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Nr. 304. 35. Jahrg.

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Loft- Zeitungs- Breisliste. Ericheint täglich.

Telegramm Adreffe:

.Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die ftebengespaltene Rolonelzellekostet 80 Bfg. Kleine Anzeigen", das fettgebrudte Bort 30 Big.( zulässig 2 fettgebrudte Borte), jedes weitere Wort 15 Bfg. Stellengesuche und Echlafftellenanzeigen das erste Wort 20 Big., jedes weitere Wort 10 Big. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Leuerungszuschlag 30% Familien- Anzeigen, politische und gewerkschaftliche Vereins Anzeigen 70 Bfg. die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 hi nachmittags im Hauptgeschäft Berlin SW.68, Lindenstraße 3, ab regeben werden. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernibrecher: Am: Morisolas, Rr. 151 90-151 97.

Montag, den 4. November 1918.

Arbeiter! Parteigenossen!

Expedition: EW. 68, Lindenstraße 3. Berufbrecher: Amt Morigolas, Nr. 15190-151 97.

Durch unterschriftlose Flugblätter und durch Agitation von Mund zu Mund ist an Wie Ihr alle aus den Zeitungen wißt, hat Genosse Scheidemann im Ein­Euch die Aufforderung ergangen, in den nächsten Tagen die Betriebe zu verlassen und vernehmen mit der Partei dem Reichskanzler empfohlen, er möge auf die Straße zu gehen.

Wir raten Euch dringend, dieser Aufforderung nicht zu folgen.

Wie Ihr alle wißt, befindet sich die sozialdemokratische Partei im Zuge einer sehr wichtigen Allion. Sie hat einige Genossen in die Regierung entsandt, damit diese

schleunigst Frieden

dem Kaiser raten, zurückzutreten.

Cleber diese Frage schweben in diesem Augenblick noch wichtige Verhandlungen. Arbeiter, Parteigenossen!

Wir fordern Euch auf, diese Verhandlungen nicht durch unbesonnenes Da­zwischentreten zu durchkreuzen. Wir stehen vor den schwersten Entscheidungen, jeden

schließe und im Innern alle bürgerlichen Freiheiten herstelle, deren die Arbeiterklasse zu Tag können wir in die Lage kommen, Euch auffordern zu müssen, daß Ihr Euer Wort ihrer weiteren Entwicklung bedarf.

Seit dem Eintritt unserer Genossen in die Regierung hat diese

an die Gegner ein Angebot gerichtet, das in kürzester Zeit zu Waffenstillstand und Frieden führen muß;

das gleiche Wahlrecht in Preußen durchgesezt;

dem Reichstag die Stellung der eigentlichen Zentralgewalt im Reiche verschafft und das persönliche Regiment be seitigt;

in die Wagschale der Entscheidung werfen mögt. Jetzt gilt es aber, ruhig Blut und Disziplin zu wahren und sich von feinerlei Verwirrungsparolen einfangen zu lassen.

Je geschlossener Ihr unsere Aktion unterstützt, desto früher werden alle

militärischen Einziehungen

und sonstigen Maßnahmen, die Euch beunruhigen, wieder rückgängig gemacht werden, desto sicherer werden wir rasch zu einem dauernden Frieden gelangen, desto ohnmächtiger werden alle Versuche der Reaktion bleiben, sich wieder in den Sattel zu sezen.

die Unterstellung der Militärgewalt unter die Zivilgewalt durch­geführt und damit den Militarismus des stärksten Rücknamenloses Unglück erwachsen. Aktionen, die Erfolg versprechen, müssen von der halts beraubt;

die Pres und Versammlungsfreiheit erweitert; Liebfuecht und viele andere aus dem Gefängnis befreit. Dies alles genügt uns nicht. Wir arbeiten weiter, um kriegsheherische Strö­mungen zu bekämpfen und die Demokratisierung Deutschlands bis aufs Lehte durch­zuführen.

Aus unbesonnenen Streichen kann einzelnen von Euch und der Gesamtheit nur Gesamtheit der Arbeiterschaft getragen sein. Für solche ist aber jetzt der Augenblick nicht da. Folgt darum feiner Parole, die von einer unverantwortlichen Minderheit ausgegeben wird!

Der österreichische Waffenstillstand abgeschlossen.

Der österreichische Bericht.

Wien , 3 November. Amtlich wird verlautbart:

Der Vorstand

der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

-

Rücknahme der Truppen auf Gent . Er­lahmen der Angriffe an der Alisne. Amerikanische Angriffe westlich der Maas. Berlin , 3. November, abends. Amtlich. Borfeldkämpfe vor unseren neuen Linien zwischen der Aisne Die Berloutbarung der Waffenstillstandsbedingungen erfolgt und Maas . An den übrigen Fronten keine größeren Kampf­handlungen.

Auf dem italienischen Kriegsschauplas haben unsere Truppen auf Grund des abgeschlossenen Waffenstillstandes die Feindselig= feiten eingestellt.

gefonderf

"

Der Chef des Generalstabes.

Genf , 2. November. ( Eig Drahtber. d. Vorwärts".) Rei­ nach fordert im Figars" als Bedingung des Sonderfriedens mit Cesterreich, daß dieses eine strategische Basis für die Entente werde. Denselben Gedanken äußert Oberstleutnant Rousset im Betit Parisien". Der Ernst dieser Andeutungen geht aus einer Meldung des Lyoner" Progres" hervor, wonach die Prüfung der Waffenstillstandsforderung kurz war und über das Resultat jetzt schon gesagt werden kann, daß Deutschland den Allierten allein gegenüberstehen werde.

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Großes Hauptquartier, den 3. November 1918. Amtlich. Weftlicher Kriegsschauplan. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht

In Flandern nahmen wir die an der Lys stehenden Truppen im Anschluß an unsere neue Front an der Schelde auf Gent zurüd. Gestern bestand hier keine Gefechtsfühlung mit dem Gegner. Nord­östlich von Oudenaarde und bei Tournai wurden Zeilangriffe des Feindes abgewiesen. Bei und südlich von Valenciennes feste der Engländer feine heftigen Angriffe fort. In Vormittagslämpfen Auffallend ist die einheitliche antibolschewistische Parole der brudte er uns auf Saultain zurück und setzte sich wieder in Pre­französischen bürgerlichen Bresse. Temps" schreibt, alle Regie- feau feft. Billers Psl wurde gegen mehrfache Angriffe gehalten. rungen, die das Ideal der Demokratie beschüßen, müssen gemein- Erneute am Nachmittage öftlich von Balenciennes geführte Angriffe sam mrhindern, daß die bolschewistische Sabotage die Rückkehr des scheiterten. Das Infanterieregiment Nr. 24 unter den Hauptleuten Imperialismus und des Strieges vorbereite. Temp3" fordert dann von Brandys und Haupt und Batterien des Feldertillerieregiments die Rumänen zum Eingreifen gegen Rußland auf. Unverkenn- 44 zeichneten sich besonders and. Westlich von Landrecies bar wirkt die Furcht vor Rückschlägen der Wiener und Budapester wiesen wir Teilangriffe des Gegners ab. Wo der Feind eindrang, Ereignisse; daher erklärt sich auch der Eifer der rechtsstehenden warfen ihn Radfahrertruppen wieder hinaus. Bresse für die Wiederherstellung Oesterreichs . Auffallend sind auch die Panikartikel, welche die Presse der Welschschweiz gegen die Bolschewifigefahr veröffentlichen.

Die Krone unterwirft sich. Budapest , 2. November. Erzherzog Josef , der Vertrauensmann Starts, erschien heute mit seinem Sohne Erzherzog Josef Franz vor dem Nationalrat und leistete folgenden Gid: Jch, Josef von Habs­burg, gelobe bei meiner Ehre, mich den Befehlen des Nationalrats unbedingt zu unterwerfen und ihn in allen seinen Verfügungen getreu zu unterstützen. Sein Sohn legte denselben Gid ab. Der Erzherzog versicherte, er und sein Sohn wünschten nichts, als Brüder des ungarischen Volkes zu sein.

Andrassy geht.

Wien , 2. November. ( Korr.- Büro.) Der Minister des Aus­wärtigen Graf Andrassy hat heute seinen Rüdtritt ange= boten. Der Kaiser hat ihn angenommen. Die Leitung des Ministeriums des Auswärtigen übernimmt borläufig Sektionschef Freiherr von Flotow. Auch der gemeinsame Finansminister| Spizmüller hat Jein Entlassungsgesuch eingereicht.

Heeresgruppen Deutscher Kronprinz und Gallwit.

ohne

Westlich von Guise blieb ein Teilangriff des Gegners pune Erfolg.

Der Franzose hat nach den schweren Verlusten, die er in der Schlacht am 1. November an den Aisnefronten, erlitt, gestern seine großen Angriffe nicht mehr fortgesetzt. Er beschränkte sich auf Teil­angriffe östlich von Banogne, bei Neuville et Day und Terron, die wir, teils im Gegenstoß, ab: viesen.

Der Einbruch der Amerikaner westlich der Maas veranlaßte uns, die Front zwischen der Aisne und Champigneulle zurückzu­nehmen. In Linie Quatre Camps- Buzaneh entwickelten sich gestern Vorfeldkämpfe Westlich der Maas feste der Amerikaner feine Angriffe fort. Sie haben bei Tailly und über Billers devant Dun etwas Roden gewonnen; im übrigen wurden sie abgewiesen. Heftige Vorfeldkämpfe westlich der Mosel .

Leutnant Budfer orrang seinen 35. Luftsteg.

Der Erste Generalquartiermeister.

Groenen

Die Frage des Tages.

In der Kaiserfrage hat auch der gestrige Tag feine Entscheidung gebracht. Von dem Erlaß, der vorgestern in später Stunde den Redaktionen zuging, ist schon gesagt wor den, daß er an unserer Stellung in dieser Frage nichts zu ändern vermag. Aehnliche Kundgebungen sind auch von ver­schiedenen Vorgängern des gegenwärtigen Monarchen in Zeiten schwerer Bedrängnis erlassen worden. Wir wollen für heute auf diese geschichtlichen Parallelen nicht näher eingehen und uns darauf beschränken, den einen wichtigen Unterschied hervorzuheben, daß die Boltsfräfte heute viel stärker entwidelt find, als es vordem jemals der Fall war.

Im faiserlichen Erlaß wird gesagt, die nunmehr abge­schlossene Periode werde vor den Augen fünftiger Geschlechter in Ehren bestehen. Zugleich wird aber eine Unterredung des Reichskanzlers mit dem Direktor von Hollandsch Nieuwsbüro veröffentlicht, in der diefer sagt:

Was Sie heute in Deutschland , im Reiche sowohl wie in den Bundesstaaten, vor sich gehen sehen, ist das Ergebnis einer stillen, unterirdischen Bewegung vieler Jahre. Der Krieg und das praf­tische Zugeständnis der militärischen und konservativen Führer, daß ihre Politik Schiffbruch selitten hat, haben jene Bewegung lediglich in außerordentlicher Weise gestärkt und den demokratischen Elementen endgültig die Oberhand gegeben. Die demokratische Idee hat nunmehr ihren siegreichen Einzug in Deutschland ge­halten, um hier bobenständig zu werden und sowohl im Neiche als auch in den Bundesstaaten für alle Zeiten zu Herrschen.

Diese Feststellung eines Schiffbruchs fommt der Wirklichkeit entschieden näher als die Wendung des kaiserlichen Erlasses. Aus diesem Schiffbruch ergeben sich aber nach un­serer unabänderlichen Auffassung auch Konsequenzen für den Stapitän. Sachlich ist inzwischen ein beachtlicher weiterer Fortschritt erzielt worden, indem das Militärkabinett dem Kriegsministerium unterstellt worden ist.

-

Abbau in Ordnung!

Die schweren Aufgaben der Demobilisierung! Die Sorge, was nach dem nun nahe bevorstehenden Kriegs­ende wirtschaftlich aus ihnen werden soll, beschäftigt heute Millionen Arbeiter. Die Vorbereitungen, die getroffen werden, um den Uebergang zur Friedensarbeit in geordnete Bahnen zu lenken, dürften daher auch in diesen Tagen, in denen große poli tische Fragen auf der Tagesordnung stehen, allgemein inter­effieren.

Die vom Kriegsministerium vorgesehene Demobilisierungs­ordnung fußte auf der Erwartung eines militärisch günstigen Friedens, ist also durch die Ereignisse praktisch überholt. Da das Gelingen der Demobilisterung von der Umstellung der Kriegs­