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nAustsk?llen PrMrkkion itnä mit ötrt geringen Arbeits» fräften, die darin zurzeit tatig sein können, es möglich sein, so viel an neuen Werten fortlaufend zu erzeugen, als für die arbeitslosen Massen und für das Volk benötigt werden? Daran ist nicht zu denken. Wir zehren den letzten Rest unser« Kraft auf, wenn wir nicht in die Lage versent wer- den, die Hände der Arbeitslosen zu neuer Poduktion zu benutzen. Die Not zwingt uns. mit aller Dringlichkeit zu betonen, daß Arbeit neu bereitgestellt werden muß und daß jeder Arbeits» lose v e r h f l i ch t e t wird, Arbeit,.die er nach seinen persönlichen Verhältnissen zu leisten imstande ist, anzunehmen. Wir sind nicht in der Lage, auf dem Kulturboden, der uns gegenwärtig in Teutschland zur Verfügung steht, die not- wendige Brot- und Viehmengs zu erzeugen, die wir für unser Volk brauchen. Auch unsere Vorräte, die uns lange Zeit einen Zuschuß gestatteten, sind aufgebraucht. Wir müssen darum vom Auslande Lebensmittel haben. Man wird unS dazu zunächst einen Kredit gewähren. Gut. Das kann natürlich nur für eine beschränkte Zeit gelten. Danach wird man von uns di» Leistung von Gegenwerten fordern, d. h. überschüssige industrielle Pro- dukte. Wir müssen in ehr erzeugen, als unsere Bevölkerung an Industrievrodukten nötig hat. Wir können aber diesen Ueber- schuß nicht leisten, wenn die Hemmungen für unsere industrielle Entwicklung weiter bestehen bleiben. Die Unfähigkeit, unsere Industrie wieder in ihr früheres Verhältnis zum Weltmärkte zu bringen, zwingt zu einer anderen Verteilung der Arbeitskräfte, zwingt uns, unsere eigenen Kraftquellen für die Volksernährung zu er- weitern und den Ausfall an ausländischen Nahrungsmitteln die mit dem Ausfall unserer industriellen Produktion verbunden ist, durch Stärkung der eigenen landwirtschaftlichen Erzeugung auszugleichen. Deutschland hat Millionen von Hektar Moor- boden , der aufgeschlossen und durch seine jungfräuliche Kraft sofort ohne auf künstlichen Dünger zu warten Fruchtland werden kann. Vor dern Kriege waren wir stolz darauf, die Auswanderer- ziffern infolge der starken Entwicklung unserer Industrie auf ein Min'mum herabgedrückt zu haben. Künftig droht uns erneut der Zwang, Weavolle produktive Kräfte unseres Volkes als Auswanderer in eine ferne Ungewißheit ziehen lassen zu müssen. Dieses Elend wollen wir vermeiden; wir wollen soweit als möglich neue Existenzmöglichkeiten in unserem eigenen Lande schaffen, und wenn das eben in der Industrie nicht geht, dann in der Landwirtschaft. Die katastrophale Entwicklung der Arbeitslosigkeit zwingt uns. aber noch zu anderen Maßnahmen. Das Mißverhältnis, daß zurze-t vielfach mehr offene»Mtsstellen angeboten werden als sich Arbeitslustige finden, liegt offenbar darin begründet, daß das lange unregelmäßige Kriegsleben einen erheblichen Teil sonst arbeitsgeivohntec und arbeitslustige« Menschen bis zu einem gewissen« Grade geregelter Arbeit entfremdet hat. Diese Er- scheinung muß beseitigt werden. Und es wird leider nicht zu umgehen sein, die Gewährung von Arbeitslosenunterstützung davon abhängig zu machen, daß nachgewiesene Arbeit aus ganz bestimmten zwingenden persönlichen oder sozialen Gründen nicht angenommen werden kann. Wir müssen auf diesem Wege zu einer gewissen Verpflichtung kommen, Arbeit anzunehmen, auch wenn diese ungünstig gelegen ist. Wenn das deutsche Volk aus der Not herauskommen will, die es bedrückt, wenn insbesondere die Arbeiter, die am schlimm- sten darunter zu leiden haben, von ihr befreit werden sollen, so muß mit aller Entschiedenheit gefordert werden, an Stelle der Arbeitslosenunterstützung den Lohn für A r b e i t zu setzen, und den weiteren Verbrauch von Werten, ohne daß neue Werte er- zeugt werden, zu vermeüeu. Tie Arbeit r: iüe Quelle de? Wohlstandes, ohne Arbeit kann nichts geschaffen werden, was zum Leben nötig ist, und ohne neue intensivste und produktivste Arbeit ist ein Aufftieg Deutschlands undenkbar.________ Noch ein selbständiges Natiönchen. Der Notionalrat der Lau- sitzer Wenden in Bautzen «ließ eine Proklamaiio-n, in der die An- ecfcwnurig der Lausitzer Wenden als einer Sonternntion im Sinne des Wilsonschen Frieden SprogrammS mit dem Beifügen gefordert wird, daß sich die Friedenskonferenz, an welche der Nationakdat cti dieser Angelegenheit herantreten werde, damit beschästigen möge.

Der Oergarbekterstreik im Wachsen. Qpfertod des Bergrats Jokifzh Ausdehnung deö rheinischen Streiks auf das linke Ufer Zusammen- ftoy mit belgischem Militär. Aus Kattowitz wird gemeldet: Bergrat Jokisz ist freiwillig ans dem Leben gegongen. Er hat diesen Schritt in folgendem Schriftstück begründet: An die oberschlesischen Berg- und Hüttenleute! Nachdem wir unS vergeblich bemüht haben. Euch durch Worte zu belehren, habe ich mich entschlossen, durch eine Tat zu versuchen. Ich will sterben, um Euch zu beweisen, dah die Sorgen, die Ihr über unser beneidetet Dasein verhängt, schlimmer sind als der Tod. Wohlgemerkt also: Ich opfere mein Leven, üm Euch darüber zu belehren, daß Ihr Unmögliches fordert. Die Lehren, die ich Euch aus dem Grabe zurufe, lauten: Miß- handelt und vertreibt Eure Beamten nicht. Ihr braucht sie und findet leine anderen, die bereit sein werden, mit Wahn­sinnigen zu arbeiten. Ihr braucht sie, weil Ihr den Betrieb ohne Leiter nickt führen könnt. Fehle» die Leiter, dann erliegt der Betrieb und Ihr müßt ver- hungern. Mit Euch Cure Frauen, Eure Kinder und Hundert- tausend? unschuldiger Bürger. Die eindringliche Mahnung, die ich an Euch richte, ruft Euch zu eifriger Arbeit. Nur. wenn Ihr mehr arbeitet als vor dem Krieg und Eure Ansprüche bescheidener werden, könnt Ihr auf Zufluß von Lebens- Mitteln und auf erträgliche Preise rechnen. Da ich für Euch in den Tod gegangen bin. schützt meine Frau und meine lieben Kinder und helfet ihnen, wenn sie durch Eure Torheit in Not geraten. Borsigwerk, 1. Januar Illlü. Jokifzh. Niemand wird der Tat eines Mannes, der freiwillig aus dem Leben geschieden ist, um andere von der Verfehltheit ihres Handelns zu überzeugen, die Achtung versagen. Esien, 4. Januar lölö.(Eig. Drahtbericht desVorwärts".) Der Berga rbeikrstreik griff auf die Zechen Osterfeld und Jakobi bei Osterfeld über, wo die Hamborner Bergleute die Arbeitsnieder- legung erzwangen, im Dorstener Bezirk bei Zeche Baldur. Aus Duisburg wird gemeldet: Die Streikbewegung unter den Bergarbeitern hat jetzt auf dts linksrheinischen Zechen übergegriffen, auf denen ein Teck der Belegschaften aus- ständig geworben ist. Bisher sind die Zechen Diergowt und Me- wissen in Mickeidsnschast gezogen. Die Belegschaft von Rhein- Preußen lehnte den Anschluß an den Streik ab. Als auf der Zeche Mewissen eine Anzahl Streikender der Aufforderung der b e l g i- schen Sicherheitswache zum Auseinandergehen keine Folge leistete, machte diese von der Waffe Gebrauch, wobei ein Streikender verletzt wurde. Die Lebensmitte?lieferungen für Deutsch - öfterreich. Die Veratunqen haben begonnen. Wien , S. Januar. Die MitgliederderJnteralliier- ten Lebensmittelkonferenz machten heute einen Besuch im Staatsamt fuP äußere Angelegenheiten, wobei sie ein« Be- sprechung mit Staatssekretär Bauer hatten. Der Staatssekretär schilderte ihnen die Ursachen und Wirkungen der Lebensmittel- und Kohlennot. Er betonte insbesondere, daß naturgemäß die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung in engem Zusammen- hang mit der Lebensmittel- und Kohlenfrage stünde. Dann be- gaben sich di« Mitglieder der Lebensmittelkommission in das StaatSamt für Volksernährung, wo Staatssekretär L o e w e n- feld-Ruß eine eingehende Schilderung der derzeitigen Ernäh- rungslaye DoutschösterreichS gab. Der den, Empfang beiwoh- nende Staatssekretär für öffentliche Arbeiten, Zerdik. unter- richtete die Äommisswn über die gegenwärtige Kohlennot. Nach- mittags erschienen Mitglieder der Kommission im Rathaus«, wo sie von dem Bürgermeister und dem Staatssekretär d«z Ernäh- rungsamt«? empfangen wurden. Die verschiedenen Fachreferentcn der Gemeindeverwaltung goiten ebenfalls eingehende Berichte über die LebenSmittellage und erörterten die Möglichkeiten einer Ver- sorgung in den nächsten Monaten. Wien.(Eig. Drahtbericht desVorwärts".) Hier ist a b e r- mals eine aus italienischen, amerikanischen und französischen Offizieren bestehende Ententekommission zur Rege- l u n g der Ernährungsfrage eingetroffen. Sie besucht auch die Spitäler und einzele Wohnungen.

Die Erhöhung See /trbettslekftung. Als eines der wichtigsten Mittel zum wirtschaftlichen Neubau Deutschlands hat Dr. A u g u st Müller, der Staatssekretär deS Reichswirtschaftsamtes, die Erhöhung der Arbeitsleistung bezeichnet. Gegenwärtig vollzieht sich die Berufswahl in der Mehrzahl der Fälle in recht dilettantischer Weise, indem außer einer gewissen Neigung und Begabung allerlei zufälligen Rücksichten Einfluß darauf gewährt wird. Gelingt es aber, dkd Berufswahl so zu ordnen, daß jeder Mann und jede Frau möglichst an die Stelle und zu der Arbeit gelangen, wo sie ihre höchste Leistungsfähigkeit ent- wickeln können, so wäre eine sehr beträchtliche Steigerung der all- gemeinen Arbeitsleistung und eine viel ausgiebiger« und zweck- mähigere Ausnutzung der menschlichen Arbeitskraft zu erzielen. Dieser Kulturaufgabe haben sich nun die günstigsten Aussichten er- .öffnet, seitdem die angewandte Psychologie sich ihrer Untersuchung und Förderung systematisch angenommen hat. Die wissenschaftlichen Grundlagen dieser jungen Disziplin sind be- kanntlich von Deutschen geschaffen worden, aber um ihre praktische Anwendbarkeit haben sich besonders die Amerikaner Verdienste er- warben. Mit wenigen Worten läßt sich das Verfahren der an- gewandten Psychologie dahin beschreiben, daß sie durch Feststellung einer geivissen Anzahl von Proben(teets) die körperliche und geistig« LeistungSfähngkeit des Individuums und damit seine Eig- raung zu einer bestimmten Art von Arbeit festzustellen sucht. Die Bedeutung deS Verfahrens ist im Kriege in hellstes Licht getreten. In allen Heeren sind z. B. Flieger, Kraftwagensührer usw. auf vsiundi wissenschaftlich hergestellter Psychogramme ausgewählt wor- den; sehr reichlich haben besonder» die Amerikaner die angewandte Psychologie ausgenutzt, indem sie die Soldaten auf Eigenschaften wie Mut, Selbstbeherrschung, Festigkeit ihrer Gefühle usw. unter. suchten und daraus Regeln für ihre Ausbildung der Soldaten ge- wannen. Ein anderes Beispiel für den außerordentlichen Nutzen tf.r migeivandten Psychologie liefert eine Untersuchung, die in einer Fabrik angestellt wurde, wo Stahlkugeln erzeugt wurden. Dort waren 120 Frauen angestellt, um die Kugeln auf Uneben- heilen zu prüfen. Thompson unternahm eS, die Leistungsfähigkeit dieser Frauen wissenschaftlich zu untersuchen. Nach zwei Proben blieben 35 Frauen übrig, die als die Bestgeeigneten für diese Ar- beiten bezeichnet wurden. Es zeigte sich, daß diese 85 Frauen die- selbe Arbeitsleistung erzielten, wie vorher die 120, obgleich ihre Arbeitszeit um 2 Stunden täglich verkürzt wurde. Dabei stieg die Zuverlässigkeit der Prüfungen um 50 V. H. Sehr Wichbig ist das Eingreifen der angewandten Psychologie in die Regelung der Berufswahl, worauf Sigurd NaeSgaard

in einem Aufsatz inPolitken" hinweist. Dafür gibt es in den Vereinigten Staaten eigene Bureaus! Das älteste ist das Bureau für Berufsberatung, das Frank Parsern 1918 in Boston begründet hat. Anlaß dazu gab die Erfahrung, daß sich bei der dortigen Handelsschule weit mehr Schüler meldeten, al» aufgenommen wer- den konnten: auf diese Weise kam Parsons Bureau von Anfang an in Verbindung mit der Schulverwaltung. Diese ließ einige Lehrer psychologisch ausbilden. Darauf wurden die Schüler ver- schiedenen Proben unterworfen, und beim Verlassen der Schule erhielten sie Mitteilung über di« Berufe, zu denen sie sich nach Ausweis der Proben am besten eigneten. Solcher Bureaus für Berufsberatung auf Grundlage exakter, psychologischer Unter- suchungen gibt es in den Vereinigten Staaten bereits eine ganz« Anzahl. Auch an den Universitäten werden die eintretenden Stü- denten entsprechenden Proben unterworfen, die zur Bestimmung ihrer Auffassungsfähigkeit, ihrer speziellen Eignung, ihrer Mängel usw. dienen sollen. Nach B. T. Baldwin sind gegenwärtig 41 Mit- glieder der Amerikanischen Psychologischen Gesellschaft auf dem Gebiet der Untersuchung und Berufsberatung von Studenten tätig. Außerdem aber wirkt noch eine erhebliche Anzahl von anderen Psychologen auf diesem Gebiete. 'Auch in Deutschland ist man auf die Bedeutung der angewand- ten Psychologie aufmerksam geworden. Besonder? in jüngster Zeit ist auf diesem Gebiete viel geschehen. In Berlin und Hamburg sind Organisationen nach Art der amerikanischen Bureau? für Berufsberatung entweder schon gebildet oder im Entstehen; die Bewegung für die Erichtung von Schulen für besonders begabte Schüler und die zu diesem Zweck angestellten Proben gehören gleichfalls hierher. In Hamburg hat Kehr ein Prüfungsverfahren geschaffen, wonach man in kürzester Frist die Tüchtigkeit eines Bewerbers als Kutscher bestimmen kann, und man hat begonnen, die Auswahl von Kutschern aus dieser Grundlage durchzuführen. In Berlin und Stuttgart werden Buchdrucker auf Grund einfacher Proben ausgewählt. Allein es ist klar. daß�ieS nur erst Anfänge sind, und daß sich hier ein ganzes große? Gebiet fruchtbarster Zu- funftSaussichten öffnet. Wenn die Stärken und me Schwächen, die Leistungsfähigkeit und die Mängel jede» jungen Menschen untersucht und möglichst zuverlässig festgestellt werden und die Berufswahl nach diesen Ergebnissen gerichtet wird, so ist von vorn- herein anzunehmen, daß die Verteilung der Arbeitskräfte auf die einzelnen ArbeitSgättungen, körperliche wie geist ge. weit zweck- mähiger erfolgen wird. Tritt dazu dann eine fortgesetzte weitere Ueberprüsung der Leistungen der Arbeitskräfte, so darf eine ge- waltige Steigerung der nationalen Arbeitsleistung mit Recht er­wartet werden. Auch in sozialer Hinsicht würde diese Entwicklung sich als segensreich erweisen. Amerikanische Fabriken, die die

DemWon aller preußischen Minifter. Auch die preußischen mehrheitS sozialistischen Minister hcrb.n dem Zentralrat ihre Mandate zur Verfügung ge­stellt. Der Zentralrat wird sich über die Besetzung der preußischen Ministerien schlüssig werden, wenn die Berichte über die bisherige Amtsführung engelaufen sind. - Bekanntlich halten auch die mehrhcitssozialistischen Mitglieder der Reichsregierung: Eberl, Scheidemann und LandZberg, nach dem Ausscheiden der Unabhängigen ihre Aemter formell dem Zentralrat zur Verfügung gestellt.

RevolutionsmLrchen. Wie derLokal-Anzeiger" fein Publiknm unterhält. Das Blatt der dummen Kerle von Berlin , derLokal- anzeiger". bringt in seiner Morgenausgabc vom 4. d. M. einen Leitartikel über die angeblichen Schildbürgerstreichs eines A.- und S-Rats in einer deutschen Hansastadt. Da wird u. a. erzählt: In derselben Hansastadt kam ein« ziemlich aufgeregte Rats- abordnunz in die S e n a t S s i tz u ng. Als sie schlietzckch genagt wurden, was sie eigentlich wollten, antwortete einer:W i r wollen eine Republik ". Ein ehrwürdiger Senator mir weißem Haar und Bart sagte darauf entgegenkommend:Eine Republik haben w>r seit ewigen Zeiten, wir sind Republik aus alter Zeit, ehe überhaupt an die Revolution gedacht wurde." Und der alte Herr fragte weiter, waS noch gewünscht würde. Nach pein- licher Pause sagte einer der verdutzten Räte:Dann wollen wir noch'tie Republik..." Die Geschichte ist sehr niedlich, sie hat nur den kleinen Nachteil, schon 70 Jahre alt und schon damals nicht wahr ge- Wesen zu sein. Sie stammt aus dem Jahre l848 und betrifft angebliche Vorgänge in Lübeck . Seitdem ist sie unzäblige Male wiedererzählt worden, so z. B. in dem RomanDie Buddenbrooks " von Thomas Mann , der im Jahre 1901 er- schienen ist. In demselben Artikel wird erzählt, ein Arbeiter- rat habe im Kohlenkeller einer Gesellschaft nach demAktien- kapital" gesucht, das nach seiner Meinung unter den Köhlen verborgen sein sollte. Wenn der Leser desLokalanzeiger" solche Räuberpistolen liest, freut er sich natürlich daß es Menschen gibt, die noch dümmer sind als er und beschließt. dem erleuchteten Rat seines Leibblattes folgend, nur ja keinen Sozialdemokraten zu wählen!

Wohrheitsunterörücker an üie§ront. So lautet der Schlachtruf derDeutschnationalen Volksparte i". Alle Leute, die während des Krieges dazu beigetragen haben, dem deutschen Volke die Wahrhcit zu verhcim- lichen, ihnen Sand in die Augen zn streuen, es über seine wahre Lage hinwegzutäuschen und so der Katastrophe zuzuführen, werden in derDeuischnationalcn Bolkspartei" an führende Stellen berufen. Vorsitzender ist bekanntlich der ehemalige preußische Staats- minister H e r g t, der den schönen Satz von der amerikanischen Armee prägte:Sie kann nicht fliegen, sie kann ntchr schwimmen, sie kann nicht kommen." Jetzt ist. wie dieDemokratische Partei- korrespondenz" erfährt, zum Generalsekretär derTeutscknatio- nalen Volkspartai" Major v. O l be rg, der bekannte eheu.akiga Chef der Oberzensur stelle, gewählt holden. Herr v. Olberg hat. wie kaum ein anderer, zur Unterdrückung der Wahrheit über den Krieg beigetragen. Seiner Amtsführung ist es zum größten Teil zuzuschreiben, daß die Mehrheit des deutfcken Volkes bis zum Schluß nicht wußte, wie es um Deutschland st and. Die..Deutschnationale Volkspartei " hat freilich die Mitarbeit der Wahrheitsunterdrücker außerordentlich nötig. Denn in ihr sitzen ja die Leute, die bei Kriegsausbruch gejubelt haben: Wir haben diesen Krieg herbeigesehnt jetzt ist sie da, die heilig« Stunde!" Aber diese Tatsacke wird selbst der Oberzensnrhenler Olberg nicht aus der W.lt schaffen.

Der frühere Prinz August Wilhelm von Preußen ist in den Dienst der Benz-Automobilgesellschaft getreten. Leistungsfähigkeit ihrer Arbeiter durch Berufspsychologen wissen- schaftlich untersuchen lief:» und ihre Arbeiter danach auswählten, haben durchweg die Arbeitseit gewaltig vermindern, den Lohn bedeutend erhöhen können und doch dabei auch ihren Vorteil gefunden.

vke Kosten einer Revolution. In den meisten Fällen ist es nicht möglich zu sagen, was eine Revolution gekostet hat. In einem Falle sind wir aber ziemlich genau unterrichtet, und Mar betreffs der von büroerlicker Seit? schwer verlästerten' Pariser Kommune von 1871. Die Finanzen derselben wurden von dem Bürger Jourde geschickt und gewissen- Haft verwaltet. Die tägliche Ausgabe betrug etwa 890 900 Franken. Dieser Bedarf wurde gedeckt durch die Akzise, die Tabakregi«. die Stempelgebühren, die Zwangsanleihcn bei den Eisentahngesell- schaften und die Bank von Frankreich. Es fehlte zwar nicht an Mitgliedern der Kommune, die'die Bank von Frankreich berauben wollten, aber Jourde widersetzte sich dem Plane ganz energisch. Dagegen wurde die Bank tüchtig angezapft, und zuletzt mußte sie jeden Tag das benötigte Geld ausbezahlen. Uebri- gens waren die Bezüge der Beamten damals ziemlich mäßig. Am 2. April wurde die höchste Jahresbesoldung eines Gsmeindebeamten auf 6009 Franken festgesetzt. Di« Mitglieder der Kommune er- hielten ein Togyeld von 15 Franken. Ein Obergeneral tezog 16 Franken Taggeld, ein Rationalgardist 1,59 Franken und die Kost. Sckvn hieraus kann man ersehen daß die Kommunarden nickt in Baechanalien geschwelgt haben können, wie es ihnen vor- geworfen wurde. Spater hat Jourde vor dem KrieaSanicht in Versailles die gesamten Ausgaben der Kommune auf 53 Millionen angeschlagen.

NvtiHSN. Vortrage. In den Kammerspielen deS Deutschen Theater Nest Andreas Latzko , der Dichter deS bedeutenden Buche? gegen den KriegFriedensgericht", am Sonntag, den 12. Ja- nuar, mitkag.: 12 Ubr, aus eigenen Werken vor. D i e Deutsche Bühne", das amtliche Blatt des Deutschen Bühnnvereins, wird mit dem jetzt beginnenden 11. Jahr- gang ihren redaktionellen Teil erweitern. Nambasteste Persönlich- leiten de» Theaters und der Literatur haben ihre Mitarbeit zu- gesagt. Probenummern versendet der Verlag Oesterheld u. Co., Verlag Berlin W. 15. Das Sozialistengesetz auf der Bühne. Im Magdeburger Stadttheater findet am 5. Januar die Uraufführung der dreiaktigen TragödieDas Gesetz" von Konrad Terbin statt. Das Wer! ursprünglich von der Berliner Freien Volksbühne angenommen, aber von der Zensur verboten spielt in Berlin während der achtziger Jahre und schildert die Kämpke zwischen Polizei und Arbeiterschaft unter dem Druck des SoztwIistenKesetzeS.