Nr. 290. 85. Jahrs.
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.Gozialdemokrat Berita".
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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.
Redaktion: W. 68, Lindenstraße 3.
Bernivredez: Am: Merisolas, Str. 151 90-151 97.
Montag, den 21. Oftober 1918.
Expedition: W. 68, Lindenstraße 3. Werabreder: Amt Wtorispian, str. 151 90-151 97.
Die flandrifche Küfte aufgegeben.
Vor der Antwort an Wilson.
Die Beratungen über die Schlußredaktion der deutschen Regierung dauerten gestern im engeren Rabinett in den späten Abendstunden noch fort. Es ist zu erwarten, daß die Veröffentlichung nun doch im Laufe des heutigen Tages erfolgen wird.
Daß sich die Beratungen in die Länge gezogen haben, ist daraus zu erflären, daß die zu fassenden Beschlüsse, wie nicht erst gesagt zu werden braucht, von außerordentlicher Tragweite find, dann aber auch darauf, daß auf die vollständige Uebereinstimmung aller in Frage fommenden Saftoren nur über den Sinn der Note, über den eine übereinstimmende Auffassung besteht sondern auch über ihren Wortlaut im einzelnen das größte Gewicht gelegt wird.
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nicht
Es steht fest, daß die Note entgegentommend lauten und eine völlige Sinnesänderung der leitenden Stellen gegenüber früherer Seiten zeigen wird. Auf die Beschverden Wilsons wird in fachlicher Weise eingegangen, über die inneren Reformen des Reichs wird freimütig gesprochen werden. So wird der neue Schritt der deutschen Regierung für diejenigen jenseits der Grenzen, die für einen Frieden ber Ber föhnung eintreten und nationalistische Strömungen befämp fen, eine wesentliche Erleichterung ihrer idyveren Aufgabe bringen.
Allerdings weisen berjanebene Anzeichen darauf bin, bab Bräfident Milion nor der lut des machtpolitischen Chambinismus zurückweicht. In der Frage des Waffenstillstandes fcheint der Sieg der schärferen Richtung vollkommen zu sein, deren Offensive fich nunmehr gegen die Friedensbebingungen des Präsidenten selbst richtet. Es ergibt sich also eine starke Verschiebung der diplomatischen Front. Während Deutschland die Stellung des Wilsonprogramms bezogen hat, rückt die Entente von ihm ab.
Bei den Friedensverhandlungen dürfte aber die ruhige Erwägung und die Einsicht in die Unmöglichkeit, Deutschland dauernd wehrlos zu machen, eine stärfere Rolle spielen als das heisere Gesdyrei der Chauvinistenpreffe. Und dann wird, wenn er will, Bilsons Stunde gekommen sein!
Gozialisten gegen Chauvinisten.
Gent , 20. Oftober.( Eig. Drahtbericht bes Bontorts".) 28be aus den hier angelangten Bariser Blättern hervorgeht, hielt die fozialistische Kammerfraftion eine außerordentliche Sigung ab, um über die Mittel an beraten, mit denen man ber chauvinistischen Pregheze gegen Wilfon begegnen fönne. Man beabsichtigt ein parlamentarisches, andererseits aber auch ein außerpaclausenta risches Eingreifen durch öffentliche Anschläge afto. Die Becadungen werden unter hinzuziehung der Gewerkschaftsvertreter fortgefeht.
In der Humanité" geigt sich ber font feptische embat sehr zuversichtlich. Er jubelt über die Befreiung von Bille und ben bevorstehenden Zusammenbruch der Mittelmädte und erflärt:„ Der tommende Frieben ist ber dauernde ölkerfrieben, barum ist unsere Freude grenzenlos." Ganz anders aukert fich in ben selben Blatt Lafont. Er wenbet fich beftig gegen einen bon bürgerlicher Seite ausgehenden Aufruf, der unter dem Titel„ Die Falle" bebingungslose Stapitulation Deutschlands forbert und Wilsons Thesen als lächerlich and beleidigend be zeichnet. Bafont nennt diesen Aufruf nichtsavürdig unb bricht in die Worte aus:„ Wir leben in einer Stunde, in der alle Händler mit patriotischem aset bas Bolt becauschen möchten, Laßt uns machen und handeln."
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Räumung von Brügge , Thielt und Kortrit. Der Feind an der holländischen Grenze. Stämpfe am Serre und Souche- Abschnitt, jowie an der Wisnefront. Zajecar in
Berlin , 20. Ottober 1918, abends, Emilia. Deftlich von Kortrit dauern heftige Kämpfe an. Beiderseite von Solesmes und Le Cateau find anf breiter Front starte Angriffe des Feindes gescheitert. Erfolgreiche Teilkämpfe im Secces Abschnitt und auf den Söhen westlich der Aisne . Deftlich von Bouziers wurden feindliche Angriffe abgewiesen.
mtlig. Gres hauptquartier, Sen 20. D
tober 1918.
Weftlicher Kriegsschauplay.
In Flandern haben wir in Fortführung bex am 18. 10. gemeldeten Bewegungen Brügge , Ebielt** b Restrit geräumt anb neue Stellungen bezogen. Ber diesen funden lebhafte Vorfeldfämpfe statt. Am Abend ftand der Feind füb. öflich von Sluis ** der belgif bellänbifer Grenze, weftlich von Malbegem- Ursel, bet Boele und Marte gem. Norböstlich von Rertrif stieß er mit Teen Aber bie Lys bor. Süblich ben Rottrif hat er bie Straße Rartrit- Tournat erreicht and war beiberfeit*** Da bi li ber State Dechies- Marchiennes gefolgt.
An der Schlachtfront zwischen 2e eteen wab ber Offe trat gestern eine ampfpause ein. In unferta neuen Linien am Sambre- Oife- Kanal und an der Dise stehen wir in Gefechtsfühlung mit bem Gegner.
Der Serte.#ab Sine.bfxitt war tagsüber bas Biel starter feindlicher Angriffe. Der norhäftlich von La Fere auf dem nördlichen Serre- fer sam Angriff berbrechende Feins wurde im Heuer und im Nahkampf abgewiesen. Ebenss scheiterten süblich von Crecy mit ftarten Reiften geführte Angriffe im Gegenfte fächfifcher Bataillone.. An der Straße Lasn Marle faste ber Gegner in feinen Tellen unferer Stellung Fu. Beiderseits der Sonde- Rieberung wurde er nach heftigem ampf abgewiefen. Auch auf bem Rorbufer der Aisne griff der geinb nach Barter Artillerievorbereitung an unb brängte astbiflich von St. Germainment unsere Berposten etwas zurüd. An der inefest zwifchen Ettigny ans Olizy nimmt die Gefeditstätigkeit bes Gegners au Beiberseits var Beziers fegte er fich bei ernenten Kagriffen auf den Höhen am öfflichen Wienenfer feßt. Der Rommanbeur ber 199. 3- fanterie- Divinen, Generalleutnant von Puittemmer, bracte bur persönliches Eingreifen ben feindlichen Angriff anf ben Höhen öftlich ven Bandy sum Stehen. Zwischen Olias unb Grandpre wiefen lethringische, fchleswig- Holsteinische Regi menter unb Jäger- Bataillone ermente heftige Angriffe bet Gegners.sar ihren Linien eh.
Auf belben Maasufera les die Gefestetätigkeit and gestern auf Störungsfever befchränkt.
Südöstlicher Kriegsschauplak. Buferit norbweftil ven Welfiner wurden fetabilibe Angriffe abgewiesen. 8ajecar im Eimol- Zale wurde vor Gegner befest. Der Erfte Generalquartiermeipes.
Bubenberff.
Diktatur oder Demokratie?
Die russische Revolution hat die Demokratie mit einem Stud beiseite geschoben und die Diktatur der Arbeiterräte an ihre Stelle gesetzt. Das ist eine weltgeschichtliche Tatsache, zu der jede sozialistische Partei Stellung nehmen muß. Die deutsche Sozialdemokratie hat das längst getan, indem sie die bolschewistische Theorie und Methode für Deutschland unzweideutig ablehnte. Sie bleibt unter allen Umständen dem sozialdemokratischen Programm treu, fie steht zur Demokratie und ist bereit, fie gegen je den Angriff, woher er immer Tommen mag, zu verteidigen.
Ein ganz anderes Bild gewährt die fleine Partei der Unabhängigen. Sie, die uns Grundfaßtreue lehren wollte und die angeblich zur Erhaltung der alten sozialdemokratischen Grundsätze den schweren Schritt zur Spaltung unternommen bat, schwankt in dieser fundamentalen Grage unentschloffen hin und ber.
Dieser Tage hat Rarl Kautsky im Berlag der Wiener Bolfsbuchhandlung eine fleine Schrift erscheinen lassen,„ Die Dittatur des Proletariats", in der er mit anerfennenswerter Radenfteifheit die alten Grundsätze der Sozialdemokratie verficht. Es ist in dieser Schrift faum ein Wort, das wir nicht unterschreiben, möchten, und es findet sich in seiner Abrechnung mit dem Bolschewismus mancher Saz, den wir bier nachbrücklichst unterstreichen wollen.
„ Für uns," sagt Rantsry,„ ift Sosialis mas ene Demofratie undentbar. Wir berstehen urte bem modernen Sozialismus nicht bloß gesellschaftliche Organisierung der Produktion, sondern auch demokratische Organisierung der Gesellschaft. Kein Sozialismus ohne Demokratie." Für das Proletariat bestehe die Notwendigkeit, die Demokratie mit Nägeln und Zähnen bis aufs äußerste au berteidigen.
Gegen Berfuche, die ganze Welt mit bolschewiftischen Heils. lehren zu beglüden, zitiert Stautsty die Amsterdamer Rede von Starl Mart aus dem Jahre 1872, in der auseinandergesezt wird, daß der Weg zur politischen Gewalt nicht überall derselbe set, baß er in demokratischen Ländern auch ein friedlicher sein könne.
Gegen ben bollchemistischen Mißbrauch der Marrschen Formel von der Diftatur des Proletariats" wendet sich Stautsty mit dem Argument, daß die Kommune, in der Marg eine Form dieser Diktatur erblickte, auf dem allgemeinen Stimmrecht( und nicht auf der Sowjet- Organisation) beruhte. Er zitiert gegen ihn das Kommunistische Manifeft": Alle bisherigen Bewegungen waren Bewegungen von Rinoritäten. Die proletarische Bewegung ist die selbständige Betwegung der ungeheuren Mehrheit im Intereffe der ungeheuren Mehrheit."
Pautsty vertoirft die Diftatur der unteren Schichten, die zur Diftatur des Säbels führe. Er kritisiert aufs schärffte die Berfassung der Sowjetrepublit, die große Massen entrechte und nicht die Diftatur des Proletariats, sondern die Diftatur einer Bartei im Proletariat über die anderen Barteien im Proletariat errichtet und die Opposition für vogelfrei erflärt habe. Darum fönne die im Augenblick in Rußland herrschende Partei auch nicht, wie das in einer Demokratie der Fall sei, als Minderheit weiterfämpfen, wenn sie aus der Macht gestoßen werde, sie sehe vielmehr ihren völligen Untergang vor fich und müsse sich darum mit allen Mitteln, reinlichen und schmutzigen, an der, Macht halten.
Die soziale Nevolution ist nach Stautsty ,, ein langtvieriger
Wien, 20. Oftober.( Eig. Drahtber. b. Borwärts.) In ent- Brozeß, der jahrzehntelang andauern fann und für dessen AbScheibungsschwerer Stunde tritt morgen hier die
beutsche Nationalseriammlung"
schluß feste Grenzen nicht zu ziehen find". Diefer Prozeß werde Das Bichon nabestehende„ ch o. de Paris" schreibt:„ Sind die Verbündeten, die über den Waffenstillstand einig wur um so mehr gelingen, je friedlicher die Formen sind, in denen er fich vollzieht. Für den Aufbau der sozialistischen den, auch über die Grundzüge bes Friedens einig? Steineswegs! aufammen, bie aus fämtlichen beutfen Mitgliebeen des Abge- Gesellschaft gibt es fein größeres Sindernis, als den inneren Sie ließen zu viele Fragen in der Schwebe, und ihre Einig- ordnetenhauses bestehen wird. Gestern fand eine Borbesprechung Krieg." teit ist ein Mythos, wie die erste Note Wilsons betweift." Die Zerstörung des Kapitalismus ist noch nicht statt, in ber über die Anträge, die der deutschen Nationalversamm Sozialismus." Ganz in demselben Sinne läßt sich auch der italienische Corriere lung vorgelegt werben follen, befchloffen werben ist. de la Sera" aus, der die diplomatische Einheitsfront hergestellt, Das find Worte, die verdienen, überall öffentlich angeDanadh foll bie benelde Rationalversammlung das selbst schlagen zu werden, wo Arbeiter verfehren. Beider aber ist das die Gefahr verschiebener Auslegungen beseitigt wissen will. bestimmungerecht bes deutschen Boltes Defterreichs festlegen Mitteilungsblatt", das Organ der Berliner Unabhängigen, ans Borbereitungen für allgemeine Wahlen im deutschen Sprach mit ihnen nicht einverstanden. Es druckt zwar in seiner legten gebiet treffen, aus denen die tonftituierende Beriamm Nummer einen Auffag eines Mitarbeiters ab, der sich Kautskys lung des deutschen Boltes in Desterreich hervorgehen soll. Aufgabe Auffassungen anschließt, gibt aber redaktionell zu verstehen, daß Wien, 19. Oftober. Unter Corfiz bes Bringen Alois Liechten dieser konftituierenden Versammlung soll es sodann sein, die Beres feineswegs derselben Ansicht sei. Es gibt dann, als eine Aufstein fand eine Beratung ber ristlich- Sozialen Ber- faffung des deutschen Staates in Desterreich endgültig feffaffung, die sich mit jener der Nedaktion dedt, einen Aufsatz von trauensmänner aus Böhmen, Mähren und Schlesien unter sufezen. In der Montagsigung werden drei Präsidenten aus den Clara Bettin wieder, der die bolschewistischen Sünden wider Buziehung von Bertretern der dreiftlich- sozialen Reichsparteileitung, verschiebenen Parteien( Deutschnationalen, Chriftlichsozialen und den heiligen Geist der Demokratie mit dem Mäntelchen soziader chriftlich- sozialen Bereinigung und deutschen Abgeordneten statt. Sosialdemokraten) gewählt werden. Alle Parteien werden sodann liftischer Nächstenliebe zu bedecken sucht. In derselben Nummer Die Versammlung stellte sich ein mütig auf den Standpunkt des Erklärungen abgeben. Selbst bestimmungsrechts des deutschen Wolfes wird jener von uns schon besprochene alberne Moskauer AufOesterreichs und verlangte die Bildung eines deutsch- öster reichischen Gemeinwesens, daß alle deutschen Gebiete Oesterreichs an umfaffen hat.
Es läßt sich nun leicht voraussehen, daß die Bildung ruf, der den deutschen Arbeitern für den Fall ihrer Erhebung nationaler Staaten sofort zu beftigen Grenzstreitigkeiten füh- Waffenhilfe und Brot verspricht, fomumentarlos abgedruckt. Die ren wird, wobei sich die Slawen, auf Wilson und die Entente Redaktion hält es nicht für notwendig, ble rbelter darauf aufgeftüßt, im Vorteil fühlen werden. mertiam au machen, daß jene tönenden Berloredungen ein