Nr. 218. 35. Jahrg.
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Sonnabend, den 10. August 1918.
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Fortgang der feindlichen Offenfive.
Der englische Vorstoß an der Somme. Englischer Teilangriff südlich der Lys
Zu dem englischen Offensivstoß zwischen Ancre und Avre und die dadurch geschaffene strategische Lage schreibt anschließend an den letzten deutschen Generalstabsbericht die Neue Preuß, Korrespondenz":
Schon die vor einigen Tagen von unserer Heeresleitung vorgenommene Frontverlegung auf dem Südflügel der Heeresgruppe Kronprinz Ruprecht bereitete auf einen bevorstehenden Angriff der Engländer auf diesem Abschnitt vor. Wenn der Gegner trotzdem einen gewissen Anfangserfolg erzielte, so durfte das in der Hauptsache darauf zurückzuführen sein, daß er von dem dich= ten Nebel, der im Augenblick des Angriffs herrschte, begünstigt wurde. Daß sich die Unsichtigkeit des Wetters wiederholt in diesem Kriege als vorteilhaftec Faktor zur Verschleierung von Angriffsoperationen erwiesen hat, ist eine Erfahrung, die sich übrigens seinerzeit auch bei unserer letzten Frühjahrsoffensive bestätigte. Unter dieser Ungunst des Wetters mußte unsere Fliege caufklärung start leiden, und da es der Feind unterließ, dem Infanterieangriff die übliche Artilleriewirkung vorauszuschicken, er sich vielmehr auf das Vorschicken starker Tankgeschwader beschränkte, so waren die Bedingungen gegeben, um eine Ueberraschung unserer ersten Linien möglich zu machen. Die Tantgeschwader, die teilweise bis in un= sere Artillerieſtellungen eindrangen, vermochten so der feindlichen Infanterie eine Gasse zu bahnen, was um so leichter geschah, als man es in der gegenwärtigen Phase des Bewegungsfrieges nicht mit jenen überaus starken Befestigungen zu tun hat, die im Stellungskriege die Front zu einem nahezu unüberwindlichen Hindernis gestalten.
Daß troß dieser hier geschilderten Umstände dem Gegner nur ein örtlicher Erfolg beschieden war, dessen Bedeutung im übrigen nicht verkleinert werden soll, ist ein erfreuliches Zeichen für die Widerstandsfähigkeit unserer Truppen wie für die rasche Anpassung unserer Führung an die neue Situation. Der Erfolg unserer Gegenmaßnahmen war daher derart, daß eine strategische Ausnuhung der vom Feinde erzielten Fortschritte rechtzeitig unterbunden werden konnte. Nördlich der Somme darf der feindliche Angriff von vornherein als gescheitert gelten. Da, wo der Feind in unsere Stellungen eingedrungen war, wurde er sofort im Gegenstoß geworfen. Kritischer entwickelte sich die Kampflage südlich der Somme, wo der Feind größeren Raumgewinn und auch eine gewisse Beute an Gefangenen und Geschüßen zu betzeichnen hatte. Liefer als 10 Kilometer vermochte aber auch hier nicht der Gegner einzubringen. Durch unsere sofort eingreifenden Reserven wurde die Lage wieder hergestellt. Trotzdem scheinen die Kämpfe noch nicht zum Abschluß gekommen zu sein, da die sadartige Bertiefung, die der Gegner zwischen Somme und Avre in die deutsche Front hineingedrückt hat, ihm taum gestatten wird, auf halbem Wege stehen zu bleiben, wenn er nicht riskieren will, seinen Anfangserfolg durch die deut schen Gegenmaßnahmen zunichte gemacht zu sehen.
Französischer Heeresbericht vom 8. August abends. Der von unseven Truppen in Verbindung mit englischen Truppen morgens füdlich von Amiens unternommene Angriff wird unter günftigen Bedingungen fortgesetzt. Die bekannten Einzelheiten sind in englischen Heeresbericht verzeichnet.
Die
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abgewiesen. Die englische Offensive zwischen Somme und Avre an der Linie Morcourt Harbonnières- Cair- Fresnoy- Contoire zum Stehen gebracht. Deutsche Einbuße an Gefangenen und Geschützen. 30 feindliche Flugzenge abgeschossen. Heftigster Artilleriekampf
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an der italienischen Front.
Berlin , 9. August 1918, abends. Amtlich. Zwischen Somme und Avre sett der Feind seine Angriffe fort.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 9. August 1918.(.. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Zwischen Vier und Ancre lebhafte nächtliche Artillerietätigfeit. Südwestlich von Opern und südlich der Lys folgten stärkstem Feuer feindliche Teilangriffe, die abgewiesen wurden.
Zwischen Ancre und Avre griff der Feind gestern mit starken Kräften an. Durch dichten Nebel begünstigt brang er mit seinen Panzerwagen in unsere Infanterie- und Artillerielinien ein. Nördlich der Somme warfen wir den Feind im Gegenstoß aus unseren Stellungen zurück. Zwischen Somme nud Avre brachten unsere Gegenangriffe den feindlichen Ansturm dicht östlich der Linie Morcourt- Harbonnières- Cair- Fresnoy- Contoire zum Stehen. Wir haben Einbuße an Gefangenen und Geschüßen erlitten. Durch Gefangene, die wir machten, wurden Engländer mit australischen und fanadischen Hilfskorps sowie Franzosen festgestellt.
Ueber dem Schlachtfelde schoffen wir 30 feindliche Flugzeuge ab. Leutnant Löwenhardt errang seinen 49., 50. und 51., Leutnant Udet seinen 45., 46. und 47., Leutnant Freiherr v. Richthofen feinen 33., 34. und 35., Leutnant Kroll seinen 31. und 32., Oberleutuant Billit seinen 29., Leutnant Koennete feinen 23., 24. und 25. und Leutnant Auffarth seinen 20. Luftfieg.
Heeresgruppe Deutscher Kronprins.
In einzelnen Abschnitten an der Besle lebte die Artillerietätigkeit auf. Erfolgreiche Teiltämpfe beiderseits von Braisne und in der Champagne nordwestlich von Souain .
Der Erfte Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Der österreichische Bericht. Wien , 9. Auguft. Amtlich wird verlautbart: An der italienischen Front erreichte der allgemeine Artillerietampf im Raume der sieben Gemeinden besondere Stärke. In Albanien ist die Gefechtstätigkeit abgeflant.
Der Chef des Generalstabes.
Noch immer keine Paßerteilung!
Schon der Weg ist verdächtig.
Ein kritischer Punkt.
Wer will bestreiten, daß das deutsche Volf im ersten Monat des fünften Kriegsjahres schwere Sorgen zu tragen hat? Weder im Often, wo eine weitere Steigerung der unabsehbaren Wirren zu erwarten sind, noch im Westen werden die glänzenden Verheißungen derer bestätigt, die das Volk wie ein ahnungsVersicherung:„ Es steht alles ausgezeichnet." loses Kind durch den Krieg führen wollten mit der stereotypen
Das Volf aber weiß genau, daß es in einem vieljährigen Krieg gegen eine Weltfoalition nicht immer ausgezeichnet stehen fann. Und so richtig das Wort ist: Mut verloren, alles verloren", so bedeutet es doch eine starke Unterschätzung des deut schen Bolfes, wenn man von ihm meint, es würde Wehr und Waffen aus der Hand fallen lassen, wenn man ihm erlaubte, den Tatsachen offen ins Gesicht zu sehen. Bir meinen im Gegenteil, das Bewußtsein der ungeheuren Gefahr, in der es schwebt, würde in unserem Volfe moralische Kräfte auslösen, deren Rückgang seit dem 4. August 1914 man mit Recht beklagt. Hin und wieder mag es auch hier zu Lande wirkliche Defaitisten geben, d. H. Leute, die sich sagen, alles sei egal, wenn nur der Krieg zu Ende gehe. Wäre es aber erlaubt, solche Meinungen zu vertreten, so würde sich sehr bald zeigen, daß sie in breiten Massen feinen Boden finden können. Die furchtbaren Erfahrungen Rußlands lehren, daß der Frieden um jeden Preis eben auch kein Frieden ist, und daß ein friegführen. des Bolt, so entsetzlich auch die Leiden des Krieges sind, immer noch besser dastehen kann als eines, das sich dem Frieden zuliebe willenlos dem Machtspruch seiner Gegner gebeugt hat. Belcher Deutsche beneidet Rußland , welcher strebt seinem Beispiel nach?
Es ist hier stets gesagt worden, daß Deutschland seine letzte Kraft zusammenreißen muß, unt zu einem Frieden der Verständigung zu gelangen, um den Krieg als Verteidigungsfrieg erfolgreich zu Ende zu bringen, und daß darüber hinausschießende Biele, gleichgültig, wie man grundsätzlich zu ihnen steht, über die Kraft gehen. Von der anderen Seite ist das stets als Flau- und Miesmacherei und als halber oder ganzer Landesverrat hingestellt worden, obwohl sich klar genug herausgestellt hat, daß es nichts weiter als eine Feststellung von Tatsachen war.
Entgegen allen Prophezeiungen verfügen die Gegner auch heute noch über genügenden Schiffsraum, nicht nur um ihre Bebölfrung wirtschaftlich schlecht und recht aufrechtzuerhalten, sondern auch um ein amerikanisches Millionenheer über den Ozean zu bringen. Auf der anderen Seite hat der Ostfrieden, so wie er sich entwickelt hat lauter Kriegssaaupläße" würde Generaloberst Kirchbash sagen, nicht die erwartete Entlastung gebracht und nicht das erhoffte Uebergewicht im Westen herbeigeführt. Würde es schaden, wenn dem deutschen Volfe einmal die Konsequenzen, die sich aus einer solchen Lage ergeben fönnten, ettvas grell vor Augen gestellt würden? Wir sind fest davon überzeugt, das Gegenteil würde der Fall sein! Vor dem bloßen Bilde solcher Möglichkeiten würde der Wille, es nicht zu ihnen kommen zu lassen, Riesenkräfte gewinnen, und das feindliche Ausland würde sich noch einmal, diesmal entscheidend, überzeugen lassen, daß das deutsche Volf, wenn es die Größe der ihm drohenden Gefahr klár vor Augen sieht, unüberwindlich ist.
Die Lockung mit dem Machtfrieden hat das Volf entzweit, die Kräfte der Verteidigung geschädigt, die Erkenntnis notwendiger Verteidigung eint das Volk und verzehnfacht seine Kräfte. Wer sollte da noch ernstlich daran zweifeln fönnen, welchen Weg die deutsche Politik einzuschlagen hat?
Ja, wer könnte gegen eine solche Politik sein? Doch nur. London , 9. Auguft.( Neuter.) Der Arbeiterverband meldet: diejenigen, deren politische Fehler damit aufgedeckt, deren irreDie Regierung erklärte es für nicht ratsam, an die Vertreter der führende Prophezeiungen preisgegeben würden. Und die wehren nationalen Arbeiterausschüsse Pässe zu verabfolgen, um in die fich dagegen aufs äußerste. Auf dem Wege eines leicht verständSchweiz zu gehen, und dort mit Troelstra und anderen zu- lichen seelischen Vorgangs mögen sie zu der subjektiven Uebersammenzutreffen, weil diese letteren ihren Weg durch feind zengung gelangt sein, fie fämpften, indem sie solchen Widerstand liche Länder genommen hätten. leisten, für Deutschland . In Wirklichkeit kämpfen sie nur für sich selbst.
Englischer Heeresbericht vom 8. August abends. Operationen, die in der Frühe an der Front bei Amiens von den Franzosen unter General Rawlinson begonnen wurden, schreiten erfolgreich fort. Die Zusammenziehung von Truppen wurde während der Nacht unbemerkt vom Feinde vervollständigt. Französische, kanadische, australische und englische Divisionen, unterstützt Durch eine große Anzahl Tanks, griffen die Deutschen auf Front von über zwanzig Meilen von der Avre bei Braches bis nahe bei Morlancourt im Sturm an. Der Feind wurde überrascht, die Verbündeten drangen überall schnell vorwärts und die ersten Ziele wurden auf der ganzen Angriffsfront zu früher Stunde erreicht. Der Vormarsch der Infanterie dauerte während des morgens stetig an, unterstützt durch britische Kavallerie, leichte Panzerund Motvorwagen, Maschinengewehre und Batterien. Der WiderDer Standpunkt der Ententeregierungen in der Frage der stand der Deutschen wurde an gewissen Buntten nach hartem Paßerteilung ist also unverändert der gleich ablehnende geblieben. Da sie sich aber nun einmal auf einer berhängnissollen Kampfe überwunden. Zahlreiche Gefangene wurden gemacht Wenn den englischen Arbeitervertretern eine Zusammenkunft Bahn befinden, können sie auch aus der Lehre der legten und Geschüße erbeutet. Die Franzosen griffen mit großer Tapfer- mit Genossen Troelstra schon deswegen verboten wird, weil dieser Za ge nur verhängnisvolle Schlüsse zichen. Das Berliner Leit an, überschritten die Abre und nahmen, ungeachtet des Wider seinen Weg durch feindliche Ränder genommen habe, so heißt Sauptorgan der Andeutschen, die Deutsche Zeitung", nennt standes, die feindlichen Verteidigungsstellungen. Nördlich der Somme wurde der größere Teil der Ziele vor Mittag genommen; das, das Mißtrauen auf einen Gipfel treiben, auf dem es fast die Ereignisse zwischen Somme und Avre die erste„ ern ste aber bei Chipilly und süblich von Morlancourt leisteten feindliche lächerlich wirkt. Trotzdem muß die Sache als sehr ernst be- chlappe" dieses Kriegs, sie sagt, daß den Feinden eine Abteilungen längeren Widerstand, so daß an beiden Oertlichkeiten trachtet werden, da sie Zeugnis von dem unverminderten Ueberraschung gelungen sei, durch die unfere Infanterie in Unschwer gefämpft wurde. Aber der Widerstand wurde schließlich riegswillen der Regierung Lloyd Georges ablegt. Es ordnung gebracht wurde, obwohl die Kräfte auf beiden Seiten überwunden und die Ziele genommen. Südlich der Somme bleibt abzuwarten, welche Wirkung diese neue Baßverweigerung ziemlich gleich waren, und daß die Verluste an Gefangenen und wurden nachmittags auf fast der ganzen Schlachtfront die Endziele bei den Arbeitern der Ententeländer ausüben wird. Von der Artillerie nicht unbeträchtlich seien. Dies alles aber nur, um genommen. Durch leichte Banzerwagen unterstübt, ging Ravallerie englischen Arbeiterpartei ist allerdings feine ernsthafte Protest daraus folgende politische Schlüffe zu ziehen: durch die Infanterie hindurch vor und über unsere Biele hinaus, attion zu erwarten. Aber in dem Konflikt der zur Mehrheit Unsere Abwehr war nicht so erfolgreich, wie es zu eriparten twobei sie deutsche Transport- und Geschüßwagen niederritt, Dörfer einschloß und einnahm und zahlreiche Gefangene machte. Die all- gewordenen französischen Minderheit gegenüber der bisherigen war und nach dem bisherigen Verlauf des Weltkriegs gewöhnen gemeine Linie verläuft über Blessier- Rozainvillers- Beaucourt- Mehrheit spielt ja die Frage eines energischeren Auftretens dürften. Wir unsererseits fönnen es uns nicht versagen, in diesem Cair Framerville- Chipilly westlich von Morlancourt. Die Beute gegenüber der Paßverweigerung eine, wenn nicht gar die Haupt- Punkte an einen gewissen Zusammenhang mit der war bis jetzt noch nicht festzustellen, aber es sind verschiedene tau- rolle. Longuet ist also schon jezt in die Lage gefeht, seine Pro- Weisheit zu glauben, die im Deutschen Reichstag über den fend Gefangene gemacht und zahlreiche Geschütze genommen, gramm praktisch zu verwirklichen. Einfluß militärischer Erfolge auf den Ausgang des Weltkriegs ton