Nr. 7. 36.Jahrg.
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Sonnabend, den 4. Januar 1919.
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Am 4. Januar ist Wilna von den deutschen Truppen geräumt worden. Ein Telegramm des Generalissimus Foch hat darum ersucht, den Bolen die Möglichkeit nicht zu unterbinden, Truppen nach Litauen zu werfen, um dem Vormarsch der Bolschewisten zu begegnen. Die Litauer haben ebenfalls um Waffen ersucht, um sich gegen die anrüdenden Bolschewisten verteidigen zu können. Eine Verständigung zwischen Polen und Litaueru ist bisher nicht erzielt worden.
Grenzschutz im Osten.
Die Regierung hat in Berbindung mit dem Zentralrat den festen Entschluß gefaßt, den Grenzschus im Often auszubauen. Die einzelnen Refforts find mit der schleunigften Aufarbeitung der notwendigen Vorarbeiten befaßt. Anfang kommender Woche wird ein Aufruf zur Bildung einer Freiwilligenwehr erfolgen.
Ein schwedisches Freiwilligenkorps.
Schuh Lettlands gegen die Bolschewiki. Stodholm, 3. Januar. Hier ist ein Bureau errichtet worden, das Freiwillige für den Kampfder Letten gegen die Bolschewifiarmee anwirbt. Laut ,, Dagens Nyheter " erfolgen täglich zahlreiche Anmeldungen. Der Leiter des Bureaus, Leutnant Angmann, erklärte einem Bertreter des Blattes, daß man beabsichtige, eine Einheitsfront durch Estland , Livland , Kurland und Litanen gegen das bolichewiftische Rußland aufzustellen. Der russische General Judenitsch , der Eroberer von Erzerum, sei gebeten worden, sich an die Spise der Kriegsoperationen zu stellen und habe sich Donnerstagabend über Finnland nach Estland und Lettland begeben. Der Chef für die schwedischen Truppen fei noch nicht ausersehen. Die in Stockholm weilenden lettischen Vertreter beantragten auch die Errichtung einer direkten Telegraphenlinie von Libau nach Stockholm , damit der große Umweg über Deutschland erspart werde.
Lettische Bolschewisten für Lettland . Kampfunluft in der russischen Armee und der Flotte.
Selfingfors, 4. Januar. ( TU.) Aus Moskau wird der Sjemenaja Schisn" gemeldet, daß unier ben lettischen Echarfschützen, die zu den Kerntruppen Sowjetrußlands gehören, Unruhen ausgebrochen sind. Sie befürchten, daß ein Auftreten threrseits gegen den Verband der Bedeutung der Zukunft Bett. lands schaden Innte. Die einzigen zuverlässigen Truppen der Bolschewisten find Chinesen. Auch in der boljchewistischen Flotte finden ähnliche Borgänge statt. Die Befagung der Ditfee U- Boote weigert sich, gegen die Verbandsflotte au tämpfen mit der Begründung, daß die Engländer nach Rußland fommen, um bie Orbnung wiederherzustellen. Außerdem sei jeder Widerftand a woed los, da die Russen doch besiegt würden.
Die Polen erschweren die Erfüllung der
Waffenstillstandsbedingungen.
Berlin , 4. Januar. Die deutsche Waffenstillstandskommission teilt mit: Die Abfahrt der auf dem Bahnhof Jarotfchin stehen ben leeren Eisenbahnmagen, die gemäß des Waffenftillstands. vertrages dem Oberkommando der Alliierten auszuliefern sind, ist burch die polnische Belasung verhindert worden. Da durch wird die Innehaltung der Waffenstillstandsbedingungen ftörend beeinflußt.
Die deutsch - holländische Grenze ist offen. Wiederaufnahme des Handelsverkehrs.
erwärts.) Ueber die geftrigen Vorgänge wird uns noch folgendes Königshütte, 4. Januar 1919.( Eigener Drahtbericht des berichtet:
In den Nachmittassinnden sammelten sich vor der hiesigen Berginspektion größere Menschenmengen an, teilweise halbwüchfige Burschen, die die Forderung auf Auszahlung der von den Bergdieser und anderer Forderungen der Bergleute schweben gegenwärtig Leuten begehrten einmaligen Zulage von 800 92. erhoben. Wegen Berhandlungen zwischen den Beteiligten. Das Ergebnis dieser Berhandlungen sollte bis zum 5. Januar den Bergarbeitern mit gteilt werden.
Die Berginspektion hatte zu ihrem Schute das Jägerbataillon 11 fowie einige Wachtmannschaften in ihren Räumen einquartiert. Die Mannschaften wurden nun von der jehlenden und lärmenden Menge angerempelt und beschimpft, was fie snächst ruhig hinnahmen. Schließlich aber letterten eine Anzahl junger Burschen über die Tore des Inspektionsgebäudes, bedrohten die Sol baten mit Revolvern und versuchten, ihnen ein Maschinengewehr abzunehmen. Daraufhin, feuerten die Soldaten in die Luft und, als die Eindringlinge von ihrem Borhaben nicht abließen, in die Menge. Bisher sind 17 Tote und 31 Verwundete festgestellt.
Obwohl feststeht, daß die Truppen von der Menge provoziert worden sind, wird das Vorgehen mit Maschinengewehren von dem hiesigen Arbeiter- und Soldatenrat nicht gebilligt. Gegenwärtig schweben Berhandlungen über die 3urüdsichung des Mi litärs, die sicher zu erwarten ist.
Un diesem bedauerlichen Vorgehen tragen die fvartatistischen wühlereien ein gerüttelt Maß Schulb. Denn obwohl gegenwärtig die Bergleute hier nicht streifen, fann man beobachten, daß ein Teil von ihnen, besonders die jüngeren, nicht in die Gruben einfahren, sondern auf den Straßen demonstrieren. Es fanden auch Demonstrationszüge durch die Straßen statt, bei benen Hochs auf Liebknecht und auf den Grafen von 2ngnemburg" ausgebracht wurden. Mehrfach ist es auch bereits zu Plünderungen gekommen.
Gegenwärtig besteht der Belagerungszustand in Königshütte. In einem Aufruf, den der A.- und S.- Rat erlaffen hat, ermahnt er bie Bevölkerung zur Ruhe und fordert fie auf, bie Straßen su verlaffen. Zu weiteren Zwischenfällen ist es bisher nicht gekommen. Im übrigen geht hier noch das Gerücht, daß Liebknecht in der vergangenen Nacht in Kattowi cingetroffen fein foll und auch den hicfigen Ort besuchen will.
Foch und die deutschen Wahlen.
Marschall Foch teilt mit, daß für die Wahlen zu den Landesvertretungen der deutschen Bundes
it a aten, von denen Gebietsteile durch die Entente besetzt sind, bie gleichen Erleichterungen wie für die Wahlen zur National versammlung gelten.
Zur Arbeitslosenfrage.
Das deutsche Bolt geht allerschwersten Erschütterungen feiner Rebensfähigkeit entgegen. Im raschen Gange werden die Millionen, die bisher an den Grenzen des Landes standen, demobilisiert. Sie fehren ins bürgerliche Leben zurüd und großen Mehrzahl nicht in der Lage, an ihren einstigen Arsuchen ihren früheren Beruf auf. Aber sie sind in ihrer beitspläßen Beschäftigung and Brot zu finden. Die Jit dustrie ist in einer sehr üblen Situation. Der Mangel an Rohstoffen, die Schwierigkeiten der Umstellung der Kriegsindustrie für die Friedenswirtschaft, die außerordentlich große Unterproduktion im Rohlenbergbau hemmen den Wieder beginn unserer industriellen Tätigkeit.
In Berlin find mehr als 100 000 bei den amtlichen NachweisMillionen von Arbeitslosen häufen sich in den Städten. ftellen eingetragen. Die Zahl schillt fortgesetzt an. Jit ganz furzer Zeit schon muß im Reich damit gerechnet wer den, daß fünf bis acht millionen Menschen, und. der größte Teil von ihnen bisherige Soldaten, als Arbeitslose auf der Straße stehen. Es besteht auch gar keine Ausficht, in unserer Industrie rasch Blah und Arbeit zu schaffen, es muß vielmehr damit gerechnet werden, daß die Hem mungen längere Zeit fortbestehen und daß es uns am Ende unmöglich sein wird, die Industrie je mals wieder in früher gefonntem Umfange beschäftigen zu können, wenn der wahrscheinliche Fall eintritt, daß uns die reichen Boden schäße Lothringens verloren gingen und wenn gar noch mit einem Berlust der oberschlesischen Stohlenproduktion zu rechnen ist.
Aber selbst wenn alle deutschen Rohlengebiete uns verfügbar blieben, und wenn es uns gelänge, in Aürze alle für die industrielle Produktion nötigen Rohstoffe heranzuschaffen, müßte noch immer mit Hunderttausenden, vielleicht Millionen Menschen gerechnet werden, die in der deutschen Industrie nicht wieder beschäftigt werden können. Seit Kriegsbeginn find wir von allen Auslandsmärkten abgesperrt. Unsere Rundschaft ist von anderen Ländern bedient worden. Unter dem Schutze dieser Abschließung haben sich im Auslande J- dustrien entwideln fönnen, die uns bisher ein anerfannies Uebergewicht und teilweise sogar eine Weltmonopolstellung verfchafft hatten. Wir müssen von neuem anfangen, uns Auslandskundschaft zu suchen und langsam mit dem Wiederaufbau unferes Crpories beginnen. Dabei scheint es ausgeschlossen, daß ivir all das, was wir ant neugegründete und gut entwidelte ausländische Industrien auf dem Weltmarkte verloren haben, vollständig wiedergelvinnen.
früheren Arisen famen aus einer Ueberfättigung des Darin unterscheidet sich die Not unserer gegenwärtigen Arbeitslosigkeit von den früheren industriellen Arisen. Die Marftes mit Industrieprobuften, unsere Borräte an ErzengEs ist der Wunsch Marschall Fochs, die abgeschäfte beffen vorübergehend Hunderttausende von Arbeitern die Benissen waren zu groß und wir mußten sehen, daß infolgein den besetzten Gebieten, selbst wenn sie nur die Errichtung ton triebe verlassen mußten. Damals wäre es ein leichtes ge Landtagen bezweden, in weitgehendem Maße au erwesen, aus unserem Ueberfluß die Arbeitslosen zu unter
leichtern.
Der falsche Sozialismus.
Die Vernichtung der russischen Industrie.
halten. Heute aber stehen wir der Riesenarbeitslosigkeit mit einer grenzenlofen Armut an Eriftensmitteln offer Art gegenüber. Heute fehlt uns die Kroft, den Arbeitslosen auf längere Zeit hin das zu geben, was sie für die Fortführung ihres Lebens notwendig haben, wenn wir nicht gleichzeitig neue Werte zu schaffen in der Lage sind.
A. B. C. Rach offiziellen Berichten der russischen Sowjet- Wan mende nicht ein, daß die Arbeitszeit der Industrie regierung sind bis zum November des Jahres 1918 im ganzen 513 dem Ueberichuß an Arbeitsfräften angepakt werden müsse. industrielle Unternehmen sozialisiert worden. Bon diesen 518 Es ist natürlich ein leichter Wea, bei halber Produktion bie Fabriten, Werfen usw. Hat ber at der Voltsfommiffare und der halbe Arbeitszeit und damit alle Arbeitslosen unterzubrin Oberste Rat für Boltewirtschaft nur gegen hundert sozialisiert, gen. Aber damit werden wir nicht wohlhabender und damit während die übrigen von den Gebietsräten für Boltswirtschaft oder erhöht sich nicht die Summe unserer Gesamtproduktion, dafogar einfach von den örtlichen Sowjeis fonfisziert wurden. Es ist mit bleiben wir arm wie bisher und kommen aus dem Glend nicht verwunderlich, daß die Ergebnisse äußerst traurig sind. Bei- nicht heraus. Gerade unsere Armut gebietet uns höchste Annahe die Hälfte, und svar 218 Fabriken und Werte, entfallen auf spannung aller produktiven räfte. Die Deutsche Waffenstilstandskommission teilt mit: Nach einer bie metallurgische, 40 bis 60 auf die chemische, die Papier- und MTs uns die Gefahr der Arbeitslosigkeit deuflich wurde, Mitteilung des Oberkommandos der Alliierten ist der Handels- Lebensmittelindustrie, auf die übrigen Industriezweige je 20 und war der nächste Gedanke, rbeitslojemun Perberkehr zwischen Holland und ben befesten weniger Unternehmen. Die fogialisierten Unternehmungen bringen stigung in großem Umfange bereit zu halten. Wird es Rheinlanden unter Vorbehalt der Anwendung des Bolltarifs dem Staate nur Berluste. Während der ersten brei Monate bes aber möglich fein, die Hoffnungen darauf für längere Reit frei. Die deutsch- holländische. Grenze ist offen. Die belgischen Be- Jahres 1918, als erst verhältnismäßig wenig Fabriten sozialisiert zu erfüllen, werden wir in ber Bane fein, über eine größere hörden werden jedoch eine Aufsicht über diesen Verkehr ausüben, waren, batte ber Staat bereits über 480 Millionen Rubel für diese Beitspanne hintveg täglich viele Millionen Mark gur Linde um sich dadurch die genauefte Renntnis der nach beiben Richtungen sozialisierten Unternehmen aufgewandt; gegenwärtig beträgt bie rung dieser Not auszugeben? Das ist gang unmöglich! bin erfolgenden Sendungen zu verschaffen und später alle awed- Summe der zu diesem Zwe daufgewandten Darlehen des Staates Diefer Weg müßte uns unrettbar der völligen und nicht michr mäßigen Maßnahmen vorzuschlagen. nach vorsichtiger Schäßung einige Milliarden, an Stelle des Sogia- gut zu machenden Erschöpfung entgegenführen. Geld Fann lismus haben wir jetzt ein Irrenhaus. Hunderttausende von Are nichts anderes als der Ausdruck von Wert sein. In der beitern werden auf Kosten des Staates ausgehalten. Die Unter- Form von Geldunterstüßungen fun wir also nichts, als täg nehmen bringen nicht nur feinerlei Getrag, sondern verlangen fich neue große Gütermengen hinzugeben. Soben wir aber foloffale Auszahlungen. folche Gütermengen? Wird bei dem fchlechten Stand unserer