Nr. 33/34. 36. Jahrg.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
10 Ptennis
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Sonntag, den 19. Januar 1919.
Das Volk tritt feine Herrschaft an!
Auf zur Wahl!
Heute ist der Tag des deutschen Volkes. Jeder Mann und jede Frau über 20 Jahre wählt zur Deutschen Nationalver. sammlung. Versäume teiner, das zukünftige Schuffal unieres Boltes mitzubestimmen.
Wablzeit: 9 Uhr früh bis 8 Uhr abends. Wo jeder zu wählen hat, sieht er im Inseratenteil dieses Blattes oder an den Anschlagsäulen, kann es auch auf dem Polizeirevier erfragen.
Friedenswahlen.
Die Wahlen zur Nationalversammlung eröffnen uns den Weg zum Frieden. Nur eine Regierung die sich auf die Mehrheit des Volkes stützt, kann Frieden schließen, nur Sie hat die Möglichkeit, aus dem Trümmerfall soviel zu retten, wie das deutsche Volk zum Wiederaufbau braucht.
in einen
Sozialisierung.
Sozialisieren heißt, die Produktion so umgestalten, daß ihr das Wohl der Gesellschaft, des ganzen Volfes, zur Nichtschnur dient. Zum Sozialisieren genügt nicht. daß man die Produkte anders verteilt, sondern auch, daß ihre Menge erhöht werden. Die Erhöhung der Produktivität fann nur das Werk geistiger Arbeit sein, wie ja der Sozialismus selbst schöpferischer Gedanke ist.
Es handelt sich also um eine bessere Ordnung der förperlichen Arbeit, die erzielt werden muß durch geistige Arbeit. Diese geistige Arbeit machen sich manche Leute sehr leicht. während wir uns mit diesem Problem schon ein Lebensalter herumschlagen, fommen Leute, die erst seit gestern Sozialisten sind, und belehren uns, wie einfach das alles ist. Sie ziehen mit dem. Lineal einen Strich auf der Landkarte und sagen: „ Da fährt die Eisenbahn." Sie meinen damit eine Ruhmestat vollbracht zu haben und halten sich für Ingenieure.
Das Deutschland , das an den Friedenstisch geht, ist ein anderes als fenes, das 1914 in den Krieg ging. Dieses neue Deutschland des arbeitenden Volkes, das auf Wegen der Ausweispapiere( Paß. Steuer-, Mietsquittung Demokratie den Sozialismus sucht, bietet den ehrlich Wollenden usw.) mitnehmen, die Staatsbürgerschaft und Alter beweisen! der ganzen Welt jede Gewähr dafür, daß es bereit ist, fich Geht möglichst frühzeitig zur Wahl und nehmt dauernden Friedensbund freier die wahlberechtigten Familienmitglieder gleich mit. gleich berechtigter Bölter willig einzuordnen. Laßt Euch nicht verängstigen oder einschüchtern, Doch wie sollte dieser Friedensbund möglich sein, wenn für Schuß der vollen Wahlfreiheit ist gesorgt unser Bolt entehrt und aller Lebensmöglichkeiten beraubt Die Wahl ist geheim! Niemand weiß, wie Ihr ge- aus den Verhandlungen hervorginge? Deutlicher hat sich wählt habt. Beuge sich keiner irgendwelchem Druck! nie gezeigt, daß wahrer Internationalismus das eigene Gebt den richtigen Stimmzettel ab. Nehmt Volf niemals vergessen darf. Internationales Recht ist Wir vertrauen auf die politische Reife, das geschulte nicht etwa die vom Flugblatt abgeschnittene Kandidatenliste: gleiches nationales Recht für alle. Klaffenbewußtsein der Arbeiter, wenn wir ihnen sagen, daß sie würde wegen des Formats, Papiers und zweiseitigen Wie wir nach innen das Selbstbestimmungsrecht des das alles so leicht nicht ist. Wir fordern sie auf, diese Druds ungültig sein! Alle Kennzeichnungen find verboten. Volkes vertreten, so vertreten wir es auch nach außen. Wir schwierigen Dinge mit uns durchzudenken und zur Aendert nichts am Stimmzettel, Thr geöffnen die Tür unseres Hauses nicht nur damit, wer will Ausführung zu bringen. fährdet sonst nuplos die Gültigfeit Eurer Stimmel hinausgehen, sondern auch, damit wer will, hereinkommen fann. Wir sind durchaus nicht geneigt leichtfertige Erperimente Richtige Stimmzettel find in den sozialdemo- Wir grüßen Deutschösterreich! mit der deutschen Volkswirtschaft zu machen, und darum trifft fratischen Abteilungsbureaus( fiebe Sonnabend- ,, Vorwärts") Ünier Traum, den dauernden Weltfrieden durch eine aus uns die Kritik der Bürgerlichen gar nicht, die uns solche und bei den Zettelverteilern unserer Partei vor den Wahl- gleichende Aktion des internationalen Sozialismus herbei. Neigung vorwirft. In dieser Kritik tritt der kapitaznführen, ist unerfüllt geblieben. Unverändert in der Ge- listische Pferdefuß deutlich in Erscheinung. Wenn wir finnung zu den Gegnern, die wir nie gehaßt haben, und zu eine Wirtschaftsreform als praktisch, nütlich und notwendig dem eigenen Volf, das wir lieben, werden wir an den erkannt haben, dann wollen wir sie auch durchMenschheit entschieden werden wird: bereit ihr ein neues fapitalistische Sonderintereffen zu nehmen. Konferenztisch geben, an dem über das fünftige Schicksal der führen, ohne die geringste Rücksicht auf Haus zu rüsten, das kein Granateneinschlag mehr bedroht. Reine bürgerliche Partei fonn fich von fapitalistischen Wir werden aber den anderen auch zurufen: Wenn ihr den Einflüssen frei halten, nur die Sozialdemokratie kann dies, dauernden Frieden wollt, den Frieden nach außen und weil sie von Sause aus eine antikapitalistische Arbeiterpartei innen, der der arbeitenden Menichheit eine glückliche Ent ist. Das heißt nicht, daß sie den Kapitalisten aus Bosheit wicklung verbürgt, jo laßt uns unser Recht und schaden, sondern daß fie den Arbeiter nüben will. die Möglich feit zu leben! Darum ist bei jedem Sozialisierungsunternehmen forafältig boraus zu berechnen, ob es sich auch sozial im Sinne der Allgemeinheit- ,, rentiert". Rudolf WiffeII- Niederbarnim.
lofalen zu haben.
Am Wahltisch erhält man den Umschlag, darein stedt man in der Zelle den Bettel, aber nichts sonst. Achtet aber zur Verhinderung etwaiger Fälschun gen darauf, daß der Stimmzettel nicht anders als so laute: In Berlin :
Philipp Scheidemann , Volksbeauftragter. Richard Fischer, Geschäftsführer.
Wilhelm Pfannkuch , Parteisekretär.
Robert Schmidt , Unterstaatssekretär.
Hugo Heimann , Stadtverordneten- Borsteher- Stellvertreter. Eugen Ernst , Verwalter.
Adolf Wuschick, Metallarbeiter.
Hugo Kamoffa, Redakteur.
Andreas Mirus, Sefretär.
Martha Hoppe, Gewerkschaftsangestellte.
Gustav Machholz, Schriftsteller.
In Teltow - Beeskow - Charlottenburg : Fris Ebert, Mitglied der Reichsregierung, Berlin- Treptow . Franz Krüger , Geschäftsführer, Cövenid. Frau Elfriede Ryned, Berlin - Baumidulenweg. Heinrich Schulz , Schriftsteller, Berlin - Steglit. Franz Thurow, Gewerkschaftssekretär, Neukölln. Alex Pagels, Parteisekretär, Berlin .
Johannes Hah, Verbandssekretär, Berlin- Treptow. August Heitmann, Schneider, Neukölln. Reinhold Küter, Krankenkassenbeamter, Bin.- Schöneberg. In Niederbarnim und Potsdam - SpandauOsthavelland:
Rudolf Wissell , Zentralarbeiterfefretär, Beclin Treptow, Blesserstraße 2 III. Marie Juchacz , Parteisekretärin,
Berlin Tempelherrenstraße 9 II.
Otto Sidow , Beitungsverleger,
Brandenburg a. d. S., Steinstraße 22. Emil Stahl, Stadtverordneter, Spandau , Marschallstraße 10. Hermann Müller , Arbeiterfefretär,
Berlin Lichtenberg . Graphiusstraße 34. Ferdinand Ewald , Stadtverordneter, Berlin , Schönleinstraße 6.
Adoli Wuschid, Metallarbeiter,
Berlin Lichtenberg , Röderstraße 59.
Anna Simon, Sefretärin,
Brandenburg a. d. H., Jahnstraße 13.
Bernhard Bruns, Stadtverordneter, Berlin , Görlißer Straße 75.
Wilhelm Siering , Gewerkschaftssekretär, Berlin , Dänenstraße 4 III.
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Als ich, ein junger Sattlergefelle, in die deutiche Arbeiter. Es lebe die Sozialdemokratie!
Einer der größten Tage in der Geschichte des deutschen Bolkes ist angebrochen, ein Tag, der eine neue Epodje
Zum erstenmal wählt das ganze Volt, Männer und Frauen, seine Bertretung, zum erstenmal soll diese Vertretung in ihren Entschlüssen frei nach allen Seiten fein. Die Souveränität des Volfes ist aufgerichtet wie ein Felsen von Erz.
bewegung eintrat, flang mir zuerst das Wort entgegen:„ Des Volkes Wille folloberstes Geset sein!" Damit war ich einverstanden und daran habe ich festgehalten mein Leben lang. Als nun am 9. November die schicksalsschwere einleitet. Bürde des obersten Reichsamts auf meine Schultern fiel, da fand ich im Verein mit meinen. gleichgesinnten Schidjalsgefährten und Freunden, Scheidemann und Landsberg , keine andere Lösung als die, die Entscheidung über sein ferneres Schicksal in die Hände des Volkes zurückzulegen. Unser erster Regierungsaft war die An einen Mann, der feinen anderen Vorzug hatte als den, der Das gestürzte System stellte an die Spitze des Staates kündigung der Nationalversammlung. Wir älteste Sohn feiner Mutter zu sein. Es verlieh ihm eine haben erreicht, daß diese Wahlen heute stattfinden, das heißt ungeheuere Macht. Die Vertreter der besitzenden Stlassen so früh, wie das technisch überhaupt möglich war. Das ist drängten sich um ihn und machten seinen Thron zu unfere Genugtuung und unser Stolz, denn als Sozialdemo- einem Bollwert ihrer Interessen. Diefer Mann ernannte fraten haben wir im Sinne unseres Programmis unfere Pflicht getan.
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die Regierung, deren Zusammensetzung, dank der Feigheit der bürgerlichen Parteien, bis in die letzte Zeit führen müssen, die noch in aller Erinnerung nachzittern. Sie Wir haben zur Erreichung dieser Ziele schwere Kämpfe hinein dem Einfluß der Volfsvertretung unerreichbar schien. Damit ist es nun zu Ende. Deutschland ist eine Rewären nicht nötig gewesen, wenn alle, die früher einmal publit und wird den zum Präsidenten haben, den das Sozialdemokraten gewefen find, auf dem Boden unserer Volk dazu bestimmt. Es wird keine andere Macht mehr Grundiäße stehengeblieben wären. Wir ertragen es, wenn geben, als die des Volkes, das so regiert sein wird, wie es uns die einen übermäßige Geduld die andern- in fichtlichem felber regiert fein will.
Widerspruch zu allen Tatsachen-Neigung zu Gewalt- Darum hat die erste Wahl einer Volksvertretung in der methoden zurufen. Wir haben gezögert, aber nicht geschwankt, neuen Zeit eine ganz andere Bedeutung als jede Wahl vorwo es galt. die höchsten Güter des Volkes, die Freiheit der her. Jeder Stimmzettel, der heute in die Ürne geworfen Meinungsäußerung und das Selbstbestimmungsrecht, zu wird, ist unmittelbar ein Stück Voltsschicksal. Jeder Wähler, retten, wir haben spät eingegriffen, nicht zu spät! und ee Wählerin müssen sich dessen bewußt sein, daß sie durch die Art, wie sie ihr Wahlrecht ausüben, vor ihrem Gewissen eine schwere Verantwortung gegenüber dem Volksganzen übernehmen.
Daß es uns schwer gefallen ist, in den Bürgerkrieg einzutreten, zu dem unglüdliche Fanatiker aufriefen daß wir ihn gern vermieden bätten und seine Opfer tief beklagen, ist für uns feine Schande. Als wir aber faben. daß eine Minderheit darauf ausging, den Volkswillen zu berge waltigen, mußten wir zur Wehr greifen, nicht für uns, sondern für unser Volf.
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Ging die demokratische Republik uns wieder verloren, fo wäre es nur die Schuld des Volkes selbst. Der versündigt sich an der Gesamtheit schwer, der sei es auch nur aus Unwissenheit gegenrevolutionäre Tendenzen ermutigt. Reine Seute werden nicht Maschinengewehre und' Handgranaten bürgerliche Partei, von der erzreaktionären.Deutschnationalen entscheiden, sondern die geistigen Waffen und die freien Volkspartei" bis zu den Deutschen Demokraten" hinüber, ist Ueberzeugungen unserer Volksgenoffen. Wir haben diefen Tag von dem Verdacht solcher Tendenzen frei. Wer da will, dak herbeigefehnt und grüßen ihn. Aus tiefent Abgrund beginnt die Entwicklung nach vorwärts geht, daß fie nicht wieder nach der neue Aufstieg. Die Sozialdemokratie hat die Stufen zu rückwärts gelenkt wird was die furchtbarsten Erschütterunihm gehauen, und wir find it ola, daß wir mit dabei ge- gen unferes Voltslebens zur Folge haben würde- der darf wesen sind. Friz Ebert Teltow Beeskow . feine bürgerliche Liste wählen!
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