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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Mittwoch, den 23. April 1919.

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Arbeitsaufnahme im Ruhrrevier.

Fan Vermögensflucht in das Ausland

Frauen

Von Fri Juliusberger.

Bochum , 22. April. ( Eigener Drahtbericht des ,, Borwärts".)| sich niemand außerhalb seiner Wohnung auf 1 Der Streit im Bergrevier Bochum ist als beendet anzusehen. halten. Sämtliche Schulen bleiben geschlossen. Mit Ausnahme einiger Zechen, die als ultraradikale Streitherde be- und Kinder find möglichst nicht nicht auf die Straße zu kannt sind, wird am Mittwoch resp. Donnerstag im übrigen Revier lassen. Aller öffentlicher Verkehr und Kirchgang wird eingestellt. die Arbeit überall wieder aufgenommen werden. Beerdigungsfälle bedürften der Genehmigung der Kommandantur. Schon seit längerer Zeit habe ich darauf hingewiesen, daß Gerichtliche Termine werden um eine Woche hinausgeschoben. Die die Maßnahmen zur Verhütung der Steuerflucht innere, genannt die Altstadt, ist militärisch abgesperrt worden. völlig ungenügend sind. Die strafrechtlichen Vorschriften hier­über sind nämlich nichts weiter als eine mechanische Kopie der Vorschriften, die wir schon bisher in allen Kriegssteuergesetzen hatten, ohne daß sich auch nur die Spur eines neuen Geistes zeigt. Sinn und Inhalt der Strafbestimmungen läßt sich dahin zusammenfassen: wer schiebt, wird bestraft. Nun weiß aber jeder Lehrling auf dem Gebiet des Finanzwesens, daß Strafen mur eine ganz nebensächliche Bedeutung haben, und nur ein Finanz­politiker, der sonst vielleicht Hervorragendes leisten mag, von der Psyche des Defraudanten aber keine Ahnung hat, kann im Ernst glauben, allein durch Strafbestimmungen etwas Nennenswertes zu erreichen.

Effen, 28. April. ( 2. 11.) Aus dem Dortmunder Revier wird gemeldet, daß die Zahl der angefahrenen Bergleute gang er beblich augenommen hat und nahezu bollzählig angefahren ist. Die Zahl der Streifenden ist ganz gering fügig. Nur auf der Zeche„ Schwerin " ist die Zahl der Arbeitenden zurüdgegangen, infolge eines Belegschaftsbeschluffes und infolge erneuter Aufwiegeleien seitens spattatistischer Elemente. Auch auf der Zeche Teutoburgia" sind von der aus ca. 600 Mann be­stehenden Morgenschicht nur etwa 80 angefahren. Insgesamt arbeiten jetzt 81 Bechen , 17 mehr als Sonnabend.

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Rückgang der Streifziffer.

Essen, 22. April. In der Zahl der Streitenden im Ruhrrevier ist wieder ein erheblicher Südgang zu verzeichnen, sie betrug in der heutigen Frühschicht 82002 gegen 100 334 am Steigende Kohlenförderung.

Sonnabend.

Graf Brockdorff- Rantau zur Frage des Saargebiets.

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Wenn man nun bedenkt, mit welchen Mitteln bisher gc­arbeitet wurde oder richtiger nicht gearbeitet wurde, so kann man sein Erstaunen um so weniger verhehlen, als der Reichsfinanz­minister Schiffer sich seinerzeit mit Worten einführte, die auch bei kritischen Köpfen die Meinung aufkommen ließen, es werde sofort etwas Durchgreifendes geschehen, um die Kapitalflucht ins Aus­land zu verhüten. Leider ist nichts geschehen, absolut nichts. Deutschland war das Land mit demi finanztechnisch besten Grenz­

,, Bester Wille zur Verständigung." Wien , 22. April. Reichsminister Graf Brockdorff- Rantau hat dem Bertreter des Neuen Wiener Tageblattes" zn den Berichten der Agence Havas über das Schicksal des Saargebiets erklärt, Deutschland fuße auf dem Wilson- Programm, das nichts von einer Abstimmung über Gebiete sage, deren Zugehörigkeit außer halb jeder Erörterung stehe, und sehe keine Möglichkeit dafür, auch nur zu erwähnen, ob das Saargebiet der Kontrolle unterworfen werden solle, von der Havas spreche. Es sei aber bereit, die Frage eines wirtschaftlichen Ausgleichs mit Frankreich mit dem Effen, 22. April. Zur Verkehrslage im Ruhrrevier teilt der besten Willen zur Verständigung zu prüfen. In Beant­Bergbauverein mit: Bei dem allmählichen Rückgang des Ausstandes wortung der Frage, ob die Politik der Entente unter dem Druck des hat die Förderung, nachdem sie den Tiefstand von 12000 Tonnen öffentlichen Gewissens in den Westländern ihre gefährliche Bahn nicht am 12. April übertvunden hatte, in der Vorwoche wieder doch verlassen werde, wies Graf Brockdorff darauf hin, daß die Entente etwas zugenommen, über 50 000 Tonnen auf den Tag ist trok ihres Antämpfens und ihrer Wühlerei gegen den Anschluß schuk, und mag die Revolution auch in dieser Hinsicht manches fie jedoch noch nicht wesentlich hinausgekommen, während das För- Deutsch- Desterreichs an Deutschland fein energisches Mein" zerstört haben, der Aufbau der zolltechnischen Grenzeinrichtun derungssoll bei der jetzigen Belegschaftsziffer unter Berücksichtigung spreche, da offenbar auch die bitterste Feindschaft sich scheue, die ungen und ihre scharfe Handhabung unter Berücksichtigung der der siebenstündigen Schlichtbauer auf 300 000 Tonnen täg- widerstehlichsten Triebkräfte des nationalen Gemein- neuzeitlichen Brinzipien hätten Vorkommnisse wie die geschehe­I ich veranschlagt werden kann. Auch bei der Wagengestellung schaftslebens zu vergewaltigen. nen unmöglich gemacht. Herr Schiffer hat nämlich offenbar nimmt die Aufwärtsbewegung, der Förderung folgend, ganz all- Rotterdam , 22. April. Die ,, Times" melden aus Baris: übersehen, daß es außer den Strafbestimmungen auch noch einer mählich zu: Am 19. April wurden 5600 Wagen gestellt, an den Während eines Empfanges der amerikanischen Journalisten bei Präventivpolizei bedarf, und zwar um so mehr, je Feiertagen im Durchschnitt 1700, das ist etwa ein Fünftel der nor- Wilson erklärte der Präsident, er habe die berechtigten größer der Uebertretungsanreiz ist. Das Gesamtbild der Lage die beabsichtigten scharfen Maßnahmen nicht eine einzige Tat deutet aber zwingend darauf hin, daß den großen Worten über gefolgt ist, und wenn man weiter fein Mittelchen fand, als aus besonderen Fonds den Grenzbeamten Belohnungen zukommen zu lassen, so war es allerdings höchste Zeit, die Minister offer zu packen. „ Der Sozialdemokrat" verboten. Die Lage wird beherrscht durch die Tatsache, daß es heute Straßenbahnerftreik in Elberfeld . Stuttgart , 22. April. Von zuständiger Stelle wird uns mit offenbar niemand gibt, der die Technik der Schiebungen Elberfeld , 22. April. ( TU) Die Straßenbahnangestellten find geteilt: In der Süddeutschen Volksbuchdruckerei, die auch das Or- versteht. Auch das schrieb ich schon vor vielen Monaten, und die Elberfeld , 22. April. ( TU) Die Straßenbahnangestellten sind gan der unabhängigen sozialdemokratischen Partei in Stutt- neueren Erfahrungen haben mir leider recht gegeben. Statt in den Ausstand getreten. Die Schwebebahn hat wegen Kohlen- gart,„ Der Sozialdemokrat", brudt, ist in jüngster Beit eine nun in Deutschland nach solchen Männern zu suchen, was doch mangel ben Betrieb einstellen müssen. Im ganzen Wuppertale ist Anzahl Flugblätter hergestellt worden, die zum Generalstreit und bei der Zahl der finanzpolitischen Schriftsteller mit einigen einzig durch Wagen und Autos der Verkehr notdürftig aufrecht- zum gewaltsamen Sturz der Regierung aufforderten. Der Ne- deen nicht so schier sein dürfte, schickt man jetzt eine Studien­dakteur hat sich geweigert, eine von der Regierung vor- fommission ins Ausland, die dort untersuchen soll, wie es bei gelegte Erklärung zu unterzeichnen, daß im Sozialdemokrat" den anderen mit der Steuerschiebung steht. In der Tat ein und in den sonstigen in der Süddeutschen Volksbuchdruckerei her- höchst merkwürdiges Verfahren! Sollte den Herren völlig ent­Hamburg, 22. April. ( Eigener Drahtbericht des Borwärts") gestellten Drudschriften weder zum gewaltsamen Sturz der Regie. gangen sein, daß die Hinterziehungsfragen im neutralen Aus. Wachsende Plündererbanden, die feft organisiert sind, terrorifieren rung, noch zur Durchsetzung politischer und wirtschaftlicher Forde land völlig anders liegen als bei uns? Oder hoffen fie, in Neutralien besser zu erfahren als im Inland, wie es die Steuer­die Stadt nun auch schon am hellen Tage. Sie kommen aus Strungen auf dem Wege der Gewalt oder zum Generalstreit aufgeschieber in Deutschland machen? Dann ist es schade um die Bauli, an wurden auf wachen mit Waffen und rauben Lebensmittel, und andere Geschäfte fernung von Maschinenteilen durch die Polizei unbrauchbar gemacht Reisekosten. aus. Bisher ist Durchgreifendes gegen diese Banden nicht unter- und das Erscheinen des„ Sozialdemokrat" bis auf weiteres

malen Tagesleistung. Der Wasserversand liegt jedoch noch ganz danieder, denn sowohl die Stipperleistung in Duisburg- Ruhrort , als auch der Versand der Kanalzechen hat in der Vorwoche noch nicht 1000 Tonnen täglich betragen. Die heutige wesentliche Besserung des Ausstandes läßt hoffen, daß Förderleistung und Ver­sand in den nächsten Tagen wieder eine normale Höhe erreichen.

zuerhalten.

Hamburg unter Plündererherrschaft.

nommen worden.

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Hamburg , 22. April, Die Unruhe der beiden Ostertage nahm auch heute ihren Fortgang. Bewaffnete Autos verteilten während des Bormittags in St. Pauli Waffen und Munition an die Bevölkerung. Daraufhin zogen 200 bis 500 Mann durch die Straßen, raubten Baffanten aus, stürmten einige Kleidungskammern am Baulinenplay und versuchten wieder, mehrere Wachen in ihren Besitz zu bringen. Dee Wache 15 in der Paulinenstraße wurde von ihnen genommen.

Verschärfter Belagerungszustand

in Bremen .

Verbot der Zeitungen.

feinen 14 Bunkten gebracht. Der bevorstehende Frieden sei ein Forderungen der Alliierten in Uebereinstimmung mit Frieben, der bie 14 Punkte Amerifas auch dem Feinde gegen über zur Geltung bringe.

rung

Der Konflikt in Württemberg .

die Maschinen der Süddeutschen Volksbuchdruckerei durch Ent­

berboten.

Der ungarisch - rumänische Krieg. Die Stellung der Rumänen. Budapest , 22. April. Wie das ungarische Korrespondenz bureau meldet, hat die Räteregierung zuin Oberbefehlshaber der Armee jenseits der Theiß den Boltsbeauftragten Wilhelm Böhm

ernannt, der fich heute zur Uebernahme des Kommandos in sein

Jedenfalls liegt in diesen beiden Tatsachen, dem Versprechen bon Belohnungen an die Grenzwächter und der geplanten Ent­sendung einer Studienkommission in das Ausland, das Geständ­nis eines pölligen Zusammenbruchs des Systems. Man darf auch nicht warten, bis diese Kommission zurück sein und einen dicken Bericht geschrieben haben wird, sondern es tommt darauf an, gleich zuzugreifen. Besser zehn Fehlgriffe, durch die die beteiligten Herrschaften wenigstens eingeschüchtert werden, als ein tatenloses Buwarten, ein pflaumen­weiches Gehenlassen.

Die Wurzel des Uebels fist allerdings nicht nur in der Hauptquartier begibt. Zum Kommandanten der Kommissionen Zentralstelle. Vieles liegt auch an den niederen Veran­hinter der Front ernannte sie den Volksbeauftragten Tibor Szalagungsbehörden. Es gab mal eine Zeit, wo diese im nuely, der etwaige gegenrevolutionäre Bewegungen im Kriegs- großen und ganzen sich durchaus fein für ein U vormachen gebiet niederschlagen sowie bei der Zivilbevölkerung und den ließen. ber die Krigsverhältnisse haben auch hier alles auf den Truppen hinter der Front Ordnung und Manneszucht sichern foll. Kopf gestellt. Das riesige Anwachsen der Geschäfte der Steuer­Bremen, 22. April. Laut T.- 11. ordnete die Stadtkommandantur Boltsbeauftragter Böhm ernannte zum Generalstabschef der Armee verwaltungsbehörden, das Herausziehen der geschulten Beamten, der Ersatz durch Neulinge, die der Fülle des Geschäftszuwachses mit Genehmigung des Senats an, daß sämtliche Tages.ienseits der Theiß dem Genossen Aurel Stromfeld. zeitungen und periodischen Zeitschriften fofort ber- Die Rumänen find im Laufe des gestrigen Tages auf der erst recht ratlos gegenüberstanden, haben dazu geführt, daß die Steuerbinterziehungen geradezu groteske For boten werden. Flugblätter, Maueranichläge und Laufzeitel anzu- Linie Nagykaroly- Er- Nihalyfalva- Boros- Jenoe stehen geblieben und fertigen und zu vertreiben ist ohne Genehmigung der Stadtlom bloß im oberen Theißtale bis Nagyszvellors vorgedrungen. mandantur ftrengstens untersagt. Mit Genehmigung des Senats berhängte die Stadtkommandantur den verschärften Belage

men angenommen haben, Formen, die wirklich Stoff zu Luft­

spielen geben könnten. Wer im Leben steht, also die Finanz­politik nicht nur aus Büchern und Bierreden kennt, der weiß,

daß es in Berlin zahlreiche Leute gibt, die von ihrer Privat­

wohnung aus Riefengeschäfte abwickeln. ohne auch nur die Tat­

rungszustand. Der Telephon- und Telegraphenberlehr ist für Verkehrssperre zwischen Budapest und Wien . Brivatperfonen gesperrt. Amtliche Gespräche und Telegramme find Wien , 22. April. Die Blätter melden: Den deutschösterreichischen sache, daß sie ein Geschäft betreiben, wenigstens der Gewerbe­einzuschränken und werden militärischerseits überwacht. Briefe find Staatsbahnen ist von Ungarn die Verständigung zugekommen, daß steuerbehörde zu melden. Unter diesen Schiebern gibt es wieder offen in die Posttäften zu werfen. Sämtliche Bertaufe der Personenverkehr Budapest - Wien und umgekehrt mit dem ben- folche, deren Geschäfte den Umfang einer mittleren Aktien­stellen, insbesondere alle Gast-, Schant- und Speisewirtschaften, tigen Tage gesperrt wird. Dagegen ist im Güterverkehr eine gesellschaft erreichen. Ein Adreßbuchfabrikant hat unter Um­fowie Klubs und Theater find fofort zu schließen. Jede ge- folche Verfügung bisher nicht erlassen worden. Auch der Verkehrständen ein besseres Material zur Steuerveranlagung, als sie werbliche Abgabe von Waren aller Art wird verboten. In der der Südbahn von Budapest nach Wien wurde mit dem geftrigen das Riefentataster der Direktion für die Verwaltung der direkten Beit von 8 Uhr abends bis 6 Uhr morgens barf Tage gesperrt, Steuern darstellt. Wer zählt die Schiebungen, die mit frechem