r. 188 36. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Preußen gegen Gewaltfrieden.
Preußische Landesversammlung.
Bräfident Beinert eröffnet die Gizung nach 1½ Uhr. Nach Debatte und Beschluß über eine Wenderung der Gefchäftsordnung folgt die Beratung des von sämtlichen Frattionen mit Ausnahme der U. Soz. gestern eingebrachten An= trags,
Wölferverständigung auf die Konferenz geht. Stellen wir aber dies Verlangen an die Regierung, so berpflichtet uns das auch, die Regierung aufzufordern, keiner Bedingung des Friedens zuzu 16. Sizung, Freitag, 11. April 1919, nach m. 1 Uhr. stimmen, die unser Dasein, unser Leben gefährdet.( Sehr wahr!) Am Regierungstisch Hirsch, Braun u. a. Der militärische Sieg, den die Entente über das deutsche Volk errungen hat, gibt der Entente kein Recht, die Lebensinteressen des deutschen Volkes zu vergewaltigen.( Sehr wahr! bei den Soz.) Deshalb darf ihr auch kein unzweifelhaft von Deutschen bewohntes Gebiet unseres Landes überlassen werden. Wenn unsere deutschen Brüder, die mit uns zusammengestanden haben in Not und Leid, ein Verteilungsobjekt für die Entente werden sollen, dann wäre das eine Vergewaltigung, die das deutsche Bolt nicht ertragen fann.( Sehr wahr!) Die Folge wäre eine ungeheure Kraftanstrengung des deutschen Volkes, um dies Unrecht wieder zu beseitigen. Die geistigen und wirt schaftlichen Kräfte, die dazu erforderlich wären, wollen wir lieber verwenden zur positiven Kulturarbeit.( Sehr gut!) Unsere Regierung darf
bie Staatsregierung zu ersuchen, bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß keinem Friedensvertrage zugestimmt wird, dor nicht die Sicherheit dafür bietet,
1. daß er ein wahrer Frieden der Verständis gung ist,
2. daß gegenüber den 14 Wilsonschen Bedingun. gen feinerlei Verschärfung eintritt, insbesondere tein deutsches Gebiet abgetreten wird,
3. daß die Blockade sofort aufgehoben,
4. die schleunigste Nüdführung der Gefangenen nach Deutschland festgescht, und
biete angeordnet wird.
niemals ihre Zustimmung zu einem Gewaltfrieden geben, der Deutsche unter die Fremdherrschaft anderer bringt. ( Bravo !). Der Friede darf aber nicht nur den Bestand des deutschen Volkes sichern, er muß uns auch die Zurückführung der deutschen 5. die unverzügliche Räumung der befesten Ge- Gefangenen bringen.( Lebhafte Zustimmung.) Es ist eine Bar barei ohne gleichen, Kriegsgefangene, die gekämpft haben zur Verteidigung ihrer Heimat, auch nach Beendigung des Krieges noch gefangen zu behalten und wie Sklaven zu behandeln. Ge wäre die schlimmste Vergewaltigung der Menschenrechte, wenn auch nach dem geschlossenen Frieden die in die Hände der Gegiter gefallenen Deutschen zwangsweise zurüdgehalten würden.( Lebhafte Zustimmung.) Schon heute weinen Millionen unserer Volksange= hörigen Tränen um diejenigen, die noch in Feindesland sich befinden. Aus denselben Erwägungen heraus, damit der Friede uns auch die Freiheit bringt, wollen wir, daß die
Präsident Leinert: Meine Damen und Herren! Die Frat tionen mit Ausnahme der U. Soz. haben mich beauftragt, bei diesem Gegenstand eine Begründung des Antrages zu geben. Nach diesem entfeblichen Kriege und nach der furchtbar traurigen Periode des Waffenstillstandes
Besetzung deutscher Gebiete
brutale Blockade
Sonnabend, 12. April 1919
Ich will aus Gründen, die Sie auch billigen werden, heute nicht näher darauf eingehen. Ich will nur daran erinnern, daß heute noch 600000 russische Gefangene in Deutschland find.( hört, hört! bei den U. Soz.) Als übereinstimmenden Willen meiner Freunde habe ich zu erklären: Auch wir sind gegen jede Verschärfung der Wilsonschen Bedingungen, insbesondere gegen jede Abtretung deutschen Gebietes. Auch wir verlangen die sofortige Aufhebung der Blockade und die schleunigste Rückkehr der deutschen Gefangenen, sowie die Räumung der besekten Gebiete. Wir haben uns an der Resolution der übrigen Fraktionen nicht beteiligt,
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weil wir es ablehnen, einen Appell an die bürgerlichen Regierungen der kapitalistischen Länder zu richten. Rufe: Faule Ausrede!) ( Schallendes Gelächter bei der Mehrheit. Wir protestieren dagegen, daß die Friedensverhandlungen der deutschen Republik Männern anvertraut sind, die während des Krieges die Gewaltpolitik der imperialistischen Regierung unterstüßt haben.( Sehr wahr! bei den U. Sog.) Wir wenden uns an das internationale Proletariat aller Län= der, wir erwarten einen wirklichen Völkerfrieden nur von dem brüderlichen Zusammenwirken der Arbeiter der ganzen Welt, von dem Kampf der Internationale des Proletariats gegen die Erst wenn die. soziale WeltreboInternationale des Kapitals. lution des Proletariats überall den Sieg errungen hat über den raubgierigen Imperialismus, ist ein Friede möglich, der für immer die Striege ausschließt, und allen Völkern freie Entwicklung garanEin solcher Friede wird auch dem deutschen Volke- Nuhe, tiert. Wohlstand und Glück bringen.( Gelächter rechis. Bravo! bei den U. Soz.)
Der Antrag wird hierauf angenommen, die U. Soz. ent=" halten sich der Abstimmung. Ein Antrag über das Begnadigungsrecht und die Amnestie wird dem Rechtsausschuß überviejen. Es folgen sechs Anträge über Gemeindefragen. Abg. v. d. Often( Dnat. Vp.) erhebt Ginspruch gegen die vorzeitige Auflösung der Kreistage.( Beifall rechts. Zurufe der u. Soz.: Scharfmacher!) Abg. Leid( U. Sog.) verlangt die Aufhebung der alten Gemeindeborstände und Magistrate. Die alte Wirtschaft muß gänz
Abg. Schreiber( Dem.) beantragt, die Verordnungen über die Zusammenseßung der Kreistage der Landesversammlung zur Nachprüfung vorzulegen.
Abg. Scholich( Soz.) wünscht die Verlegung eines neuen Gemeindeverfassungsgefeßes. Die Junker, die sich am 9. November verkrochen hatten, tagen sich wieder hervor.( Bärm rechts.) Am 9. November mußten wir sie schüßen.( Gelächter rechts.) Wenn wir einmal nicht mehr die Macht haben sollten und sie nicht schüßen würden, dann würde es ihnen an Kopf und Kragen gehen.( Gelächter rechts.) Gegen widerspenstige Gemeindevorsteher muß ein geschritten werden.
nehmen die Friedensverhandlungen ihren Anfang. Niemals in der Geschichte der Menschheit war in die Hände einer Friedenskonferenz eine so große Verantwortung gelegt, wie in die der demnächst zusammentretenden. Die Zukunft der Kul= turnationen ist abhängig von den Beschlüssen dieser Friedenskonferenz, und die können nur getragen werden von dem durch den Militarismus unserer Gegner mit dem Friedensvertrag Vertrauen der gesamten daran teilnehmenden Nationen. Das aufhört. Diese Besetzung ist die Ausübung eines brutalen Kriegsdeutsche Volt hat alle Voraussetzungen für dieses Vertrauen ge- mittels, das in Friedenszeiten keine Berechtigung mehr hat. Ein schaffen, von dem das Friebenswert abhängig sein muß, es hat sie Frieden, der nicht allen Kriegshandlungen ein Ende macht, ist ein geschaffen dadurch, daß in die Verfassungen sowohl des Deutschen Frieden.( Sehr wahr!) Endlich muß mit dem Friedensvertraglich weggefegt werden. Reiches wie der Einzelrepubliken die Bestimmung hineingebracht auch die worden ist, daß alle Gewalt beim Volfe liegt. Daher ist der Friede auf unserer Seite zu schließen nicht mit Vertretern ihr Ende finden. Der Erfolg dieser Blockade ist gewesen, daß im irgendwelcher Jnteressen, die dem Volke fremd find, sondern der Kriege und auch noch während des Waffenstillstandes HunderttauFriede ist zu schließen mit dem ganzen deutschen Volke. Diese fende unserer Volksgenossen gestorben sind. Die Blockade trägt auch Boraussetzungen bestehen aber auf der anderen Seite, bei unseren die Schuld an unseren jammervollen wirtschaftlichen Verhältnissen. Gegnern, nicht, oder nicht in gleichem Maße. Das deutsche Volk Das deutsche Volf muß Hungerqualen ausstehen, und es fehlen uns hat deshalb die allergrößte Besorgnis, daß dieser Friede nicht ein die Rohstoffe, die wir aus allen Teilen der Welt zur Wiederaufvoller Friede der Verständigung sein wird, sondern daß er ein richtung unserer Wirtschaft brauchen. Die Blockade ist eine der imperialistischer, dem deutschen Volke aufgezwungener Gewalt- furchtbarsten Waffen der Entente gewesen, sie erscheint und Zwangsfriede als ein Mittel, um in zynischer Weise zu prüfen, wieviel wohl ein Unterstaatssekretär int Ministerium des Innern Meyer: Det werden könne, und deshalb ist von der größten deutschen Republit, Wolf ertragen kann, das sich erhalten will. Das deutsche Volt hat von der Republik Preußen, es noch in letzter Stunde erforderlich, wahrhaftig gezeigt, daß es ungeheure Opfer zu bringen imstande Ministerpräsident hat am 26. März ausgesprochen, daß in Gemeinde, eine Mahnung an das Menschheitsgefühl der Entente zu richten ist. Ihm wird aber der Lebensfaden abgeschnitten, reis und Provinz die gleichen demokratischen Grundsäte wie in und zu verlangen, daß der Friede ein Friede werde, der aufgebaut wenn nicht bei Unterzeichnung des Friedensvertrages die Blockade Staat und Reich zu gelten haben. Daß diese Verordnungen an ist auf Gerechtigkeit und auf der Zustimmung und Verständigung aufgehoben und die Absperrung vom Weltmarkt beseitigt einzelnen technischen Mängeln leiden, bestreitet die Regierung aller beteiligten Wölfer. Die Grundlage dieses Friedens sollen die wird.( Lebhafte Zustimmung.) All das wollen wir heute noch feineswegs, sie ist gern bereit, mit der Landesversammlung in der 14 Punkte bilden, die der Präsident der Vereinigten Staaten von einmal von dieser Stelle aus allen zivilisierten Völkern der Welt Richtung auf Verbesserungen zusammenzuwirken. Bis zur Neude Amerita aufgestellt hat. Sie sind von uns angenommen worden, zurufen. Wir halten es für unsere erste Pflicht, noch jetzt in rung der Verordnungen behalten diese ihre volle Wirksamkeit und als die Waffenstillstandsverhandlungen begannen, nicht, um sie zwölfter Stunde, wo der Krieg endgültig zu Ende gehen soll, diefen können die auf Grund dieser Verordnungen gewählten Körperuns aufzwingen zu lassen, sondern unser Volk hat sie ange- Appell an das Gewissen der ganzen Kulturwelt zu richten, der den schaften rechtsgültige Beschlüsse fassen. Die Verordnungen der nommen, um teilzunehmen an der Durchführung dieser Bestim- einmütigen Wünschen des ganzen Volkes entspricht.( Lebhafte zu Bandesversammlung zunächst zur Prüfung vorzulegen, hält die Remungen. Mit der Annahme der 14 Wilsonschen Punkte haben wir ftimmung.) gierung nicht für möglich; die Wahlen sind zum großen Teil schon Die preußische Regierung hat mir mitgeteilt, daß fie bereits erfolgt oder vorbereitet, und eine weitere Hinausschiebung würde aber auch vor der Welt die Bürgschaft übernommen, daß diese Das ist aber im Sinne dieser Forderungen an die Reichsregierung herangetreten nur neue Unruhen in der Bevölkerung hervorrufen. Auch der 14 Punkte das Programm der Menschheit werden. nur erreichbar, wenn die Verständigung auf Grund dieser ist.( Bebhaftes Bravo!) Wird ein Friede der Berständigung ge- Antrag Hoffmann fordert wohl nur die Aufhebung der bisherigen 14 Buntte erfolgt und lettere nicht zum Schaden des deutschen schlossen, dann wird er zur Förderung von Menschenwürde und Magistrate usw. im Gesebeswege, nicht etwa durch eine NotverordBoltes verschärft werden. Eine Verständigung über das Zu- Menschenglück in der ganzen Welt beitragen. Wird aber das nung. Mit ungeheurer Blöblichkeit, mit einem Rud geht das sammenleben der Völker ist nur zu schaffen, wenn der Gedanke der deutsche Volk vergewaltigt, so würde die Welt noch weit entfernt nicht; das würde den Gemeinden bloß neue Verlegenheiten Züchtigung und der Strafe eines dieser Völker durch andere nicht davon sein, das Ziel zu erreichen, das alle Völker sehnlichst er- bringen. Die Umständlichkeit der Prüfung der Gültigkeit von Ge in die Tat umgesetzt wird. Aber diese Gefahr ist vorhanden. streben.( Lebhafte Zustimmung.) meindewahlen ist in den bestehenden Gesetzen begründet; indeß wird Abg. Adolf Hoffmann ( U. Soz.): Die Rede des Herrn Präfi- die Regierung dort, wo grobe Wahlver stöbe nachgewiesen Für alle Zukunft müssen aß- und Nachegefühle eines Boltes gegen ein anderes verschwinden.( Sehr wahr!) Wir ver- denten hat bewiesen, wie recht meine Freunde hatten, wenn sie werden, von ihrem Recht der Auflösung den ausgiebigsten Ge langen deshalb, daß unsere Regierung mit der ehrlichen Absicht der sich weigerten, einer gemeinsamen Erklärung zuzustimmen. brauch machen. Die Forderung eines neuen Gemeinderechts wird Es war ein stattlicher Mann von etwa fünfzig Jahren, hatte ich von ihm gehört, manches Wort, das auf einen ruhimit kurzgeschorenem, schon ergrautem Haupthaar; über dem gen Lebensernst in diesem Manne - schließen ließ. Es war Vollbart schauten ein Paar freundliche Augen, und ein leichter fast völlig dunkel geworden; die Stube füllte sich mit andeHumor, der bald in seinen Worten spielte, zeugte von der ren Gästen, und die Lichter wurden angezündet; da stand Behaglichkeit seines inneren Menschen. Er hatte eine kurze der Oberförster auf. ch fäße noch gern ein Weilchen," Jagdpfeife angebrannt und erzählte mir von dem jungen jagte er, aber meine Frau würde nach mir aussehen; mir Burschen, welchen er einige Jahre in seinem Hause gehabt beide bilden jetzt allein die Familie, denn unser Sohn ist und nun zur weiteren Ausbildung an einen älteren Freund auf dem Forstinstitut zu Ruhla ." Er steckte seine Pfeife und Amtsbruder empfohlen habe. Als ich ihn, seiner Vor- in die Tasche, rief einem braunen Hühnerhund, der, mir unhaltung an den Jungen gedenkend, frug, was für Leides bemerkt, in einem Winkel gelegen hatte, und reichte mir ihm die Boeten denn getan hätten, schüttelte er lachend den die Hand. Wann denken Sie wieder fort von hier?" Kopf. frug, er.
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Vor einigen Jahren im Hochsommer war es, und alle Tage echtes Sonnenwetter; ich hatte mich in Jena , wie einst Dr. Matrinus, in der alten Gastwirtschaft zum Bären einquartiert, hatte mit dem Wirt schon mehr als einmal über Land und Leute geredet und mich mit Namen, Stand und Wohnort, welcher derzeit zugleich mein Geburtsort war, in das Fremdenbuch eingeschrieben.
Am Tage nach meiner Ankunft war ich nach Besteigung des Fuchsturms und nach manchem anderen Auf- und Absteigen spät nachmittags in das geräumige, aber leere Gast zimmer zurückgekehrt und hatte mich sommermüde vor einer Flasche Ingelheimer hinter dem fühlen Ofen in einen tiefen Lehnstuhl gesetzt; eine Uhr piďte, die Fliegen fummten am Fensterglas, und mir wurde die Gnade, davon in den Schlaf gewiegt zu werden, und zwar recht tief.
Das erste, was vom Außenleben wieder an mich heranfam, war eine sonore milde Männerstimme, welche, wie zum Abschied, gute Lehren gebend, zu einem anderen zu reden schien. Ich öffnete ein wenig die Augen: am Tische, unfern von meinem Lehnstuhl, faß ein ältlicher Herr, den ich nach seiner Kleidung als einen Oberförster zu erkennen meinte; ihm gegenüber ein noch junger Mann, gleichfalls im grünen Rock , zu dem er redete; ein rötlicher Abendschein lag auf den Wänden.
,, und dessen gedenke auch noch," hörte ich den Alten sagen, ,, du bist ein Stück von einem Träumer, Friß; du hast sogar schon einmal ein Gedicht gemacht; laß dir so was bei dem Alten nimmer beikommen! Und nun geh und grüß deinen neuen Herrn von mir; zur Herbstjagd werd ich mich nach dir erkundigen!"
Als dann der Junge sich entfernt hatte, rüttelte ich mich völlig auf; der Alte stand am Fenster und drückte die Stirn gegen eine Scheibe, wie um dem Fortgehenden noch einmal nachzuschauen. Ich trank den Rest meines Ingelheimers, und als der Oberförster sich in das Zimmer zurückwandte, begrüßten wir uns wie nach abgetanen Werfen, und bald, da niemand außer uns im Zimmer war, faßen wir plaudernd nebeneinander.
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,, Gar feines, lieber Herr," sagte er, im Gegenteil! Ich bin ein Landpastorensohn, und mein Vater war selber so ein Stück von einem Boeten; wenigstens wird ein Kirchenlied von ihm, das er einmal als fliegendes Blatt hatte drucken lassen, noch heutigen Tages nach Befiehl du deine Wege " in meinem Heimatdorf gesungen; und ich selber als junger Gelbschnabel wußte ich sogar den halben Uhland auswendig, zumal in jenem Sommer" er strich sich plötzlich mit der Sand über sein leicht errötend Antlitz und sagte dann, wie im stillen seine vorgehabte Rede ändernd: ,, wo am Waldesrand das Geißblatt wie zuvor in feinem anderen Jahre duftete! Aber ein Rehbock, ein andermal-- und das war schwer verzeihlich die seltene agdbeute, eine Trappe, find mir darüber aus dem Schuß gekommen! Nun, mit dem Jungen ist es nicht so schlimm; nur der Alte drüben wird schon fuchswild, wenn wir gelegentlich einmal anstimmen: Es lebe, was auf Erden stolziert in grüner Tracht"; Sie kennen wohl das schöne Lied?"
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Ich kannte zwar das Lied- hatte nicht auch Freiligrath seinen patriotischen Zorn af dem harmlosen Dinge ausgelassen? Aber mir lag die plötzliche Erregung des alten Herrn im Sinne: Hat das Geißblatt auch in späteren Jahren wieder so geduftet?" frug ich leise.
Ich fühlte meine Sand ergriffen und einen Druck, daß ich einen Schrei, ersticken mußte. Das war ja nicht von dieser Welt," raunte der Mann mir zu, der Quft ist unvergänglich- so lang sie lebt!" jepte er zögernd hinzu und schenkte sich sein Glas boll hellen Weines und trant es in einem Zuge leer.
Wir hatten noch eine Weile weitergeplaudert, und manche anziehende Mitteilung aus seinem Forst- und Jagdleben
Ich dachte morgen!"
Er sah ein paar Augenblice vor sich hin. Meinen Się nicht," frug er dann, ohne mich anzublicken ,,, wir könnten unsere neue Bekanntschaft noch ein wenig älter werden. lassen?"
Seine, Worte trafen meine eigene Empfindung; denn auf meiner nun zweiwöchentlichen Reise hatte ich heute zum erstenmal ein herzlich Wort mit einem Begegnenden gewechselt; aber ich antwortete nicht gleich; ich sann nach, wohin er zielen möge.
Und schon fuhr er fort: Lassen Sie mich es offen gestehen: zu dem Eindruck Ihrer Persönlichkeit kommt noch ein anderes dazu: es ist Ihre Stimme, oder richtiger die Art Ihres Sprechens, was diesen Wunsch in mir erregt; mir ist, als gehe es mich ganz nahe an, und doch Statt des verständigenden Wortes aber ergriff er plöglich meine beiden Hände. Tun Sie es mir zulieb," sagte er dabei ,,, meine Försterei liegt nur so reichlich eine Stunde von hier, zwischen Eichen und Tannen darf ich Sie bei meiner lieben Alten als unseren Gast auf ein paar Tage anmelden?"
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Der alte Herr sah mich so treuherzig an, daß ich gern und schon auf morgen zusagte. Er schüttelte mir lachend die Hände: Abgemacht! Prächtig! Brächtig!" pfiff seinem Sunde, und nachdem er noch einmal seine Kappe mit der Falkenfeder gegen mich geschwenft hatte, bestieg er seinen Rappen und ritt in freudigem Galopp davon.
Als er fort war, trat der Wirt zu mir:„ Ein braver Herr, der Herr Oberförster; dacht schon, Sie würden Befanntschaft machen!"
,, Und warum dachten Sie das?" frug ich entgegen. ( Forti. folgt.)