Nr.137.36.Jahrg.

Bezugspreis:

Bierteljährl. 7,50 t, monatl. 2.50 ML fretins Haus, vorauszahlbar. Einzelne Nummern 10 Bfennig. Bostbezug: Monatlich 2.50 ML., erfl. Zustellungs. gebühr. Unter Kreuzband für Deutsch­ land u. Desterreich- Ungarn 5.75 Mt. für das übrige Ausland 9.75 M., bei täglich einmaliger Zustellung 7.75 M. Bostbestellungen nehmen an Däne mart, Holland . Luxemburg , Schweden und die Schweiz . Eingetragen in die

Bost- Zettungs- Breisliste.

Der Borwärts" erscheint wochentäglich zweimal Sonntags einmal,

Telegramm- Adresse:

.Sozialdemokrat Berlin ".

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die achtgespaltene Nonpareillezeile loftet 1,20 Mr. Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Bori 50 Pfg.( zuläffts. 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wor: 25 Bfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erite Wort 40 Big., jedes weitere Wort 20 Bfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungszuschlag 50% Familien- Anzeigen, politische und gewerffchaftliche Bereins Anzeigen 1,20 Mr. die Zeile. Anzeigen für die nachite Nummer müssen bis 5 hr nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin SW.68, Lindenstraße 8, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 6 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Moritplat, Nr. 15190-15197.

Sonnabend, den 15. März 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz , Nr. 117 53-54.

Das Lebensmittelabkommen unterzeichnet.

370000 Tonnen monatlich zugefagt.

Brüffel, 14. März. Die in Spaa unterbrochenen Ber - Die neue deutsch - österreichische Regierung. Das

handlungen der Kommissionen für die Lebensmittelber. forgung, bie Schiffahrts- und die zugehörigen Finanzfragen, welche in Brüffel wieder aufgenommen worden waren, find am 14. März, abends 8 Uhr 20 Minuten, zum Abschluß gekom. men. Es wurde ein neues Abkommen unterzeichnet. Auf deutscher Seite leitete die Verhandlungen Unterstaatssekretär Eg­zellens v. Brann, auf der Seite der alliierten und assoziierten Regierungen Admiral Wemy B.

Das Sozialisierungsgesetz angenommen.

Das Flugzeug

ein Stück

deutscher Zukunft.

Wien , 14. März. Die Abendblätter bringen übereinstimmend nachstehende, nichtamtliche Liste der neuen Regierung: Staats­tanaler: Renner( Sozialdemokrat), Vizekanzler: Ender, Landes­hauptmann in Vorarlberg , ferner folgende Staatssekretäre: für Inneres und Unterricht: Glöckel( Sozialdemokrat), für Justiz: Von Fliegerhauptmann Berthold- Döberiz. Sektionschef im Justisministerium Mayer, für Finanzen: ber In unseren Tagen, in denen die Völker den erbitterten Grazer Universitätsprofeffor Schumpeter , für Land- und Forstwirt. Kampf führen, um die Kraft und die Arbeitsleistung eines schaft: Stöckler( Christlich- Sozial), für Handel, Gewerbe, Industrie und Bauten: Ellenbogen( Sozialdemokrat), für Heereswesen: Deutsch jeden einzelnen lediglich für die Allgemeinheit nutzbar Haag, 15. März.( Meldung des Hollandsch Nieuwsbureau.)( Sozialdemokrat), für soziale Verwaltung: Hanusch( Sozialdemokrat), zu machen und das private tapital auszuschalten, werden Aus Brüssel wird gemeldet: Der„ Nieuwe Rotterdamsche für Neußeres: ber ehemalige Minister Franz Klein, für Soziali. Millionen flüffig gemacht, um unseren neuesten Wirtschafts­Courant" erfährt, daß die Kommission der deutschen und allierten fierung: Staatssekretär Bauer, für Boltsernährung: Löwenfeld- zweig, die Fliegerei und seine Verwertung in die Hände Delegierten jetzt zur Vereinbarung gekommen ist. Die Deut- Ruß und für Berkehrswesen: der frühere Ernährungsminister Baul des Privatunternehmens zu überführen. Da lei­schen haben den Vorschlag der Entente unterschrieben, daß sie ihre oder der Direktor der Nordwestbahn Ceutebrüd. der nur ein berschwindend kleiner Teil unseres Volkes dem Handelsflotte ausliefern, wogegen Nahrungsmittel nach Flugzeug wirkliches Verständnis entgegenbringt, so stehen Deutschland geschickt werden. Die Nahrungsmittellieferung ist ge= Wien , 14. Mära.( Corr.- Bureau.) Die National- die Wenigen, die im Interesse unseres Bolfes für die Ueber­sichert, falls Deutschland die Bestimmungen des Abkommens er­füllt. Es werden 370000 Tonnen Nahrungsmittel bersammlung hat nach furzer Aussprache die Vorlagen übernahme der Fliegerei durch den Staat fämpfen und für die monatlich geschidt werden. Die deutschen Delegierten er- bie Wolfsvertretung und die Staatsregierung sowie den Gesetzent- Ausscheidung des Privatmonopols auf diesem Gebiet ihre wähnten die Tatsache, daß die Sterbegiffer ber Kinder wurf aur Vorbereitung der Sozialisierung ange. ganze Kraft einfeßen, allein. Gegen 50 Stationen wurden während des Feldzuges in in den jüngsten drei Monaten sich mehr als verdoppelt habe nommen. Nach letterem soll mit der Vorbereitung der Gesez­und verlangten deshalb eine Erhöhung des Quantums tondensierter entwürfe über die Enteignung hierzu geeigneter Wirtschafts- der großzügigsten Weise in Deutschland ausgebaut, ohne son­Milch. Aber der Bevollmächtigte der Alliierten erklärte zu seinem betriebe augunsten des Staates, der Länder oder der Gemeinden, derlichen Kostenaufwand fönnte also ein lückenloses Luftpost­Bebauern, daß die Tansportverhältnisse eine Vergrößerung des über die Vereinigung dazu geeigneter Wirtschaftsbetriebe zu Geneß, das das ganze Reich durch und umzieht, vom Staate Quantums nicht gestatteten. Es wurden weitere 8uge- nossenschaften bes öffentlichen Rechts und über die aus errichtet werden der Staat brauchte nur die Statio­ständnisse gemacht bezüglich des Fischfangs. Die Deutschen Vertretung der Angestellten und Arbeiter in der Verwaltung der nen vom militärischen Betrieb zu übernehmen. Die Auf­haben wegen gewisser Bunfte Vorbehalte gemacht und sie ber. Wirtschaftsbetriebe, in denen sie beschäftigt sind, die Staatstom- nahme eines solchen staatlichen Luftpostneges ist aber augen­ständigen fich jetzt darüber mit ihrer Regierung. mission für Sozialisierung betraut werben, ber außer Vertretern blicklich deshalb ausgeschlossen, weil das Luftamt mit Herrn der beteiligten Staatsämter und öffentlich- rechtlichen Körperschaften Euler an der Spize auf dem Standpunkt steht: der Luft­reederei, also dem Privatunternehmen, auch Sachverständige aus den Kreisen der Arbeiter, Angestellten und dürfe unter feinen Umständen Konkurrenz gemacht werden.

Die Wirtschaftsverhandlungen in Rotterdam . Unternehmer angehören. Bei der Aussprache wies Friebrich auf die Annahme einer ähnlichen Vorlage in der deutschen Abler( Sozialdemokrat) auf die Tragweite des Gejebentwurfs und Nationalversammlung hin.

Berlin , 15. März. Bei den gestrigen Verhandlungen in Rotter Sam über die Lieferung von deutschem Holz an die Alliierten stellte es sich heraus, daß die Gegner bor. allem zwei Millionen Schwellen benötigten, ohne deren Lieferung fie fein Interesse für die deutscherseits angebotenen Bohlen und Bretter haben, die bei der Ausfuhr aus Deutschland in erster Linie in Betracht kom­men. Da die deutschen Sachverständigen ein Schwellenangebot ohne vorherige Prüfung der heimischen Verhältnisse in solchem Umfange nicht machen konnten, wurde vereinbart, der Entente eine schriftliche Offerte über Spaa einzureichen. Die Ver­handlungen über die Kalilieferung dauern nach an. Die biesbezüglichen Besprechungen mit den englischen Vertretern haben bereits zu einem Ergebnis geführt.

Freiwilligenheer in Ungarn .

Budapest , 14. März. Die ungarische Regierung hat bie bis­berige, auf die allgemeine Wehrpflicht gegründete Armee in ein reiwilligen heer umgebildet. Die neuorganisierte Armee wird sich in erster Reihe aus industriellen Arbeitern refru­tieren. Sie besteht aus sechs Divisionen. Jede dieser Divisionen teilt sich in drei Brigadetruppen, je eine Brigadetruppe besteht aus einem Infanterieregiment, einer Reiterdivision, einem Artillerie regiment, je einer Eappeur-, Telegraphisten- und Fliegerkompagnie. Ginen besonderen Teil der Freiwilligenarmee bildet die Donau­wache, über welche eine besondere Berordnung verfügt. Die frei minister. Sie wird im Wege der Werbung ergänzt. Die Offi­aiere erhalten ein entsprechendes Monatsgehalt. Die Mann­fchaft erhält außer der vorgeschriebenen Verpflegung und Wohnung in der Kaserne ohne Rüdsicht auf Charge einen täglichen Gold von 15 Aronen, dann für jedes Familienmitglied bis zu höch stens vier Familienmitgliedern einen Familienzuschlag bon monatlich 50 Stronen, verheiratete Soldaten eine Quartiergebühr von halbjährlich 300 Kronen, nach fedsmonatigem tabellosen Dienste eine Prämie von 300 Stronen Die Uniform bleibt einstweilen die alte. Chargen werden nicht mehr mit dem Stern bezeichnet.

Der Attentäter auf Clemenceau zum Tode willige Armee unterſteht unmittelbar dem ungarischen Kriegs­

verurteilt.

Baris, 14. März. Baut Sabasmeldung hat heute der Prozeß gegen Cottin, gegen den Bolizisten Coursat und den Sol­baten Decaudin wegen vorbebachten Mordversuches gegen Clemenceau vor dem Kriegsgerichte begonnen. Cottin war von anarchistischen Ideen erfüllt, stolz auf seine Tat und zeigte teine Reue. Das ärztliche Gutachten lautet auf boll­ständige zurechnungsfähigkeit. Nach weiterer Nach­

richt ist Cottin zum Tode verurteilt worden.

Frankreich teilt die Adressen der Gefangenen nicht mit!

Keine willkürlichen Erschießungen!

-

Aus diesem Grunde gelang es auch nur sehr schwer, einen militärischen bzw. staatlichen Luftkurierdienst Döberiz­Weimar ins Leben zu rufen und aufrecht zu erhalten. Die Tage der Bahnsperre haben, glaube ich, zur Genüge bewiesen, daß das Flugzeug reif ist für das Wirtschaftsleben. Trop schlechten Wetters- Nebel und Regen wurde durch die Station Döberig oft vier- bis fünfmal täglich Ruriere und Bost befördert. Das einzige Hindernis, das der Ausnügung des Flugzeuges im großen und vor allem der Verstaatlichung der Fliegerei entgegentritt, ist nicht das Wetter oder die ge­ringe Leistungsfähigkeit des Flugzeuges oder die Kosten­frage es sind die Millionen des Privatunter­nehmens.

Die Allgemeinheit hat mit Gut und Blut die Entwick­lung in dem vergangenen Jahrzehnt allein vorwärts ge­drängt, der Staat soll auch jetzt allein die Früchte aus diefer Entwidlung pflüden, aber nicht die Fabriken, die bis jetzt ohne den geringsten Einsatz nur Millionen geschluckt haben.

Bevor ich auf die Leistungsfähigkeit des Bogels" ein­gehe, foll vor allem folgende Frage behandelt werden: warum bedeutet es für Deutschland eine Lebensfrage, die Flie­gerei zu verstaatlichen und durch Aufnahme eines großange­legten Luftverkehrs diese neu zu beleben und die bisherige Errungenschaft voll und ganz auszunüßen?

In den Vordergrund tritt hierbei die soziale Be­deutung.

Déu- ftung

Schon vor dem Kriege, vor allem aber während des Wie der Rechtsanwalt Wittner dem Berliner Tageblatt" Krieges wurden auf den einzelnen Stationen Tausende von mitteilt, foll im Hause Holzmarktstraße 61 ein Mann namens Spezialarbeitsfräften ausgebildet und beschäftigt. Tausende Abraham auf Befehl eines Offiziers erfchoffen worden ungelernte Arbeiter fanden hier Arbeit und Brot. Augen­Berlin, 15. März. Nach den bestehenden Vereinbarungen ist sein, weil er den Besitz von Waffen und Munition, die in blicklich fißt der weitaus größte Teil von ihnen beschäfti­rankreich verpflichtet, die Namen der in franzöfifche feiner Wohnung gefunden wurden, berheimlichte. gungslos herum, wird gelöhnt und verrichtet als Gegenlei­Sand fallenden deutschen Heeresangehörigen schleunigst nach Nach der Freiheit" sollen der 45jährige Paul Déu ftung- Notstandsarbeiten. Der Rest wurde auf die Straße Deutschland mitzuteilen. Den Kriegsgefangenen felbft muß ichel und sein 18jähriger Sohn Alfred erschossen worden gefeht. Sie wollen alle arbeiten, wir fönnen ihnen eine be­Gelegenheit gegeben werden, sofort ihren Angehörigen Nachricht zu fein auf die bloße Vermutung hin, in ihrer Wohnung auf- friedigende Arbeit geben mit allen Mitteln wird diese geben, wo sie sich befinden, und einen regelmäßigen Boftverkehr gefundenes Material diene zur Herstellung von Hand- unterbunden. 50 Stationen, während des Krieges auf die mit ihnen zu führen. Diese Verpflichtungen erfüllt granaten. großzügigste Weise ausgebaut, sich anschließend an die Haupt­Frankreich nicht. Die seit September gefangenen deutschen Wer widerrechtlich Waffen anfertigt oder auffpeichert, perfebrszentren, geben ohne sonderlichen Aufwand die so­Heeresangehörigen, ungefähr 100 000, find überhaupt noch nicht muß bestraft werden, wenn seine Schuld durch einwand- fortige Möglichkeit zur Aufnahme eines Luftverkehrs durch gemeldet. In überaus zahlreichen Fällen haben sie einmal schrei- freie Unterfuchung erwiesen ist. Aber niemand ist berechtigt, das ganze Reich. Mit dieser Neubelebung der Fliegerei ben dürfen, daß fie gefangen wären, ohne eine nähere Adreffe an- folche Perionen kurzerhand erichießen zu laffen. Der finden nicht nur die auf den Stationen verbliebenen Arbeits­geben zu können; dann ist keine Nachricht mehr von ihnen ge- Befehl geht dahin, daß Berfonen, die mit Waffen in der Hand fräfte eine lieb gewordene Tätigkeit und innere Befriedi­tommen Sehr häufig fonnten sie anscheinend bis jetzt auch diese gegen Regierungstruppen fämpfend ange- anng, es werden vor allem eine Unmenge Kräfte von der einzige Nachricht nicht geben. Die Angehörigen sind dadurch in froffen werden zu erschießen find. Wer nicht fämpfend Strake weggeholt und den Armen von Spartatus entriffen. begreiflicher Angst und sind außerdem der Möglichkeit beraubt, das angetroffen wird, fann alfo ohne Ueberschreitung des Be­elende Los ihrer Lieben durch Zuspruch, Geldsendungen und Liebes- fehls nicht erschossen werden. gaben wenigstens etwas zu beffern. Möge die öffentliche Meinung ber Welt Frankreich endlich dazu zwingen, feine Pflicht gegen bie beutschen Kriegsgefangenen au tun.

-

Sind die von uns wiedergegebenen Behauptungen richtig, fo liegen Ausschreitungen reiner Willfür vor, die bestraft werden müssen.

Die gleichen Verhältnisse treffen auch auf das fliegende Berfonal zu. Taufende, die jetzt rüdfichtslos auf die Straße aefest werden, find auf Roften des Staates als Piloten und Beobachter ausgebildet. Der Kleine Steft der auf der Sta­tion verbliebenen wird gelöhnt ohne Gegenleistung. In