Nr. 286-1918
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Bilder aus russischer Kriegsgefangenschaft von Herbert Stegemann.
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Donnerstag, 17. Oktober
Das
hervorgedrängt hatte, sondern weil der nicht allzu arbeitsfrohe und richtung. Der Bühnentert, den er Sancta Susanna nannte, hat siemlich phlegmatische Ruffe ibn förmlich einlud, überall mit Hand nicht die merkwürdige Selbständigkeit späterer dramatischer Gänge anzulegen. Unter der zaristischen Regierung bemühte man sich seiner Kraft; er könnte ein Abkömmling von Maeterlincscher Frühnatürlich, diefen Einfluß der Deutichen nach Möglichkeit aus. romantik sein, und auch in deren Art aufgeführt werden. zuschalten und die Betätigung der Zivil- und Ariegsgefangenen bringt immerhin die Frage auf, warum die Sturmbühne ihren auf das unumgänglich Notwendige einzuschränken. Zur leber Versuch dennoch an dieses Werk knüpfte. Warum machte sie sich nabme aller Arbeiten gehörte eine besondere Erlaubnis der Be- nicht an Stramms ungleich stärkeren Szenentreis räfte"? Es hörde, die im allgemeinen nur da erteilt wurde, wo es sich um tam ihr doch auch auf diesen Dichter an, der ein Blutopfer des Kriegrobe förperliche Arbeit handelte. Von der Revolution ab, jeden ges geworden ist. Mit„ Sancta Susanna " ließ sie sich von Stramms falls von der November- Revolution ab, fiel das alles weg, und es Dramatik nur das Motiv und die Folge der Gefühle und Bilder gab eigentlich faum mehr ein Gebiet des gewerblichen und ge- einer erotisch durchschwülten Nacht zwischen Untergang und Aufichäftlichen Lebens, deffen sich die Deutschen nicht mehr oder weniger gang der Sonne geben: Sinnemglut springt in flöfterliche Liebesbemächtigt bätten. Ruffiiche Handwerker waren infolge des Krieges abfehr über und sprengt siegerisch affetische Gelübde. Schreyer taum mehr anzutreffen: selbst in diefem entlegenen fibirifchen ging etwa darauf aus, diese Szenen nach dem Kunstwollen des über Städtchen machten sich die ungebeuren Verluste, die Rußland an Sancta Susanna " fortgeschrittenen Dichters zu formen. Denn produktiven Kräften erlitten hatte, geltend. Stramm ist ein Prophet und Wegweiser der Sturmleute.
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Die fleine Kreisstadt liegt da in der Glut eines fibirischen Sommernachmittags: die grelle Sonne fladert auf den flachen, mit grünem Messing gedeckten Dächern, friecht gierig und erbarmungs. los durch die Rizen der Holzhütten, tanzt auf den weißen Eteinquadern der Wohnhäuser der wohlbabenden Kaufleute, deren es gerade in unserem Städtchen nicht wenig gibt. Hin und wieder macht sich ein plöglicher Windstoß auf: dann stiebt es auf von den breiten, ungepflasterten Straßen Säulen gelben Staubes, eine nach der andern; im Nu find die wenigen Menschen, die auf den einiamen Straßen zu sehen sind, und die müden Gäule, die breite forbähnliche Bauernwagen mit der landesüblichen Bebaglichkeit und Langiamfeit vorwärts schleppen, von den gelbgrauen Schmutzwollen So waren es einine dentiche Schneider und Schuster, die allein Im Theatersaal des Künstlerhauses in der Bellevuestraße, der verbüllt. Gegen Abend das ist ein alter Brauch legt sich der für die Bekleidung und Beichubung der Stadt forgten, und bei nur ein paar hundert Buschauer faßt, ging das Spiel vor sich. Es Wind: es wird angenehm fühl: und das in der Hiße des glutenden außerordentlich geftiegenen Breifen gelang es diesen fast ausnahms. hatte die ungestört stille Aufmerksamkeit, die solches Erproben neuer Tages erstorbene Leben wagt sich allmählich wieder hervor. los, sich ein flemes Vermögen zu erwerben. Ich sebe ihn noch vor Wege fordern darf. Das Wesen der Aufführung läßt sich vom Die Hauptstraße des Städtchens es hat an zehntausend mir. den fleinen Schuster aus Mitau mit seinen starten Armen und Wesen der neuen Wortkunst aus andeuten, als deren Bildner Bewohner und liegt im afiattichen Teil des Gouvernements Berm geschickten Händen, die raftlos arbeiteten von früb bis spät: der Stramm gilt. Wenn diese darauf ausgeht, Worte zu heben, die für ift breit, sie ist weit bretter als die Friedrichstraße in Berlin , wozu Mann lieferte mit einem Gehilfen täglich ein Baar. meist schlecht sich und in ihrer Verbindung miteinander wie Urlaute des Gefühls ja allerdings nicht übermäßig viel gehört. Hier gibts nur Stein- figende und oberflächlich gearbeitete Ecube für 100 Rubel ab, wo, wirken, also die Macht großen Gefühlsausdrucs haben, so geht häuser: hier ist der langgestreďte Gostinni Dwor, eine zusammen bei er infolge cünftiger Ledereinfäufe mindestens feire 50-60 Rubel nun auch alles, was das Bühnenbild ausmacht Farbe, Linie, hängende Reihe ſtatilicher Staufläden, die freilich, als der Hauptfiz verdiente. Im Sommer diefes Jahres ießte er sich nach etwa dreis einer Art Primitivkunst öffnet sich, deren Merkmal der Wille scheint, Form, Ton, Bewegung auf Ursprünglichstes aus. Das Theater des Kapitalismus, während der bolichemistischen Revolution der jähriger Tätigkeit mit einem Vermögen von siebzigtausend Rubel zur erbitterten Menge der Bauern und Soldaten zum Opfer fielen, hier Ruhe oder richtiger, er ward and einem Handwerker an einem Spetu- alles zu meiden, was Naturalismus heißen könnte. Alles ist sehr ist das Postkontor, ein paar andere Amtsgebäude wie die Semitwo- lanten und Darlebnsgeber an 8ivil- und Kriegsgefangene, die von der greifbar, aus wenig einfachen Elementen hart gefügt, aber alles verwaltung, und hier ist der abendliche Spazierweg der Bevölkerung. Feldverbindung mit der Heimat abaefchnitten waren oder es zu menschlichen Gestalten, auch ihre Sprache, die mit der Absicht, chaist vom wirklich Lebenden entfernt: nicht nur das Aeußere der Der Bürgersteig ist freilich nur aus böchst einfachem Holz gelegt, fein behaupteten. Es ist mir recht zweifelhaft, ob er mit biefem rakteristisch zu wirken, getönt ist, ohne Musik zu sein. Das Wirkhin und wieder ist ein ein umfängliches Loc darin, welches man mit Seelenruhe immer wieder hineinfällt, ohne daß famen und soliden Schusterei als vielbeneideter Großkapitalist windet, weitet es über sich selbst hinaus, sprengt seine Begrenztheit neuen Geschäftszweige fobiel Glüd baben wird wie mit der ehrliche ist begrenzt, die Kunst. Sie das Wirkliche schöpferisch überein Menich je daran denkt es auszubeffern, und auf dieſem ſtand ihm zur Seite ein deutscher Pferdeichlächter. Man sieht, die auf, holt die Form heraus, in der das geistige Element des Wirkschmalen Steig drängt sich allabendlich das Publikum. Man tann Tage der Schweines und Rinderbraten sind selbst für Sibirien ae lichen zur Gestalt wird vergessen, daß man sich hier einige taufend Kilometer von der zählt: es gab freilich noch mittelmäßiges Fleisch für etwa 5 Mart funst ist, so wird der Weg von visionär- symbolischen Gestalten beWenn dies das Ziel der SturmbühnenHe mat entfernt befindet. Denn außer ein paar ruifiicben das Pfund, aber den meisten Deutschen aeftatteten ihre Verhältniffe lebt sein. Das war so in dem Werf Schreyers, war also in der Gymnaftasten sieht man auf dieier. dem Gotte Amor geweihten derartige lururiöfe Ausschweifungen nicht mehr, und so freundete Tat nicht etwas Neues. Promenade nur Teutiche und Desterreicher. Ruistiche Soldaten find man sich mit dem verhältnismäßig billigen und, abgefeben von schlossen gewählte Sprache einfachster und einfachst zusammengeAls neuartig wirkt nur die fühn entfeit der Herrschaft der Bolichewisten Fabelweien geworden, die man feinem Mangel an Fettgebalt, nicht unangenehm schmedenden faßter Mittel, die, weil sie ungewöhnlich und mehr noch ungewohnt gar nicht mehr zu Gesicht bekommt. Das hier garniionierde Re- Foblenfleisch an. Schufter. Schneider, Schlächter, Maurer , Tischler, find, zunächst überraschen und oft verwundert stußen lassen. giment hatte, ichon zu Rerenetis Zeiten Ilar erkannt, daß der befiere Bimmermann, Rutier, Bäcker die Deutschen waren alles auf Teil der Tapferkeit die Vorsicht sei, und nachdem es, febr wider den Straßen des Eta tebens börte man mehr Deutsch als Rufftich. Hintergrund von vier sich übereinander weitenden FarbenhalbNur eine halbe Stunde dauert das Spiel, das, durch einen feinen Willen an der Julioffensive des Jabres 17 teilgenommen und, was das allerbübschefte war, selbst die städtischen Behörden kreisen gestimmt und zusammengehalten, in wesentlich pantomihatte, verlegte es den Schauplab seiner friegerischen Tätigkeit ins lagen in Tester Zeit in deutschen Händen. Innere des Landes, veranstaltete einen hübschen Bogrom, bei dem das die Meblberteilung regelte, faßen Deutiche; im örtlichen Schreyers ist unzweifelhaft Ueberlegung bis in alles Einzelne der Auf dem Stadtamte, misch bewegten Reliefbildern vor sich geht. In der Arbeit es übrigens ganz gutmütig zuging, Tote faum vorfamen und vor Sowjet faken Deutice; aus Deutschen fegte fich die rote Garde Elemente, die, zum Ganzen vermachsen, ein Ausbruck aufgäremd in allem wader geplündert und gezecht ward, und 300 alsdann, nachzufammen; Deutsche heirateten fich bebaalich in die besseren Familien sich selber ringender seelischer Grgriffenheit werden sollen. Aber dem man noch eine Resolution über die Blödsinnigkeit des Krieges der Stadt ein furz. das Städtchen war einfach eine kleine wirkte diese Ergriffenheit auch über sich hinaus? Teilte sie sich geim allgemeinen und dieses Krieges im besonderen gefaßt batte, deutsche Kolonie im fernen Osten. mit den Schätzen reich beladen" auf die beimischen Dörfer. Also breterisch von der Bühne as mit? Nur einen Augenblick steigerte die Soldaten und Offiziere existierten nicht mehr. Letzteres ward von Darstellerin der Clementia den Eindruck zu solcher Macht. Im übriden Deutschen befonders angenehm empfunden, denn die hübschen gen blieb man in der Rolle des aufmerksam prüfenden Beobachters, Braporsichtite. die dazu noch die Taschen voll Geld batten. stellten dem der Abend zwar ein reges Wollen und einen gangbaren Weg eine sehr unangenehme Konturrenz bei dem weiblichen Teil der bezeugte, aber doch zunächst eine fünstlerische Offenbarung, die GeBevölkerung dar. wolltes überzeugend geben konnte, versagte. frd.
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So war es in unferer fleinen Streisstadt, wie jest in fo manchem Land: die Deutichen beberrichten das Feld richtiger die Mittelmächte, denn von den etwa 1500 Kriegsgefan oder genen entstammten ungefähr 1200 Mann dem Völkergemisch unierer öſterreichischen Verbündeten. Bei der ungefähr gleich starken Maffe der Zivilgefangenen war das Verhältnis grade umgefehrt. Es läßt sich denken, wie fehr. das Leben des fleinen Kreisstädtchens durch die Anwesenheit einer so großen Anzahl meist junger und lebens lustiger Gefangener beeinflußt wurde.
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Zur Zeit des alten Regimes, mehr noch zur Zeit der Herrschaft Sterenskis, war die Lage der Kriegsgefangenen recht traurig: sett dem Beginn der Herrichaft der Bolichewiften befferte ste sich zuiebends, fast all die finnlofen und läftigen Beschränkungen, die aus bloßer Gebäifigfeit eingeführt waren, berichwanden nach und nach, und die Deutschen sowohl die Kriegs- wie die Zivil gefangenen regten sich freier und freier. Die fleine fibirifche Stadt wachte aus ihrer Schläfrigkeit auf: Handel und Wandel hob fich für den Handel sorgten hauptiädlich etwa zweihundert gali zische Juden, die mit allem, aber auch mit allem handelten, was fich ein menschliches Gehirn nur zu denten vermag und für den Wandel sorgten die österreichischen Offiziere und Fähnriche, die mit der meiblichen Jugend des Städtchens zu jeder Tages- und Nacht zeit spazieren wandelten.
Alle Zweige des gewerblichen Lebens gerieten mehr oder minder in dentiche Hand: nicht etwa weil der Deutsche fich befonders
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Lodz. Das gelobte Land.
Horn wollte ihm noch Trost zusprechen, fand aber nicht
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Sturmbühne.
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Notizen.
In der Form des Bühnenwerts müffen alle Kunstformen zu mit eigentümlicher rhythmischer Wirkung. Es ist im Grunde handfammengefaßt lebendig sein, als ein einziger besonderer Ausdruck Biel bezeichnen, und wie Lothar Schreyer am Dienstag bor 19. Oftober, 7, Uhr, im Bürgeriaal des Rathau'es Paul Alfred greiflich einfach, was die Sturmtbühnenleute theoretisch als ihr Vorträge. Jm Leifing- Museum spricht Sonnabend, den der ersten Vereinsaufführung im Verlauf seiner sympathisch werkfreudigen Worte zur Sache ardeutete, will das Ziel auch gar nicht erbach über" Friedrich Schleiermacher "( zu seinem 150. Geburtsin solchem Maße grundstürzen neu sein, daß sich das Heute der tage). Kunst etwa todfeindlich gegen ihr Gestern stellt. Das Bühnenwerk, Meister und Schüler. Jm jüngsten Heft der bei das Lothar Schreyer aus August Stramms Dichtung Sancta. Caffirer erscheinenden Zeitschrift„ Kunst und Künstler" wird ers Susanna im Verein mit Herworth Waldens musikalischer Beihilfe ählt: Corot malte eines Tages zusammen mit Guillemet, der herauswachsen ließ, ist sicher eigen, bestätigt aber, daß zwischen dem sein Schüler war, an einem Teiche bei Ville d'Avray . Corot sagte: Gesterm und Heute Brüden schwingen. Beide trennt nur ein GradMein Sohn, male immer nur, was du siebft." Nach einiger Zeit unterschied der Bewußtheit, aus Form und Farbe, Ton und Bewe- stebt Guillemet auf und betrachtet das Bild des Meisters. ber gung ein einheitliches Kunstwerk, eben das Bühnenwert, zu wollen. Sie jagten mir eben, ich sollte nur malen, was ich sehe. Und ich glaube, man darf nicht bezweifeln, daß die junge Inbrunst Und diese Nymphen?" Ich sebe sie", erwiderte Corot ,„ siehst du der Energie, das Werk aus dem Innersten fühlend heraufzuschöpf.n, sie denn nicht?" Guillemet, der die Geschichte seinen Freunden fich als groß und start und rein empfindet und genießt. Das eben erzäblte, fügte binzu: Ich habe sie nicht gesehen, und darum ließen die Worte erkennen, die Lothar Schreyer der Aufführung blieb ich ein Schüler, indessen er ein Meister war." boraufschickte.
Das Bühnenwert hat nicht bloß Sprechwert, nicht bloß malerische Leistung, nicht bloß Bewegungsbild zu sein. Scharf wird das betont, und darin liegt, daß feine Unterordnung unter die Dich tung, von der es ausgeht, anerkannt wird. Frei soll der Künstler, der ein Werk der Bühne schafft, schalben fönnen. Stramm, der als ein Mutmensch der Dichtkunst zähen Wollens auf Aber August Neulans aussteuerte, wies gleichwohl mit seiner Tonart die Wegs
Ich habe auf Sie gewartet."
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Gewiß.
Das Illustrierte Buch. Unter diesem Titel beröffentlicht foeben die Buchhandlung Edmund Meyer, Berlin , Botsdamer Straße 27B, einen umfangreichen Antiquariatstatalog, in dem in etwa anderthalbtausend Namen die Künstler so ziemlich aller Zeiten und Länder, die sich mit der Buchillustration beschäftigt zösischen Holzschnitt des 19. Jahrhunderts: haben, vertreten sind. Besonderes Gewicht ist gelegt auf den fran Gavarni , Grandville , Jobannot, Töpffer. Doré, Daumier ,
Haben Sie auf uns gewartet?" fragte Mela Wysocki| schlaffen, zarten Zweigen. Mit schwacher Stimme fang er letfe, auf dem Wege zum Wagen. vor sich hin. Wie das Summen der Mücken flang es: „ Preiset, Lippen, die heiligste Jungfrau, „ Preiset, Lippen, die gütigste Mutter." Wysocki blieb stehen.
" Ich habe auf Sie gewartet ganze zwei Monate," sagte Mela ergriffen und ganz leise.
Wysocki wollte so schnell wie möglich fort. Er taumelte
das richtige Wort. Er fühlte, daß solche Bunden Zeit und vor Erregung. Die Damen hielten ihn aber zurüd. Er Schweigen allein heilen fönnen, daß solche Schmerzen von fegte sich auf den Rüdig, Mela gegenüber, und blickte auf eigenem Leid und eigenen Tränen sich nähren und nur durch ihr aichgraues Haar, das unter dem großen, hellen Hut her
sie allein eriterben.
Auf dem Hofe begegnete er Wysocki, der aus dem Ambu
Iatorium herausfam.
" Sind Sie Sonntag bei Trawinskis?" " Selbstverständlich. Es ist ja der einzige Drt in Lodz , wo außer Fabrikanten auch noch Menschen verkehren." Sie verabschiedeten sich rasch, weil Schajas Wagen schon bor dem Kontor wartete.
Schaja selbst saß noch im Stontor und spielte mit seinen Enkelinnen, den Töchtern Stanislaws.
Die rötlichen Köpfe und die rosigen Gefichter schmiegten sich an die breite Bruft des Großvaters. Seine roten Habichtsaugen strahlten vor Zärtlichkeit und Freude.
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Sehen Sie, Doftor, wie ermüdend es ist. Großpapa zu sein," ſagte er zu Wysocki. Wir müssen aber gleich fahren, der Zug fommt in acht Minuten."
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borleuchtete, und auf das etwas abgebrannte, wie mattgoldene Trauben leuchtende Geficht. Eine solche Glut lag in jeinem Blick, daß Mela verlegen vor Glück erschauerte.
Roja tüßte die Mädchen herzlich und erzählte lustige Reiseerlebnisse, ohne das freudestrahlende Gesicht Melas zu
beachten.
Wir erwarten Sie Sonntag wie gewöhnlich im schwarzen Boudoir," sagte sie Wnsocki zum Abschied.
Beim Weggehen fing Wysocfi noch einen Blid Melas auf, der ihm die Seele mit seltsamer Unruhe erfüllte.
Ei war sich selbst noch nicht ganz klar und konnte auch feines seiner Gefühle in einen flaren Gedanken fassen. Von einem unwillfürlichen Verlangen nach Einsamkeit getrieben, ging er hinter die Stadt, durch eine neu angelegte Straße, zwischen noch nicht geebneten Aeckern.
flang die Stimme des Sängers. Sie brach immer und erWie das Plätschern des Wassers auf steinigem Grunde hob sich wiederum und erstarb röchelnd in einem schweren flang die Stimme des Sängers. Sie brach immer und erSeufzer, nach dem der Mann einen riesigen Rosenkranz durch feine Finger gleiten ließ und auf die Roggenfläche starrte,
die sich rauschend zu ihm neigte.
,, Was fehlt Euch?" fragte Wysocki, sich neben dem Liegenden niederlassend. „ Nichts, Herr, nichts... Ich sterbe halt so' n bissel, nach und nach." erwiderte der Kranfe langsam, über die Anwesenheit des Fremden gar nicht verwundert, und erhob seine grauen, traurigen Augen zu ihm.
Was habt Ihr?"
" Ich habe den Tod, Herr, und auch das da," er schob einen Lumpen beiseite und zeigte zwei Beinstumpfe. „ Die Fabrik hat mir die Füße bis zu den Knöcheln abgebissen, dann schnitten die Doftors es bis zu den Stnien ab, aber der Tod schlich sich doch heran; dann schnitten sie's mir noch weiter ab, aber der Tod rückte nach, Herr... Und er wird auch fommen, ich flehe ja drum den Almächtigen und die heiligste Jungfrau..." Er hob das metallene Kreuz des Rosenfranzes zu den Lippen.
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Ich liebe sie! Ja, ich liebe sie!" dachte er und versant in Das am Feniter diskret wartende Kinderfräulein nahm den Anblick der Windmühlen, die sich auf den Hügeln in einer die Kinder ab, und sie fuhren zusammen zum Bahnhof. Reihe hinzogen, und der langsam sich drehenden Flügel, Alle traten vor Schaja zurüd und machten Platz. Mützen die wie müde Arme auf dem Hintergrund des flaren Himmels und Hüte flogen von den Köpfen, die Stimmen verstummten. sich hoben und senften. „ Und jetzt habt Ihr feine Schmerzen?" Neugierig blieben die Blicke aller auf der in einen langen Dann bog er in ein mit Hafer besätes Feld ein, über ,, Nein, was iolite mir auch weh tun? Beine hab' ich Rod gehüllten erhabenen Gestalt Gestalt haften. Wohlgefällig dem sich schwärzlich glizernde Wolfen jagten und an die fahl- teine, Fleisch auch nicht, die Hände werden auch bald hin glättete Schaja seinen Bart, nickte den Bekannten mit dem gelbe Stornwand schlugen. Lerchen flogen vor seinen Füßen sein, Herr, da...", er zeigte zwei mit grauer Haut überStopfe zu und ging durch das Spalier, das sich jest gebildet auf und zwitscherten zum Himmel empor. zogene Sinochen, die wie die frummen, trockenen Aeste des hatte, mit der Miene eines Königs, der allerhuldvollst auf Eine gewaltige Lebensfreude wallte in ihm auf, seine Pflaumenbaumes aussahen, der vor der Hütte stand. Bissel die arme, vor ihm zurückweichende Menge herabzuschauen Bruft hob sich von der unsterblichen Macht, die aus den Arem spuft da noch in mir herum, aber wenn der auch, so geruht. jungen Gräfern drang, die aus den blauen Augen der Korn- Gott will, ausgeht, dann werd' ich wohl auch meine Ruhe blumen in den großen Roggenwüsten strahlte. aus dem haben." Rauschen des Korns und dem schmeichelnden Hauch des Mit großer Anstrengung brachte er die einzelnen Worte Windes. langsam hervor. Ein schwaches Lächeln, wie der letzte AbIn Gedanken versumten, glücklich und voll unaussprechglanz eines sterbenden Tages umipielte sein abgemageries licher Nührung ging er weiter, bis ihm eine fleine, halb zer- Gesicht, das grau wie die Erde war, auf der er ruhte. fallene Hütte den Weg versperrte. Jm Schatten einer großen Wer überwacht Euch hier? Wer pflegt Euch?" fragte Birke lag ein Mann auf Stroh. Der Stopf lag tief in einem Wysocki, immer mehr verwundert. farierten Kissen vergraben, die Augen hafteten an den orts. folgt.)
boran.
Wie rosa Schmetterlinge liefen die beiden Mädchen Aus einem Wagenfenster erster Stasse erblickte Wysocki schon von weitem die herausgebeugten Köpfe Rojas und Melas und stürzte sich sofort an die Wagentür.
Wie geht's dir, Rosa, wie geht's denn?" rief Schaja, Rosas Gesicht zärtlich streichelnd." Gut, daß du schon gefommen bist." Rührung lag in seiner Stimme.
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