Nr. 302. 85. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
Ferniprecher: Munt Moriaplas, Str. 151 90-151 97.
Sonnabend, den 2. November 1918.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Rerniprecher: Amt Merisping, Nr. 151 90-151 97.
Ein Weltbund gegen den Bolschewismus?
Berhandlungen Krasnows mit der Entente und Deutschland .
Die Mosfauer Regierung hat, wie wir hören, folgende Mitteilungen aus Riem erhalten, die sie für zuverlässig hält.
Die jogenannte Krasnowsche Regierung hat in Bereinbarung mit der reattionären sogenannten Subanschen Regierung vor eintger Beit geheime Verhandlungen mit den Vertretern der Entente wächte eröffnet. Im Laufe dieser Verhandlungen teilte der eng lische Abgesandte Sosnow mit, daß in lebereinstimmung mit einem bon den Ententemächten ausgearbeiteten Plane sämtliche Regierungen der Welt, die auf Gejeßlichfeit und Ordnung basieren, eine einige
Koalition zum Kampfe gegen den Bolschewismus bilden sollen, und daß das Bestreben aller Mächte darauf gerichtet fein soll, die Gewalt der Bolschewifi in Bentrlrußland niederzuwerfen und ein einiges Rußland wiederherzustellen, in dem allgemeine Ordning berrschen soll. In Verfolgung dieses Blanes würden jämtliche Mächte den Angriff unterstüßen, den die Freiwilligenarmee genteinfam mit der Astrachaner Armee, mit der in der traine gebildeten Südarmee und der in Psfoto in Bildung be griffenen Norbarmee gleichzeitig gegen Zentralrußland unternehmen werben. Auf Vorschlag des englischen Abgesandten berfaßte Krasnom eine an die deutsche Regierung gerichtete Dentschrift mit der Mitteilung tarüber, daß auf Vorschlag Englands, Branfreichs und Ameritas sämtliche Regierungen fich zum Stampfe gegen das Sowjetrußland vereinigen sollen und daß auf dem allgemeinen Friedenstongreß das wiederhergestellte einige Rußland vertreten sein soll, das sich von den Bolschewifi befreit hat. Eine jebe Ententeregierung verpflichtete sich, monatlich bestimmte Summen zur Unterstügung Krasnows und der übrigen weißgardistischen Organisationen anzuweisen. Eine Bitte, um ebensolche finanzielle Unterstübung ist in der Denfschrift Krasnows an die deutsche Re
gierung enthalten.
Dazu möchten wir fürs erste bemerken, daß die Sozialisten aller Länder, wie immer sie zum Bolschewismus stehen, eine bewaffnete Intervention in Rußland ablehnen. Eine internationale Sozialistenfonferenz dürfte nahezu restlose Uebereinstimmung in diesem Punkte ergeben, der allein schon den beschleunigten Zusammentritt einer solchen Ronferenz rechtfertigen würde.
Zur Kaiserfrage.
Die Voff. 8tg." berichtete gestern morgen, Genoffe Scheidemann habe an den Reichskanzler eine Denkschrift gerichtet, in der die Notwendigkeit dargelegt wurde, daß der Kaiser zurüdtrete. Das Berliner Tageblatt" meint, es habe ich nicht um eine eigentliche Denkschrift, sondern um einen Brief des Genossen Scheidemann an den Reichskanzler gehandelt.
Es ist richtig, daß von Genossen Scheidemann ein derartiger Shritt unternommen wurde.
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Kampf um Große Angriffe in Flandern die Lys- Brückentöpfe Zwischen Deinze und Schelde eingedrungener Gegner zurückeworfen und abgewehrt Starke Angriffe nordwestlich Herpy gescheitert Belgrad und Semendria geräumt.
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Der Frieden
und die Internationale.
Bon Philipp Echeidemann.
In neutralen Bändern und in Ententestaaten ist der Versuch, eine internationale Sozialistentonfe renz einzuberufen, wieder in Gang geraten. Wir deutschen Sozialdemokraten haben ihm gegenüber aus naheliegenden An der Lys- Front nördlich Deinze ist die Lage unver. Gründen bisher eine gewiffe Buriüdhaltung geübt. In den ändert. Südlich Deinze haben wir uns weiteren Angriffen Seiten der deutschen Erfolge waren wir es, die, leider verdurch Ausweichen auf die Schelde entzogen. Süblich geblich, unsere Hände den Gesinnungsgenossen jenseits der Balenciennes famen englische Angriffe an erfolgreichen Schüßengräben immer wieder entgegenstredten, tvaren wir es, die in Amsterdam , in Stockholm , in Bern auf andere warGegenangriffen zum Stehen. Gewaltiges Ningen an der Aisne - Front und zwi- teten, die nicht kommen wollten oder nicht kommen konnten. schen den Argonnen und Maas . Die Angriffe der Heute liegt es bei diesen andern, den ersten Schritt zu tun. Franzosen auf den Aisne Höhen nordwestlich Chateau Daß er, soweit es auf uns ankommt, nicht vergeblich sein Borcien und beiderseits Bouziers sind bis auf örtliche Einbruchsstellen gescheitert. Die Angriffe der Amerikaner wurden in Linie Champigneulle- Bayonville- Aincreville aufgefangen.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 1. November 1918. Westlicher Kriegeschauplay.
Heeresgruppe Kronprina Rupprecht
wird, braucht kaum noch gefagt zu werden. In jeder Minute diefes Krieges, bei jedem Stande der Kriegslage, waren wir bereit, die zerrissenen Bande der internationalen Gemeinschaft wieder anzufnüpfen. Selbstverständlich sind wir auch jest dazu bereit.
Die ausländischen Genossen werden heute vielleicht über das, was fie für unsere Fehler und Sünden hielten, etwas ruhiger denten als früher, und sie werden nicht glauben, daß wir kommen wollen, um uns auf das ArmefinderIn Flandern hat der Feind seine großen Angriffe wieder bänfchen zu feyen. Sie waren, wenigstens zum Teil, früher aufgenommen. Zwischen holländischer Grenze und Deinze stießen Belgier und Franzosen gegen die Lys front, im befon allzu sehr davon überzeugt, daß die Entente nichts anderes ysfront, i wolle, als einen Sieg der reinen Gerechtigkeit. Daß wir als beren gegen unsere Brüdentopfschungen auf dem Weftufer des Fluffes vor. Beiderseits von Zomergem nahmen wir die vor internationale Sozialisten ihr dabei in feiner Weise, weber übergehend verloren gegangenen Brückenköpfe im Gegenangriff direkt noch indirekt helfen wollten, das verstanden sie nicht, ja wieber. An der übrigen Front wiesen wir den Feind vor unseren es erfüllte sie mit Entrüftung. Wir aber glauben heute foges Linien ab. Die Reserve- Infanterie- Regimenter Nr. 57 und 79 zu dürfen, daß wir die unserem Rande drshende zeichneten sich bei diesen Rämpfen besonders aus. Den Haupt Gefahr immer richtig erfannt haben. Das wir te wach angriff führten Engländer und Franssfen zwischen Deinze und der Schelde. Süblich von Deinze , bei Zulte und An- besten Kräften begegnet find, daß uns beute niemand ben feghem brang der Gegner in unfere kinien ein. Südlich von Vorwurf machen fann, wir hätten durch unsere Soltung ein Deinze warfen Bataillone der 2. Garse- Infanterie- Division im über unser Volt hereingebrochenes inglid verful det. Berein mit dem Füßilier- Regiment Nr. 86 den über die Straße das macht uns felbft in trüben Stunden froh. Sie bequem Deinze Kruishoutem vorstoßenden Gegner wieder zurüd. Beider- wäre es doch für die alten Macht haber geveien, wenn sie feits von Anjeghem brachten rückwärtige Kampftruppen den hätten fagen fönnen: Sticht wir roaren es, die Euch Deutsche Feind vor unserer Artillerie zum Stehen. Die nördlich der Bahn diese Lage gebracht haben, sondern es waren die S Kortrif- Ondenaarde fämpfenden Truppen, die den Feind vor ihren Linien abwehrten, wurden im Laufe des Tages zur Wahrung dialdemokraten, haltet Euch an die!" Dieses viel des Anschluffes an ihre Nachbarn auf die Söhen beiderseits Sofere haben wir durchkreuzt, und wir stehen mit gutem Gewiffes zurückgenommen. Die Rämpfe fanden am Abend ihren Abschluß vor unserem Bolr. westlich der Straße Deinze- Kruishoutem und auf den Daß sich nritunter eingefne Bartifel der fegialistiden Höhen in Linie Notere Rertheve, fomit 1-3 Kilo Bewegung von der chauvinistischen Strömung ein Stüd mitmeter östlich unserer alten vordersten Boten tragen ließen, daß im einzelnen und von eingelnen ebler In der Schelde- Niederung dauert bie Zerstörung der Ortschaf. begangen wurden, wer wollte es leugnen? ber ekdiye GetIn der Schelde- Niederung dauert die Zerstörung der Ortschaften durch den Gegner an. Die Stäbte Zournai, Balen- tion der Internationale fönnde fich rühmen, von solchen Behciennes und Beruwela lagen unter englischem Feuer. Beider. lern ganz frei geblieben zu sein? feits von 2e Quesnoy und Landrecies reae Artillerieund Erfunbungstätigkeit.
Iinie.
Wir deutschen Sozialdemokraten moaren auch wid it allen Punkten des Wilson- Programms xd des Bondoner Memorandums von vornherein einerstanden. Wir wollten unser Band äußerlich unberämbert Auf den Aisne höhen nördlich von Chatean- Bordurch den Krieg bringen, innerlich es aber so verändern, bes cien nahm der Artilleriekampf gewaltige Stärke an. Mit frischen besonderen Volksstämmen und abgetrennten NationalitätenKräften feste der Feind feine starken Angriffe nerbeftlich von splittern in einem demokratisch entwickelten Deutschland jede
fügen, daß er im Einvernehmen mit den Vorständen der er fart. Sie sind wiederum unter schwersten Berlusten für auch nur denkbare Freiheit gegeben worden wäre. So fänibf
Nr. 89, das Sanfeatische Infanterie- Regiment Nr. 75, die Regi- ten mir schon vor dem Striege und während des Krieges für menter 220 und 231 der 50, Reserve- Devision trugen bie Hauptlast die Autonomie Elsaß - Lothringens , gegen jede Unterdrüdung bes Rampfes und mehrten, von ihrer Artillerie wittfam unterfügt, der Polen und Dänen. bie feindlichen Angriffe restles ab. Das Garbe- üraffier- Megiment Nachdem das Schidal anbers entschieben hat, sind wir und die Sufaren- Regimenter Nr. 8 und 11 haben sich in den letzten jetzt mit der Selbstbestimmung unserer exs. bölfer, die durch ein Referendum ausgeübt werden fol. Tagen hier wieberum besonders bewährt. einverstanden. Wir bitten aber um etwas Berständnis bafie, daß wir gegen diefe Art von Selbstbestimmung unfere BeAuf dem Ostufer der Maas tagsüber lebhafte Artillerie denten hatten. Sie widersprachen in feiner Weise den Grund
Die Oeffnung der Dardanellen. Baris, 31. Oftaber. Nach einer Meldung der Agence Dabas erflärte Marineminister Leygues in der Kammer, daß der mit der Türkei abgeschlossene Waffenstillstand vor allem freie Durchfahrt der alliierten Flotten zum tätigkeit. Schwarzen Meer, Besetzung der Dardanellen forts und derjenigen am Bosporus , sowie die Nüd. fenbung der alliierten Kriegsgefangenen in ihre Heimat festlegt. Der Waffenstillstand ist am Donnerstag mittag in Kraft getreten.
Lendon, 31. Oftober. Evening News" erfährt, daß die Dardanellen für die britische Flotte geöff net werben follen und daß man jeden Augenblid die Nach richt von der Belegung Konstantinopels durch britische Marinestreitkräfte erwarten fann. So verlautet, daß die ausführlichen Bedingungen für die Uebergabe der Türkei heute im Parlament mitgeteilt werden sollen.
Die Pariser Verhandlungen.
Heeresgruppe Gallwit.
Südöstlicher Kriegsschauplah.
Die deutschen Truppen wurden auf das nördliche Donaufer beiderseits von Belgrad und Semenbria zurüdgenommen. Der Uebergang über die Donau ging ohne Störung durch den Gegner vonstatten. Der Erste Generalquartiermeister.
Groener.
Näumungsbewegung in Venetien und Serbien .
Wien , 1, November. Amtlich wird verlautbart: In Benetien wird die Räumungsbewegung fortgefest. Im Südoften haben mufere Hauptkräfte das nördliche Denanufrr erreicht. Der Chef des Generalstabes.
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Die alliterten Heeresleitungen haben nach einer Meldung der„ Times" dem Marschall och offiziell die Füh- Wie wir hören, sind Sie in österreichischen Säfen lie rung und den Abschluß der Waffenstillstands- genben deutschen U- Boote durch die Auflösung ber öfter berhandlungen übertragen. reichischen Flotte nicht berührt worden,
refeßen der Demokratie. Nur zu oft haben wir gesehen, daß für die Imperialisten jenseits und diesseits das Selbstbeftimmungsrecht dos primfende Mäntelchen war, in dem sie ihre annexionistischen Wünsche nur solange verbülten, als fie es zu brauchen glaubten. Jetzt wollen die Polen West preußen mit Danzig , die Tichechen Deutsch- Böhmen , ohne fich im mindesten um das Selbstbestimmungsrecht der Dentichen zu fümmern. Jetzt foll das gefchichtlich Gewelene bie Rukunft von morgen fein, sollen die historischen Grenzen gelten, wird die Pflicht der nationalen Minderheiten, fich in ein Ganzes einzuordnen, von Politikern verfochten, die sich selbst gegen sie bisher auf das heftigste gesträubt hatten!
Niemand wird sich der Tatsache verfchließen fönnen, ba das Referendum noch einem Kriege doch nur ein tbehelf ist, um das Selbstbestimmungsrecht der Bölfer fimerzustellen. In einer Zeit wildester Erregung, unter dem Gindruck augenblidlicher Mochtverhältniffe müffen Bevölkerumgen eine Entscheidung treffen, die nicht nur das lebende Ge