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Nr. 21735.Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Raubmord in der Linienstraße. Ein Raubmord wurde gestern mittag in der Linienstraße 63 entdeckt. Hier wurde die 59 Jahre alte ledige Schankwirtin Wil­helmine Messerschmidt mit durchschnittenem Halse tot aufgefunden. Der Inhalt einer Kassette ist geraubt. Die Er­mordete betrieb ihre Wirtschaft seit Oktober 1916 fast ganz allein, nur unterstützt von einer Aufwärterin, die jeden Tag auf kurze Zeit kam. Zu den Gästen gehörten viel Gesindel, Zuhälter und dergleichen. Am Mittwoch morgen um Uhr kam Fräulein Messerschmidt zu der Hausverwalterin und fragte nach den Zeitungen, die sie nicht erhalten hatte. Seitdem wurde sie nicht mehr gesehen. Gestern fand man an dem Fenster zu der Eingangstür, das mit einem roten Zettel beklebt war, noch einen anderen Zettel mit der Aufschrift: Heute geschlossen. Das war das erstemal, daß nicht geöffnet war. Um die Mittagszeit erschien die Auf­wärterin, und als wieder nicht geöffnet wurde, öffnete man und fand die Wirtin tot auf. Die Tür an der Straße war von innen, oben und unten, verriegelt, die Tür am Hinterflur nicht ver­schlossen, sondern nur eingeklinkt. Die Tote lag in dem größeren

Schankraum mit dem Gesicht auf den Fußboden in einer großen Blutlache. Auf Benachrichtigung erschien alsbald die Mordkom­mission. Diese stellte fest, daß die Wirtin durch einen 4-5 Zenti­meter tiefen Schnitt in die Kehle getötet worden war. Unter der Beiche lagen die Echlüssel zur Hintertür, ein spikes Küchenmesser und ein Tischmesser. Diese Messer sind aber anscheinend nicht zur Ausführung der Tat benutzt worden. In dem Schlafraum sah es aus, als ob die Ermordete noch mit dem Mörder gesessen hätte. Auf dem Tisch stand eine gewaltsam geöffnete leere Kassette, in der die Ermordete einen größeren Geldbetrag aufbewahrt haben soll. Die Behältnisse im Schlafraum waren erbrochen und durch­wühlt. Ob die Wirtin schon hier überfallen und dann nach vorn

Freitag, 9. August 1918

Nachdem die Milchversorgung immer standalöser wird, ist auch der Dank für ihre Sparsamteit in Form einer Maßnahme zuteil die Fettstelle Groß- Berlin etwas mutiger geworden, indem sie den wurde, die man allerdings kaum anders als geradezu wider sinnig be­obigen Protest verbreitet. Ihre zahlreichen und dringenden Ein- zeichnen kann. Die Gasgesellschaft hatte nämlich festgestellt, daß die gaben bei den Zentralbehörden sind dort spurlos vorübergegangen alte Dame zu wenig Gas verbrauchte und strafte sie mit völliger so daß anzunehmen ist, diesen Stellen ist die Erhaltung der Groß- Gasentziehung, indem sie den Gasometer einfach abnehmen ließ. Berliner Kinder ziemlich gleichgültig. Im Gegenteil, anstatt daß Also spare, damit du nicht Strafgelder bezahlen mußt, die du dieser Zustand beseitigt wird, kommen immer größere Mengen von dir dann noch einer neueren Entscheidung eventuell wieder ein­Milch in ſaurem und schlechtem Zustande in Groß- Berliu an. Wir flagen tannst. Spore aber nicht zuviel, sonst lohnt es sich nicht, für erwarten nun von der Fettstelle Groß- Berlins , daß sie nicht ebenso dich einen Gasometer aufzustellen und derselbe wird dir wieder ab­säumig wie die Reichsbehörden die Milchversorgung behandelt, geholt. Also bemühe dich trampfhaft, dem Sprichwort: Wie man's sondern sich bemüht, selbst sofort Einrichtungen auf dem Lande macht, macht man's verkehrt!" ein Schnippchen zu schlagen. zu schaffen, die geeignet sind, diese Kalamität zu beseitigen. Irgend­welche Rücksichten auf die ihre Pflicht gröblich vernachläffigenden Milchagrarier können doch wohl kaum eine Rolle spielen.

Hammelmassenverkäufe und fleischlose Wochen. Man schreibt uns: In den Groß- Berliner Vororten hat der Verkauf von Hammeln und Lämmern einen außerordentlich großen Umfang angenommen. Nicht nur die Gemeindeverwaltungen, son­dern auch private Händler bieten Hunderte und Tausende von Schafen zum Verkauf an und fast jeden Tag kann man eine An­

Ein Volk- ein Wille zum Sieg! Darum trage jeder seinen Teil bei zur Stärkung der Heimatfront durch Abgabe entbehrlicher Anzüge für die Landwirtschaft und kriegs­wichtigen Betriebe.

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Zwei tödliche Straßenunfälle ereigneten sich Mittwoch im Laufe des Nachmittags. Der 7 Jahre alte Sohn Helmut des Arbeiters Kraag aus der Landsberger Allee 157 geriet in der Frankfurter Allee an der Ecke der Königsberger Straße, als er den Damm gingen ihm über den Kopf und der Knabe wurde so schwer verlegt, überschreiten wollte, unter einen Militärkraftwagen. Die Räder daß er auf der Stelle starb. Maiche aus der Sorauer Straße 30 wurde beim Pflastern in der Der 56 Jahre alte Arbeiter Karl Rosenthaler Straße von einem Straßenbahnwagen angefahren und unter einen Rollwagen geichleudert. Der Berunglückte wurde von

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diesem überfahren und schwer verlegt nach Hause gebracht. Dort starb er schon nach furzer Zeit.

Die Ferienspiele, wie sie seit 1906 hier mit großem Erfolg ein­geführt worden sind, wurden auch in diesem Sommer unter nach­stehender Beteiligung eingerichtet, haben aber in der letzten Zeit leider unter der ungünstigen Witterung sehr gelitten. Größere Aus­flüge und weitere Spaziergänge fonnten nicht unternommen werden. Einige find total berregnet. Der Rüdgang ist angesichts der starken Steigerung dem täglichen Regen zuzuschreiben. Wenn trozdem die Zahl der an den Spielen teilnehmenden Kinder größer ist als früher, so ist dies ein Beweis für die Notwendigkeit der Einrichtung, die fich immer mehr einbürgert. Waren es anfänglich nur gegen 185000 Kinder, die an den Spielen auf den Außenplägen sich beteiligten,

geschleppt wurde, wo sie den tödlichen Schnitt erhielt, ließ sich noc zeige lesen, daß wieder ein größerer Transport Schafe" eingetroffen fo find es jetzt weit über 300 000. Auf den Innenplägen war die

nicht feststellen.

Nach Aufnahme des Befundes wurde die Leiche nach dem Schauhaus gebracht. Die Kriminalpolizei leitete sofort die Er­mittelungen nach dem Mörder ein, der unter den Gästen zu suchen ist. Eine Belohnung von 3000 M. wurde für die Personen aus­gesezt, die zweddienliche zur Ermittlung des Täters führende An­gaben machen können. Die Ermordete scheint sehr sparsam gelebt zu haben. Sie unterhielt einen regen Verkehr mit einem Bank­hause. Wieviel die Kassette enthalten hat, weiß man noch nicht.

auch erhalteft.

Groß- Berlin

Kriegsgetraut.

Erst hatten sie eigentlich den Schluß des Krieges ab­warten wollen, ehe sie heirateten. Aber seine Länge machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. So oft er auch auf Urlaub gewesen und sie die Möglichkeiten eines baldigen Friedens in Betracht gezogen hatten, immer wieder waren ihre Hoffnungen zu nichte geworden. Nun wollten sie nicht länger warten. Er hatte Heimatsurlaub beantragt und ihn Zwischen zwei blutigen Offensiven war er gekommen. Die Kriegstrauung brauchte ja nicht langer Vorbereitungen. Ihr Hochzeitskleid war schon im ersten Kriegsjahre fertig ge­wesen. Ein paar Trauzeugen waren bald gefunden. So hatten sie denn den Bund fürs Leben geschlossen. Nun waren sie Mann und Frau. Sich ein behagliches Nest einzurichten, daran konnten sie vorläufig noch nicht denken. Seine Urlaubstage waren ja gezählt. Und sie sollte bis zum Friedensschlusse bei den Eltern bleiben und ihrer gewohnten Beschäftigung weiter nachgehen. Man mußte sich in die Verhältnisse schicken.

so groß.

Das nächste Volkskonzert des Philharmonischen Dr. hefters findet heute in der Philharmonie, Bernburger Str. 22/23, statt. Beginn des Konzerts 8 Uhr. Die im Vorverkauf nicht unter­gebrachten Starten werden abends an der Kaffe verkauft. Der Ein­trittspreis beträgt 30 Bf., Staffeneröffnung 7 Uhr.

und Willi

jeder, der über ein Stück Garten oder eine Wiese oder auch nur sei. Selbst in den halbstädtischen Landhausvororten hat wohl fast über die Möglichkeit verfügt, sein Lämmlein auf" grüner Aue" zu weiden, sich einen oder gar ein paar Hammel zugelegt. In anderen Vororten haben sich die glüdlichen Hammelbesizer zu Weide­genossenschaften zusammengetan, die einen eigenen Hirten befolden. Diese an fich erfreuliche Erscheinung liefert den Beweis, daß im Lichtspiele. Heute gelangt im Tauenbien- Balaft altas Lande jedenfalls große Mengen von Schafen vorhanden sind, deren Belöbnis zur Uraufführung. Die Hauptrolle spielt Lya Mara ; ferner das Zucht durch die hohen Wollpreise angeregt worden ist und die jetzt Lustspiel So'n Luderchen". Im Admirals palast spiest Afte Nielsen zum Weiterfüttern abgegeben werden. Von den Landräten und Sm Lebenswirbel". neuerdings auch vom Kriegsernährungsamt ist darauf aufmerksam gemacht worden, daß für die Schlachtung solcher Hammel Sportpark Treptow den Großen Sommerpreis. Es ist ein ,, Großer Sommerpreis". Der fommende Sonntag bringt im und Lämmer die allgemeinen Bestimmungen über aus- Rennen über 100 Kilometer, welches in drei Läufen von 20, 30 und schlachtungen gelten, und daß das hausgeschlachtete Hammelfleisch auf einen Teil der Fleischmarken angerechnet wird. 50 Stilometer ausgefahren wird. Auf der Startliste stehen Artur Diese reiche Hammelversorgung der ländlichen und Vorort- Stellbrint. Gustav Jante, Otto Pawke gemeinden steht nun aber in einem auffälligen Gegensatz zu der Appellhans. Das Programm wird vervollständigt durch sonstigen Fleischknappheit oder doch wenigstens zu den zugunsten Fliegerrenmen der Treptower Flieger. Die Rennen beginnen um ihren Ausdruck in den fleischlosen Wochen finden, die uns bevor­der Milchversorgung angeordneten Sparsamkeitsmaßnahmen, die stehen. Wenn so viel Schafe im Lande vorhanden sind, daß Weißensee. Lebensmittel. Es entfallen auf die Abschnitte 50 schäßungsweise Hunderttausende von ihnen an einen Teil der Be- und 51 der allgemeinen Lebensmittelfarte zusammen 300 Gramm völkerung abgegeben werden können, jo liegt es nahe die Frage Nährmittel. Zur Verfügung stehen Graupen und Teigwaren, aufzuwerfen, warum dieser Hammelreichtum nicht der allgemeinen deren Entnahme von heute ab erfolgen tann. Sie muß in dem Fleischversorgung für die ganze Bevölkerung nubbar gemacht wird. Geschäfte stattfinden, in dem der Inhaber der Lebensmittelfarte zum Es hätte sich vielleicht auf diese Weise eine Linderung der fleisch- Bezuge von Mährmitteln angemeldet ist. Anspruch auf eine be­trotzdem beizubehalten für gut befindet, eine noch größere Schonung brauchern nicht erhoben werden. losen Wochen oder, wenn man diese für die Spätsommermonate stimmte Art der vorbezeichneten Nährmittel kann von den Ver­unseres Rindvichbestandes erreichen lassen. Es wäre wünschens­wert, wenn auf diese Frage eine ausreichende amtliche Erklärung erfolgte, da die Hammelmassenverkäufe in dem überwiegenden Teil der Bevölkerung, der eben nicht glücklicher Garten- und Wiesen­befizer ist, angesichts der Fleischknappheit nicht gerade erhebende Gefühle erstehen lassen.

Hamsterjagd.

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4 Uhr.

Friedrichsfelde . Nährmittel für Kinder und Kranke. Von Montag, den 12. August ab tommen in den Bäckereien Dewersdorf, Seidel, Meyer in Friedrichsfelde , und Bertram, Schmalftieg, Ardelt, Schröter in Karlshorst Nährmittel für Kinder und Kranke zur Aus­gabe. Es stehen zur Verfügung Kindergerstenmehl, Malzertrakt und ganz geringe Mengen Nährzucker und Malzsuppenextrakt. Die beiden leztgenannten Präparate sollen auf Wunsch in erster Linie Große Erregung entstand am Sonntag unter den Fahrgästen den Kindern im 1. Lebensjahre vorbehalten bleiben. Bezugsberech des von Beelig- Stadt um 49 Uhr abend in der Richtung tigt find jämtliche Kinder bis zum 4. Lebensjahre, also folche, für So tamen sie vom Standesamt. Verträumt hing fie ebenfalls mit einer Hamster jagd zusammenhing. Wildpark abgehenden Buges infolge eines Vorganges, der offenbar die Milchkarten über 1 beat. 34 Liter ausgegeben sind, sowie sämt­Ein Gendarmliche Stranke, die Milch auf Grund eines ärztlichen Attestes erhalten, ihrem Feldgrauen am Arme. Die Trauzeugen, die es eilig hielt eine mit Handtasche und siste beladene Frau feft, wies ihr ohne Rücksicht auf die Menge. Die Entnahme hat gegen Abgabe hatten, hatten sich bereits von ihnen verabschiedet. Mit einer einen Platz am Bahnhofsgebäude an, wo sie auf ihn warten sollte, der linken Hälfte des Milchkartenmittelstückes zu erfolgen. Auf zärtlichen Innigkeit hatte sie sich an ihn geschmiegt. Sinnend und machte sich weiter auf die Suche, an dem Zug entlang schreitend. jeden Empfangsberechtigten entfällt 1 Pfund. Die Verkaufspreise alitten ihre Augen bald auf sein jugendliches, gebräuntes der zur Abfahrt bereit stand. Die Frau, die aus Wustermart find auf den einzelnen Packungen angegeben. Antlig, bald auf den schmalen Goldreif ihrer rechten Hand. war und mit diesem legten Zug noch mitkommen wollte, raffte Viele Worte wechselten sie nicht. Jedes war mit seinen plöglich ihre Habe an sich, sprang auf den nächsten Wagen zu und Mariendorf . Kartoffelausgabe. Für die laufende Woche dürfen Gedanken beschäftigt. Um fie summte der Alltag mit seinem gelangte binein in dem Augenblick, wo der Zug sich in Bewegung zunächst nut auf die Doppelabschnitte 32 a, b, c, d der Kartoffel­wogenden Lärm. Die Auslagen der Schaufenster vermochten stürmte hinterher und konnte sich gerade noch auf das Trittbrett Kartoffeln es zuläßt, werden auf die weiteren Abschnitte 32 e, f, g jezte. Der Gendarmi aber, jung, flint und start, wie er war, farte 4 Pfund Kartoffeln entnommen werden. Falls die Zufuhr an ihre Blicke nicht abzulenken. Die Furchtbarkeit der Gegen- eines Wagens schwingen. Ein Zurück gab es nicht mehr, denn der weitere 3 Pfund ausgegeben. Die Ausgabe erfolgt durch hiesige wart und die Angst vor der Zukunft nahmen die Sinne 3ug war jest bereits in voller Fahrt, daher zwängte sich der Ver- Landwirte; die Adressen derselben erfahren die Bezugsberechtigten beider ganz gefangen. So schritten sie in das gemeinsame folger des Flüchtlings einstweilen in das nächste Abteil und fuhr durch die amtlichen Bekanntmachungen und durch den Händler, bei Leben hinein: nicht wie es sonst junge Eheleute tun, mit mit. Auf der Haltestelle Lienewig ging er dann ans welchem sie in die Kundenliste eingetragen sind. Bezugsberechtigte, lachenden Augen und hoffenden Herzen, sondern ernst und Wert, fand auch bald die entschlüpfte Frau und versuchte, sich ihrer die für die Abschnitte 32 e, f, g feine Kartoffeln beziehen können, befangen, umhaucht von der Schwere der Zeit, umwittert von zu bemächtigen. Dabei tam es in dem nach üblicher Art über- erhalten als Eriaz je 100 Gramm Hülsenfrüchte vom zuständigen der Härte des Schicksals, das in bangen Rätseln vor ihnen füllen Abteil zu einem stürmischen Auftritt, den die Zuschauer mit Kartoffelhändler. Der Preis für 100 Gramm beträgt 15 Pf. Die lag. Ader fest und gleichgestimmt war ihr Schritt, gefaßt erregten Rufen begleiteten. Geben Sie mir doch meinen Mann Ausgabe der Hülsenfrüchte beginnt am Freitag, den 9. Auguſt 1918. wieder, wenn ich mir nicht für meine Kinder was zu und selbstbewußt ihr ganzes Wesen. Und die Sommersonne eisen holen foll!" schrie die Frau, woraus man schließen darf, wohner leere Seisten und Abfallholz zu verkaufen. Der Verkauf Verkauf von Abfallholz. Die Gemeinde hat an hiesige Ein­sprühte um die beiden.. daß sie Kriegerfrau oder gar schon Kriegerwitte ist. Sie müsse, findet statt morgen von 1-3 Uhr nachmittage, in der Turnhalle Noch immer keine bessere Milchversorgung. beteuerte fie, noch heute in Wustermart eintreffen, wo ihre Kinder des Gymnasiums, Eingang von der Rathausstraße. Die hiesige auf sie warteten. Der Gendarm soll ihr schließlich, wie uns auf Lebensmittelfarte ist auf Verlangen als Ausweis vorzuzeigen. Das Nachrichtenamt schreibt: Jn der Bevölkerung ist anscheinend bestimmteste versichert wird. Handfesseln angelegt haben. Hand­die Meinung entstanden, als ob gleichzeitig mit der Anmeldung des fesseln gegen eine der Hamsterei verdächtige Frau!? In Liene­Vollmilchbezugs für September auch schon das Entsäuerungsver- tit fonnte der Zug nicht solange halten, bis der Gendarm fertig fahren in Wirksamkeit tritt. Diese Auffassung ist irrig. Die Entwurde. Erst auf der nächsten Haltestelle Caputh wurde die Frau säuerung der Milch kann erst erfolgen, wenn auf Grund der dies­hinausgebracht und abgeführt. maligen, in veränderter Form stattfindenden Anmeldung die Verteilung die kleinen Lebensmittelbamster? Wenn doch der Kampf Sind sie nicht ein eigenartiges Zeitbild diese Jagden auf tatsächlich durchgeführt wird. Zurzeit muß das bisher geübte Ver- gegen die großen Lebensmittelschieber ebenso erfolg teilungsverfahren beibehalten werden. Im übrigen ist sich die Fett reich betrieben würde! Das würde viel mehr zur Erfassung der stelle Groß- Berlin sehr wohl bewußt, daß diese Maßnahmen nur Ware beitragen als die fortgefegten Schifanierungen der fleinen Behelismaßnahmen sind, und daß es in erster Linie darauf an- Leute, welche doch nur auf das Land hinausziehen, weil die Reichs­tommt, eine gute Behandlung der Milch auf dem Lande zu er- behörden nicht ihre Pflicht tun. Es wird heute auch von diesen wirken. Sie hat es nach dieser Richtung an zahlreichen und Stellen ganz offen zugegeben, daß die rationierten Waren zur dringenden Vorstellungen dauernden Ernährung der Bevölkerung nicht ausreichen. Es bleibt bei den Zentralbehörden nicht fehlen lassen. Wenn trozdem die Milch in immer größerem wie noch Ware zu beschaffen. Tut er das aber, dann kommt der also weiter nichts übrig, als daß der einzelne versucht, fich irgend Umfange in jaurem und schlechtem Zustande in Groß- Berlin ein- preußische Gendarm und nimmt ihm die Ware ab. Und wenn dann trifft, so bleibt ihr nichts anderes übrig, als für eine Verteilung der Hamster etwa noch nicht dieie berühmte Lebensmittelfürsorge der Milch zu sorgen, durch die wenigstens die kleinen Kinder in begriffen hat und remonstriert, danu wird ihm mit Handschellen ihrem Milchbezug sichergestellt werden. Daß dies durch die bisher Gesezeslogit beigebracht. Eine famose Erziehungsmethode. den Kleinhändlern erteilten Anweisungen, vorweg den fleinen Kindern füße Milch zu geben, nicht erreichbar ist, haben die bis­herigen Erfahrungen mit aller Deutlichkeit gezeigt. Die Fettstelle Giner alleinstehenden alten Dame in Steglitz hatte der Haus­trägt daher lediglich den praktischen Verhältnissen Rechnung, wenn wirt auf ihre Bitte infolge der herrschenden Petroleumfnappheit sie das bisherige System aufgibt. Die Karteninhaber dürfen sich noch während des Krieges Gas in die Wohnung legen lassen. Die jedenfalls nur in denjenigen Geschäften zum Milchbezug anmelden, Mieterin war über diese Errungenschaft außerordentlich erfreut, be­die durch das aushängende Plakat nachweisen, daß sie zur An- fleißigte sich jedoch aus vaterländischen und finanziellen Rücksichten nahme der in den Händen der Bezugsberechtigten befindlichen größter Sparsamkeit im Gasverbrauch, indem sie sehr früh zu Bett Startenart berechtigt sind. ging. Wie erstaunt war nun aber die alte Dame, als ihr vor furzem

Wegen Gasersparnis

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bestraft.

Nowawes . Lebensmittel. Bei den Kleinhändlern werden aus­

gegeben als Ersatz für fehlende Kartoffeln gleichzeitig mit dem be­reits abgegebenen Kartenabschnitt 50 der Lebensmittelkarte: 250 Gramm Hülsenfrüchte zum Preise von 32 Bf. Täglich findet in der tauf von Frühgemüse statt. Verkaufsstelle in der Turnhalle in der Scharnhorststraße der Ver­

Gerichtszeitung.

Schimmels Bad- Auszug.

Was alles in der Herenküche des Kriegs- Ersatzmittelchemifers tum gekauft wird, zeigte wieder einmal eine Verhandlung, welche zusammengebraut und auch tatsächlich von dem gutgläubigen Publi­gestern das Schöffengericht Berlin- Mitte unter Vorsitz des Amts­gerichtsrats Berlin beschäftigte. Wegen Nahrungsmittelvergehens bzw. Verkaufs von Ersatzmitteln unter einer zur Täuschung geeig neten Bezeichnung war der Kaufmann Josef Friedländer aus Schöneberg angeklagt. Von der Firma Ernst Schimmel u. Co., deren Inhaber der Angeklagte ist, war unter der Bezeichnung Schimmels Bad- Auszug" ein Präparat in den Handel gebracht worden, welches nach dem Reklameaufdruck zur Herstellung des feinsten Frühstückgebäcks" dienen sollte. Die Anwendung des Wortes Auszug", welches unwillkürlich jeden an ein Auszugsmehl denken ließ, führte dazu, daß dieser" Back- Auszug" zu vielen Tages das Nahrungsmitteluntersuchungsamt einschritt und den Hunderttausenden gekauft wurde, bis eines schönen weiteren Handel mit derartigen Sachen untersagen ließ. Nach dem Gutachten des Gah. Regierungsrates Prof. Dr. Judenad bestand

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