Nr. 320. 35.Jahrg.
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Berliner Volksblatt.
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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Amt Moritplas, Rr. 151 90--151 97.
Mittwoch, den 20. November 1918.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Ami Morisplas, Nr. 15190-15197.
Aus dem Nebel der Novemberfrühe stieg die Stunde, sonnengoldumsäumt, wuchs der Tag, den unser Herz geträumt, aus der Nacht der qualgetränkten Mühe.
Den Novembertoten!
Unser Herz, dem Morgen fief verbündet, fühlte Takt, der Millionen frug, den nicht Krieg noch Tyrannei erschlug, der im Dunkel Helle uns gekündet.
Leben, das den Einen überdauert, das Geschlechtern Licht und Atem schenkt und der Menschheit Schiff nach Ufern lenkt, wo kein Unheil ihr Geschick umlauert.
Opfer und Preis.
Wir begraben heute die Opfer des 9. November. Hunderttausende werden den wenigen Särgen folgen, die auf dem Friedhof der Märzgefallenen ihren Platz finden sollen, die Enkel bei den Großvätern, die vor mehr als siebzig Jahren im Kampf für die Freiheit gefallen find.
Fast umblutig ist die größte aller Revolutionen verlaufen, melche die Welt erlebt hat. Im Arieg find mehr als anderthalo Millionen Deutsche blutend gefallen, an die zehn Millionen Menschen insgesamt. Ungezählt find noch die Opfer, die von der Unterernährung des Hungerkriegs aus unserem Volke gefordert worden sind. Nach der französischen Volfserhebung und den Napoleonischen Feldzügen hat jetzt die Welt zum zweitenmal erfahren, um wieviel weniger kostspielig an Menschen RevoIutionen find als Striege.
Aber noch hat sich die Erde über den Leibern der RevoTutionsopfer nicht geschlossen, und schon hat unter Sozialisten ein Streit darüber begonnen, was eigentlich der Preis sei, für den diese Opfer gefallen sind. Demokratie oder Diktatur, für oder gegen die Nationalversammlung, so hallen die Schlagworte durcheinander.
Der Sache der Nationalversammlung, die auch wir vertreten, ist schwerer Schaden zugefügt worden durch den Eifer, mit dem die Besigenden sich für sie ausgesprochen haben. Sie haben sich, aus allen politischen Machtpositionen herausgedrängt, auf die Formel der Demokratie als legte Dedung zurückgezogen. Wenn sie nicht mehr bevorrechtet sein fönnen, wollen fie fich wenigstens nicht entrechten lassen, und statt unter einer Räteregierung sicher das Ihre zu verlieren, ziehen sie es bor, noch einmal thr Glück bei allgemeinen Volkswahlen zu versuchen, bei denen sie den ganzen Apparat ihrer Verwirrungsfünfte spielen lassen können.
Tote Brüder, die Ihr Euch geschworen, Pioniere kühner Tat zu sein:
Eure Fahnen wehen stolz und rein Leben kündend, das Euch selbst verloren.
Euer Blut, von blinder Wuf vergossen, wird im Kelch der Welfversöhnung glühn: in der Zukunft Gärten wird es blühn gleichen Werks und gleichen Glücks Genossen!
Hrtur Zickler.
seine Freiheit so schwer erworben hat, wie das unfere, müßte Oeffentlichkeit der Friedensverhandlungen.
ja aus dioten bestehen, wenn es sich die Ausbeutung durch das Rapital auf die Dauer gefallen ließe. Auch wir Wilsons Teilnahme. Der Entwurf für den Bölk bund. wollen feine Geldsadrepublif. Auch wir wollen nicht Bettler sein mit dem Stimmzettel in der Hand. Aber aus New York vom 18.: Senator Borah teilte mit, daß auf London , 19. November,( euter.)„ Times" erfährt viel mehr als die Gefahr der kapitalistischen Beeinflussung der Friedenskonferenz alle Verhandlungen öffentfürchten wir die Gefahr, daß sich der Sozialismus von vorn- lich geführt werden würden. herein als Minderheits regierung etablieren, sich der Berlegung der demokratischen Grundsäke schuldig machen und Washington , 19. November. Das Weiße Haus daburd die Arbeit seiner Gegner verrichten fönnte. Davor teilt mit, daß der Präsident sofort nach Eröffnung des Kon warnen wir. greffes nach Frankreich zu reisen beabsichtigt, um an der BeDie Arbeiter- und Soldatenräte, die eines Tages freiwillig ratung über die Regelung der hauptsächlich st cit ihre revolutionären Machtbefugnisse in die Sände des ganzen Punkte des Friedensvertrages teilzunehmen, Volkes zurücklegen werden, und die das so bald tun sollen, über die er doch auf jeden Fall zu Rate gezogen werden müßte. wie es die Umstände nur irgend gestatten, sind sich der Schwere Es ist unwahrscheinlich, daß er die ganze Konihrer Aufgabe bewußt. Die Rede Richard Müllers auf der ferenz mitmachen wird. Er wird von den Delegierten, gestrigen Versammlung der A.- und S.- Räte im Zirkus Busch die die Vereinigten Staaten vertreten werden, begleitet müßte auch den Bürgerlichen zeigen, daß eine provisorische werden. Säteregierung in Deutschland , so lang oder so furz fie dauern Bern , 19. November. Daily News" melden aus New möchte, doch etwas anderes ist als ihr Gegenstück in Rußland . York : Präsident Wilson hat den Plan für einen Völker. Wir verstehen nicht die pathetische Geberde Nichard Müllers: bund entworfen. bund entworfen. Er soll einen internationalen Nur über meine Leiche führt der Weg zur Konstituante!" Gerichtshof einschließen, der sich mit Rechtsfragen be finden aber in seiner Rede ganz richtige Erkenntnisse über die fassen sowie eine internationale Seepolizei vorNotwendigkeit erster Aufgaben. Auch die Schärfsten von den sehen soll. Scharfen wollen es heute nicht darauf ankommen lassen, Deutschland in Bürgerkrieg und Hungersnot zu stürzen, sie werden bei rubigerer Ueberlegung auch zugeben, daß der Frieden in eines sozialistischen Prinzipienstreits millen nicht um einen Tag hinaus verzögert, die Boltsernährung nicht geschädigt werden darf. Friedensschluß und Wolfsernährung fordern aber den baldigsten Zusammentritt einer Nationalverfammlung.
Haag, 19. November. ( Hollandsch Nieuwsüres.) Aus London wird gemeldet: Der Pariser Korrespondent der„ Daily News" schreibt:
Die Ronfereng, die in Bersailles zusammentritt, wird ihr auptquartier'in aris haben. Wieviele Delegierte der Entente der Konferenz beiwohnen werden, die das Stimmrecht haben un ddas Friednsabkommen unterzeichnen werden, ist nea) Die deutschen Arbeiter können eben auch nicht aus ihrer nicht bekannt. Dies wird die interafliierte Stonferenz vorher festHaut heraus und sie werden keine Bolschewifi werden, wenn stellen. Selbstverständlich werden. zahlreiche Delegierte anwesend Der Unterschied zwischen uns und den sozialistischen Geg sich auch manche von ihnen für den Augenblick noch so boliche- sein, die dennoch den Schluß des Vertrages nicht mit unterschreiben. nern der Nationalversammlung besteht zunächst mistisch gebärden mögen. Dazu sind die Kenntnisse des politi- Borläufig sind die folgenden Delegierten angedarin, daß sie diesen Verwirrungsapparat fürchten und wir schen und ökonomischen Lebens, die sie sich erworben haben, wiesen: Für Frankreich : Clemenceau , Briand , Tardieu, nicht. Wir haben schon viele Wahlschlachten geschlagen und zu groß, ist ihr Verantwortungsgefühl gegenüber dem Bourgeois; für die Bereinigten Staaten: Wilson, Rood, fennen unsere Gegner. Wir sind zuversichtlich und guten Muts. Ganzen zu stark. Der Besitz aber wird von feiner Seite Lansing und House; für Italien : Sonnino, Orlando; für Das Drittel der Wähler, das sich im Januar 1912 um die rote des Sozialismus Schutz und Schonung au erwarten haben. Belgien : noch unbestimmt, wahrscheinlich der Bremierminister Fahne der Partei scharte, ist noch lange nicht alles, was zu ihr Die Besitzenden werden sich an den Gedanken gewöhnen und van der Belde; für Japan : Chinda unb Matsui; für Nugehört. Die ungeheure Mehrheit der Bevölkerung lebt von der müssen, der für die ungeheure Mehrheit der Bevölkerung eine mänien: Take Jonescu; für Griechenland : Venizelos ; für Arbeit ihrer Hände oder ihrer Köpfe, ist mit Rapitalsinteressen Selbstverständlichkeit ist, daß Arbeitsfähige mur von ihrer Serbien : Bafitsch; für die Tschechoslowaten: Maffarht; in keiner Weise verbunden. Und die Welt ist in sieben Jahren Arbeit leben können, und daß nur Invalide ein Recht auf Er- für die Jugoslawen: Benes; für Nußland: unbekannt; für eine andere geworden, die Geister sind erwacht. haltung aus der Arbeit der Gesamtheit haben. das britische Reich: Lloyd George , Balfour und Lord Reading. Doch nicht um eine Frage der Zweckmäßigkeit allein handelt Aber darum handelt es sich, daß man in Weiter Arbeiter- Delegierte und ein oder mehrere Vertreter der Dominions. es sich, sondern um eine Frage leßter Grundsäße. Solange wir Deutschland von seiner Arbeit leben tann und Denken tönnen, haben wir Sozialdemokraten gefämpft für das daß Mittel genug erübrigt werden, um auch den vom Schick-„ Associated Preß " meldet aus New York : Wilson beabsichtigt gleiche Recht aller. Das allgemeine, gleiche, direkte und fal an den Strand Geworfenen eine menschenwürdige Eristenz fung nach der Eröffnung des amerikanischen Kongresses, wahrscheingeheime Wahlrecht für alle Erwachsenen ohne Unterschied des zu sichern! Das aber läßt sich nicht an einem Tage erreichen, lich am 2. Dezember, nach Paris abzureisen. Geschlechts steht vornean in unserem Programm, war der zumal in einem Bolt, das durch den Krieg auf den Bettelstab Massenruf, mit dem wir alle Schlachten des politischen Klaffen- gebracht ist. Dazu gehört viel Ueberlegung, viel geistige und fampfs schlugen. Und nun, nachdem wir errungen förperliche Arbeit, damit das Volk nicht eines Tages kopfhaben, wofür wir so hart stritten, sollen wir es als nuglos, ja schüttelnd sagt: Jetzt regieren uns die Sozialisten, und es als schädlich und gefährlich beiseite werfen? ist schlechter geworden statt beffer!" Basel , 19. November. Nach einer Meldung des Wir zweifeln nicht daran, daß die Sozialisten, die heute Aber nicht die Sozialisten sollen das Volk, das Volk Temps" haben vorgestern die Beratungen in der Konferens Gegner des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen io II sich selbst sozialistisch regieren. Wir der verbündeten Regierungen zum Abschluß geführt. Sie Wahlrechts sind, das Glück des Volkes wollen. Aber wer ist können die Toten, die wir heute begraben, nicht mehr fragen, sichtlich der Vorfriedensbedingungen sei ein: berechtigt und wer imstande, dem Volf ein Glück aufzu- nach welchen Methoden sie sich die Verwirklichung des Sozia- vollständige Einigung erzielt worden. Der vorzwingen, das es selber nicht will? Hätten die Gegner lismus dachten, aber von denen, die seit siebzig Jahren im gelegte Entwurf eines Präliminarfriedens fand einstimmige des gleichen Wahlrechts so recht, wie sie nach unserer Ueber- Friedrichshain schlafen und neben denen jene ihren Ehren- Annahme. Vor Gröffnung der Friedensver. zeugung unrecht haben, und würde heute die Mehrheit des plak haben sollen, wissen wir, daß sie für die Selbstregierung handlungen, die am 13. Dezember stattfinden Volkes den Sozialismus ablehnen, welches Recht hätte die des Volkes gekämpft haben und für die Gleichheit alles dessen, soll, tritt jedoch die Konferenz nochmals in der letzten Minderheit, sich dem zu widerseßen? Die Demokratie fordert was Menschenantlig trägt. Als ihre Schüler und Erben Novemberwoche zu einer Besprechung zusammen, die vor häufige Erneuerung der Volksvertretung, und wir würden wenn auch in manchem mit der Zeit über sie hinausgewachsen, bereitenden Charakter tragen soll. ficherlich die Straft haben, selbst wenn wir das erstemal nicht halten wir ihr Vermächtnis hoch. An den alten und den Die Times" melden aus New York : Jm amerikanischen Die Mehrheit gewinnen würden, kurze Gesetzgebungsperioden frischen Gröbern des Freiheitskampfes wollen wir uns ge- Rongreß soll Lansing am Freitag nach einer Newyorker durchzusetzen. Wäre es da immer die Möglichkeit einer loben, die Einigkeit aller Arbeitenden zu wahren und Times" Meldung, die wir der Nat.- 3tg." entnehmen, mit. Niederlage vorausgesetzt nicht hundertmal beffer, das Volf gemeinsam den Weg zu suchen, der uns aus den Leiden geteilt haben, eine Aufhebung bzw. Milderung der von unserer Sache in einem, zwei Jahren zu überzeugen als dieser Zeit in eine bessere Zufunft führt. Einigkeit, Freiheit, BI o d a'de gegenüber den bisherigen Mittelmächten werde fie ihm jekt aufzuzwingen? gleiches Recht, Brot für alle müssen uns werden, damit die, unmittelbar nach Unterzeichnung des Vordie wir heute begraben, nicht vergebens gefallen sind. Ifriedens erfolgen.
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Ein Bolt, das in seiner Mehrheit proletarisch ist, und das
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Die Vorfriedensbedingungen. Einigung der Alliierten.