Einzelbild herunterladen
 

Nr. 297. 85. Jahrs.

Bezugspreis:

Bierteljabri. 6,60 I menaff, 1.00. frei ins haus, vorauszahlbar.Ginzelne Rummern 10 fennig. Boftbezug: Monatlich, vom Boftichalter abzubolen 1,801, bom Brieiträger ms Haus ge bracht 1,94 Rt. Unter Kreuzband für Deutschlard und Defterreich- Ungarn 4. R. für das übrige Ausland 5,50 t, monatlich. Betland ins Feld bet birefter Bestellung moncil. 2,-27 Boitbestellungen nehmen an Däne mart, Holland . Luremburg, Echweben und die Schwetz. Eingetragen in dis

Bof- Beitungs- Breistifte. Ericheint täglich.

Letegramm- bcen

.Sozialbemotrat Berib,

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

10 Pfennig

Wnzeigenpreis:

Dhe ebengefbaltene Rolonelzellefoftet 80 Bfg. Kleine Anzeigen", bas fetigebrudte Bort 30 Big.( zufäffig 2 feltgedruckte Worte), jetes weitere 28ort 15 Bfg. Stellengefuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 20 Big., jebes weitere Wort 10 Pfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für groei Borte. Leuerungszuschlag 30%. Familien- Anzeigen, politische und getverffchaftliche Bereins Anzeigen 70 Bfg. die Beile. anzeigen für die machite Nummer müssen bis 5 L nachmittags im Bauptgeschäft. Berlin 8.68, Lindenstraße 3, abegeben twerden. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abenb&

3

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: 6W. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Wortspias, z. 151 90-151 97.

Montag, den 28. Oftober 1918.

Expedition: G. 68, Lindenstraße 3. Werufbrecher: Amt Wearisblog, Str. 151 90-151 97.

Deutschlands entscheidender Friedensfchritt

Ein besonderer Schritt Oesterreichs ?

Die neue Antwort an Wilson hat folgenden Wortlaut: Berlin , den 27. Oftober 1918.

Der Präsident fennt die tiefgreifenden Wandlungen, die fich in dem deutschen Verfassungsleben vollzogen haben und vollziehen. Die Friebensverhandlungen werden von einer Boltsregierung

Die Ernennung bes Grafer#abrafiy

minister bes Neubern wird amtlich bestätigt.

Der Wiener rbeiterrat, eine feit dem Jennerstreit ein­gefekte törperschaft zur engeren Berbindung der Partei mit den Betrieben, beschloß nach einem Seferat des Genossen Seit über die Saltung der Partei in der Nationalversammlung und im Voll­angsausschuß zu verlangen: Die Dressefreiheit ist unbeschränkt her. austellen; über die Freitassung der politisch Jnhaftierten ist zu ver­bandela.

Str atabemische Genat ber Wiener Universität befotoß eine

Sunbgebung, in ber er sich feierlich zum Staat Destin. Deserreich befennt.

und der Strei nach dem letzten Bergweiflungskampf wird manche| Minister, ergänzt buri grof. Dr. Stebli, im Ministerium perborgenen Saiten unseres Empfindens in Schwingung ber- 2ammafch zu belaffen sind. Dieses wird sich voraussichtlich schon Die Deutsche Regierung hat von der Antwort bes Brieben. Da werden wir uns fagen müssen, daß wir zwar das am Dienstag dem Abgeordnetenhaufe verstellen. fidenten der Vereinigten Staaten Kenntnis genommen. Mecht haben, selber zu sterben, nicht aber das Recht, andere sterben zu lassen. Daß es jetzt darauf ankommt, awed­lofes Blutvergießen zu vermeiden und daß weiteres Blutver­gießen wirklich und offensichtlich zwecklos geworden ist. Die Aufgabe des Militärs wird damit erledigt sein, und die Diplomatie wird in ihre Rechte treten. Alles, was noch geführt, in beren Händen die entscheidenden Machbefugnisse zu retten und zu gewinnen ist, fann nur noch in den Verhand­inifächlich und verfassungsmäßig ruhen. Ihr sind auch die lungen der Friedenskonferenz gewonnen und gerettet werden. militärischen Gewalten unterstellt. Das deutsche Bolt würde auch ohne Waffen am Friedenstisch ein Die Deutsche Regierung fieht nunmehr ben szidla.bedeutungsvoller Saftor sein. Ein Siebzigmillionenvolt, das gen für einen Waffenstill st and entgegen, der einen man nicht ausrotten tann und das innerlich fest zusammenhält, Frieden der Gerechtigkeit einleitet, wie ihn der Prä- bleibt für die Zukunft, über die jeut entschieden werden foll, fident in seinen Kundgebungen gekennzeichnet hat. wertvoll als Freund und gefährlich als Feind. Wir haben ver­sprochen, aus freiem Willen und eigener Ueberzeugung einem Bölkerbund beizutreten, der Wilsons Grundsägen entspricht. Wir haben der Welt durch diesen freiwilligen Beitritt viel zu geben, was durch einen erzwungenen niemals ersetzt werden kann. Auch waffenlos wiirden wir am Friedenstisch nicht wehrlos fein. Der Fall und Berfall Desterreichs schließt den Ring dieses Weltfrieges. Desterreich- Ungarn oder vielmehr dessen leitende Bureaufratie mar es, die durch das Ultimatum an Serbien die schwerste Schuld an diesem Kriege auf sich lud. Der Serieg sollte das alte Desterreich, seiner Dynastie ihr altes Erbe retten: es war der letzte Berzweiflungsstreich einer untergehen den Macht, er hat ihren Untergang aber nicht aufgehalten, fon­dern nur beschleunigt. Mit dem alten Desterreich bricht die Kontinentalpolitik des Deutschen Reiches vollständig zusammen, deren große Linie von Hamburg bis Bagdad ging. Bagdad ist seit Jahr und Tag in den Händen der Engländer, der Ab­fall Bulgariens verkürzte die Linte bis Widdin an der Donau , das endgültige Ausscheiden Desterreichs aus dem Bündnis wird fie weiter verkürzen bis Bodenbach an der Elbel

gez. Solf, Staatssekretär des Auswärtigen mtes. Die Note ist furz und es ist wenig an the au forgen. Sie spricht aus, daß die Friedensverhandlungen nicht von Wil helm II., sondern von einer Volfsregierung geführt werden follen, und sie hebt hervor, daß dieser Bolksregierung durch den Beschluß des Reichstags vom 26. Oftober auch die mili­tärischen Gewalten unterstellt find.

Wenn weiter gejagt wird, man sehe den Borschlägen für einen Waffenstillstand entgegen, der einen Frieden der Ge­rechtigkeit einleiten soll, so ist das ein Appell an das fittliche Gewissen der Völker, der sich von den Formen einer auf Macht gestützten Forderung weit entfernt hält. Bon der Macht erivartet man fich nichts Gutes mehr, sondern man stellt feine Hoffnungen auf das erwachende Gemeinschaftsgefühl der demokratischen Völker, dem sich Deutschland durch die Noti­fizierung feiner Volksregierung feierlich anschließt.

Man tann mit einem hohen Grabe von Wahrscheinlichkeit sagen, daß die Dauer des Weltkriegs jezt nur noch nach Lagen zählt. Vieles spricht dafür, alles!

Bor zwei Tagen wurde gemeldet, Desterreich habe tapitu­fiert. Die österreichische Botschaft in Berlin bat damals die Bresse , diesem Gerücht entgegenzutreten. Das war vor zwei Lagen, und zwei Tage sind in dieser Seit der reißenden Schnellig Feiten eine sehr lange Zeit. Heute...?

Eine alte Welt ist zerfallen, wir müssen jetzt die Kraft baben, eine neue aufzubauen. Die Umstände, unter denen sich dieser Aufbau vollziehen wird, fennen wir noch nicht, sie werden vielleicht schwieriger sein, als wir es uns beute noch vorstellen. Aber der Frieden fommt, er kommt anders, als wir es uns gedacht haben, aber er tommt und ist nicht mehr aufzuhalten. Es kann sich nur noch darum handeln, seinen Eintritt zu be­schleunigen, unt, oie schon die Stote bom B. Oftober fagte, weiteres a wedloses Blutvergießen zu vermeiden".

Desterreichs Wote an Effen.

Heute ist es zum mindesten nicht zu früh zu überlegen, tas das heißt, wenn Desterreich Kapituliert. Bir haben es eben erst an Bulgarien erlebt: die Sapitulation eines unferes früheren Bundesgenossen bedeutet, daß sein Gebiet zum Auf­marschgebiet unserer Gegner wird. Wenn Desterreich Tapituliert, ist die bayerische, die sächsische, die schlesische Grenze, Wien , 27. Oftober. Nach Blättermeldungen ble ist München , Dresden , Breslau bald nicht mehr sicher. Man österreichisch ungarische Antwortnote an wil­glaubt zu träumen, aber nein, wir haben bis jetzt geträumt, und son bereits fertiggestellt und wird hente ben makgebenden wir beginnen zu erwachen. Stellen vorgelegt. Die Note ist, wie die Blätter erfahren, in sehr entgegenkommendem Lone gehalten. Sie wird heute, spätestens morgen, abgesendet werden.

Die Stapitulation Desterreichs bedeutet zunächst die Ab­schließung von wichtigen Rohstoffquellen, ohne die eine längere Ariegführung nicht möglich ist. Sie bedeutet nicht nur, daß unser letter Bundesgenosse uns verläßt und in die tolle eines neutralen Staates zurüdfinft, sondern vielmehr, daß sein Land zu einem Ariegsinstrument in der Hand der Gegner wird. Sie bedeutet, sprechen wir es in festen Worten aus, das letzte Ende au tun. unserer Widerstandsfähigkeit.

Die Verhandlungen der Alliierten.

Noch weitere Renderungen nötig, che der Frieben geschlossen werden kann!"

Täglich wieb von London und Paris aus wunmehr versichert. daß die flierten in bezug auf die Stellungnahme zu den er finden. Bugleich wird jest darüber hinaus und in Abänd Deutschlands fich mit Wilson im Grunde in Uebereinstimen anberer bisheriger Melbungen gesagt, daß die Autterten auch be. den bisherigen Verhandlungen fich feineswegs gänzlich paffiv ver­halten bätten. Das Routerbureau gibt folgende Meldung bom

Sonnabend aus:

Bonbon, 20. Oftober. Es verleutet, daß die Note des Bräfi­

benten Wilson von ben Bertretern der Müiierten aufrichtig sebilligt wird hinsichtlich ihrer allgemeinen Auffaf­ung der Lage. Man hat irrtümlich geglaubt, daß die Aniierten die Hauptlaft der Verhandlungen bem Präsidenten Wilson überlaffen hatten. Es ist Latface, baß die Alliierten in volltemme­nez nebereinstimmung gehandelt haben. Sie haben mächte sich bei ihrer Annäherung an einen der Kriegführenden allein nur im Bertabinm beiseite gestanden, well die Mittel­machte sich bei ihrer Annäherung an einen der Striegführenden allein beutsche Waffenstillstandsgesuch ben anderen Striegführenden au gewandt hatten. Nun, ba ber Präsident bareingewilligt hat, das übermitteln, wird an die Stelle bes Senbervorgehens ein gemein­fames Borgehen treten und werden die Sees and 2 and­befeb18beber der literten ihre Gesamtbedingungen

aufstellen.

Diefe Meling Theint den Bved an Haben, die treffe zu be higen, bie von der Befürchtung gequält sind, in der Waffenstil. standsfrage fönnte das Entscheidungsrecht der militärischen Befehls­haber beschnitten werden. Betont wird, daß die aufrichtige Billi­gung", die der Rote Bilsons von den Altierten gespendet worden fei, fich auf die allgemeinen Auffassungen der Lage" beziehe. Da mit wird den getoiffen Wünschen und Kengsten entsprechend die Reichweite ihres Inhalte ausdrüdlich abgegrengt.

N

3414

Wien, 26. Oktober. Cin vom 23. Oftober befferter Armee Petit Baristen" aus: Die Alliierten haben sich schon feit Was die Waffenstillstandsfrage anbelangt, so führt jeht ber und Flottenbefehl beginnt mit den Worten:" Golbaten! Deres einigen Wochen über die Bedingungen des Waffen­der Euch beimkehr und Frieben bringt, radt tillstandes besprochen. Offenbar tourde dabei die zeit­näher!" Bis dahin werben bie Solbaten ermahnt, ihre Pflicht weilige Befebung von Festungen, Gebieten und Säfen und die Ab tretung gewissen Striegsmaterials für Armee und Marine ins Auge Genf , 27. Oktober. Nach dem Temps" hat Burian an ben gefaßt. Welche Saltung die Berliner Regierung auch ergreifen Die deutsche Note vom 5. Oftober hat, um weiteres österreichischen Botschafter in Madrid ein drahtloses Telegramm mag, die Entente with feinesfalls überrascht sein. Sie ist bereit, den arved loses Blutvergießen zu vermeiden", einen gerichtet, worin er eine neue Note an den Präsidenten Wilson an Strieg fortzusehen oder zu verhandeln, je nachdem sich die Mittel­Waffenstillstand vorgeschlagen. Diese Note, die das Eingeständ- fündigt. In diesem Telegramm wird gefagt, daß die Unterorbnung mädte fügen werden oder nicht." Figaro" fagt: Die Bedin­nis unserer Niederlage enthält, war, wie wir heute wiffen, von des Waffenstillstandes und der Friedensfrage unter die Umformung gungen des Waffenstillstandes müssen so sein, daß derjenige, der dem zurückgetretenen General Ludendorff veranlaßt, der damals des österreichischen Staates einer Bertagung des Friedensschlusses den Waffenstillstand gewährt, einen Borteil daraus zieht, der den die Lage an der Westfront für verloren gab. Ludendorff hatte, auf unabsehbare Beit gleichtäme. Durian ist der Meinung, daß die weit übersteigt, den der Feind erwartet. Der Waffenstillstand ist rein strategisch genommen, zu schwarz gesehen, unsere Truppen Umformung Oesterreichs tein Ginbernis für den Abschluß eines wicht nur die militärische, sondern auch die politische Rapitulation." entzogen sich der ihnen drohenden Katastrophe und leisteten in Waffenstillstandes bilde und er rechnet darauf, daß Wilson auf die In der Humanité" fagt& a chin: Wilson gibt jebt seinen zurückverlegten Linien heldenhaften Widerstand. Das gab neue Anfrage der österreichisch - ungarischen Regierung eine europäischen Bundesgenossen das Wort. manchen Beuten Anlaß, die Note vom 5. Oftober für übereilt präzisere Antwort geben werde, worin feine wirklichen Abfichten unsere Delegation am letzten Mittwoch) Clemenceau geraten, öffent Wir haben schon durch. anzusehen. Wenn aber Desterreich jetzt fapituliert, dann ist die flar auseinandergesezt werden. Ueber den Waffenstillstand lich seine Uebereinstimmung mit den Wilsonschen Grundsähen vom Lage für uns genau so schlimmt oder noch schlimmer, als menn führte Burian aus, daß das Ministerium des Aeußern mehrere 8. Januar 1918 zu erklären. Heute ist es Wilson selbst, der das die schwärzesten Befürchtungen Ludendorffs eingetreten wären. österreichische und ungarische Rechtsgelehrte beauftragt hat, aus gleiche Anfinnen vor der ganzen Welt stellt. Es ist nunmehr Dann wird das Wort jener Note, awedloses Blutvergießen ber- führliche Berichte über diejengien Probleme auszuarbeiten, die bei unmöglich geworden, eine tlaze Antwort au umgeben. meiden" zum kategorischen Imperativ. ben Friedensverhandlungen oder einer sich anschließenden inter - Wir zweifeln auch nicht, daß sie bald erfolgen wird. Es wäre nationalen Konferenz gestellt werden könnten. Unter diefe Probleme ein namenloses Unglüd, wenn die franzöfifche und die englische stellt Burian an erster Stelle die Freiheit der Meere. Regierung die Wilsonschen Fragen unbeantwortet ließen." Mehn­lich äußern sich Bataille" und" Journal du Peuple".

( Da Burian unterdes zurüdgetreten ist, so berfolgt die Mit teilung des Temps" offenbar nur eine gang bestimmte Tendenz.)

Die neueste deutsche Note spricht die Erwartung aus, daß die Entente nunmehr ihre Bedingungen für einen Waffen­still stand bekanntgeben werde. Auf alle Fälle ist es Zeit, daß wir diese Bedingungen kennen lernen. Nach den Andeu­tungen Wilsons, noch mehr der englischen und der französischen Presse müssen wir uns auf Dinge gefaßt machen, die uns allen tief ans Herz greifen werden, nicht nur den Bürgerlichen, nicht nur uns Sozialdemokraten, sondern auch den Unabhängigen", Um das Ministerium Lammasch . die, wie das legte Auftreten Ledebours im Steichstag beweist, Wien , 26. Oktober. ( Eig. Drahtber. des Vorwärts".) Das fich nicht den Gefühlen verschließen, die uns alle bewegen. Es Ministerium 2 am mafch ist noch nicht gebildet. Die maßgeben. wird einen Augenblick der leidenschaftlichen Aufwallung geben, den Kreise sind wieder schwankenb geworben, ob nicht bie alten

Der Zusammenbruch Gesterreichs.

NR

"

Der Manchester Guardian" zweifelt nicht daran, daß die Deut­ schen die militärischen Bedingungen und die Alliierten die Grund­fäße Wilsons annehmen werden. Das Blatt legt den leßten Teil der Note Wilfons so aus, daß die bisherigen Aenderungen in der deutschen Regierung feiner Meinung nach den Abschluß eines Waffenstillstandes möglich machen, daß aber noch weitere Renberungen nötig sind, ehe der Friebe geschlossen werden kann,