet sich eben auch Bayern in nichts von Norddeutschland. als bisher Haz und Abwehr notwendig ist. Dieser Kampf, befohlen Mer das nötige Geld hat, fann hier tie dort auch von Vernunft und Menschlichkeit, will das Volk der Leser behüten, heute noch einen guten Tag leben. Er braucht vielleicht in Bayern an seiner Seele Schaden zu nehmen. Aber um ihn führen zu dafür etwas weniger auszugeben, die Schädigung der minder- tönnen, muß man Ilar sein über die Frage, wo das Gebiet der bemittelten Bevölkerung durch derartige Berfonen ist aber überall Shundliteratur anfängt und wo es aufhört. Wir stehen heute gleich groß. Auch der bayerische Arbeiter und Angestellte in. den nicht mehr auf dem Standpunkt, das entscheidende Merkmal tönnte Mittel- und Großstädten muß, wenn er sich neben den rationierten in der Art des Stoffes liegen, den eine Erzählung behandelt. Wir Lebensmitteln noch etwas beschaffen will, zum Hamstern" hinaus geben das Leben in allen Weiten, Höhen und Tiefen dem Erzähler aufs Land wandern und dort für die bayerischen Verhältnisse un- für seine Arbeit frei und lassen also auch die Geschichte von Ver­geheuer hohe Preise bezahlen. Ich habe in Bayern ebenso wie in brechen und Verbrechern ohne Bedenken gelten. Wir brauchen Norddeutschland lange Reihen von Wartenden vor den Verlaufs- ben ungebemmten Blick in die Welt und können also die un­stellen für Freibantfleisch stehen sehen, und mit anderen Lebens- beschränkte Freiheit des Erzäblers nicht entbehren. mitteln sieht's vielfach nicht anders aus. Milch ist selbst für sehr biele Städter ein erstrebenswertes Nahrungsmittel. Sie fönnen sie nur dann bekommen, wenn sie mit ihren Milchkannen aufs Land

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Lodz . Das gelobte Land.

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Ienten.

Das Gelvebe, das die so gerichtele Kunst des Dichters fertigt,

und das zerstört nicht, das fät Straft.

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Mit den vorstehenden Ausführenden Teitet Dr. Franz Diederich herausgibt. Der vorliegende erste Band enthält Michael Stohl­baas" von Kleist , Die Judenbuche von Droste- Hülshoff und Der Verbrecher aus verlorener Ehre" von Schiller nebst turzen Ein­Das Buch fann führungen in das Wesen dieser Erzählungen. für 2 M. und 20 Pf. Porto vom Verlage Buchhandlung Vorwärts, Berlin SW 68, oder durch jede Buchhandlung bezogen werden.

die Verbrechergeichichten" ein, die er in der Vorwärts- Bibliother

Notizen.

Im Potsdamer Naturtheater wird Mittwoch­abend, 8 Uhr, zum lebten Male die Versuntene Glode" gegeben; Glaube und Heimat" wird noch bis Sonnabend, 5 Uhr, gespielt. Sonnabend, 7% Uhr, zum erstenmal" Alt- Heidelberg".

Bühnenchronit. Nach nordischen Blättermeldungen hat sich der auch bei uns geschäßte schwedische Sänger John Forsell endgültig entschlossen, im Herbst von der Opernbühne Abschied zu nehmen.

Immer feste druff! Das Biel " Jahrbuch( Tätiger Geift") ist beim Neuen Geist- Verlag in Leipzig fonfisziert worden. Gründe unbekannt. In München mußte im Interesse des Burg­friedens" die Aufführung des satirischen Schwants" Der heilige Florian" verschoben werden.

Die heute herrschende Gesellschaftsordnung hat dem Verbrecher­tum eine organische Entfaltung gewährt. Ueber Ursachen und Wirkungen dieser mächtigen sozialen Erscheinung gibt die wissen. ich verloren. Vielleicht fangt ihr doch endlich mal zu| Lebens, der Arbeit und des Geldes himverfe. Wenn es sprechen an!"

Niemand fing an.

Mela quälten traurige Gedanken, sie blickte düfter auf Rosa und wischte sich fortwährend die feuchten Augen ab. ,, Du bist heute häßlich, Mela! Weinerliche Frauen sind nassen Regenschirmen ähnlich, ob man sie zumacht, oder auf­Sie traten in das beleuchtete Vorzimmer des Mendel- nacht- tröpfeln tun sie immer. Ich hasse Weibertränen, fohnschen Palais.

Roman von B. St. Reymont

Herr Endelmann da?" fragte Rosa den Lakai und warf ihm Hut und Umhang zu.

Im Jagdzimmer, läßt bitten, daß die gnädigen Herr­schaften rüberkommen."

entweder sind sie falsch oder dumm. Sie täuschen einen oder fließen beim geringsten Anlaß."

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Laß es, Bernhard, heute machen sogar deine Vergleiche teinen Eindruck." Laß ihn nur reden, das ist seine Spezialität." ,, Gehen wir also ins Jagdzimmer, da ist es auch wärmer Na, du siehst ja auch nicht besonders gut aus, Rosa. wie in meinem Boudoir, auch wärmer wie hier," sagte sie und Eine Miene machst du, als ob dich jemand im Vorzimmer führte ihre Gäste durch eine Reihe von Zimmern. Der Lakai fest umarmt und abgeküßt hätte, und als ob dieser süße Art leuchtete ihnen, mit einem sechsarmigen Kandelaber vorán- im besten Moment plöglich unterbrochen worden wäre..." schreitend.

Besonders geistreich bist du heut nicht." Will ich auch gar nicht sein."

Es war das Zimmer des jungen Stanislaw Mendelsohn und wurde Jagdzimmer genannt, weil ein großer Teppich Wozu redst du dann dummes Zeug!" aus Tigerfellen den Boden bedeckte, die Türen mit Tiger- ,, Deshalb red' ich, weil ihr alle einschlaft, weil du, fellen behängt waren, die Möbel aus Büffelhörnern ge- Wysocki, wie eine Talgkerze aussiehst, die auf einem Schabbes­schnigt und mit langhaarigen, hellgrauen Fellen belegt. An tisc) qualmt und Traurigkeit auf berückende Sulamitinnen der Band hing eine Waffensammlung, um den riefigen Stopf herabträufelt." eines Glenticres mit mächtigem, schaufelartigem Geweih gruppiert.

Eine ganze Stunde warte ich schon," sagte Bernhard, auf ohne sich zur Begrüßung der Eintretenden zu erheben; er faß unter dem Elentier und trant Tee.

Warum hast du uns nicht vom Theater abgeholt?" ,, Weil ich in solchen Blödsinn nie reingehe, du weißt es doch. Das ist gut genug für euch!" Er machte ein verächt­liches Geficht.

, Poseur!" flüsterte Rosa wegwerfend.

Sie versammelten sich um den kleinen Tisch, aber keiner hatte Lust zu sprechen.

Der Batai bot den Lee an.

Eine schwere und langweilige Stille herrschte im Raum, bloß die Zündhölzer krachten, mit denen Bernhard fortwährend seine Zigarette ansteckte, und ein dumpfer Schall von gegen­einanderprallenden Billardkugeln brang herein.

,, Wer spielt denn?"

,, Stanislaw mit Regler."

Hast du sie gesehen?"

Ich fühle mich halt nicht so wohl auf der Welt wie du." ..ast recht, ich fühle mich sehr wohl." Er lachte nervös und steckte sich gleichzeitig die Zigarette an.

Wieder eine Bose," rief Rosa, weil er sie ärgerte. Bernhard sprang auf, wie von einem Peitschenhieb ge­

troffen.

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Rosa, entweder du läßt mich reden, was ich will, oder du siehst mich nie mehr bei dir."

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Du regst dich auf, und ich wollte dich doch gar nicht beleidigen."

Wysocki sagte, würdest du ihm glauben, weil er nichts hat und hart arbeiten muß; wenn ich auf das alles spuce, dann posiere ich, meinst du; denn wie könnte auch' cin junges Mädchen begreifen, daß ich es ernst meine, ich, ein reicher Mensch, Aktionär der Fabrit Keßler und Endelmann'! Grad so sprichst du von Müller: Narr! Weil du bloß siehst, wie er bei dir Burzelbäume schlägt, Wize und Liebesabenteuer erzählt und lustig ist; aber in diesem närrischen Müller steckt noch ein anderer Müller, ein Mensch, der denkt, lernt, beob­achtet, kombiniert; freilich kommen weder er noch ich zu dir mit unseren Erkenntnissen, mit unserem inneren Jch, wir erzählen dir nicht, was uns quält, was an uns nagt und was uns entzückt, weil du das nicht brauchst; du langweilst dich und verlangst, daß wir dich unterhalten, wir werden denn also auch wirklich zu Narren für euch, weil es uns beliebt, eine Zeitlang Narren zu spielen und auf alle möglichen Arten Purzelbäume vor den gelangweilten Lodzer Gänsen zu schlagen! Ihr beguckt uns wie eine Ware im Kontor und schäßt uns danach ein, ob wir euch zu Gesichte stehen oder nicht. Uebrigens, mit Frauen vernünftig zu reden ist ebenso zwecklos, wie wenn man Wasser in ein Sieb schöpfte." ,, Wir sind vielleicht dumm, aber du bist furchtbar ein­

gebildet." Und wenn wir das nicht bemerken, was ihr uns vor werft, dann ist das deine Schuld, dann ist es cure Schuld, weil ihr uns wie Kinder behandelt," begann Mela.

Er ging zur Tür.. Wenn ihr auf mich böse seid, dann gehe ich, gut Nacht!"

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Bleib doch da, Bernhard, ich bitte dich!" rief Rosa, sich ihm in den Weg stellend.

Er blieb, ging aber in ein anderes Zimmer und setzte sich ans Klavier.

,, Deine Definitionen regen mich auf. Du nennst mich Erregt durch seine Worte, ging Rosa im Zimmer auf Poseur und kennst mich doch gar nicht. Was kannst du von und ab, Wysocki schwieg. Wie ein Summen flangen ihm mir wissen, von meinem Leben; was tönnen überhaupt junge Bernhards Worte in den Dhren, er blickte auf Mela, die den Mädchen wissen, die über den Bannkreis ihrer Kleiderforgen Kopf auf den Tisch gelehnt dumpf vor sich hinschaute. und die Langeweile der Jungfrauen noch nicht hinaus sind ,, Set' dich zu mir," sagte sie leise, seinen tarmen Blick was können sie vom Mann wissen! Nichts, absolut nichts, fühlend. außer wie er fich fleidet, was er für Haar und Augen hat, ,, Was hast du?" fragte er, über sie gebeugt. in wen er verliebt ist, ob er gut tanzt und so weiter; du So ein weicher Slang lag in der gedämpften Stimme, tennst höchstens meine Garderobe und willst mich als ganzen daß eine eigentümlich füße Freude in ihrer Seele entbrannte Menschen definieren. Du rufft mir zu: Poseur! Warum? und ihr Gesicht und Hände mit dunkler Glut übergoß.

Sie wurden mir rasch langweilig, und noch rascher habe Weil ich manchmal ein Parador über die Schalkheit des

Corts, folgt.)