liatte Unter schlagiingen und Schiebungen mit Be- lleidungsstücken begünstigt resp. selbst vorgenommen. Da sich das Gouvernement seiner eigenen Truppen nicht sicher fühlte, wurden Truppen aus der F r o n t nach Libau ge» zogen und die Verhaftung zweier Mitglieder des Soldatenrats vorgenommen: diese selbst wurden in Unter« snchungshaft gebracht. Das Gouvernement führte nun eine Entscheidung der Reich sregiernng herbei, daß der Soldatenrat in Libau a n f z u l ö s e n s e i und eine Neuwahl n i ch t st a t t- zufinden babc. Der Antrag dazu wurde gestützt durch die Angabe, die Truppen hätten sich selbst gegen eine Neu- wähl des Soldatenrats erklärt. Diese Erklärung ist nach Aufhebung des Soldatenrats von den Mannschaften gefor- dert worden, indem gleichzeitig darauf hingewiesen wurde, dast alle diejenigen, die sich für einen Sold-atenrat erklären würden, sofortin dieHeimatentlassenwerden würden. Von einer freien Willensbestinimung ist also hier keine Rede, sondern jedem, der einen Soldatenrat wollte, drohte einfach Entlassung, trotzdem gültige Verträge mit ihm abgeschlossen waren. Da die Abstimmung mit offenen L i st e n erfolgte, blieb also den'Leuten weiter nichts übrig, als den Willen des Gouvernements auszuführen, wenn sie nicht beschäftigungslos auf der Straße liegen wollten. Diese Abstimmung entsprach nicht ini entferntesten der Stimmung der Truppen. Es war aber niemand da, der ihre Jnter- essen vertrat, da mit dem Soldatenrat auch die V e r t r a u- ensleute entfernt worden waren. Warum mußte nun der Soldatenrat ent- sernt werden? Wie schon oben gesagt, hatte der Sol- datenrat sich für die Anbahnung vertrauensvoller Zusammenarbeit zwischen den deutschen Behörden in Libau und derlettländischenRegierung eingesetzt und wollte weiterhin wirken für eine Ausdehnung dieses Verhältnisies auf die beiderseitigen Regierungen. Dem Goiwernement kam es aber anscheinend gar nicht darauf an, sondern daS, verfolgte ganz andere Ziele, bei denen ihm die Bestrebungen des Soldatenrats hinderlich sein mußten. Der Sturz der lettländischen Regierung Ullmann-Walters beleuchtete mit einem Schlage die Absichten gewisser Leute in Libau . Niemals hätte die zahlen- mäßig schwache baltische Landcswehr diesen Staatsstreich unternehmen können, wenn sie sich nicht ans ein« stärkere Macht hätte stützen können, und diese Macht kann nur das deutsche Gouvernement in Libau sein. Damit dieses sich aber zugunsten der baltischen Ba- r o n e betätigen konnte, mußte zunächst der Soldatenrat fallen, desien Wachsamkeit die Vorbereitungen zu dem Staatsstreich nicht hätten entgehen können! � Es zeigte sich bei dem Umsturz in Libau . daß immer noch Leute am Ruder sind, die mit aller Macht versuchen, die a l t e n Z u st ä n d e w i e d e r herzustellen� die aber in ibrer skrupellosen Weise nicht die geringste Rücksicht darauf nehmen, ob die junge deutsche Republik Schaden dabei nimmt oder nicht. Durch den Umsturz in Libau kommt mit deutsilier Hilfe eine Minderheit wieder zur Herr- schast, wahrend die Mehrheit nach wie vor in Abhängigkeit gehalten wird. Wie verhält sich das zu den von unserer Re- gierung als Grundlage des Friedens angenommenen U Punkten Wilsons? Das Zahlenverhältnis ist 1: 10. Auf der einen Seite betont unsere Regierung vor oller Welt, daß sie die Rechte eines jeden Volkes achten will.� auf der anderen Seite leihen Reichsbebörden ihre Mithilfe zum Sturz einer rechtmäßigen Regierung eines benachbarten Volkes, dessen Sympathien jetzt für immer verscherzt sind. Wer soll uns in Zukunft glauben, daß wir eS ernst mit der Annahme und Erfüllung des Wilsonprogramms meinen, wenn solche Dinge, wie in Libau . sich unter den Augen der deutschen Regierung vollziehen können. Wenn sich die Reichsregierung gegen solche Vorkomnmisie und ihre. Folgen schützen will, dann mag sie gelegentlich mal in Libau , nach dem Rechten sehen.>
wieöersehn mit Tirpitz. Borigf« Jahr zu Pfingsten begegmete ich ihm in einem Cou>p- zweiter Klasse, das er für sich reserviert hatte. Hunderte don Pftngstreiseubon wurden in die überfüllten Wagen dritter Klasse hineingepfercht. Hundert« blieben knirschend in den Statio- nen zurück, aber Sem« Exzellenz der Herr Großadmiral saß unke-- wegt iu seinem leeren Abteil ztveidcr Klasse, sah mit runden Augen gleichgültig auf das Gedränge der Reifcniden, die vergeben» au seiner verrigelten Waggonitür rüttelten. Er strich sich gelassen die lange graue Malratze, die ihn zierte, cm der ihn jeder flotten- freundliche Deutsch« erSaniite. In Freienwalde gelcmg«S durch Drohungen den um die Einsamkeit TirpitzenS besorgten Schaffner zu zwingen, wenigstens das ebenfalls lcere Coupe neben Dirpttz zu öffnen und, autoritäislos. wie wir schon damals waren, dran- gei» wir weiter vor und wagten eS sogar, auf den Plüschbänken neben und gegenüber Seiner Erzelleng Platz zu nehm«. Er mußte diesen kolfchewistischen Einfall in sein reserviertes Gelaß resigniert erdulden, nahm eine Zeitung zur Hand und strich sich nachdeMich die jedem nationalen Deutschen bekannte graue Ma- trotze. Diese Begegnung mit Trrpitz wurde damals im ,Por- wärts" wahrheitsgemäß gefch.ildert, aber eS gab dazarmal noch willfährige Cisenbahn-Bureaukraten, die nach der Pfeife de» Herrn von Tirpitz ga berichtigen versuchten. Sonntag fuhr ich auf der Straßenbahn, und da siell mir ein Miere r Herr auf. der im plebejischen Gedränge mitten unter den Sonntagsgästen der Straßenbahn stand. Reservierte Plätze gab e» in diesen überfüllten Wagen nicht, aber der Reisende, den ich nicht gtoich erkannte, dem ich aber doch schon irgendwo einmal begegnet sei« mußte, fügte sich mit Leutseligkeit in das dem»- kratisch« Schicksal. Er ließ sich sogar herbei, mit der Schaffnerin zu scherzen. Plötzlich ging mir ein Seifensieder auf, ich sah w die runden Augen de» älteren Herrn u>nd erkannte meinen Mitreisenden au» Freienwolde wieder, trotzdem er die Maske ge- ändert hatte. Herr von Tirpitz hat sich seine historische graue Matratze abnehme« lassen! Er, den all« Leser der„Wache" am wallende« graue« DoMort wie seinen Herrn und Gebieter an den aufwärts strebenden Schnurrbartfpitzen erkannten, hat feine sozusagen historische««sage ausgelöscht: Rur ein ganz bescheidener. kmz gestutzter, kleiner Rundbart schmückt die Evzellenz von gestern. Ich mußt« lächeln, als ich den ehemalig« Besitzer de« wallendsten Vollbart» wiebursah. Exzellenz schien auf das Er- kamntwelden kein besonder» großes Gewicht zu legen. Exzellenz hatte sich uumrffällig gemacht. Die Selkstbefchneidung erschien mir wie ein verspätetes, vorsichtige«, notgedrungen«» Befenntais 0» eine» bescheiden grtwwtzrneu Staatsbüvyertn«.
Seamtenfragen im tzaushaltsaussihuß. Der HauShaltSauSfchuß der preußischen Landes- Versammlung begann heute mit der Beratung der ihm über- wiesen«« Anträge, welche die wirtschaftliche Lag« der Sngestell- ten betreffen. Schubert(S. P. D.) als Berichterstatter bezeichnete die Einteilung in drei TeuerungSgruppen als Unrecht, die einzelnen Beamtengruppen. sollten gleichmäßig besoldet und jeder Gruppe gleichmäßig Teuerungszulagen gezahlt werden, da die Teue cu ng überall gleich sei. Die bisherigen pensionsfähigen Gehälter find zu gering. Geheimrat Wünsch gab eine Nebersicht über die Entwicke- lung der Teuerungszulagen, die mit 0 und 8 M. begann und heute auf 360 M. für einen Beamten mit 3 Kindern und IM) M. Ge- halt in Berlin. gestiegen ist. Die neuen Teuerungszulagen erfordern haute 1300 Millionen M. Merx(Zentr.), Oelze, M eier-Hcrford fDt. Vp.), Hö» ler(Dem.), T w a r d i(Soz.) beurteilten die Lage der Be- ainten ziemlich einmütig als traurig. Der Bestand der drei TeuerungSgruppen wurde durchweg verurteilt. Finanzminister S ü d e k u m wies nach, daß die Schaffung einer Teuerungsgruppe L6V Millionen M. erfordere. Zweifellos kämen dann aber auch die Eifenbahnbeamton, dir heute 10 Lohn- klassen haben, mit der Forderung einheitlichen Lohnes. Das würde 8 Milliarden M. erfordern und natürlich auch rückwirken auf die Lage in der Privatindustric. Der Mangel an Mitteln macht die Erfüllung der aufgestellten Forderungen unmöglich, es sei denn, daß die Landesversammlung nicht nur die erforderlichen Zbredite bewillige, sondern auch wirklich das Geld schaffe. Fortsetzung der Beratungen am Mittwoch, 10 Uhr.
Gegen ükeValutagewmner aufReichstoften. Eine Anfrage an die Neichsregiernng. Weimar , 29. April. In der Nationalversammlung ist sokgende kleine S n fr a g e D a v i d s o h n(Soz.) eingegangen: Ist der Reichsregierung bekannt, daß nach der Beschlagnahme der ausländischen Wertpapiere die nicht beschlagnahmten ausländischen Wertpapiere forlgesetzt in größerem Umfange und zu steigenden Kursen an der Börse auf- g e k a u s t werden, und hat die Reichsregierung eine Kontrolle darüber, ob diese Vermögenswerte ms Ausland abwandern? Wa« gedenkt die ReichSregierung zu tun, um die damit verbundene etwaige weitere Verschlechterung unserer Valuta, die Steuerhinterziehung, Kapitalsflucht, Vermin- d« r u n g unserer Kreditfähigkeit und Verteuerung der Lebensmittel zu verhindern? 2. Ist der Reichsregierung be- kannt, daß die Wertbemessung der beschlagnahmten Papiere sich erst zu den überaus hohen Preisen entwickelt hat, nachdem bekannt geworden war, daß die Regierung einen über alle» Erwarten hohen NebernahmepreiS zu bezahlen gewillt war? WaS gedenkt die Regierung nach diesen Erfahrungen im Fall der Notwendigkeit weilerer Beschlag. nähme zu tun? Gedenkt die ReichSregierung im Falle etwaiger Beschlagnahmeversügungen den UebrrnahmepreiS wiederum so zu gestalten, daß die Preisverminderung der entwerteten Valuta zu- gunsten der Wertpapierbefitzer im UebernahmekurS ausgeglichen würde? Damit wird endlich eine Frage aufgeworfen, die lange genug ihrer Lösung harrt. ES ist ganz unverständlich, daß die sonst so sparsame ReichSkasse auf die Vergütung von Valutagewinnen solche Mittel aufwenden konnte, wie sie für die Ucbernahme der ausländischen Rentenpapierc zugesagt waren. Die Frage, wie daS in Zukunft vermieden werden soll, wird unS zu zeigen haben, ob der neue Finanzmwister besser auf dem Posten ist als sein Vorgänger.
DrmonstrationSverfammlung der KrirgSbefchSdigten. Zu un- fevem Bericht in Nr. 214 geht uns folgende Erklärung zu:.Auf die mehrfachen Zuruf«: NoSkegardel Hab« ich wörtlich gesagt:.Ja- wohl, sehr richtig, Kameraden, die Noskegard« ist zu verurteilen, aber streng objektiv betrachtet, ist sie für die jetzigen politischen Machthaber zurzeit noch eine politische Notwendigkeit. Schuld daran trägt der 9. November, an dem wir uns über die Köpfe unserer Führer hinweg nicht einigen konnten." Wilh. Bader .
Wo ist er hin. der alte, wie eine Fahne getragene, kühn wallende Vollbart? Die Demokratie hat ihn gestutzt! m. lc.
Ziume. Fmme oder Rjeka: an dieser Frag« ist die Einigkeit der Alli- . ierlvn in die Brüche gegangen. Die Italiener kennen nur ei« Fimne. aber für alles, wak- kroatisch ist. heißt die Stadt am Golfe von Quarnero einzig und allein Rjeka. Mit demselben Namen de- zeichnen die Kroaten da» winzige, sonst Fiumara genannt« Flühchen. da» am Ostende der Stadt, von den kahlen Karsthohen herabsickernd, sich in den Golf von Qucrrnera schleicht. Dort, wo die Altstadt von Frume an dies Wässert ein stößt, führt darüber eine Brücke— und an dieser Brücke scheiden sich die Witten . Was östlich davon liegt, das ist baS kroatische Sussak , rein slawisches Land und Volk; aber diesseits der Brücke liegt das viel umstrittene Stadtgebiet von Fimne selbst, wo die Nationalitäten schon fest Jahrhunderten auseinander gestoßen sind. Bereits im Altertum war hier ein« blühende Stadt. Ihr Gesicht ist all die Jost ihrer Geschichte westwärts gerichtet ge- loefen; der Patriarch von Aquileja . später weltliche italienische Herren halben über Frame geboten; 1471 wurde eS dem habsburgi- schen Besitze angegliedert und dann schließlich im 18. und dann«nd- girttig im 19. Jahrhundert al» Hafenstadt cm Ungarn gegeben. Das Gepräge der Stobt bezeugt ihre alten Beziehungen zu Italien . Italienisch ist im ganzen der Zuschnitt des Lebens, und wenn man in da? Gearirr der Bieoli und der engen Plätzchen neben und hinter dem Corsa eintaucht, so glaubt man sich in eine italienische Stadt versetzt, nicht nur der Architektur, sondern auch dem Leben und Treiben der Bevölkerung nach. Auch war der Anteil der Italiener an der Bevölkerung von Frume. besonders unter den gebildeten Klassen, noch bi» in die neueite Zeil hinein stark überwiegend. Aber vom Osten her. au» dem Sammelbecken deS Südslawentum», find die Kroaten unaufhaltsam über die Fiumara vorgedrungen, haben die Stadt mit slawischem Wesen durchsetzt und sie mehr und mehr in den Streich ihres Volkstums gezogen. Und wohl ist sie begehrenswert, diese Stadt, die sich am Fuß« der wild- schönen Karstberge in den innersten Winkel des Ouarnero- golfe» kauert und mit ihnen trefflichen Häfen einen reichen Handels- verkehr zu bewältigen vermag. Es ist ihrer«ine ganze Reihe: außer dem Reuen Hafen, der durch die schöne Maria-Thercsien-Mole in seiner ganzen Ausdehnung geschützt ist, noch ein Holzhasen, ein Petroleumhafen, ein Hafen für die Segelschifte usw. Der grad- liniae Lauf der Küste hat die Gestalt der Stadt destumnt. und dieser Achse schmieg: sich auch chre Hauptader am, die nach italienischer Art der Torso heißt. Der läuft von dem Scarpa-Platze im Osten bi» zum Ad<n» ich- Platze im Westen, und auf diesem, unmittelbar am Hafen, pflegt sich bei den Klängen der Musik des Abends ganz Frume zusammenzufinden und die Musik, das Leben und sich salbst zu geirveßcm. Ans Alter der Stadt erinnert noch ein übrigens nicht erheblicher römischer Triumphboge», an die italienische Zeit vteterwi, so vor«lla» der überladene Torturm der Vm Tors». Ans
Noch keine Negierung in Sraunschweig. Braunschweig , 29. April. Die Entscheidung der Landes- Versammlung über die Bildung der neuen Regierung ist abermals vertagt worden, da bei Eröffnung der Sitzung wie- derum nur die Vertreter der beider, sozialdemokratischen Parteien zugegen waren. „Ruhe" und„Ordnung" sind bekanntlich die beiden Pa- rolen des Mirgertums, unter denen sich seine Furcht vor der Revolution verbirgt. Glaubt es diese aber durch sein Verhalten in Braunschweig zu sichern? Es sollte doch niemand wundernehmen, daß durch derartige Vorfälle in der Arbeiterschaft eine starke Erbitterung Platz greift. Ein Uebeegriff öes Korps Lüttwitz. Zur Entwaffnung des tt. Depots der R. T. W. Die in unserer gestrigen AbendctuSgaÄe gemeldete Entwaffnung des 11. Depots der R. S. W. in Weißensee stellt sich als ein beklagenswerter und durch nichts zu rechtfertigender Mißgriff heraus. Wie wir aus sicherer Quelle erfahren, hat weder der R eichSwehrminifter NoSke noch sein Vertreter v. Gilsa etwas vonder Sache gewußt, so daß hier zwei- felloS ein eigenmächtiger llebergriff einer anderen Stelle vorliegt. Die Gründe, die für die Entwaffnung des 11. Depots an- gegeben werden, sind keineswegs stichhaltig. Bon einer Unzuver- lassigkert der Mannschaften kann gar keine Rede sein. Im Gegen- teil: diese Truppe kann als die zuverlässigste gölten, welch« die Re- gier-rng besitzt, denn sie rekrutierte sich fast Ausschließlich au» organisierten Parteigenosse«. Das 11. Depot bestand aus den lleberresten der ehemaligen Regimenter Reichs- tag und Lieb«. Wie noch erinnerlich sein wird, entstanden diefe beiden Formationen in den Jannarunruhen. Damals taten sich Parteigenossen zum Schutze der Regierung zusammen, und man war von Ansang an darauf bedacht, nur solch« Elemente in diese Truppe anfzunebmen, die wirklich aus innerster Ueberzau» gug für die fcgiakistisch-demokratische Regierung einzutreten ge- willt waren. Gemäß dieser Entstehung war die Struktur der bei- den Regimenter«ine andere als die der übrigen Freiwilligen- truppen, sie unterstanden seldstgewählten Führern und besaßen S alba t en rä te. Sowohl in den Januar- wie in den Märztagen haben beide Regimenter voll ihre Pflicht getan. Auch nickt der kleinste Teil von ihnen hat fich unzuverlässig gezeigt, den Gehorsam der- weigert, oder sich widerstandslos entwaffnen lassen. Wodurch sich diese Truppenteile allerdings von anderen Freiwilliaen-Fvrtna- tionon unterschiebe«, das ist die Tatsache, daß sie gemäß ihrer Zu- fonni'«nsetznng ein besonnene» Verhalten an den Tag legten und, soweit ihre Tätigkeit reichte, jenes überfchueidige Vorgehen, jene Exzesse und verurteilenswerten Mißgriffe zu vermeiden wußten, durck die andere Freiwillige nvertänbe ein böves Andenken in der Berliner Bevölkerung hinterlassen haben. Daß sie deswegen nicht weniger pflichttreu waren, das bezeugen die zahl- reichen Toten und Verwundeten, bi« sowohl im Januar wie im März bei den Regimeniern zu verzeichnen waren. Namentlich hat jenen Truppen much der Schutz de» Zeitungsviertels ohgelegen. der im März zur vollen Zufriedenheit fuirktioiiierl hat, wofür den Truppen noch durch den Gouverneur Schöpsilin die wärmste Anerkennung ausgesprochen worden ist. In einigen Zeitungen werben noch ander« Gründe für die Auflösung deS 11. Depots genannt. So wird behauptet, daß das Depot in letzter Zeit Angehörige der aufgelöste« vokkSmarine- divksion aufgenommen habe. Da» ist vSllig au« der Lust gegriffen, «» ist überhaupt ketn Angehöriger der Volks- marinedivision aufgenommen worden. Ebenso unwahr ist die Behauptung, daß vom Quartier des Depots aus ein fchwung- voller Handel mit Waffen und Lebensmittel«getrieben worden fei. Offenbar versucht hier dieselbe Stelle, die eigenmächtig die Entwaffnung vornahm, ihr Verhalten durch systematische n Schwindel zu decken. Wir fordern den Reicktvehrmin ister auf. mit oller Energie dafür zu sorgen, daß den Truppen volle Genugtuung zuteil und die ausgesprochene Entlassung rückgängig gemacht wind. E. K.
dem Gipfel drt Berge», au den fich die stillen Gossen anlehnen, hoben einst die Frangepani fich ein feste» Schloß gebaut. Die alte Fvangepani-Burg ist heute in recht verfallenem Zustand, ober die Kirche, die das Geschlecht hier oben gegründet hat, hat sich erhatten und zu einer hock-berühmten Wallfahrtskirche entwickelt. Das ist die Kirche der.Madonna del Mar«", in die ein der Legende nach vom heiligen Luckas gemaltes Bild der Madonna von Loreto zahl- reiche Fromme zieht, die den langen Stationenwog den Berg hinauf nicht scheuen. Da» Meer und der Gedanke daran beherrscht diese Kirche. Zahllose Schiffer haben für Rettung aus Seenot der Mutter Gottes vom Meere hier oben in ihrer Kirche Danllbilder ge- stiftet, und trist man hinaus, so schweift der Blick über die blanke MeereS flache, die hier, umschlossen von Inseln, wi« ein gewaltiger Lands« aussieht. Sie gürten die malerischen, zerrissenen Höhlen des Karstes� und drunten am Meere, dicht zusammengedrängt, er- scheint die Stadt, um deren Besitz jetzt zwei Rassen kämpfen.
Notizen. Der Berliner Arbeitsrat für Kunst hat sich endgülttg konstituiert. Dem Arbeitsausschuß gehören an: Walter GropiuS sBorsitzeicker). Cesar Klein . Adolf Behn««Aeschöstsführer), Bruno Taut . Karl Schmidt-Rottluff . Erich Heckel . Wilhelm Bolen- tiner. Max Taut . Otto Berwing. Gerhard Maccks. Max Pechstein. > Georg Kolbe . Beruhard HaSler. Heinrich Richter sBerlin). Ludwig Meidner . von diesen ist wieder eine Arbeitsgemeinschaft Berliner Künstler und Kunstschriftsteller gewählt worden, die ein utopische» Bauprojekt auszuarbeiten gedentt. Außerdem sollen Ausstellungen veranstaltet und Schriften herausgegeben werden. — Aus der Buhn e nw « l t. Jacob Tiedtk«, der be- kannte Berliner Charaktertomiter. wird vom Herbst an im Schau- spielhause auftreten. � — Dichterabend. Im Salon Fritz Gurlitt , Potsdamer Swvße IIS. liest am 2. Mai, ö Uhr, Alfred Richard Meyer aus eigenen Werken bisher von der Zensur Verbotenes, Agathe BergSma von der Volksbühne Unveröffentlichtes. — Verschobener Vortrag. Die Berliner Gesellschaft für öffentliche Gesundheilspflege verschiebt die für den 1. Mai «m beraumte Sitzung aus den Id. Mai. Es spricht Professor ThomS .Heber die Fettversorgung Deutschlands vor. in und noch dem Kriege". — Die Genossenschaft Deutscher Tonsetzer lAn- statt für musikalisches Aufführungsrecht, gab in ihrer Hauptver- sammlung der Erwartung Ausdruck, daß der Vorstand die durch die Umwälzung der sozialen Berhöltnlsse gebotenen und möglichen Schritt« tun tmrde. um der schassenden Kunst die ihr gebübrnide Stellung gegenüber dem gewerblichen Unternehmertum zu sichern. � Di« Kunst im Rate- Ungarn . Alle Konzertsänger und Sängerinnen sind in Ungarn nach Budapester Blattern zu Staatsbeamten ernannt worden. Sie erbalt«'. 1500 Kronen monat. Itch und müssen Tag und Nacht bereit fein, um in Konzerten zu singen, für die ihnen die VottSbeauftvagten«moeisung geben. In Budapest spielt man mir revolutionäre Stücke. Eine»«r belted- tejte» i» H«j»ma«S' �effming«ff Segen".