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Nr. 213 36. Jahrgang

Groß- Berlin

Maifeier in Berlin  .

1. Beilage des Vorwärts

Arbeiterräte, kommunale Arbeiterräte, Soldatenräte Groß- Berlins( S. P. D.)

Dienstag, 4 Uhr, im Plenarsaal des Herrenhauses gemeinsame Situng.

Tagesordnung wird dort bekanntgegeben. Bestimmtes und pünkt­Die Mai- Versammlungen der sozialdemokratischen Bezirks- liches Erscheinen! Legitimation und Organisationsausweis legi­timieren. Der Fraktionsvorstand. Ha ase. organisation Groß- Berlin finden auf folgeuden Blägen statt: Für den Norden: Schillerpart, Egerzierplag an ber Schönhauser Allee  ,

Für den Osten: Weberwiese, Rudolfplatz und Spree­waldplay.

Für den Westen: Königsplaß und Reitbahn am 300. Für den Süden: Tempelhofer Feld.

Die Versammlungen finden morgens 10 Uhr statt. Die Ge­noffen treffen sich mit ihren Angehörigen um 9 Uhr in ihren Be­zirkslokalen.

Die Veranstaltungen für die Vororte und die Referenten werden später noch mitgeteilt.

Zum 1. Mai.

Wenn die Monarchie ihre Feste feierte, versäumte sie nie, die Schuljugend in besonderer Feier auf die Bedeutung des Tages Hinweisen zu lassen im Sinne des Chauvinismus und zur Stimmungsmache für die schimmernde Wehr, zur Bekämpfung aller sozialistischen   und pazifistischen Bestrebungen. Wohlan, benutzen wir unseren Festtag in unserem Sinne! Der Schule, die noch heute meist der Sitz der Reaktion ist, in die der neue Geist noch faum Einzug gehalten hat, können wir die Feier des 1. Mai nicht anvertrauen. Bo nur die Gelegenheit es gestattet, mögen unsere Parteigen offen die Schuljugend aller Schulen zu öffentlichen Feiern einladen und die Jugend in die Welt des Sozialismus ein führen, nicht im Sinne der Parteipolitif, sondern im Sinne der sozialistischen   Weltanschauung, des Geistes der Brüderlichkeit der Arbeitenden aller Welt. Höhere und niedere Schulen mögen hier zu gemeinsamer Feier sich versammeln und der Same der Menschlichkeit, der Versöhnung über alle Landesgrenzen hinweg mag in die jugendlichen Herzen gepflanzt werden, die so viele Jahre lang bon nichts anderem als Sieg und Zerstörung gehört haben. Vielleicht genügen diese Zeilen, um die Parteigenossen überall zu Schulfeiern für die Jugend zu veranlaffen. Unsere parteigenösischen Lehrer werden sich gewiß gern in den Dienst dieser Sache stellen.

An den Berliner   Gemeindeschulen ist gegenwärtig ein Mangel an Vertretungsträften vorhanden. Geeignete Bewerber werden er­sucht, sich mit einem entsprechenden Gesuch, Lebenslauf und Zeugnissen, im Schulbureau Rathaus, III. Stock, Zimmer 91, zu

melden.

Sämtliche Arbeitgeber sind verpflichtet, ihren Bedarf an Arbeits­fräften soweit fünf oder mehr Arbeitsfräfte benötigt werden, binnen 24 Stunden nach Eintritt des Bedarfs bei dem nicht gewerbe­mäßigen Arbeitsnachweis, welcher sich mit der Vermittlung von Arbeitskräften der benötigten Beschäftigungsart befaßt, anzugeben. Die Adresse des jeweils zuständigen Arbeitsnachweises kann bei der Rentralauskunftsstelle der Groß- Berliner Arbeitsnachweise( An der Stralauer Brücke 7) Fernsprecher: Alexander 3980-84, erfragt

werden.

Sonntag, 27. April 1919

Im Grunewald  , aber auch in anderen Teilen Groß- Berlins, müssen die armen Leute, die, wenn es gut geht, ihre Inappe Fleisch­ration mit viel Knochen und oft genug elende Wurst abholen, im Schlächterladen die Schinken und Specke reicher Hamster hängen fchen. Ja, es wird sogar behauptet, daß die Neste aus den Goulaschkanonen des Militärs im Grunewald   den Armen verweigert und dann den Hunden der quartiergebenden Willenbesitzer vor­geworfen wurden!

Wozu Lebensmittel zurzeit benugt werden, beweist folgende Anzeige in der Zeitschrift Der Photograph", Nr. 31:

Gegen zwei gute Aft- Negative liefere immer noch auf dem Tauschwege je eine Probe la. Dauer- Hartwurst,( Friedensquali tät, Wert 6, M."). Schriftfach 8, Osterhofen  , Donau P.

Alle Magistrate und Gemeindevorstehungen ersuchen wir um Les bare Abzüge ihrer Lebensmittelbekanntmachungen.

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Der Andreasplak und seine Nebenstraßen sind von früh bis spät nachts von wilden Händlern und Glücksspielern überfüllt, ein Passieren ist unmöglich. Die Geschäftslente machen seit Wochen fein Geschäft mehr und stehen vor dem Zusammenbruch. Soll das so weitergehen?

Fernsprechamt Stephan.

* Vom Untersuchungsgefängnis Moabit  . An dieser Anstalt scheint die Revolution spurlos vorübergerauscht zu sein. In den in jeder Zelle aushängenden Verhaltungsmaß darauf behandelt werden sollen, daß ihre Schuld noch nicht regeln steht zwar, daß Untersuchungsgefangene immer mit Rücksicht festgestellt ist, in der Praris ist davon aber nichts zu spüren. Von einer besseren Behandlung politischer Gefangener ist natür­lich keine Rede, obwohl diese in der gesamten Presse verlangt wird. Die Verpflegung bietet ein dankbares Feld der Betätigung für Nahrungsmittelchemiker und Botaniker. Der angedrohte Fleischentzug bei disziplinwidrigem Berhalten wirkt zwerchfell erschütternd. Warum wird der Untersuchungsgefangene erst nach ca. 3wöchentlicher Inhaftierung gewogen und das Gewicht mög­lichst niedrig angesezt? Antwort: Da bekanntlich der Mensch nur in den ersten Wochen rapide abnimmt infolge der seelischen De pression und appetitanregenden" Kost, ist es ein leichtes, nachdem Mehrere Tausend Schöneberger   Anschlüsse von Lüzow, Kurfürst die Angehörigen umfangreiche Nahrungsmittelpatete auf die Not- und Nollendorf sind jetzt bei dem Amt Stephan( Hauptstr. 27) an­fchreie der Infassen eingebracht haben, später eine Körpergewichts- geschlossen. Die Nummern find im legten Nachtrag zum Teilnehmer aunahme festzustellen, wodurch die Vorzüglichkeit der Gefängnis- verzeichnis Seite 2-43 nachzuschlagen. Wer also vom 27. ab fost" zur Evidenz bewiesen ist. Wie läßt sich die Bekanntmachung der iemand anrufen will, von dem er weiß oder vermuten kann, daß maßgebenden Regierungsstellen über den Verkauf von Roßfleisch  ( Höchsts er in Schöneberg   wohnt, der versäume nicht, zunächst in dem Nach­dieser Erzeugnisse vereinbaren? Roßschinken 10 und 11 M., Wurst gefunden wird, ist anzunehmen, daß Amt und Nummer unverändert preis) mit den im Untersuchungsgefängnis Moabit   üblichen Preisen trag S. 2-43 nachzusuchen. Erst wenn der Anschluß dort nicht besgleichen. Wer beaufsichtigt den Betrieb und den Einkauf? Wie geblieben find. steht es mit der Sozialisierung der Gefängnisarbeit? Wie lange Zur Löhnungsfrage. Von der im neuen Kriminalgericht unter sollen Privatunternehmer die Früchte der Gefangenenarbeit in gebrachten freiwilligen Artillerie wird uns mitgeteilt, daß sie Millionenwerte ummünzen? Der Spielwarenfabrikant Max Binner nicht 5 M., sondern nur 2,70 M. Verpflegungsgeld für Urlaubstage hat fast die gesamten Räume des Untersuchungsgefängnisses Moabit  erhalten habe. schon seit Jahrzehnten gemietet und mit seinen Erzeugnissen, die auch teilweise in den Zellen verarbeitet werden, die ganze Welt überschwemmt.

Invalidenrente gleich Wohnung miete!

28 Mart 55 Bf. erhält ein invalider Arbeiter schon mit dem Teuerungszuschlag, 26 Mart und vom Juni ab 27 Mart zahlt er für die Wohnung, Erwerbslosenunterstüßung fann er nicht erhalten. Wovon sollen die Invaliden leben, Regierung, Parlament und Landesversicherungsanstalt, wovon?

Ernährnngesorgen.

Eine Mannesleiche mit gefesselten Beinen wurde gestern mittag an der Waisenbrücke aus der Spree   gelandet. Die Beine waren unten und oben mit einer starken Schnur zusammengebunden. Der Kopf wies so schwere Verlegungen auf, daß das Gehirn blosgelegt ift. Die Ursache der Verlegungen fonnte durch die erste Be sichtigung nicht mehr festgestellt werden. Sie können von Hieben herrühren, aber auch einer Dampferschraube. Wahrscheinlich handelt es fich wieder um ein Opfer des Märzaufstandes.

Zu der Ermordung der Greisin in der Adolfstraße wird mitge­teilt, daß sich der Verdacht auf zwei noch unbekannte Männer Lentt, die am Abend der Ausführung des schweren Verbrechens vor dem Hause gesehen worden sind. Einige wollen diese beiden Männer als solche wiedererkennen, die mit den Mädchen, die bei der Greisin gewohnt hatten, verkehrt haben. Diese Schlafmädchen der Er­mordeten hatten wiederholt, ohne sich an das Verbot der Greifin zu fehren, ihre Liebhaber mit in die fleine Kellerwohnung genommen. Am Montag, den 28. April, findet die juristische Sprech­

Daß die Rationierung der wichtigsten Lebensmittel bis auf weiteres noch bestehen bleiben muß, darüber herrscht mit Ausnahme gewisser Händler- und Produzentenkreise Einstimmigkeit. Erst der legte Verfuch mit der Freigabe der Eier hat gezeigt, daß es jetzt zwar wieder Ware gibt, aber nur zu einem Preise, der für die un­bemittelte Bevölkerung unerschwinglich ist. Für den gefüllten Gelds beutel gibt es alles, mit den rationierten Lebensmitteln fann ein stunde von 3-26 Uhr statt. Erwachsener nicht auskommen, deshalb gibt auch ein großer Teil der Nichtbemittelten sein für andere Zwecke bitter nötiges Geld dem Schleichhändler, nur mit dem Unterschied, daß er nicht hochwertige Lebensmittel, wie Fleisch, Butter, Eier, Zuckerware ufw. fauft, sondern Kartoffeln und Brot. Die meisten Groß- Berliner Familien ver­brauchen das Doppelte der Kartoffelration.

Brotkarten, gefälschte und gestohlene, werden in Mengen ge­handelt; es muß der Mehlverteilungsstelle bekannt sein, daß ein offenbares rechnerisches Mißverhältnis der Mehlmenge zur Bevölke rungszahl und Brotration besteht.

Weshalb erfolgt nicht eine schärfere Erfassung der Kartoffel. vorräte? Vor allen Dingen aber, weshalb werden feine durch greifenden Maßnahmen gegen den Brotschleichhandel ge­troffen? Weshalb find nicht schon längst Kundenlisten für den Brotbezug eingeführt, wenn nötig mit bezirksweiser Zuteilung oder durch Abgabe durch die Kommune?

Die Kirche nicht gegen Gewalt? Pfarrer Dr. Bleier schreibt uns u. a.: Die Hergabe der Kirchen für die Kundgebung des Bundes Neues Vaterland" wurde erschwert dadurch, daß nur Vertreter der brei sozialistischen Gruppen sprechen sollten. Es war also den Gegnern leicht, die Kundgebung zu einer politischen zu stempeln und zu sagen: Ihr wollt keine deutschnationalen Stundgebungen in der Kirche haben, dann dürft Ihr auch feine rein sozialistischen in die Kirche nehmen. Dieser billige Vorwurf hätte sich leicht ver­meiden lassen, wenn der Bund Neues Vaterland  " als rein pazi fiftische Organisation auch einen Pazifisten, der nicht sozialistisch ist und deren gibt es doch eine ganze Menge Es kann sich heute nicht mehr darum handeln, Unbequemlich zugezogen bätte. Wenn die Kundgebung in einer Kirche stattfinden sollte, warum feiten zu vermeiden. Wenn die Bevölkerung stundenlanges Anstehen bat man nicht einen pazifistischen Pfarrer, sich an der Kund- für weniger wichtige Artikel ertragen muß, dann wird sie jede gebung rednerisch zu beteiligen? Das wäre eine viel wirksamere Maßregel gutheißen, die eine Besserung erhoffen läßt. Es ist Beteiligung der Kirche am Friedensgedanken gewesen als die Be- dringend notwendig, daß das Ernährungsamt neue Wege ein­nugung eines Kirchengebäudes durch rein politische Gruppen. schlägt.

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Ein Doppelgänger.

Erzählung von Theodor Storm  .

Sie hatte alles, ohne ein Zeichen des Lebens, sich ge­fallen lassen; erst als aus ihres Mannes Augen ein warmer Tränenschauer auf ihr Antlig fiel, streckte sie die Hand empor und strich damit ihm sanft über seine Wange.

,, Hanna, liebe Hanna!" rief der Mann. Da kam auch ihre andere Hand hervor, und beide schlossen sich um seinen Hals.

Und das Glück ging wieder leis an ihrer Seite; er hatte es noch nicht verjagt.

Hanna, sterben!" rief einmal der wilde Mann; nun mit dir sterben!" und aus den roten Lippen des Weibes stieg ein Seufzer; fie warf ihre trunkenen Augen auf den erregten Mann und zog das Mieder, das er vorhin über ihrer weißen Brust zerrissen hatte, noch weiter von der Schulter. Ja, John," rief sie, nimm nur dein Messer und stoß es da hinein!"

Aber während er sie anstarrte, ob denn das Furchtbare ihr auch Ernst sei, rief sie plöglich: Nein, nein! Tus nicht, das nicht! unser Kind, John! das wär Todsünde!" und sie bedeckte hastig ihre preisgegebene Brust.

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Er sagte langsam: Ich weiß es nun, ich tauge nicht, ich bin doch wieder schlecht gegen dich!"

,, Du nicht! du nicht, John!" rief sie; ich bin die Böse, ich reiz dich, ich zerr an dir herum!" Wer wüßte nicht, wie oft es denen, die wir Arbeiter" Aber er zog sie fester an sich und verschloß ihren Mund nennen, zum Verhängnis wird, daß ihre Hand allein ihr mit Küssen. Leben machen muß! Wo in der Leidenschaft das ungeübte John!" flüsterte fie, als sie wieder frei war und wieder Wort nicht reichen will, da fährt sie, als obs auch hier von ihr zu schaffen wäre, wie von selbst dazwischen, und was ein Nichts, ein Hauch war, wird ein schweres Unheil. Und geschah es einmal, so geschiehts auch ferner; denn die meisten dieser Leute, just nicht die schlechtesten, sie leben ihre Zeit dahin und haben ihre Augen nur auf heut und morgen; was ge­wesen und vergangen ist, gibt ihnen keine Lehre.

So war es auch mit John. Wenn an arbeits- und ver­dienstlosen Tagen die Not, oder was es immer sein mochte, seine Nerven zucken machte, so faßte auch ferner seine böse Hand nach seinem Weibe, deren Blut nicht kälter rollte als das seine. Und Buben und junge Leute blieben auf der Gasse bor ihrem Häuschen stehen und ergötzten sich an dem, was von dem Elend drinnen an ihr Ohr hinaus drang. Nur einer, der alte Nachbar Tischler, kam mit gutem Willen, er ging ins Haus und sprach mitunter die Streitenden zur Ruhe, oder er trat, mit einem hübschen, leise schluchzenden Kinde auf den Armen, wieder aus der Türe; das ist nichts für dich, du kleiner Engel," sagte der alte Mann, komm du mit mir!" Und er ging mit ihr in seine Wohnung, wo eine ebenso alte Frau das Kind ihm zärtlich aus den Armen nahm.

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Wenn aber in dem kleinen Hause Jähzorn und Kräfte fich erschöpft hatten, dann wovon die draußen nichts ge­wahrten fielen Mann und Weib sich in die Arme und preßten und füßten sich, als ob sie so sich töten wollten.

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ihren Atem hatte ,,, schlag mich nur, John! Es tut wohl meh, am meisten in meinem Herzen; aber dann füß mich, füß mich tot, wenn du es fannst! Das tut noch süßer, als das Schlagen weh tut!" Er sah sie an, und er zitterte, als er sie so in ihrer Schön­heit fab: sein Weib, die keines anderen war als nur die seine. Ich will dich nicht mehr schlagen," sprach er; zerr mich nur, so viel du fannst!" und mit zärtlichen, unterwürfigen Augen blickte er auf sie hinab.

,, Nein, John," bat fie, und ihre Stimme flang so weich, du wirst es doch tun! Aber nur eines: du tatst es gestern, aber tus nicht wieder! Schlag nicht unser armes Kind! Ich hasse dich dann, und das, John, tut am allerwehesten!" ,, Nein, Hanna, auch das Kind nicht," sprach er wie träumend.

Und sie bückte sich und füßte seine Hand, mit der er sie vorhin geschlagen hatte. -Das jah kein Mensch; und doch, nach ihrer beide Tode ist davon erzählt worden.

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Trotz Not und Schuld war die enge Rate noch immer sein Heim und seine Burg; denn von den beiden Frauen dort rührte keine an seiner Wunde, nur dort noch war er davor ficher.

Es war das eben kein Erbarmen; fie dachten nur nicht daran, und taten sie es je, so war des Mannes Jugendschuld

Gewerkschaftsmitglieder!

Einlaßkarten zum Palaft Theater am 300" für die Uraufführung des Paffionsspiels Christus" sind für Montag, Dienstag und Mittwoch zum Borzugspreise von 8- M. noch in unserem Bureau Berlin   SO., Engelufer 15, I, 8immer 15, zu haben.

Der Ausschuß der Berliner   Gewerkschaftskommission. J. A.: G. Lint.

Achtung! Zivilangestellte des Fliegerhorstes Döberik. Die entlassenen und noch tätigen Zivilangestellten des Fliegerhorsies Döberit werden aufgefordert, zu der heute Sonntag, 10 Uhr, im Hotel Nordischer Hof", blauer Saal, Invalidenstr. 126( gegenüber Stettiner Bahnhof), stattfindenden Besprechung vollzählig zu erscheinen. Die Angestelltenvertreter.

der

Obleute und Vertrauensleute der Kriegsbeschädigten seereswerkstätten Spandaus. Montag 1 Uhr: Wichtige Besprechung in Neumanns Vereinshaus, Berlin   O, Schreiners, Ece Samariterſtraße. Arbeiterräte! Betriebsräte! Funktionäre aller Branchen! Der Kursus über Elettrizitätserzeugung ist von Dienstag auf morgen, Montag, 7 Uhr abends verlegt worden.

Bollzugsrat: Däumig. Freie Hochschulgemeinde: Fister, Schwab. ihnen mehr ein Unglück als ein Verbrechen; denn in ihrem eigenen Leben lagen Recht und Unrecht oft nur faum unter­scheidbar nebeneinander. War doch auch in des Weibes Kinderzeit ein sehr alter Mann ihr guter Freund gewesen, der wegen gleichen Vergehens in der ,, Sklaverei" gewesen war und manches Jahr in Ketten die Kärre geschoben hatte. Harmlos, wie andere von den Abenteuern ihrer Jugend plau­dern, hatte er dem Kinde das erzählt. Nun wohnte er in einem nahen Dorfe und fuhr mit seiner mageren Kracke weißen Sand zur Stadt und schnitte, wenn er daheim war, Holzschuhe und Sensenstiele. Er hatte oftmals im Vorbei­fahren mit dem munteren, auf der Haustürschwelle sitzenden Rinde ein paar großväterliche Worte geredet, so daß sie all­mählich aufpaßte, wenn der weißhaarige Greis mit seinem fümmerlichen Fuhrwerk von der Landstraße in die Stadt kam. Die Holzschühchen, die er ihr einmal mitgebracht hatte, standen noch auf dem kleinen Boden; sie hatte sie neulich für ihr eigen Kind.hervorgesucht. ,, Wo der alte Mann wohl abgeblieben ist?" batte sie bei sich selber gesprochen, indem fie den Staub von den Schühchen wischte und sie dann sorg­jam nebeneinanderstellte, auf einmal fam er nimmer wieder."

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Daß der Greis, der in so friedlichem Alter dahingegangen war, auch zu den Züchtlingen gehört hatte, das hatte weder ihn noch sie beunruhigt. Dennoch kam eines und machte allem ein jähes Ende. Es war eine Zeit leidlichen Verdienstes gewesen; aber Hannas Mutter war nach kurzem Krankenbett gestorben. Hanna hatte die alte Frau leidenschaftlich beweint; John hatte gerechnet und tat es noch; denn das verdiente Geld war dabei fortgegangen, und kleine Schulden waren noch dazu aufgelaufen. Am Häuschen, an der Gartenseite, hatte lange Jahre ein starker Eschenbaum gestanden, in dessen Schatten die jungen Eheleute früher am Sonntagmorgen oft gesessen hatten, aber schon vor Jahr und Tag, in einer Zeit des Not­standes, hatte John ihn umgebauen; er hatte Geld aus dem schönen Stamm zu lösen gedacht, den, wie die Alte versicherte, ihr Mann einst selbst dorthin gepflanzt hatte; allein der Baum lag noch immer auf dem Hofe, und nur der erquick­liche Schattensitz war verloren. Jetzt kam er doch zu Nugen: der Nachbar Tischler   nahm ihn und machte dafür der Alten einen Sarg mit hohem Deckel; so kam sie, was ihre lette Sorge gewesen war, doch anständig in die Grube. Corts. folgt.)