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Vorwärts
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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.
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Mittwoch, den 12. März 1919.
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Gefahr vom Often.
Liban, 11. März. Frontbericht vom 10. März: Der Kampf| um 2aischem und Bahnhof Ringen war sehr schwer. Der Streit in Oberschlesien hat an Ausdehnung gewonnen. Der Außer der gemeldeten Beute wurde weiteres zahlreiches Gerät, Kampf hat auch auf die Hüttenwerte übergegriffen. Je länger er Artillerie, Munition und eine Fahne erobert. dauert, desto deutlicher wird es, daß auch hier die Spartakiden Die Abteilung Schlenther hat Kurich any befest. Borbie and im Spiele haben, und daß sie den Streit zur geschobene Kavallerie erreichte Martynischki( nordöstlich Popeljan). Inszenierung von Putschen benußen. Große Gruppen Die Eiferne Division und die Landeswehr sind im Vormarsch von Arbeitern ziehen von Ort zu Ort und beunruhigen die Bevölke auf die Linie Waddaren- Neu- Aug- Echof- Alt- Schrunden- Sefiglen ( weftlich Frauenburg )-Wormen( füdöstlich Goldingen ). Eine bolichemistische Bedrohung Windaus
wurde durch rasch zufaffende Gegenmaßnahmen der Landeswehr
bereitelt.
Die Lage im Often
rung. Einen großen Umfang hat der Streit in Laurahütte ange nommen. Auf mehreren Gruben hat man die Beamten verjagt. Auch die Boben benutzen die Bewegung zur Propagierung ihrer nationalistischen Bestrebungen. Sie machen dabei verschiedentlich mit den Spartakiden gemeinsame Sache.
Betriebsräte und Gewerkschaften
die am 1. und 2. Februar d. J. in Berlin tagte, hat der VorIn der Konferenz der Vertreter der Verbandsvorstände, sikende der Generalfommission Karl Legien sich vont Standpunkt der Gewerkschaftsbewegung in ablehnender Weise über das Nätesystem geäußert. Das Rätesystem sei keine leistungsfähige Organisation, es zersplittere die Einheit des Berufszweiges und mache, entgegen allen Gewerkschaftsanschauungen, den Lohn von der Rentabilität des Einzelbetriebes abhängig. Alle bisherigen Gefeße der Solidarität, des EinAn zuständiger Stelle erfuhren die P. P. N.": Zu der Be- tretens gerade für die Schwächeren und ungünstiger Gestellten drohung Oberschlesiens von außen her durch die Bolen und Tschechen wird von den zuständigen Stellen als kritisch angefehen. Es ist tommt wieder einmal die Gefahr von innen burch spartatistische Ilm - hörten hier auf: jeder nehme für sich, was er friegen fönne. zwar gelungen, Königsberg von gewiffen politisch gefährlichen triebe, die die Streitbewegung schüren und die Kohlenversorgung über das Nätesystem so geurteilt, haben sich gewaltige Stämpfe Seit das führende Haupt der deutschen Gewerkschaften Elementen zu säubern, doch bleibt der Stand der Dinge nach wie Berlins und der Ostens des Reichs außerordentlich ge bor äußerst unsicher. Militärische Sachverständige rechnen da fährden. 8urzeit streifen bon 64 Gruben 38, darunter abgespielt, deren Ziele zum Teil auf Anerkennung der mit, daß die rote Armee in wenigen Wochen Anstalten machen wird, die größten, wie die fiskalische Königin Quife. Betriebsräte und ihrer gesetzlichen Verankerung gerich die oft preußische Grenze zu überschreiten. Das wich Grube. Wenn im Königshütter Revier noch nicht gestreift wird, tet waren. tigste Bewegungsmoment, von dem die rote Armee dabei getrieben so ist doch die Gefahr dort eminent, und der schon um ein sehr Bewird, ist der Hunger. Es fehlen der roten Armee die Verpfle- trächtliches herabgeminderte Kohlenversand muß naturnotwendig gungsmöglichkeiten, die sie in Ostpreußen zu finden hofft. Der noch mehr heruntergehen. Es hat sich gestern seit langem zum erstenGrenzschutz Ost hofft, daß man den Uebertritt der roten Armee mal ereignet, daß die Wagengestellung ausreichend werde verhindern können. Immerhin redhmen Kenner der war, ein Beweis dafür, wie sehr die Förderung herabgefunten ist. Dinge damit, daß 10-15 Proz. der Angehörigen des deutschen Bei weiterem Ausbreiten bes Streits muß die Lage als äußerst be Grenzschutzes aus Unzuverlässigen besteht. Auch Ober- Drohlich gelten. fchlesien scheint bedroht, und zwar von zwei Seiten: von pol. nischen Formationen, die annähernd 30 000 Mann start sein sollen. Diese Formationen behen in Kongreßpolen, find gut mit Artillerie ausgerüstet und bereit, in Oberschlesien einzumarschieren. Von der anderen Seite droht die tschechische Gefahr. Die Tschechen wol len in die Grafschaft Glaß einmarschieren. Sie haben zwar nicht die Absicht, ohne Anlaß das deutsche Gebiet zu betreten, doch ist faum ein Zweifel daran möglich, daß sie, wenn die Polen in Ober schlesien einfallen, ebenfalls auf dem Blan erscheinen würden, um bei der Entwicklung der Dinge nicht zu furz zu kommen.
Einen Begriff von der polnischen Agitation in Oberschlesien gibt ein Flugblatt, bas polnische Flieger in der Gegend von Laurahütte abgeworfen haben. Es heißt darin: Einwohner und Brüder! Bir jenden Euch aus Großpolen Grüße. Wir wissen, daß die deutsche Macht sich erkühnt, den erwachenden Volfsgeist nieberzubrüden und daß fie jegliches Polentum in Oberschleften bernichten will. Der polnische Bolfarat verhaftet für jeden von den Deutschen verhafteten Bolen in Großpolen einen Deutschen . Es geht Auge um Auge, Zahn um Zahn. Bauern! Gebt den Deut schen nicht ein Pfund Kartoffeln ab, nicht ein Samentorn, bis sie bie verhafteten Bolen ausgeliefert haben. Bahlt teine Steuern! Ihr Brüder, Arbeiter, die Ihr Hunger und Durst leidet und Ent behrungen, wißt Jhr, daß Eure Brüder in Bojen 100 Waggons Kartoffeln erbeutet haben, um fie Euch nach Schlesien zu schiden? Die Deutschen lassen teine Stohlen nach der Provinz Bofen, um fie durch Froft und Kälte zu zwingen, fich zu ergeben. Ihr polni fchen Bergarbeiter müßt Euch und und helfen, und Ihr könnt die polnische Sache retten. Bereitet einen Generalstreit vor. Es follen alle Gruben ruhen. Keine Tonne Koble joll aus der Erde herauskommen, bevor nicht die hakatistischen Verbände alle in Schle fien verhafteten Bolen freigeben. Nehmt die Arbeit nicht eher wieder auf, bis die Deutschen die Lebensmittelaufuhren aus Bosen zu Euch erlauben, bis die hatatistischen Verbände nach Bosen Kohlen liefern. Wer fann, der stehle fich nach Bolen hinüber und trete in unsere Reihen ein. Polnische Arbeiter, streift, bis Ihr die Freiheit erkämpft und den ganzen Junkergeist niederdrüdt. Polnisches Bolf Oberschlesiens , zahlt keine Steuern den Deutschen und stehlt Euch alle zur polnischen Armee hinüber!"
Bolen, Tichechen, Bolschewijten, die ganze Entente, Sparta Hiften fürwahr ein heißes Liebeswerben. Armes Deutschland !
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Unsere Gefangenen in Not.
Deutsche Kriegsgefangene als Sklaven Belgiens in der ehemaligen Kampfzone.
Den deutschen Behörden gehen folgende erschütternde Nach richten über die Lage der deutschen Kriegsgefangenen in Bel gien zu:
In Zanthen befindet sich ein Sammellager. Die Kriegsgefangenen müssen sich auf einem größtenteils mit tiefem Schlamm bebedten Hofe stehend aufhalten. Das.Sinlegen ist verboten, Miß handlungen durch die Wachtmannschaften mit Gewehrkolben und Snüppeln sind überaus häufig. Die Wachtmannschaften rauben die Kriegsgefangenen vollständig aus.
Der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei und die sozialdemokratische Fraktion der Nationalversammlung betonten in ihrem Aufruf vom 1. März, daß die Arbeiterräte in Betriebsräte umgewandelt werden müßten, um ihre wichtigste Funktion, fontrollierend und mitbestimmend im Wirtschaftsprozesse zu entfalten.
Zwischen diesen beiden Auffassungen ist ein starker Gegensatz vorhanden, der nur beseitigt werden kann, wenn über die Frage des Verhältnisses der Arbeiterräte und der Gewerkschaften zueinander Klarheit geschaffen wird.
Genosse Legien konnte sich in jener Konferenz mit gutem Recht in der sfizzierten Weise über das Rätesystem äußern, weil die Betriebsräte durch ihre ungeregelte und das Interesse der Allgemeinheit völlig außer acht laffende 2ohnpolitik eine erhebliche Verwirrung schufen und die Interessen der Gewerkschaftsbewegung schädigten.
Welche Funktionen sollen die Arbeiterräte erfüllen? Sie sollen, nachdem der Bau der politischen Demokratie errichtet ist, das Werk der wirtschaftlichen und sozialen Demokratie mit schaffen helfen. Sie sollen ein tätiges Reben und Wirken entfalten, sobald es gilt, wichtige Zweige des Wirtschaftslebens aus privatem Befiz in den der AgeIn Digmuiden und Nieuport befinden sich Arbeitskommandos meinheit überzuführen. Eine mitwirkende und kontrollierende in den Ruinen der Ortschaften. Die Kriegsgefangenen haufen in Funktion zugleich soll bei den kommenden gewaltigen UmwälLöchern zwischen Schutt und Waffer. Die Verpflegung bleibt oft zungen unseres Wirtschaftslebens den Betriebsräten zufallen. tagelang aus und ist sehr knapp. Sie besteht aus 150 Gramm und die Arbeiter und Angestellten werden durch ihre Räte in Brot, zwei Trinkbechern Kaffee und dünnen Suppen. Das Trint. weitestgehendem Maße zur Feststellung der Arbeitsordnung, waffer muß aus Granatlöchern geschöpft werden. Viele Kriegs- der Sicherheitsvorschriften usw. herangezogen werden. gefangene haben keine Stiefel, Mäntel oder Müßen, Decken, Handtücher, Seife werden nicht geliefert. Infolge der erzwungenen Unreinfidyteit sind alle verlauft und es herrscht Straße.
all jene Aufgaben zu, die bereits in der Borrevolutionszeit Es entsteht die Frage: Fallen diesen Betriebsräten nicht die deutschen Gewerkschaften verfolgten? Läßt sich bei Arrest wird in naffen Unterständen verbüßt. Ausreißer wer diesen Funktionen des wirtschaftlichen Wiederaufbaues sowie den während der Arreststrafen täglich an einen Baum gebunden. bei den gemeinsamen Angelegenheiten der Betriebsmethoden Aerztliche Fürsorge fehlt, Postverbindung mit der Heimat besteht zur zweckentsprechenden Verwendung der Arbeitskräfte, der fast gar nicht. In 3 Monaten durften die Kriegsgefangenen drei- Absazregelung, der Stillegung überflüssiger Industrien und mal schreiben. In Cogheyde herrschen gang ähnliche Verhältnisse, sonstiger wichtiger Fragen mehr überhaupt eine Trennung von jedoch wird dort sogar täglich geprügelt. Entflohene Kriegs- Betriebsräten und Gewerkschaften aufrechterhalten? Nein. gefangene müssen die ersten Nächte nadt im Arrestlokal verbringen. So sehr auch in gewissen Streifen eine starke Abneigung gegen Bezeichnend für die Gesinnung der belgischen Wachtmannschaften ist unsere heutigen Gewerkschaftsführer besteht, ihrer Mithilfe in ibre offen ausgesprochene Grklärung, höchstens die Hälfte der der großen fozialen Umformung wird die gegenwärtige und Kriegsgefangenen dürfte die Heimat wiedersehen." auch die kommende Zeit nicht entraten fönnen.
Nach Bekanntwerden dieser Tatsachen, die den Anforderungen bon Menschlichkeit und Zivilisation geradezu Hohn sprechen, ist von der deutschen Regierung bei der belgischen Regierung schärffter Broteft erhoben und durchgreifende Abhilfe gefordert worden.
Innere und äußere Kämpfe in Ostdeutschland Gleichzeitig mit der Streifbewegung in Oberschlesien , die bon polnischnationalistischer Seite unterstüßt wird, haben die Bolen unter Bruch des Waffenstillstandes ihre Der Abbruch des mitteldeutschen Streiks. Angriffe auf posensches Gebiet erneuert. Der Heeresbericht meldet hierzu:
Hugo Sinzheimer betont in einem soeben erschienenen Sonderdruc aus Neue Wege zum Aufbau Deutschlands " gleichfalls, daß das aufgestellte Programm für die Ausgestaltung der Arbeiterräte nichts weiter sei, als eine Verwendung und Ausprägung bereits vorhandener Formen und Bestrebungen, die in borbildlicher Weise die deutschen Gewerk. schaften geschaffen haben und verfolgen. Daraus folge, daß die Organstellung der Arbeiterräte unter feinen Umständen gegen die Gewerkschaften, auch nicht um sie herum, sondern nur mit und auf ihnen geschaffen werden könne. Berlin , 11. März. In der Gegend von Lissa, sowie im Raume Weimar , 11. März. Da in Gotha die von der Regierung Die Tatsache aber, daß die Arbeiterräte Organe aller von Bentschen und Birnbaum wurden feindliche Patrouillen entfandten Truppen ihre militärischen Aufgaben Angestellten und Arbeiter ein sollen, die Gewerkschaften jedoch borstöße abgewiefen. An der Ne befront herrschte ebenfalls rege burchgeführt baben, ist mit ihrem transport aminur Organe einer Minderheit von Arbeitern und Angestellten polnische Gefechtstätigkeit. Angriffe der Polen auf Miroslaw und 11. Mära begonnen worden. In Gotha ist ein großer Teil der find, läßt die Frage der Organisationspflicht vor Bodanin, südlich Kolmar , wurden mit Unterstübung der Artillerie Waffen von der Bevölkerung abgegeben worden. Die Umbildung der uns erneut erstehen. Die Gewerkschaften haben sich neben im Nahkampf abgewiesen. Im Abschnitt füdwestlich und füdlich Bewachungstruppen macht gute Fortschritte. Der Streit ist beendet. ihrem Charakter als Rampfesorgane als notwendige Or Bromberg gleichfalls lebhafte feindliche Patrouillen- und wiederAus Erfurt wird den P. P. R." gemeldet: Hier verlangen gane des sozialen Lebens erwiesen und als solche- worauf holte Artillerietätigkeit, die wir schließlich erwiderten. Der Oft die Arbeiter Bezahlung der Streiftage. Es berricht eine un- Sinzheimer gleichfalls hinweist bahnverkehr Schneidemühl- Bromberg ist unter- heimliche Kohlennot. Die Straßen find abends nur furze Charakter gewonnen. - einen öffentlich- rechtlichen brochen, da die Bahn bei Rafel unter polnischem Feuer liegt. Zeit beleuchtet. Die Straßenbahn verkehrt in wesentlich beschränktem Sind die Gewerkschaften aber gemeinnützige OrganiDie verschiedenen Nachrichten scheinen fich somit zu bestätigen, ümfange. Doch ist auch der Verkehr in dieser Beschränkung fationen, die die Gemeinschaft braucht und benügt, so tritt die wonach die Polen den Waffenstillstand nicht mehran- nur für zwei Tage verbürgt. Einige Holzarten sind zur Frage des Beitritts3wanges aller Angestellten und erkennen und ihn für beendet erklären wollen. Abholzung und Berbrennung freigegeben. Die frierende Bevölle Arbeiter zu einer Gewerkschaft machtvoll in den Vordergrund. Im Baltikum machten unsere Truppen weitere Fortschritte in rung ist damit nicht befriedigt und es ist wegen der Abholzung Daraus erst erwächst dann jener Zustand, in dem es zwischen Richtung Schaulen und nahmen verschiedene Ortschaften geradezu zu fleinen Rämpfen gekommen. Arbeiterräten und Gewerkschaften keine gegenfäßlichen
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