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Nr.5. 36. Jahrg.

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.Sozialdemokrat Berlin ".

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

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Freitag, den 3. Januar 1919.

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz , Nr. 117 53-54.

Entente gegen deutichen Bolichewismus.

Der neue Kriegsminister.

Oberst Reinhardt.

Sozialdemokratie und Beamten­

fragen.

Haag, 3. Januar. ( Meldung des Hollandsch Nieuws­bureau.) Hollandsch Nieuwsbureau meldet aus London : Laut einer Mitteilung an Politiken" haben die Alliierten im Hinblick auf die Entwicklung der Lage in Deutschland der deut­Zum Kriegsminister ist an Stelle Scheuch der Oberst schen Regierung eine warnende Note gesandt. Der Vertreter Reinhardt ernannt worden. Oberst Reinhardt ist Württem­berger. Er hat sich als Chef der Demobilisationsabteilung Zum Zwecke des Stimmenfanges haben die bürgerlichen des Marschalls Foch hat der Waffenstillstandskom bewährt, und dies hat den Ausschlag für ihn gegeben, da die Parteien sämtlich ihre Namen geändert. Sie erkennen damit mission erklärt, daß, falls die bolschewistischen kriegsministerielle Tätigkeit jezt in hohem Maße mit der vor aller Welt an, daß ihre Vergangenheit so anrüchig ist, daß Elemente in Deutschland die Macht in die Hand Demobilisation ausgefüllt ist. Oberst Reinhardt war wäh- sie nur gewinnen, wenn mit dieser auch eine Aenderung ihrer bekämen, die Alliierten sofort alle Unter- rend des Krieges lange Zeit Chef des Stabes der 7. Armee. Politik und ihrer Agitationsmethoden verbunden wäre. Hierin handlungen abbrechen und den vorläufigen Er hat sich vollkommen auf den Boden der Be- find fie aber ganz die Alten geblieben. Sie benutzen Frieden rückgängig machen würden. Eine andere i chlüsse des Kongresses der Arbeiter- und auch heute die Verleumdung des Gegners genau so als Kampf­Meldung besagt, die deutschen Politiker sollten sich vergegen­Soldatenräte gestellt. mittel, wie sie vor der Revolution diese schmutzige Waffe benutzt haben. wärtigen, daß Berlin besett würde, falls die drohende belschewistische Gefahr nicht ein Ende habe. Die Regierung wird daher sehr energische Maßnahmen gegen den Bolschewismus treffen müssen.

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Amerikanisch- französische Differenzen.

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Haag, 3. Januar. ( Meldung des Hollandsch Nieutvsbureau.) Clemencean macht sich über Wilson luftig. Aus London wird gemeldet: Der britische drahtlose Dienst beschäftigt sich mit den Aeußerungen der Bossischen Zeitung" und Es ist seit längerer Zeit schon namentlich aus Aeuße agt: Die Deutschen versuchen, eine milderung der Waffen- rungen Wilsons bekannt, daß zwischen seiner und der Auf­stillstandsbedingungen und die Versorgung mit Lebensmitteln fassung der französischen Staatsmänner von den Friedensgrund­zu erzielen, ohne daß eine richtige Regierung in Deutsch - lagen und vom Völkerbund sehr ernste Meinungsverschieden land besteht. Hierdurch werden die wichtigen Fragen nur schwie heiten bestehen. Meinungsverschiedenheiten" ist zu schwach riger gemacht und Deutschland verfehlt den einzigen Weg, auf es bestehen offene Differenzen. Wie es scheint, hat auch Eng dem es vor dem Zusammenbruch geschützt werden land sich von der Wilsonschen fühlen ruhigen Auffassung der könnte. Es ist dies eine Frage, die alle Alliierten betrifft. Sie notwendigen politischen Aufgaben beeinflussen lassen. Dagegen müssen nach jeder Richtung hin Maßnahmen treffen und sind ent- wütet in der französischen Regierung der Rachedurst des un­schlossen, Deutschland zu helfen, sobald die gestellten Bedingungen belehrbaren Chauvinismus weiter. Wir wissen ja auch aus den erfüllt sind. Sie wünschen vor allem die Wiederher. Waffenstillstandsverhandlungen die ruhige anständige Form der #tellung der Ordnung in Deutschland und verlangen amerikanischen und englischen Aeußerungen sehr deutlich von greifbare Bürgschaften dafür, daß Deutschland nicht von der unversöhnlichen harten Art Fochs und seiner Gehilfen zu einem Despotismus in den anderen berfalle unterscheiden. und ferner, daß die innere Lage Deutschlands ſo Die letzten Kammerverhandlungen in Paris haben die gestaltet wird, daß eine Anarchie ausbrechen tann. Die Gr- Differenzen innerhalb der Alliierten und namentlich den Wider­füllung dieser Wünsche hängt nicht von der Zahl der Leute, die spruch zwischen Wilson und Clemenceau verdeutlicht. Ja, darüber reden, und noch weniger von der Waffenstillstandstom- Clemenceau und Pichon haben sich gewissermaßen über mission ab. Das Hilfsmittel, das die Bossische Zeitung" angibt, Wilson lustig gemacht. Die. weitere Entwicklung des Verhält ist der baldmöglichste zusammentritt der National- nisses zwischen den Alliierten läßt allerhand neue politische bersammlung. Das Blatt glaubt nicht, daß die Alliierten ihr Möglichkeiten offen.

Ein beliebtes Gebiet ist hier die Agitation unter den Be­amten. Die Beamten sind durch die Revolution von einem Drud befreit. Es genügte sonst nicht, daß sie die ihnen durch ihren Beruf auferlegten Pflichten erfüllten, sie hatten auch ge­schworen, daß sie dem König, ihrem allergnädigsten Herrn, treu und gehorsam sein wollten". Daraus wurde gefolgert, daß fie fich feiner politischen Partei anschließen durften, deren Bestrebungen darauf gerichtet waren, an Stelle des monarchistischen, junterlichen, fapitalistischen Staates einen freien Volksstaat zu setzen. Zugehörigkeit zur Sozialdemokratie hatte ein Disziplinarverfahren zur Folge, welches mit Verlust des Amtes und der aus dem Amt entspringenden Rechte be­straft wurde. Dieser Druck ist von den Beamten genommen, denn im freien Volksstaat haben auch die Beamten volle Mei-. nungsfreiheit.

Troßdem sucht man Beunruhigung in die Kreise der Beamten zu tragen, indem man die Meinung zu verbreiten sucht, daß die Stellung der Beamten gefährdet sei. Wenn das wahr wäre, was man behauptet, dann würde man leicht Be­weise finden können, denn die Beamtenfrage ist nicht neu in der Gesetzgebung. Im Reichstage, in den Landtagen und den größeren Gemeinden haben sich die Sozialdemokraten seit Jahr. zehnten mit der Beamtenfrage beschäftigt. Aus dieser Tätigkeit bermag man aber nicht einen Vorwurf herzuleiten. Man muß schon zu anderen Mitteln greifen. Sentrum und Freifinn oder wie sie sich jetzt nennen ,,, Chriftliche Volkspartei" und Deutsche demokratische Barter", nehmen ihre Zuflucht zum Erfurter Pro­gramm. In dem Programm steht: Wahl der Behörden durch das Volk, Verantwortlichkeit und Saftbarkeit der­felben." Aber der Satz wird auch nicht abgedruckt, sondern man hält die Beamten für dumm genug, daß sie glauben, es ( der Ausdrud lautet: noble candeur, was unübersetzbar ist und Ärg- Partei für Beamte und Lehrer heißt es: Das Erfurter Pro­Losigkeit mit einem Beigeschmad von Weitunerfahrenheit und Naivi gramm fordert ganz allgemein die Wählbarkeit der Beamten tät bedeutet) Iuftig. Glemenceau steht immer noch auf dem Stand- als sozialdemokratische Grundforderung und zwar aller punkte, daß der Mensch ein Uebel tuendes Tier ist und daß man Beamten." Das würde zutreffen, wenn Behörden und Be­weiter rüsten und fich wappnen müsse und Bündnisfe gegen amten gleiche Begriffe feien. Wohl bestehen die Behörden aus ben Dritten zu schmieden habe. Für den Bölkerbund findet Beamten, aber nicht jeder Beamte, z. B. nicht jeder Schußmann, Clemenceau nicht einmal einen schwachen Gruß. Bichon glaubt jeder Briefträger, jeder Lokomotivführer usw. ist eine Behörde. auch nicht an eine neue internationale Weltordnung. Er flammert Radikalisierung der italienischen Sozialisten fidh an die alte Bolitik, bie nur auf dem Gleichgewicht der Böller beruht. Und er und ähnlich gerichtete Kreise sollen in unserem Na­men auf dem Friedenskongreß sprechen!

Wort brechen werden. Deatschland müsse daher sein eigenes Schi djal bestimmen. Es habe keinen 8wed, an Bern , 2. Januar. In der Humanité" schreibt Cachin: die Alliierten zu ist jetzt Widerspruch mit den Wilsonschen Clemenceau und Bichon haben sich ruhigen Herzens in den Klarsten Bolt alles zurüdzugewinnen, was es während des Krieges weife macht, sich Glemenceau über Wilsons edle Arglosigkeit steht etwas anderes darin. In dem Flugblatt der demokratischen berloren habe. Dieses fönne aber nicht geschehen, wenn Deutschland nicht einig ist. Die Achtung aber in der Welt und das tägliche Brot hängen von der Einigkeit Deutschlands ab. Jett ist der letzte Augenblid gekommen, und jetzt muß eine tatkräftige Haltung eingenommen werden.

Biffolati nicht mehr Minifter.

Bern , 2. Januar. Laut einer Stefanimeldung hat der König bon Italien durch ein Defvet die Minister Dari und Bisfolati aus ihren Diensten entlassen. Als Nachfolger Daris wurde Benoni zum Minister der öffentlichen Arbeiten ernannt. Supelli wurde zum Nachfolger von Bissolati bestimmt. Bevenini hat nicht auf seinem Rücktritt beharrt.

Kein weiterer Vormarsch der Polen . ' Erfolgreiche Verhandlungen. Die B. 3. am Mittag" meldet:

Die gemäßigten Sozialisten, die durch Bissolati, ihren Führer, Der Magiftrat in Bromberg teilt uns auf telephonische An­im Ministerium während der ganzen Kriegszeit vertreten waren, frage mit, daß bei den geftrigen Verhandlungen in oben weigern sich, die expansive Politik der Regierung im ganzen üm- falsa, die zwischen den Vertretern der Städte Pofen, Gnesen , fange mitzumachen und haben sich den allgemeinen radikalen Strö­mungen der italienischen Arbeiterschaft nicht verschließen können.

Litauen und Polen .

Hohensalza und Bromberg mit den Polen gepflogen wurden, dahin eine Einigung erzielt worden ist, daß sofort alle eind feligkeiten eingestellt wurden. Weitere Verhandlungen in Berbindung mit der Berliner Regierung werden innerhalb der nächsten Tage stattfinden. Bis dahin find, wie erwähnt, die Feind­feligkeiten einzustellen. Die Polen behalten die bisher von ihnen befesten Gebiete, dürfen aber weitere nicht beseen.

Wir werden in Deutschland rund zwei Millionen Beamte haben, aber wir haben keine zwei Millionen Behörden.

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In der Agitation unter den Beamten wird ein Teil einer Schrift, die von Bruno Schoenlant verfaßt ist, vielfach ver­wendet. Man sucht einige nicht ganz flare Säße für feine Zwede zu deuteln und zu drehen. Um Schoenlants wirkliche Anschauung zu den Beamtenfragen zu ermitteln, hätte man es fehr leicht gehabt. Schoenlant war Reichstagsabgeordneter und hat im Reichstage wiederholt zu den Beamtenfragen gesprochen. Wir erinnern nur an seine Reden vom 9. Februar 1894 und vom 11. März 1895. Er bemängelte zunächst, daß bei der Poft von 137 028 beschäftigten Bersonen nur 54 867 etatsmäßig angestellt find und 82 861 diätarisch beschäftigt werden. Er forderte, daß man aus den Tagelöhnern- so nannte er die diätarisch Be­schäftigten wirkliche Beamte mache, er bekämpfte das Ründigungsrecht, welches für einen großen Teil der Beamten besteht, und forderte höhere Besoldung und ausreichen­den Erholungsurlaub. Diese Reden sind ein Programm der Partei für die Beamtenfragen geworden. Wollte man die Reden, die von Sozialdemokraten allein im Reichstage gehalten find, in denen Soalitionsrecht für die Beamten, Durchführung Erst Ordnung, dann Frieden. des Dienstalterssystems für die Besoldung usw. ge­Wann kommen wir zum Frieden? fordert wurden, alle abdrucken, dann gäbe es keine Agitations­Bern, 2. Januar. Die Pariser Zeitungen berichten, broschüre, fondern dicke Agitationsbände. Denn feine Sigungs­daß sofort nach der Rückkehr Wilsons aus Italien die Alli- beriode verging, in der nicht die Sozialdemokraten für die Be­ierten die Friedensprozedur besprechen und ihr Pro- amten eintraten. Noch in der letzten Legislaturperiode waren gramm ausarbeiten werden. Diese Verhandlungen würden es u. a. Ebert und Taubadel. die in längeren Reden zweifellos in der ersten Hälfte des Januar stattfinden. Selbst für die Verbefferung der Lage der Beamten eintraten. wenn erklärt werde, daß die Alliierten völlig einig seien, so könne der Frieden doch erst an dem Tage unter Wie wir hören, wird ein Aufruf erlassen werden zur Frei- zeichnet werden, an dem Deutsaland feine willigenwerbung für den Grenzschutz. linnere Lage wieder hergestellt haben werde.

Das litauische Breffebureau teilt mit, daß Litauen nie vor­geschlagen habe polnische Truppen zum Schuße Litauens heranzu­ziehen, weil die Befürchtung besteht, daß dann Polen mit seinem fbarfen Annegionsdrang auch Litauen sich unterwerfen würde. Li­ tauen wünsche natürlich Bolens Hilfe, aber nur auf Grund von Vereinbarungen, die die vorherige Anerkennung der staatlichen Selbständigkeit Litauens zur Voraus­febung haben müßten. Polen hat bisher diese Anerkennung noch

nicht ausgesprochen.

Freiwillige für den Grenzschutz.

Was nun die Wählbarkeit der Behörden betrifft, so ist das kein Novum in unserer Gesetzgebung. Wir haben schon ge­wählte Behörden, denn die Magistrate der Städte können ihr Amt nur durch Wahl erlangen: in den alten Provinzen durch