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Nr. 272. 35. Jahrg.

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Bost- Zeitungs- Breisliste. Erscheint täglich.

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.Sozialdemokrat Berlin  ".

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisvlat, Nr. 151 90-151 97.

Donnerstag, den 3. Oktober 1918.

Expedition: GW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt writplat, Nr. 151 90-151 97.

Die neue Regierung.

Soweit die Umrisse der neuen Regierung schon erkennbar find, stellen sie sich folgendermaßen dar:

Reichskanzlei.

Reichskanzler: Prinz Mar von Baden.

Vizekanzler: v. Payer.

Staatssekretäre ohne Portefenille:

und ein Zentrumsabgeordneter.

Scheidemann  

Ein parlamentarischer Unterstaatssekretär: Ein Sozial­demokrat.

Staatssekretariat des Aeußern.

Staatssekretär: Einer von drei vorgeschlagenen Diplo­maten, die alle drei mit ihrer Ueberzeugung auf dem Boden des neuen Regierungsprogramms stehen. Zwei parlamentarische Unterstaatssekretäre: Parteien noch unbestimmt.

Reichsarbeitsamt( Neu). Staatssekretär: Ein Sozialdemokrat.( Ueber die Person soll noch die Generalfommission der Gewerkschaften befragt werden.)

Zwei parlamentarische Unterstaatssekretäre:

schrittler und ein Zentrumsmann.

Reichsamt des Innern.

Staatssekretär: Ein Zentrumsabgeordneter.

Reichspreffeamt.( Neu.)

Staatssekretär: Erzberger  ( 8tr.).

Ein Fort­

Zwei parlamentarische Unterstaatssekretäre: Ein Fort­schrittler und ein Sozialdemokrat.

Reichswirtschaftsamt.

Staatssekretär( wie bisher): v. Stein.

Ein parlamentarischer Unterstaatssekretär: Ein Sozial­demokrat.

Reichsschatamt.

Staatssekretär( wie bisher): Graf Roedern  . Ein parlamentarischer Unterstaatssekretär: Ein Zentrums­abgeordneter.

Preußisches Staatsministerium. Sozialdemokratie, Zentrum und Fortschrittspartei stellen je einen Minister.

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Die Schlacht in Flandern  , bei Cambrai  , in der Champagne St. Quentin vom Feinde besetzt Die Besle Stellung auch nordwestlich Reims   aufgegeben Neue Stellung beiderseits der Misne. Berlin  , 2. Oftober 1918, abends. Amtlich. Heftige Teilkämpfe in Flandern   und in der Champagne  . Vor Cambrai   ruhiger Tag.

Amtlich. Großes Hauptquartier. Berlin  , 2. Ditober 1918.

Weftlicher Kriegsschauplan.

In Flandern  , beiderseits von Cambrai   und in der Champagne   wehrten wir heftige Angriffe des Feindes ab. An ruhigen Frontabschnitten: bei St. Quentin  , nordwestlich von Reims   und westlich der Argonen nahmen wir Zeile vorspringender Linien in rückwärtige Stellungen zurüd.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht, Nördlich von Staden machten wir bei Abwehr feindlicher Angriffe etwa 100 Gefangene. Zu beiden Seiten der von pern auf Roeselare   und Menin führenden Straßen griff der Feind mehrfach vergeblich an. In Ledegem faßte er Fuß. Im Gegenstoß nahmen wir den Ostteil des Ortes wieder. Nördlich von Menin zeichnete sich das sächsische Reserve­Grenadier- Regiment 100 unter Führung des Oberstleutnants v. Aigedi ganz besonders aus. Auch das Infanterie- Regiment Nr. 132 unter Führung des Majors Pause hat hier bei den letten Kämpfen Besonderes geleistet. Feindliche Teilangriffe südlich von La Bassée   wurden abgewiesen.

Der 5. Tag der Schlacht um Cambrai   endete wiederum mit einem vollen Mißerfolge für den Gegner. Nördlich von Sancourt schlugen schlesische und furhessische Regimenter acht­malige Anstürme des Feindes ab. Weiter südlich drang der Feind vorübergehend über Abancourt, Bantigny und südlich von Blecourt auf Cuvillers vor. Unser Gegen­angriff, bei dem sich das Reserve Infanterie- Regiment 55 wiederum besonders auszeichnete, warf den Feind über Aban court und Bantigny hinaus zurück und befreite die tapferen württembergischen Verteidiger von Blecourt aus der Um­flammerung durch den Gegner. Bei und südlich von Cambrai  brachten Regimenter der bewährten 3. Marine- Infanterie- Division sowie schleswig- Holsteinische, brandenburgische und bayerische Re­

Die Sozialdemokratie stellt also: einen Staats­sekretär ohne Portefeuille( Scheidemann  ), den Staatssekretär des Reichsarbeitsamts, einen preußischen Minister, je einen dem deutschen   Volke in diesen unendlich entscheidungs. Unterstaatssekretär bei der Reichskanzlei  , beim Reichspresse- hweren Tagen seine Kraft in jeder Beziehung zur Verfügung amt, beim Reichswirtschaftsamt und beim Reichsernährungs- zu stellen.

Von den Sozialdemokraten, die in die Regierung eintreten, ist bisher nur die Person des Genossen Scheidemann   be­stimmt. Seine Entsendung erfolgt auf Vorschlag des Genossen Ebert durch einstimmigen Beschluß des Parteivorstandes und Fraktionsvorstandes.

gimenter den feindlichen Anfturm zum Scheitern. Rumi  [ Iy blieb in Feindes Hand.

Heeresgruppe Boehn.

Zwischen Le Catelet und der Dise verlief unsere Front seit vorletzter Nacht öfkich an St. Quentin   vorbei nach Ber­thenicourt an der Oise  . Gegen die Abschnitte von Estrees Joncourt- Les din entwickelten sich im Laufe des Tages heftige feindliche Angriffe. Beiberseits Seque hart drang der Feind ein. Gegenangriff ostpreußischer und pofenscher Bataillone unter persönlicher Führung des Divisions kommandeurs, Generals v. d. Chevallerie, warf ihn wieder zurück. St. Quentin, in dem gestern nur noch Erkundungsabtei­lungen finden, wurde vom Feinde besetzt.

Heeresgruppe   Deutscher   Kronprina. Borpsstengefechte zwischen Ailette und Aisne  . Nordwestlich von Reims   nahmen wir unsere Truppen von der Besle in rückwärtige Stellungen zurück. Der Feind folgte mit schwachen Abteilungen und stand am Abend in Linie Bantelay Billers Franqueug.

In der Champagne   nahai der Franzose seine einheit lichen Angriffe wieder auf. Sie richteten sich am Vormittag gegen die Front von St. Marie a By bis Monthois und im Laufe des Tages gegen unsere Linien zwischen Somme Py   und Aure. Seine Angriffe sind gescheitert. Dertliche Ein­bruchsstellen wurden meist durch Gegenstöße wieder gesäubert. Neben den schon seit Beginn der Schlacht in Front stehenden preußischen und bayerischen Divisionen zeichnete sich gestern das Infanterie- Regiment Nr. 406 besonders aus. Die in vorlegter Nacht beiderseits der Aisne   neu bezogene Stellung verläuft von Monthois über Ghallerange, den Wald von Autry nördlich an Binarville vorbei und quer durch den Argonner Wald   nach Apremont. Boz truppen wiesen vor dieser Front mehrfache feindliche Angriffe, ab. Heeresgruppe Gallwit.

In örtlichen Angriffsunternehmungen warfen wir den Ameri faner aus dem Dgonswald und den anschließenden Linien zurüd.

Wir schossen gestern 27 feindliche Flugzeuge und 3 Fessel­ballone ab. Hauptmann v. Schleich   errang seinen 35., Vize­feldwebel Mai seinen 30. Luftfieg.

Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht.

Wien  , 2. Oftober. Amtlich wird verlautbart:

An der italienischen Front mäßige Artillerie- und Batrouillen­fämpfe. Der Chef des Generalstabes.

Sozialdemokraten

in die Friedensregierung!

Von Friedrich Stampfer.

amt( wie bisher, Dr. August Müller). Daß sich im Laufe Die meisten Redner schlossen sich seinen Ausführungen an. der Verhandlungen noch die Notwendigkeit von Abänderungen Grundsäglicher Einspruch gegen den Eintritt in die Regierung im einzelnen ergibt, ist möglich. wurde nicht erhoben; doch tamen Bedenken darüber zum Ausdruck, ob der Zeitpunkt richtig gewählt und der vorgesehene Neichskanzler Zwei Tatsachen stehen heut fest: Die neue Regierung nicht mit Vorurteilen schwer zu kämpfen haben werde. Dem des Deutschen Reiches wird die Aufgabe haben, Frieden wurde von verschiedenen Seiten entgegnet, daß Prinz Max von zu schließen, und die Sozialdemokratie wird Baden feit Seriegsbeginn für den Verständigungsfrieden und für sich an ihr beteiligen. Die Beteiligung ist am Mittwoch die Demokratisierung mit großer Energie eingetreten sei. Der von der Reichstagsfraktion nach Kenntnisnahme eines Beitpunkt sei der richtige, d. h. der letzte. Warten sei nicht mehr Berichts über die gesamte Lage, nach Erwägung Die neue Regierung ist als eine follegiale gedacht, an deren möglich. Auch das Programm der neuen Regierung wurde ein- aller ungeheuren Schwierigkeiten, nach reiflicher Beratung entscheidenden Entschlüssen alle Staatssekretäre teilnehmen. Der gehend diskutiert. des Für und Wider mit erdrückender Mehr­Reichskanzler, der Vizekanzler und die beiden Staatssekretäre Gegen sieben Stimmen stimmte sodann die heit beschlossen worden. Es ist selbstverständlich, daß ohne Portefeuille sollen ihren engeren Ausschuß darstellen. Fraktion dem Gintritt von Parteigenossen in die man verschiedener Meinung darüber sein konnte, ob der ge­Regierung au. Das Programm der neuen Regierung. wählte Zeitpunkt für den Eintritt der richtige war, ob die Aehnlich gestaltete sich die Beratung des Parteiausschusses und fachlichen und persönlichen Garantien, die den Sozialdemo­Von dem Programm der neuen Regierung kann heute schon der Rebakteurkonferenz am Abend. Gen. Adolf Braun   regte fraten gegeben wurden, genügen oder nicht. Ebenso selbst­gejagt werden: Die neue Regierung wird es als ihre Aufgabe an, eine Erklärung zu erlassen, daß die sozialdemokratische Presse verständlich aber ist, daß jetzt nicht die Zeit dazu da ist, dar­betrachten, der Welt und dem deutschen   Volke den Frieden von ihrer Freiheit der Kritik nicht das mindeste aufgebe. Gen. über zu streiten. Die Zeit fordert nicht Diskussion, sondern wiederzugeben. Dieser Frieden soll ein dauernder sein, er soll Scheidemann   erklärte, dies besonders auszusprechen, jei gar Aftion. Die schwerste Aktion, die die Partei jemals unter­fich auf den Völkerbund gründen und die allgemeine Abrüstung nicht notwendig. Selbstverständlich sei und bleibe es Pflicht der nommen hat, ist eingeleitet, und jetzt ist es unser aller Pflicht, ermöglichen. Er soll die politische und wirtschaftliche Freiheit Parteipresse, freie Kritik zu üben und nach ihrer Ueberzeugung fie auf das entschiedenste zu unterstützen. der Völker sichern und den Wirtschaftskrieg nach dem Kriege die Intereifen der Arbeiterklasse zu vertreten. ausschließen. Dies der allgemeine Grundsatz. Der Formulie Dem Fraktionsbeschluß, in die Regierung einzutreten, wurde rung in einzelnen fann noch nicht vorgegriffen werden, es ist ein mütig zugestimmt. jedoch zu erwarten, daß sie den sozialdemokratischen Forde­rungen entsprechen wird. Dasselbe gilt von den Reformen im Innern, die eine tiefgreifende Demokratisierung bezwecken. Sozialdemokratische Fraktionssitzung, Parteiausschuß und Redakteurkonferenz. Die Jozialdemokratische Reichstagsfraktion trat gestern bor­In der neuen Regierung wird die erste Aufgabe der mittags zu einer Sibung zusammen. Genosse Ebert berichtete Partei die sein, alle Hindernisse für einen raschen Friedens­über die Verhandlungen, die der Fraktionsvorstand mit den Ptr- nehmen. fchluß zu beseitigen, deren Beseitigung für das deutsche teien und mit Persönlichkeiten der alten sowie der zu bildenden Volt tein Schaden, sondern ein Nuyen ist. Diese Hinder­Regierung, darunter mit dem Prinzen Mag von Baden geführt Reichstags- nisse sind: alle Einrichtungen, die mit dem demokratischen hatte. Er schilderte die Bage des Deutschen Reiches als frattion tritt heute vormittag 9 Uhr zu einer Besprechung Grumbcharakter eines Staatswefens unvereinbar sind, alle außerordentlich ernst und betonte die Pflicht der Parteien, zufammen. Schwierigkeiten, die der Gründung eines Volkerbunds, der

Zusammentritt des Reichstags.

Der Aeltestenrat des Reichstags beschloß am Mittwoch abend, die nächste Reichstagssigung am kommenden Dienstag um 2 Uhr nachmittags abzuhalten. Der neue Reichskanzler wird sein Programm entwickeln und danach werden die Parteien dazu Stellung

Die fozialdemokratische

Der Einfluß, der der Partei auf die neue Regierung und auf ihre Handlungen zufallen wird, darf nicht nach der Zahl der Aemter bemessen werden, die ihr in der neuen Re­gierung zugefeilt werden. Dieser Einfluß ist offensichtlich im Wachsen. Man darf aufrichtig sagen, daß die Umstände, die dieses Wachstum bewirken, höchst unerfresher Ratur sind ,. und daß es uns tausendmal lieber wäre, uns in der Oppo­fition zu befinden unter Umständen, die für unser Volt günstiger sind, als in diesen Tagen die Regierungsgewalt mit anderen teilen zu müssen.