Darum sind auch alle WaAen in den Einzelstaaten für die Sozialijierung so unendlich wichtig: denn ohne die Zustitn- mung der Mehrheit aller Staatsbürger und ihrer Vertreter bleibt jede Sozialisicrung ein auf Sand gebautes Werk. Darum kann der Sieg, den wir der alten, großen, sozialdemokratischen Partei am morgigen Tage wünschen, gar nicht groß genug sein. Tie Sozialdemokratie tritt in diesen Kampf als die Preisfcchterin der staatsbürgerlichen Freiheit und Gle'chbercchtigung, der religiösen Duldsamkeit, der plan- mäßigen überlegten Umordnung unserer Gesellschaft vom Kavitalismus zum Sozial'smiiS. Alle Männer, alle Frauen aus dem arbeitenden Volke müssen morgen das Ihre dazu tun, daß diese Partei als die regierende Preußens auL den Wahlen hervorgehe!
Das gleiche Gememöewahlrecht. Im Laufe des Februar werden in Preußen Wahlen statt- finden, die an Bedeutung denen des vergangenen und des kommenden Sonntags in keiner Weise zurückstehen, ja sie in gewissem Sinne noch überragen. Die Gemeindevertretungen werden auf Grund deS allgemeinen Volkswahlrechts erneuert werden: d. h. in unzähligen großen und kleinen Gemeinden, die bisher von den bürgerlichen Parteien beherrscht waren, wird die Sozialdemokratie die Herrschaft antreten. Tie Partei wird hier zu zeigen haben, was sie kann. Und von ihren Leistungen auf diesem Gebiet hängt in hohem Grade ihre ganze Zukunft ab. Denn die Leistungen aus kommunalpolitischem Gebiet treten dem Staatsbürger am unmittelbarsten vor die Augen, und wenn als praktisch be- währte Neuerungen hier die rascheste Anerkennung finden, so rächen sich hier auch Fehler und Mißgriffe aufs schwerste. Die Partei wird mit dem ganzen Bewußtsein ihrer Ver- antwortlichkeit an diese neue schwere Aufgabe herangehen. Hier wird sich ihr Gelegenheit bieten, neue praktische Arbeit für den Sozialismus zu leisten, dem ja gerade in der Kommune eine überaus wichtige Mission be- schieden ist. Die Verordnung der preußischen Regierung, deren In- halt wir schon heute morgen mitteilten, hat folgenden Wort- laut: § t. Die Mitglieder der Gemeindevertretungen werden im allgemeinen, unmittclbarcn und geheimen Wahlen nach den Grund- sähen der Verhältniswahl gewählt. Jcld.r Wähler hat ein« Stimme. z 2. Wahlberechtigt und wählbar sind alle im Desitz der drut- sthen NcichSaugchorigkeit befindlichen Männer und Frauen, welche da? 20. Lebensjahr vollendet haben, im Gerne indebezirk feit sechs Monaten ihren Wohnsitz haben und im Besitz der bürgerlich:» Ehrenrechte sind. Ob diese Voraussetzungen zutreffen, entscheidet sich für das aktive Wahlrecht nach dem Zeitpunkt der Auslegung der Wählcrlisre. AlS WohnM ist der Gemeindebczirk anzusehen, in dem jemand eine Wohnung unter Umständen inne hat, die auf die Absicht der dauernden Beibehaltung schließen lassen. § 3. Von der Ausübung des Wahlrechts ausgeschlossen ist: 1. wer entmüdigt ist oder unter vorläufiger Vormundschaft steht, 2. wer infolge eines rechtskräjtigen Urteils ver bürgerlichen Ehrenrechte ermangelt. § 4. Aufgehoben werden Tj rfchriftsn, wonach: da» Wahlrecht tu anderen Fällen als denen des§ 3 ruht Forensen und juristischen Personen ein Wahlrecht zusteht, die Ausübung deZ Bürgerrecht- von der Zahlung eines Bürgerrechts- gelbes abhängig gemacht wird; ein bestimmter Prozentsatz der Gemeinbovertretung auS Grundstückseigentümern, Rießbcauchern ufw. bestehen muß(so- genanntes Hausbesitzerprivileg)? bestimmte Beamtengruppen von der Wahl zum Gemeinde- Vorstand oder zur Gemeindevertretung ausgeschlossen sind; neben den gewählten auch nichtgewählte Personen der Gc- meindc-(Bürg:rmeisterei-)vertretung als Mitglioder hinzutreten. § 5. Tie Gemeindevertretungen bestehen auS mindestens 6 und höchstens Mitgliedern.
Hjornfons„Königs. Lcssingtheater. Björnson stand in der Blüte seiner ManneSjahre, als er vor etwa vier Dezennien dies vielumstritiene, auch in seiner Heimat selbst durch politische Gegner lang von der Bühne ferngehaltene Drama schrieb. Unnötig, zu bemerken, daß cS in Teutschland Wil- Helm irischen Angedenkens auS Gründen der Zensur erst recht nicht gespielt ftttber. durfte. Leider erlebten die hochgespannten Erwar, hingen, die man nach alledem auf das schon in seinem TUek sich als politisches Problem- und Tendeirzwerk ankündigenden Tchau- spiel gesetzt hatte, bei der übrigen» vortrefflichen Aufführung im Hause BarnomSkiS, eine gewisse Enttäuschung. Bon dem Björnfon, der dann daS Ringen allgemeiner Gedanken- und WeltanschauungS- gegensätze in dem grandiosen Ausstieg deS ersten Teile? seines ToppeldramaS„Ueber unsere Kraft' und in vielen Szenen auch dev zweiten Teils so wuchtig gestallen sollte, läßt sich in dieser Arbeit noch kein Zug erkennen. Tie Reflexion hat ihren Weg zur Phantasie, welche die Schottenumriffe des Allgemeinen mit war- mem Lebensblut erfüllen will, noch nichl zurückgefunden. Die Erfindung beruhigt sich beim Nächsten, was ihr zur Illustration der eigenen Meinungen rmd Ansichten einfällt; ein Drang zu einem in sich organisch Gegliederten und Notwendigen, das inneren Gesetzen folgt, kommt hier nicht zum Ausdruck. Sa fällt das Ganze in lsfe verbundene Bilder auseinander, die nur durch die Beziehung zu der von Zeit zu Zeit resrainartig wiederkehrenden Tendenz Zusammengehalten werden. Einer Tendenz, die für unser heu- tigeS Terken und Empfinden nichts Neues sagt und den Reiz ent- schiedenen Radikalismus, der ihr im Ursprung bielleicht eigen war, verloren hat. Ter junge König de? Stückes, von Herrn Götz, nach de? Dichters' Intentionen mit einem ganz eigenartig liebenswürdigem Chaim« ausgestattet, besitzt für die Rolle, die ihm in dem politi- schon Schauspiele zugedacbt ist, nicht hin.eichend Tragkraft. Er ist sogar kein TvpuS der königlichen Sinnekart, wider deren ver- stiegene Unnatur und Unwahrhaftigkcit der Dichter doch zu Felde ziehen will, und auf der anderen Seite als Sonde.'-Individualität nicht interessant genug. Bon tieferen EntWickelungen, die ,hn über die engen geistigen Schranken feines Amts hinaus getrieben, ist kaum, von irgendwelchen näher bestimmten Aufgaben, für welche er die ihm gewordene Macht einsetzen will, übe Haupt nicht die Rede. Seine ganze Skepsis scheint— von den Nachwirkungen, die eine Jugendsreundschaft und die Erinnerung an seine alten Lehrer ausübt, abgesehen— daher zu stammen, daß ein hübsches Bürgermädchen, der e: nachlauft, die Tochter eines oppositionellen Gelehrten, dem Aufdringlichen die Verachtung, die sie für seine
8 6. In den Städten der Probinz Hannover werben die Mitglieder des Magistrats von den Bürgervorstehern gewählt. Hinsichtlich der Zahl der Bürgervorsteher in den Städten der Provinz Hannover gelten die Bestimmungen der Städteordnunp für die östlichen Provinzen vom 30. Mai 18S3(Gesetzsamml.©.261) sinngemäß. § 7. Die gegenwärtigen Gemeindevertretungen werden auf- gelöst. Die Neuwahlen habe» an einem Sonntage bis spätestens zum 2. März 1910 zu erfolge«. Tie Mitglieder der Gemeindevertretungen bleiben bis zur er- folgten Neuwahl in ihren Aemtern. § 8. Für die Bornahme der auf Grund dieser Berordnung crstmal'g stattfinbenden Wahlen ist die Wahlordnung für die ver- fassunggebende preußische LarcheZversammlung mit der Maßnahme anzuwenden, daß an Stelle des WahlkommissarZ der in den Ge- meindeordnungen festgesetzte Wahlvorstand bezw. die Wahlkommission tritt. Bei der erstmaligen Wahl sind die Wählerlisten zur preußischen LandcSvcrsammlung anzuwenden. Die besonderen Bestimmungen deS ß 2 dieser Berordnung über Dauer und Begriff des Wohnsitzes gelten für die erstmalige Wahl nicht. Für die späteren Wahlen wird das Wahlverfahren auf der Grundlage der gegenwärtigen Verordnung durch eine besondere Wahlordnung geregelt, welche das Ministerium des Innern er- läßt. Bei der erstmaligen Wahl werden Wahlbezirke nicht gebildet. Für die weiteren Wahlen können durch Ortsstatut Wahlbezirke geschaffen werden. 8 0. Die Bestimmungen der Städte- und Landgemeinde- ordnungen über die Teilnahme am Gemeindevermögen, Gemeinde- gliedervermögen und Allmenden werden durch diese Verordnung nicht berührt. 8 10. Die Bestimmungen der Städte- und Landgemeindeord- mingeit(Gemcindeordnungen) werden insoweit aufgehoben, als sie den Vorschriften dieser Verordnung entgegenstehen. OrtSstatn- tarische Ergänzungen sind insoweit zulässig, als sie den Bestint. mutigen dieser Verordnung und der nach§ 8 Abs. 3 zu erlassenden Wahlordnung' nicht zuwiderlaufen. Rücktritt üer türkischen Regierung. London , 24. Januar. Central NewS. AuS Konstantinopel wird berichtet, daß die türkische Regierung zurücktritt. Man erwartet, daß Tewfik Pascha ein neues Kabinett bilden wird, in das eine größere Zahl von Gegnern deS„Komitees für Einheit und Fortschritt ' aufg.'nommen werden soll. Dieses Komitee versucht noch immer zu verhüten, daß die Personen, die die armen i- scheu Masjakreö verursacht haben, bestraft werden. � Die Skanöwavier gegen Sie antiöeutsche Gewerkschaftsvereinigung. G t» ck h» l m, 25. Fanuar.(TN.) Zu dem Versuch von ö)« m- p r r s, eine intcrnetisnale Vereinigu»? der Gewerkschaften ohne Teutschland zu bilden, schreibt„Sozialdemokraten" mit deutlicher Schärfe: Wenn dieser Versuch gelänge, bann würden die skanbinavi- sche und vermutlich auch die holländische Gewerkschaftsbewegung ihrerseits Partei ergreifen und sich mit der deutsche» Bewegung Verbünden._ Emstettung öe? englischen Klottenrüstung. London , 24. Januar. Das Reuterfche Buieau erfährt: Das britische SchiffSbauprogramm wird wahrscheinlich nicht festge- setzt werden, che die Friedenskonferenz vorbei ist. Inzwischen ist angeordnet wo den, die Arbeiten der unvollendeten Zerstörer und anderer Typs von Kriegsschiffen einschließlich der leichten Kreuzer, einzustellen. Die öeutsche Kolonialfrage Sache ües völkerbunöes? Pari», 24. Januar. Reuters Sonderkorrespondent bei der Friedenskonferenz in Paris erfährt, daß die britischen Tele- gierten bereit seien, solche Probleme, wie die Zukunft Mesopo- tamicns, Palästinas und der deutschen Kolonien an den
fltiiternde Genußsucht fühlt, ins Gesicht geschrieben hat. Nachdem der Fürst im zweiten Bild den Freund aufgesucht und inkognito mit einem altersgrauen republikanischen Hitzkopf disputiert hat, hört man den als Wüstling eingeführten jungen Herrn ganz unerwartet bei neuer Werbung um das Fräulein in Tönen zartester Verehrung von feiner Liebe reden. Der Wünsch, das Mädchen heimzuführen zu einer glücklich bürgerlichen Ehe, mar- kieet sich als der Hintergrund de: Königsmüdigkeit, zum min- desten als ein entscheidend mitwirkende? Motiv derselben. Die Heirat ruft einen Straßenauflauf und Demonstrationen her- vor, ü-sn weiß nicht recht, aus welchen Gründen. Roch mysteriöser sind die weiteren Abenteuer: Die Meldung von dem Fluch, mit welchem der verbannte Bater seiner jungen Frau, ein unentwegter KänigShasser, die Nachricht von der Ehe seine: Tochter ausgenom- men— und ein Duell, in dem t er. Jugendfreund de? König?, der ihn in seinen demokratischen Tendenzen stützen will, durch die Kugel des republikanischen Hitzkopfs fällt. Tie letzte Szene ver- sammelt noch einmal die ganze Sippe der Nutznießer des König. iumS: den öligen Pfaffen, den streberischen General, den feisten Bourgeois, den stockkonservativen Bogt, um den Monarchen, der ihnen die abgrundiiefc Heuchelei, die sie mit Christi Namen treiben, schonungslos vor Augen rückt. Natürlich nur mit dem Effekt, daß sie ihn für verrückt erklären. Seine Geliebte ist gestorben, er selbst verzweifelnd wählt den Freitod. Unter den Schauspielern, die sich in dem figurenreichen Stücke um die- glänzend« Leistung von Kurt Götz in der Titelrolle gruppierirn. seien nur die Herren S ch r o t h und© a l f n e r und Fräulein T a g n h S« r v a i s in der flüchtig skizzierten Mädchen- rolle genannt. Tie scbwicriaen Volksszenen waren ausgezeichnet durchgearbeitet. Ter Beifall hielt sich in dem Rahmen eine? Ach» tungSerfolgeS. Conrad Schmidt .
vis Lakaien. Johannes Fischart, der in der„Weltbühne' die Porträt? von Politikern und Pubiizisten zeichnet, ist letzthin auf Wilhelm den Zweiten näher eingegangen. In diesem Bilde wird auch den Schmarotzern und Schmeirblern. die den letzten Hobenzollern lomwedekten, getbührend Gesicht und Buckel beleuchtet. Wir lesen da ein« für beide Teil« charakt risti'ch« Szene: Der Kaiser war, am 1. Juli 1901, auf dem kleinen Kreuzer Nymphe, um in der Lübecker Bucht ein-'m Torpedo BersuchZ'chiesten im Anschluß an die Kieler Wocke beizuwohnen. Ein großes Ge st/g« war an Bold. In den Zwischenpausen der Anläufe kam Wilhelm ins Kartonhaus und erledigte hwr Unterschristcn. Tirpitz legte ihm die©cbrififiücke vor. Als es ihm zu langweilig wurde, blickte er zu dem Offizier neben sich auf:.Schrecklich, dieser Tirpitz. mit seiner Tinte! Ein Glos S'rt war mir lieber.'„Zu Befehl", schnarrte der Offizier, sprang hinaus nach einer Oodonnanz und
Völkerbund zu verweisen, sokald dieser zufland-gekom- men ist, damit sie nicht die Zeit der Friedenskonferenz in Anspruch nehmen. Daraus gehe hervor, daß die Briten keine terri- torialen Forderungen aufzustellen beabsichtigen, die mit den Grundsätzen des Völkerbundes unvereinbar feien. Die Spartakustragööie. Das Begräbnis ihrer Opfer. Die„Freiheit" benutzt in echter Spartakus-Manier die heutige Begräbnisseier dazu, die Schuld an den blutigen Ereignissen des Januar denen aufzubürden, die sich nichl der Pflicht ent-ogen, einen gegen die Republik gerichteten ge- waltsamen Angriff abzuwehren. Dabei ist aber selbst sie ge- nötigt zu schriben: Die meisten unter imS sind mit Taktik und einzelnen Talen der aufständischen Rebellen nicht einverstanden gewesen und haben im Interesse der deutschen Revolution ein anderes Vorgehen gewünscht. Und die noch links von der„Freiheit" stehende„Republik " schreibt über die Führer des Spartakusbundes: Sie, die nur der Gewalt des Geistes und dem klaren unzwei- d entigen Willen der großen Mehrheit der proletarischen Massen ver- trauen wollten, appellierten plötzlich an die Gewalt und versuchten es mit denselben Mitteln, mit dummen Maschinenge- wehren und GaSg ra n a t e n, wie die Machthaber von gestern und heute. Sie ließen sich hinreißen— und darin besteht zum Teil ihre Tragik— entgegen ihrem eigenen Willen, sich auf die Gewalt zu stützen, an die dauernde Macht von Maschinengcwehrecn zu glauben. Selbst wenn sie gesiegt hätten, was wäre daraus geworden? Damit ist jede Kritik, die an dem Verhalten der sozial- demokratischen Regierung geübt wird, als heuchlerisch ent- larvt. Was hätte denn die Regierung tnu sollen? Safte sie, die sich, wie sich alsbald zeigte, auf mehr als 11 Millionen proletarischer und sozialistischer Stimmen stützt, vor der Tik- tatur der im Marstall proklamierten„Regierung" Liebknecht- Ledebonr-Scholze abdanken sollen? Hätte sie warten sollen, bis diese„Regierung", um sich gegen den Willen de? deut- ichen Lölkes an der Macht zu halten, die russischen Vafonette zu Gilfe rief? Hätte sie ruhig zusehen sollen, wie die von ibr proklamierte Preßfreiheit und das Selbstbestimmungsrecht des Volkes brutal vergewaltigt wurden? Wie Räuberbanden, die sich an die Fersen der wahnsinnigen Gewaltpolitik'''- ge- heftet hatten, ganz Berlin mit Raub und Mord erfüllten? Sie mußte dagegen einschreiten mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung standen— und konnte es dann, so sehr sie es selbst gewollt hafte, nicht hindern, daß die Schrecken und Grausamkeiten des Bürgerkrieges auch der anderen Seite fühlbar wurden. Wir achten die wenigen an jener Bewegung beteiligten Idealisten auch in ibrer Verirmng und bedauern ihren traurigen Untergang. Aber mit Abscheu müssen wir von denen abrücken, denen das Begräbnis jener Opfer nur Gelegenheit ist. neue Verhetzung und neue Verwirrung zu stiften._ Der E>ew!?7enszwang in öer Schu?e. KultnSniinister Genosse H a e n i s ch schreibt unS: In der Freitagabendn, immer des„Vorwärts" wird ein Fragebogen abgedruckt, der in höheren Schulen Groß- Berlins den Kindern zur Beantwortung mit nach Haufe ge- geben wurde. Mit Reckt verwahrt sich der„Vorwärts" geoen die Art der hier betriebenen Agitation und verlangt, daß der Uebel- stand sofort beseitigt wird._ Ich möchte dazu mitteilen, daß ich gleich, nachdem mir diese Agitation zur Kenntnisnahme gekommen war, auf amtlich en Wege jede weitere Verbreitung des völlig u na ii gemessenen Fragebogens verboten habe. Außerdem habe ich � aller höheren Knaben- und Mädchenschulen Groß- Berlins zu einer Aussprache über die Vorgänge für Mitte nächster Woche zusammeugebeten. __ Konrod H a e n i s ch. Hefe ein« Flasche besten Heidsieck kommen. lFür d-n Kaiser mutzte freilich der französische Champagner mit dem Siikctt„Burg.'ff. Grun versehen werden, weil er zu glauben wünscht«, daß er vor- zmiluben deutschen Sekt vor sich bade.) Der Kaiser trank das Glas bis auf«inen kleinen Rest aus, ging, impulsiv, auf die Kam- mnndckbruck«. rief auf das Verdeck, wo sich das ganze Gefolge m <W.<1 aufgestellt halt«:.Ha— Hahnk«, Sie möchten wohl auch Sekt", und schwippte den Rest auf da? Ge'olg«.„Zu gnädig, Euer Majestät"� stammelten die Herren da unten und verbeugten sich tief. Ter Kaiser kam belustigt iuS Kartenhaus zurück und verlangt« etwas zu essen. Man reichte idm geröstete Kav.ar. schnitven. Er schmierte von einer mit dem Zeigefinger der rechten Hand den Kaviar und die Dutter herunter, strich sie sich in den Mund, trat wieder hinaus auf di« Kommandobrücke, rief hinunter:„Ha— Hahnke, möchten wohl auch Kaviar haben.. und warf das leere Stück Brot unter die Hahnke und Konsorten. Ein neueS:„Zu gnädig. Euer Majestät" war die devoteste Ant- wort. Dann erkundigte Majestät sich ganz leise bei dem Offizier nach der Geschwindigkeit dieses Kreuzers und fragte, belehrt, hin- unter:„Ha— Hahnke, wieviel Knoten köhrt da? Schiff f« der Stünde?" Und als d«r- Cteneraloberst stlimmelnd feine Unkennt- ni« zugestand:„Ha— Hahnke. wissen auch gar nichts. CinUnd- zwanzig Knoten, und Sie sind der zweiundzwanzigste.".Zu gnädig. Euer Majestät." An dem Größenwahn dies«? Kaisers waren die Menschen mitschuldig, die er in seinem Uebcrmut schließ« lich nur so ein?« Abätzt hat. wie sie selbst eingeschätzt werden wollten. Mit den Menschim ging er wie mit alten Kleidern um. Die Lakaien hatten furchtbar unter seiner Laune zu leiden, und sein MenschenverHraiuch m den Ministerien, in der Armee und im per- sönkschen Umgang war grenzenlos. Nur einen erkannte er in ne-olhafter Mystik über sich an, den lieben Gott. Zum Glück blieb der ihm stets unsichtbar und ließ ihn gewähren, ließ sich, wie die Umgabuna. von Wilhelm an- reden und wieder anreden ohne in die peinliche Lage zu komme», ihm widersprechen zu müssen.
Notizen. — Hans R e i« a n n, den es vergnügt, in den Wassern»s« Menschlichen zum Allzumenschlichen hin Fischzüge zu tun. las en auS feinen Schrifken im Meistcrsaal. Er bat ein guieS für Kleinzeug. Mit mikroskopierendem Wohlgefallen um- spinnt er dessen Eigenart, und cS ist kein« Sache, sie in spaßig bewegten Linien einen Augenblick lang in den S bkreiS zu'chieö-n. Wa? er grotesk nennt, hat nicht großen LebenSumfang: eS bält fich m Rahmen des Droll gen und Scherzhaften, liebt das anekdotische Spiel auch das ulkende Allotria; erweist aber im Besten unoer» kennbar die Gab« und da? Ziel, tvpischeii Menschenbildern beizu- komme» Also behagliche Kleinkunst, und mit sächsischem Mund- klang gesprochen. Die Fühlung mit dem Publikum gedieh im Verlauf des Abends. Einigem Vorgetragenen hätte man freilich einen Meister grotesker Sprechkunst gewünscht, auf daß eS mehr und recht zum Auftauen hätte gelangen können. ixi.