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zu der im Marstall liegenden Abteilung 3 der Ma­

Reutnant Fischer und Dr. Bongarz gefangen.] Vertrauensmann der 14 Depotführer der republikanischen Soldaten: Jund Landsberg erschienen zwei Matrofen der Wache in Auf der Straße wurden die Verhafteten von den Matrosen in wehr, Bange, statt. Es wurde beschlossen, daß alle Befehle, die voller Ausrüstung und erklärten, daß sie den Befehl von dem die Mitte genommen und der ganze Trupp zog nun nach noch zu erfolgen haben werden nur von Molkenbuhr, Schröder und Kommandanten Dornbach der Volksmarinedivision erhalten dem Marstall, den die Matrosen besetten. Dort Lange ausgegeben werden dürfen. Darauf begab sich Molkenbuhr hätten, die Tore des Hauses zu schließen und keinen der An­wurden die Festgenommenen in sicheren Gewahrsam gebracht. rosenbiviion und es wurde ferner der 53er Ausschuß der wesenden heraus- und niemand hineinzulassen. Gleichzeitig Bemerkenswert ist, daß ein Teil der republifani Marine benachrichtigt. Die Matrosen zeigten sich zum Nach hatten sie auf Befehl die Telephonzentrale besetzt und ichen Sicherheitswehr die Binden abnahm und sich geben bereit, wenn ihre berechtigten Forderungen, nament- den telephonischen Verkehr von und mit dem Hause unterbunden. den aufständigen Matrofen anfchlo B. Von den lich die 3 ahlung des rüdständigen Goldes, gewährt Die Sperre, welche die Abwicklung wichtiger Regierungsgeschäfte Mannschaften der Sicherheitswache ist bei der Schießerei nie- würden. Um 10 Uhr traten die Vertreter der Marine mit den verhinderte, dauerte fast eine Stunde lang. Um Dreiviertel­mand verlegt worden. Bertretern der republikanischen Goldatenwehr zusammen. Die fechs Uhr gaben die Matrosen auf den energischsten Einspruch Nachdem die Tatsache von der Festnahme des Komman- Verhandlungen dürften im Laufe der Nacht zu einem günstigen des Volfsbeauftragten Ebert den Zugang zum Hause und den danten und seiner beiden Begleiter festgestellt war, trat der Resultat und der Freilassung der verhafteten drei Herren führen. Telephonverkehr wieder frei. Am Abend wiederholte sich die Der Straßenbahnberkehr Berlins war bis in die Rat der Fünf" der republikanischen Soldatenwehr sofort späten Abendstunden hinein noch immer I abmgelegt. Die Besetzung des Reichskanzlerhauses. Berliner Truppenteile, die zusammen, um über weitere Maßnahmen zu beraten. Die Wagen verkehrten nur in großen Abständen. Die Straße Unter zum Schutz herbeigeeilt waren, trafen ebenfalls in der Wilhelm­anrückenden Infanteristen der Garnison wurden vorläufig den Linden blieb, da für die Truppen noch immer Alarmbereitschaft straße ein. Nach längeren Verhandlungen gelang es, ohne> B wieder in ihre Kafernen entlassen. Eine Abordnung der bestand, gesperrt und so zeigte die sonst so lebhafte Berliner Haupt- es zu irgendwelchen Zwischenfällen gekommen wäre, die Ma­republikanischen Soldatenwehr begab sich um verkehrsaber ein totes Aussehen. Das Opernhaus hatte unter trofenwache zum Abzug zu bewegen, während gleichzeitig die 7.30 Uhr zum Voltsbeauftragten Ebert, um weitere Maß- dem Putsch ebenfalls zu leiden. Die meisten Theaterbefucher 30- Truppen abzogen. Der Volksbeauftragte Ebert richtete an nahmen zu erfragen. Die Erregung unter den Mannschaften gen es vor, als sie von den Mannschaften der Absperrung die vor die Truppen folgende Ansprache: angegangenen Vorfälle erfuhren, sofort wieder umzukehren. Die der Garnison war sehr groß, und es wurde von vielen Seiten Vorstellung fand jedoch vor schwach besuchtem Hause statt. der Wunsch geäußert, den Marstall zu stürmen und Wels zu befreien.

In später Stunde wird uns noch folgendes berichtte: Der Leiter des Sicherheitsdienst es im Polizeipräsi­bium, Vetter, hat

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" Ich will im Augenblick auf die Vorgänge nicht eingehen, die sich heute abgespielt haben. Ich will nur die Tatsache feststellen, daß die Regierung eine Zeitlang im Reichskanzlergebäude durch ihre eigene Wache festgehalten wurde und niemand das Haus berlaffen durfte. Die Telephonzentrale war bescht, so daß alle Le­lephongespräche unmöglich waren. Später ist es mir gelungen, die Matrosen zu bewegen, abzuziehen.

Wir haben weiter festgestellt, daß die Matrosen das Haus ver­ließen. Gleichzeitig müssen aber auch die anderen Truppen jest fortgchen. Ich bitte Sie, alles zu tun, um ein Blutver gießen zu vermeid Wir haben in diesem Kriege so viel Blut vergoffen, daß es einfach Wahnsinn wäre, noch neues Blut­vergießen herbeizuführen, wofür niemand die Verantwortung über­nehmen könnte. Ziehen Sie also in Ihre Quartiere."

Der Grund des Vorgehens der Matrosen war folgender: Die Reichsregierung hatte die Zahlung der am 21. Dezember fälligen Löhnung der Matrosen davon abhängig gemacht, daß fie das Schloß zu räumen hätten. Unerhörte und umfang­reiche Diebstähle an Inventarstücken gaben die Breanlassung zur Stellung dieser Bedingung. Die Matrosen, die übrigens schon bei der Zahlung der Löhnung am 11. Dezember die Räumung des Schloffes versprochen hatten, wollten auf die Bedingungen nicht eingehen und suchten die Zahlung durch ihr heutiges Vorgehen zu erzwingen.

Ueber die Entstehung der Schießerei Unter den Linden gibt ein Augenzeuge, der Vizefeldwebel Friedrich von der Republikanischen Soldatenwehr, folgen­den Bericht: Ich war bei der 1. Kompagnie nicht eingeteilt ohne Wiffen des Präsidenten Eichhorn und stand gegen 6 Uhr am Nordende der alten Bibliothek. mehrere wichtige Befehle ausgegeben, darunter den, daß die Mir fiel auf, daß die Linden in Höhe des Overnhauses ge- Mannschaften des Sicherheitsdienstes die Neue Wache und sperrt waren. Es waren Marinetruppen. Ich ging hin, um andere Stellen besehen und, falls die republikanische Soldaten­zu fragen, weshalb abgesperrt worden sei. Da kam plößlich wehr sich mit den Matrosen für solidarisch erklärte, dieselben ein Panzerauto. Es wurde von den Matrosen halten, andernfalls aber abrücken sollten. Ferner befahl er, fämt­zum Salten angerufen, fuhr jedoch durch die liche dienstlichen Telephon- und Telegraphenleitun Bostenfette hindurch, worauf die Matrojen gen zu beseßen. Durch einen Zufall erfuhr der Polizei­Gewehrfeuer auf das Automobil abgaben. präsident von diesen Befehlen des Vetter, die er, wie gesagt, weber Das Panzerauto erwiderte das Feuer. Ich fannte noch billigte, und er setzte sich sofort in ein Auto, um den half dann dabei, Verwundete zu bergen. Kaum waren wir Schaden wieder gutzumachen. im Lichthofe der Universität angekommen, als weitere Im Marstall wurde um 11 Uhr nachts burch ein per Auto 100 Schüsse und Maschinengewehrfeuer ab- aus dem Reichskanzlergebäude eintreffendes Mitglied des Sicher­gegeben wurden. Aus welcher Richtung diese Schüsse jedoch heitsdienstes eine Ansprache gehalten, in der die Nachricht, daß aus famen, kann ich nicht angeben. Von den Mannschaften Potsdam und anderen entfernteren Garnisonen Truppen im An­des Depots 14 der Republikanischen Soldatenwehr hat, wie marsche seien, als nicht zutreffend bezeichnet und die Mitteilung eine Besichtigung der Gewehre ergab, niemand geschossen." gemacht wurde, daß die vor dem Reichsfanzlergebäude Bald darauf erschienen bei der Republikanischen Sol- ftehenden Truppen- Matrosen und Sicherheitsdienst auf der datenwehr drei Matrosen, unter ihnen auch der Kompagnie einen, Garde und republikanische Soldatenwehr auf der andern führer der dritten Matrosenabteilung, und behaupteten, daß Seite- von diefer mit Maschinengewehr geschossen worden sei. Sie durch Vermittlung Eberts sich geeinigt untersuchten sofort die Gewehre, stellten jedoch ebenfalls feit, und erklärt hätten, nichts gegeneinander unter­daß die Schüsse aus deren Gewehre nicht gefallen waren. Ma- nehmen zu wollen. Darauf seien alle Truppen von der trofenabteilungen durchsuchten im Laufe des Abends alle in Reichskanzlei abgerüdt, bis auf die republikanische Sol Frankreich fürchtet den Bolschewismus. Frage kommenden Gebäude ab, ob irgendwo Maschinen- dabenwehr, die zum Schuße des Gebäudes zurüdgeblieben sei. Das gewehre, aus denen gefeuert worden ist, verborgen gehalten Mitglied des Sicherheitsdienstes forderte zum Schluß die im werden, doch bisher ohne Erfolg. Marstall anwesenden Truppen auf, ebenfalls abzuziehen.

Genosse Molkenbuhr Stadtkommandant. Bis auf weiteres hat der Borsigende des Berliner Voll­zugsrats, Genoffe B. Molkenbuhr, das Amt des Stadtkom­mandanten übernommen.

Wien , 23. Dezember. ( Meldung des Hollandsch Nieuwsbeau). Der Wiener Korrespondent des Neuen Wiener Tageblattes" mel­det, daß die Vorgänge in Deutschland , Frankreich von Tag zu Tag ernstlicher beunruhigen. In zahlreichen Artikeln werde darauf verwiesen, daß das Urberhandnehmen des Einflusses der Spar­tatusleute für Frankreich eine Gefahr bedeute. Die Grenze sei avar für den Personenverkehr geschlossen, aber das Uebergreifen von Jbeen werde dadurch nicht verhindert. Allerdings nehme man an, daß die Gefahr eines Sieges der An­hänger Liebknechts ausgefchloffen und die Rebrehung Frank reichs durch den Bolschewismus rasa beseitigt sei.

Dieselbe Lokalforrespondenz berichtet weiter folgendes: Die Ueber die Verhaftung des Kommandanten Wels erfahren wir Kommission des Fünfer- Ausschusses der republi. folgende Ginzelheiten: Nachdem eine Matrosendeputation ver­tanischen Soldatenwehr hatte mit dem Voltsbeauftragten gebens die sofortige Auszahlung der Löhnung gefordert hatte, war Ebert eine längere Konferenz bezüglich der Gefangennahme eine zweite Deputation erschienen, die die Auszahlung binnen ihres Führers, des Stadtkommandanten Wels und der beiden fünf Minuten verlangte. Wels bewilligte jeßt die Forderung, anderen Herren. Die Deputation betonte mit aller Entschiedenheit, als aber die fünf Minuten verflossen waren, hatte sich mittlerweile daß die Soldatenwehr und ebenso der größte Teil der Truppen die Schießerei am Opernhause ereignet, und es fehrte Der Berliner Garnison das Verhalten der Matrosen in der schärfsten Weise mig billigten und daß nun nicht die Deputation wieder, sondern zirka 40 Matrofen man nicht gesonnen sei, den Butsch der Matrosen drangen in die Kommandantur ein und erklärten Wels für ver­ohne weiteres hingehen zu lassen. Man werde, haftet. Seine Bitte, im Auto transportiert zu werden, wurde ab­falls es notwendig sei, den Kommandanten Wels noch im Laufe gelehnt, er wurde zu Fuß unter Begleitung einer starken Eskorte der Nacht nach dem Marstall geführt und soll auf dem Wege mehrfache .ait Gewalt befreien, Mihhandlungen, Kolbenstöße usw. zu erdulden gehabt Voltsbeauftragter Gbert ermahnte daraufhin zur haben. Ruhe und Besonnenheit und bat, daß man bor allem feim Iut fließen lassen möge. Die Regierung wverde jofort mit der Marinedivision verhandeln und er glaube versichern zu dürfen, daß die Entlassung des Stadtkommandanten noch im Laufe der Nacht erfolgen werde. Noch einer kurzen Be­Einen Ueberfall gegen die Reichsregierung unternahm heute ratung mit den übrigen Boltsbeauftragten begab sich MoIfen­Savenstein geht? Nach Blättermeldungen ist der Reichsbank­buhr mit der Deputation zum Soldatenrat der republi. nachmittag gegen vierdreiviertel Uhr die zum Schutz des präsident b. Sabenstein amismüde. Als fein Nachfolger wird lanischen Soldatenwehr. Dort fand eine Verhandlung Reichskanzlerhauses" dort untergebrachte Wache der Volts. Georg Bernhard , der Direktor des Ullsteinschen Zeitungs­mit dem Führer des Fünfer- Ausschusses, Schröder, und dem marinedivision( Schloß). Vor den Volksbeauftragten Ebert| berlageš bezeichnet.

Weihnacht.

Du Weihenacht!

Litt

Was kaum dein tiefster Traum gedacht, wird einst, was auch noch kommen mag, vom Weihemorgen, Weihetag

vollbracht!

Jn so vielen Ländern.

Bon Hermann Bang.

Wie vieler Länder Weihnachtssitten habe ich doch gesehen! Daren zu denken ist so, als blättere man in einem wehmütigen Buche, einem Bilderbuche oder einer Mappe mit Radierungen bergilbten Stichen aus fernen Tagen, ferneren und näheren, un foeten Tagen.

Rur bie Sterne dort oben, die waren überall. Nein, auch die Einsamkeit, über der sie leuchteten. Brag fehe ich, wo die Fischhandler die mächtigen Zuber mitten auf die Straße hinftellten, mitten in den Schnee. Mitten auf der Straße standen die Zuber. Die Wagen mußten ausweichen. Die Weihnachtswoche gehörte den Fischzubern und ben Karpfen.

Und alle Frauen und Weiber und Mädchen und Mägde der Gaffe handelten und schwätzten und wogen und feilschten rings um die hundert Karpfenzuber. Denn Karpfen mußte man haben, Karpfen mit Sauce aus gefochten Bwetschgen am heiligen Weih­nachtsabend. Das war Brauch und Sitte, solange ein guter Prager gurüdbenten tann. Zuerst Karpfen und dann Gans.

Darstellung von WTB.

Ueber den Ueberfall auf die Reichskanzlei berichtet Wolff:

Zäh war die Gans und die Zwetschgensauce pappig. Aber nachher zündeten wir den Weihnachtsbaum an, dessen Schmud Watte war. Die Fenster standen offen, obgleich es falt war. Hoch ragte der Hrabschin in den Himmel: ein Steingedicht unter den Sternen der Nacht.

Paris zu Weihnachten.

Keine Besetzung der neutralen Zone.

Effen, 23. Dezember.( Eigener Drahtbericht des" Vorwärts".) Wie die Waffenstilstandskommission auf Befragen nach hier mit­teilt, ist die von Wolff gemeldete Einteilung der neutralen Zone teine Ankündigung bevorstehender Besetzung.

Es war ein anderes Weihnachten, oder der Tag vor Weih­nachten, am Abend. In den langen, unendlichen Gassen Berlins . Es ist seltsam, daß die Wege einer Millionenstadt so öde da­liegen fönnen. Und wie schwer ist nicht die Großstadtödigkeit! Kein Schritt auf den endlosen Pflastersteinen. Nur hier und da ein Wagen mit einem unbekannten Gesicht hinter einer Scheibe. Sonst nur Mauer an Mauer und Haus an Haus und Schweigen. Aber auf einmal werden Türen aufgerissen. Dort in der langen

Wind über den eistalten Boulevards, wo die wackeligen Neu- Mauer, und Soldaten strömen heraus auf das endlose Trottoir. jahrsbuden frierend zusammenfriechen.

Wo soll man hingehen?

Nicht zu Landsleuten. Die tangen um einen Weihnachtsbaum in einer Glasveranda aufgestellt in einem Restaurant am äußersten Ende des Bois der Boulogne , und fie fingen ein altes Bied mit geiftesabwesenden Augen, und endlich spielen fie Blinde­fuh mit durchbohrten Herzen. Oder andere von ihnen spielen Domino in einem Café, in einer Ede, auf einem falten Marmor­tisch, der ihre Hände vereist, und sie legen die Steine die ihre Augen nicht sehen,

Sie fommen dran-*

Und der andere fährt zusammen: Ja, ich tomme."

Sie lommen..

Ja ich..

-

Aber einer bleibt daheim, in einer Studentenkammer, wo die Wände kahl sind, und wo die Möbel von Menschen abgenügt wur­den, die er nie gesehen hat. und wo nichts fein ift... Doch, doch, die Reifedecke dort, die seinen frierenden Körper in rafselnden und fremden Coupés geschützt hat, die Reifedecke, die er über das Sofa legte, um feine leden zu decken, die von unbekannten Händen hinterlassen find, die Reifebede ist sein...

Wie die Lampe matt brennt und wie schief ihr Docht ist! Wie schön es daheim war in der getäfelten Stube mit dem niedrigen Gebält, wo der Christbaum mitten auf dem Boden ch, die. böhmischen Gänse! Wer hat sie nicht gesehen und stand Gs waren au allen Zweigen nur Bichter und Sterne. fie nicht gehört, wie er nur über die Grenze fam Scharen von und rings herum auf Tischen und auf Seffein und auf Baters Gänsen begrüßten ihn und sagten ihm, daß er jegt in Böhmen war; Schaufelstuhl und auf dem Boden lagen fie, alle die Geschenke ſchmatternd, quatend, streitend, schwäßend gehen sie über die Felder in so viel Seidenpapier. Und die Kinder fangen falsch in all die hin, die Flügel heben sie, halb fliegen sie und halb laufen fie; ge- Richter hinein. Ihr Schein. fiel gang hinaus bis auf den Kirchhof.

waltige Scharen, lange Reihen, grau und weiß alle Ganje. Und ein Weihnachtsfest war da, wo sie, die jest tot ist, die Garten­Und bie Güterbuben bleiben stehen, auf die langen Stöde gestüßt, tür öffnete, hinaus in die talte, funkelnde Schneenacht. und sterren dem Zug nach. Jest tönnen sie es weit dort drüben hören," sagte sie. Und die Kinder fangen die Weihnachtspfalmen für die dort brüben, alle bie, die in ihren Gräbern schliefen.

Aber fie effen die prächtigen Vögel nicht selbst. Das heißt, teenigstens nicht die Brust. Die wird fein säuberlich ausgeschnitten und geräuchert und exportiert als Prager Gänsebruft, die von folch einem wie mir und anderen armen Beuten nicht genossen wird. Nichts fürs Tägliche.

Aber aut Weihnachtsabend bekommt man in Brag die ganze Gans. An biefem einen Abend ba wird nichts weggeschnitten, felbft nicht beim armen Per Griffon" Wie ich ihn noch vor mir fehe, den alten, verbrannt und schwipend und ftrahlend wie eine Sonne, wie er ba am Ende des Weihnachtstisches stand. Fein, fein, fagte er. " Fein ist die Gans."

Aber nein, aber nein, ich will nicht in diese Lampe starren. Die Menschen, die es nie müde werden, Schmerzen zuzufügen, berzerren schließlich auch unsere Erinnerungen zu Kummer.

Ich ging an jenem Weihnachtsabend zu den Boulevards zurück. Das Portal leuchtete jo grell, aber es war ja Renaissance Sarah Bernhardts Theater, und die Göttliche spielte die Mar querite. Jging hinein und sah sie sterben. Ich faß in einer Roge, awischen sei Marguerites", bie nach Peau d'Espagne

ftanten.

Sie haben jeber ein Paar Stiefel in der Hand, und einige haben auch einen Rudsad.

Und zwei und zwei und vier und vier wandern sie von dannen, mit ihren Stiefeln in den Händen. Aber ich bleibe stehen, draußen auf der Straße, mitten auf der Straße, und starre ihnen nach, wie sie da wandern. Sie ziehen heim. Es sind Söhne, die heim­ziehen. In die tausend Heime, wo Mütter sie an den Schultern nehmen und ihnen in die Augen sehen werden, ob sie sie nun auch richtig wiedererkennen. Ja, alle die Burschen sollen heim. Sie haben die Tage gezählt. Sie haben Kreidestriche über die Kasernena tür gemacht und jeden Morgen einen Strich ausgelöscht. Aber heute ging der lebte Strich flöten. Jetzt ist es. Jetzt sind sie auf dem Wege. Jest sollen sie heim. Ob du dich noch daran er­innerft, bu, mein alter Freund, mein Jugendfreund, du, mit dem ich an jenem Weihnachtsabend beisammen war?

Ach, es sind seitdem so viele Jahre vergangen. Und es sind so viele Weihnachtsbäume angezündet worden. Du hast ein Heim gefunden und den Baum zum ersten Wale entzündet, und du und deine Frau, thr war't allein. Und dy haft bein Töchterchen zu den Kerzen emporgehoben, als fie fein war. Und jetzt stehst du sie ihrem Jungen anzünden und du lächelst. So daß du jenen Weihnachtsabend wohl vergessen haft. Damals, als wir den großen Christbaum angezündet hatten und in die Stadt hinausfuhren, wo es in diesem Jahr so talt war. Unb wo wir ein schmieriges Kind fanden, da stopften wir es in eine Droschte, und die Kinder fuhren wir nach Hause zu dem angezündeten Baum. Die Kinder, die glaubten gewiß, daß es noch Märchen auf der Erde gebe... Aber es ist so lange her, und jest glaube ich, daß alle Märchen er­loschen sind. Oder leben sie noch in der Erwartung der Kinder und im Schein der strahlenden Kerzen? Laßt es uns glauben.

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Die Menschen rauben uns alles Freude zu bereiten. schließlich auch die Freude, Aber es wachsen ja neue Lebende heran und fie gehen ant uns, den Schatten, borüber.

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Notizen.

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- Borträge. Im Januar beginnt in der Schule Reimann ein Einführungskursus in die Gebrauchsgraphit unter Vor­führung der Sammlung von Zur Westen. Komödie Das höhere ben" wird zuerst im Residenztheater auf­Neue Dramen. Sermann Subermanns neueste geführt werden.