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Spartakus will den Entscheidungskampf

Nuzlose Verhandlungen.

Die Vertreter der Arbeiterschaft der A. E. G. und der Schwarklopffwerke, denen sich eine Reihe anderer Berliner  Großbetriebe angeschlossen haben, sind Freitag vormittag im Humboldhain mit Mandaten zur Fortführung der Verhand Inngen betraut worden. Sie erschienen um 2 Uhr zu Be­sprechungen mit der Reichsregierung und dem Vorstand der So­zialdemokratischen Partei Groß- Berlins, Es wurde ihnen, ebenso wie tags zuvor vom Zentralrat erklärt, daß man sofort nach Wiederherstellung der Breßfreiheit zu Verhandlungen bereit fei. Die Forderung, den neuen Berliner   Polizeipräsidenten im Einverständnis mit der 1. S. P. zu ernennen, sei eine Ange­legenheit Preußens. dem die Besetzung des Postens zustehe, die Reichsregierung fönne fich da nicht einmischen. Die Depu tation billigte den Standpunkt bezüglich der Räumung des Vorwärts und versprach, in diesem Einne auf die in Betracht kommenden Parteiorganisationen ein­gumiren.

Bie gering diefe ihre Einwirtungsmöglichkeit ist, zeigte sich schon eine Stunde später, als eine Deputation der Besazung ber Vorwärts gebäudes bei der Regierung erschien. Sie berweigerte die Räumung des Vorwärts tund weg!

Der gute Wille der Berliner   Arbeiterschaft und der Reichs­regierung scheint also an der verbrecherischen Hartnäckigkeit der Einbrecher zu scheitern!

Wie die P P. N. erfahren, beträgt die spartakistische Be­fagung des Vorwärtsgebäudes drei Rompagnien zu je 80 Mann.

Der Reichsregierung ist folgende

zugegangen:

Rundgebung

" Die Funktionáre, Arbeiterräte und Betriebsvertrauens­leute der Sozialdemokratischen Partei Groß­Berlins verlangen von der Regierung, daß sie auf feine Verhandlungen eingcht, ehe nicht die böl­lige Preßfreiheit hergestellt und der Vor­wärts" freigegeben ist. Wir erwarten von der Regierung, daß sie alle ihr zur Verfügung stehenden Machtmittel ein­sept, falls der Vorwärts" nicht bis heute, den 10. Januar 1919 abende, geräumt ist und daß sie sich in der Durchfüh­rung dieser Maßnahmen durch feine Verhandlungen stören läßt."

"

Diese Entschließung wurde mit 500 gegen 6 Stimmen angentmmen.

Der 5. Kampftag.

Berlin   steht noch immer unter dem Zeichen des Terrors. Roch immer ist die große Beängstigung von unserer Bevölkerung nicht gewichen, die die Schreckensherrschaft der spartatistischen Gewalttaren über die Stadt gebracht hat. Noch immer knallen Tag und Nacht Gewehrschüsse und Granaten und fordern ihre Opfer.

Empörend ist es besonders, daß die sparialistischen Mord­buben wahllos ihr Feuer auf alles richten, was sich augenblic­lich vor ihnen befindet. Wiederholt haben sie ohne vorherige Warnung auf völlig friedliche Paisanten und auch auf Frauen das Feuer eröffnet. Eine ganze Anzahl von Frauen sind ihrem Blutdurst zum Opfer gefallen. Selbst das Zeichen des roten Kreuzes ist vor diesen Verbrechern nicht sicher.

Noch ist die Entscheidung nicht gefallen, aber sie fommt. Seib ruhig Einwohner und wartet mit Geduld. Binnen furzem wird Berlin   von diesen Bluthunden befreit sein! Haltet eure Kritik, die zu ungestümen Draufgehen for­dert, zurück. Die Regierung hat ihre wohlerwogenen und ernsten Gründe für ihre scheinbare Zurüdhaltung. Hab: die Zuversicht, daß das nicht Schwäche ist. Der entscheidende Schlag ist in Bor­bereitung und er ist so vorbereitet, daß er rasch und voll­ständig gelingt

Mehr als 200 Tote sind in den Straßen Berlins   gefallen und das Blut von Hunderten von Verwundeten schreit die Schuld der

Sozialdemokratische Maffenversammlungen!

20 öffentliche Versammlungen Sonntag, den 12. Jannar  , mittags 12 Uhr in folgenden Sälen:

Pharnssäle, Müllerstraße 142. Büttners Festfäle, Schwedter Straße 25. Lichtspielhaus, Schönhauser Allee 130. Böhmisches Brauhaus, Landsberger Allee   12. Prachtfäle des Ostens, Frankfurter Allee 48. Schwarzer Adler, Frankfurter Allee 99. Concordia- Festfäle, Andreasstraße 64. Neue Philharmonie, Köpenicker Straße 96. Wilkes festfäle, Sebastianstraße 39.

Depeschenwechsel München  - Berlin  . Deutscher Hof, Eucauer Straße 15.

Der bayerische   Ministerpräsident Kurt Eisner   hat an bie Reichsregierung telegraphiert:" Mi wachsendem Entsezen berfolgen wir den mörderischen Bürgerkrieg in Berlin  , Das muß ein Ende haben, wenn nicht ganz Deutschland   zu Grunde gehen soll. Das Beispiel Berlins   wirkt überallhin zer­rüttend und erzeugt eine Massenepidemie des Wahn­[ inn 8. Eine vom Vertrauen des Voltes getragene Regierung, bie alle Richtungen des Sozialismus zusammenfaßt und entschlof Jen ist. auf dem Boden der Revolution die Demokratie und den Sozialismus bis zum Siege durchzuführen scheint die einzige Rettung. Ueberall im Süden steigt der Zorn des Boltes gegen Berlin  , während zugleich dunkle Elemente auch hier zum Bruderkrieg treiben."

Die Antwort lautete:" Die Reichsregierung teilt das Ent­Leßen über den Bruderkrieg in Berlin  . Ihre dauernde Ver­bandlungsbereitschaft hat sie erst wieder gegenüber ben Arbeitern der A. E. G. und der Schwarzfopfffchen Werte bewiesen. Die Antwort darauf bittet sie in dem von den Berliner   Revolutionären Obleuten", dem Berliner   Zentral­berband der U. S. P. und der Kommunistischen Partei( Sparta­tusbund) erlassenen Aufruf zum Generalstreik und zu mörderi­schem Aufruhr und blutigem Straßenfampf nachzulesen. Auch die Reichsregierung will mit allen wahrhaften Sozialisten für Sozialisierung und Demokratie arbeiten, aber nicht zu­fammen mit Parteien, welche die Dittatur einer berschwindenden Minderheit anstreben, die Preßfreiheit anterbrüden und die Wahlen zur Nationalber­jammlung gewaltsam verhindern wollen. Sie weiß, daß sie ganz Deutschland   hinter sich hat, wenn fie in aller Entschiedenheit diesem verbrecherischen Treiben ent­gegentritt, daß unser Wirtschaftsleben in seiner Tiefe zerstört und das Volk dem Verhungern entgegentreibt. Die Berliner  Arbeiterfdjaft verlangt es in ihrer übergroßen Mehrheit mit allem Nachorud." Die Reichsregierung. Ebert, Scheidemann  . Landsberg  .

Einigkeit!

Noske  . Wissell.

Jm Humboldthain haben gestern große Maffen von Arbei­tern für die Einigkeit demonstriert. Zu gleicher Zeit schrieb Spartafrs- Vorwärts", Ebert und Scheidemann   gehörten aufs Schaffott und die Rote Fahne", Einigung mit den Schide­männern und den Halb- Sozialisten" Haasescher Prägung sei nicht möglich.

"

Richtig! Zwischen Gegnern der Sozialdemokratie und ihren Anhängern ist eine Einigung nicht möglich. Wer die Presse­freiheit unterdrüdt, dem Boll die Ausübung seines Wahlrechts berbieten will, von dem rüden wir voll Abscheu weit ab.

J. bem Bug jah man Tafeln: Einigkeit und kein Blutvergießen!" Schr schön, aber um dem Blut­bergießen ein Ende zu machen, dazu bedarf es not lange nicht der Einigkeit, höchstens der Einigung auf den Grundsaß, daß Beiner nehmen darf, was ihm nicht gehört. Blut wird nur ver­goffen, weil Gewalttäter die Freiheit angreifen und uns als Republikaner, Demofraten, Sozialisten zwingen, sie zu schüßen. Die spartatistischen Annegionsfanatifer brauchen nur auf ge­waltsame Eroberungen zu verzichten und das gleiche Recht aller au respektieren, dann hört das Blutvergießen von selbst auf.

Spandau   zurückerobert!

Wie Lie P. P. N. melden, ist Spandau   am Freitag von vier regierungstreuen Regimentern genommen worden. In ihren Händen befinden sich das Rathaus, die Artilleriewerkstätten Nord und Süd und die Bulterfabrik. Im Kampf wurden zwei Evartafiften tödlich verwundet,

Theater am Kottbuser Tor  , Kottbufer Straße 6. Vereinsbrauerei Kind!- Ausschant, Neukölln, Her­mannstraße 215.

Union- Brauerei Schultheiß- Ausschank, haide 22/31.

Hasen­

Weinhans Rheingold, Bellevuestraße 19. Mozart- Lichtspiele, Nollendorfplah 5. Prachtsäle des Westens, Spichernstraße 3. Goethe- Gymnasium, Wilmersdorf  , Westfälische, Ede Münsterschestraße.

Dolkshaus Charlottenburg, Rosinenstraße 4. Stadtheater Moabit  , Alt- Moabit 47/48. Pazenhofer Brauerei- Ausschant, Turmstraße 25/26. Thema:

Um die freibeit!

Redner:

Die Volksbeauftragten Ebert, Scheidemann  , Landsberg  , Noske, Wissel, ferner Bartels, Cunow, Dittmer, Rich. Fischer, Frank, Fröhlich, Heilmann, Heimann, Heller, Hübner, Kohn, Krüger, Lüdemann, Macholz, Mattern, Mirus, Pfannkuch, Poetsch, Rickelt, Zitter, Rob. Schmidt, Hch. Schulz, Hedw  . Wachenheim  .

Der Propagandaausschuß.

Mörderbande zum Himmel. Unter den Toten und Verwundeten find verhältnismäßig wenig Berluste der Regie. rungstruppen. Von den Spartafiften hat eine außer­ordentlich große Anzahl ihr verbrecherisches Wirken mit dem Leben bezahlen müssen.

Das Berliner   Straßenbild.

B. S. Der Schwerpunkt der heftigen Kämpfe, die in den lehten Tagen Berlin   durchtobt, hat sich von der Wilhelmstraße

nach dem Zeitungsviertel zu verschoben, wo der Kampf um die und den Linden mehr nach den Außenbezirken, vor allem aber beseßten Zeitungen außerordentlich heftig geworden war. Eros nach dem Zeitungsviertel zu verschoben, wo der Kampf um die erheblicher Anstrengungen ist es am Freitag nicht gelungen, das Berliner Tageblatt, um das vom Vormittag bis in die späte Nacht gestritten wurde, wieder zu nehmen. Das Verlagshaus Mosse   gleicht einer belagerten Festung, die durch ihre dominie­rende Lage kaum im Sturm zu nehmen ist. Um größere Opfer an Menschenleben zu vermeiden, die Regierungstruppen ha­ben am gestrigen Donnerstag 11 Mann verloren beschloß man, die dort sich verteidigenden Spartatiften auszu­räuchern. Vom Dönhoffplay sandte ein fleines Feldgeschüt bis nach Mitternacht Gaßgranaten gegen das Berliner Tage­blatt, die freilich eine starte Wirkung gehabt haben, die aber bisher die sich hartnädig wehrende Verteidigung nicht außer Ge­fecht zu sehen imstande waren.

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Raubzüge der Spartalisten. Einbrüche ber Spartakusleute.

Von den Vorwärtsspartatiften ist man ja allerhand gewöhnt. Darum sind auch räuberische Einbrüche von ihnen nvr natür­lich. Sie gehen, ihrer Vergangenheit und dem verbrecherischen Charakter ihrer Bewegung zufolge, mit Räubereien vor. In der Nacht zum Freitag drangen fie gewaltsam in das Butter­und Delikatessengeschäft von Sandner in der Friedrichstraße 250 ein und schleppten alles, was sie an Lebensmitteln ocrfanden. weg. Ihnen fielen für etwa 10 000 Mart Waren in die Sände.

Sklaven des Kapitals.

Die Tatsache, daß sich bürgerliche Elemente mit der foztal­bemokratischen Arbeiterschaft in ter Gegnerschaft gegen den antideutschen Terror vereinigen, gibt den Sparta­riften willkommene Gelegenheit, die Sache so zu verdrehen, als hätte die Sozialdemokratie mit dem Bürgertum oder gar mit Sem Rapital gegen das Proletariat" gemeinsame Sache ge macht. Bedürfen solche lächerliche Verleumdungen noch ber Wiberlegung? Spartatus ist alles eher als das Proletariat". Wenn einzelne Proletorier die Grundsätze der Demokratie ver raten und sich daburch in Gegensag stellten zu den Sozialdemo haten und sogar der demokratisch denkenben bürgerlichen Ele­mente, so ist das eine Schande für sie und nicht für die So zialdemokraten. Der Sozialdemokratie fällt es nicht ein, wegen Dieser augenblidlichen Gruppierung, die durch das verräte­rische Treiben der Spartatiften verschuldet ist, etwas von ihren fozialistischen Grundsäßen und Zielen aufzu geben. Wenn bürgerliche und kapitalistische Elemente glauben follten, fie fonnten durch geschickte Ausnutzung des Spartatiften­treibens die Sozialdemokratie von ihrem geraden Weg ab bringen, so würden sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben Ueber blödsinnige Schlagworte, wie wir Sklaven des Rapitals" geworden, geht der benkende Arbeiter zur Tages­ordnung über.

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eine russische Gefängnisstatislik.

Jm Petersburger Krefti"-Gefängnis, einer der entse­lichsten Bastillen Tropfis, find jest laut einer Statistit des Daily Chronicle" 1811 Personen untergebracht. Davon find:

Bürgerliche Bauern Arbeiter

780

211

820

Der Parteistellung nach verteilen sich diese Gefangenen, die fämtlich ohne Prozeß im Gefängnis figen. folgendermaßen: Bürgerliche Parteien Monarchisten

Sozialdemokraten

Sozialrevolutionäre

Sozialkommunisten

Anarchisten

Bolschewiki

Unbestimmt

350

37

270

311

32

6

85

661

Danach sind in diesem einzigen Gefängnis 820 Arbeiter, 618 Sozialisten nichtbolschewistischer Richtung eingeferlert! Von den Bolschewiti figen 81 wegen Unterschlagung öffent licher Gelber.

Regierungstreue

des 3. Garderegiments z. P.

Der Solbatenrat des 3. Garde- Regiments 3. J. schreibt uns: Durch verschiedene Berliner   Tageszeitungen wurde die Nach richt verbreitet, daß 3. Garde- Regiment 3. 3. sei zu den Sparta  tusleuten übergetreten. Diese Nachricht ist unwahr.

Das 3. Garde- Regiment 3. J., jeßt Republikanisches Garde Regiment, steht hinter der Regierung, auf dem Boden der Natis nalversammlung. Das Regiment verlangt aber von der Regie­rung, daß sie diejenigen Maßnahmen ergreift, die notwendig find, um eine Fortentwicklung des schwer darnieberliegenden Wirtschaftslebens zu gewährleisten, um Leben und Eigentum aller deutschen   Boltsgenossen zu schüßen, also so regiert, daß Drbunng Gesetz und Recht in der neuen deutschen Republik zur Geltung fommen.

Liebknecht der Vorsichtige.

Wo ist Liebknecht? In den ersten Tagen des Spartatißen putsches   hörte man überall: Liebknecht, Liebknecht, Liebknecht. Er war in der Siegesallee  , war Unter den Linden  , war im Marstall, war bei den revolutionären Dbleuten, furzum: er war allgegenwärtig.

Warum hört man jeht nichts mehr von ihm? o ist er? Aus zuverlässiger Quelle hört man, daß er seine Familie als vorsichtiger Mann nach der Schweiz   gefandt habe. Warum? Herrscht etwa in der Schweiz   das von ihm erfehnte Bolfchemisten- Regiment? Keine Spur! Jm Gegenteil: in ber Schweiz   hält eine bürgerlich- kapitalistische Regierung bie Crb­nung mit Kraft und Entschloffenheit aufrecht. Für seine An­gehörigen scheint demnach der Hauptspartafist diese Ordnung immerhin für, jagen wir: erträglich zu halten.

Die Schlußfolgerung liegt für jeden denkenden Menschen flar zutage.

eine erfundene Rücktrittsforderung.

Die Freiheit" und die Republik  " haben am Freitag morgen einen Beschluß des Soldaterats des Reichsmarineamts und des Admiralstabs verbreitet, wonach einstimmig der sofortige Rüd tritt der Reichregierung zugunsten von Sozialisten, bie fich rückhaltlos auf den Boden des Erfurter Programms stellen" berlangt worden sein soll. Diese Nachricht war falsch, der oberste Soldatenrat der Marine zu Berlin  " hat einstimmig befchloffex, einen solchen Antrag nicht anzunehmen, ihn nicht zu ver­öffentlichen und nicht an die Regierung weiterzugeben. Ler Soldatenrat des Admiralstabs und des Reichsmarineamts bat ferner am Freitag in einer Vollversammlung beschlossen, der bestehenden Regierung das bolle Bertrauen auszu­sprechen. Weiter vertraut die Bollversammlung darauf, daß bie Regierung die Nationalversammlung   einberuft und mit aller Schärfe gegen jebe Reaktion von rechts und gegen Terror von lints rüdsichtslos durchgreift.

Freiheit, die sie meinen.

Die, liberale Korrespondenz" wurde vorgestern von Sparto fußleuten am Erscheinen verhindert. Die Büros ber demotreti fchen Bartei in der Zimmer- und Röthenerstraße wurden vort Banditen aufgehoben, durchsucht, die vorgefundenen Flugblätter vernichtet und die Autos vor der Druderei abgefangen.

Genosse Eduard Bernstein   ist glüdlicherweise einer Leben gefahr entronnen. Eine Gewehrfugel schlug in fein Arbeits zimmer im Reichsschapamt am Wilhelmplas, während er unb sein Bruder darin weilten.