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Nr. 264. 35. Jahrg.

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Telegramm- Adreffe

" Sozialdemokrat Berlin  ".

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die fiebengespaltene Rolonelzelletoflet 80 Big. Kleine Anzeigen", das fettgebrudte Bort 30 Big.( zulässig 2 fettgebrudte Worte), jedes weitere Bort 16 Bfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Mort 20 Big., jebes weitere Wort 10 Big Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungszuschlag 20% Familien- Anzeigen, politische und gewerkschaftliche Bereins Anzeigen 60 Bfg. die Beile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin  28.68, Lindenstraße 3, abgegeben werben. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Amt Moritplat, Nr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 25. September 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplat, Mr. 151 90-151 97.

Schwierigkeiten- noch keine Löfung!

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Das Berliner Tageblatt" berichtet, daß die Zentrums­fraktion den gestern hier mitgeteilten Beschluß der sozialdemo­fratischen Reichstagsfraktion und des Parteiausschusses fast ein­stimmig abgelehnt habe. Die Germania  " meldet von einem solchen Beschluß nichts. Nach unseren Informationen ist die Mitteilung des fortschrittlichen Blattes auch nicht richtig. Eine Ablehnung in Bausch und Bogen ist auch schon deshalb nicht gut möglich, weil sich unter den sechs Bunkten wenigstens einige befinden, über welche nicht erst seit gestern bolle Uebereinstim­mung besteht. Wenn wir recht unterrichtet sind, nimmt man in der Zentrumsfraktion allerdings an einem Punkt der aufgestellten Mindestforderungen, einem sehr wichtigen, Anstoß. Ist das der Fall, so wird eben die Berwirklichung des Planes, für den das beschlossene Mindestprogramm die Bedingungen aufstellt, bis zu dem Zeitpunkt verschoben werden müssen, in dem diese Bedenken überwunden sein werden.

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Die Haltung der Germania  " läßt weiter darauf schließen, daß die Zentrumsfraktion beabsichtigt, unsere Partei zur Auf­gabe bestimmter Forderungen zu veranlassen. Sie nimmt an, daß der Beschluß der sozialdemokratischen Körperschaften nicht ihr legtes Wort" darstellt und mahnt, alles auszuschalten, ,, was nach einseitiger Parteipolitik ausschauen würde". Bon einseitiger Parteipolitit" enthält aber der Be­schluß nichts. Er spricht nur aus, was nach der Ueberzeugung der sozialdemokratischen Partei für das Neich in diesem Augen­blic das Aller notwendigste ist. Eine nicht unbedeutende Strömung in der Partei findet auch dieses Allernotwendigste noch nicht ausreichend. Nur mit Stimmengleichheit hat ferner der Parteiausschuß den Antrag abgelehnt, die ganze Frage einem Parteitag zu unterbreiten. Daraus wird man den Schluß ziehen müssen, daß es der Partei um ihr Mindestpro­gramm ernst ist, und daß dieses nicht zu dem Zwecke aufgestellt ist, ein Handelsobjekt zu bilden.

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Die Germania  " sagt ferner, das Zentrum werde einet Aufnahme von Sozialdemokraten in das Kabinett Hert. Iing grundsäglich weiter geneigt bleiben. Nun ist freilich der Eintritt von Sozialdemokraten in das Rabinett Hertling auf unserer vorgestrigen Parteitagung nicht in Erwägung gezogen worden, doch dürfte sich die Bereitwilligkeit des Zentrums auch auf den Fall einer fünftigen Regierungsbildung erstrecken. Mit dieser Bereitwilligkeit allein ist es aber nicht getan, wenn fie sich nicht mit der Erkenntnis vereinigt, daß anders, als wie die Sozialdemokratie es vorschlägt, nicht zu helfen ist. Man darf das Reich in seiner heutigen Lage wohl mit einem Stranken ver­gleichen. Kein gewissenhafter Arzt wird die Behandlung eines Patienten übernehmen, wenn dieser seine Ratschläge nicht annehmen will. Unbildlich gesprochen, handelt es sich heute darum, an Stelle eines bloß scheinbaren, ein wirkliches Ver­antwortungsverhältnis der Reichstagsparteien herzustellen. Würde die Sozialdemokratie bloß ihren Namen dazu hergeben, eine Politik zu decken, die sie vor sich selber nicht verantworten fann, so würde der bestehende Bustand nicht gebessert, sondern verschlechtert.

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Neue heftige Angriffe bei St. Quentin Gefechte bei Villers Guislain und Epehh Deutsche Grabengewinne.

Berlin  , 24. September 1918, abends. Amtlich. Nordwestlich von St. Quentin   find er: neute heftige heftige Angriffe des Feindes zwischen dem Omignon- Bach und der Somme ge­scheitert..

Amtlich. Großes Hauptquartier, 24. Sep­tember 1918.( WTB)

Weftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Nordwestlich von Diksmuide   und nordöstlich von pern machten wir bei erfolgreichen Unternehmungen fiebzig Gefangene. Nördlich von Moeuvres wurden Zeilangriffe des Feindes abgewiesen. Die Artillerietätigkeit war im Kanalabschnitt süd­lich von ArIeug gesteigert.

Heeresgruppe Boehn.

In örtlichen Gegenangriffen nahmen wir füdlich von Billers Guislain und östlich von Epehy Teile der in ben letzten Kämmpfen in Feindes hand verbliebenen Grabenstüce wieder und machten hierbei Gefangene. Gegenstöße des Feindes wurden abgewiesen. Zwischen Omignon Bach und der Somme lebte der Artilleriekampf am Abend auf.

Leutnant Rumey   errang seinen 41. Lustfieg. Bei den anderen Heeresgruppen teine besonderen Kampf­handlungen. Lebhafte Erkundungstätigkeit in der Champagne. Der Erfte Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht. Wien  , 24. September. A m'tlich wird verlautbart: Italienischer Kriegsschauplatz.

An der Tiroler Südfront Artillerie- nnd Patrouillen­fämpfe.

Auf der Hochfläche zwischen Canova und dem Monte di val Bella setten unsere Gegner gestern zu neuerlichen An­griffen an.

Am Monte Sisemol, gegen den der Feind sein unter­ftüßendes Artilleriefener zur größten Heftigkeit steigterte, glüdte es französischen und italienischen Sturmabteilungen, in unsere Linien einzubringen. Ein Gegenstoß trieb den Feind in seine Gräben zurück.

Annäherungsversuche gegen unsere Stellungen nördlich des Monte Tomba wurden abgewiesen.

An der Westfront und in Albanien   keine besonderen Er­eigniffe. Der Chef.bes Generalstabes.

weigerte, so weist wieder Erzberger treffend darauf hin, daß Bel­Wie wenig von einen Eintritt der Sozialdemokratie in die gien Deutschland   den Durchmarsch verweigern mußte, wenn gegenwärtige Regierung die Rede fein kann, haben die Aus- es nicht neutralitätsbrüchig werden wollte. Erzberger   meint, führungen ihrer Bertreter in der gestrigen Sigung jeder Wahrheitsfreund müsse zugeben, daß der Fall des Hauptausschusses deutlich gezeigt. Der Gesamt- Belgien völlig far jei. Wir wollen teinen persönlich augespitzten eindrud dieser Sigung ist nicht der, daß man von dieser Re- Schluß aus dem Gegensatz ziehen, müssen aber doch feststellen: gierung als einem noch lebensfrischen Gebilde sprechen tönnte. Glaubte Hertling   nicht wie Graberger reben zu dürfen, so war es Die Erflärungen der Minister fanden nur gedämpftes Inter  - ein dringendes Gebot der politischen Klugheit, wenigstens au esse und noch gedämpfterer Beifall, der nach der Mitte hin in ich weigen. Schweigen ausflang, auf der Linken lebhaftem Widerspruch begegnete. Namentlich die Rede des Herrn Reichskanzlers war in ihren breiten Teilen, die von Belgien   und wer weiß zum wievieltenmal? von der Kriegsschuld handelte, recht un­politisch, die erste Hälfte erschlug geradezu die zweite, die, soweit sie den Völkerbund betraf, besser war, obwohl sie auch hier der überzeugenden Wärme entbehrte.

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Was die Ausführungen des Reichsfanglers zur inneren Politit, besonders zur Frage der Landtagsauflösung betrifft, so ist die Merwürdigkeit festzustellen, daß fie trog ihres gegen die Rechte gerichteten Inhalts doch bei dieser, und nur bei dieser Beifall fanden. Man scheint drüben sehr fest in dem Glauben zu sein, daß dies alles nicht so schlimm gemeint sei.

wissen, was wir wirklich bis gum legten Blutstropfen halten wollen, dazu gehört aber der Brefter Frieden nicht und lann er nicht gehören, da es dem deutschen   Bolt gar nicht einfällt, sich für die östlichen Kartenhäuser ewig au schlagen.

Die Debatte geht heute mit den Neben der Bartelbertreter weiter. Von sozialdemokratischer Seite sind die Genossen Scheidemann   und David als Sprecher vorgesehen. Man fann, ohne ihnen vorzugreifen, sagen, daß sich durch die gestrigen Reden die Aluft zwischen den Sozialdemokraten und der Re­gierung nur noch verbreitert hat. Aber auch die Unruhe, die in den bürgerlichen Parteien herrscht, ist durch sie nicht ver­mindert worden. Die Frage des Tages bleibt also offen, und die Beratungen der sozialdemokratischen Körperschaften über die Stellung der Partei zu einer etwa neu zu bildenden Ne­gierung famen nicht zu früh.

Die Entscheidung wird vielleicht nicht so rasch fallen, wie man es vielfach erwartet. Auf alle Fälle bleibt die Stellung der Partei flar. Rönnen sich die bürgerlichen Parteien nicht dazu entschließen, ihre Ratschläge anzunehmen, so wird es ihre Sache sein, eine Lösung der großen, schwer zu überschätzenden Schwierigkeiten zu finden.

Biel   bemerkt wurde das Fernbleiben des Kriegsmi­nisters, der von General   v. Wrisberg vertreten wurde, von der Sigung, über deren Verlauf in der Beilage dieses Blattes berichtet wird.

Das Echo der sozialdemokratischen Bedingungen.

Die im Vorwärts" beröffentlichten Bedingungen, unter denen die sozialdemokratische Partei bereit ist, sich an einer neu zu bildenden Regierung zu beteiligen, haben in der Deffentlichkeit beträchtliches Aufsehen erregt. Der Eifer und die Erregung. worin die gesamte Presse unsere Forderungen bespricht, beweisen, für wie wichtig auch unsere Gegner die Stellungnahme der Sozial­demokratie in der jezigen Situation ansehen. Selbst hinter ben erwarteten But- und Tobsuchtsausbrüchen der am weitesten rechtsstehenden Presse steht die Anerkennung der realen Macht, die die Partei bedeutet, die Furcht bor ihrem wachsenden Einfluß und ihrer sicheren Zukunft. Wohl zetert über die Maßlosigkeit" Unersättlichkeit" unserer Forderungen, aber nirgends mehr findet sich die früher so oft und so gern beliebte Frage, wer denn eigentlich die Sozialdemokratie set, daß sie sich das Recht zu einer solchen Haltung nehme.

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man

und

Boll einverstanden mit den sozialdemokratischen Be­dingungen erklärt sich Theodor Wolf   im Berl. Tagebl": Er schreibt:

In der Tat haben die Vertreter der Sozialdemokratie durch Einschränkung ihrer Wünsche ein Zusammenwirten mit den anderen bisherigen Mehrheitsparteien zu erleichtern versucht... alles, was in dem Programm über den Böllerbund, über die wiederherstellung Belgiens  , über die Autonomie Elsaß  - Lothringens  , bie Deröffentlichungen der Krone und über die Zenfur steht, unter­über die Ausschaltung unverantwortlicher Nebenregierungen, über schreiben wir für unser Teil Bunkt fhr Punkt. Die meisten dieser Forde rungen find hundertmal in den Reichstagsdebatten uden bürgerligen ebnern erhoben worden mub au irgendwelchem raieln bekebt, bei dieser Bedingungelifte, wirtli fein Grund... as also fönnte an diesem sozialdemokratischen Wunschzettel Leute, die sich Bollvertreter nennen, erschreden, Aber man eigentlich? Das und was will 8entrum bat beute früh mit fehr großer Majorität, die fozial­abgelehnt. Damit hat es den Blan einer Regierung, in der alle demokratischen Bedingungen als unannehmbar bezeichnet und mehrheitsparteien, auch die Sozialdemokratie, vertreten wären, zum Scheitern gebracht. Das Zentrum hat seinen Reichs­fanzler, feinen Grafen Hertling gefchügt. Dem Zentrum wenig⭑ ftens ist Graf Hertling   der unentbehrliche Mann.

Sehr viel zurudhaltender beurteilt schon die auf dem rechten Flügel der Fortschrittlichen Volkspartei   stehende Boss  . Beitung" unsere Bedingungen. Sie bezieht sich auf Scheide­ mann's   Worte, wonach die Partei an der Organisierung der nationalen Verteidigung mitzuarbeiten entschlossen ist, solange der Frieden unmöglich sei:

Nach militärischen Ausführungen des Generals v. Wrisberg Graf Hertling   hätte um so mehr Grund gehabt, an dem und des Kapitäns z. S. v. Brüninghaus und einer ziemlich in­wunden Punkt Belgien  " zum mindeften stillschweigend vor- haltlofen Rede des Staatssekretärs v. Hinze sprach als fünfter überzugehen, da sein früherer Fraktionsfollege Erzberger Regierungsvertreter Herr v. Bayer, dem es gelang, das ein­soeben erst in einem Buch über den Völkerbund die bekannten geschlafene Interesse wieder etwas zu beleben. Was aber Herr fadenscheinigen Argumente, die auch der Reichskanzler wieder b. Bayer über den Brester Frieden ausführte, steht in starkem vorbrachte, fritisch in Stücke zerrissen hat. Belgien  , fagt Erz- Gegensatz zu den sozialdemokratischen Anschauungen, wie sie jetzt berger, hat seine Neutralität in einwandfreier Weise gewahrt, wieder in dem Beschluß unserer Parteiförperschaften niederge­und ihm ist von deutscher Seite Unrecht geschehen. Der Be- legt sind. Dort ist gesagt, daß der Vertrag von Brest   kein hauptung, Deutschland   habe einem franzöfifchen Angriff auf Friedenshindernis bilden dürfe. So wie Herr v. Bayer Belgien   zuvorkommen müssen, fett Erzberger   die Mitteilung ihn auffaßt, ist er aber ein Friedenshindernis, da die Gegner, entgegen, daß der französische   Mobilmachungsplan einen Ein- folange fie nicht geschlagen sind, den Brester Vertrag nicht aner­marsch in Belgien   gar nicht vorfah. Und das Notwehrrecht? fennen werden. Eine Wendung in Bayers Rede läßt darauf Deutschland   hatte nun einmal die Berpflichtung übernommen, schließen, daß auch er am Ende bereit wäre, mit sich reden zu auch im Falle der Notwehr, d. h. eben des Krieges, die von ihm lassen, und daß er es nur für diplomatisch hält, den Brester garantierte Neutralität Belgiens   zu achten. Eine garantierte Bertrag vorläufig als Trumpf in den Karten zu behalten. Wir Neutralität nur für den Frieden hat offenbar keinen Sinn. Und halten diese Taktik für verhängnisvoll falsch und meinen, daß wenn sich Hertling noch immer!- darüber beklagt, daß nur eine Bolitik der firen Preise dem Charakter eines wirklichen sich Belgien   den Deutschen   das geforderte Durchmarschrecht ver- Berteidigungstrieges entspricht. Die Gegner sollen genau einverstanden erklären:

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Danach darf nicht angenommen werden, daß die er­wähnten Bedingungen nur dazu aufgestellt worden sind, um ab­gelehnt zu werden und so den Sozialdemokraten die Teil­nahme an der Verantwortung zu ersparen. Andererseits aber läßt sich nicht berkennen, baß die Sozialdemokratie fich durch ihre Bedingungen den Eintritt in die Regierung selbst sehr er ichwert und wohl auch erschweren will. Festzustellen ist au­nächst, daß fie an einer Regierung Sertling feinesfalls teilnehmen will, daß also der Weg zu ihrer pofitiven Mit­arbeit an einem Ranglerwechsel führen muß.

Die nationalliberale National- Zeitung" kann im Grunde nur mit einem Buntt unserer Forderungen