Nr. 163.
Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Viertelfährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mt., wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit tlluftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt. pro Quartal. Unter Kreuz band : Deutschland u. Oesterreichs Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1894 unter Nr. 6919.
od 1611. Jahrg.
Vorwärts
Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inferate für die nächste Nummer müffen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn und Festtagen bis 9 Uhr Wor mittags geöffnet.
Fernsprecher: Amt 1, Nr. 1508. Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin .
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Dienstag, den 17. Juli 1894.
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
Arbeiter! Varteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!
Paris , 13. Juli 1894. Die Fürsten- ,, Dynastien" find in Frankreich zu Ende die Bourgeois- Dynafien beginnen.
-
-
-
-
und läßt feine Gelegenheit zum Geldmachen vorübergehen. Die Vorausfagung Rocheforts wird sich erfüllen: ehe Casimir Perier seine 7 Jahre der Präsidentschaft beschlossen hat, wird er sein Kapital von 40 Millionen verdoppelt haben.
-
-
W
-
Cafimir Perier, Präsident der Republik", rief der Gaulois voller Entzücken, das bedeutet die Auflösung der Kammer, das Monopol der großen Gesellschaften, der Bergwerke, der Bank 2c., mit einem Wort: den Kapitalismus gegen den Sozialismus". Casimir Perier , der Großvater, war berüchtigt ob seines Unter dem Namen Periers hat sich die Koalition aller Spitzschmutzigen Geizes, das ist eine der Familientugenden, Casimir bübereien und aller Schrecken des Kapitals vollzogen, ste Der Sohn Napoleons I. hat nicht regiert, der Sohn Karls X. Perier, der Präsident der Republik, hat erklärt, er werde nicht in brauchten einen Mann, der ihre Schelinen- und Diebesstreiche und sein Enkel, der Herzog von Chambord , haben nicht regiert; das Schloß von Fontainebleau geben, die Sommerresidenz der beschüßte und ihnen den Sozialismus vom Halse hielt. Endlich der Herzog von Orleans, Sohn Louis Philippes, und der Graf französischen Präsidenten und Könige. Mit dieser spartanischen haben wir ein Oberhaupt( Chef) gefunden." jauchzt von Paris , sein Entel, haben nicht regiert. Sadi Carnot und Weigerung hat es seine eigene Bewandtniß. Vor etwa 12 Jahren triumphirend der Soleil". Der Casimir Perier von 1831 mußte, Cafimir Perier hatten, um sich ihre hohe Stellung zu verdienen, starb der Bruder des Prändenten in Brasilien am Gelben Fieber. um seine Politik des Widerstandes gegen die revolutionären nur nöthig, als Entel ihrer Großväter geboren zu werden. Man hatte ihn hingeschickt, um ihn los zu werden. Er war ein und anarchistischen Bestrebungen durchzuführen, sich auf den Gadi Carnot hatte zum Großvater Lazare Carnot , den Verschwender, der, da er seine Eltern noch nicht beerbt hatte, in König stüßen, der das Oberhaupt der Regierung war. Dieser Ronventmann, der für den Tod Ludwigs XVI. stimmte das Fontainebleau von Schulden lebte. Als er gestorben war, weigerte Casimir Perier ist selber das Oberhaupt." Mitglied des Wohlfahrtsausschusses, das mit Robespierre und sich die Familie, seine Echulden zu bezahlen. Der Präsident Vergnügt fündigte Reinach an, daß man eine KampfSt. Juft die Aristokraten auf die Guillotine schickte, den fürchtet, in Fontainebleau den Gläubigern seines Bruders zu politik einleiten werde, durch die Ernennung eines Kriegsminister, der die republikanische Armee organisirte, den begegnen er ist ebenso sparsam wie sein Großvater. Ministeriums der kräftigen Faust( à poigne), daß die Republikaner , der im Eyil starb, weil er sich standhaft ge= Der Baron und die Baronin Rothschild waren die ersten, Verwaltung von allen demokratischen Republikanern reinigen weigert, der wiederhergestellten Monarchie seine Verbeugung zu die Casimir Perier zu seiner Erhebung auf den Präsidenten- und den Wahl Feldzug mit offiziellen Kandidaturen machen. stuhl beglückwünschten. Die Familien Perier und Roth- während der parlamentarischen Ferien vorbereiten, nach den Jean Cafimir Perier ist der Entel des Cafimir Perier, schild sind durch die Interessen aufs engste mit einander ver- Ferien im Oftober die heimgekehrte Rammer auflösen der 1881 die Canuts( Handweber) von Lyon niederfartätschte, bunden, ihren Vorfahren ist das Unglück Frankreichs nach und zerschmetternde, die Sozialisten und Radikalen ver welche sich unter dem Rufe erhoben hatten:„ Arbeitend leben, Waterloo zur Grundlage des Glücks geworden; sie machten nichtende Neuwahlen bewerkstelligen würde, unterstützt oder kämpfend sterben",- vivre en travaillant ou mourir en glänzende Spekulationen mit den Anleihen, die nöthig waren, von den verbündeten Millionen der Bankiers, Predigten der combattant und der während seiner kurzen Laufbahn im um die heilige Allianz zu bezahlen; sie sind außerdem ver- Pfaffen, Drohungen der Gendarmen, Gewalthätigkeiten der Vers Ministerium mit wahrer Wuth die Republikaner verfolgte; zum bunden durch das gemeinsame jüdische Blut. Perier hat seine waltung; und sollten etwa einige Republikaner und Glück wurde der Urheber dieser abscheulichen Heldenstücke gegen Base geheirathet, die eine Enkelin des Juden Moselmann ist, Sozialisten diesen tonvergirenden( auf einen Bunkt die Arbeiter und Republikaner durch die Cholera des eines der mächtigsten Aktionäre der Vieille Montagne , des reichen gerichteten) Feuern entrinnen, fo würde man die Jahres 1832 abgeschafft. Seine Ehrlichkeit" stand auf belgischen Zint- Bergwerks. Eine andere Tochter Moselmanns Wahl für ungiltig erklären, damit in dem ge der Höhe seines Hasses gegen die Arbeiter: 1829 ver verheirathete sich mit Herrn Le Hon, der unter dem Kaiserreich reinigten Parlament fein freier Mann und keine sozialistische rieth er die liberale Partei, zu deren Führern er gehörte, belgischer Gesandter war; sie ist eine Berühmtheit der großen Stimme mehr übrig sei, um zu protestiren gegen die pfäffischum unter Rarl X. Minister zu werden; und 1831 verrieth er Welt" durch ihre Beziehungen zu dem Herzog von Morny, der jüdische Herrschaft, gegen die Diktatur der Bank und die uns Rarl X., um unter Louis Philippe Minister zu werden. Er sie fizzen ließ, um eine Millionärstochter zu heirathen. verlegliche Majestät des Kapitals. hatte sich bereichert, indem er sich in französischen und italienischen Sadi Carnot , obgleich reaktionär, gehörte einer BourgeoisFinanzgeschäften die Hände wusch und unter Napoleon III. dynastie an, welche die Aristokratie besiegt und die Republik geSchmuggelgeschäfte trieb. gründet hatte. Casimir Perier gehört einer Bourgeoisdynastie an, Periers Urgroßvater, Claude Perier , der Begründer der welche sich durch Schmutspekulationen jeder Art bereichert und Dynastie Perier, hatte mit der Ausbeutung der Arbeiter von die Republik bekämpft hat. Mit dem Sklavenhändler( négrier) Voiron , einem Städtchen der Dauphiné, angefangen, von Anzin ", wie man ihn nennt, ist der Kapitalismus Präsident 1775 war er mit der Ausbeutung der Arbeiter so weit ge- der Republik geworden der Kapitalismus in seiner voll kommen, daß er dem Herzog von Lesdiguières das prachtvolle tommensten, und folglich gehässigsten und rohesten Form. Schloß von Vizelle abfaufen konnte, welches er in eine Fabrik Schon zu Lebzeiten Carnots, dessen Rechtschaffenheit den bahne. für gefärbte Tücher umwandelte. Er hinterließ acht Söhne, die Geldmenschen unbequem war, hatte sich ein Syndikat von Die Partie ist nur aufgeschoben. Das Gesetz gegen die sämmtlich im Handel, in der Industrie und in den Finanzen Bankiers für die Wahl Periers gebildet. Panama - Reinach, der Presse, welches durchgehen wird, ist das erste Manöver dieses Glück hatten, d. h. ihr Ausbeutertalent mit Erfolg geltend Neffe des Reinach, den man zum Selbstmord trieb, um feine Feldzuges gegen die Republik und gegen den Sozialismus. Aber machten. Sein Urenkel, der Präsident der Republit, Enthüllungen zu verhindern, war der thätigste Agent dieses die Sozialisten fürchten den Kampf nicht. Sie sind sicher, Casimir benutzte seine Laufbahn als Minister, um Dor einigen Syndikats. Als der Name Periers , als des Gewählten, verkündet Perier zu schlagen, wie Ihr, deutsche Sozialisten, Bismarck ges Monaten das Schloß Vizelle zu einem exorbitanten wurde, leuchtete ein Strahlenkranz von Dividenden auf den Geschlagen habt. Gallus, Preis an den Generalrath der Dauphiné zu verkaufen, der es in sichtern aller spekulirenden Abgeordneten und Senatoren. Sie ein Hospital umwandeln will. Er wahrt die Familientradition hatten ihren Mann.
"
Feuilleton. Der Inde.
Deutsches Sittengemälde
aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts. Von C. Spindler .
"
-
-
-
er
Einmal gewählt, bebte Perier vor der Aufgabe zurüd, welche die hirnverbrannten Tollköpfe der Reaktion ihm zumuthen, vertagte den Kampf auf eine spätere Zeit, und um den Eindruck seiner Thronbesteigung" zu mildern, fündigte er in seiner„ Botschaft" an, daß er sich nach sieben Jahren zurückziehen werde und nicht wieder gewählt sein wolle. Man sagt, diese Bedingung sei ihm von den Monarchisten und Katholiken vorgeschrieben worden, die da wollen, daß er einem ihrer Prinzen den Weg
Hose stand, und einen Apfel schälte. Das Messer glitt von Leuenberg fuhr fort:" Die Stiefmutter gebar eine jedoch ab und fuhr ihr in den Finger, daß ihr Blut in Tochter ins Haus, und diese war ihre Liebe, und der Sohn den Schnee rann. Ach!"" sagte sie hierauf und seufzte der Verstorbenen wurde ihr Haß, und sie dachte ihn zu aus innerer Brust: Ach, wohl ist weiß der Schnee und verderben. Und der Gott sei bei uns fügte es, daß einstens 88 roth das Blut, und hätte ich doch ein Kindlein roth und der Junge aus der Schule kam, und von der Mutter' nen weiß wie sie beide."" Raum hatte die Frau diese Worte Apfel begehrte. Sie machte ein finster Gesicht und glühende gesprochen, als ihr recht fröhlich und heimlich ums Herz Augen, und begehrte von dem Buben, daß er heraufkomme wurde, denn sie hatte nicht umsonst geredet und geseufzt. zur Dachkammer, wo eine Riste stand mit scharfem Schloß Ein Mond ging hin und der Schnee ging weg; der zweite von Eisen, und da sie den Deckel aufmacht, und dem armen Mond fand alles grün, im dritten kamen die Blümelein Jungen befiehlt, sich einen Apfel aus der Truhe zu holen, Beit stemmte maulend den Kopf in beide Hände und aus der Erde, im vierten alle Bäume ins Holz, worin und der unschuldige Knabe sich hineinbiegt.... Buff! pfiff in die Luft hinaus; die Alte setzte sich indessen zurecht, die Böglein sangen und die Blüten fielen. Und wie der schlägt sie den Deckel zu, daß des Buben Kopf unter die roch ein paar mal mit besinnender und bedächtiger Miene fünfte Mond vorbei war, da stand die Frau unter dem rothen Aepfel fiel. Darauf hat sie mit einem weißen Tuch an dem Bisamapfel, den sie auf der Brust trug, und graute Mandelbaum, der gar zu lieblich roch, und ihr Herz war das Haupt wieder an den Körper gebunden, den Knaben sich am Kinn. Lieben Freunde," begann fie, indem sie froh und konnte sich nicht fassen vor stiller Freude. Und vor die Thüre gesetzt, und ihm einen Apfel in die Hand den Finger an die Nase legte:„ eine Sage, die Ihr nicht wie der sechste Mond vorüber war, da begannen die Früchte gegeben. Und da sie in der Küche stand, und einen Topf schon wüßtet, fällt mir gerade nicht ein; eine Geschichte aufzugehen und start zu werden; sie aber wurde ganz still. mit heißem Wasser brudeln ließ, da kam ihr Töchterlein von den lieben Heiligen ziemt sich nicht zu berichten, an Im siebenten Mond griff fie nach den Mandelbeeren, aß traurig zur Küche und sprach: Ach Mutter mein! vor einem Orte, wo fein Gottesdienst gehalten werden darf; davon und ward bresthaft und traurig. Da aber der achte der Thüre sitzt Brüderlein und sieht aus wie der demzufolge will ich Euch lieber, da wir von Kindern ge- Mond hingegangen war, da rief sie ihren Mann, und Schnee, und iß nicht seinen Apfel und antwortet nicht, sprochen haben, auch ein Kindermärchen erzählen, nicht weinte, und sagte zu ihm:" Wenn ich sterbe, so begrabe ob ich ihn gleich gebeten, mir von dem Apfel zu geben."" bas beste, nicht das schlechteste, das jemals von einer mich unter den Mandelbaum.""- Nun wurde ihr wieder Ei," sagte die Mutter, wenn der böse Bube nicht Amme oder einer treuen Mutter erfunden worden ist." ganz wohl und getrost zu Sinne, und kaum war der reden will, so ziehe ihn an den Ohren."" Lenchen ging " Meinethalben"; entgegnete Frau Glje: nur sei es nicht neunte Mond vorbei, so gebar fie ein Kind, weiß wie der hin und that, wie ihr die Mutter geheißen, und da lag zu lustig und schuurrig, mein kluges Fräulein. Das Ernst- Schnee und roth wie Blut, und freute sich baß, und starb. der Bruder todt zur Erde. Da hat nun das arme Mägdhafte und Schauerliche ist mir lieber, und stimmt besser zu Ihr Mann begrub sie unter dem Baum, wie er es ver- lein geschrieen und geweint, und die Mutter hat gesprochen: meinem heutigen Gemüth." Wie Ihr befehlt, meine sprochen, und fing an zu weinen gar sehr, eine Weile lang, Ach, Lene, Lene, was hast Du gethan. Komm, daß wir's gute Wirthin"; antwortete hierauf des Leuenbergers Base, nach und nach und allgemach legte sich aber das Herzeleid, dem Vater verbergen!"" und sie hackte den Jungen in und hob an, mit lebhaften Geberden und wackelndem Kinn, und dann hörte er auf zu greinen, und dann währte es Stücken, und steckte diese in den Topf mit Wasser und wie folgt: nur eine kurze Zeit, so nahm er sich wieder ein Weib."-tochte sie zum Imbiß; Lenchen stand aber dabei und weinte, „ Es sind wohl länger denn zweitausend Jahre her, Männertreue!" sprach Wallrade bitter:" Ihr erzählt kein und weinte, daß alle Thränen in den Topf fielen, und und viel darüber, als es einen reichen Mann gab, der Märlein, Muhme. Daß ich Euch also nennen muß, beweist, das Gericht brauchte weiter kein Salz." Aber, Fräus eine gar schöne, fromme und fittige Wirthin in sein Haus daß wirklich im Leben geschieht, was in der Ammenstube lein!" sprach hier Frau Else:„ Welch schreckliche Mär ers geführt hatte, und mit ihr des Lebens Glück genoß im erdichtet wird." Petronella zog ein verdrießliches Gesicht, zählt Ihr uns da? Gott vergebe der bösen Stiefmutter!" höchsten Maße, ausgenommen das Glück, ein Kind zu haben. und ihr Better schlug eine spöttische Lache auf. Frau Else„ Und es ist doch nur' ne Stiefmutter;" entgegnete PetroDa geschah es einmal, daß die Ehewirthin an einem aber schlug allen beginnenden Hader durch den Wunsch nella mit häßlichem Lächeln, und manche wahre nud echte frischen Wintertage unter dem Mandelbaume saß, der im nieder, das Märlein weiter zu hören, und das Fräulein Mutter hat also gethan an ihrem Kinde.- Else schlug ein
-
"
-