Nr. 61. 36. Jahrg.

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Montag, den 3. Februar 1919.

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friedensverhandlungen in Bremen  .

Am 2. Februar, 3 Uhr morgens, fanden in Bremen   Die Arbeiten der Internationale in Bern  .] Berhandlungen statt. Es nahmen teil:

WTB folgendes:

Bern  , 2. Februat, 5 Uhr nachm.( Eig. Drahtber. b.„ Bor­Bremer Volksbeauftragte, Bertreter des Bremer   Soldaten. rats und der Bremer   Mehrheitssozialisten, Vertreter der Di- wärts".) Während heute der Schweizer   Parteitag tagte, arbeiten bision Gerstenberg, Vertreter des Obersten Soldatenrats trei Stommiffionen fleißig für den Kongreß. Die Kommission über Groß- Hamburg, des Arbeiter- und Soldatenrats Oldenburg Territorialfragen fucht nach Formeln zur allgemeinen und des Korpssjoldatenrats des 9. Armeeforps unter dem Anwendung auf Grund von Vorschlägen, die von Seit und Ma c- Borsig des Genossen Lampl, 1. Vorsitzenden des Obersten bon alb herrühren. Die Schwierigkeiten beginnen freilich erst bei Soldatenrats Groß- Hamburg. Das Ergebnis war nach ihrer praktischen Anwendung. So fehlt 8. B. bisher das polnische Broblem. Auf eine Formel wegen Nord- Schleswig haben sich da­gegen die Deutfchen und Dänen febr bald geeinigt. Den Betten und Eften gegenüber haben die   Deutschen ihr Desinteresse ment erklärt. Da die Franzosen immer noch nicht da find, müffen die Kommissionen zunächst ohne fie arbeiten. Die Völkerbund frage beschäftigt eine Unterfommiffion, die aus Wibaut, Ellen Der Oberste Soldatenrat Groß- Hamburg und der Korps  . bogen, Rautsty und dem Engländer Tramp besteht. foldatenrat des 9. Armeekorps verbürgen fich für die Durchblems beginnen lann, will die Eubfommiffion noch heute nacht den Damit der Kongreß morgen mit der Besprechung diefes Bro­führung der Entwaffnung und für Wiederherstellung ge- Anwesenden ihre Resolution vorlegen. ordneter Zustände in   Bremen.

Die Bolksbeauftragten   Bremens find bereit, auf Verlangen der Reichsregierung zurüdzutreten. Die bewaffnete Arbeiterschaft   Bremens ist bereit, an ben Korpssoldatenrat bes 9. Armeekorps alle Waffen und Munition abzuliefern.

Weltarbeitsrecht

durch den Völkerbund.

Bon Professor Dr. Alfred Manes.

In dem durch eine Studienkommission der Deutschen Ge­sellschaft für Völkerrecht festgestellten Entwurf einer erfaffung des Völkerbundes findet sich ein Arbeiterschutz" überschriebener Artikel, in welchem in 5 Zeilen die Verpflichtung der Völkerbundstaaten zum Ausdruck gek zacht wird: in ihren Ländern ein Mindestmaß gleichwertiger Ein­richtungen zum Schuße von Leben und Gesundheit, sowie des Rechtes und der persönlichen Freiheit der Arbeiter zu schaffen." Auch soll zwecks Ueberwachung und Ausbau des Arbeitsrechts ein internationales Berwaltungsamt, das Beltarbeitsamt, ein­logische Entwicklung, wenn die endgültige Verfassung des zu gejezt werden. Es wäre nichts anderes, als eine durchaus erhoffenden Bölkerbundes Bestimmungen dieser Art enthalten Der Territorialfommiffion legten bie Delegierten würde; denn der Eintritt der Sozialpolitif ins Die Mehrheitssozialisten   Bremens und fämtliche Bermitt­ler erbitten von der Reichsregierung die fofortige Zurückziehung ber   deutschen Mehrheit eine Resolution über die Rückgabe der ölferrecht hat sich, wenn auch freilich von den zünftigen der Division Gerstenberg, da deren Auftrag restlos erfüllt ist. entfchen Kolonien, eine Resolution über die staatliche Bugehörig Bölkerrechtslehrern fehr spärlich behandelt, seit nunmehr Die Division Gerstenberg erklärt, im Laufe des 2. Fe- leit Elfah-   Lothringens, eine Resolution über die Zurüdweifung der anderthalb Jahrzehnten mit überraschender Schnelligkeit voll­bruar in die Stadt   Bremen und in   Hemelingen nicht einzu- bfichten des franzöfifchen Imperialismus auf Saargebiet, zogen. Nachdem bereits in der ersten Hälfte des vorigen Jahr­marschieren, falls fein Truppenzuzug von auken nesolution über die Regelung der   deutsch- polnischen Grensfragen vor. Schutz der industriellen Arbeiter gefordert worden war, eine fals unb tintes Rheinufer und schließlich eine hunderts mehrfach in   Frankreich und England der gesetzliche nach   Bremen erfolgt. Die Genossen Rusch( Siebener- Ausschuß Groß- Hamburg), Sozialdemokratie weist die Entscheidung über die zukünftige staat nternationalisierung der Sozialpolitik gelegentlich im Aus­Die Resolution über Elfah- Lothringen lautet: Die   deutsche Tatsache, auf die man um so mehr hinweisen muß, als die Wrede( Siebener- Ausschuß Groß- Hamburg) und Graegerliche ( Arbeiterrat Oldenburg) werden, der Stadtkommandantur liche Zugehörigkeit Elfah-   Lothringens bem freien entfluß land lediglich als Schwärmerei   deutscher Profefforen hingestellt  Bremen zur Kontrolle beigeordnet und halten die Verbindung einer Bevölkerung zu, die beim Ausbruch des Krieges im worden ist, find in allen in Betracht kommenden Ländern sei­Lande anfäffig war. Sie will die friedlichen Beziehungen zu bem tens der verschiedensten an sozialen Reformen interessierten mit der Division Gerstenberg aufrecht. Genoffe Lampl vom Zentralrat und Leutnant v. Bribelwit franzöfifchen Bolle zu bauernden gestalten und Garantien, die der Kreise, immer wieder infche nach internationa ( Tetterer als Bertreter der Division Gerstenberg) überbringen zu errichtenbe Böllerbund für die unbeeinflußte Entscheidung lem Arbeiterfchut laut geworden. Die Entwidlung diefes Abkommen der Reichsregierung. Die Resolution über Bolen lautet: Bei der Errichtung eines diefer Bewegung habe ich in meiner unlängst erschienenen Schrift Sozialpolitk in den Friedensverträgen und im

Unterschriften:

ber elfah- lothringischen Bevölkerung fdjaffen möge."

Schindel- polnischen

Lampl(   Hamburg), R. Ertinger, J. Drettmann, Frafunkieroics unabhängigen polnischen Staates, der nach Bunft 18 des Wilson Bölferbund"( 2. Auflage 1919,   Berlin, Karl Sigismund) vom Rat der Volksbeauftragten   Bremen, Waigand, Schindel polnischen Bevölkerung umfassen soll, muß bie geftftellung bauer und Schelter als Vertreter der Mehrheitssozialisten, ber Grenalinien zwischen dem zukünftigen polnischen Reiche und Graeger( Arbeiterrat Oldenburg), Rusch( Soldatenrat Groß Deutschland durch die Abstimmung der Bevölkerung  Hamburg), Libertin und Frefe( Soldatenrat Bremen), Bool in den sprachlich und national gemischten Gebieten erfolgen. Die ( Korpsioldatenrat des 9. Armeekorps), Behrens( Landtags- Grenglinien des   deutschen Bolles erfordern es, daß eine abgeordneter,   Oldenburg), Hauptmann Danner und Leutnant Absprengung ber bon   Deutschen bevollerten Teile v. Prizelwitz( Division Gerstenberg). der Provinzen Ost- und Bestpreußen vom   Deutschen Damit wäre das Hauptziel der gegen die   Bremer Reiche und Zuweisung eines aur Oftfee führenden Landftveifens Spartakusherrschaft gerichteten Aftion erreicht. Die Bevölke- an das polnische Reich verhindert wird. Der Weichselstrom bietet rung Bremens foll nach ihrem eigenen Willen von einer bem polnischen Reiche mit einem Freihafen in der bis auf 2 Bros. felbftgewählten Bolfsvertretung geleitet werden und nicht von Bolen   deutschen Stadt   Danzig unter der Stontrolle des Bölferbundes Leuten, denen es gelungen ist, fich einige Maschinengewehre einen geficherten freien und zuverlässigen Bugang zum Meere." anzueignen. Die Freiheit" hat in ihrer verlogenen Hezweife die Dinge so dargestellt, als ob die Regierung überhaupt keine Berhandlungen wollte, als ob es ihr eine Lust sei, Blut zu vergießen. Das   Bremer Ergebnis zeigt die ganze Nichtswürdig. feit solcher Entstellungen.  

Deutsch-   Oesterreichs Anschluß.

wiederzugeben verfucht. Eines der deutungsvollsten Jahre in dieser Entwidlung ist 1904, als durch einen italienisch- fran­diefer Entwicklung ist 1904, als durch einen italienisch- fran­öflichen Vertrag zum erstenmal praktisch avischen zwei großen zöfifchen Vertrag zum erstenmal praktisch vischen zwei großen Nationen die Neuerung eingeführt wurde, die Lebens­bedingungen der Arbeiter in demselben Maße zu behandeln wie die Arbeitsprodukte und neben den Handelsverträgen Arbeitsverträge abzu­schließen." Aber au Fraftvoller Ausgestaltung gelangte die internationale Regelung des Arbeitsrechts erft, als die Mis glieder aller Parteien zäblenden, unabhängigen, auf wiffen­fchaftlicher Grundlage aufgebauten, internationalen foaial­politischen Verbände als Dolmetscher der berechtigten Ansprüche der Arbeiterschaft aller Kulturländer bei den Regierungen die Berwirklichung der Arbeiterwünsche vertraten. In diesen Bev­bänden haben deutsche Sozialpolitiker stets eine maßgebende Rolle gespielt und diese wurde um so ausschlaggebender, je mehr die Welt sich von der Bedeutung und dem Wert der Sozialpolitit, wie sie das alte   Deutschland namentlich in Form der obligatorischen Sozialversicherung allen Ländern boran gebracht hat. Es kann gerade in diefen Wochen nicht laut und oft genug verkündet werden, daß, wie der Direktor des internationalen Arbeitsamtes, Brofeffor Dr. Bauer, in einem Buche Arbeiterschutz und Bölfergemeinschaft"( Bürich, Füßli 1918) berednet, in noch nicht zwei Jahrzehnten die öffentlich- rechtliche Swangsunfallversicherung nach deutschem Mufter in 13 Staaten Nachahmung gefunden hat und rund 57 Bros. der Lohnarbeiter   Europas heute umfaßt; die   deutsche geahmt, unfere Alters- und Invalidenversicherung 7 Länder, darunter insbesondere auch 1911   Großbritannien. Weiterhin ist sehr beachtenswert, daß nicht weniger als 14 ameiſeitige Gleichberechtigungsverträge auf dem Gebiete der Sozialver­ficherung awischen verschiedenen Staaten zum Abschluß ge langt find.

Ein Delegierter für das   deutsche Staatenhaus. Gelegentlich einer Demonstration für den Anschluß   Deutsch Vor diesen Verhandlungen batte der Große Arbeiterrat Defterreichs an   Deutschland in Bien führte Staatsfetretär Genoffe Samburg mit 232 gegen 206 Stimmen auf Antrag Dr. Bauer unter ftürmischem Jubel der Demonstranten aus: Sie haben Ihren Willen fundgetan, daß die Grengen zwischen Lauffenbergs beschloffen, die Samburger Arbeiterschaft Deutschland und Deutsch- Oesterreich endlich fallen. Wir sind darin zu bewaffnen und mit allen militärischen Mitteln zu unter eines Sinnes. Es war und ist der heißeste Wunsch meines Lebens, ftüben. Senfe batte alfo recht, wenn er in einer Berfamm- Deutsch- Desterreich mit den anderen   deutschen Stämmen wieder ver­Inna jaate, ein Bufammenstoß würde ein fo unge beueres einigt zu fehen, vereinigt in der großdeutschen Republit, und ich Blutbad bringen, wie es die Revolution noch nicht erlebt 6in fest überzeugt, daß jetzt der Augenblid gekommen ist, diefes habe. Auch in   Hamburg wäre dann ein großes Blutveraieken große Biel zu verwirklichen. Ich kann Ihnen heute eine Mittei­wohrscheinlich geworden, da ja auch dort die unendliche Mehr- lung machen, die Ihnen beweisen wird, daß unsere große Sache beit der Bevölkerung gegen Spartakus steht. Es gibt. um marschiert. Die deutsche Reichsregierung hat uns geftern bie Ein- obligatorische Krankenversicherung haben 9 Staaten nach es wieder und wieder au fagen, nur eine Möglichkeit, Blut- labung überfandt, einen Bevollmächtigten   Deutsch- Desterreichs für den beraieken zu vermeiden: die befteht darin, dak es fich feine neuen   deutschen Staatenausschuß zu bestellen, der nach dem Ent­Minderheit beifallen läkt, die Mehrheit vergewaltigen au wurf der vorläufigen beutschen Verfassung an die Stelle des bis. wollen. Die Demokratie ist der innere Frieden! herigen Bundesrats treten foll. Ich bin überzeugt, daß unfer Die Verbandungen find noch nicht obefchloffen. Die Staatsrat diese Einladung dankbar annehmen wird, und daß wir Regieruna bat fich im Laufe des heutigen Tages febr ein- in naher Bukunft zum erstenmal wieder feit 1866 einen öfterreichie gehend mit ihrem Gegenstand befchäftigt, und aus ihren Beschen Bevollmächtigten im   deutschen Bundesrat haben werden. ratungen dürften neue Einigungsvorschläge berborgehen, die der Stadt   Bremen die Aufrichtung einer Regierung

nachibrem eigenen willen garantieren und die Ent­

waffnung der 8 bilhebölferum fibern.

Auch   Dänemark bricht mit den Bolschewißten. Nachdem bereits vor einiger Beit der dänische Gesandte Sca. bentus aus Petersburg abgereift war( die dänische Regierung hatte ihm die Rückkehr, feiner persönlichen Sicherheit wegen, anheimge Dr. Sure, mitgeteilt worden, daß seine Anwesenheit nicht mehr wünschenswert sei. Dr. Surek hat bereits mit bem gefamten Ge­fandtschaftspersonal, zusammen 15 Personen,   Kopenhagen verlassen Bofton, 1. Februar.( Reuter.) Infolge der allgemeinen An- und fich nach Stodholm begeben, bon wo er mit dem   Stockholmer nabme ber von den Tegtilarbeitern Reu- Englands Bolschewiftengesandten Woro wsi, ber bekanntlich ebenfalls aus geforderten 48ftündigen Arbeitswoche durch die Arbeitgeber hat sich gewiesen ist, nach   Rußland zurüdfehrt. Es ist noch nicht bekannt, bie ernste Lage in der Arbeiterschaft gebeffert. Heber eine Million ob die oft a. bie   russische Telegraphenagentur in Ropenhagen, Arbeiter hatten gedroht, am 8. Februar zu streiten. das Schidfal des Gesandten teilen wird.  

Bremen. 2. Februar. Awifchen der Divifion Gerften bern und der Renierung von   Bremen ist bis Sonntaa Nacht 12 11hr Waffen tillftans befchloffen. Inzwischen wer- Hellt), ist jetzt auch dem bolschewiftischen Gesandten in   Kopenhagen, ben mit   Berlin Berhandlungen gepflogen.

Achtstundentag in   Amerika.

Unter solchen Umständen ist es nicht zu bertundern, wenn felbst der Weltkrieg mit all feinen Saßerscheinungen, Berhebungen und Verleumdungen in der organisierten Ar­beiterschaft der ganzen Welt das Bekenntnis au einer großen Reihe wichtiger Grundsäge des Arbeiterschutes. der Arbeiterverficherung, des Arbeitsrechtes nicht über den Saufen zu werfen vermocht bat: im Gegenteil, noch unter dem Lärm der Waffen find in Buffalo,   Leeds und in  Bern von den Gewerkschaften aller triegführenden, wie aller neutralen Länder faft gleichlautende Grundsäke über internationales Arbeitsrecht aufgestellt worden.

Bald nachdem der lekte Meichsfangler alten Stils in fefner Brogrammrede vom 5. 10. 19, affo zu einer Reit, in der der Rriegsausgana noch nicht durch Abschluß des jebigen offen stifftantes entidieden wat, fich nnameibeutia aum Bölferbund und zu weitgehenden sozialpolitischen Alaufeln in seiner