auf einmal den V?ut wiederfand und das Gespenst des selig verstorbenen Reichstags heraufzubeschwören versuchte. Ein Vernes Malheur ist ihm dabei unterlaufen; in dem Augen- Klick, wo er aus lauter Barmherzigkeit der angeblich man- gelhasten VerHandlungsfähigkeit der heutigen Regierung «achhelfen wollte, überhob ihn die Entente dieser Sorge und sckstost mit eben dieser Regierung die Verlängerung des Waffenstillstandes auf mindestens einen Monat ab. Wir haben damit die hoffentlich letzte Blamage der einstigen Ge- walten erlebt und können über sie hinweg als Ergebnis dieser Woche die Konsolidierung der neuen Gewalten buchen. Roch ist keine Zeit, zu triumphieren und noch haben wir alle Hände voll zu tun, um den Niederbruch aufzuhalten und Un- vermmst durch Vernunft auszubalanzieren. Aber die Woche hat gezeigt, daß das Ausharren auf dem Posten für das Va- terland doch sfrüchte getragen hat, und wenn- die Entwicklung so weiter geht, so ist zu hoffen, daß die nächste Woche, deren Auftakt die Reichskonferenz der A.- und S.- Räte bildet, endlich die ersehnte Parole ausgibt: Auf in den Wahlkampf zur Nationalversammlung!
Die englischen Wahlen. Der Kampf der Unabhängigcu Arbeiterpartei. Aenosse M/Be«r schreibt uns: Am 14. Dezember wurden die Parlaiiieutswahlen m Tnyland vorgsiwmmen. Das Ergebnis wirb erst am 29. Dezember »«llständig bekannt fsin. Die Kandidatenmrfftellung fand am 4. Dezember statt, wotbei 108 Kandidaten als gewählt erklärt wirr- de*, da sie keine Gegenkandidaten hatten. Jeder Kandidat muß »ihrftch eine Kaution von ISO Pfund Sterling(3000 271.) hinter- legen, die verfallen, wenn die auf ihn veroinigte Sbimmcnzahl nicht «ehr als ein Achtel der abgegebenen Stimmen beträgt. ES besteht nvch«in Pluralwählrecht, das den Reiche», die mehrere Wohnsitze baten, mehrere Stimmen gewährt. Da das Unterhaus auf Grund de? neuen Wahlgesetzes au» 707 Mitgliedern befteht, so sind noch SOS Abgeordnete zu »ählen. Von den 108 treugewählten UnterhausnÄtgliedern ge- hören 71 zur Koalition(Konservative, Liberale und einige kleine ArbeitergrupPen), 11 zur Ardeiterpartei, 2v zu den Sin Ieinern, Izu den irischen Nationalisten. Unter den 71 Koalitionsmitgliedern waren 41 Konservative, 29 Liberale, 1.Arbeiter". Die gewählten 11 Avbeiterpartsiler gehören sämtlich der.sozialpatvioti- sthen" Richtung an: wie zum Beispiel.Oberst" Ward,.Leutnant" O'Grady, William Crooks, Minister ClhneS usw. Unsere Genossen von der Unabhängigen Arbelker- Partei befinden sich in schwerem Kampfe. Gegen R a m s a h MacDonald in Leicesier kandidiert I. I. Green, der seit 20 Jahren der Sekretär der Londoner FriedenSgesellschaft war und während des Krieges zum Deutschenhetzer wurde. A r t u r Henoersou. kandidiert-in East-Ham(London -Ost), wo ihm der liberale Clemens Edwards gegenübersteht. In Battersea kämpft die Genossin DeSpard(die Schwester des General» French) gegen einen Konservativen. In LTkanchefter-Gorton ringt gegen den Renegaten und Mnister tz o d ge der einfache sozialistische Ar- beiter Murphy um den Sieg; in Glasgow der Marxist Mac L e a n gegen den Renegaten und Minister BarneS. Diese beiden Wählkämpfe werden von ganz Großbritannien mit Spannung vec» folgt. In Dlackburn kämpft Snowden gegen Dir Henry Nor- man und Kapitän Dean. In Cambridge steht der Arbeiterkandidat '3L Williams gegen den Marineminister Sir Eric GeddeS . In West Ham kandidiert der Pazifist und Deutschenfreund A. L u p t o n gegen den Kriegshetzer und Soziallsten William Dh o r n e. In Montrose kandidiert Genosse H. N. BrailSford, .>er außenpolitische Redakteur der»Natiou", gegen den KvalitionS» kandidaten Leng-Sturrock._ Heginn der franzosisthen Demobttifation. Amsterdam , 14. Dezember. Aus Paris wird gemeldet: Am 2S. Dezember wird mit der Demobilisation der Reserven be- gönnen. Es werden insgesamt 1200 000 Mann zur Entlassung kommen.
£[n Sesuch. Bon Wilhelm Scharrel mann. HUia, ich will seinen Namen nicht nennen. ES wäre nicht schön, wenn ibn einer der Leute auS der Pickbalge wegen der Dinge, die ick hier erwähne, ansäbe und er vielleicht eines Tages David Knüll m die Quere käme, denn der Alte hat es hinter den Ohren und ist zuweilen mächtig fem in spitzfindigen Bemerkungen— und der. von dem ich erzählen will, ist ein Dichter, oder er halt sich da- Är. und das kommt in dtesem Fall auf dasselbe hinaus, und also hat er ein empfindliches Gemüt.... Junge Mädchen und andere Leute von Erfahrung Pflegen sich freilich einen Dichter anders vorzustellen, aber für fem« Verlobte, die er wegen seiner schmalen Einkünfte immer noch nicht hat hei- raten können, tst er trotzdem jung und schön wie Apoll . Liebe macht freilich blind, wie daS Sprichwort sagt, aber es gibt auch Leute, die sagen, daß die Liebe sehend mache. Danach müßte man einen Menschen von ganzem Herzen lieb haben, um seine SHönhett zu e«*.-»»-«. Das ist ein schöner Gedenke und erklärt einem llebrigens die schmalen Einkünfte. Gr ist nämlich Schreiber in einem verstaubten, kleinen Bureau, daS in dem hintersten Win- fcl in einem großen Mietshause an einer langen halbdunklen Straße liegt. Dort sitzt er den schleichend langen Tag hinter seinem hohen, tentenbespritzten Pulte, tmd nur wenn ein Befuckwr daS Zimmer betritt, klettert er von dem hohen, stelzbeinigen Drehbock herab, kommt mit einem Bückling und einem freundlichen Lächeln in den Augen an die Zahlbank und fragt, was zu wünschen stehe. Und Angen lächeln immer. ES mag regnen oder schneien, gelber St-bel in den Gassen liegen oder der Himmel den ganzen Tag hinter gnauen Borhängen verschlafen, als hatte er für immer genug von dem Anblick dieser schönen, wunderlich unseligen Erde: in den Augen Rökelmanns— ich muß ihm nun doch wohl einen Namen «"rbfii, aber es ist ein.Pseudonym"— also in den Augen Rökel- mmmS ist ewiger Maitag, und allein darum müßte man ihn lieb haben. Ich hatte ihn eigentlich nie sonderlich beachtet. Man sieht ia zu ldöcht übet die interessantesten Menschen weg. Aber neulich war er bei mir. Wie auS der Erde war er da— und legte mir mit dem finnigsten Lächeln einen Stapel Gedichte aus den Tisch. Ich gestehe, daß ich erschrak. Aus begreiflichen Gründen. Aber er tMK so lieb in seiner Schüchternbeit, seinem bcrvorgesiottertcn Atlliege» und dem über alle Widerstände triumphierenden Lächeln seiner Augen, daß ich nicht ander? konnte. Selbstverständlich. Gleich als ich das erst« Bänddhen aufschlug, gab eS eine Ueber- -aschunq die freilich die einzige blieb: die Gedickte waren geschrie. Pen_(Schrieben, als müßte die Schrift den Druck ersetzen. Und das war angenehm, denn neben anderen Vorzügen: gedruckt werden dfi Gedichte Hermann Heinrich RökelmamtS nie. das steht feit. AIS er fort war, erhob sich etn grausamer Konflikt in mir. Ihm fin-en, daß ich seine Gedichte schön oder bedeutend fände, konnte ich n'cht Ihm eine Stanärede zu halten, daß man in seinen Jahren RSkelmann ist über die Dreißig längst htnauS— vernünftiger sei uni) man Glicht» von dieser»nie m Deutschland lederzell seltner-
Vorbereitungen Zu? Meöenskonferenz. Die vorbereitenden Beratungen für die Friedens- kernferenz werden nach Pariser Meldungen bereits am 18. Dezember in Paris beginnen. An der Sitzung nehmen teil: Lloyd George , Clemenceau, Orlando , Staatssekretär Lansing, VenizeloS. Paschitsch, der japanische Botschafter in Paris und der belgische Vertreter, der noch nicht ernannt ist. Wilson wird zunächst die verwüsteten Gebiete Nocdfrankveichs besuchen. Die ,/hisweisutig* des prinZen Natibor. Teutschland und Spanien . Die seinerzeit gemeldete Absicht de? ganz im Ententefahrwasser schwimmenden spanischen Ministerpräsidenten Grasen RomanoneS, den deutschen Gesandten in Madrid , Prinz Ratibor , auszuweisen, ist nicht ausgeführt worden. Wohl aber hat RomanoneS die deutsche Regierung zur Wberusung Ratibors und seine» Militärattaches aufgefordert. Es sollen alle Erleichterungen für die Heimreise des Gesandten gewährt werden. Ob Prinz Ratibor ersetzt werden wird und ob sein Posten neu besetzt werden kann, ist noch ganz unbekannt. Bekanntlich will die spanische Regierung für ihren zurückgetretenen Gesandten in Berlin keinen Nachfolger ernenne», weil sie die deutsche Regierung nicht anerkennt. Gärung in Italien . Lugano , 14. Dezember. Nach dem.Corriere della Sera " ist die revolutionäre Bewegung auch unter den itakieni- schen staatlichen Angestellten im Wachsen begriffen. DaS Blatt schreibt: Durch die Obstruktion der staatlichen Angestellten gerate daS Land in schwere Gefahr, und Störungen im Eisenbahn«, Tele- graphen- und Postderkehr, die sich schon jetzt überall fühlbar machen, bildeten eine schwere Gefahr für das Wirtschaftsleben des Landes. Die Regierung bereitet Maßnahmen vor, um der Be- wegung entgegenzutreten. Lugano , 14. Dezember. Nach einem Bericht des„Avant!" hat die Leitung der offiziellen sozialistischen Partei Italiens ein Programm aufgestellt, das die Bildung einer Republik auf sozialistischer Grundlage fordert. Des weiteren hat sich die Parteileitung gegen die geplanten Siegesfeierlich. ketten anläßlich des Präsidenten Wilson in Italien erklärt und sich gegen die Intervention der Alliierte» in Rußland «ms » gesprochen. SswjetrußlKnd ern Ende. Erwägung der Kapitulation. Stockholm , 14. Dezember. Der aus Nußland zurück- gekehrte schwedische Marincattachö KapUSn Elliot erklärte in einer Nnterredung mit einem Vertreter von„Stockholms Tidningen", daß die Bolschewik! in letzter Zeit die Frage einer Kapitulation der gesamten Sowjets ernstlich in Erwägung gezogen hätten. Da- für seien Lenin und Kameneff eingetreten, während T r o tz ki, Radeck und Tschitscherin für Beibehaltung der Gewalt stimmten. Bei der allgemeinen Abstimmung siegte letztge- nannte Partei mit 12 Stimmen Mehrheit. Petersburg sei seit 14 Tagen von jeglicher LebenSmittelzufuhr abge- schnitten, wahrscheinlich, weil man damit rechnet, daß dir Stadt demnächst den Engländern in die Hände fallen könnte. Amsterdam , 14. Dezember. Die russische Gesandtschaft im Haag berichtet, daß der frühere russische Minister deS Aeußerett Ssasoirow von der russischen Regierung in Jckaterinodar zum Mi- nister des Acußcrcn ernannt wurde. Ssasonow hat sich mit den russischen Mssioneu im Auslände in Verbindung gefetzt.
Otto Rühle ist wieder aus der Hast in Pirna entlassen worden, da sich die Anschuldigung einen Putsch vorbereitet zu haben, als nicht stichhaltig erwies.
KraValle in Dresden . Spartakus entwaffnet die Sicherheitsorgane. Nach einem Telegramm der„Voss. Ztg." kam es in der Nacht zum Sonnabend in Dresden im Anschluß an eine Versammlung der Spartakusleute zu lebbasten Tumulten. Die Versammlungsbesucher zogen vor das Polizeiprsi- dium und warfen dort die Fenster ein. Ein von der Wache auf die Demonstranten gerichteter Wosserstrabl aus dem Hydranten hatte keinen Erfolg. Die Wache gab sodann Schreckschüsse in die Lust ab. die von den Dcmonstran- ten mit scharfen Gewehrschüssen beantwortet wurden und drei Leute leicht verletzten. Die Spar- takusse zogen sodann vor das StändehauS. Hier entwaff- neten sie eine des Weges daher kommende Militär- w a ch e. Tann zogen sie noch der Altstädter Hauptwache, wo eine Kiste scharfer Patronen geraubt wurde. Auch die Wache des Haupttelcgraphenamts wurde von ihnen entwaffnet. Die Verleumdungen der„Roten ßahne�. Eine Erklärung Wels'. Gegenüber den verleumderischen Ai : griffin der„Noten Fahne' erklärte der Kommandant von Berlin , Otto Wels , einem Presse- Vertreter: ES ist unwahr, daß ich in den intimsten Beziehungen zu dem Führer der Studentenwehr, Dr. Sack, gestanden biitte. Wahr ist, daß Dr. Sack von mir vierzehn Tage vor dem bewußten Freitag, als er die Dienste der Studenten für die Regierung Ebert-Haase anbot, scharf abgewiesen worden ist. Schön damals habe ich ihm gesagt, daß jode Bemühung in dieser Richtunz die Arbeiter erregen und mich zum Einschreiten zwingen müßte. Denselben Standpunkt habe ich später nock einmal einer größeren Gruppe Studenten klargemacht. Die intimen Beziehungen zwischen mir oder der Kommandantur und den Herren Lovenz und Sack sind ein Geheimnis der„Roten Fahne". Ich habe meines Wissens Herrn Sack nur einmal ge- sehen und Herrn Lorenz gewiß nicht öfter. Glatt rrfustden ist die Behauptung, daß die Kommandantur Waffenscheine auS- gestellt hätte. Ebenso unwahr, daß ich die Quartiere für die Studentenwchr in der Universität bereitgestellt hätte. Nickst am Freitag, sondern an einem anderen Tage iamen einige junge Leute zu Leutnant Fischer und teilten ihm mit, sie hätten gehört, daß sich auf dem Tempelhofer Felde größere Mascn ansammelten; um 9,10 Uhr sollte etwas losbrechen. Fischer wie? die Leute«6 und sagte schließlich, um sie loszuwerden:„Sehen Sie doch erst einmal nach, ob an dem Gerede überhaupt ctivos wahr ist und geben Sie mir Bescheid. Nehmen Sie sich meinet- wegen ein Automobil, aber auf Ihre Kosten, dann opfern Sie wenigstens etwas für die gute Sache." Daraus mackn die„fiele Fahne" eine regelmäßige Berichterstattung der Studenten an Wels, der von der ganzen Sache überhaupt nicht-? ge- wüßt hat. Gewehre zum Abholen sind w der Kommandantur?' ck t vorhanden gewesen, solange ich hier bin, und es sind natürlich auch keine hier abgeholt worden. Spartakus a!s Lvahlftbiebsr. AuS der Fülle der weiter bei uns eingegangenen Proteste gegen die unlauteren Wahlmanöver der Unabhängigen und Sfmrtaku?- fette bei den Arbeiterratswahlen führen wir zwei weitere krasse Fälle an. Ein Arbeiter schreibt uns: Di« Arbeiter einer Anzahl Lichten- Sergee Betriebe, der Gerätefabrik von Teßnow, Phönix-Röhren- werke, Desca-Wsrke, Karo-Werie usw., wurden am Freitagabend zur Wahl in den„Schwarzen Adler". Frankfurter Allee , bestellt. Aber eS gab nichts zu wählen; zwei Kandidaten, die KiciÄ- zeitig alS Wahlleiter auftraten, e r k l ä r t e n sich für geroählt- Beides waren Unabhängige. Ein grußer Teil der Arbeiterschaft verließ daS Lokal unter Protest. Eine Beamtin teilt un» folgende Vergänga von einer Wall mit, an der die Angestellten und Beamten von 30 verschiedene:!
weise als Altpapier kaufen könne— und damit dem armen Schrei» berlein vielleictu die einzige Illusion seines engen kleinen Lebens rauben, die Götter möge« mir verzeihen— da» konnte ich auch nicht. Nim ja, ich weiß Wohl, es läßt sich aber darüber streiten. AlS er nach acht Tagen wiederkam, sagte ich ihm etwa so: Sehen Sie, daß die Dinge dieser Welt in Ihnen einen Widerklang haben, ist fein. Was Sie da geschrieben haben, wird ja andere wahrscheinlich nicht so fesseln, wie Sie selbst Freude daran gehabt haben. Aber daß Sie diese Freude empfanden— wiederum fein! Talent zu besitzen ist heute nicht viel. Talent zum Persemochen hat heute beinahe jeder halbwegs Gebildete. Nur sollte nicht jeder, der Empfindung hat, Gedichte schreiben. Sie auch nicht. Rökelmann. Den Glanz ungeschriebener Verse ins Leben tragen. DaS Leben zum Gedicht machen! In einem Druck Ihrer Hand, wenn Ihre Braut Sie abends vom Bureau abholen kommt, einem Aufleuchten ihrer Augen, Rökelmann, einem Geswmmel der Glückseligkeit, wenn Sie ein oder zweimal im Monat im Theater in Musik geschwelgt haben und nun Arm in Arm mit der, die Sie lieb haben, durch die abend- stillen Gassen heimwärts gehen— rn solchen Augenblicken liegt ja zehnmal soviel Poesie wie in neunundneunzig Ihrer Vers«! Sich freuen, daß man empfinden konnte, was der Musiker wollte, mit Ihrer Braut über einem schönen Buche sitzen und die feinen Ab« sichten eine? wirklichen Dichters— der trotz aller Bersemacherei doch immer noch zu den selteneren Exemplaren der Gattung Mensch gehört— diese feineren Absichten erraten, über die die meisten grob und gefräßig- hinweglesen, mit einem Dichter über seinem Buche ein» werden— mit einem Wort, Rökelmann, das. was an Liebe zur Schönheit in Ihnen steckt, für das Leben bereithalten! Zum LebenSIünsiler werden. Das Herz offen halten, daß die Schönheit Himmel? und der Erden darin lebendig werde und darauf spielen kann wie der Wind aus einer AeolSbarfe! lind Sie sind so be» gnadetl Sie haben ein solche» Herz! Ihr Leben kann ein Fest werden dadurch! Dazu kommt ein anderes:� Sie wohnen in der Sankt Annengasse, kommen täglich durch den OhlmeyerSgang, gehen ern der Pickbalge vorbei! Ein Auge gewinnen für die Schönheit dieser ärmlichen Gassen! Selbst noch ein Auge haben für das, was Ihr staubiges kleines Kontor an Eigenart und Sonderiein bat, wis- sen. daß eS Tausende solcher Zimmer gibt, die ähnlich find, und doch emvlinden, daß nicht eine» darunter ist, das ganz so wäre wie daS Ihrige— Es soll nur ein Beispiel sein, Rökelmann, Sie ver» stehen mich. Und darum noch eins. Die Zeit bedarf der Menfcken, die wieder der Tat fähig sind. Unsere Tage Virren von Eisen, Rökelmann, da» wissen Sic so gut wie ich. Jeder kann freilich nicht alle«. Ader nur Menschen, die die Poesie ihre? eigenen Leben» empfinden. haben den Mut und die Kraft zur Tat. Warum da», was der Tag Ihnen zutrug und in Ihnen wach werden ließ, sich abends in Versen abziehen, in Versen, die für ander« nichts Zwingende? haben! Da? gibt dann einen Menschen, der ewig in der Ecke lieht wie ein halbzerbrvchenes GlaS, in dem ein Rest von Limonade langsam vec- xerlt und sauer wird. Dazu sind Sie doch nicht der Mann! Nur unzufrieden und sauertöpfisch würde Sie daS machen! Denn im Handumdrehen hängt sich an solche versuche der Ehrgeiz— und dann kommen die Enttäuschungen, kommt die langsame verbitte,
rung. Und da ist soviel Poesie in Ihrer Liebe, Ihrer Freude am Spiel des Lichts und der Farben— Donnenvetter. Rökelmann, ves Taufenden könnten Sic beneidet werden darum, um diesen heim- lichen Freudcnguell in Ihnen. Wieviele gehen an dem 6! in* vorbei, wo Sie sehen. Sie sind der ideale Leser, Rökelmann, e:ö Leser wie ihn sich der Dichter wünscht. Sic haben das Auge. Ii« haben daS Herz! Gott befohlen! Ich war doch ein wenia besorgt, wie er es aufgenommen habr- Ob ich ihn nicht doch verletzt habe und er mir böse werden würde' Aber ich glaube eS nicht. Sein Händedruck war nicht llar.ach-
Notizen. — Theater. DaS Kleine Theater spielt als nächstes drama zu Beginn des neuen Jahres StcrnkeimS bereit? seit lichj vorliegende politisch« Komödie„Tabula rosa". Weiter soll niu Wilhelm Speyers«De ? Revolutionär", Walter HafencleverS..D«' Retter" 5>ie jüngste Generation mit typischen Darstellern zu Wor>� kommen. — Die Herbstausstellung der Berliner z e f f i on bleibt noch bis Weihnachten geöffnet., — Strindberg» Nachlaß degin ii jetzt in Yonmcr» Verlag in Stockholm zu erscheinen. Der erste Boich enth.vt drw matische Arbeiten.. Es handelt sich um eine Trifigie. für d' Strindberg ursprünglich die Bezeichnung..MoscS— SokrateS fis Christus" gewählt hatte, deren Teile aber nunmehr„Durch- fi Wüste inS gelobte Land",..Hellas" und„DaS Lamm und Raubtier" heißen. Der Trüogie folgen einige dramatische Fs«?' mente:«Der Holländer", der»Homunculu«"(1902) und„Tote'-'' Insel"(1900). — D i e Verl « st e der einzelnen Bunde? st aa t e-n im Kriege. Um di« Frage, welcher D-ttitesstaat die meiit'� Toten hatte, zu lösen, muß man die im Statistischen Jahrbuch!■ fi verzeickm-et« männliche DcvölkeruitgSzahl über 12 Jahre zuarnvfs legen, dann erführt man, daß der RrchSdttrchschmtt der Berlu'' 7,1 Proz. ist. Ueber diesem Leclustdurchschnitt steh; nur Wir■ berg. daS 7,2 Proz. feiner männlichen Bevölkerung durch Tod' loren hat. Dann kommt Preußen mit den durch Militärionvenfi� verbundenen Kontingenten Thüringen , Baden. Hansastädte mit einem dem ungefähren ReichSdurchschnitt entsprechenden T- zentsatz. Sachsen hat 6,4 Proz. Am wenigsten Verluste bat Bavc� mit 623 Proz� � — Der schlagfertige Pkau. In der Münchens Jugend", die jetzt unter Eugen Kalkschmidts Leitung gelangt
erzählt Max Kolmsperger folgende Fabel:.„,.{ Oft, wenn ber Pfau Regen ankündigt, schwingt er sicb£ den Misthaufen, nngeackte; seiner Schönheit und seines Stolze--- „Warum," unkte ihn der aus semer jauchigen Tiefi an.»Js- ehrsi du m'ck nur dann, wenn du schlechtes Wetter an-agst?
übrigen könntest du dir dein Gekreisch ersparen! Mein Atem j so übertrieben vermag sich ein Mistbause.: auszudrücken!—x'fi dem Menschen ein viel zuverlässtgeres Zeichen, als deine abi«- liche Stimme!"_ „D(t8 mag schon fem." erwiderte ihm der Pfau,«ich auch erst dann, wenn in zu stinken besinnst!"