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Nr. 329. 35. Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Amt Morisblas, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 30. November 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Am: Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

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Wahlen zur Nationalverfammlung

am 16. Februar 1919.

Ich verzichte hierdurch für alle Zukunft auf die Rechte an der Krone Preußens und die damit verbundenen Rechte an der deutschen   Kaiserkrone.

Der Rat der Bolksbeauftragten hat gestern abend die Die Urkunde über die Abdankung Wilhelms Die westlichen Demokratien. Verordnung über die Wahlen zur verfassunggebenden deut- Berlin  , 29. November. Um aufgetauchten Mißverständnissen schen Nationalversammlung( Reichswahlgeses) angenommen. über seine Abdantung zu begegnen, hat Kaiser Wilhelm II.   in einer Die westlichen Demokratien find an einem Wendepunkt Das Wahlrecht wird den Grundsäßen des Aufrufs vom staatsrechtlich einwandfreien Urkunde auf die Rechte an der Krone angelangt. Jetzt muß sich entscheiden, ob ihr alter Stern, die 12. November 1918 entsprechen. Das Reich wird in dem Ge- Preußens und der damit verbundenen deutschen   Kaiserkrone ver- maßvolle bürgerliche Demokratie, untergehen und die macht­politische Gesinnung ihrer siegreichen Generäle an bietsumfang vom 1. August 1914, ohne daß damit der Ent- zichtet. Die Urkunde hat folgenden Wortlaut: ihre Stelle treten soll. Die Anzeichen sprechen für das letztere. scheidung der Friedensverträge vorgegriffen wird, in 38 Ver­Vor dem Kriege blickten weite Kreise unter den Nationen hältniswahlkreise eingeteilt, in denen nach der Ein­mit einer gewissen Bewunderung auf die demokratischen wohnerzahl je 6 bis 16 Abgeordnete zu wählen sein werden. Zugleich entbinde ich alle Beamten des Deutschen Reiches   und Staaten Westeuropas  . Die freie politische Entwicklung, die Die Wahlen sollen, vorbehaltlich der Zustim- Preußens sowie alle Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften sie sich erfämpft hatten, hielten wir alle für eine bemerkens­mung der am 16. Dezember 1918 zusammentre- kontingente des Treueides, den sie mir als ihren Kaiser, König Völker. Und die Sympathien der Mehrzahl der Völker, die der Marine, des preußischen Heeres und der Truppen der Bundes- und erstrebenswerte Etappe auf dem Wege zur Freiheit der tenden Reichsversammlung der Arbeiter und obersten Befehlshaber geleistet haben. Ich erwarte von ihnen, sich in diesem Kriege für Frankreich   und England äußerten, und Soldatenräte Deutschlands  , am 16. Fe- daß sie bis zur Neuordnung des Deutschen Reiches   den Inhabern gehörten der westlichen Demokratie. Der Glaube an sic bruar 1919 stattfinden. Das Reichswahlgesetz und die der tatsächlichen Gewalt in Deutschland   helfen, das deutsche   Volk wurde mit uns von der ganzen Welt geteilt. dazugehörige Wahlordnung werden morgen im Reichsgesetz- gegen die drohenden Gefahren der Anarchie, der Hungersnot und

blatt verkündet werden.

Der für das Schicksal des deutschen   Volkes tiefbedeutsame Beschluß ist nach langer Beratung und lebhafter Debatte ge­faßt worden. Er entspricht den Auffassungen, die an dieser Stelle stets vertreten wurden und durfte anders gar nicht erwartet werden.

der Fremdherrschaft zu schützen.

Urkundlich unter unserer höchsteigenhändigen Unterschrift und Urkundlich unter unserer höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem kaiserlichen Infiegel. Gegeben Anerongen, den 28. November 1918.

gez. Wilhelm."

Hessen   gegen Eisner. Daß die Zentralversammlung der Arbeiter und Darmstadt  , 29. November. Das Vorgehen des bayerischen Mi­Soldatenräte dem Beschluß der Reichsleitung bei- nisterpräsidenten Eisner gegen die Reichsleitung hat das hessische treten wird, kann nach den vorliegenden Berichten aus dem Reichsregierung in Berlin   und an das Staatsministerium in Staatsministerium veranlaßt, heute folgendes Telegramm an die Lande gar nicht bezweifelt werden. Die breiten Massen des München   zu richten: Das Staatsministerium der Republik   Hessen Volfes draußen haben ganz richtig erfaßt, daß es sich hier protestiert gegen den vom bayerischen Ministerpräsidenten und Mi­um eine Lebensnotwendigkeit für das Reich handelt und daß nister des Aeußeren für Bayern   angeordneten Abbruch der Be­jeder Versuch, den Termin hinauszuschieben, eine rise siehungen zum Auswärtigen Amt   in Berlin  , Es sieht darin eine heraufbeschwören würde, für deren Folgen niemand die Ver- Gefahr für die Einheit des Deutschen Reiches   und befürchtet, daß antwortung übernehmen kann. dadurch der Separatismus gefördert werden könnte. Es erwartet vom Gesamtministerium Bayerns  , daß es ſeinen Ministerpräsidenten

Der Krieg hat aber auch die Weststaaten einer tiefen inne­ren Umwandlung unterworfen. Die Kriegshysterie ist auc an ihnen nicht vorübergegangen ohne tiefe, bedenkliche, ja ge fährliche Spuren zu hinterlassen. Die Völkerberhezung durch die Kriegspresse hat in allen Staaten an der politischen Ber­nunft gefressen.

Jezt aber stehen pre ant se. Can emer hemen starte und einer neuen Weltordnung, und wir brauchen die ganze Kraft ungetrefbter politischer Klugheit für positive Ar beit, wenn die Entstehende Form so gestaltet werden soll, daß den, frei von polizeilicher Bevormundung, frei von Lohndruck sie allen Stürmen trogen fann. Die Menschheit soll frei wer­und Ausbeutung, frei von Militarismus und Senechtschaft, frei von niedrigen nationalistischen Haß und frei von Erbitte­rung, die imperialistische Gewalt über andere Völker erzeugt. Für diese große Aufgabe hat die Welt auf die uneingeschränkte Mithilfe der westlichen Demokratien gehofft: Diese Hoffnung war um so begründeter, als gerade von dieser Seite die helltönende Fanfare von der Vereinigung der Natio­die

Die Revolution hat dem Volk sein Recht gegeben. Nun ist es am Volfe selbst, Front zu machen gegen alle beranlaßt, den verhängnisvollen Schritt rückgängig zu machen, denn nen in einem versöhnenden Völker bunde   erscholl.

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mögen sie in welcher Maske oder Verkleidung immer auf­die ihm dieses Recht wieder streitig machen wollen. Eine rastlose Aufklärungsarbeit muß einsetzen, um bei den kommenden Wahlen den Sieg der Demokratie und des Sozialismus zu sichern.

Es lebe die Konstituante! Es lebe die Sozialdemokratie!

Die Entente greift in Rußland   ein.

Klarste Einheitlichkeit aller deutschen   Stämme bei den Friedensver- die großer Worte, die von den Völkern gläubig aufgenommen Soll diese Hoffnung jetzt enttäuscht werden? Waren Handlungen aufrechtzuerhalten. worden ind, nur fingender Ueberschwang, der im Sieges­rausch je ßt erstickt ist?

Mainz   gegen München  .

Eine Protesterklärung.

Das Blutbad in Lemberg  .

Deutschland   hat die bösen Kräfte abgeschüttelt, die das Bolk iras Unglück gestürzt haben. Es hat alle Fesseln ge­Aus Mainz wird gemeldet: Der Vollzugsausschuß des Mainzer sprengt, die sonst die Freiheit und politischen Fortschritt. Arbeiter- und Soldatenmates wendet sich einmütig mit einer Ent- hemmten und hat alles Vergangene hinter sich geworfen. Wir rüstung gegen das Telegramm des Münchener   Vollzugs stehen am Anfange eines neuen, eines freien Volks­ausschusses, Der LL. a. die bewährten Volksvertreter tum sund wir erwarten, daß nicht kleinlicher Haß uns den Der Kiewer   Naschputi" meldet, daß die Verhandlungen Dr. David und Scheidemann   als konterrevolutionäre Ele- Weg, verlegt. Gerade die westlichen Demokratien sollten mit der Entente mit den Vertretern Rußlands   in Jassy   zu voller mente bezeichnet und deren Entfernung aus der Regierung er ver- uneigenn üßiger Freude über den Umschwung in Deutsch­Einigkeit geführt hätten. Die Entente will an die Spitze langt. Der Mainzer   Vollzugsausschuß bekräftigt noch einmal, daß land erfüllt sein. Gerade fie sollten es begrüßen, daß die des Landes eine Regierung stellen, deren Zusamer sich voll und ganz hinter die derzeitige Regierung der Bolts wohldisziplinierten Fähigkeiten des deutschen   Volkes in den mensehung zwischen der Entente und den beauftragten stellt. Dienst eriner harmonischen und von Eifersüchteleien freien russischen Parteien vereinbart werden soll. Der Weltpolitik gestellt werden. Gerade sie sollten fordern, daß Schutz dieser Regierung wird von Truppen der Entente und das Unglück des Krieges und der Völferverhebung abgeschloffen von der freiwilligen Armee geleistet. Dieser allrussischen Re- Die wüsten Judenmetzeleien, die sich beim Einzug der polnischen sein sollen und die Welt sich frei macht vom alten Geiste, daß Die wüsten Judenmetzeleien, die sich beim Einzug der polnischen gierung sollen die Regierungen der Einzelstaaten unterge- Legionäre in Semberg zugetragen haben, und die selbst dazu ze sich der Blick für das Notwendige und Erreichbare auf dem ordnet werden. Alle Truppen in Rußland   sollen unter einem führt haben, daß eine Kommission von Ententeoffizieren dorthin ge- Wege zum Menschheitsglück nicht verdunkelt. russischen Oberbefehlshaber stehen, der durch die neue all- abgegangen ist, veranlaßt die polnische Gesandtschaft in Statt peffen scheint der zerstörende Geist der sieg­russische Regierung und die Entente ernannt werden wird. Berlin   zu einer Erklärung, daß die Schuld nicht die polnischen reichen Generäle der Westmächte sich ungehindert auszu­Bis dahin führt den Oberbefehl der Kommandant der frei- Regionäre, sondern allerlei Banditen treffe, die sich zum Teil in wüten. Statt deffen scheint die westliche Demokratie und willinen Armee General Denifi. So weit hat es der Bolschewismus glücklich gebracht. ber Uniform polnischer Regionäre den allgemeinen Tumult zunube ihr Ruhm in einer noch nie gesehenen chauvinistischen Welle Statt dem russischen Volfe eine glückliche Zukunft und selb- taten zu verüben. Eine Reihe Schuldiger sei sofort standrechtlich land verwüstet alles bessere und flügere Empfinden. Wo ist gemacht hätten, Plünderungen und blutige Mord zu erfaufen. Der im Kriege großgezogene Haß gegen Deutsch­ständige Entwicklung zu sichern, statt alle Kräfte des Landes erschossen worden. Wenn die Gesandtschaft weiter erklärt, daß das heute der demokratische Geist, wo die Stimme der Vernunft, für den Aufbau eines neuen russischen Staates zusammen- polnische Kommando im Augenblick des siegreichen Einzuges nicht wo die fühle Erkenntnis der Notwendigkeiten für eine neue, zufassen, bat er Zustände geschaffen, die ihm von auswärts mit der Verkündung des Standrechtes die politische Herrschaft be- solidere Weltordnung? ein neues Militärregiment, eine neue Ordnung und eine neue ginnen wollte, so ist das eine recht schwache Entschuldigung ange Regierung aufzwingen. Daran fönnen die Bolschewisten Deutschlands   das Unglück erkennen, das sie mit ihrer Agitation fichts der Tatsache, daß das sinnlose Wüten in Lemberg   mehrere Tage gedauert hat. für das deutsche   Volk vorzubereiten versuchen. In spätestens 14 Tagen würde es möglich sein, französische und englische Das neue Staatsbürgergesetz für Deutsch  - Demokratie, daß durch verschärfte, brutale Maßnahmen Truppen bis nach Berlin   zu werfen und eine Regierung zu schaffen, die wohl den Interessen unserer bisherigen Gegner im Striege entspräche, auf die aber dem Volke keinerlei Ein­fluß möglich wäre.

österreich  .

Es entspricht nicht dem laut verkündeten Programm der Völferverbrüderung, wenn in den westlichen Demokratien der im Kriege großgezogene Haß fortfährt, gegen das neue Deutschland   zu wirfen. Es entspricht nicht dieser Deutschland   in die Gefahr des Zerfalls, vollkommener Ber­elendung und staatlicher wie wirtschaftlicher Berrüttung ge­Wien, 29. November.( Hollandsch Nieuwsbureau.) Die Ar- stürzt wird, daß dem deutschen   Volke, Männern, Frauen, beiterzeitung". unterzieht das neue Staatsbürgergeseh einer außer Kindern, mit Not und Hungerstod das heimgezahlt wird, ordentlich scharfen Kritik und stellt fest, daß durch das geforderte was die Säbelrassler des verflossenen Reiches gesündigt haben. Internierung der Armee Mackensen. Bekenntnis zum deutschösterreichischen Staate viele hunderttausend Es entspricht nicht dem Geiste der Demokratie, daß die Auf Befehl der französischen   Regierung. Arbeiter politisch rechtlos werden. Das Gesetz zeuge von schroffstem junge Freiheit, deren sich das so lange von der schweren Faust Nationalismus. Der Beschluß werde nicht Gesetz bleiben, weil die der unterherrschaft niedergehaltene Wolf jett erfreuen toill. Eine Drahtmeldung der D. P. R. aus Budapest   berichtet: Die Armee Mackenjen, bestehend aus ungefähr 170 000 Mann Friedenskonferenz auch in diesem Falle das letzte Wort haben zerstört wird. Das aber muß der Fall sein, wenn die ver und zahlreichem Kriegsmaterial, wird in Ungarn   interniert. Dieser werde. Durch den Beschluß werden auch die deutschen   Minoritäten blendete Siegesfurie fortfährt, die veränderte Situation mit Beschluß wurde im gestrigen Ministerrat auf Wunsch der fran- im tschechoslowakischen Gebiet außerordentlich ge- unveränderten und unbelehrbaren Ansichten zu behandeln. Die reaktionäre Herrschaft im alten Deutschland   hat den zösischen Regierung gefaßt. In Anbetracht der Zwangs- fährdet, weil die Tschechen sich für ihre Rechtlosmachung in Wien   an den deutschen   Minoritäten rächen, gefnebelten Wolfe einen tiefen Haß gegen dieses System ein­lage hat Madensen seine Einwilligung dazu gegeben,