die Irbeiterarmee öer Sowjetregierung. Dar Presselsiter der Sowjetregierung Axelrod, ein Vetter des die Bolschewiki heftig befehdenden Paul Axelrod, hält sich seit einigen Tagen in Berlin auf. Tem Berliner Kor- respondenten des„Neuen Wiener Journals". Tr. Egon Friedegg, erklärte er auf die Frage, ob es mit der Sowjetherrschast wirklich zu Ende gehe, folgendes:„Ich bin der festen Uebcrzeugung, daß die Sowjetregierung die nach st cn sechs Mo- nate� überdauern wird. Ich spreche nur deshalb von den nächsten sechs Monaten, weil Sie mir sagen, man glaube hier vielfach, daß unsere Herrschaft in den nächsten 14 Tagen werde gestürzt werden. Die Tschechoslowaken wären fii% uns eine Gefahr, wenn wir nicht die Kraft hätten, ihnen entgegen- zutreten. Diese Kräfte stehen uns aber zur Verfügung, und eS ist s i ch e r, d a ß w i r s i e a u s S i m b i r s k(an der Wolga ) und aus Samara hinaustreiben werde n." Die Tschechoslowaken werden nach Axelrod an Zahl und Bedeutung ungeheuer überschätzt.„Wir werden ihnen eine über- legene Macht entgegenstellen— überlegen nicht nur an Zahl der Gewehre, sondern vor allem Leute, die die Erkenntnis haben, daß sie die Tschechostowaken schlagen müssen. Ich verstehe darunter eine Arbeiterarmee, die militärisch völlig ausgebildet ist und von ftüheren Berufsoffizieren, von Mitgliedern des ehe- maligen Generalstabs geführt wird. Diese Offiziere stehen unter Kontrolle von Arbeiterkommissaren. Jeder ihrer Schritte wird beobachtet. In dieser Beziehung kann ich der deutschen Oeffentlichkeit etwas recht Beweiskräftiges erzählen. Oberst Murajew wollte jüngst eine solche Arbeiterarmee gegen die Sowjetregierung führen. Er hat seine Absicht mit dem Leben gebüßt, weil ihm seine Leute nicht glaubten, daß es mit uns so ziemlich vorbei sei. Solch ein Oberst hat nämlich seine Leute nur so lange hinter sich, wie er Ziele verfolgt, die die Leute be- greifen. Diese Arbeiterarmeen bestehen eben nicht aus Puppen, nicht aus bequemen Werkzeugen, sondern aus denkenden, ja polttisch reifen Männern. Dabei war Oberst Murajew, den seine Leute erschossen, nicht irgendein Reaktionär, sondern ein strammes Mitglied der linken Sozialrevolutionäre. Er hatte einmal der Zarenregierung als Offizier gedient und brachte es in der alten russischen Armee bis zum Oberst." Auch die Ernährungs frage beurteilt Axelrod, den Nachrichten entgegen, sehr optimistisch. Er meinte, sie liege nicht so gefährlich, wie man in Westeuropa denke. Im übrigen ginge Groß-Rußland jetzt einer glänzenden Ernte entgegen. In den wenigen Großstädten, die es in Rußland gibt, sind die Läden voller Waren. Allerdings seien die Preise dieser Waren sehr hoch. Die Lage im Dongebiet. Kiew , 6. August. Die Zeitungen melden, daß die große Gc- setzgebende Versammlung des Donschen Kosaken Heeres am lä. August in Nowotscherkask zusammentritt. Im Kubangebiet hat General Toniken die Bolschewiki auf den engen Raum zwischen Taman, Jkarettnoar und Tuabse zusammengedrängt. Von größeren Orten ist nur noch Noworasfisk in den Händen der Bolschewiki. Tic bolschewistischen Truppen sind völlig demoralisiert/ Im T a g a n r o g e r Kreis, der bis zur endgültigen Snt- scheidung über die Zugehörigkeit zum Dongebiet oder zur Ukraine als neutrales Gebiet g'lt, ist vom deutschen Oberkommando eine Re- gicamgskommission ernannt worden, bestehend au» erfahrenen Be» ernten und Vertretern von Hauptberufen au» Itadt und Land. Da» Organ der sozialdemokratischen Partei in Nikolajew verurteilt aus» schärfite die Anwendung von solchen Formen poli» tischen Kampfe», wie e» die Ermordung Feldmarschalls von Eich. Horn war. Kiew , 2. August. Laut„Kiewskaja Mv»l" hat die Donreg-e- rung alle für deutsch« Staat»angehörige während de» Krieges geschaffenen Beschränkungen aufgehoben. Die Zeitungen melden, daß die Kosaken im Norddongebict einen wichtigen Erfolg erzielt haben durch Vesebung der Bahnlinie von Zarizin nach Norden. Zattzin ist dadurch vom Norden ab- geschnitten., Wladikawka» wird belagert und sein Schicksal ist seit Auf- gech« der Station Beslan entschieden. die Teilnahme üer vereinigten Staaten am Rohftofftrieg. Di«.Time»' meldet aus den Vereinigten Staaten , daß Lloyd George » Einladung zur Teilnahme am Rohstoffkrieg Anklang ge- künden hqbe und die öffentliche Meinung in dem ausschließlichen Rohstoffmonopol«ine mächtige Waffe sehe. Doch seien die Ver» einigten Staaten zu einem bedingungslosen Anschluß an die Ent« ichließungen der Pariser Weltwirtschaftskonserenz nicht bereit und ständen aus dem Boden der von Wilson vorgezeichneten Politik. Danach seien die Aufhebung oller wirtschaftlichen Schranken und die Gewährung gleicher Handelsbedingungen eine der wichtigsten Friedensbürgschoften. In seiner letzten Botschaft an den Kon- preß fügte Wilson diesem Programm allerdings die ein- schränkende Klausel hinzu, daß Deutchlaud unmög- lich zum freien Wirtschaftsverkehr zugelassen werden könne, wenn es weiterhin unter einer ehrgeizigen und intriganten Regierung bleibe, die den Weltfrieden stör«. Der ukraknisthe Cisenbahnerstreik. Kiew , Z. August. Der Eisenbahnerstreik geht zu Ende. Auf den meisten Strecken ist der Verkehr bereits fast normal. Die Zahl der Arbeitswilligen wächst ständig. In eini. gen Tagen ist die volle Wiederherstellung des Verkehrs zü ev. warten Die Wiederaufnahme erfolgt zu den alten Bedingungen. Somit kann der Streik als mißlungen angesehen werden. Die gewünschte Aufbesserung der wirtschaftlichen Lage kann nur all- mählich erfolgen, da der Streik sowohl den Staat wie die Eisen- bahn finanziell schwer geschädigt hat. Kiew , 6. August. Der Kurierzugverkchr zwischen Kiew und Holoby ist wieder aufgenommen worden. Dratianu in /lnklagezustanö. Bukarest , S. August. Aus Jassy wird amtl'ch gemeldet: Die rumänische Kammer hat gestern die Debatte über den Bericht der parlamentarischen UntersuchungSkommission, laut dem der ehemalige Ministerpräsident Bratianu und vier Minister seines Kabinetts in Anklagezustand versetzt werden sollen, eröffnet. Für die Anklage haben gesprochen die Abgeordneten Miteseu. Antonescu , Belu und Porseno. Trotz vorgerückter Stunde schritt die Kammer zur Abstim- mung, die gesetzmäßig für jeden angeklagten Minister gesondert erfolgen muß. Die Verse tz'ung BratianuS in den An- klagezmlstand wurde einstimmig mit 10S Stianmen angenommen. Die Abstimmung über die vier anderen Mi. trister soll heute vorgenommen werdem.
Der parlamentarische Untersuchungsausschuß für die Anklage gegen die frühere Regierung Bratianu hatte der Kammer einen gedruckten Bc r i ch t vorgelegt, der den angeklagten Ministern, dem König, dem Senat und dem Kcffsationshof zur Kenntnis gebracht wurde. Nach der Beratung und Beschluß- fassung der Kammer soll ein elfgliedriger Untersuchungsausschuß mit richterlicher Gewalt gewählt werden, der die angeklagten Mi. nister vorladen und nötigenfalls zwangsweise vorführen wird. Der Untersuchungsausschuß hat folgende zwei neue Anklagcpunkte hin- zugefügt: Die Regierung Bratianu unterließ es in be- wüßter Absicht und gegen den ausdrücklichen Wortlaut des Gesetze?, den Ausschuß der Generalinspektoren cinzu- berufen, um dessen Gutachten über den Kriegsplan und die Opportunität de? Eintritts in d'en Krieg entgegenzunehmen. Diese Unterlassung erfolgte, weil, wie festgestellt wurde, die Mehrheit der Generalinspektoren im Hinblick auf die mangelhafte militärische Vorbereitung gegen den Eintritt in den Krieg war. So erklärt cS sich, daß einige Korpskommandantcn bis zum Vortage des Krieges weder die ibnen unterstellte Truppe, noch auch den OperationSplan und das künftige Operationsgebiet kannten. Diesen Kvmman- danten wurde sogar die Erlaubnis verweigert, vorher ihr neues Kommando zu besichtigen und das Gelände kennen zu lernen. Der zweite neue Anklagepunkt betrifft die e im w a n d f r e i f e st� e- stellte Entwendung und teilweise Vernichtung'wichtiger Nr- künden aus verschiedenen Ministerien. UeberdieS wurden zahlreiche schwere Uebertretungen gegen das gemeine Recht aufgedeckt.
Marschall Zoch. Pari», 7. August. (HavaS.) Der Ministerrat hat Fach die Würde eines Marschalls von Frankreich verliehen und P etain mit der Militännedaille ausgezeichnet. Die Würde eines Marschalls von Frankreich wurde während des Krieges, nachdem sie jahrzehntslang außer Gebrauch gekommen war, Ende 1916 durch Erteilung an den kaltgestellten Joffre erst- malS wieder aufgefrischt. « Französischer Heeresbericht vom S. August nachmittag«. Nördlich von Montdidier drangen französiche Truppen bis zur A v r e vor, wo sie zwischen Brache» und M o r i z e l daS Ufer besetzten. Ein deutscher Handstreich südöstlich Montdidier mißlang vollständig. Gefangene blieben in den Händen der Franzosen . An der VcSl e front hielten die Franzosen Stützpunkte an mehreren Stellen de» NorduserS trotz Versuche der Deutschen , sie zurück- zuschlagen. An der übrigen Front nichts Neues.— Abends. Außer Ariillerietätigkeit östlich von S o i s s o n S und an der V e S l e ist von der ganzen Front nichts zu berichten. Englischer Heeresbericht vom 7. August nachmittags. Ein beule früh unternommener englischer Gegenangriff südwestlich von Horlnncourt gewann alles wichtige gestern verlorene Ge- lande zurück und ergab eine Anzahl Gefangene. Wir schoben unsere Linie eine kurze Strecke wert auf beiden Seit�r des C I a v e n c e- flusses vor und machten einige Gefangene.
Der Lustschiffangriff auf England. London , ö. August. Amtlicher britischer Bericht. Fünf Luft- schiffe versuchten in der Nacht vom 5. August die Küste zu über- fliegen: sie wurden auf der See von Luftstreitkräften angegriffen. Eine« stürzte 40 Meilen von der Küste brennend ab, ein zwesteS wurde beschädigt. London , S. August. sAmtlich.) Feindliche Luftschiffe näherten sich der oftenglischen Küste am ö. August um S Uhr 30 Minuten abends, drangen aber nicht tief ins Inland vor. » Der von dem Angriff nicht zurückgekehrte Fregattenkapitän S t r a s s e r hat mehrere der großen Lustschiffcmgriffe gegen Eng- land geführt und es ist ihm, auch nachdem die feindlichen Abwehr- mittel allmählich immer weiter verbessert und verstärkt worden waren, stets gelungen, die unter seiner Leitung ausfahrenden Ge- schwader vollzählig in ihre Heimathäsen zurückzubringen. Bcson- der? bemerkenswert waren in dieser Hinsicht die Angriffe vom l4. März 1918 und vom 14. April 1918, deren letzter B'rmingham, Nottingham , Sheffield , LeedS , Hull und Grimsby galt, Städte, die wegen ihrer kriegswichtigen Industrieanlagen außerordentlich stark durch Fliegerabwehrkanonen geschützt waren, von den deutschen Luft- schiffen aber ohne Beschädigung posstert wurden.
Der Krieg in Nlazeüonien. Sofia , 6. August. Bericht über die militärischen Unterneh» mungen wäbrend ocS Monats Juli 1918 auf der mazedonischen Front. Während des vergangenen Monats war die Kampstätig- kett aus-beiden Seiten im allgemeinen mätzig. Zeitweise war das Artillerie- und Minenfeuer an gewissen Punkten der Front hefti- ger, während die Jrffanterieunternehmurigen auf beißen Seiten sich auf örtlicke Angriffe beschränkten, welche hauptsächlich zum Zweck der Erkundung auf verschiedenen Abschnitten ausgeführt wurden. Tie Unternehmungen entwickelten sich im allgemeinen in folgender Weise: Westlich des Ochrida-SeeS unternahm der Gegner in Per. bindung mit den Unternehmungen in Albanien mehrere nutz- lose Angriffe gegen unsere Stellungen südwestlich dcr Skumbi- quellen. Unsere Jnsantcriceinheiten hielten nicht nur ihre Stellun- gen. sondern machten auch mehreremale erfolgreiche Angriffe gegen feindliche Gräben, aus welchen sie verschiedenes Kriegsmaterial einbrachten. In dcr Gegend von Bitolig verstärkte sich auf beiden Seiten das Artilleriefeuer von Zeit zu Zeit. Mehrere feindliche Sturmangriffe wurden zurückgeschlagen. Unsere Stoßtrupps machten französiscke Gefangene. Im Ezcrnabogen und in der Ge- gend von M o g l e n a machte der Feind mehrere heftigere Fencr- angriffe. Auf beiden Seiten der östlichen Czprna mißlangen wiederholte Versuche der Italiener, Franzosen, Griechen und Ter- bcn, mit verstärkten Jnfanterieabteilungen in unsere Gräben ein- zubringen durch unsere Abwehr. �Dagegen drangen unsere In- fanterietruppcn an verschiedenen Stellen in feindliche Stellungen ein und brachten italienische und serbische Gefangene zurück. Aus beiden Seiten des Wardar war die Tätigkeit der Infanterie und Artillerie ziemlich lebhaft. Unsere Batterien schössen zahlreiche feindliche Munitivnsdepots in Brand. Feindliche Stoßtrupp? ver- suchten mehreremale, sich unserer Sicherungslinie südlich H u m a und östlich des Wardar zu nähern, wurden aber durch Feuer zurückgetrieben. Unsere Angriffstr�tzpen drangen an mehre. ren Stellen in feindliche Gräben ein und machten nach einem Kampf Mann gegen Mann, welcher dem Feinde bedeutende Per- luste kostete, griechische und französische Gefangene. Von dem Doiransee bis zur Strumamündung war die Kampftätigkeit mäßig. Sie war besonders durch Erkundungsvorstöße auf das Vorgeländc gekennzeichnet, in dercm Verlauf wir Gefangene machten, welche den Neuangekommenen königlich griechischen Divisionen angehörten. Die Luftiätigkeit war ans beiden Seiten ziemlich lebhaft. Feindliche Flugzeuge warfen ohne Ergebnis Brandbomben auf be- stellte Felder, welche ganz nahe hinter unser», Linien gelegen sind. Sie griffen mehrere Wale unverteidigte Oertlichieiten binter unserer Front an und warfen 22 Bomben auf unser sichtbar gekenn- zeichnete« Militärlazarett bei Petvitsch. Im Laufe dieser Unter- nehmungen verlor der Gegner 8 Flugzeug« und einen Fesselballon.
Deutsches U-Boot an der virginischen Küste. Washington, ö. August.(Reuter.) Ein deutsches U-Boot versenkte 100Mei- len von der Käste von Virginien einen amerikarrischenTan!- d a m p s e r. 30 Ueberlebende wurden gelandet. Angespülte Minen. Im Juli wurden an der niederlän- dri s ch e n Küste 149 Minen angespült, von denen 138 eng- lischen und II deutschen Ursprungs sind. Seit Ausbruch des Krie- ge? wurden 8047 Minen angespült, wovon 4190 englischen, 80 fran- zösischen, 351 deutschen, der Rest unbekannten Ursprungs sind. Da? ukrainische Militär politisch rechtlos. Durch ein vom Heim an bestätigtes Gesetz wird den ukrainischen Militär» Personen die Ausübung des aktiven Wahlrechts zu gesetzgebenden und sonstigen öffentlichen Körperschaften, die Angehörigkeit zu irgendwelchen Verbänden, Gesellschaften, Komitees, Organisationen politischen Charakters, die Teilnahme an politischen Manifestationen und Demonstrationen untersagt. Versenkung eines brasilianische« Dampfer». Madrid . 6. August. fReutcr.) Aus Corcubivn wird gemeldet, daß de- Kapitän und 17 Mann des von einem U-Boot torpedierten brasi- lianischen Dampfers M a c c i o(früher deutscher Dampfer Santa Anna ) gelandet wurden. Zwei Flöße mit 44 Mann werden ver- mißt.
Rojlckes Kampf für Wucherfreiheit. Der Vorsitzende des Bundes der Landwirte, Dr. Rösicke, setzt seinen Komps für Durchbrechung des Rcttionierungs- systems, d. h. für Zulassung der agrarischen Wucherfreibeit un» entwegt fort, trotz der entschiedenen Ablehnung, die fein im Reichstag gestellter Antrag gefunden hat. In einem Artikel „Rationierung plus Freihandel" verficht er von neuem den Vorschlag, nur einen Teil der notwendigen Lebensmittel zu rationieren, den Rest aber dem freien Handel zu überlassen. Eine Auseinandersetzung mit Rösicke ist eigentlich zwecklos, weil er an den Haupteinwänden, die gegen seinen Vorschlag erhoben worden sind, schweigend vorübergeht. Er sagt unS auch jetzt nicht, woher noch Sicherstellung des notwendigen Be- darfs der Bevölkerung noch Ueherschüsse an Kortoffeln, Ge- treibe usw. kommen sollen, während in den bisherigen.Kriegs-- jähren die vorhandenen Mengen nicht einmal ausreichten, um die wahrlich nicht zu üppigen Rationen das ganze Jahr über aufrecht zu erhalten. Wohin der freie Handel im Kriege führt, zeigt eine Nach- richt des„B. T." aus Livland . Dort ist der freie Handel mit Brat wieder zugelassen worden. Infolgedessen kostet i n Dorpat ein Pfund Brot zwei Mark achtz ig, i n Rcval ein Pfund zwei bis zwei Mark dreißig. Die Berliner Wochenmenge an Brot, die hier unter dem Ra- tionierungssystem achtzig P f e n n i g kostet, stellt sich irr Livland bei freiem Handel ans zirka z e h n M a r k. So sieht die Beglückung aus, die uns Dr. Rösicke zugedacht hat!
Die künstige Reichseinkommensteuer. Den vereinten Bemühungen der bundesstaatlichen Fi» nanzminister ist es dieses Mal noch gelungen, im Haushalts- ausschuß des Reichstages einen Antrag zu Falle zu bringen, der auf die Einführung einer Rcichseinkommen- st euer hinzielte. Man war sich aber auch in den Kreisen der Finanzminister sicher darüber klar, daß in diesem Falle aufgeschobeir nicht als aufgehoben gilt, und daß man bei dem steigenden Finanzbedarf des Reiches um die Reichs-Ein- kommensteuer nicht herumkommen wird. Diesen Gedanken bringt auch der Oberregierungsrat v. G r o n o w in einem Artikel zum Ausdruck, den er in der„Post" veröffentlicht. Er möchte aber, wenn die Reichseinkommensteuer verwirklicht wird, dem Reiche m L g I i ch st w e n i g und den Bundesstaaten möglichst viel geben. Er führt deshalb aus: „Es wird eine R«chSeinkcmrmensteu«r eingeführt mit einem Steuertarif, der etwa die dreifachen Sätze des preußischen Tarifs enthält, als gesamte direkte Einkommenbesteuerung mit Ausschluß von irgendwelchen Zuschlägen dazu für die Bundes- staaten»der anderen Korporationen des öffentlichen Rechts. Von dem Ertrag erhält das Reich etwa IS Proz., wogegen die übrigen 85 Proz. den Bundesstaaten zufallen, die dann über die Ver» wendupg ihrerseits selbständig gesetzlich verfügen. Politisch wird bSdeutsam, daß einmal in dem Veranlagung»- und Erhebung»- Solk einheitlich der Betrag gezeigt wird, der durch die direkte Besteuerung der Einkommen erzielt wird, so daß die verhält- niSmäßige Belastung der Einkommen in«inen zutreffenden Ver- gleich gerückt wird zu den Belastungen durch Zölle und indirekti! Steuern, weiter, daß im Deutschen Reiche die jetzt noch bestehen- den Unterschiede im Eiukvmmentbegviff und dem Veranlagung»- vorfahren beseitigt werden. Unterschiede, die«yrderS olS auf dem Wege der Reichsqesetzgobung kaum vollständig zur. Einheit würden geführt werden.können. Di« Rechte der Bundesstaaten auf die etwa 85 Proz. der Reichseinkommensteuer könnten dann weiter noch besonders gefestet werden etwa durch Einführung einer Dreiviertelmehrheitim Bundesrat, die zu einer Abänderung dieser Verhältniszahlen oder auch de» Tarifs notwendig wäre." �. Das Reich kann natürlich auf einen solchen Vorschlag nicht eingehen. Bei dem gesteigerten Finanzbedars des Reiches be- deuten 13 Proz. eigentlich gar nichts. Schließlich sind auch die Einzelstaaten verpflichtet, den alleniallsigen Mehrbedarf des Reiches durch Mätrikularbefiräge zu decken, so daß es eigentlich wenig Sinn hat, das Reich an direkten Einnahmen so überaus knapp holten zu wollen. Aber das ist schließlich eine Frage von untergeordneter Bedeutung, die Hauptsache ist die, daß die ReichSeinkommensteuer endlich einmal kommt.
Das Avancement des Grasten GenerolstabS. Zu der Nachrrcht, daß dem Großen Generalstab der Rang einer Zentralbehörde ver- liehen worden ist, verbreitet die„N. A. Z." einen längeren Kom- mentar, der in den Sätzen gipfelt:„Mit dem Maß de» Ein- flüsscs des GencralstabeS bat dagegen die ganze Frage über- h a u p t n r ch t S z u tun: dieser Einfluß ergibt sich zwanglos aus den Aufgaben, die dem Generalstab gestellt sind, und wird durch den höheren oder niedrigeren Rang unter Reichs- und Staats- behörden nicht vermehrt oder vermindert." Zur Koblenverforgung BapernS wird uns von zuständiger Seite nochmals mitgeteilt, daß sie Gegenstand einer brsonderen planmäßi- gen Arbeit sei und daß kein Grund zu der Befürchtung bestehe, es sei auf diesem Gebiet eine Abschließung d:r Bundesstaaten gegen- einander geplant.. �_
Lette Nackrichten. Die Staatenbildung in Assen. Amsterdam . 7. August. Tic„Times" meldet out Dimla. daß der Bericht über die Bildung einer Republik, bestehend au» Türke st au, Bekhara, KhiUa und dem tranSkaspifchc» Gebiete nicht mit den Tatsache» in Uebereinstimmung fei, da die politische Konstellation Mittelasiens noch ein Chaos darstellt vnd stetigem Wechsel unterworfen sei.