1. Beilage des Vorwärts
Die Maifeierbekanntmachungen stehen im heutigen Anzeigenteil. Die Schilder, Blafate und ftiges Material zur Maifeier find im Laufe des heutigen Tages
im Bezirksvorstandsbureau, Bellevueftr. 7, abzuholen.
An die arbeitende Jugend!
Jugendgenossen und-genoffinnen!
Mit den größten Hoffnungen haben wir die Revolution begrüßt. Wir erwarten von der Boltsregierung die sofortige Berwirklichung eines umfassenden Jugendschußprogramms, eine Besse nung der gedrückten Lohnverhältnisse. Schon zu lange dauern die Borbereitungen, welche die Regierung zur Einbringung einer ent. sprechenden Gefeßesvorlage benötigt, in welcher die vom Verein Arbeiterjugend Groß- Berlin aufgestellten Forderungen verandert sind. Mit Nach drud muß die Jugend ihr Regte fordern Dies soll geschehen in einer Maifent und gebung, dem
Mai- Jugendtag
der Staatsbehörden, gemeinnüßiger Baubereine, anderer Wohlfahrtsvereinigungen und Arbeitnehmerorganisationen. In dem Jahresbericht schilderte der Generalsekretär Dipl.- Ing. Leyser den Wohnungsmarkt, die Notlage vieler Wohnungsuchenden und die Schwierigkeiten für die Bautätigkeit. Von Gemeinden und Staat jei zur Mehrung der Wohnungsbauten bisher wenig getan fon- worden. Wenn nicht mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden, treibe die ganze Siedlungspolitit bem Er forderte weiteren Ausbau des Staatstommissariats für das Wohnungswesen. Zugenommen habe er freulicherweise die Tätigkeit von Baugenossenschaften. Die Erorberung begann mit einem scharfen Angriff des Generalsekretärs Otto ( Gartenstadt Falkenberg ) gegen den Wohnungsverband Groß- Berlin, in dessen Ausschuß die Bodenspekulations- und Miet fasernenintereffen vertreten feien. Burr Frage der Bergabe staat lichen Landes enflärte dieser Redner: Wir möchten emblich wissen, ob wirklich Land gegeben wird Gerebet fei gemug man müsse mun endlich weiterlommen. Stadtrat Sembrißfi ( Charlottenburg ) verteidigte den Wohnungsverband. Architekt auft warnte vor der Erbitterung der nach Ansiedlung Verlan genden, die man immer wieder vertröstet. Auch Stadtbaurat Wagner( Schöneberg ) flagte, Bureauarbeit sei genug geleistet, aber praktisch sei sonst in Groß- Berlin faft nichts ge schehen. Direttor Kuczynski( Statistisches Amt Schöneberg) wies auf den Ernst der Lage hin. An seiner früheren Berednung, daß in Groß Berlin 60 000 neue Wo ohnungen nötig werden, müsse er festhalten. Ge folgte ein Vortrag des Stadtbau infpettors Dr. Wolf( Dortmund ) über Die kleinSechsstündiger Arbeitstag Bahlung eines wohnung auf wirtschaftlicher Grundlage. Städtider Arbeitsleistung entsprechenden Rostiche und provinzielle Siedlungsgesellschaften sollen aur wirtschaft. gelbes, Regelung des Lehrlingswefens, Ge- fichen Funbierung des Kleinwohnungsbaues den stadtbenachbarten währung von Erholungsurlaub, Ausbau der Siedlungsboden in der Weise ausnuten, daß eine organisierte Bolts. und Fortbildungsschulen. Siedlungsfelbstversorgung ihn landwirtschaftlich ber. wertet. Der Siedlungsboden für jede Giedlerfamilie soll geteilt werden in ein Hausgrumbftüd von 150-200 Quadratmeter, einen Garten von 450 Quadratmeter als Teil einer einheitlich be triebenen Handelsgärtnerei, einen Bachytacker bon 2000 Quadrat meter für Spättartoffeln und Getreide. Wolf verlangt 3u sammenfassung der Wohnhäuser zu einem woh nungsganzen und der Garten und Landwirt schaftsbetriebe zu einem Ernährungsgangen und Scheibung beider Anlagen auf getrenntem Gelände von verschiebenem Preise. Bei solcher Doppelnüßung des Siedlungstodens werden die Siedlungsgesellschaften zu Konsumentenorganisationen und die Wirtschaftlichkeit des Meinwohnungsbaues wird gesichert. In der anschließenden furzen Erörte rung gab auf eine Anfrage der Vortragende die Auskunft, daß der von ihm entvidelte Plan fich allerdings nicht auf GroßBerlin bezieht.
am Sonntag, den 4. Mai, in Kaulsdorf - Süd. Er soll ein mach tiges Bekenntnis werden für unsere Forderungen:
Hoch die freie Jugendbewegung! Hoch die Solidarität! Die Treffpunkte werben morgen bekanntgegeben. Berein Arbeiterjugend Groß- Berlin Jugendsekretariat, Berlin 2. 9, Bellevueftraße 7, 3 r.
Keine Straßenbahn am 1. Mai.
Die Angestellten der Großen Berliner Straßenbahn beschlossen, am 1. Mai bollständig die Arbeit ruhen zu lassen, um sich dem Proletariat anschließen zu können.
Der Arbeiterausschuß:. Mottus, Schaumburg. Den gleichen Beschluß haben die Angestellten der Teltower Areisbahn gefaßt.
Die Angestellten der Städtischen Straßenbahnen der Stadt Berlin haben in geheimer Abstimmung beschlossen, am 1. Mai ben Betrieb ruhen zu lassen.
Keine Hochbahn am 1. Mai.
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Die von über 700 Personen besuchte Versammlung der Ange stellten der Hoch- und Untergrundbahn beschloß mit 515 gegen 180 bei 17 ungültigen Stimmen, am 1. Mai den Betrieb ruhen zu laffen.
Der 1. Mai im Gastwirtsgewerbe. Der Verband der Gastwirtsgehilfen hat beschlossen, in Berlin den 1. Mai durch vollständige Arbeitsruhe zu feiern.
Um Mißverständnissen vorzubeugen, ist zwischen den unter zeichneten Organisationen folgende Vereinbarung getroffen worden: Gastwirtsgehilfen und andere gewerbliche Arbeiter dürfen in den Betrieben des Gastroirtsgewerbes am 1. Mai micht beschäftigt werden. Dagegen steht es den Betriebsinhabern frei, ihre Betriebe offen zu halten und ihre Familienmitglieder bei der Bedienung zur Fortsetzung des Betriebes zu verwenden.
Gewerkschaftskommission Berlins und Umgegend. Verband der Gastwirtsgehilfen( Ortsverwaltung Berlin ). Sozialdemokratische Partei ( Bezirk Groß- Berlin). Unabhängige sozialdemokratische Partei( Bezirk Groß- Berlin). Zentralverband deutscher Wirtevereine.
Groß- Berliner Wohnungspolitik. Der Groß- Bertiner Verein für Kleinwohnungswesen hatte gestern seine Jahresversammlung. An ihr nahmen teil Vertreter der Gemeinden Groß- Berlins und
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Ein Doppelgänger.
Nein, niemand mehr"; und aus seinen Augen flog ein Blick wie um Erbarmen flehend zu dem Angesicht des neben thm stehenden Kindes. Fragt sie selbst, Nachbar!" sagte er und ließ den Kopf auf seine Brust sinken. Aber er fühlte plößlich die kleinen Arme zu sich emporstreben, und als er dann sein Kind emporhob, drückte er das Köpfchen fest an seine Wange; wie einen Strom von Lebensmut fühlte er es an sein Herz zurückfluten. Nein, Nachbar," sprach er ,,, seid bedankt! Aber mein Kind will doch nicht von mir; sie weiß, es ist nicht gut, so ganz allein zu sein."
Dann, als der Alte fortgegangen war, brach ein Strom von Tränen aus seinen Augen. Er kniete nieder zu der Toten. Hilf mir, mein Rind; es wird mir schwer, zu leben!" rief er, und die Kleine sah mit großen Augen zu ihm auf.
Bom Begräbnisse war John allein zurückgekommen, niemand hatte ihn begleitet; der alte Nachbar hatte der Toten ihren Sarg gemacht und war den letzten Weg mit ihr gegangen, dann war er in sein Haus zurückgekehrt.
Der Einfluß des Frauenwahlrechts auf das Wahlergebnis konnte bei den Wahlen in Spandau durch verschiedenfarbige Stimmzettel festgestellt werden. Während von den Männerftimmen liftischen Parteien entfielen, ftimmten für diese von den Frauen bei den drei Wahlen 69,6 bai. 68,7 barv. 70,3 Bros. auf die fozia nur 63,4 bzw. 61,5 barv. 61,5 Broz. Bei den Stadtverordnetenmahlen tamen auf 100 Männer bei der Unabhängigen Sosial demokratie und bei der Mehrheitssozialdemokratie 84 Frauen, bei der Demokratischen Partei 97, dagegen bei der Deutschen Volkspartei 125, bei der Chriftlichen Volkspartei 160 und bei der Deutschnationalen Bollspartei 171 Frauen. Von den 60 Stadtverordnetenfiben haben die sozialistischen Parteien zusammen 39 erhalten, ohne das Frauentvahlrecht würden fie 42 erhalten haben.
Die Speckausgabe für die Alleinstehenden. Die vielen Taufende, dhe nicht in die Fleischer- Kundenlifte ein getragen find, müffen jetzt nach dem Bureau für Fleischversorgung gehen, um sich dort Nachtragsbescheinigungen für ihre Schlächter ausstellen zu lassen. Die Folge hiervon ist, daß in diesen Tagen eine riesige Zahl von Leuten in dem genannten fleinen Bureau abgefertigt werden soll. Hunderte stehen vor der Tür an, und die Abfertigung kann nicht entfernt mit dem Zuftrom Schritt halten. Bahlreiche Leute, die einen weiten Weg nach dem Bureau zurüd. Tegen mußten, müssen nach stundenlangem Warten unverrichteter Dinge fortgehen, ohne den ihnen zustehenden Sped zu erhalten.
Da die Zusatzfarben bereits vor zwei Wochen verteilt wutben, muß die Frage aufgeworfen werden, warum der Magistrat nicht zu rechter Beit dies erkannt und für eine beffere Abwidlung Gorge getragen hat.
chen drängte sich hindurch und hielt ihm triumphierend ein Büppchen unter die Augen, ein Geschenk der Tischlerfrau, die das Kind während des Begräbnisses an fich genommen hatte. Nun aber hatte es nicht länger Ruhe gehabt; es war durch die Gärten und zur Hintertür hereingelaufen, um auch dem Vater seinen Reichtum zu zeigen.
Der sah sie mit wirren Augen an; als fie aber erwartend vor ihm stehen blieb, hob er sie auf seinen Schoß und suchte sich zu fassen. Was hast du da, Christinchen? Wer hat dir das geschenkt?"
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Aber bevor noch die Antwort des Kindes tam, wurde mit einem Stecken an die Tür geflopft und ein alter, grauhaariger Weiberkopf guckte in die Stube; der zahnlose Mund blieb offenstehen, während der Kopf mit den kleinen munteren Augen Vater und Tochter zunidte.
John kannte das Geficht: es gehörte der alten ,, RüfterMariten", einer jener fauberen Bettlerinnen, wie wir manche bei uns zu Hause haben. Sie war eine Schullehrerstochter vom Lande, hatte in ihrer Jugend in der Stadt gedient und dort einen kleinen Handwerksmeister geheiratet. Nach dessen Tode hatte sie jahrelang mit ehrlicher Arbeit sich um die Lebensnotdurft abgemüht, dann war fie früh gealtert und verarmt; nur das schwer ersparte Geld zu einem guten Leichenbegängnis trug fie unantastbar in einem Lederbeutelchen an ihrem Leibe; was sie zu ihrer Nahrung noch bedurfte, holte sie sich nun Tag für Tag bei den Leuten, wo sie einst gedient hatte, oder bei deren Kindern oder solchen, die es ihr geboten hatten. John war ihr oft auf ihren ,, Suppengängen", wie sie das selber nannte, begegnet und hatte der Alten freundlich guten Weg geboten.
Auch jetzt nickte er ihr freundlich zu. So kommt doch arm zu arm!" sagte er. Was will sie von mir, Marifen?" Aber von der Alten war noch immer nur der Kopf und die Strüde ihres Stedens in dem Bimmer. John," sagte fie ,,, kannst du ein altes Weib gebrauchen? Ich möchte in eins von deinen leeren Betten friechen!"
John stand in seinem Zimmer und sah sich schweigend in den leeren Wänden um; hier war nun Ruhe, aber wo war das Glück? Auf der kleinen Schatulle standen neben anderem Geschirre die zwei Tassen mit den grobgemalten Rosen, die er vor ein paar Jahren am Hochzeitsmorgen gekauft hatte. Seine Augen streiften darüber hin, er sah noch den Herbstsonnenschein, der damals über der breiten Straße gelegen hatte; er schüttelte sich, der war ja längst vergangen. Draußen auf der Gaffe war wie immer das gewerbliche Getöse, aber hier in der kleinen Kammer war es furchtbar still; auch der kattunene Vorhang dort in der Ecke hing so unbeweglich, als ob nun alles aus sei. Er konnte es nicht ertragen, et trat hinzu und zog ihn zurüd; da fiel ein Mieder du nicht zu sorgen!" Sannas, das fie noch selbst dahingehangen hatte, auf den Boden. Ein wilder Schmerz durchfuhr ihn, als er es aufhob; er taumelte auf einen Stuhl und schlug die Hände vors Geficht.
Da knarrte die nur angelehnte Rammertür; sein Töchter
Das Bettzeug ist schon verkauft, Marifen," fagte Jahn. ,, Nein, John, das Bettzeug hab ich selber, da brauchst Was will sie denn mit dem leeren Bett?"
„ Ei," erwiderte die Alte, so will ichs nach der Ordnung sagen: du weißt doch, ich hab ein Kämmerchen bei dem Schlachter Niffen, nur sechs Fuß hin und her, doch schmud und sauber, und jeder kann auf meine Dielen treten!"
Mittwoch, 30. April 1919
Am Mittwoch, den 30. April, fällt die juristische Sprechstunde aus.
Keine Zusatzkarten für Hamsterer!
Ein sozialdenkender Mann aus den befizenden Kreifen gibt uns folgende Anregung, die wir nur unterstüben förmen: Wäre es nicht angebracht and technisch durchführbar, bei einzelnen Verteilungen die Besserfituierten auszuschalten, und zwar in der Weise, daß man vielleicht mit Hilfe der Bezirksvorsteher denjenigen einen Berechtigungsschein hierzu gibt, die weniger als 10 000 Mart verdienen und diesen Schein bei Empfangnahme der Ware abnimmt. Voraussichtlich findet auch die Behörde noch einen besseren Weg, durch welchem die technischen Schwierigkeiten überwunden werden. Es ist Tatsache, daß man in diesen Kreisen auch ohne die Zusaßnahrungsmittel sehr gut auskommt. auch ohne die Zusatznahrungsmittel sehr gut auskommt.
Wie fie leben.
Ein Boston- Club 1918" veranstaltet am 4. Mai als Schluß der Wintersaison" einen Nachmittags- Tee in der Gilo- Filmfabrit, Mariendorf , die mit Wintergarten, Bar, Logen usw. als fabelhafte Tanzftätte hergerichtet wird. Der Club hat ſelbſt für eine erſtflaffig: Küche gesorgt." Die ganze Nichtstuergesellschaft wird noch gefilmt. Wir schlagen den Titel vor: Berlin W. im Elends frühjahr nach vierjährigem Weltfrieg erwartet den Schicksalswurf von Versailles ".
Demokratenangft. Zu der Hauptversammlung des Demokratischen Vereine Moabit am 15. d M. verschickten Justizrat Pohl und Bezirksvorsteher Hirschberg vertrauliche Bettel mit folgender Mahnung:„ Es gilt zu verhindern, daß ein einseitig zusammengefeßter Borsband den Verein weiter nach links drängt."
Spiero verhaftet. Unter dem dringenden Verdacht des Betruges berhaftet wurde der frühere Kommandeur der Franzer, Kurt Spiero, sowie sein Bruder. Die Beiden haben gemeinschaftlich einem Neuföllner Goldarbeiter Gold zum Kauf angeboten. Das Geschäft sollte in der Wohnung des Kurt Sv. abnemidelt werden, wobei dieser zum Abschluß des Geschäfte zuredete. Der Kauf wurde abgeschlossen und der Bruder entfernte sich mit der Kaufsumme von 20 800 m, um das Gold herbeizuholen, das im Nachbarhause sein sollte. Nach zirka einer halben Stunde flingelte dann aber der verschwundene Bruder an, daß ihm das Gold von Soldaten abgenommen worden fei. Der Geschäftsmann bat infolgedessen fein Geld verloren, er erstattete Anzeige, worauf die Neuköllner Kriminalpolizei zur Verhaftung der beiden Brüder schritt.
Keine Kirchen für die Maifeier.
Kirchengemeinden Berlins , in denen Pfarrer wirken, die Sozia
Das Komitee Konfeffionslos schreibt uns u. a.: Selbst in den Tisten sind, haben die Gemeindefirchenräte die Hergabe der Kirchen zum Zwede der Maifeier einstimmig verweigert. Die wüftesten ländisch zur Geltung gebracht worden. Die Gergabe der Kirchen alldeutschen Anmerionsprogramme find in den Kirchen als„ baterfeier parteipolitisch“ sei. aur Maifeier wird mit der Begründung verweigert, daß die„ Mai
im Stunstgewerbemuseum eröffnet wurde, tanm nach den vorläufigen Die Ausstellung„ Einfacher Hausrat", die bor bierzehn Tagen Bestimmungen noch bis Mitte Mari besichtigt werden. Der Besuch hat bisher wenigstens an Sonntagen nichts zu wünschen übrig gelaffen; zeitweise wurde es sogar in dem Ausstellungsraum bedenklich eng. Man wird fünftig die Ausstellungen an Diens tagen und Donnerstagen abends von 6-8 Uhr offen balten. Wir wünschen, daß man diese erfreuliche Ausdehnung der Besuchszeit nicht auf nur zwei Tage in der Woche beschränken möchte. Auch die andere Klage, daß die Preise der ausgestellten Möbel die Kraft manches Arbeiterportemonnaies übersteigen, ist nur zu begründet. Sodann hat die gemeinnüßige Gesellschaft Hausrat" ein Abzahlungsverfahren eingeführt. dem Antragsteller nach Prüfung seiner Verhältnisse Abzahlung bewilligt, so muß mindestens ein Drittel der Kaufsumme angezahlt werden. Von den übrigen zwei Dritteln werden, wenn der Käufer pünktliche Abzahlung innehält, 5 Prog. erlaffen. Bei Ableben des Ehemanns vor Beendigung der Abzahlung werden die Möbel unbeschränktes Eigentum der Ehefrau und alle nach seinem Todestage noch fälligen Raben werden ihr geschenkt.
Wird
Opfer der Märzunruhen. Aus der Spree gelandet wurden wieder atvei unbekannte Männer, einer an der Stralauer Brücke, der andere am Reichstagsufer. Beide trugen felbgraue Uniform. Die Leichen sind im Schauhause.
,, Nun," unterbrach fie John, hat der Sie jetzt hinausgeworfen?"
Die Alte war einen Schritt in die Stube getreten und drohte schmunzelnd mit der Krücke: Beileibe nicht! Aber das alte faule Gebäu muß eingerissen werden, und in dem neuen, da passet unsereins nicht mehr hinein. So hab ich an dich gedacht, John! Sie trauen dir zwar nicht; aber ich fenn dich beffer! Du gibst mir Unterschlupf; ich halte dir deine Kammer hier so schmuck, wie jezund die meine, und hüte dir dein Christinchen, wenn du auf Arbeit bist." Sie machte mit ihren Fingern ein Häschen und nickte der Kleinen freundlich zu, die unverwandt der Alten ins Gesicht starrte. Nur," fügte sie hinzu ,,, wo ich meinen alten Kopf zur Ruhe legen kann, weiter brauchts nicht; du weißt ja, mein bißchen Essen hol ich mir schon selber!"
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John nidte: Ja, ich weiß, Sie bettelt." Und in sich selber sprach er leis und traurig: Mein Weib tat dies in ihrer Kindheit auch!"
Aber die Alte rief: Was sagst du, John?" und stieß mit ihrem Steden auf den Boden. Das ist kein Betteln! Das geben mir meine früheren Herrschaften und ihre Freunde, das gehört sich so; ich bin ein alter Dienstbot, den dürfen sie nicht verhungern lassen!"
John fah finnend auf das Weib; die Kleine war von seinem Schoß herabgeglitten und hielt der Alten ihre Puppe vor. Sieh!" sagte sie, die ist mein!" und nickte zur Bestätigung ein paarmal mit ihrem hübschen Köpfchen.
Küster- Marifen hatte sich an ihrem Stock herniedergleiten lassen und hockte vor dem Kinde auf dem Fußboden. „ Ei der Tausend!" sagte sie, das ist wohl die Prinzessin Bumpbia! Ja, die fenn ich; als ich so klein war wie du, ist ihre Großmutter bei mir gewesen; von der könnt ich dir Geschichten erzählen! Wenn nur dein Vater das alte Weib nicht aus dem Hause wirft!"
,, Nein, du sollst bleiben!" rief das Kind, und die Puppe wäre faft zu Fall gekommen, als sie mit ihren Händchen nach den dürren Fingern der Alten langte.
John nidte feinem Kinde zu: Willst du fie behalten, Christine, so sag ihr, daß sie morgen kommen mag!"
Und so war es abgemacht. Das liebe Dirnlein!" murmelte die Alte immer wieder, als sie aus dem Hause und durch die lange Straße ihrer Wohnung zu an ihrem Stecken ging. Forti. folgt.)