hangige„Freiheit" mutzte anerkennen, datz sich die Rede des Ministerpräsidenten mit diesem Regierungsprogramm„ganz gut anhörte". Nur um sich vor ihren Anhängern nicht zu blamieren, behauptete sie, es werde bei den„schönen Worten" bleiben und die kraftvollen Taten würden ausbleiben. Wieder fehlgeschossen! Sofort nach der Bildung der neuen Negierung gingen die Sozialdemokraten in Preutzen energisch an die Umbauarbeit. Unter den alten Bureau- k raten wird gründlich aufgeräumt. In den ersten drei Wochen wurden von den 12 alten Oberpräsidenten die drei rückschrittlichsten fortgejagt und durch die Genossen Kürbis sSchleswig-Holstein) und Philipp(Schlesiens sowie den Demokraten Lippmann(Pommern ) ersetzt. Mit grötzter Beschleunigung werden jetzt auch auf eine grotze Zahl von LandratSposten Männer mit modernem Geist, Vertrauens- leute der Arbeiterklasse berufen. Der Schulerlatz, der den zwangsweisen Religionsunterricht abschafft und allen Eltern das Recht gibt, ihre Kinder vom Religionsunterricht fern- zuhalten, ist bereits herausgegeben und in Kraft. Nicht viel reden, sondern handeln war unsere Parole auch in der Preutzifchen Landesversammlung. Aber die Reaktionäre von rechts hielten grotze Anklagereden gegen die Revolution, auf die wir ihnen die Antwort nicht schuldig blieben, indem wir noch einmal alle ihre Verbrechen asr preutzifchen Volke aufzeigten. Und die Unabhängigen fingen gleich mit Dreieinhalbstundenreden an, und sobald wir ar- betten und beschließen wollten, statt zu schwätzen, erhoben sie ein Rresengeschrei über Vergewaltigung der Redefreiheit. Zehnmal ergriff in einer einzigen Sitzung Adolf Hoffmann das Wort zur Geschäftsordnung, bloß um unS beim Neuaufbau des freiheitlichen Preußens aufzuhalten. Hinterher klagt dann die Presse der Unabhängigen Sozialdemokratie, es werde in der parlamentarischen Schwatzbude nichts ge- schafft. Welch eine klägliche Heuchelei! Die vorläufige Verfassung Preußens, die wir dem Lande gegeben haben, ist demokratisch durch und durch. Sie setzt von vornherein fest, daß Preutzen jetzt und in alle Zukunft eine Republik ist. Dies« Republik hat keinen Prä- sidenten, den man im Reiche wegen der Beziehungen zum Auslande braucht. Die Minister beruft der Präsident der Lcmdesversammlung. Die Reaktionäre bemühten sich krampfhaft, noch alle mög» lichen Erinnerungen an das alte Königtum zu erhalten, aber sie scheiterten an unserem festen republikanischen Willen. Die Unabhängigen stellten unsinnige Anträge. So sollte in der vorläufigen Verfassung gesagt werden, datz die Hohenzollern abgesetzt seien. Dabei sind sie schon seit dem 9. November durch die Revolution abgesetzt, haben selbst auf den Thron verzichtet, und in der Verfassung steht das unzweitdeutige Wort Republik . Der Unabhängige Rosen selb hat als Justizimnister selbst eine Kommission eingesetzt, welche unter- suchen soll, was an Vermögen der Hohenzollern Staatseigen- tum und was ihr Privateigentum ist. Jetzt auf einmal tordert er, den Hohenzollern allen Besitz wegzunehmen. Wir haben alle Hohenzollernschen Güter beschlag» nahmt, wegkommen kann also nichts. Die letzte Entschei- dung wird gefällt werden, wenn die Kommission Bericht er- stattet hat. Zuviel werden wir ihnen wahrhaftig nicht lassen, aber da wir doch einstweilen alles in der Verwaltung haben, eilt die Entscheidung nicht. Die Unabhängigen forderten ferner Straffreiheit für alle Abgeordneten wegen aller „politischen Bergehen". Die Abgeordneten sollten also einen Freibrief für politischen Mord erhalten. Reaktionäre Abgeordnete, die eine Gegenrevolution inS Werk setzten, sollten nicht verfolgt werden können. Mit solchen Albernheiten stehlen die Unabhängigen der Landesversammlung die Mt und hindern uns in der praktischen Arbeit fürs Volkswohl. Aber auch sie werden uns nicht zwingen. Eine Fülle demokratischer und sozialpolitischer Fortschritte ist von der sozialdemokratischen Fraktion der Landesversammlung in fertigen Gesetzesvorschlägen niedergelegt worden, und' wir werden trotz den Rückschrittlern und Unabhängigen durch- setzen, datz diese nach Ostern verabschiedet werden.
Die»Entwüröung" öer Welt. Von Hugo H i l l i g. Die ersten Lokomotivführer, die cwf Lokomotiven von Stephen- ton in Deutschland fuhren, waren Gentlemen; in Frack und Zylinder standen sie auf ihrer Plattform und steuerten die fauchenden und ratternden Feuermaschinen an den staunenden Bürgern vorbei. Sie waren Äe Hauptpersonen an dem abenteuerlichen Wagnis, in einer Kalesche mit Eisenrädcrn auf eisernen Schienen dahin zuwackeln.— Als die Automobilindustri« noch jung war, drängten sich Grafen und Barone , um in den Unternehmungen als Angestellte anzukommen; diese Beschäftigung war noch standesgemäß und lag nicht tief unter der Würde der Adelssprößlinge. Als Helmut Hirth und andere große Strecken über Land flogen, waren sie die reinen Weltwunder und als die Flugzeuge immer unabhängiger vom blinden und tückischen Zufall wurden und so als Kriegswerkzeuge gebraucht werden konnten, jauchzten die Menschen den Ftiegerhclden zu.— Als der Rennst' ort zum Geschäft wurde, war es für die„Herren" aus Standesrücksichten nicht angebracht, ihren eigenen Hals zu wagen und sie überließen das gefährliche Geschäft Mietlingen, den Jockeys. Aus den geschniegelten Gentlemen auf den ersten Lokomotiven in Deutschland sind heute nüchterne Beamte in öldurchtränkten Jacken geworden, um die sich keiner der Eisenbahnfahrgäste mehr tümmect. Aus den adligen Autofahrern sind Diener geworden oder ölige Autodroschkenführer, die, wenn nicht gerade ihre Hothkonjunk- tur ist. aus einen Wink anhalten oder abfahren und die, auf Warte- zeit gestellt, geduldig harren, bis es ihrem augenblicklichen Herrn beliebt, weiterzufahren. Und aus den Fliegcrhelden werden heute Luftpostillone, und cS kann vielleicht bald geschehen, daß ein solcher von seinen Fahrgästen einen Anschnau.z-'r bekommt, wenn er in einen Straßengraben der Luft hineinkippt. Und in manchen Zei- tungen schließlich, in denen der Nennsport als eine bitterernste nationale Angelegenheit behandelt wird, kann man lesen, daß es keine Schande sei, wenn auch die stolzen Herrenreiter sich dazu her- beilassen, um? liebe Geld zu reiten.» Sa geht alles, was der alten Welt Glanz verlieh, klickeradoms verdü! Alles geht bergab, verliert seinen schönen Schein, ebnet sich«in in die große Fläche, folgt der Schwerkraft, sinkt wieder in die Gleichgewichtslage zurück, aus der die glänzenden Dinge heraus- gerückt waren, durch persönliche Eigensdhafien der' Glänzenden • ebenso wie durch Zufall, Snlwicklungsirrtnmer oder Vorurteile der Mitmenschen. Wenn heute jemand Meier heißt, so wird er kaum besonders stolz daraus sein. Aber doch war der erste Meier auf der Welt ein Hoher, Stolzer, denn das jüdische Wort heißt: der Glän- zende. Und nennt sich heute einer Mayer, so war auch sein NainenS- stammvater in großes Tier, der lateinische mnxor, der Größere oder Größte in einer Gemeinschaft. Nur der Mai er ist auf der Rutschbahn des Leben» nicht herabgeglitten, denn der Kommerz ien- rat dieses Namen» würbe fein« Urahnen lieber bei den goldum- rahmt«, Phantasien an den Wänden des AhnMsoale» auf seinem ÄÜÜCtttllb* HÜ bei i5nm tprrr/*>i** r
So bauen wir in dem neuen freiheitlichen Preußen und rotten die letzten Reste der alten Junkerherrschaft aus. Wegen der Krawalle und Unruhen der letzten Wochen hat die Landesversammlung auf unseren Antrag eine Untersuchungskommission eingesetzt, die bereits fleißig an der Arbeit ist. Ohne ihrem Urteil vorzugreifen, kann man schon heute feststellen, daß die Schuld an den bluti- gen Zusammenstößen ausschließlich die Unabhängigen trifft. Wo aber im Verlaufe der Unruhen die RegierungS- truppen aus alter militärischer Gewöhnung Uebergriffe und Ausschreitungen begangen haben, werden wir erbarmungslos für Strafe und Abhilfe sorgen. So sichern wir zugleich Ordnung und,. Freiheit, die Grundlagen, der neuen Staatsordnung. Auf gesetzlichem Wege ohne Blutvergießen, durch die freie Selbstregierung des freien Volkes wandeln wir den Klassenstaat in den sozialistischen Volksstaat um. Das geht nicht von heute auf morgen. Karl Liebknecht hat in seinen Reden im Pezember 1918 wiederholt erklärt, wenn man ihm die volle Macht gäbe, würde er in 40— 50 Jahren die ganze kapitalistische Wirtschaft beseitj- gen und den reinen Sozialismus an ihre Stelle setzen. Wir denken es r a s ch e r zu schaffen. Aber hexen können wir auch .nicht und an Zaubermeister glauben nur Kinder. Was für das Volkswohl praktisch geleistet werden kann, das schafft die sozialdemokratische Fraktion auch in der Preußischen Landesversammlung. Sie braucht zum Erfolge nur eines: das unerschütterliche Vertrauen der Volksmassen, auf das sie nach ihren Worten und Taten Anspruch erhebt. Helft alle mit, aus dem alten rückständigen Junkerpreußen. dem Abscheu der Welt, dem fluchbeladenen Mitschuldigen am Kriege, das neue, freie sozialistische Preutzen der schaffenden Arbeit zu bauen. Die sozialdemokratische Fraktion der Landesversammlung.
Die llage im Ruhrgebiet . Anhaltende Besserung. Nach den in Berlin vorliegenden Nachrichten ist die Lage im Nuhrrevier nochnicht übersichtlich genug, um sich ein Bild über die Wirkung des Beschlusses der Verbände bilden zu können. Man nimmt an, datz die Arbeft erst Montag auf- genommen werden wird. Im Dortmunder und Recklina- h a u f e n e r Bezirk arbeitet ein Teil der Zechen. In einer Reihe anderer Orte beschlossen die Arbefter Wiederaufnahme der Arbeit. Bei Krupp arbeiteten heute 90 Proz. der Belegschaft. In E s s e n und Düsseldorf kam eS auch gestern wieder zu Zusammenstößen und Schießereien. In Essen mutzte der wiederaufgenommene Stratzenbahnverkehr nach drei Stunden wegen der Bedrohung der Fährer wieder eingestellt werden. In Essen hat sich, wie es heißt, eine neue Neuner- k o m m i s s i o n gebildet._ Zu üen Unruhen in Düjlelöorf. Tie Zahl der Opfer. Düsseldorf , 11. April. Wie wir von zuständiger Seite hären. beträgt die Zahl der Opfer bei den Unruhen der letzten Tage auf feiten der Spartakisten etwa 20 Tüte und 50 Verletzte. Auf feiten der Regierung Struppen find bis jetzt S Tote und 24 Verwundete gemeldet. Bei dem gestern abend versuchten Putsch auf dem Bahnhof wurde daS Postgebäude stark be» schädigt. Ffortsetznng deS Generalstreiks. Düsseldorf » 14. April. Die heute nachmtttag von der General» streikkommifsion einberufenen sieben Arbeiderverfammlungen b«. schloffen den allgemeinen Ausstand solange fortzusetzen, bis die Re- gierungStruppen den letzten Schutz in Düsseldorf abgegeben haben. Die Arbeiter des Städtischen Gas- und Elektrizitätswerkes sind aufs neu« in den Ausstand getreten. In der Bahnhofsgegend und im Stadtteil Oberbilk wird heftig gekämpft. Die Regierungstruppen haben auch Minenwerfer in Tätigkeit gesetzt./ -" i.—-.■— ii,... Mäher, dessen Platz in der Gesindestube war. Und sollte deren gegenwärtiger Nachfahre gar«ine fünf- oder siebenzinkig« Krone im Siegel führen, so mischt sich aber in seine Verlegenheit über den unmöglichen Stammvater auch so etwas wie Stolz, wie herrlich wert er es gebracht. Aber dieser Stolz hat eine schwache Seite: daS wußte schon der alte Boetius im 6. Jahrhundert, den Notker, der St. Gallsner Abt übersetzte: Fortuna , die ist sö getan: ir fchib«1) läset jr umbe gän; si hifit den armen fü si wrle; den richen hät si ze spile; umbe louret ir rat:> dicke') wellet der dä vaste fug. Mir dem Adel ist tS nicht mehr geheuer, seine Valuta sinkt, und hier und da ist er schon dahingerafft und abgeschafft. Wie muß es den bayrischen Geheimräten zumute sein, die vor einigen Jcchren das bayrische Adelsedikt von 1318 ausgegrab'n hatten, um einem Grasen, der in Unterfranken eine Gastwirtschaft betrieb, entweder die Gastwirtschaft oder den Grasentitel zu verbieten. Das machte, die Gasthalterei ist ein uraltes Gewerde und nichts so Nagelneues, wi« es die Auwmobilindustrie seinerzeit gewesen ist; der Glanz der Gasthalterei war zu abgeblaßt, um die Grasenkrone zu bestrahlen. Zwar war auch daS Grafentum ein uraltes Gewerbe, aber eben darum bedurfte es neuer Lichter, um zu glänzen, die Grasen konnten sich cm wucherischen Bodenspekulationen neuesten Kaliber? beteiligen, konnten Kinokonzerne finanzieren helfen, konnten In- dustriefürsten, Bergwerksgcwaltige werden, nur eben nicht Hand. werker oder sonstiges gewerbetreibendes Gehudel. Nun hat das alles nichts geholfen, um die Entwürdigung der Welt aufzuhalten: wenn der Mantel fällt, muß auch der Herzog mit. Und in Bayern ist nun der Mantel gefallen. Auch der Mantel und spanische Staltrvck, die Halskrause, der Radhut, die Schnallenschuhe und Soidenstrümpfe und Kniehosen der Hamburger Senatoren gehören nun wahrscheinlich zu den vergan- gonen Herrlichkeiten. Oder kann man sich vorstellen, daß die neuen Senatoren, die noch vor einem halben Menschenalter Kamine mauerten oder Seegrasmatratzen aufpolsterten, nun das Gesetz von 1860, das den Senawren bei feierlichen Gelegenheiten diese Tracht vorschrieb, ängstlich bewahren werden? Di« Senatoren der alten Schule, die sich bei solchen feierlichen Gelegenheiten in die Eskar- Pins gezwängt hatten, mögen sich trösten; die Entwürdigung ihrer Welt wäre auch sonst unausbleiblich gewesen. Im Jahre 1843 läuteten in der anderen freien Reichs- und Hansestadt Lübeck alle Kirchenglocken der Stadt zu einem Begräbnis und es war doch nur «in einfacher Vereinsbote gewesen, den sie mit ihren Klängen zur Auflösung begleiteten. Aber die Glocken läuteten mehr zu Grab«: der letzte Sproß au? dem letzten altlübischen Patrizier- geschlecht hatte in diesem armen Vereinsboten gesteckt und das Ge- schlecht war mit ihm erloschen, ein Stück altlübischer Staatsgeschichte
*) Da» äüt Symbol de» menschlichen Leben»; da» Glücksrad. 1 lacht.
wirklich ein Tollhaus! Zwei Geisteskranke unter de» bayerische« RStefähreru. Zu der Charakteristik der neuen bayerischen.Volksführer' Lipp, Dr. Rothenfelder usw. wird uns von sehr informier» ter Seite noch folgendes mitgeteilt: Dr. Rothenfelder patzt durchaus in die Gesellschaft de» Dr. Lipp, der schon zweimal da? Irrenhaus geziert hat. Auch Dr. Rothenfelder ist im Sommer 1913 au? der psychiatrischen Klinik de» Dr. Lindenburg in Köln entsprungen und verdankt es nur der Hilfe eine? bekannten Kölner Parteigenossen und seiner schleunigen Abreise m Köln , datz er nicht wieder nervenärztlich interniert wurde. Da» Ur» teil der ihn beobachtenden Aerzte ging einstimmig dahin, daß er für vernünftige Arbeit nicht mehr zn brauche» sei(weswegen er jetzt Führer der Spartakisten in Augsburg ist. Red. d..Vorw."). Rothen- felder war damals streng klerikal und rühmte sich literarischer Beziehungen zu dem bekannten katholischen Schriftsteller Handel- M a z e t t i! Später wurde er Englandfreffer— nach dem Prinzip: Gott strafe Englandl Jetzt ist er.Arbeiterrat'. Arme Arbeiter, die von diesem Geisteskranken beraten werden.
wie man Dauern taust. Dreimal daS Prinzip verrate«. Um sich den Anfchem einer Gefolgschaft von bayerischen Bauern zu geben, hat die Münchener Rätevegierung mit einer kleinen Min- derheitSgruppe des bayerischen Bauernbundes unter der Führung des Herrn Gandorfe r, Bürgermeister und Ziegeleibesitzer in Pfaffenberg paktiert. Aber trotz der Geringfügigkeit seiner Gefolg- schaft war Herr Gandorfer nicht billig zu haben. Er stellte drei Bedingungen, die auch prompt alle drei angenommen wurden. Di« erste besagt, datz die Sozialisierung der Landwirtschaft nur bei Betrieben im Umfang von über 1000 Tagwerk beginnen dürfe, womit selbst die größten Großbauerngüter von der Sozialisierung verschont bleiben. Nach der zweiten Bedingung müssen Handel. Gewerbe und Kleinindustrie(man vergesse nicht, daß Herr Gandorfer Ziegeleibe- sitzer ist!) ebenfalls von der Sozialisierung verschont bleiben. Die dritte Bedingung verlangt Wahrung aller Sonderrechte Bayern ». Diese drei Bedingungen find, wie gesagt, von der„Revo- lutionären" und„Kommunistischen " Regierung in München glatt geschluckt worden. Die beiden ersten schlagen den Grundforderun- gen des Kommunismus ins Geficht, die dritte ist politisch so reaktiv- när wi« nur möglich. Aber waS tut man nicht, um ein bißchen regieren zu dürfen!
Sozialüemokratische Anträge zum Deamten- recht. Die preußische LandtagSftaktion hat eine Anzahl Anträge zum Beamtenrecht eingebracht, durch die u. a. folgende» gefordert wirk.: Abschaffung aller geheimen Personalakten Bei Eintragung in die Personalakten ist dem davon Betroffene» Mitteilung zu machen. Seine Erklärung ist der Eintragung anzufügen. Auf Ersuchen des Betroffenen ist vor der Tinleiwng von Verfahren aller Art der Beamten -, Angestellten, kyw. ArbeiterauSfchllß zu hören. Di« Personalakten find dem Betroffenen jederzeit persönlich zur Einficht vorzulegen. Ein weiterer Antrag verlangt die Aufhebung der KablnetiZ- order vom Jahre 1793. die den Beamten und Angestellten das Wohne« außerhalb ihre» Beschäftigungsortes verbietst. o
Die Krise öer deutschen Kartoffelversorgung. Berlin , 12. April. (Meldung der Telegr.-Aomp.) Von unter» richteter Seite wird mitgeteilt, daß die Kartoffelversor- gung Deutschlands vor einer schweren Krise steht, die sich noch durch die Verschlechterung der VerkehrSverhältniss« wesentlich verschärft. Angesichts der unzureichenden Vorrät« dürste sich, aller Wahrscheinlichkeit noch die Notwendigkeit ergeben, die Kar- toffelbelieferung schon im I u n i ganz einzustellen.
war mit ihm endgültig zu Ende gegangen, nicht zu einem End« der Herrlichkeit, sondern zu einem aller äußerlichen Würde baren Ab- schluß: waS ist auch ein Vereinsbote in der Skala bürgerlicher WücHen?— Glücklicherweise ist diese Ranglist« der bürgerlicher Würden eine veränderliche Größe. Eine Entwücdung ist noch keine Eni- Würdigung. Ein« Entwürdung kann zugleich eine Reiniguno von altem Mottenstaub sein, bei der die wahre Gestalt der Dinge zum Vorschein kommt. Die wahre Gestalt braucht nicht immer schön zu sein. Wie an RembrandtS Nachtwache, die auch erst die Alters- spure» so scbön gemocht haben, und die man schleunigst wieder mit dem alten Schmauch bedeckt«, als man sah, wi« nüchtern neu sie cknier dieser Altersdecke auesiebt, kann auch di« entwürdete Wirk« lichkeit nüchtern, unschön, reizlos sein. Aber über diesem steht die Wahrheit in der Wirklichkeit. Wie die Wirklichkeit auch sein mag, rauh, flach, glanzlos, sie ist e» doch, die da ist. Sie wird sich zu ihrer Zeit— dafür sorgt schon die Natur der Menschen— wieder verbrämen mit Zutaten. Und wichtiger ist doch, daß das Gefühl von Würde In dieser tatsächlichen Wirklichkeit verankert werde, als daß es wie ein Pfauenschweif dmHber.ausbreite und nur scheine und glitzere. Die jetzt aus der Tiefe der Menschheit auffteigen, mögen durchdrungen sein von der Ueberzeugung daß der Mensch- heit Würde in ihr« Hand gegeben ist.
Notizen. — Da» Rätesystem im Theater. Nach dem schon Braunschweig und Dresden (?) mit einer Räteverfassung im Thea» ter vorangegangen sind, wird jetzt etwas AehnlichcS in den drej städtischen Theatern in Leipzig versucht. Eine Bei ösver- sammlung nahm ein neue? Statut an. Danach soll der I dant durch einen aus fünf Personen bestehenden VollzugSra"etzt werden. Oper. Operette und Schauspiel(Solopcrsonal'' ion zwei Vertreter, das Orchester, Chor- und technische Peisouu: stellt die andern drei Vertreter. Die geschäftliche Leitung obliegt einem vom VollzugSvai ernannten BerwaltungSdivekior. — Di« deutsche Auswanderung. Im 19. Jahr. hundert sind 6 bis 7 Millionen Menschen aus Deutschland auS- gewandert. Auch noch der Gründung des Deutschen Reiches hat die Auswanderungsbewegung angehalten. In den achtziger Jahren setzte eine Hochflut ein: von 1880 bis 1890 haben 1362 000 Per- fönen dem Reich den Rücken gekehrt. Im folgenden Jahrzehnt war es noch mehr als eine halbe Million, und von 1910 bis 1914 sind immerhin noch 100 000 Menschen ausgewandert. Im ganzen waren e» 2 800 000, die das Deutsche Reich seit seiner Gründung verloren bat. Der größte Teil dieser AuSwandrer ließ sich in den Vereingten Staaten von Nordamerika nieder. — Die Herd« des Gelben Fieber» hat«ach«in«« Bericht der„Umschau" ein« Kommission des internationalen Gesundheitsamtes in Südamerika erforscht. Die Hauptguellen der Infektion liegen bei Guayaquil in Ekuador , in einem Gebiet läng» der Südküste der Karibischen See. in einem langen Streifen an dg» Rordküst« SBsa&Iieni untz in einigen wejtnfrftanischen Bezirke», j