Vollversammlung der Arbeiterräte Groß- Berlins.
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Der Vorsitzende Richard Müller eröffnete die Versamm.| räte müßten im Ginvernehmen mit den Gewerkschaften arbeiten. lung, die gestern im Gewerkschaftshause sagte, mit einer Rede, Wilhelm befürwortete eine planmäßige Sozialisierung der dazu worin er ausführte: Die Arbeiterräte sind stark gefährdet. Von reifen Betriebe. gelvisser Seite werden fie für überflüssig erklärt. Jezt werden sogor Arbeiterräte verhaftet. Heute früh tam General Merter zu uns ins Abgeordnetenhaus und erklärte, wit müßten das Haus räumen. Wir beschäftigen uns schon seit 14 Tagen mit der Frage der Räumung, weil das Haus für die preußische Nationalversammlung gebraucht wird. Aber man weist uns fcine anderen Räume an. Daraus geht hervor, daß man unsere Tätigkeit lahmlegen will. Auch die Unternehmer gehen rücksichtslos gegen die Arbeiterräte vor. Die Unternehmer legen Betriebe still, ohne daß es notwendig ist. Das ganze Wirtschaftsleben tommi ins Stoden, wenn es so weiter geht. Die Arbeiterräte haben am Wiederaufbau des Wirtschaftslebens hervorragend mitzuarbeiten.
Nach einer längeren Geschäftsordnungsdebatte über die Teft fegung der Tagesordnung nahm die Versammlung zunächst die Neuwahl zum Bollzugsrat vor. Einem Antrage der demokratischen Fraktion entsprechend fand die Wahl nach dem Verhältnissystem unter Bulassung verbundener Listen statt.
Der Vorsitzende Richard Müller gedachte der bei den Straßenfämpfen der vergangenen Tage gefallenen Opfer. Die Verfammelten ehrten deren Andenten durch Erheben von den Sigen. Während der Auszählung der Etimmzettel trat die Versammlung in den zweiten Bunft der Tagesordnung ein:
Beratung der Richtlinien für die Arbeiteiräte Groß- Berline. Der Vollzugsrat hat eine Vorlage ausgearbeitet, beren§ 1 lautet: " Die Arbeiterräte sind die berufene Vertretung der werftätigen Bevölkerung. Sie haben die Aufgabe, die Neuordnung in Deutsch land zu sichern und auszubauen. Sie haben die Interessen der Ar. beiter. Angestellten und Beamten beider Geschlechter in Privatunternehmungen, fommunalen und staatlichen Betrieben wahrzunehmen und eine eingehende Kontrolle der Betriebe auszuüben. Das Ziel ihrer Tätigkeit muß die schleunige Sozialisierung des Wirtschafts- und Staatslebens sein."
An diesen Baragraphen inüpfte fich eine grundsäßliche Debatte über die Frage der Griftengberechtigung der Arbeiterräte und ihre eventuelle Etellung im Wirtschaftsleben.
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Hierauf wurde die Diskussion geschlossen. Der von Kalisti borgelegte Sozialisierungsplan wurde abgelehnt. Dann murde der grundlegende§ 1 der Richtlinien gegen menige Stimmen an genommen mit der Aenderung, daß im lebten Satz hinter den Worten schleunige Sozialisierung" eingeschaltet wird der dazu reifen Retriebe". Ferner wurden zwei Resolutionen gleichen Inhalts angenommen. Sie fordern die Einführung des Rätesystems in die fünftige Verfassung Deutschlands dergestalt, daß dem von dem Arbeiterrate bestimmten Vollzugsausschuß die Kontrolle über alle das Arbeitsverhältnis betreffende Maßnahmen der Betriebsleitun gen übertragen wird. Diese Kontrolle soll sich in ftetem Einver nehmen mit den in den Einzelbetrieben vorhandenen Arbeiterräten vollziehen. Um diesen hierzu die Möglichkeit zu geben, muß ihnen in allen diesbezüglichen Betriebsinstitutionen und Funktionen Mitbestimmungsrecht eingeräumt werden. Die Erekutive soll als dann bei den vorhandenen bzw. neu zu schaffenden Organen der neuen Regierungsgewalt liegen. Auch die folgende Resolution wurde gleich den vorigen gegen eine leine Minderheit angenommen:
" Die Arbeiterräte der Berliner Großbetriebe protestieren auf das entschiedenste gegen die Verordnung des Reichsamtes bom 23. Dezember 1918, betreffend Tarifverträge, Arbeiter und Angestelltenausschüsse und Schlichtung von Arbeitsstreitigkeiten. Diese Verordnung ist vorbereitet und erlassen worden ohne Hinzuziehung der Vertreter der Arbeiterräte und ist geeignet, diese zu beseitigen. Die Arbeiterräte üben ihre Tätigkeit trait ihres revolutionären Rechts aus und werden sich dieses Recht nicht nehmen lassen. Sie werden sich auch dem Abschluß irgendwelcher Rollektivverträge energisch widersehen, die geeignet sind, die Tätigkeit der Arbeiterräte lahmzulegen."
Die übrigen Bestimmungen der Richtlinien ,, welche die Aufgaben und Tätigkeit der Arbeiterräte im einzelnen regeln, wurden en bloc angenommen, ebenso die vorgelegten Richtlinien für tommunale Arbeiterräte.
Nun besprach die Versammlung
bie Vorgänge der lesten Woche.
Brolath bom Vollzugsrat bedauerte, daß Toft nur auf die allerleßten Vorgänge, nicht aber auf die Vorgänge der Spartatus. woche eingegangen sei, an denen die„ Unabhängigen" doch sehr bebeiligt waren. Die Berliner Garnison sei gar nicht in der Lage gestreiche zu schüßen, darum mußten andere Truppen herangezogen wesen, Regierung und Berliner Bevölkerung gegen diese Gewaltwerden. Die Berliner Unabhängigen, die alle Aufrufe des Sparta. fusbundes unterschrieben haben, hätten nachher die Verantwortung für den Erfolg ihrer Aufrufe abgelehnt. Sie hätten also die
Leute erst ins Unglück gestürzt und dann im Stich gelaſſen. Die fozialistische Ginigung sei gerade an ben„ Unabhängigen"
gescheitert.
Die Tötung von Liebknecht und Rosa Luxemburg fönne Roste und seinen Truppen nicht zur Last gelegt werden. Die rücksichtslose Ermittlung und Bestrafung der Schuldigen sei gewährleistet... Hierauf wurde die Debatte durch einen Zwischenfall unterbrochen. Der Vorsitzende erklärte, ihm sei foeben mitgeteilt worden, daß Leute vom Regiment Reinhard mit einem Haftbefehl gegen das Vorstandsmitglied Vies im Anzuge feien. Dagegen müsse sich die Versammlung schützen. Diese Mitteilung rief in der Versammlung große Erregung hervor. Viele uniformierte Tris bünenbesucher verließen hastig die Versammlung. Von den Bänken der Minderheit tamén laute Rufe gegen Noste und Fischer. Nach einiger Zeit stellte sich heraus, daß die ganze Aufregung umsonst war. Oberst Reinhard, der sofort telefonisch angerufen wurde, erklärte, es fei ihm nicht eingefallen, irgendeinen Haftbefehl zu er laffen. Wer der Urheber des falschen Gerüchts war, fonnte nicht ermittelt werden.
Nach längerer Debatte tourbe
Vertreter des Regiments Augufta berichteten, daß sieben Mitglieder ihres Soldatenrats ohne jeglichen Haftbefehl verhaftet wor den feien. Die Versammlung protestierte einstimmig dagegen. Vom Kriegsministerium ging dazu die Auskunft ein, es fei weber vom Oberst Reinhard noch. von seinem Stabe die Verhaftung irgendwel der Soldatenräte befohlen worden.
An die ArbeiterschaftGroßBerlins!
einstimmig eine Resolution angenommen, in ber sich sämtliche Truppen Groß- Berlins verpflichten, die Regierung bei der Entwaffe nung der Zivilbevölkerung, der Sicherung der Nationalversamm lung und der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung zu unters ftützen. Andererseits verlangt die Versammlung, bas nach dem Abschluß der Wahlen die auswärtigen Truppen aus Berlin zurüidgezogen und die Freiwilligen- ,, Wehren" entwaffnet und aufgelöst werden. Ein weiterer einstimmig angenommener Antrag erhebt Protest dagegen, daß mit Verwundeten belegte Lagarette von den Regierungstruppen für militärische Aktionen in Anspruch genommen werden. Aalisti bezeichnete es als die Hauptsache, daß die ProdukFerner wurde beschloffen, daß den Befehlshabern der Stegie tion wiederhergestellt werde. Die Arbeitslosenunterstützung müsse abhängig gemacht werden von der Erfüllung der Arbeitspflicht, die Brolat berichtete, daß eine vom Vollzugsrat eingesetzte Stom- rungstruppen Kontrollorgane nach Art der Golbatenräte beigeordnet werden sollen. im Allgemeinintereffe notwendig sei. Der Nebner legte einen aus. mission am Donerstagabend eine Besprechung mit dem Volksbeauf führlichen, nach sozialdemokratischen Grundsäßen aufgestellten syfte. tragten Noste hatte. Der Sommission ist die Zusage gegeben matischen Sozialisierungsplan vor, worin den Arbeiterräten die worden, daß strenge Maßnahmen zur Verhütung von AusschreiMitwirkung bei der Produktion im Rahmen von Produzententam. tungen und Ungehörigkeiten der nach Berlin herangezogenen Trup mern zugewiesen wird. Spucaiat trat dafür ein, daß die pen getroffen worden sind. Bu Führern sollen nur ältere und Arbeiterräbe beibehalten, aber in den Gewerkschaften, die der Neu- besonnene Leute bestellt werden. Die Bürger und Studenten zeit entsprechend umgestaltet werden müßten, zu verantern feien. mehr soll auch den Arbeitern, die sich daran beteiligen wollen, zu Die Arbeiterräte müßten auch bei der Regelung der Lohn- und gänglich fein. So foll durch Zusammenwirten aller Teile der Arbeitsverhältnisse in Verbindung mit den Gewerkschaften mit. Bevölkerung die Aufrechterhaltung der Ruhe und Sicherheit gewähr. wirken. Der Redner beantragte eine Resolution, welche protestiert leistet werden. Die Annahme, die Bürger- und Studentenwehr gegen die vom Rat der Voltsbeauftragten am 23. Dezember 1918 werde von Kapitalisten finanziert, ist falsch. Noste bat ein dahinerlassenen Verordnung über die Tarifverträge, Arbeiter- und An- gehendes Angebot abgelehnt, weil alle Maßnahmen zur Aufrecht gestelltenausschüsse und Schlichtung von Streitigkeiten. Diese Ver- erhaltung der öffentlichen Sicherheit aus öffentlichen Mitteln zu ordming sei ein Abflatsch des Hilfsdienstgesetzes. Flügel bestreiten sind. Der Kommission ist weiter versichert worden, daß ( Demofrat) hält die Arbeiterräte nur so lange für berechtigt, bis die Truppen nicht befugt sind, gegen die Arbeiterräte vorzugehen. eine gefeßmäßige Vertretung des ganzen deutschen Volkes vorhan Soweit es geschehen ist, war es widerrechtlich und ist rückgängig den ist. Die Arbeiterräte haben wirtschaftliche, aber feine politischen gemacht worden. Die nach Berlin herangezogenen Truppen haben Aufgaben zu erfüllen. Weiß führte aus, man dürfe die Ar- freiwillig auf die Wahl von Soldatenräten berzichtet, weil sie eine Das tragische Ende Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs beitslosen, die nicht jede Arbeit annehmen wollen, als Arbeits- für den Grenzschutz bestimmte mobile Truppe find. Sie haben statt scheue ansehen. Wenn die Stadt Berlin für ihre Notstandsarbeiten beffen Vertrauensmänner eingesezt. Diese Truppen werden in wird von allen anständig benkenden Menschen aufs tiefste bebanert, im Grunewald nicht genug Arbeiter befomme, so liege bas daran, allernächster Beit aus Berlin zurüdgezogen. Gegen diejenigen, die von uns, feinen Gegnern, am meisten. Wo ein Verschulden oder gar ein Gewaltaft vorliegt, verlangen wir schärftes Vordaß statt des festgesetzten Tagelohnes von 12 M. nur 8, 7, 5,50 2. an den Ausschreitungen im Barteibureau der Unabhängigen und an bezahlt und für Essen 4,50 M. abgezogen werden. Auch seien die Vorgängen nach der Verhaftung von Liebknecht und Rosa Lurem gehen, wie wir es auch gegen spartatistische Gewalt verlangt Diese haben. Schlafstellen schlecht und die Küche schmutzig.- Lehrer Fischer burg schuldig find, wird mit aller Strenge vorgegangen. befürwortete die von Salisti vertretenen Sozialisierungsvorschläge werden vor ein Kriegsgericht gestellt. An dem Untersuchungsver Die Unabhängige Sozialdemokratie unb bie Spartafiften be. und sagte, die Arbeiterräte müßten eine gefeßliche Grundlage be- fahren sollen auch Mitglieder des Vollzugsrats teilnehmen. An den kommen. Der Redner warnte vor einem überradikalen Vorgehen, Stäben der Truppen sollen vertrauenswürdige Parteigenoffen betrachten aber auch dieses Unglüd von dem Gesichtspunkt, wie es aur Berleumdung der Sozialdemokratie und der Reichsregierung außweil dadurch im Volte, namentlich auf dem Bande, eine starte Ent. teiligt werden. geschlachtet werden könne. Sie forbern zu Arbeitsein, widlung nach rechts eingetreten sei, Däumig sagte, die ArFeiterräte feien eine revolutionäre Errungenschaft. Entweder man stellungen und Demonstrationen auf. behalte fie als solche bei, oder man fomme wieder zu den Zuständen des alten Obrigkeitsstarts. Es herrsche jetzt eine tiefe Demorali sation im deutschen Bolte und auch im deutschen Proletariat. Nur rm Vertrauen auf die eigene Kraft tönne die Arbeiterschaft Besserung schaffen. Das Mittel dazu seien die Arbeiterräte. Das neue Deutschland müsse aufgebaut werden durch die Kräfte, welche das alte Deutschland gestürzt haben. Hand- und Kopfarbeiter müßten dabei Hand in hand gehen, nur die parasitären Elemente feien aus. auschalten. Die Arbeiterräte würden auch eine Grundlage bilden für die jetzt so start verlangde Einigung des Proletariats.( Leb bafter Beifall.)
Hierauf wurde das
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Ergebnis der Wahl zum Bollzugsrat befannigegeben. Ga find 795 Stimmen abgegeben. Davon erhielt die Liste der U. S. P. 331, die Liste der S. P. D. 346, die Liste der Demokraten 117 Stimmen. Danach erhalten die beiden sozialdemokratischen Fraktionen je 7, die Demokraten 2 Mandate. Gewählt sind also: die Mitglieder der 1. S. P. Rich. Müller, Eckert, Däumig, Ledebour. Wegmann, Neuendorf, Rusch, die Mitglieder der S. P. D. Büchel, Brolat, Frant, Gierth, Rano. Maynz, Neue und die Demokraten Lehrer Flügel und Oberpoftassistent Rother.
Die Debatte über die Richtlinien wurde fortgefeßt. Vallentin sagte, die Staatsarbeiter feien nicht gegen die jetzt bestehenden Arbeiterräte. Wenn fie in Zukunft eine wirtschaftliche Tätigkeit ausüben sollen. müßten alle sonst noch bestehenden Ar beiter und Angestelltenausschüsse beseitigt werden. Die Arbeiter
Vollversammlung der Groß- Berliner Soldatenräte.
Ein Antrag Däumig, auf eine Distuffton gu berzichten, damit nicht durch eine erneute Entfachung der Leidenschaften die Herbeiführung der so notwendigen proletarischen Ginheitsfront gestört werbe, wurde angenommen.
Die folgende Resolution Däumig fand Annahme mit 458 gegen
265 Stimmen:
Die Versammlung, erfüllt von tiefster Empörung über den an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg verübten Meuchelmord, fieht in den Vorgängen der letzten Tage und vor allem in dem Auftreten der wieder übermütig gewordenen Militärtaste eine schmere Gefahr für die Errungenschaften der Revolution und damit auch gegen die Arbeiterräte.
Die Versammlung protestiert mit aller Energie dagegen, daß die Regierung nach Niederwerfung ihrer spartafistischen Gegner ein militärisches Gewaltregiment, das sich in willkürlichen Er Schießungen, Verhaftungen und Verfolgungen betätigt, frei Schalten und Recht und Gesetz berleben läßt.
Die Versammlung fordert die Arbeiterschaft auf, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln dem Wüten der Militärkaste und dem unverhüüt auftretenden Klassenbaß des fapitalistischen Bürgertums entgegenzutreten und die Regierung zu ihrer Pflicht zu zwingen, die sie den Errungenschaften der Revolution schul big ist.
Schließlich wurde noch ein Antrag angenommen, welcher sagt: „ Die Arbeiterräte werden auf Grund des Verhältnissystems gewählt, ebenso auch die Mitglieder des Vollzugsrats. Dasselbe Verhältnis muß auch bei der Wahl der Soldatenräte eingeführt werden. Den Soldatenräten wird deshalb empfohlen, sofort Neuwahlen auf Grund der Verhältniswahl vorzunehmen."
Bom Bolla ugsrat fei bei der Untersuchung be. teiligt.
Sobald die jetzt nach Berlin zur Sicherung der Nationalversammlung gezogenen Truppen diese Aufgabe erfüllt hätten, würden sie unverzüglich Berlin verlassen,
Arbeiter! Arbeiterinnen!
Man hofft hierbei, bas bie Arbeiterschaft bie furchtbaren Bors gänge der legten Woche, die durch die Gewaltpolitik des Spartakusbundes hervorgerufen wurden, um die Diktatur einer winzigen Min. derheit über das ganze deutsche Volf aufzurichten, vergessen hat. Ein Vorgehen, das nicht nur die ganze Berliner Bevölkerung in Schreden und Aufregung verfekte und zahlreichen Bolksgenossen Leben oder Gesundheit kostete, sondern auch geeignet war, die Durchfüh rung des Sozialismus aufs allerschlimmste zu gefährden. Niemand kann leugnen, daß die Unsicherheit in Berlin burch dieses Treiben einen Grab erreicht hat, wie nie zuvor. Naubanfälle, Gin. brüche, Diebstäble wurden am hellen, lichten Tage verübt und wurden ausgeführt im Namen der sozialen Nepublik", wie sie vom Spartakusbund gepredigt wird. Gewalt und Blutvergießen wurden vom Spartakusbund als Mittel der Verwirklichung seiner Ziele ge predigt, wie folgende Ausführungen eines am 11. Januar von ihm herausgegebenen Flugblates beweisen:
" Die zweideutigen felgen Führer von der 1. S.., ble Ostar Gohn und Haase, bie sich während des vierjährigen Gemegels des Krieges, wie ihn die Welt nicht gesehen hat, nie zu einer fühnen Aktion aufraffen tonnten, fie heulen jest und Ia men tieren über das Blutvergießen" der Revolution, ihnen ist schon das geringste Opfer au viel, das für die Sache ber Freiheit und des Sozialismus gebracht wird. Ihnen graut ganz einfach vor der proletarischen Revolution, deshalb möchten fie bie Kampfftimmung der Massen erstiden, ihr Ungestüm lähmen."
Man mag die Ereignisse der allerleşten Tage noch so sehr bedauern, verurteilen und verabscheuen, die Schulb berer darf doch nicht pergeffen werben, die selber zuerst an die Gewalt appelliert und die wildesten Intintte entfeffelt haben.
Bebauerlich ist es, wenn die Behauptung der Freiheit" zutrifft, daß das Bureau der Unabhängigen Sozialdemokratie zerstört worden ist; aber die Freiheit" darf nicht übersehen, daß vorher
Bei Beginn der geftrigen Eizung im Abgeordnetenbaufe gedachte der Vorfigende Rich now des tragischen Endes von Lieb fnecht und Rosa Luxemburg . Beide hätten früher mit Eifer für die um ihre bringende Aufgabe als Ostichuß zu erfüllen. Wenn die Sache der Arbeiterschaft und des Sozialismus gewirtt, wenn fie restlose Durchrührung der Entwaffnung berlangt wird, dann dürften später auch vom Wege abgeirrt feien. Die Sozialisten müßten jede allerdings auch nicht Aufforderungen an die revolutionären Arbeiter Lyncbjusti, verurteilen. Die Verfammlung ebrie das Andenten der ergehen, sie follten ihre Waffen versteden, wie das bereits gefchehen in noch schlimmerer Weise von den Spartafiften mit dem Bureau Getöteten durch Erheben von den Sigen. ift. Ebenso zu verurteilen sei die Aufforderung zu einem Protest des Propaganda- Ausschusses der Sozialdemokratie verfahren Brutus Moltenbubr gab dann den Bericht des Vollzugsstreit, der in der jenigen Zeit furchtbares Unglück über Deutschland rats über die Verhandlungen mit dem Oberbefehlshaber Rosle über bringen fönnte. die in der legten Sigung angeschnittenen Fragen der Berliner Der frühere Adjutant bei der Berliner Kommandantur, Fischer, Sicherheitstruppen. Noste babe sich bereit erflärt, in feinen Stab entfchuidigte dann die Abwesenheit des Boltsbeauftragten Rosle. einen Genoffen aufzunehmen, der darüber wachen soll, daß feine Noste liege infolge Leberarbeitung fiebertrant im Bett. Fischer gegenrevolutionären Bestrebungen von den Truppen gefördert verwies auf die von Moltenbuhr vorgetragenen Erklärungen werden. Die Entwaffnung der Berliner Bevölkerung foll Rosies und reftlos erfolgen und fich
auch aut die Offiziere erstrecken, die nicht im Dienst der Regierungs truppen stehen.
Die von einzelnen Soldaten bei der Entwaffnung begongenen lebergriffe follen fünftig dadurch vermieden werden, daß die Durch fuchung von Wohnungen nur durch mit Ausweilen beriebenen Berfonen vorgenommen werden darf. Die Zerstörungen im Bureau der U.S. B. D. find nicht bon Regierungstruppen, sondern von Frei willigen aus dem Reichstag begangen worden. die Nostes Oberbefebt nicht unterstehen.( Unruhe links.)
Alle diese wilden freiwilligen ,, Wehren" sollen ebenfalls entwaffnet werden.
Eine strenge Untersuchung der Vorgänge bei der Tötung von Liebknecht und Luxemburg ist gewährleistet. 28egmann( l. Sos.)
betonte nachdrücklich, es feien alle Garantien dafür geboten, daß die Regierungstruppen nicht zu gegenrevolutionären Zweden Ber.. wendung finden könnten.
wurde.
All biefe furchtbaren Dinge find die bebauerlichen Folgen der Uneinigkeit in der Arbeiterschaft und ber verblendeten Taktik der Spartafiften. Die Reaktion von rechts tann dem Sozialismus nur gefährlich werden, wenn man die Selbstzerfleischung der Arbeiter. schaft in einer solchen Weife prebigt, wie es in der Freiheit" ge schieht. Darum, Arbeiter und Arbeiterinnen, folget nicht dem Ruf, die Arbeit nieberzulegen, sondern nehmt.fie da, wo es gefchehen ist, wieder auf, denn nicht bie Berweigerung der dem Einzelnen und der ganzen Gesellschaft notwendigen Arbeit tann uns retten, sondern nur Ordnung und bie neue nublose Kämpfe zum Schaden der Arbeiterschaft und des planmäßiger Aufbau des Sozialismus. Darum fort mit denen,
To ft( 1. S.) bom Zentralrat der Marine, richtete dann beftige Angriffe gegen die Regierungstruppen und gegen Noste, der die Berantwortung für die Handlungen dieser Truppe trage. Ihm feien die Dinge über den Kopf gewachsen, weil er nicht die Mitwir fung und den Einfluß der Arbeiter herangezogen habe. Tost verlas die Aussage eines nicht genannten Soldaten, der als Augenzeuge Sozialismus heraufbeschwören. Für uns darf es nur eine Losung. beobachtet haben will, daß bei der Ermordung Rosa Luxemburgs geben: gar teine Zivilisten beteiligt waren, sondern daß Rosa Luxemburg von einem Soldaten mit dem Gewehrkolben niedergeschlagen und dann von einem anderen Soldaten, wahrscheinlich einem Ghar- Der gierten", erschossen worden sei. Tost beantragte zum Schluß die Wahl von Soldatenräten zur Kontrolle der Kommandantur und als Beirat beim Oberbefehlshaber Noste.
Durch Ordnung und Demokratie zum Sozialismu 8! Borstand der sozialdemokratischen Bezirks. organisation Groß- Berlin.
August Battlech