Einzelbild herunterladen
 

Nr. 232. 35. Jahrg.

Bezugspreis:

Bierteljahri. 4,50 mt, monatl. 1,50. frei ins Haus, borauszahlbar.Einzelne Summern 10 Pfennig. Bostbezug: Monatlich, vom Bostschalter abzuholen 1,50 ML, bom Briefträger ins Haus ge bracht 1,64 ML. Unter Streuzband für Deutfchlard und Desterreich- Ungarn 3,- Mt., für das übrige Ausland 4,50 ML. monatlich. Beriand ins Feld bet direfter Beftellung monatl. 1,80 L Bostbestellungen nehmen an Däne. mart, Holland  . Quxemburg, Schweden  und die Schweiz  . Eingetragen in die Bost- Zeitungs- Breisliste. Erscheint täglich.

Telegramm Adresse:

Sozialdemokrat Berlin  ".

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die fiebengespaltene Solonelzeileloftet 80 Big. Kleine Anzeigen", das fettgebrudte Wort 30 Bfg.( zulässig. 2 fettgebrudte Borte), jedes weitere Bort 15 Bfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Wort 20 Bfg., jedes weitere Wort 10 Bfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Leuerungszuschlag 20% Familien- Anzeigen, politische und getoertschaftliche Vereins Anzeigen 60 Bfg. die Beile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 thr nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin  S.68, Lindenstraße 8, ab regeben werben. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Sm. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Moritblat, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 24. August 1918.

31

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. fernfbrecher: Amt Morinplat, Nr. 151 90-151 97.

Spanische Vorstellung wegen des U- Boot- Kriegs

Berlin  , 23. August.  ( W. T. B.) In Madrid   find fol­gende Auszüge aus den amtlichen Aufzeichnungen des Mi­nisterrats am 20. d. m. veröffentlicht worden:

In den letzten, in Madrid   stattgefundenen Sizungen hat die Regierung die internationale Lage erwogen. Infolge des U- Boot­Krieges find spanische Schiffe versenkt worden, deren Tonnage 20 Broz. unserer Handelsflotte ausmacht. Die Ziffer der umgekommenen Seeleute übersteigt 100, abgesehen von der beträchtlichen Zahl der Verwundeten. Bedauerlicherweise kam es bei verschiedenen Gelegenheiten vor, daß die Schiffbrüchigen in großer Entfernung von der Küste in Stich gelassen worden sind. Dieser Zustand erreichte seinen Höhepunkt, als von der Re­gierung requirierte Schiffe mit Ladung von Waren, die tatsächlich und ausschließlich für fpanischen Verbrauch von bringender Not­wendigkeit bestimmt waren, ohne den geringsten Vorwand torpe= diert wurden, wodurch die Schwierigkeiten der spanischen   Schiff­fahrt noch vermehrt wurden, so daß eine für die Interessen Spaniens  verhängnisvolle Lage geschaffen worden ist. Diese uns verursachten Schwierigkeiten stehen mit der Achtung nicht in Ein­flang, auf welche Spanien   dank der wirklich ritterlichen Art, in der es feine Pflichten als neutrale Macht erfüllte, Anspruch hat. Die Regierung hat deshalb geglaubt, um nicht gegen ihre wichtigsten Berpflichtungen zu verstoßen, inner­halb der Neutralität wirksame Borsichtsmaßregeln zur Aufrechter. haltung des spanischen   Seenerfehre und zum Schuße des Lebens unserer Seefahrer ergreifen und, angesichts der Unwirksam. feit wiederholter Proteste, freundschaftlich bie kaiserliche Regierung darauf hinweisen zu müssen, daß die Verminderung unserer Tonnage bis zur äußersten Grenze unferer dringendsten Bedürfnisse, sowie der Wunsch, unseren Schif­fen keine andere Verteidigung zu geben, als die ihrer Flagge und die der Regierung, welche unter ihrer Leitung ben Seeverkehr zu fammengefaßt hat, sie nötigen würden,

im Falle einer neuen Torpedierung die versenkte Tonnage aus den in spanischen Häfen ankernden deutschen   Schiffen zu erfeßen.

Diefe von der Notwendigkeit bedingten Maßnahmen würden fei. neswegs eine endgültige Beschlagnahme in sich schließen. Es wäre lediglich eine vorübergehende Lösung, die bei Friedensschluß, ebenso wie die zahllosen noch schwebenden spani­fchen Reklamationen geregelt würden. In Ausführung dieses Be­schlusses sind die entsprechenden Weisungen an den Botschafter in Berlin   zur Bekanntgabe an die Kaiserliche Regierung ergangen. Die spanische Regierung zweifelt nicht daran, daß Deutschland   alle Umstände würdigen wird, welche zu diesem Entschluß geführt haben, und ihn als vereinbar mit loya.

Der englische Großangriff bei Albert Deutscher Gegenstoß nordwestlich Ba= paume Zwischen Albert und Braye der Feind im Gegenangriff geworfen- Eng­ lische   Kavallerie und Panzerwagen ver­nichtet Zwischen Somme   und Dise ruhiger Tag- Zurücknahme Zurücknahme der Front hinter die Aillette.

-

Berlin  , 23. August 1918, ab ends. Amtlich.

Erneute englische Angriffe nordwestlich von Bapaume  , bei Albert und südlich der Somme. Unsere Gegenangriffe find im Gange. Heftiger Feuerkampf zwischen Aillette und Aisne  .

Amtlich. Großes Hauptquartier, 23. August 1918.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Boehn.

Teilangriffe des Feindes nordwestlich von Bailleul und beider­feits der Sys wurden abgewiesen. Im Gegenstoß machten wir Gefangene.

Der Engländer hat gestern ben am 21. Auguft nördlich der Ancre begonnenen Angriff mit voller Kraft fortgeführt und unter Aussparung der Ancre- Front nördlich von Albert auf dem Ab= schnitt von Albert bis zur Somme ausgedehnt. Der umfassend angelegte Durchbruchsversuch des Feindes ist in seiner ersten Ent­wicklung völlig gescheitert. Der Gegner hat gestern eine schwere Niederlage crlitten.

Auf dem Kampffelde nordwestlich von Bapaume   griffen in Erwartung feindlicher Angriffe preußische Divisionen mit sächsischen und bayerischen Regimentern den Feind zwischen Moyenville und Miraumont an. Sie stießen überall auf den feindlichen in der Entwicklung begriffenen Angriff und auf starke Bereitstellungen des Gegners, und warfen den Feind stellungsweise bis zu zwei Kilometer Tiefe zurück. Damit waren die für den Morgen vor­bereiteten englischen Angriffe zerschlagen. Im Laufe des Tages griff der Feind noch mehrfach im besonderen aus Richtung Buifieur- Beaumont Hamel an. Er wurde überall unter schweren Berluften abgewiesen. Starte Angriffe des Gegners and Albert heraus brachen in unserem Feuer zusammen.

Zwischen Albert und der Somme griff der Feind unter stärkstem Feuerschuß an und brang vorübergehend über die Straße

U- Boot- Krieges auf die

Albert- Braye hinaus in östlicher Richtung vor. Kraftvoller Gegenangriff hessischer Truppen mit Teilen preußischer und württembergischer Regimenter warf den Feind über die Straße hinaus in seine Ausgangsstellen zurück. Offen auffahrende Batterien schossen zahlreiche Panzerwagen des Gegners zusammen. Nördlich von Braye sette der Feind Kavallerie zur Attacke an; fie wurde fast restlos vernichtet. Teilkämpfe dauerten auf dem Schlachtfelde bis in die Nacht hinein an.

Zwischen Somme   und Dise im allgemeinen ruhiger Tag. Starter Feuerkampf füdlich der Somme flaute in den Bormittagsstunden ab. Südlich der Avre tamen französische   Angriffe bei Fresnieres in unserem Feuer nur teilweise zur Entwicklung und wurden abgewiesen. Infanteriegefechte an der Divette.

Zwischen Dise und Aisne   nahmen wir im Anschluß an die am 20. 8. erfolgte Verlegung unserer Linien hinter die Oise   in der Nacht vom 21./22. 8. unsere Truppen vom Feinde ungestört hinter die Ailette zurück. Starken Angriffen des Gegners zwischen Manicamp und Pont St. Mard wichen unsere auf dem Westufer der Aillette noch verbliebenen Kompagnien hinter dem Abschnitt aus. Keilangriffe des Feindes zwischen Ailette und Aisne  scheiterten in unserem Feuer und Gegenstoß.

Heeresgruppe Deutscher Kronprins. Zwischen Bazoches   und Fismes drückten wir in örtlichen An­griffen amerikanische Postenlinien zurück und wiesen feindliche Gegenangriffe ab.

Leutnant Ubet errang feinen 57. und 58. Luftfieg.

Bei Fliegerangriffen auf das Heimatsgebiet wurden nach bisherigen Meldungen von einem auf Karlsruhe   angesetzten feind lichen Geschwader zu zehn Flugzeugen durch unsere Jagdflieger fieben Flugzeuge vernichtet. Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht. Wien  , 23. Auguft. Amtlich wird verlautbart: Italienischer Kriegsschauplag.

Ein österreichisch  - ungarisches Fliegergeschwader unternahm einen erfolgreichen Bombenangriff gegen den italienischen Flug­platz bei Mestre  . Sonst keine besonderen Ereignisse.

Albanien  .

Die Streitkräfte des Generalobersten Freiherr v. Pflanzer­Baltin haben den Feind an mehreren Punkten auf seine ersten Linien geworfen und Gefangene und Geschütze eingebracht. Der Chef des Generalstabes.

ter Neutralität anerkennen wird, eine Neutralität, welche wir denn überhaupt die Wirkungen des U- Boot- it Das Bekenntnis zum Völkerbund.

feit Kriegsbeginn innerhalb der natürlichen und pflichtgemäßen Neutralen nicht unterschäzt werden dürfen. Der erste Schritt Berteidigung der wesentlichen Intereffen Spaniens   und selbst unter ist zwar in- allen Formen der internationalen Höflichkeit ge­Die kleine Schrift Kants 3 um ewigen Frieden", Aufopferung unserer Rechte und rechtmäßigen Vorteile gepflegt schehen, aber es ist doch klar, daß eine Regierung, nachdem sie die seit Kriegsbeginn so oft in der sozialdemokratischen Presse haben, solange es möglich war, bas Opfer ohne Beeinträchti- einmal den ersten Schritt getan hat, schwer wieder zurüd zitiert worden ist, ist neuerdings auch zu offiziellen Ehren ge­gung nationaler Würde und nationalen Lebens zu er- fann. Lehnt Deutschland   den Erfaz der künftig versenkten kommen. Der Staatssekretär von Solf hat sich ihren Ge­tragen. Der Beschluß der Regierung, Spanien   die Verfügung über dankeninhalt zu eigen gemacht, und auch der Prinz Mar den für seine Existenz unerläßlichen Tonnenraum zu sichern, ändert von Baden hat vorgestern dem Andenken des großen Phi­nichts an dem festen Vorsas, Spanien   bei ftrengster Neutralität zu lofophen und Bölkerbundpropheten gehuldigt. erhalten und dem Deutschen Reich alle Rücksichten und jede Achtung zu bewahren, in der Erwartung, von ihm die freundschaftliche Be. handlung zu erfahren, auf welche wir aus vielfachen Gründen An­

spruch haben.

Gegen das Vorhaben der spanischen   Regierung ist. deut scherseits energische Verwahrung eingelegt worden. Zwischen den beiden Regierungen find Verhandlungen eingeleitet.

-

Tonnage ab, so erhält die von der Entente gestärkte Partei der Kriegstreiber in Spanien   Oberwasser und wird ihre Regierung zu weiteren Schritten, wie etwa Beschlagnahme der in spani­schen Häfen liegenden deutschen   Tonnage zu drängen suchen. Andererseits liegen die Gründe nahe, aus denen die deutsche  Regierung hier einen Präzedena fall schaffen will, der von den übrigen Neutralen ausgenügt werden könnte.

Angesichts dieser Schwierigkeiten fönnte man ja nun mit höflicher Handbewegung den Leuten den Vortritt laffen, die Tag und Nacht zum uneingeschränkten Unterseebootfrieg ge­drängt und uns von ihm ein Ende aller Kriegsnöte verheißen haben, mit der Aufforderung: Bitte sagt ihr uns, wie diese neue Schwierigkeit überwunden werden soll.

ge.

Eine Altersschrift" nennt der deutsche Kriegstheoretifer General   v. Bernhardi wegwerfend das berühmte fleine Buch. Er übersieht, daß sein Inhalt zu den grundsäßlichen Bekennt­nissen der deutschen   klassischen Philosophie gehört. Joh. Gott­lieb Fichte, der große Redner an die deutsche Nation, war. nicht alt, sondern jung, als er 1800 seine Schrift Die Be­ftimmung des Menschen" schrieb, worin er sein Ideal des einzig wahren Staates" pries und der Vereinigung aller wahren Staaten" zu einem festen, jeden Krieg ausschließen­den Völkerbund.

Die Angelegenheit verlangt, mit allem Ernst behandelt zu Fichte nennt die Staaten, wie er sie fah, jene sonderbaren Aber im Interesse des deutschen   Volkes darf hier nicht ge­werden. Wir müssen zunächst auch bei diesem Anlaß unser Be- schwiegen und nicht zurückgehalten werden. An der Ehrlichkeit Verbindungen, die das vernunftlose Ohngefähr zusammenge­dauern aussprechen, daß die Reichstagsmehrheit die sozialdemo- der bisherigen spanischen   Neutralität war nicht zu zweifeln. bracht", und in denen sich die herrschenden Stände im unbe­fratische Anregung auf Bersammlung des Haupt- ir verlangen von der deutschen   Regierung strittenen Genuß ihrer Vorrechte" befinden. Die Verzweif ausschusses abgelehnt und damit die Boltsvertretung und machen fie dafür verantwortlich, daß nicht lung über diese Unterdrückung werde den Unterdrückten Mut bei einer überaus wichtigen Entscheidung ausgeschaltet hat. auch noch dieser neutrale Staat in die Reihen geben und sie zur Begründung jenes einzig wahren Staates" Spanien   mit seinen mehr als 20 Millionen Einwohnern unserer Gegner getrieben und damit die Welt- führen, in dem es feine Herren und Knechte mehr geben werde. Durch die Begründung dieses wahren Staates, ist von Rußland   abgesehen zurzeit der größte der uns foalition gegen Deutschland   vollends verbliebenen europäischen   Neutralen, wenn nicht der Neutralen schlossen wird. Schuper genug hat es sich schon geracht, fährt Fichte fort, ist zugleich der auswärtige Krieg überhaupt. Sein Beispiel ist auch auf die Neutralität der daß bei früheren Gelegenheiten die Warnungen der deutschen   menigstens mit wahren Staaten abgeschnitten. Denn: Nur da, wo der Vorteil den wenigen Inter­spanisch- amerikanischen Staaten, wie Argentinien   und Merito, Sozialdemokratie in den Wind, geschlagen wurden. Bielleicht Brüdern zuteil wird, der Nachteil aber, die Mühe, die Kosten, von Einfluß gewesen. Gäbe Spanien   seine Neutralität auf hat man jetzt im Volte schon etwas mehr Verständnis dafür als wir hoffen zuversichtlich, daß es davon noch sehr weit entfernt vor anderthalb Jahren, wohin die holde Bedenkenlosigkeit der auf das zahllose Heer der Sklaven fällt, ist ein Raubfrieg möglich und begreiflich. Nicht von Staaten ihresgleichen ist, so wäre das der größte Triumph auf politischem Gebiete, mmer- feste- druff- Politiker" führt. fönnten diese Staaten Krieg zu befürchten haben; lediglich von den die Entente überhaupt einheimjen tönnte. Wilden oder Barbaren, die die Ungeschicklichkeit, durch Arbeit fich zu bereichern, zum Raube reizte, oder von Sflavenvölkern, die durch ihre Herren auf einen Staub ausgetrieben würden, von welchen sie selbst nie etwas genießen werden. Gegen die ersteren ist ohne Zweifel schon jeder einzelne Staat durch die Künste der Kultur der stärkere; gegen die lekteren durch Ver­

Damit aber dieses Ereignis vermieden wird, ist seitens Raft über die Schweiz   kommenden Meldungen funktioniert in unserer Regierung cine fluge und entgegenkommende Politit Spanien   seit Mittwoch die Präventivzenfur. Sie ist ausgedehnt vonnöten. Die Situation ist nicht ganz einfach. Die spanische auf alle Meldungen über den Arieg und über politische Meldun­Regierung hat ihren Schritt zweifellos aus einer Notlage ber- gen, die ausländische Instanzen betreffen, aus getan, in die der U- Boot- Krieg ihr Band perfekt hat, wiel