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Nr. 273. 35. Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin".

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Ferninrecher: Amt Morinolas, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 4. Oktober 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsvrecher: Am: Morisblas, Nr. 151 90-151 97.

Erite Ernennungen zur neuen Regierung.

Prinz Max- Gröber- Scheidemann- Guftav Bauer- Filchbeck.

Berlin  , 3. Oktober. Prinz Max von Baden   ist heute zum Reichskanzler und zum preußischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt worden. Er wird am Sonnabend, den 5. Oktober, in der für 1 Uhr nachmittags anberaumten Bollfibung des Reichstags sein Regierungspro­gramm entwideln.

Zu Staatssekretären ohne Portefeuille sind die Neichs­tagsabgeordneten Gröber und Scheidemann   bestimmt. ftimmt.

Der Staatssekretär des Janern Wallraf hat seinen Abschied erbeten. Sein Nachfolger wird ein Zentrums­abgeordneter werden.

An die Spise eines durch Abtrennung vom Reichswirt­fchaftsamt neu zu gründenden Reichsarbeitsamts soll der zweite Vorsitzende der Generalfommission der Gewerkschaften, Reichstagsabgeordneter Bauer treten.

Die Frage, ob ein vom Auswärtigen Amte unabhängiges Reichspreiseamt unter einem weiteren Staatssekretär aus dem Parlament errichtet werden wird, ist noch in Be­handlung.

Die Ernennung mehrerer Unterstaatssekretäre aus der Volfsvertretung steht bevor. Ueber die Auswahl der Enfifciten fint die Verhandlungen noch nicht abgefchloffen. Das preußische Handelsministerium wird an Stelle des ausscheidenden Staatsministers Sydow der Reichstagsabge­ordnete Fischbeck übernehmen.

Armentières   und Lens geräumt- Kämpfe nördlich und südlich von St. Quentin Starke feindliche Angriffe auf den Damen­weg In der Champagne   örtliche Ein­In Albanien  brüche nur südlich Orfeuil Berat   geräumt.

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Berlin  , 3. Oftober 1918, a bend 3. Amtlich.

Heftige Angriffe des Feindes nordwestlich von Roeselare   und auf breiter Front nördlich von St. Quentin und in der Champagne   find unter schweren Verlusten für den Feind gescheitert. Amtlich. Großes Hauptquartier. Berlin  , 3. Dttober 1918.

Weftlicher Kriegsschauplah.

Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Boehn.

In Flandern   wurden feindliche Angriffe nördlich von Staden  , nordwestlich und westlich von Roeselare   ab gewiesen. Wir machten hierbei etwa 200 Gevangene. Ebenso scheiterten am Abend Teilangriffe des Ceguers beiderseits der Straße Ypern- Menen. Armentières   und Lens wurden in der Nacht vom 1. zum 2. fampflos geräumt. Wir bezogen rückwärtige Stellungen östlich dieser beiden Städte. Der Feind ist im Laufe des Tages teilweise nach starker Artillerievorbereitung auf verlassene Stellungen über die Linie Fleurbaig- 2 a Bassée Hulluch gefolgt. Vor Cambrai   ruhiger Tag.

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Teilangriffe des Gegners aus der Schelde Niederung bei und südöstlich Rumilly   wurden abgewiesen. Stärkere Angriffe und Borköße gegen unsere neuen Linien nördlich, und südlich von St. Quentin scheiterten.

Heeresgruppe   Deutscher   Kronpring. Südwestlich von Anizy- Le Chateau   und nördlich von Fila in schlugen wir Teilangriffe des Gegners ab. Schleswig­holsteinische Regimenter verteidigten ihre Stellungen auf dem Rücken des Chemin des Dames gegen starte feindliche Angriffe. Vorfeldkämpfe vor unseren neuen Linien nordwestlich von Reims   Der Feind stand hier am Abend in Linie Chau­darde Cormich und dicht vor dem Aisne Kanal.

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In der Champagne   setzte der Franzose mit starten Kräften feine Angriffe östlich der Snippes, gegen St. Marie à By sowie zwischen Somme Py   und Month ois fort. Dert­liche Einbruchsstellen südlich von Orfeuit wurden in Gegen­stößen verkleinert. Auf der fibrigen Front sind die Angriffe vor unseren Linien gescheitert. Auch beiderseits der Aisne   und in den Argonnen blieben Teilangriffe des Feindes ohne Erfolg. Der Erste General quartiermeister. Ludendorff.

Der österreichische Bericht.

Wien  , 3. Oftober. Amtlich wird verlautbart: Am Nordhang des Monte Tomba erfolgreiche Borfeld­Tämpfe.

In Albanien   nahmen wir, durch die Ereignisse an der bulgarischen Front genötigt, unsere Divisionen zurück. Berat  gelangte hierdurch fampflos in Feindes Hand. Der Chef des Generalstabes.

Morgen, 1 Uhr nachmittags, tritt der te ich stag zu­fammen, um die ersten Mitteilungen der neuen Regierung ent­gegenzunehmen. Bis dahin muß also die neue Regierung ge­bildet, das neue Programm festgelegt sein. Von der Arbeit, die zu diesem Zweck zu leisten ist, macht sich der Außenstehende faum eine Vorstellung. Es gibt zwischen dem neuen Reichs- Daß es an solchen Quertreibereien auf und unter der sind in die Regierung eingetreten, nicht um einen Frieden tanzler, den Parteivertretern, zwischen diesen und innerhalb Oberfläche nicht fehlt, versteht sich von selbst. Ein Beispiel um jeden Preis anzustreben, sondern nur einen Frieden, um der Parteien unausgefekte Beratungen über tausenderlei sach- davon liefert das Konkurrenzblatt der Nationalzeitung", die den Preis, den das deutsche Volk zahlen kann, ohne nachher liche und persönliche Fragen. Vertrauliche Besprechungen, zur selben Stunde erscheinende Kriegszeitung". Sie fabelt aus einem unerträglichen Dauerzustand den Ausweg der Ver­Sigungen des interfraktionellen Ausschusses, des Aeltesten- von unsinnigen Gerüchten", die von den Mehr- zweiflung suchen zu müssen. Es gilt darum, den Gegnern die ausschusses, der Fraktionen und sonstiger Organisationsförper heitsabgeordneten" verbreitet werden sollen, und stellt nun Erkenntnis beizubringen, daß die Biele ihrer Chauvinisten jagen einander vom frühen Morgen bis in die späte Nacht. Un diesen Siobsposten ihre eigenen beruhigenden" Auffassungen dem Intereffe der eigenen Bölfer widersprechen und daß sich vorhergesehene Schwierigkeiten tauchen auf, deren Beseitigung entgegen. Durch diese Methode der Beruhigung" wird na- das deutsche Volk auch im fünften Kriegsjahr nicht so ohne biel guten Willen auf allen Seiten erfordert, und was in einem türich nichts erreicht, nicht einmal die beabsichtigte Diskredi- weiteres über den Haufen rennen läßt. Nur Klarheit und Augenblick feststehend schien, ist im nächsten schon wieder anders. tierung der Mehrheit. Jedes Kind auf der Straße weiß, daß Festigkeit fann zum Ziele führen, dessen rascheste Erreichung Darum hat der Vorwärts" die Nachrichten, die er gestern durch den Abfall Bulgariens   und den ungeheuren Ansturm wir alle aufs Sehnlichste wünschen. über die vermutlichen Grundzüge der neuen Regierung brachte, an der Westfront eine Lage von ungewöhnlichem Ernst ge­vorsichtigerweise als Umrisse" bezeichnet und hinzugefügt, daß schaffen ist, die einschneidende Maßnahmen erfordert. mit Menderungen im einzelnen gerechnet werden müsse. Wenn Was die neue Regierung tun will, ist in diesem Augen feine Darstellungen mancherseits als etwas Feststehendes be- blick Gegenstand noch nicht abgeschlossener Beratungen, es trachtet wurden, ist es nicht seine Schuld. Im übrigen sind in fann darum hier nur davon die Rede sein, was sie nach der den letzten 24 Stunden Verschiebungen von einschneidender Be- Auffaffung der Redaktion dieses Blattes tun foll. Sie foll deutung nicht vorgefommen. Die Fraktion hat einstimmig die der Welt fagen, daß Deutschland   die ungeheuren Vorteile Nominierung des Genossen Scheidemann   für ein Staats- eines Friedensbundes freier gleichberechtigter Völker voll er­fekretariat bei der Reichsfanzlei und des Genossen Bauer für fannt bat und daß es bereit ist, zur Erreichung dieses Bieles das Reichsarbeitsamt beschlossen. Die Ernennungen sind in- Opfer zu bringen. Diese Opfer dürfen aber nicht derart awischen erfolgt. Das Reichspreffeamt soll nach Blättermel- sein, daß sie den Zweck selbst, den Bund freier, gleichberechtigter bungen in ein Reichspropagandaamt umgewandelt werden Bölfer gefährden. Durch Diktat oder Annahme eines un unter Leitung Erabergers( 3.) mit nur einem Unterstaats- termerfungsfriedens kann dieser Awed niemals er sekretär, dem Fortschrittler Dr. Sa a 3. Die Verhandlungen reicht werden, und diejenigen, die als Voraussetzung des über die sonstigen Bersonenfragen waren in vorgerüdter Stunde Völkerbundes die blinde Unterwerfung Deutschlands   unter noch nicht abgeschlossen. Es ist alles in Fluß, und es kann nur das Machtgebot der Gegner fordern, gehören zu jenen, von wiederholt werden, daß auch dort, wo schon alles festzustehen denen Edward Grey   fagt, daß sie für eine erhabene Idee scheint abgesehen von den vollzogenen Ernennungen- bloßen Lippendienst tun. Aenderungen nicht ausgeschlossen sind.

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Ueber die Person des neuen Reichskanzler 3 sind viel Wike gemacht worden, und es liegt in der Tat nahe, zu sagen, wenn sich Deutschland   demokratisiere, müsse ein Prinz an der Spitze sein. Es wird Sache des Prinzen sein, zu zeigen, daß er in sein hohes Amt gekommen ist, nicht weil, sondern obwohl er Prinz ist. In dem engeren Kabinett der neuen Regierung sollen neben diesem Prinzen ein Rechtsanwalt bürger­licher Herkunft, ein gelernter Buchdrucker, unser Genosse Scheide­ mann  , und ein Richter, der Zentrumsabgeordnete Groeber, fiben. Uns fann es nur recht sein, wenn sich der Mann aus dem Arbeiterstande als der Tatkräftigste und Tüchtigste erweisen sollte, aber der Prinz ist zu friedlichem Wett­bewerb mit ihm eingeladen, und es wäre ungerecht, dessen zu erweisende Fähigkeiten zu verkennen, bloß weil man mit seiner Herkunft unzufrieden ist.

Im übrigen ist die Zeit zu einer oberflächlichen Beurtei­lung der Dinge viel zu ernst. Und nur ihr außerordentlicher Ernst fonnte die Sozialdemokratie bewegen, sich in die Bresche zu stellen und dies unendlisch schwierigen Versuch zu unter­nehmen, über dessen Aussichten der morgige Tag ein erstes Urteil gestatten wird.

Aus Stuttgart   meldet WTB: Die Behauptung der Voss. 8tg." über einen angeblichen Widerspruch Württem bergs gegen die Aufhebung des Artikels 9 der Reichs

Mögen die Gegner den Preis nennen, den die einzelnen Eine Ueberraschung bot die Nationalzeitung" von gestern Völker zahlen, die Ansprüche, auf die sie verzichten sollen, um abend mit der Nachricht, daß die Nationalliberalen der Vorteile eines dauernden Friedens teilhaftig zu werden. in Erwägungen darüber eingetreten seien, ob sie nicht das Ne- Dann kann das deutsche Volk selbst darüber entscheiden, ob es gierungsprogramm anerkennen und in die Regierung ein Eingehen auf diese Vorschläge für erlaubt und mit seiner eintreten sollten. Wer das zu erwartende Regierungs- Bukunft verträglich findets Die Gegner sollen heute schon Artikel 9 und die füddeutschen Regierungen. programm einigermaßen kennt und ebenso die bisherige Stel- wiffen, daß das deutsche Volk die Grenzen für sein Entgegen­lung der Nationalliberalen, der wundert sich. Räme es aber fommen weit geftedt hat, daß es aber Grenzen gibt, zu einer Befehrung der bisher doch ziemlich stark allbeutsch die nicht überschritten werden können! durchsetzten Nationalliberalen und würde diese angenommen, Der Wunsch nach einem raschen Friedensschluß ist in un­so ergäbe das wieder eine starke Aenderung der Gesamtlage, ferm Volke stärker denn je, und es wird die Aufgabe der neuen verfaffung entbehrt jeder tatsächlichen Grund­und es ist nicht einzusehen, wie in der kurzen Zeit, die zur Ver- Regierung sein, ihm Rechnung zu tragen. Aber nur der lage. fügung steht, die sich daraus ergebenden Folgerungen gezogen deutsche   Imperialismus ist begraben, der des Gegners ist werden könnten. In Kreisen der sozialdemokratischen Fraktion noch sehr lebendig. Er muß bekämpft werden durch eine war am gestrigen Nachmittag von den angeblichen Absichten der gute Politit, die, folange ihr Erfolg nicht gesichert ist, von weiafäder begibt sich heute abend nach Berlin  . Nationalliberalen nicht das allermindeste bekannt. Man kann von der Widerstandskraft der Armee unterstützt werden muß. den Verdacht nicht abwehren, daß die ganze Nachricht in die In einer Versammlung der Unabhängigen fagte jüngst Dresden  , 3. Oktober. Der Minister des Inmern und der aus­Welt gesetzt wurde, um die Lage zu verwirren und Quertreiberei der Abg. Haase, auch seine Partei wünsche nicht den wärtigen Angelegenheiten Graf Bithum von Edstädt hat zu üben. Frieden umjeden Preis. Auch die Sozialdemokraten sich heute nachmittag nach Berlin   begeben.

Stuttgart  , 8. Oftober. Ministerpräsident Dr. Freiherr