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Extrablatt„ Borwärts*
Organ der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
Nummer 5
Sonnabend, den 11. Januar 1919
Massen heraus!
Sonntag Mittag 1 Uhr
große Massenversammlungen
1. Brunnenplats( an der pankstraße)
auf folgenden Plätzen:
5. Wittenbergplatz
2. Arnswalderplatz( an der Elbinger Straße) 3. Bohenzollernplatz( neukölln)
6. Stadtpark( an der Kaiferallee)
8. Kleiner Tiergarten( an der Ottostraße)
4. Sontane- promenade
Nummer 5
Arbeiter, Soldaten, Männer und Frauen fommt in Massen und zeigt, daß 3hr nicht gefonnen seid, die Revolution durch volksfeindliche Minderheiten gefährden zu lassen.
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Demonstriert
für demokratische Freiheit für planmäßigen Sozialismus für proletarische Einigkeit
Genossen!
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Die Spartakusleute haben sich den Kopf eingerannt an ber Mauer der sozialdemokratischen Arbeiterschaft Berlins . Wie ein Mann hat diese sich gegen die Blutherrschaft der Benigen empört, die ihr den Borwarts" geraubt, die Bahnhöfe und Proviantämter besezt haben, um durch Unterbindung der Ernährung das Chaos herbeizuführen und die feit Sonntag Abend in einer durchaus frieblichen Stadt Maschinengewehre und Handgranaten als Mittel des politi. fchen Rampjes eingeführt haben. Niemand dachte daran, gegen bie eigenen Brüder an die Waffen zu appellieren, nur fiel
Jest merken fie, daß sie nicht durchlommen. Der Ruf der Regierung an die wahrhaft sozialdemokratischen Maffen hat viele Taufende in die Werbebüros der Mehrheitspartei geführt. Die Blätter lügen, welche behaupten, bie Regierung rufe Offiziere, stellenlose Bürgerföhnchen nb bie Kriegsbeßer der bürgerlichen Presse" zu hrer Sinterftüpung. Der flaffenbewußte Arbeiter, der Parteigenoffe ift es, ber ben Stampf gegen die Vergewaltigung aufgenommen hat, um ihr ein für allemal ein Ende zu machen. Spartafus ficht fein blutiges Spiel verloren. Schon hat er mach Moslau telegraphiert, ber Rampf müffe möglichst bald abgebrochen werden, die Berliner Arbeiterschaft sei noch nicht reif für die Diftatur des Protetariats. Das heißt: Die Berliner Arbeiterschaft weist Terror und Bürgerkrieg mit Entrüstung von sich!
Nun erhebt sich der Schrei nach Einigung".
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Genoffen!
Die Regierung hat tagelang verhandelt, um diese Einimg zu erzielen, um jedes Blutvergießen zu vermeiden. abrendbeffen hat Spartakus die Regierung und seine Freunde, die Unabhängigen, beschimpft und berhöhnt und e fich jegliche Berhandlung abgelehnt. Rur eine Bebingung hat die Regierung und der Bentral.at als felbstverständliche Boraussetzung für die Verhandlunger. geftellt:
Bieberherstellung ber Bressefreiheit! Unb bazu haben sich die Stäuber der Berliner Zeitungs Betriebe nicht verstehen wollen, zu der Erfüllung jener einfachsten Ferberung jeder Demokratie.
Gestern haben Arbeiter ber A. G. 6. und der Schwarztopf- Werle bie Forderung als berechtigt anerkannt und erklärt, baß sie, die teils der 6. B. D., teils der 1. 6. B.D., teils ber.. angehören, sich für ihre Erfüllung einfegen wollten, um die Einigung zu ermöglichen. Das war gestern abend. Bis heute nachmittag haben sie nichts pon fich hören laffen, ob ihr Bermittlungsvorid, lag bei den Andern Barteien auf ebensoviel Bereitwiligkeit gestoßen ist, Die bei Regierung und Bentralrat.
Genoffen!
If der Schrei nach Einigung" echt?
Dürfen wir, dürft Ihr an feine Wahrhaftigkeit glauben? Wie ftimmt zu ihm ber Aufruf zum General
Der Propagandnatsschu der Sozialdemokratischen Partei( S. V. D.).
streit, der von den revolutionären Obleuten, dem Ber liner Bentralborstand der U. 6. B. und vom Spartakus bund unterzeichnet ist?
Rönnen wir glauben, daß die mit une sich einigen wollen, die uns in diesem Aufruf Verräter des Proletariats, elende Handlanger der fapitalistischen Blutsaager, die Berförperung der Gegenrevolution" nennen? Die schamlos genug find, zu behaupten:„ die vom ünteil des Boltes gerichteten Mörder geben das verruchte Spiel nicht auf. Sie gehören ins 3uchthaus, aufs Schaffott! Ihr Gajarenwahnsinn lechat nach neuem Blur". Die ihre Unhänger aufrufen: Heraus aus den Betrieben! Auf zum Generalstreik! Auf zu den Waffen! Herans auf die Straße zum legten Kampf, zum Sieg!" Jst dus die Sprache der Einigung, die Sprache von Leuten, die ve handeln wollen, die zum Frieden tommen möchten?
Nein, es ist wieder der Schrei nach Bürgerkrieg! Der Spartatus geist ist es, der vor Mord und Räuberei nicht zurüdschredt, der wieder zu den arbeiterblutbefleckten Waffen ruft, der Euren Vertrauensmännern in der Regierung mit Galgen und Schaffott droht, der auf den Trümmern unseres ganzen Landes und Volkes den„ Sieg" erfämpfen will, das heißt:
die Herrschaft von Totschlägern und Plunderern! heitsapostel heißt: Weg mit Ebert- Scheidemann! Genossen! Die neue Forderung der falschen Ein
Kennt Ihr diese alte perlogene Parole nicht wieber? Jst das nicht der alte wütende Kampfruf der Spartatusse? Saben sie sich nicht wochenlang heiser geschrieen gegen diese Eure Genossen? Und jetzt fommen sie, um unter dem Dedmantel der Einigung den alten Rachewunsch durchzuseßen. Glaubt ihnen nicht! Sie wollen erst die Führer der Partei beseitigen, um mit der Partei dann um so leichter fertig zu
werden.
Genossen!
Wir, Eure Genossen in der Regierung, erflären feier. lich: Wir sind fein Hindernis für die Regierung! Im Gegenteil!
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Wir die sechs Wochen den Unabhängigen die Hälfte der Regierung eingeräumt hatten, trotzdem sie ihrer Stärke nach auf fein Drittel Anspruch hatten, wir die mit den Aufrührern in Berlin berhandelt haben, trotzdem diese mit bewaffneter Hand öffentliche und private Gebäude beraubt hatten, wir stehen zu jeder Verhandlung bereit, die ehr lich geführt, eine Einigung aller sozialistischen Parteien lich geführt, eine Einigung aller sozialistischen Parteien erzielen fann.
Aber wir sind auf der Hut! Und Jhr, seid wachsam wie wir!
Denft immer daran! Bei allen Festgenommenen, die an der Beseßung der Reichsdruckerei und der anderen Behörden beteiligt waren, ist durch Mitgliedsbuch ihre Zugehörigkeit zur U. S. P. D. nachgewiesen worden.
Und dennoch haben sich die Unabhängigen als unparteiische Vermittler angeboten.
Die Arbeiter der A. E. G. und von Schwarzkopff haben auch im Namen der Genoffen der U. S. P. D. und der R. P. gesprochen. Und dennoch haben diese zwei Parteien
zum Generalstreit aufgefordert mit den Worten: Beigt den Schurfen Eure Macht! Bewaffnet Euch! Gebraucht die Waffen gegen Eure Zod. feinde, die Ebert- Scheidemann"
Ist das Ehrlichkeit? Ist das proletarische Rampfes weise? Ist da Vertrauen am Play? Entscheidet selbst!
Wir wollen die Ginigung der Arbeiterflaffe! Aber ehrlich, ohne Hinterhalt, ohne Waffen! Helft uns das durch ſepen! Wir können Frieden und Sozialismus nur schaffen, wenn wir sind und bleiben:
Eure Vertrauensmänner! Berlin , den 10. Januar 1919. Die Reichsregierung: Ebert. Scheidemann . Landsberg . Noste. Wissell.
dulden keinen Terror!
Das„ Echo" befreit, Dr. Laufenberg verhaftet! Hamburg , den 10. Januar. ( Eigener Drahtbericht be Extrablatt ,, Vorwärts".)
Die Hamburger Sicherheitsmannschaften zogen hente vou einer Versammlung, in der die gestrigen Vorgänge besprochen wurden, mit ihren Waffen vor das Rathaus. Dort befanden fich schon ungeheure Arbeitermalsen, bie gegen Dr. Laufenberg und den Arbeiter und Solba. tenrat stürmisch demonstrierten. Die Sicherheit mannschaften brangen darauf ein. Im ersten Stod wurde Lem fenberg in seinem Arbeitszimmer von den Sicherheitsmannschaf ten ergriffen. Man schleppte Laufenberg auf den Ballon, m ihn zu zwingen, dem Volke eine Erklärung abzugeben. Als bie Maffen ihn jedoch erkannten, brachen sie in so wilde Stufe ber Empörung aus, daß er nicht Gehör finden konnte. Er wurbe is das Rathaus zurüdgeführt. Dort sollte er sofort vom Siebener. ausschuß des Obersten Soldatenrats abgeurteilt werden. Das wurde aber berhindert. Man einigte sich schließlich dahin, Law. fenberg sich verteibigen zu laffen. Er hielt eine längere Rebe, in ber er von ben von ihm geschriebenen Bücher et zählte und anseinanderseßte, er sei gegen alle Gewaltakie uub jeben Terror, er fei fein Sparta fit, fondern ein Sozial bemokrat und sei stets für sozialdemokratische Aufgaben eingetre tex. Man ließ ihn jedoch nicht zu Ende sprechen, sondern padte ihn wieder und wollte ihn lynchen. Nur mit großer Mühe gelang es Genossen Lampl, die Sicherheitsmannschaften baben abzuhal ten. Die Sicherheitsmannschaften beruhigten sich bann und führe ten Laufenberg unter dem Versprechen, ihn nicht antaften u wollen, ab. Um nicht in die Hände der vor dem Rathaus have renben empörten Menge zu fallen, wurde er durch einen Hinter ansgang abgeführt und in einem Auto in sicherem Gewahrjan gebracht. Ein ordentliches Gericht soll bemnih bes seine Schuld aburteilen.
Das, Hamburger Echo" erscheint Gazzebes wie gewöhnlich.