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Nr. 436. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Scht fofort die Wählerliften nach!

Freitag, 3. Januar 1919

Sie sind äußerst mangelhaft. Wer nicht nachsieht, ob er eingetragen ist, verzichtet auf sein Wahlrecht.

Groß- Berlin

Wähler!

Bergeßt den Wahlfonds nicht!

Annahme: Th. Fischer, Postschecktonto Berlin 48 743.

Schließung aller Gastwirtsbetriebe. So lautet der Beschluß einer am Donnerstag abgehaltenen Unternehmerverfammlung. Die Wiedereröffnung soll erst auf erneuten Beschluß der Unternehmer­berbände erfolgen. Die Versammlung erklärte sich einverstanden mit der Anrufung des Einigungsamts des Berliner Gewerbegerichts. wenn eine Einigung auf anderem Wege nicht zu erreichen sei.

Razbalgereien.

zum Ausdrud.

treten.

Eine sozialdemokratische Lehrerversammlung tagte am Sonntag Berlin- Wilmersdorf, Uhlandstr. 102, Fernsprecher: Amt Uhland 8896, im Blüthnersaal. Es sprachen Lehrer Pauli- Steglig und Oberlehrer worauf weitere Mitteilung erfolgt. Dr. Lohmann über das Thema:" Schule und Lehrer im neuen Deutschland ". Die Zustimmung der zahlreich Versammelten fam in einer Stelle aus gegen 96 in Berlin . Durch die Auslegungszeit Schöneberg . Die Wählerlisten liegen bei uns nur an oer Diskussion, an der sich auch Oberlehrer rege beteiligten, deutlich von 9-4 wird die Einsichtnahme sehr vielen Arbeitern und An­Folgende Resolution wurde mit großer Mehrheit angenommen: Die am 29. Dezember 1918 im Blüthnersaale gestellten unmöglich gemacht. Hier sollte doch sofort Abhilfe ein­tagende Versammlung sozialistischer Lebrer legt Verwahrung da gegen ein, daß Erlasse des Ministeriums für Voltsbildung, Kunst und Wissenschaft, die zur Sicherung menichlicher Grundrechte dienen. Heeresdienst entlassen sind, wollen sich sofort im hiesigen Polizei­Mariendorf- Südende. Diejenigen Soldaten, welche aus dem auf Grund reaktionärer Proteste abgeschwächt oder zurückgenommen dienstgebäude, Zimmer 2, melden. werden. Sie fordert, daß der Erlaß vom 29. November in die Listen des Arbeitsnachweises bezw. um die zu gewährenden Es handelt sich um Eintragung 1918 über den Religionsunterricht in vollem Umfange Säge der staatlichen Arbeitsloienunterstützung, wiederhergestellt bezw. aufrecht erhalten wird."

arbeiten.

Der Arbeiterrat. J. A.: Waldheim. Zur Organisation der Beamten. Durch das selbständige Vor--Die Wählerlisten liegen bis einschließlich 6. Januar gehen einzelner Barteigenossen wird die Arbeit unter der Beamten während des ganzen Tages zu jedermanns Einsicht aus und schaft in der lebten Zeit recht erschwert. Wir erinnern nur an den zwar für die Bezirke I und II solonie Südende ein­Aufruf des Genossen Mattern zur Gründung eines sozialistischen schließlich Tempelhofer Straße westlich der Eisenbahn in ber Beamtenbundes an demselben Tage, an dem sich die sozialdemo- Polizeiwache am Bahnhof Südende; für die Be­Gin Streit ist zwischen der Reichs befleibungsstelle fratisch organisierte Beamtenschaft entschlossen hatte, bis zur Na- arte III bis XII, Ortsteil Mariendorf einschließlich Tempelhofer und der Groß- Berliner Kleiderverwertungsgesell- tionalversammlung aus taftischen Gründen mit den bisherigen Straße östlich der Eisenbahn in der Polizeiwache im Rathaus, schaft entstanden. Direktor Now arra von der K.B.G. hatte in gewerkschaftlich organisierten Beamtenorganisationen zusammen zu Ede Kaiser- und Rathausstraße, Eingang Rathausstraße. einem Vortrag vor Pressevertretern sich über die Tätigkeit der Reichsbekleidungsstelle nicht gerade freundlich geäußert und desto mehr die K.V.G. gerühmt. Hiergegen wendet sich die Reichsbeklei­dungsstelle in einer an die Zeitungen versandten Grwiderung. Sie versichert, die Ilmarbeitung getragener Uniformen in Zivilanzüge habe teine Stoffbergeudung bedeutet. Diese von der Zivilbevölke rung als Sträflingskleidung" abgelehnten und dann von der A.2.G. als unverfäuflich zurüdgelieferten Anzüge seien an anderer Stelle verwertet" worden. Wo, sagt die Erwiderung nicht. Viel leicht in einer Strafanstalt? Die Reichsbekleidungsstelle wendet sich weiter gegen Nowarras Darstellung des Zustandekommens einer Abteilung für Arbeiterversorgung bei der K.V.G. Herr Nowarra hatte gesagt, die K.V.G. habe zusammen mit den Gewerkschaften diese Abteilung geschaffen. Die Reichsbekleidungsstelle antwortet, Sie selber sei nach Verhandlungen mit den Gewerkschaften an die R.V.G. mit dem Vorschlag herangetreten.

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In der Hervorhebung ihrer Verdienste nehmen die Streitenden wohl beide den Mund ein bißchen voll. Wir hatten die Absicht, uns in ihre Rabbalgerei nicht weiter hineingumischen. Die Breßablei lung der Reichsbekleidungsstelle legt aber Wert darauf, ihre Er­widerung auch im Vorwärts" veröffentlicht zu sehen. Die Form, in der die Prehabteilung uns mahnt, daß wir die Veröffentlichung bisher unterließen, ist( gelinde ausgedrückt) ungehörig. Bei einiger Aufmerksamkeit hätte sie bemerken können, daß der Vor­wärts"-Bericht über Nowarras Vortrag sich in wichtigen Punkten von den Berichten anderer Blätter unterschied und daß der Wort­laut der Erwiderung auf uns nicht ganz paßte. Es ist ein Unfug, eine und dieselbe Richtigstellung" an alle Zeitungen zu schiden und Aufnahme zu fordern. Solche Zuschriften gehören eigentlich in den Papierforb.

wird.

Scharfe Schüsse als Silvesterjug! In eine im vierten Stod gelegene Wohnung des Hauses Kesselstr. 37 flog am Silvesterabend gegen 8 lbr eine Gewebrfugel; fie zerschlug nur zwei Fenster beiben, wie der Süße wohl mit Enttäuschung vernehmen Ein 13jähriges Mädchen, das sich in der Neujahrsnacht mit feinen Eltern auf dem Nachhauseweg befand, wurde vor dem Hause Simplonstr. 33 von einem 9 mm- Geschoß in den linken Fuß getroffen und mußte sofort operiert werden. In diesem Fall wird der Schießer vielleicht zufriedener sein.

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Arbeit bei Berlin , In der Nähe von Berlin werden gesucht: 100 000 Abraum- und Tagebauarbeiter für die Niebeckschen Montanwerte A.-G. Halle a. Saale und die Wiznizer Braunkohlenwerke Wigniß bei Borna a. Saale , ungelernte Erdarbeiter für die Braunkohlengebiete bei Halle a. Saale und bei Bitterfeld . Es werden die Löhne gezahlt, die von den dortigen Arbeiterräten festgesetzt sind. Nähere Angaben bei allen Die Zahl der eingeschriebenen Arbeitslosen in Berlin hat, wie wir hören, die Zahl von 100 000 überschritten. Ihre wirk liche Gesamtzahl ist natürlich weit höher.

Arbeitsnachweisen.

Angabe der Konfession verlangt die Reichsgetreideftelle noch von Stellenbewerbern. Es wäre Zeit, daß sämtliche Behörden endlich Begriffen, daß sich allerband geändert hat in Deutschland .

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Das Morgengrauen.

Bon Henri Barbusse

Ganz in der Nähe erkennt man gewisse Erdschichten, die auf den Trümmern der Böschung dieses erstickten Schlundes nebeneinander liegen; es sind menschliche Wesen. Sind sie tot? Schlafen sie? Man weiß es nicht. Jedenfalls ruhen sie. Sind es Deutsche oder Franzosen? Man weiß es nicht. Einer von ihnen hat die Augen aufgeschlagen und schaut uns topfschüttelnd an. Man fragt ihn: Franzose?

Dann:

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Deutsch?

Er antibortet nichts; er schließt die Augen und verfällt wieder in seinen Todesschlaf. Wir haben nie gewußt, wer

es war.

Man kann die Identität dieser Wesen unmöglich fest­stellen, weder an den Kleidern, die eine dichte Kotschicht be­deckt, noch an der Kopfbedeckung, denn die Leute sind bar­häuptig oder in Wollzeug eingewickelt und stecken in nassen und stinkigen Rutten; auch an den Waffen erkennt man sie nicht; das Gewehr haben sie verloren, oder ihre Hand gleitet über ein Etwas, das sie hergeschleppt haben, eine unförmige, Flebrige Masse, die einem Fisch ähnlich ist.

Alle diese Männer mit Leichengesichtern vor uns und hinter uns, die am Ende ihrer Kräfte sind, ohne Stimme und ohne Willen, alle diese erdbeladenen Männer, die sozusagen ihre eigene Bestattung besorgen, sehn fich gleich, als wären fie nadt. Aus dieser furchtbaren Nacht tauchen hin und wieder einige lebriggebliebene auf: fie tragen die gleiche Uniform des Elends und des Schmubes.

Alles hat jetzt ein Ende. Es ist die Stunde der unge­heuren Mast, die epische Baufe des Krieges.

Einst glaubte ich, das Höllischste im Kriege seien die Flammen der Geschosse; dann habe ich lange gemeint, es sei das Erstiden in den Erdlöchern, die sich für ewig über uns schließen. Auch das ist es nicht, sondern die Hölle ist das Wasser.

Reform des Beamtenrechts. Eine für die gesamte Beamtenschaft gabe von Gründen aufgehoben worden; wie es scheint, infolge der Mariendorf . Der Gemeinde laden Chauffeestr. 37 ist ohne An­bedeutungsvolle Ankündigung enthält die jetzt amtlich beröffentlichte ücfehr eines Kaufmanns aus dem Heeresdienst, der nun sein Ge­Bekanntmachung der preußischen Regierung, wonach Orden und schäft wieder eröffnet. Die Aufhebung des einen Gemeinoeladens Titel nicht mehr berlieben werden. Für die Beamten wird, wie es bedeutet für die Frauen, die während des Krieges soviel durch darin heißt, eine Neuregelung der Amtsbezeichnungen im Anschluß Anstellen zu leiden hatten, eine starke Vermehrung ihres Zeit­an die in Aussicht stehende Reform des Beamtenrechts und der Befolverlustes beim Einkaufen. Der Arbeiterrat wird sich mit dieser An­dungsverbältnisie vorgenommen werden. Bis dahin bleiben für sie die bisherigen Best mmungen über Amtsbezeichnungen bestehen. gelegenheit zu beschäftigen haben.

Verschleppt ist wahrscheinlich ein 11jähriges Mädchen Gertrud Heine, Lichtenberg . Die Wählerlisten Tegen nunmehr in der Zeit das feit dem 9. Dezember vermißt wird. Die Kleine besorgte für eine von 8 Uhr vormittags bis 7 Uhr abends zur Einsicht aus. Am 9. Dezember ging fie abends von dort weg, und seitdem ist sie ver­Bäckerei in der Bassage in der schulfreien Zeit zur Aushilfe Botengänge. schwunden. Drei Tage später will man sie mit einem feingefleibeten Herrn in der Behrenstraße gesehen haben. Allem Anschein nach wird sie von diesem zu unsauberen Zwecken verborgen gehalten. den Verbleib der Vermißten nimmt Soldatenrat Süchting vom II. Batl. Mitteilungen über des Eisenbahn- Regiments Nr. 1 entgegen.

Zeugen gesucht. Am 24. Dezember, vormittags 9 Uhr, wurde dicht an der Kaiser- Wilhelm- Straße ein mittelgroßer Infanterist in Mantel und Schirmmüte durch einen Zufallstreffer getötet. Wer darüber näheres mitteilen kann, wolle dies an War Asch, Koppenstr. 65, IV, 3, ehestens tun. Erklärung: Die Schriftstellerin Marie Madeleine ( Marte Madeleine Baronin von Buttkammer) ist mit der unter dem Namen Marie Made­ leine in dem 3. 3t. im Admirals- Kino vorgeführten Film Die Stunde nichts zu tun. der Vergeltung" auftretenden Dame nicht identisch und hat mit dem Film

425,75. gesammelt. Laut uns vorliegender Quittung ist der Betrag Das Sammleflager Jastow i. M. batte für ein Kriegsblindenheim richtig abgeführt worden.

des Bolts- Chors, Dr. 3 ander, ist aus dem Feide zurüdgelehrt Berliner Bolts- Chor. Der Begründer und langjährige Dirigent und hat die Leitung des Chors wieder übernommen. Zur Ein studierung gelangt zunächst Fausts Berdammung von Berlioz . Stimmbegable Männer und Frauen, die an der für Mai geplanten Aufführung des schwierigen Chorwertes teilnehmen wollen, werden dringend gebeten schon in der nächsten Probe dem Chor beizutreten. Die Chorproben finden in der Aula Langestr. 31 Montags und Freitags von 8-10 Uhr abends statt. Notenkenntnis ist zum Eintritt nicht erforderlich.

der Boltsbühne( Theater am Bülowplay) statt. Es werden mitwirken: Eine Revolutionsfeier findet am 5. Januar, vormittags 11% Uhr, in Richard Dehmel ( Ansprache), Ludwig artau( Rezitation), Sidney Biden( Gesang) und Scheinpflug). Starten zu 1,50 m. find zu haben bei der Arbeits­gemeinschaft für staatsbürgerliche und wirtschaftliche Bildung G. m. b. 8. 35, Lisowstraße 102/104, bei A. Wertheim, Leipzigerplay und an der Stasse der Volksbühne.

das Blüthnerorchester( Direktor

den Insassen des hiesigen Gemeindeheims. Zwei rohe Schinken Reinickendorf . Eine unerwartete Freude wurde am Sonntag von zusammen 9 Kilogramm Gewicht, die Schleichhändlern abge­lägerigen Männer und Frauen verteilt, so daß jeder ein reich­nommen waren, wurden an die 28 zum Teil fiechen und beit­liches halbes fund bekommen fonnte. kommt ein Quantum beschlagnahmter Grieß, etwa 30 Pfund, In den nächsten Tagen ebenfalls an die 30 Kinder des Gemeindeheims zur Verteilung. Das beim Schlächtermeister Fuhrmann und einem Restaurateur beschlagnahmte Rindfleisch von 154 Pfund zum Preise von 1 MI. das Pfund ist als Freibantfleisch im westlichen Ortsteil der Be bölkerung zugeführt worden. Auch den Teilnehmern an der Massenspeisung fonnte durch Ueberweisung von Zentnern Schweinefleisch und einem gleichen Quantum Rindfleisch für die Feiertage eine wesentliche Aufbesserung der Soft gewährt werden. Groß- Berliner Lebensmittel.

Meinidendorf. Nr. 89, 100 Gramm Graupen für Jugendliche auf Nr. 26, Anmeldung bis Scpvangere, 100 Gramm Grieß auf Nr. 88, 100 Gramm Graupen auf Ein El für Stranke auf Milchfarte, stoel Eter für einschließlich 7. Januar. 150( nicht 100) Gramm Kunstbonig auf Nr. 82. Kriegerwinen, 16-23 W.; Anmeldung im Zimmer 23. Lederschuhe für bedürftige Erwachsene bei Herrn Deeg, Resibenaftr. 89.

Einige Baar Leberstiefel Größe 23-33 für Kinder bedürftiger

Groß- Berliner Parteinachrichten.

Mariendorf - Südende. Am 5. d. Mts., vormittags 8 Uhr, Flugblatt Am 7. b. Mis. öffentliche Voltsversammlung, abends 8 Uhr, in der Aula des Gymnasiums, Kaiser­verteilung von den 3 Bezirkslokalen aus. und Angestellten, abends Uhr, in der Aula, Kaiserstraße. Am straße. Am 9. Januar öffentliche Versammlung für sämtliche Beamten 10. Januar in der Aula, Staiserstraße, Frauenversammlung um 8 Uhr; Referentin: Genossin Ryned, Kandidatin zur Nationalversammlung. Am 12. Januar Flugblattverteilung, vormittags 8 Uhr, von den Bezirks­lokalen. Am 13. Januar Gemeinsamer Zahlabend bei Heroid, Chaussee­straße und am 17. Januar eine öffentliche Wählerversammlung in der Unentgeltliche Hilfe für feldgraue und für unbemittelte Schwerhörige. Aula, Kaiserstraße, abends 8 Uhr. Referenten für die Versammlungen Der Deutsche Schutzverband der Schwerhörigen" beginnt am Sonntag, werden noch später befannt gegeben. Am 5. und 12. Januar Flugblatt­Wortes vom Munde. Derselbe ist für feldgraue und für unbemittelte ienigen Genossen, welche sich hierzu gemeldet haben, geht noch besondere den 5. Januar, einen neuen Unterrichtsfurfus im Ablesen des gesprochenen verteilung und Versammlung für Blankenfelde und Jühnsdorf. An die­Schwerhörige unentgeltlich. Anfragen und Anmeldungen werden mög- Benachrichtigung. Wahlvereinsmitglieder und Vorwärtsabonnenten wer­lichst bald erbeten an den Vorsitzenden, Schriftsteller Rudols Diekmann, den in allen obigen Veranstaltungen aufgenommen.

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dringt uns durch die Haut. Aus dieser wässerigen und schiff- Blöde ihrer ungeheuren Kleider, die sie einmauern, werden brüchigen Ebene, wo die Leichen zwischen wurmartigen Wasser- immer fleiner.

schlünden liegen, zwischen den starren Menscheninseln, die Wir gehn mit kurzen Schritten weiter, quer übers Land; wie Reptilien aneinanderkleben, in diesem Chaos, das sich eine seltsame Masse zieht unsre Aufmerksamkeit auf sich ,; zwei senkt und untergeht, sieht man leichte, wellende Bewegungen: merkwürdig ineinander verschlungene Menschen stehn dort, Gruppen bewegen sich leise in abgebrochenen Rarawanen von Schulter an Schulter, die Arme gegenseitig um den Hals ge­Menschen, gebückt unter der Last ihrer Helme und des schweren Rotes; sie schleppen fich, zerstreuen sich und friechen im Widerschein des verdunkelten Himmels. Das Morgenlicht ist so schmutzig, daß es aussieht, als sei der Tag schon zu Ende. Die Ueberlebenden wandern durch die trostlose Steppe; es jagt sie ein unfagbares Unglück, das sie elendiglich erschöpft und sie bestürzt; einige darunter haben bei genauerem Sin­sehen etwas theaterhaft Groteskes an sich; das ewige Ein­sinken, vor dem sie sich retten, bat sie halb entkleidet.

Im Vorübergehen blicken fie um sich. betrachten uns und erkennen Menschen in uns; dann sprechen sie in den Wind hinein:

legt. Ist es der Nahkampf zweier Ringer, die einander in den Tod gezerrt haben und sich, auf ewig aneinander gefettet, festhalten? Nein, es sind zwei Soldaten, die zum Schlafen aneinander lehnen. Sie konnten sich nicht auf die tückische Erde legen, da fie darin ertrunken wären; so beugten sie sich einer zum andern und sind, bis zu den Knien in der Ebene steckend, eingeschlafen.

Dann bleiben auch wir stehn. Wir haben unsere Kräfte zu hoch eingeschäßt. Wir können noch nicht fort. Es ist noch nicht aus. Von neuem stürzen wir in ein Rotloch mit dem Geräusch eines hingeworfenen Mistklumpens.

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Sie find tot. Wir bleiben hier.

Der andere antwortet feufzend: Ja. Aber sie sehn, daß wir uns bewegen. Dann finten fie plötzlich vor uns nieder. Mit leiser, tonloser Stimme sagt der eine zu uns:

Man schließt die Augen. Von Zeit zu Beit öffnet man Dort ist es noch schrecklicher als hier. Die Leute finfen fie. Stolpernd kommen Leute auf uns zu. Sie neigen sich in die Löcher und man fann sie nicht mehr herausziehen. Alle über uns und sprechen leise mit matter Stimme. Der eine diejenigen, die nachts auf den Rand eines Geschoßtrichters ge- von ihnen sagt auf deutsch : treten sind, sind umgekommen... Dort; wo wir herkommen, siehst Du einen eingefunkenen Kopf, der die Arme bewegt; dort hats einen Weg und Flechtwerk drüber, das ist einge­stürzt und' s hat ein Loch gegeben, wie eine Menschenfalle. Dort, mo's fein Flechtwerk mehr hat, steht das Wasser zwei Meter hoch... Und' s Gewehr haben manche nicht mehr rausziehen können. Schau dir die an: man hat ihnen die untere Hälfte des Mantels abgeschnitten, ießt hat der Mantel keine Taschen mehr, aber es schadet nichts; man mußte ihn rausziehn; zudem fonnte er das Gewicht nicht mehr tragen... Dem Dumas haben sie den Mantel abgenommen, der war bestimmt vierzig Rilo schwer: zwei batten dran mit beiden Händen zu tragen

Nous levons les bras, fagt er. Dann rühren sie sich nicht mehr.

Sie lassen sich vollends niederfallen, getröstet, als ob ihr Leiden ein Ende hätte; der eine, dem der Not wie einem Wilden das Geficht bemalt, lächelt leise.

-Bleib da, fagt ibm Paradis, ohne seinen Kopf, der nach hinten auf einem Erdrücken liegt, zu drehen. Nachher kommst Da, der da mit den nackten Beinen, du mit uns, wenn du willst. der Dred hat ihm alles abgeriffen, seine Sofe, die Unterhose, die Schuhe, alles das von der Erde abgerissen. Nie hat man so was erlebt.

- Ja, sogt der Deutsche. Ich habs satt. Man gibt ihm keine Antwort. Dann fragt er:

Die andern auch?

Ja, sagt Paradis, sie sollen auch hier bleiben, wenn

Und diese zerstreuten Nachzialer haben wiederum ihre eignen Nachaialer: fie fliehen in der allgemeinen Schrecknis, mobei ihre Füße schwere Rotwurzeln aus dem Boden reißen. Sie wollen. Der Wind setzt ein. Er ist eisig talt und sein Eishauch Man sieht hergewehte Menschen wieder verwehn und diel

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( Forti. folgt.)