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Nr.125. 36. Jahrg.

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Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

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Sonntag, den 9. März 1919.

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Der Arbeiterrat für Streikabbruch.

Die Straßenkämpfe in Berlin  .

Sozialismus und Generalstreik. Arbeiterschaft aus der Stellung, die den Arbeiterräten in ihren Willen durchzusetzen ober zu unterliegen, nun das Heiligtum

Hier aber ist ein ganz offenes Wort nötig. Wenn der Es ist ein Verbrechen, daß fie in dem eifernben Bestreben, Jeder Berliner   fann heute an sich selber die Beobachtung den Betrieben eingeräumt wird, ein Nuken erwachsen soll, der Berliner   Volkskunst, die weihevolle Stätte, an der Hundert Jeder Berliner   kann heute an sich selber die Beobachtung dann muß ihre Auswahl nach ganz anderen Gesichtspunkten tausende Berliner   Arbeiter die schönsten Stunden ihres Lebens ver­machen, ob die Temperatur, in der wir in den letzten Tagen zu leben gezwungen find, für die Entfaltung des Sozialismus erfolgen, als sie bisher in Berlin   leider zum großen Teil er bracht haben, faltblütig in ihren Untergang mit hineingerren und betonders günstig ist. Man redet sich die Köpfe rot darüber, folgt ist. In den Arbeiterrat des Betriebes gehören nicht die fich heroftratisch eine Zeichenfadel damit anzünben. Wie wird die wozu eigentlich gestreift worden ist, warum jetzt damit auf größten Sprechwerkzeuge, sondern die tüchtigsten Nachwelt einst von den Berliner   Stommunisten urteilen, die ohne gehört wird und wer en verraten hat. Man verschlingt, je Röpfe. Den Helden, die den Wasserstreit beschloffen a wingenden Grund, feineswegs in der Notwehr, nach Veranlagung, mit Entsegen oder mit gruselndem Be- baben, die nicht einmal begreifen, daß man es nicht bis nach die Bolfsbühne besetzten und da sie sie nicht räumten und von dort hagen die Berichte über den Fortgang der Straßenschlachten, Weimar   riecht, wenn in Berlin   sämtliche Aborte verstopft aus die Nachbarschaft beschoffen, darin belagert werden mußten? über Berstörungen, Tote, Verwundete, Blünderungen und werden, darf die Arbeiterschaft feinen maßgebenden Einfluß Es fönnte beinahe den Anschein ertoeden- und das wäre noch die einzige Entschuldigung daß diese Armen im Geifte nicht gewußt Mordtaten. Wer aber fümmert sich in Berlin   um die Er- auf das Wirtschaftsleben einräumen. flärungen, die die Regierung in Weimar   der sozialdemo­Unsere alte einstige Parteigenoffin Klara Bettin, die haben, was fie taten. Vielleicht ist feiner von ihnen je fratischen Streifabordnung über die fünftige Stellung der iegt ihr heißes Herz bis zu Spartakus zieht, hat auf dem in der Voltsbühne gewesen und hat den Weihetönen Arbeiterräte abgegeben hat, wer um die erste Lesung Barteitag der Unabhängigen gefagt, fie misse ganz genau, Beethovenscher Mufit gelauscht oder Wilhelm Telle Kampf für die des Sozialisierungsgefeges, die in der National die Massen feien für den Sozialismus noch Boltsfreiheit vor seinen Augen fich abspielen sehen! versammlung mit Leidenschaft geführt wird? nicht reif, fie müßten aber diese Reife gewinnen. Das Die Vollversammlung der Arbeiterräte hat gestern den ist wenigstens Bekennermut! Aber Alara Bettin glaubt, daß in ihrem eigenen Hause, das sie aus ihren Sparpfennigen errichtet Abbruch des Streits beschlossen. Sie folgte damit dem ver- die Maffen erst auf dem Weg über unermeßliche Berstörungen nünftigen Rat Richard Müllers, der zugleich überradifale aur fozialistischen Reife fommen fönnen, während es nach Kindstöpfe mit dem Trost zu beruhigen versuchte, daß die unserer festen Ueberzeugung Wege zu dieser Reife gibt, die Aftion" zu günstigerer Beit wieder aufgenommen werden nicht mit Blut und Trümmern bedeckt find. Wir möchten folle. Nicht entfernt dämmert in diesen Köpfchen der Ge- den Weg zur Reife abkürzen, das zu zahlende Lehrgeld ver­danfe, daß man Aktionen um bestimmter Biele willen ringernes ist wahrlich schon genug gezahlt! unterrnimmt und daß man auch das Maß des Erreichbaren Wir betrachten es als einen Fortschritt, wenn man uns und die Stärke der dazu notwendigen Mittel forgfältig gegen- bon links her neuerdings nicht mehr Sche in sozialisten,

einander abwägen muß.

Was die Regierung bietet, wird gar nicht erst besehen. Es kommt aus Weimar  , also ist es schlecht. Früher einmal war es ein beliebter Studentenwig, Hunde so zu dressieren, daß sie den ihnen gereichten Bissen verschlangen, wenn man ihnen sagte: Es ist von Bismard!", sich aber fnurrend von ihm abwandten, wenn es hieß: Es ist von Bebel!" Bei Sunden ist so etwas ganz hübsch, aber Menschen soll man nicht so dressieren! Man soll ihnen nicht einreden: Das ist fein richtiger Sozialismus, denn das ist von Ebert- Scheide­

mann.

Hunderttausend Mitglieder zählen die beiden Boltsbühnen, bie

haben, den Tempel der Stunft und Schönheit aufbauten. Viele Jahre haben fie fämpfen müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Stolz und hebr hob sich diese höchste Kraftleistung des genossenschaftlichen Ges dankens in Berlin  , dieses lautefte Bekenntnis der Berliner- beiterschaft zur Stultur und Stunft. Es war uns allen das ver­heizungsvollste Borzeichen für die Zukunft, ein Leuchtturm, der weithin seine Feuersignale gab. Wenn die Genoffen aus dem Aus Bauert das größte und schönste Kunsthaus Berlins   war, mit Girls Lanbe tamen, haben wir ihnen dieses erlesene Haus, das auch als gezeigt. Wenn diese Zeilen den Leser erreichen, ist es vielleicht[ djon Monate, ehe die Voltsbühnenmitglieder wieder ihr Haus zu ihrer eine Ruine, zu deren Wiederaufbau man Monate brauchen wird,- Monate, ehe die Voltsbühnenmitglieder wieder ihr Haus zu ihrer wahren Sonntagsandacht betreten fönnen.

Wir alle find in diesem Hause mitgetroffen. Am eigenen Beibe

spüren wir, wohin wahnwikiger Fanatismus führt. Der Stultur­frevel, die mußlose Zerstörung empört uns aufs tieffte. An einem weithin sichtbaren Beispiele erleben wir es, daß dieser Imperialis mus von unten, der Sklavenaufstand mifgeputfdter Justinite nies mais aur Freiheit und Kultur führen kann, sondern ein Verbrechen gegen den Geist, ein Attentat auf die wahren Güter der Mensch­

heit ist.

sondern Reform sozialisten nennt. In dem ersten Aus­brud liegt eine Anzweiflung unserer Ehrlichkeit, eine Ber­giftung des Streits, der zweite bezeichnet eine Methode, zu au der wir uns getroft bekennen mögen. Jawohl, nachdem die Revolution alle Riegel einer friedlichen Entwidelung ge­prengt hat, wollen wir den Weg der friedlichen Umwälzung beschreiten. Staatsformen fann man gewaltsam umstürzen und durch ander eerjegen. Dafür gibt uns die Geschichte auf jedem Blatt Beispiele. Wirtidafts formen find aber bisher organisch gewachsen, und zum erstenmal ereignet sich der Fall, daß der schöpferische Menschengeist, das Zentralbewußt­Was ist nun der wahre Sozialismus? Dieses Problem sein der Allgemeinheit es unternimmt, eine bestehende Wirt wird immer verwidelter. Für die richtigen Spartalisten- fchaftsordnung planmäßig zu etwas ganz neuem um Bolschewiki find auch die Unabhängigen Sozialverräter". zugestalten. Bedenkt, daß das feine Kleinigkeit ist. Nur Wer beschießt Berlin   NO? Saafe lehnt es auf offenem Parteitag ab, mit Däumig Dummföpfe glauben, Wassersperre und nächtliche Schießereien Bon zuständiger Stelle wird uns mitgeteilt: im Vorstand zu siten, weil das, was diefer wolle, etwas ganz feien Revolution". Wer über die Dinge etwas tiefer denkt, Spartatistische Batterien beschießen aus der Richtung anderes sei als was er selber wolle, und Herz- Altona spricht der weiß, daß ein Reformgeset, das in die Wirtschaft ein­den Epilog, die Gegenfäße seien unüberwindlich, und der greift, bundertmal revolutionärer sein fann als der aller- Weißensee die Gegend Arnswalder Plaß und Greifswalder Straße. nächste Barteitag werde die Spaltung bringen. größte Generalstreit. Es ist bisher noch nicht gelungen, die offenbar gefchidt eingebauten Man erinnert sich zugleich, daß Haase am Montagmorgen Mehr denn je gilt heute das Wort: Generalstreit Gejdüße in ihrer Lage festzustellen. Regierungsflieger werden feiner Empörung über die diktatorische Generalstreifparole ft Generalunsinn." Nicht wo Arbeiterhände feiern, des Spartakusbundes Ausdrud   gab und daß ein paar sondern wo Arbeiterhirne denken, wird Sozialismus. Stunden später Däumig unter dem Jubel seiner Anhänger den vom Arbeiterrat gefaßten Generalstreifbeschluß ber­fündete. Man soll doch nicht versuchen uns ein für ein U borzumachen: wir fennen unsere Genoffen von vorgestern und Regierungskollegen von gestern genau genug, um zu wissen, wie die meisten von ihnen über den Generalstreif denken: Biecherei" ist gewiß das mildeste Urteil, das sie auf ihn an­zuwenden lieben, öffentlich ja freilich... Es gibt leider nicht bloß Sozialdemokraten, es gibt auch Sozial jesuiten!

Der Sozialismus fann aber nicht gewinnen durch partei­taktische Kniffe und Pfiffe, sondern nur durch Sachlichkeit und Ehrlichkeit. Es ist doch peinlich, daß die Un­abhängigen, die, solange fie in der Regierung saßen, vor über­Stürzten Sozialisierungen und Streifs warnten, jezt die Streits als ein Mittel preisen, die Sozialisierung rascher vor. wärts zu treiben. Parteitaktisch ist diese Schwenkung voll­tommen verständlich aber neben parteitaktischen Erwägungen soll man doch auch ein flein wenig Gewissen gegenüber der Arbeiterklasse haben, nicht wahr?

Darum sollten die Unabhängigen es nicht darauf an­legen, das, was die Regierung den Arbeitern bietet, diefen bon vornherein, wie man sagt, madig zu machen". Sie follen ihnen nicht sagen: Bfui, nehmt das nicht, es ist von Scheidemann  !", sondern sie sollen fachlich prüfen und helfen, es beffer zu machen, wenn fie es fönnen.

Streifabbruch auch im Arbeiterrat

beschlossen.

gestern in einer stürmischen Sigung den Abbruch des als mißlungen gesternin einer stürmischen Sigung den Abbruch des als miglungen ertannten Generalstreits beschlossen. Nur in den Betrieben, die militärisch besetzt sind, soll weiter gestreift werden.

Den Sitzungsbericht veröffentlichen wir in der 1. Beilage.

die Aufklärung übernehmen, um die Niederfämpfung der sparta­

fistischen Batterien wirffam vornehmen zu können. Die in der Bewohnerschaft des dortigen Biertels verbreitete Meinung, die Artilleriebefchießung gehe von Regierungstruppen ans, trifft nicht gu. Bishr hat Artillerie der Regierungstruppen in den Stampf noch nicht eingegriffen.

Die Kämpfe im Nordosten. Eine Lokalforcespondenz melbel:

Aus der Böow- Brauerei wurden die Spartafiften nam erbitterter Gegenwehr von dem Freilorps Sugom gegen 3 1hr hinausgetrieben und zogen sich nach den gegenüberliegenden Häu fern der Aschingergesellschaft zurüd, von denen aus fi den Kampf wieder neu aufnehmen. Die Regierungstruppen zogen einen Kordon vom Prenzlauer Tor bis zum Schönhauser Tor und verschlossen so den Spariafiften alle Zugänge. Bon den Regierungs truppen wurde mit Revolverkanonen von dem hochgelegenen Prenz  lauer Berge aus geschoßen und versucht, auch vom Bülow pleb den Aufständischen beizukommen. Die Häuser der Umgegend haben gang erheblich gelitten.

Das Haus des Volkes. Die ,, Volksbühne" ein Opfer der Aufrührer? Einft wird das ganze arbeitende Berlin  . sein Boltshaus haben, den Serb aller feiner geistigen Interessen, die Verwirklichung sei Der Friedrichshain   ist von Regierungstruppen pöllig be ner Träume und Sehnsüchte, das Biel   feiner Stulturwünsche. febt. Dort wurden Revolverianonen aufgestellt, nachdem in den Wenn aber inzwischen ein Gebäude in Berlin   schon jetzt dem Morgenstunden Stämpfe stattgefunden hatten. Kleinere Schieße nach Kultur ausschauenden Berliner   ans Herz geschlossen ist, wenn reien entwickelten sich in der Höchstenstraße in der Nähe der Bar) ein Saus das ausspricht, was er von der Zukunft erwartet, so ist holomäuskirche. Dort hatten sich Spartatiften auf den Dächern der es die Voltsbühne. Und der ganze Wahnsinn des erneuten Säufer festgefeßt und wurden von Stoßtrupps, die auf gebedien Spartatusaufstandes fonnte nicht deutlicher in Erscheinung treten, Lastvagen standen, nach längerem Gefecht heruntergeholt. als durch die Nachricht, daß die Bollsbühne am Bülow Treptowo ist infolge der Unruhen eingestellt worben und ein Der Ringbahnverter zwischen Botsdamer Bahnhof und plab die Stätte erbitterter Stämpfe geworden fei. Bendelverfehr zwischen den Stationen Weißenfee und Jungfern Schon am Sonnabend früh war bekannt geworden, daß sich dorthin beide dafür eingesetzt worden. Am Humboldhain entspann Daß in den Entwürfen und Absichten der Regierung der geschlagene Spartatiften und versprengte Mariner zurüdgezogen sich in den Vormittagsstunden en fleineres Gefecht. Dort wurden Stein des Weisen entbalten ist, dies zu behaupten, find wir hätten. Leider war auch schon die Trauerkunde damit verknüpft, Truppen von einer Bande angegriffen. Der Angriff wurde abge die legten. Das unendlich schwierige Problem der Soziali- daß das Bühnenhaus der Wolfsbühne bereits statte Beschädi.wiesen und mehrere Gefangene gemacht. fierung ist mit ihnen noch nicht restlos gelöft. Aber man soll gungen erfahren habe und daß vorläufig von einer Wieder. ruhig zugeben, daß man seiner Lösung durch die Verstaatli- aufnahme des Betriebes teine Rebe fein fönne. Um Nach den letzten Gefechten am Aleranderplatz und in der chung der Produktion im Bergbau und durch die neue Sonnabend abenb murbe es leider unverkennbar, daß die Volks- Münzstraße hatten die Bewohner der Linien- und Deagonerstraße Stellung der Arbeiterräte in den Betrieben um einen ge- bühne zu einer eftung der Spartatiften geworden sei und daß es nach Möglichkeit vermieden, die Straße zu betreten, da die noch waltigen Schritt näher kommt. man sie mit rtillerie und einen befämpfen müsse. hier und bort auf den Dächern fizenden Spartatiften durch fort

Fliegerbomben auf Berlin  .