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Nr. 165.

Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Biertel­fährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mt., wöchentlich 28 Pfg. frei in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit tlluftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt. pro Quartal. Unter Kreuz­ band  : Deutschland   u. Desterreichs Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Post Beitungs- Preisliste für 1894 unter Nr. 6919.

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11. Jahrg.

Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzetle oder beren Raum 40 Pfg., für Bereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonns und Festtagen bis 9 Uhr Vor­mittags geöffnet.

Fernsprecher: Amt 1, Nr. 1508. Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin  !

Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Donnerstag, den 19. Juli 1894.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!

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Gewerbe- Inspektion und Dampf- gebimbert, fie hat den größeren Theil der Arbeits- Rasseler Gewerberath betonen ebenfalls die isolirte Zage kesselrevision in Preußen.

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deshalb noch mehr, als es die Prozentzahlen ausdrücken,| Anlagen!" Der Oppelner, Magdeburger   und leistung der Beamten in Anspruch genommen". Noch einen kleiner Kesselanlagen auf dem flachen Lande, im Bezirk Bahlenbeitrag bringt der Gewerberath für Kassel  ; in Duisburg   konnten die Betriebe kaum anders, als aus Wenn man den Schriftverkehr als Grundlage der dem einen Inspektionsbezirk wurden 1362, in anderen 118 Anlaß von Kesselrevisionen besucht werden", im Bezirk Echabung annimmt, so cutfallen auf die eigentliche Ge Tage auf Stevisionen verwendet; von den 136/2 Tagen ent- Solingen   nahmen zwei Drittel der Zeit die Kessel­werbeaufsicht 43,1 Prozent, auf die Keffelaufsicht 59,9 Proz." fielen aber nur 14½ auf Fabrikrevisionen, nicht weniger prüfungsgeschäfte in Anspruch", und in Minden   wird So zu lesen S. 155 der Jahresberichte der als 122 auf Kesselrevisionen! Das ist noch weit schlimmer, allein wegen der Kesselrevisionen ,, ein vierter Inspektions­föniglich preußischen Regierungs- und als im Bezirk Oppeln  . Dadurch wird der eigentlichen Gewerbe- beamter nothwendig". Gewerberäthe und Bergbehörden. Juni Aufsicht ein unverhältnißmäßiger großer Aufwand von Der neue Breslauer Gewerbe- Inspektor Siebert, dessen 1893. Amtliche Ausgabe"( Berlin  , W. T. Bruer, Zeit entzogen". Aus den Bezirken Potsdam   und Name hier zum ersten Mal auftaucht und der an stelle des 1894), die vor einigen Tagen hübsch spät im Hochsommer Fra   utfurt a. D. heißt es ebenso deutlich:" Die mit alten, humanen Frief gekommen ist, erklärt allein mit dem erschienen sind. Das zeigt, wie unsere alten Bedenken gegen der staatlichen Ueberwachung der Dampskessel- und Dampf- ganzen Gewicht seiner etwa halbjährlichen Praxis und mit die Verbindung der Kesselrevision mit der Gewerbeaufsicht mehr faß- Betriebe verbundenen zeitraubenden Geschäfte nahmen in der Frische eines Reserve- Offiziers, daß beide Thätigkeiten und mehr durch die Erfahrung glänzend bestätigt werden. Da den sämmtlichen, räumlich großen Inspektionsbezirken den recht gut nebeneinander und zwar im Wesentlichen ohne Bes weist der amtliche Bericht mit einem gewissen Stolz darauf hin, daß weitaus überwiegenden Theil der dienstlichen einträchtigung des Gewerbe- Aufsichtsdienstes ausgeübt werden die im Jahre 1891 begonnene Neuregelung der damals Thätigkeit der Beamten in Anspruch." Noch eine Berichts- tönnen." Es genügt, den jungen Gewerbe- Inspektor dem unter aller Kritik beschaffenen Fabrikinspektion in Preußen stelle aus dem Bezirk Liegnis wörtlich: Mitleid feiner erfahreneren Kollegen zu empfehlen. Die im Berichtsjahre zur Durchführung gelangt" sei; in langer" Infolge der großen Zahl der Dampffefsel nahm das handgreifliche Wirkung einer Befreiung vom Dampfteffel­Liste werden die 88 preußischen Gewerbe- Inspektionen mit Reffelrevisionsgeschäft, sowohl im äußeren Dienst, als auch in dienste betont der Gewerberath für Düsseldorf   dort, mehr als anderthalb hundert Beamten aufgeführt- aber der Amtsstube, den weitaus größeren Theil wo er den erheblichen Rückgang der Unfallziffern in den daß dies Alles reine Aeußerlichkeit bleibt, so lange nicht die der Zeit und der Arbeitskraft in AnGladbacher Betrieben mit der geringeren Belastung der dortigen spruch, und die eigentliche Aufsichtsthätigkeit in den Ge- Beamten durch Kesselgeschäfte in Verbindung bringt. praktische Thätigkeit der Inspektoren für den Arbeiterschutz werbebetrieben wurde nicht unwesentlich nach diefer fich in gleicher Weise entwickelt, davon schweigt des offi ziellen Sängers Höflichkeit. Die sozialpolitische Einsicht der preußischen Zentralbehörde hat wieder einmal auch in dieser Hinsicht nicht so weit gereicht, wie diejenige erfahrener Unternehmer; denn schon 1874 hat sich die Leipziger   Handelskammer gegen die Vereinigung von Gewerbe- Aufsicht und Fabrikinspektion ausgesprochen. Der preußische Handelsminister muß sich jetzt gefallen lassen, von seinen eigenen Beamten recht gründlich kritisirt zu werden. Im Jahresbericht für 1892 waren es erst drei Gewerberäthe, die gegen die Belastung mit der Dampf­teffelfriecherei protestirten; jetzt sind es schon sechs, und die Dentlichkeit ihrer Sprache ist in dem neuen Berichtsjahre auch nicht geringer geworden.

Richtung abgelenkt, umfomehr, als der staatlichen Aufsicht Das neue Material der 1893 er Juspektionsberichte für eine große Anzahl fleiner Dampskessel- Anlagen und beweglicher Preußen ist also ganz drückend und gestattet eine auf­Dampffefsel verblieben sind, deren Ueberwachung mehr Zeit schiebende Behandlung der Frage kaum mehr. Was die und Mühe erfordert, als die der großen und stabilen Kessel- Beamten nicht hervorheben und nicht hervorheben können, anlagen. Besonders zeitraubend ist die Untersuchung der in ist ja beinahe noch wichtiger, als die mechanische, äußere den zerstreuten landwirthschaftlichen Betrieben benutzten Dampf Behinderung, unter der sie leiden: die Herabsehung des teffel. G3 ist mehrfach vorgekommen, daß zur Inspektorenstandes auf das Niveau bloßer Maschinen­Untersuchung einer otomobile ein Zandweg techniker, die Abschwächung ihres sozialen Charakters von 40 bis 60 Kilometern zurückgelegt werden mußte, so daß eine solche Untersuchung einen vollen Tag und die Verhinderung jeglichen Zuflusses von Personen beanspruchte..... Unter diesen Umständen verblieb dem material aus medizinisch, hygienisch und wirthschaftspolitisch Beamten für den eigentlichen Gewerbe Inspektionsdienst vorgebildeten Kreisen. Die Dampftessel- Revision macht die wenig Zeit." Inzucht der preußischen Gewerbe- Aufsichtsbeamten aus In den Nachsägen sucht der Verfasser dieser Zeiten Technikerkreisen, die den Unternehmern geistig und gesell­zwar auch eine Art Rechtfertigung für die Verbindung schaftlich außerordentlich nahe stehen, zur Regel. Dem Oppelner Beamten gebührt das Verdienst, von Gewerbe- und Kesselinspektion zurechtzubauen. Der preußische Gewerbeverwaltung hat schon oft kompromittirt das oben erwähnte Prozentverhältniß klipp und klar feft- Beamte käme auf diese Weise in viele fleinere Anlagen, vor der unbefangen prüfenden Sozialpolitik gestanden, noch gestellt zu haben. In seinem Bezirk fonnte wegen Ueber- wo sehr viel zu bessern sei, und die sonst vielleicht bei selten aber so gründlich blamirt durch ihre eigenen Beamten. nahme der Kesselprüfung, Aufstellung der Katafter ihrer isolirten Lage unberücksichtigt geblieben wären. Eine Ob sie es endlich über sich gewinnt, das 1891 im Ab­u. f. w. mit der eigentlichen Fabrikaufsicht über schöne Rechtfertigung! Wir danken für denjenigen Auf- geordnetenhaus gegebene Versprechen einer Aenderung, so haupt erst im Mai begonnen werden". Die Kesselaufsicht, sichtsbeamten, der sich erst durch Keffelgeschäfte in Betriebe bald sich Unzuträglichkeiten zeigten, einzulösen?... die an ganz bestimmte Vorschriften und Termine gebunden führen läßt, welche verhältnißmäßig mehr Anlaß zur Aus­ift", während die Fabrikaufsicht viel lager gehandhabt wird, übung des Dienstes bieten, als die großen und bedeutenden

Feuilleton. Der Inde.

Deutsches Sittengemälde

aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts.

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Von C. Spindler  .

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Die

und morgen das Pferd damit von Grund aus heilen. Haferbrot und schlammiges Wasser. Mit einem Worte: Mit Zauberei gebe ich mich aber nicht ab." Die Edel haltet den Unschuldigen wie einen Menschen; dann habt leute standen ungläubig und stumm bei diesen Worten. Als hr mir reichlich den geringen Dienst vergolten, welchen aber der Mönch mit gewandter Fauft des Pferdes Fuß ich Euch leisten will." Bechtram schwieg etwas beschämt. 90 aufhob, und ihnen allen den kleinen braunrothen Fleck Die edeln Herren jahen sich der Reihe nach verwundert an. darinnen zeigte, den ihr ungeübter Blick übersehen hatte, und Ein wunderlicher Heiliger," lachte der Hornberger, der sie sich überzeugten, daß bei der Berührung dieses verletzten sich aus seiner Wuth wieder zum Scherz gefunden hatte: Fleckchens das Thier zusammenschauerte, und mit aller Macht Wenn Ihr ihn auf der Fahrt hierher gesehen hättet,... zu hauen und zu beißen verlangte, da kam ihnen doch nach geschworen hättet Ihr, der Mensch sei stumm. Auch kein und nach zu Sinne, daß der verrachtete Klostermann Wörtlein hat er verschwendet, so tapfer des Leuenberger's Muß ich denn wiederholen, was ich früher sagte?" wohl recht haben könnte, und eine gewisse Art von Be Base ihn ins Gebet nahm. Ohren und Augen in die fragte der Mönch achselzuckend, mit etwas verächtlicher wunderung trat an die Stelle des pöbelhaften Hohnes. Rutte gehüllt, saß er da, wie ein Bild von Holz, und ich Miene, so weit sich sein blasses Gesicht unter der Kapuze Ei, hochwürdiger Herr," sprach Bechtram so verbindlich, schwör's, er hat auch kein Wort gehört, was wir gesprochen. erkennen ließ. Bechtram stampfte wild mit dem Fuße. als es ihm möglich war: hr verrathet einen Mann, der Jezo aber geht ihm der Mund frisch weg, wie ein frisches " Hagel, Sturm, Pest und rother Hahn!" schrie der vorlaute nicht in die braune Haut gehört, die Ihr auf dem Rücken Rädlein. Glück zu, Pater!"" Man rede nur zur ges Hornberg  : Tagdieb! willst Du wohl gehorchen? Seit einer tragt. Solch' adlig Reitergewerbe zu verstehen, wie Ihr's legenen Beit;" versetzte der Mönch ruhig. Man rede Stunde schon giebt Dir ein biederer Rittersmann die besten versteht, was sich aus Euren Handgriffen und zuversicht aber auch alsdann nur für sich, und nicht für andere;" fügte Worte, und Du, schmußiger Bettelgänger, treibst Deinen lichen gerechten Worten ermessen läßt, das lernt man Bechtram mit einer Gutmüthigkeit bei, die ihm um so besser Spott mit ihm? Ans Werk, oder ich lähme Dich wie den sonst in Euern Klöstern nicht, worin der Bettelesel das anstand, als er selten darein verfiel:" Mir wär's lieber, Gaul hier." einzige Thier ist, das von Ferne eine Aehnlichkeit mit dem bei Gott  ! Ihr verlangtet etwas Besseres, als ein Stüd Er griff nach seinem Lieblingswerkzeug, dem Messer am edlen Roffe hat. Sagt, womit ich Euch erfreuen kann; Fleisch für den dummen Bauer." Mein Gewand ist Gürtel. Bist Du denn toll?" rief ihm der Leuenberger nur die Freiheit muß ich Euch für jeho versagen, da mir das der Demuth;" entgegnete der Mönch kurz: ich begehre ins Ohr, und hielt seinen Arm. Der wilde Junker sträubte es eine andere Pflicht gebietet."" Ich weiß zwar nicht, nichts für mich; aber hindert Euch denn dieses, mir freund­sich jedoch ungeberdig, und rief außer sich:" Laß mich, Veit, welche Pflicht Euch gebieten fann", versetzte der Mönch, lich entgegen zu kommen? Für heute wünsche ich nichts laß mich! Ich will die Kniesehne des Faulenzers treffen, die Gewaltthätigkeit fortzusehen, die jener junge un- als Rube, und daß man mir verstatten möge, in den Thurm so gut als die eines Pferdes!" Leuenberg ließ indessen besonnene Mann an mir und meinem armen Fuhrmann zurückzukehren, um das Wundwasser für das Pferd zu be­nicht ab, und die Uebrigen standen ihm bei. Der Mönch verübt hat. Allein eben in die Gewalt muß man sich reiten." Wohl wird es kühl und dämmrig hier im tehrte sich gelassen zu Bechtram und sprach:" Ich weiß fügen, so man nicht der Stärkere iſt. Heile ich Euch jedoch Bwinger," meinte Bechtram, und wir wollen Euch wohl, daß der gute ungestüme Junkerherr Wort halten den Hengst und findet Ihr morgen, daß ich nicht zu viel unter Dach und Fach bringen, guter Klostermann. Aber würde. Einen Wienschen zu verstümmeln wie ein Thier, versprochen, so erleichtert in etwas das Schicksal des beileibe, nicht in den Thurm. An unserem Hausherde fällt ihm nicht schwer. Demungeachtet kann ich Euerm armen Bauern, der mit mir in Eurem Thurme schmachtet. könnt Ihr weit leichter Euern Balsam brauen, und an Wunsche durch eine Beschwörung nicht genügen, wohl aber Bedenkt, daß er ein Weib daheim hat und fünf Kinder, unserem Trinktische sißt sich's besser, als in dem Rerter. durch leichtere Hilfsmittel. Das Roß ist nicht behert und die nicht ahnen, wohin ihr Ernährer gerathen ist, und die Kommt mit; einige Becher edeln Getränkes werden Euch wenn es der Hufschmied Sr. kaiserlichen Majestät behaupten vielleicht vergehen in Noth und Jammer, wie er dahin stärken, und ein Stück köstlichen Wildbratens Euern Gaumen wollte. In seinem Hufe sitzt die ganze Zauberei, und diese schwindet in Heimweh und verzehrendem Gram. Behandelt vergnügen. Ihr erzählt uns dabei aus Euerm Leben, und Krankheit nennt man die Steingalle. Gefällt es Euch, so ihn nicht schlechter als Gure Rüden, die denn doch dann aus der Ferne, denn weit seid Ihr hergekommen, und helft will ich noch diese Nacht ein wundäßend Wasser bereiten, und wann eine bessere Agung erhalten, als verdorbenes uns also den Abend verkürzen. Ich bin ein schlechter

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