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und bis Gefah r einer militärischen Reaktion, die bisher als Uebcrtreibung bezeichnet werden konnte, wird eines Tages dann Wirklichkeit sein. Nur wenn die sozial- demokratie ihm als einige Macht gegenübersteht, kann sie die Rückkehr des Militerismus in seine alte Position verhindern. Es gibt noch mehr Tründe. welche die Einigung der Sozialdemokratie zur Notwendigkeit machen. Ich will auf sie hier nicht auch noch eingehen und wende mich lieber mit einigen Worten der anderen heute zu erörternden Fragen zu, nämlich der Frage. obdieEinigungauchmöglichist. 7 l�ch stehe nicht an, sie mit j a zu beantworten. Was not- wendig war, ist noch immer möglich gewesen und muß mög- lich sein. Gewiß sind die Meinungsverschiedenheiten, die zwischen den Parteien der Sozialdemokratie obwalten, sehr schwerwiegender Natur: sie gehen bis auf die letzten Grund- gedanken der sozialistischen Lehr» zurück. Sie werden daher auch nicht heute oder morgen aus der Welt verschwinden. Aber solche Meinungsverschiedenheiten hat es in früheren Jahren gleichfalls gegeben und sie haben oft zu recht heftigen Kämpfen der Geister gerührt. Sie haben jedoch nicht der- hindert, daß in den Nugenblicken, wo es praktisch zu handeln galt, die vorher erbittert Streitenden sich ohne Zaudern zum gemeinsamen Kampf zusammenfanden. Gegenüber dem Aktionsprogramm der Partei, wie die Notwendigkeiten deS Augenblicks es diktieren, ließ man die theoretischen Streitig- leiten in den Hintergrund treten. Was aber möglich war, als es sich mir erst um Wahlen handelte, muß möglich lein, wo soviel Größeres auf dem Spiele steht. Es ist n i ch t un- möglich, Richtlinien der heute zu befolgenden Politik und ein entsprechendes Aktionsprogramm zu vereinbaren, die alle unterschreiben können, welche auf dem Boden der Grundsätze und Forderungen des Erfurter Programms der deutschen Sozialdemokratie stehen. Auch die Personenfrage dürfte der Einigung nicht im Wege stehen. Eine befriedigende, keine Bitterkeit zurück- lassende Erledigung der Persanenfrage muß gefunden werden: sie braucht aber nicht der Einigung vorauszugehen: sie wird in sedem Falle eine Folge der Vereinigung sein. Da? haben auch die beiden sozialdemokratischen Wahlvereine Tegels beim Einsetzen einer Pereinigungskommission hervorgehoben und sich darauf beschränkt, Grundlinien für ein fachliches Ein igungsprogramm niederzulegen. In diesem Geiste zu arbeiten, ist unter aller Aufgabe. Erfüllen wir uns ganz mit diesem Gedanken. Tragen wir ihn in die weitesten Kreise der Arbeiterschaft hinein und ruhen wir nicht, bis er seine Verwirklichung gefunden hat. Weg mit dem Streit um Personen! Weg mit allem, wa? den Meinungskampf zwischen Sozialdemokraten vergiftet, was Sozialist andersdenkenden Soziasisten den st�eind er­blicken läßt? Hoch die Arbeit für den Zusammenschluß aller Sozialdemokraten zum gemeinsamen Kampf für die F? st i- gung der demokratischen Errungenschaften und den sozialistischen Ausbau der neuen deutschen Republik !

Lelglsite Gebketsansprüche. Deutsches Gebiet für Holland . Fn Pari» wird die LScli seziert und neu zusammengeflickt. Wie weit dabei die nationalen und wirtichaitlichen Interessen der Böller ßeriicksickitigt werden, bleibt abzuwarten. PariS , IS. Februar. lHavaS.) Tie Kommission der Frieden«. konkercnz hrnte am Nalibminag da« Expose über die belgiickien An­sprüche an. Der Minister deS Leußeren HymanS gab daS belgische Programm bekannt. In politischer Hinsicht wird daS Aufgeben der belgischen Neu- iralitäl verlangt. In territorialer Beziehung stützt sich HymanS auf da» Nationali-Stenpiinz'p und verlangt eine Grenzberichtigung zwischen Belgien und Holland Er forderte, dah die Freiheit der Echiffahrt aus der Scheide von der Mündung bis noch Antwerpen durch die Rückerstattung

Vas rote Zeichen öer vöikereim'gung. Bon August Strindberg . Strindbergs Auflehnung gegen die Wildernatur des Kriegs und fein Suchen und Mitkämpfen, diese Barbarei zu überwinden, ist in der.Friedens- Novelle" niedergelegt, diesem kleinen leidenschast» lichen Werke, das im Münchener Verlag von Georg Müller veröffentlicht wurde. Mit des Uebersetzers Emi! Scherrng Erlaubnis geben wir die Szene wieder, worin der Dichter dem Ziel de» internationalen Schiedsgerichts huldigt. Es war ein schöner, warmer Herbstabend zu Veveh im Jahre 1872. Di« Mittag.glocke der kleinen Pension Le Tödre hatte Schlag sieben Uhr zum Diner geläutet, und um die große Mittagstafel versammelten sich die Pensionäre, die alle miteinander Bekannt- schaft geschlossen hatten und auf dem vertrautesten Fuße lebten, wie die Menschen tun, wenn sie sich aus neutralem Gebiete befinden. Herr von Bleichrodcn und seine Frau halten zu Tischnachbarn den traurigen Franzosen, den er in der HospitalSkirche getroffen hatte, einen Engländer, zwei Russen, einen Deutsch « nebst Frau, eine spanische Familie und zwei Tirolerinnen. DaS Gespräch ging wie gewöhnlich ruhig, friedlich, fast gefühlvoll, jutveilen spielend über die bmnnendstcn Fe<»gen hin. ohne semals Feuer zu sangen. Daß die Erde so unnatürlich schön sein könnt« wie hier, hätte ich niemalz gaglaubt, sagt« Herr von Bleichroden und berauschte sich mit einem Blick durch die offenen Veraitdatüren. Die Natur ist auch sonst schön, sagte der Deutsche , aber ich glaube, unsere Augen waren trank! DaS ist wahr, sagt« der En«läW»er, aber hier ist eS auch schöner als irgendwo anders Haben Sie nicht g.chört, meine Herrschaften, wie es den Barbaren erging, dieses Mal waren«Z Allemanncn oder Ungarn , glaube ich, al» sie auf die Dent Jaman hinauf kamen und den Genfer See erblickten? Sie glaubten, der Himmel sei aus die Erde gefallen, und waren so erschrocken, daß sie wieder umkehrten! Aber da? steht gewiß im Führer zu lese»! Ich glaube, sagte der eine Rulle, die reine lügenfreie Lust, die man hier atmet, macht, daß wir alle? so schön finden, wenn ich auch nicht leugnen will, daß dieselbe schöne Natur eine Rückwirkung auf die Sinn« ausübt und sie abhält, sich in alle unser« Vorurteile zu v-rstncken. Aber warten Sie nur, wenn die Erben der heiligen Allianz tot sind; wenn die höchsten Bäume geköpft worden, weÄxn auch unsere Pflanzen wieder in hellem Sonnenschein grünen. Sie haben recht, sagte Herr von Bleichraden, aber wir werden die Bäume nicht zu köpfen brauchen! Es gibt andere, menschl'ch're Arten? ES war einmal ein Sckwtstellcr. der hatte ein mittel- mäsiiges Stück geschricb n, dessen ErGsti davon abhing, wie die weibliche Hauptrölle gegeben würde. Er ging zur Primadonna der Schauspielerinnen und sragie. ob sie die Rolle übernehmen wolle. Sie antwortet« ausweichend. Da vergaß er sich soweit, sie daran zu erinnern, daß sie nach der Hausordnung des Theaters gezwungen

der holländischen Enklave von Limburg , die sich auf dem rechten MaaSnier von Maastrich bis Roermond und südlich da- von erstreckt, aesickwrr wird. Weiter führte HymanS aus. daß M o n j o i e und M a l m e d y, deren Bevölkerung rein wallonisch sei, b>§ zum Jabre 18tö belgisch waren. Er einwickelte die Ansickt. daß ein neutrales Luxemburg im neuen Europa einen wahren Widersinn darstellen würde. HymanS zieht einen Ainchluß Luxemburgs an Frankreich oder Belgien in Betracht, lcr eS durch eine Zoll« und Militär kovention, sei eS durch Personalunion. Die Luxemburger müßten a!S erste darüber ent- scheiden. Holland werde duich gemeinsame Abmachungen nach Deutschland hin vergrößert werden im Austausch gegen die Gebiete, die es Belgien wieder zurückgeben werde. Um üie Freiheit ües Handels unö üer Schiffahrt. Haag, 12. Februar, tzollandsch Nieuwsbnreau meldet aus Paris : Innerhalb der Völker bundskommiision hat Enuland Amerika seine Mitwirkung zur Durchführung deS PrinzchS deS freien Verkehr» und der freien Durchfuhr nach allen Ländern und durch alle Länder versprochen. Bon den Mitgliedern der Vöcke:bund!ommisfion sind Franheich und Griechenland dagegen. Diese opponieren auch gegen einen zweiten Antrag, daß der vertebr und die Durchfuhr, wenn sie nicht all- gemein sein sollten, für alle Staate» zu gleichen Bedingungen stallfinden sollte. Die Kommission be chloß, die freie Fahrt auf dem Rhein und der Donau für alle Staaten, welche an diesen Stiöinen gelegen sind oder durch deren Gebiet diese Flüsse gehen, anzuerkennen._ Die internationale Ueberwachuags- kommifflon. Internationales Sekretariat in Amsterdam . Bern , 12. Februar. (Schweizerische Depeschen-AgenMr.i Tie in der internationalen Soziali st enionserenz er« nannte Kommission, die die SuSiübrung der Beschlüsse zu überwachen hat, setzt sich wie folgt zusammen: Bronling, Henderion und HuysmanS . Ferner gehören der Kommission an: Renaudel. LonguitFrankreichi, Bunning, Mocdonald(England), Martuo(Estland ), Tichem-Kelv und Chcrviehvily(Georgien ), Kete und Wurlinockv, (Finnland ), Chanjanan und Jssahokian>«rmenien), Müller und Kautsky (Deul Ichland), Adler und Seliger(Oesterreich ), Keieweky und Kurstly(Polen ), Buchrnger(Ungarn ), Sylvestri (Italien ), Troelslra und Wibaut(Holland ), Borgbjerg und Bang (Dänemark ). Branting und Engbjerg(Schweden ). PetridaS(Griechen- land), Johnson(Irland), Bestiro und Ealalero(Spanien ), Grum- bach(Eliaß), Toma'o und Fuste(Argeunnien), Easanowitz und Leeker(Palästina), Franl und Tiavper(Kanada ). Dre Komniiifion, die anschließend an der Konferenz ihre erste Sitzung abhielt, bestimmte die Adsendung einer Kommission zur Friedenskonferenz m Paris , die sich aus dem Vollzugsausschuß sowie den Mitgliedern Renaudel, Longuet, Cham . Thomas, Bunning und Macdonald zusammensetzt und in Paris die Wünsche und Beschlüsse der Sozialitienton'erenz überbringen soll. Di« ständige Kommission wird in Paris verbleiben, um die Aussübrung der Be'chlüsse der Konserenz sowie den Fortgang der Friedensverhandlungen zu überwachen. Zu dieser Komnuisio» gehören Renaudel, Brantmg, HuysmanS , Longuet, Bunning und Macdonald. Zugleich wird da» Sekretariat, das von HuhSmanS geführt wird, provisorisch nach Amsterdam verlegt. Ferner bestimmte die Konicrenz eine K o m flu s si on für Rußland. Die Kommlssion nahm darauf in der ersten Sitzung eine Resolution an, die sich gegen die Pogrome in Pole » und der Ukraine wendet und die Aufmerksamkeit aller Länder aus diese Pogrome hinlenkt und sie energisch bekämpft. Obwoht nach diesem Beschluß das Sekretariat proviioriich nach Amilirdam ver- legt wird, wird die permanente Kommission doch zu gemeinsamen Beratungen in dem zentral gelegenen Bern zusammenkommen müssen.

werden könne, die Rolle zu spielen. Das ist wahr, antwortete sie, aber... ich kann Schwierigkeiten machen! Wir können auch unseren Hauptlügen Schwierigkeiten machen I In England ist es heute nur noch eine Budgetfrage! DaS Parlament setzt die Apanage herab und sie werden ihrer Wege gehen! Da» ist die Straße der gesetzlichen Reformen! Nicht wahr, Herr Enzlärrder? Gaviß, antwortete der Engländer. Unsere Königin hat da» Recht. Krocket zu spielen und Ball zu schlagen, aber in die Politik darf sie sich nicht mischen! Dach die Kriege! die Kriege! werden die jemals aufhören? wandte der Spanier ein. Wenn das Weib Stimmrecht erhält, werd.m die Heere ab- gerüstet werden, sagte Herr von Bleichroden. Nicht wahr, Frau? Frau von Bleichroden nickte beifällig. Denn, fuhr Herr von Bleichroden fort, welche Mutter will ihren Sobn, welche Frau ihren Mann, welche Schwester ihren Brudcr in. diese Schlachten ziehen lassen! Und wenn es niemand gibt, der die Menschen gegen einander aufreizt, dann wird der sog-nannie Rassenhaß verschwinden. Der Mensch ist gut, aber die Menschen sind böse, meinte unser Freund Jean Jacoues, und er Haiti ' recht? Warum sind die Menschen hier in diesem schönen Lande friedlicher? Warum sehen sie vergnügter aus als anderswo? Sie haben nicht täglich und stündlich diese Schulmeister über sich: sie wissen, daß sie selbst bestimmt haben, wer sie regieren soll; sie haben vor allem so wenig zu beneiden und so wenig das sie verletzt. Keine königlichen Gefelge. keine Wachtparoden, keine Galavorstellungen, bei denen der schwach« Mensch versucht wird, daZ Gevutzt«. aber Unwahre zu verehren.! Die Schweiz ist das kleine Miniatnrmodell, nach dem das Eurova der Zukunft aufp «baut werden wird! Sie sind Optimist, mein Herr, sagte der Spanier. Ja, sagt« Herr von Bleichroden, früher Pessimist. Sie glauben also, fuhr der Spanier fort, daß das. was m einem Keinen Lande wie die S-bweiz möglich ist, bei drei Millionen Mensch:» und nur drei Sprachen, in dem ganzen großen Europa gehen kann? Herr von Bleichroden schien von Zweifel erfaßt zu werden, als «ine von den Tirolerinnen das Wort nahm. verzeihen Sie. Herr Spanier, sagte sie. Sie zweifeln daran, daß dies für Europa mit seinen sechs oder sieben Sprachen gehen wird. Das Experiment ist zu kühn, meinen Sie, bei so vielen Rationalitäten! Aber wenn ich ein Land nennen würde mit zwanzig Nationalitäten: Chinesen, Japaner. Neger, Rothäute uns olle Nationen Europas in einem Lande gemischt: das wäre so das Erdballreich der Zukunft! Nun, ich habe es gesehen, denn ich war in Amerika ! Bravo , sagte der Engländer, der Herr Spanier ist geschlagen. Und Sie, Herr Franzose, fuhr die Tirolerin fort, Sie trauern über Elsaß -Loihringen! Ich sehe es! Sie halten einen Revanche- krieg für unvermeidlich, denn Sie glauben nicht, daß Elsaß- Lothringen deutsch bleiben kann. Sie glauben,«te stehen vor einer unlösbaren Frage! Der Franzose seufzte zustimmend. Nun. wenn Europa wird, was Herr von Bleichroden Schweiz nennt, ein Staatenbund, dann wird Elsaß-Lothringen weder fron-

Schwere �tusschrestungen in duisburg . Wreilaffung schwerer Verbrecher. Große Ausschreitungen ereigneten sich gestern nachmittag in Duisburg , wo eine sünstausendköpfige M e n g c gegen den Beschluß der Stadtverordneten, eine fünfte Vier teljahrS» rate zu erheben, demonstrierte. Ter Oberbürgermeister, der vom Balkon des Rathauses eine Ansprache an die Mengu richten wollte, ebenso wie der Führer der Duisburger Kommuni st enparOei, wurden niedergeschrieen. Dann drangen die Demonstranten in daS Rathaus ein, holten unter Mißhandlungen den Oberbürgermeister und den Bureik- direktor heraus und zwangen beide, im Zuge mitzugehen und abwechselnd eine mitgeführte rote Fahne zu tragen."Später wurden die Beamten wieder freigelassen. Abordnungen der De- monstranten drangen in die Cafes, wiesen die Gäste hinaus und erzwangen die Schließung der Lokale. Den Straßenbahnführern wurden die Kurbeln fortgenommen, so daß der Straßenbahnder- kehr auf einige Stunden zum Stillstand kam. In den Abend- stunden kamen einige Plünderungen vor. Das Gerichts- gefä n gn. i s wurde gleichfalls von den Demonstranten geöffnet, sämtliche Insassen sind freigelassen worden. Wie später gemeldet wird, wurde die Ruhe in Duisburg durch die Sicherheitswehr wieder hergestellt. Sie machte von der Wasfe Gebrauch, wobei ein sünfzigiähriper Mann durch einen Brustschutz schwer, eine Frau leicht verletzt wurde. Eine versuchte Stürmung der Stadtkasse sowie eine ver- suchte Plünderung der Hauptgeschäftsstraße wurde vereitelt. Unter den freigelassenen Gefängnisinsassen befinden sich mehrere berüchtigte Einbrecher und Straßenräuber, sowie UntersuchungS- gefangene, dir wegen Mordes und Raubmorde» ihrer Be'trakung entgegensehen._

Lebergriff eines S.-Rats in Mülheim . Aus Mülheim wird unter dem lZ. Februar gemeldet: Bei der hiesigen R e t ch S b a n k it e l l e erschienen während der Ge'chästS- zeit ein Mitglied und andere Beauftragte des SoldalenrateS und erzwangen unter Androhung von Gewalt im Weigeiungslalle die privariechtliche Auszahlung von jünsnudsiebzigtauseud Mark alS Löhnungsgrldcr für die Sicherbeit-iniannichahen. ohne daß eine ordnungsmäßige Anweisung zur Zahlung vorlag oder ein Guthaben vorhanden gewesen wäre.

Die neuen Nationalliberalen. Spartakuskritik au den Unabhängigen. Parteileihmg und NationalversammlungAfraktion der Unabhängigen haben neulich in einem Aufruf heftige Töne gegen die Sozialdemokratie geredel und dieser die eigene unerschrockene prinzipielle proletarische P o l i t i k" als Muster vorgehalten. Wir haben damals über die Uncntwegtheil der neuen Nationalliberalcn schon das Nötige gesagt. Nun bricht auch aus der andern Seite die Role Fahne" über die proletarisch-piinzipielle Unerschrocken- heit der Unabhängigen in ein wahres Hohngclächter aus. Sie nent den unabhängigen Komprontitzvorschlag, der Natio­nalversammlung und Rätesystem verbinden will,eine Mi- schung von Wasser und Feuer" und sagt, die Unabhängigen wollten mit faulen Flausen den unvermeidlichen Kampf um die Macht der Arbeiterätc umgehen. Sie erklärt die Unab- hängigen kür mitschuldig an alledem, was in den Augen der Spartakisten die Schuld der deutschen Sozialdemokratie ist. AuchNoskes weiße Garden" seien weiter nichts als die fleischgctvördene Päröke der Unabhängigen/ Die Epistel* schließt: War diese Politik nicht prinzipiell, so war sie dcchnner- schrocken", nämlich ein unerschrockenes Slchselbstohr- feigen und eine unerschrockene Dreistigkeit gegenüber rerölutio- nären Arbeitern. Wie könnt Ihr, die Ihr unerschrocken die Gegenrevolu- tion geduldet habt und unerschrocken Euch der Revolu- tion hemmend an die Beine gehängt haöt> wie könnt Ihr Versöhnte mit Otto Wels und seinen scheidcmänniscyen Mitschächte rn vor revolutionäre Proletarier hintretcn, um eS auf« zufordern. Euch diese Versöhnung und diese Einigung im Zeichen

zösilch noch deutsch, sondern es wird ganz einfach Elsaß- Lothringen ! Ist die Frage dann, gelöst? Der Franzose erbob artig sein Glas und dankte mit einer Neigung des Kopfes und einem webmüiigen Lächeln. Sie lächeln, sing das mutige Mädchen wieder an, wir haben zu lang: gelächelt, das Lächeln der Verzweiflung, des Mißtrauens; run wir das nicht mehr? Tie sehen ja uns all? hier aus den meisten Ländern Europas ! Zwischen Glas und Wand, wo kein« Grinier uns hören, da können wir sprechen, was unsere Herzen denken, aber in der Volksveriammlung. in der Zeitung, im Buche, da sind wir feige, da wagen wir uns nicht dem Lachein auszusetzen, urtd so folgen wir dem Strom! Was hilft es fchli ßlich, zu grinsen? Das Grinsen ist die Waffe der Feigheit! Man ist bange um sein Herz! Ja. es ist schlimm, seine Eingeweide an der Ladentür zu sehen, aber die von anderen auf dem Schlachtfelde liegen lassen, während Musik und Blumenregen die Rückkchrendcn und Einziehen- den erwarten, das ist sckön! Voltaire grinste, weil ibm Nlxb um sein Herz bange war, aber Rousseau schnitt sich lebendig auf, riß das Her- au» dem Brustkasten und hielt es gegen die Sonne, wie die alten Azteken, wenn sie opferten o! sie hatten doch emen Gedanken in ihrer Raserei! Und wer hat die Menschheit um- geschaffen, wer sagte un», daß wir auf unrechtem Wege waren? Rousseau ! Genf , dort hinten, verbrannte seine Bücher, aber das neue Genf bat Rouss-au ein Denkmal errichtet. Was wir und alle bier im stillen denken, das denken alle im stillen! Gebt uns nur Freiheit,'S laut sagen zu dürfen! Die Russen erhoben ihr« schwarzen Teegläser und schrien in ihrer Sprache Won«, die nur sie verstanden. Der Enaländer füllte fern Gla» und wollte einen Toast balien. als das Dienstmädchen hereinkam und ihm ein Telegramm übergab. Da- Gespräch stockte einen Ang'nblick, und der Engländer la» mit sichtbarer Bewegung sein Telegramm, dann steckte er es wohlgefaliet in die Tasche und versank in Gedanken. DaS Diner näherte sich seinem Ende und öS dämmerte draußen. Herr von Bleichroden saß still da, in die Be- trachtung der wunderschönen Landsckiaft draußen vectrft Ter Moni Grammoni und die Dent d'Oche wurden von dem letzten Rot der untergegangenen Sonne schräg beleuchtet, da? die Weinberge und Kastanienbain? am Savoyer Ufer rosa färbte; die Alven schimmerten in der feuchten Abendlust und schienen aus demselben lustigen Stoff gemacht zu sein wie da? Licht und die Schatten: sie standen wie unkörperliche Hobe Naturwesen da, dunkel und finster auf der Rückseite, drohend und düster in den Klüften, aber �auf den Vorderseiten, die sich der Sonne zuwandten, licht, lächelnd, sommer- froh? Er dachte an die letzten Worte der Tirolerin. und er glaubte in dem Moni Grammen! ein kolossales Herz mit der Spitze gen Himmel zu sehen, das damvfende, verwundete, narbige, blutwiefende Herz der ganzen Menschheit, das sich in einer einzigen grok-en Opferung gegen d:e Sonne wandte, um alles zu geben, da» Beste. daS Teuerste, um alles zu bekommen. Da wunde der dunkle, stahlblaue?lhendhimmel von einem Licht» streifen geschnitten, und üb r den niedrigen Uferrand von Savoven stieg eine Rakete von ungeheurem Kaliber, stieg hoch, scheinbar so hoch wie die Dent d'Oche; sie stockte, stand, als sähe sie sich aus der schönen Erde unten um, ehe sie krepierte: eS dauerte einig« Ec-