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erinnern. Sie liegt mir nicht weniger, sondern nur noch stärker Meinungsverschiedenheiten felen that drei Rippen zerschlagen am Herzen, wo sie sich auf den Kampf von Sozialisten bezieht. worden. Man wird mir vielleicht entgegenhalten, daß die Pariser Kommune ja auch Geiseln genommen habe und Mary dies in der Schrift Der Bürgerkrieg in Frankreich " verteidigt hat. Aber Marr verteidigt es als einen Aft der Notwehr, zu dem die Kommune genötigt gewesen sei, nachdem die Bersailler dazu übergegangen waren, die gefangen genommenen Kommu nards zu erschießen. Das System selbst verteidigte er ganz und gar nicht. Er nennt es vielmehr eine brutale Sitte" und macht es der preußischen Heerführung zum Vorwurf, daß sie damals die Sitte, Geiseln zu nehmen unschuldige Leute, die ihnen mit ihrem Leben für die Handlungen anderer hafteten" wieder ins Leben gerufen habe. Auch in diesem Punkt haben die Bolschewisten Marg ins Brutale verzerrt.

Die Folge eines Noskefieges". Der Abzug der Truppen aus Jena .

In der Roten Garde zu dienen wird sicherlich in den feudalen Kreisen der jungen Herren nicht als standesgemäß" Der Leipziger Boltszeitung" folgend, brachte die Fretheit" in angesehen werden; hoffentlich aber verschafft ihm die Tatsache, der Abenbausgabe vom 3. Mai eine Notis: Die Folgen sincs daß er sich für seine Ueberzeugung" drei Rippen hat zerschlagen Nosteficges", in der der Eindruck zu ermeden versucht wird, als ob lassen, die Wiederaufnahme durch seine Klassengenossen. Wir der Abtransport der Truppen aus Jena erfoe, weil dort der fingen und fagen vom Grafen so gern.... Generalstreit proflamiert war. In Jona scheint diese Mei­nung allgemein verbreitet zu sein, denn die reibet" bermag aus der bürgerlichen Bresse den Satz zu zitieren:" Der erzwungene AS­zug der Regierungstruppen aus Jena hat das Bertrauen der Führer in der breiten Masse jedenfalls befestigt, und das wir ihnen tut für die fünften Forderungen geben."

Zum Prozeß der Liebknecht Mörder. Die Augehörigen verweigern die Verhandlungs­teilnahme.

Wie uns bon zuständiger Stelle mitgebeilt wird, ist diese Auf Die W. a. M." veröffentlicht folgende Erklärung: faffung gänglich unrichtig. Die in Jena zusammengezoge Nach einer offiziösen Beitungsnotiz sollen die Eintrittskarten nen Truppen waren für die Kämpfe in Bayern bestimmt und Nachwort der Redaktion: Wir stehen grundsätzlich zur Berhandlung gegen einige der Mörder Karl Liebknechts und marschierten ab, als der Aufmarsch vollzogen war. Der dortige auf dem Standpunkt des Genossen Bernstein , daß die Unter- Rosa Luremburgs in erster Linie für die Angehörigen der Er- Generalstreit ist lediglich ein neuer Beweis dafür, wie gering laffung blutiger Repreffalien ein Gebot der Weisheit und mordelen vejerviert werden. Als Vertreter dieser Angehörigen er das Verständnis leider auch eines Teiles der mehrheitsfogia­Menschlichkeit ist, zumal dann, wenn sie auf die Verhinde. Hären wir hiermit, daß wir jede Teilnahme an der Bettistischen Arbeiterschaft im Innern Deutschlands ist. Er hat die rung weiterer Gewaltakte der Gegenseite ohne un- handlung ablehnen. Bei einem so offenkundigen Verbrechen Entschlüsse der militärischen Leitung nicht im geringsten zu mittelbaren Einfluß sind, weil zum Beispiel, wie im bes Militarismus an feinen unerbittlichsten Gegnern ist eine Ab- beeinflussen vermocht. Wenn die Notwendigkeit vorgelegen Münchener Falle, diese Gewaltakte nicht mehr andauern. In urteilung durch Militärs, also Kameraden der Mörder und politische hätte, Truppen in Jena zu belassen, wären sie dort geblie dem Grad der moralischen Verurteilung machen wir deinde der Gemordeten, ein Widersinn. Wir haben deshalb von ben, auch trotz des Generalftreils. Von einem erzwungenen Ab­freilich einen großen unterschied, wie das auch Karl bornherein eine revolutionäre Untersuchungskommission gefordert. aug tann also teine Rede sein, und damit fallen auch alle die Marg im Falle der Bariser Kommune getan hat. Repreffalien Zur Ermittlung der Wahrheit, zur Aufdeckung der politischen zu Schlußforderungen in sich zusammen, die die Presse der Unab­gegen wirkliche Blutakte sind natürlich niemals so fammenhänge, zur Entlarvung der Anstifter und sonstigen Sinter- hängigen zu dem Zwede fieht, die Arbeiterschaft au neuen schwer zu verurteilen wie diese selber; denn Untaten wie männer ist sie das einzige Mittel. Die Regierung hat uns diese Streits zu ermuntern Geiselerschießungen erzeugen erst die Stimmung der Nachsucht, Kommission nicht gegeben; fie fürchtet die Feststellung aus der die Nepreffalien erwachsen. Deswegen trifft den Ur- ihrer Mitschuld. Sie gibt uns statt dessen ein Kriegsgericht, heber der ersten Bluttat eine gewisse moralische Mitschuld auch das einem Storps angehört, das die Nachricht von der Tat zwölf an den Repressalien. Stunden lang der Oeffentlichkeit vorenthielt, um Zeit zu ge winnen, einen offiziellen Bericht für die Presse fertigzustellen, in bem es als einevandfrei festgestellt" bekannt gab, daß Liebknecht auf der Flucht erschossen und Rosa Luxemburg von einer unbe tannten Menge gelyndyt und geraubt worden sei, Nachrichten, die jezt als schamloje Lügen einwandfrei festgestellt sind. Sie gibt uns ein Kriegsgericht,

dung der

Die Ermordung der Geißeln bestätigt. Sontheimer, Nagler, Landauer erschossen. Bamberg , 5. Mai. ( Eigener Drahtbericht des Bortvärts".) In München ist die Lage unverändert, Sontheimer wurde gefangen genommen und beim Fluchtverfuch erschossen, Aroner murde verhaftet. Die bürgerlichen Zeitungen erscheinen wieder, auch die unabhängigen, mur die kommunistischen nicht. Abge­sehen von einigen kleinen Schießereien ist Ruhe. Der Spartatift Nagler wurde verhaftet und beim Fluchtversuch ebenfalls er. schoffen. Landauer wurde verhaftet und beim Abtransport von der Menge, die er noch einmal aufzuheben versuchte, getötet. Die Namen der erschaffenen Geifeln sind: Walter Neuhau,

Baron b. Teutert,

Friedrich Wilhelm v. Seidlib,

Walter Deile,

Gräfin Hella b. Westarp.

Anton Franz Maria v. Thurn und Tagis,

Studienrat Berger,

Postsekretär Daumenlang

Zwei Zeichen fonnten noch nicht identifiziert werden. Aus den gefundenen Gliedmaßen muß gefolgert werden, daß die Zahl der ermondeten Geiseln mehr als zehn beträgt.

G3 bestätigt sich, daß in der Polizeibirektion die ganzen Melderegister, die Straflisten, bas Berbrecher album, bie Fingerabdrüde, bas Verzeichnis ber 8igeuner( bas einzige in Deutschland ) von den Horden, die auch die Wahnung des Polizeidirektors demoliert haben, vernichtet worden sind.

Schneppenhorft in Berlin .

Der baherische Minister Schneppenhorst ist heute in Berlin ein. getroffen. In München waren gestern noch einige leinere Schieße­reien im Gange in der Gegend Schleißheimer und Augustastraße.

dessen Gerichtsherr bei den letzten Borbereitungen zum Morde und bei seiner Ausführung im Edenhotel anwesend war, während einige feiner Stabsoffiziere an dem Mord unmittelbar teilnahmen, und der die Verhaftung der schuldigen Offiziere erst unter dem Druck des drohenden Generalstreits anordnete.

Sie gibt uns ein Kriegsgericht,

dessen Ankläger von Beginn der Untersuchung an den Stand­punkt vertrat, daß doch nichts Wesentliches heraustomme, der dann nichts getan hat, um die Verdunkelung des Sachverhalts durch den Mörder zu verhindern und der zu dem, was er schließlich getan hat, erst durch das Eingreifen Dritter gezwungen werden mußte.

Ein solches Verfahren muß als Farce erscheinen. Es fann Beinem anderen Zwed dienen, als die Deffentlichkeit irreguführen und die Aufdeckung der ganzen Wahrheit zu verhindern. Wir pro­testieren hiergegen mit aller Entschiedenheit und fordern nach wie bor eine revolutionäre Untersuchungsfommission, die lommen muß und tommen wird.

Berlin , ben 4, Mai 1919.

Theodor BiebEnedit.

Sturt Rosenfeld.

Sierzu ist festzustellen, daß die Mörder Liebknechts vor das Gericht kommen, das nach dem geltenden Recht für sie zuständig ist. Der Grundjaz, daß niemand seinem ordentlichen Richter entzogen werden darf. ist von der Sozialdemokratie stets mit besonderer Schärfe ber­fochten worden, und wir finden es seltsam, daß ein ehemals preußischer Justizminister sowie ein Verteidiger, der in unge­zählten Prozessen diesen Grundsaz vertreten hat, ihn jegt ber­leugnet wissen wollen.

Jhre Freude.

Die Freiheit für internationale Absperrung.

Der Haß der Freiheit" gegen die jetzige Regierung nimmt mitunter groteste Formen an. Nachdem sie und ihre Freunde erst modenlang gezeiert haben, daß der deutschen Friedensdelegation nicht bestimmte Persönlichkeiten der II. S. P. D. angehörten, ist sie jetzt über die unanständige Behandlung der Delegation in Versailles och erfreut. Zu der Beschwerde unfeves Genossen Stampfer, daß der Delegation jede Fühlungnahme mit den französischen Ge­noffen unmöglich gemacht sei, ja daß die Delegation hinter Zäune abgesperrt werde, hat sie nur folgende geistvolle Bemerkung:

Wir finden Herrn Stampfer sehr anspruchsvoll Wir erinnern uns nicht, daß seine Partei während des Krieges gegen biel schlimmere Dinge als es die Unterbindung eines Berkehrs ist, protestiert hätte. Von den französischen Sozia liften zu verlangen, daß sie mit den Verrätern des Sozialismus während des Krieges und feit der Revolution in Verbindung treten follen, finden wir äußerst anspruchsvoll Wir glauben vielmehr, daß Herr Stampfer als 8aunga ft in Versailles die ihm gebührende Stelle einnimmt.

Die Freiheit" such hier den Anschein zu erweden, als wünschten die französischen Sozialisten gegen Vertreter der deutschen Partei abgesperrt au sein. Die französischen Genossen werden sich für diesen seltsamen Anwalt bestens bedanken. Nur wer mie die Freiheit auf unglaubliche Gedankenlosigkeit und Verblendung seiner Leser spekuliert, nur ber tann in diesem Zusammenhang vergessen, daß sich die deutsche r und französischen Sozialisten bereits wieder in Bern die hand gereicht haben. Ein fleines Häuflein zum Chauvinismus Uebergegangener nur hat sich davon ausgeschlossen Daß aber die Freiheit zum Fürsprecher bon Gustave erbé werden würde, bas hätten wir uns nicht träumen lassen!

Der oberschlesische Streik erloschen.

Berlin , 5. Mai. In Oberschlesien ist der gesamte Streit erloiden. Alle Arbeiter find zur Arbeit eingefahren. Eine Ausnahme macht nur die Qeinisgrube, bei dieser Grube find infolge des fpartafiftischen Terrorismus die Beamten in einen Gegenstreit eingetreten, die Belegschaft unter Tage arbeitet, aller. dings ohne die Beamten. Es ist aber als sicher anzunehmen, daß

Wenn die Unterzeichner die Sache jetzt darauf hinaus fchieben wollen, daß die Regierung eine Feststellung ihrer Mitschuld fürchtet, so ist das ein plumper demagogi icher Trid. Bisher haben die Anhänger Liebfnechts und Unter den in München eingelieferten Gefangenen befand Rosa Luxemburgs auch nicht das kleinste Indizium fich der 19 Lenze zählende Graf Gottfried von Schwerin. Er dafür anführen können, daß die Regierung etwas bie Arbeiterschaft schon in den nächsten Tagen erkennen wird, daß fagte aus, daß er infolge Stellungslosigkeit gezwungen worden von der at gewußt, geschweige denn sie eine Arbeit ohne die technischen Beamte nunmöglich ist und von sei, sich der Noten Garde zur Verfügung zu stellen. Infolge unterstübt hätte. felbst zur Vernunft kommen wird. gräßliche deutsche Nationalfrankheit feblen- tönnen ergreiit.

Es hat einer an den Schalter geklopft!

Leider keine Grotesle Bon Martin Brostauer.

Der nervöse Belzmann zieht die Uhr, schnauft, jagt den fdönen Saz von der Massenauflieferung nochmals ber und rennt plöglich davon, zum Bostdirettor. Er wird sich beschweren. Die Menge fieht ihm mit mattem Interesse nach.

Dem einen Beamten ist etwas eingefallen, er fagt es zu einem Boftfräulein, das zwei Schalter weiter fist. Seine Laute

born noch einer nervös wird und

-

Daß

Das Poftamt bat 12 Schalter. Es ist vier Uhr nachmittags. Stimme flingt to behaglich, so ruhig und gar nicht eilig, das an das Schalterfenster topft. 7 Echalter find geschlossen. Außerdem hängt an einem Fenster Gs hallt hart und metallisch durch den Raum. Alle staunen. noch ein fleines Schild: Auf einige Minuten geschlossen". Vor er fich das traut! Er hat mit dem Trauring geklopft. jedem Schalter steht eine Menschenmenge und wartet. Einige Alles ist still geworden. Was wird wohl jegt werden? Minuten, das ist menschlich, das fann sozusagen jedem passieren. Der Klopfer felbst macht ein Geficht, als ob er eine Hand­Einer der Wartenden vor dem Minutenfenster" macht sich nach granate geworfen hätte und nun die Gefunden bis zur Ervlosion rechter Philosophenart die Sache noch leichter, indem er vor sich zählte. Sinter den Schalterfenstern hat auch alles aufgehört, zu hinbrummt: arbeiten. Das Klopfen war eine Beleidigung für alle, die nur solidarisch gerächt werden kann.

"

Man gut, det wir nich' in der Pflaumenzeft find!"-

bor

und

Vor den andern Schaltern steben auch Leute und warten. Das Stehen haben ja alle im Kriege gründlich gelernt auf dem Kafernenhof, bem Fleischer und Bigarren Laden; man steht stumpffinnig, bängt in ben Anien wartet, bis man ein Schrittchen borrüden fann und endlich felber bran ift. Der per hat schon eine eigene Technik, langfam hin und berzuschaufeln, weil sonst die

Mittelfußinochen so weh tun. Man fühlt fich plattfüßig, wenn

man's noch nicht ift.

Der Beamte hinter dem bellopften Fenster ruft: Berbiegen Sie nur die Scheibe nicht, das Glas ift tenter!" Das ist ein ironischer Beamter, er zeigt, daß er Geist hat. Der am Nebenichalter aber ruft laut, dem Kollegen helfend und ihn an Schärfe übertreffend:

Es wird hier nicht ans Fenster geflooft!"

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-

-

das Beamten - fein, das Bes Na, bier auf meinem Arm?" sagt die Frau schüchtern und lächelt besänftigend.

-

Js egal, es is berboten, draußen steht's!" Der Boshelfer wird ichon recht haben. braußen steht es sicher

irgendwo. Aber wer fann alle Berbote leien?

Der nervöie Mann im Bela miicht sich ein:

Run, jetzt wird der fleine und den republikanischen Bost betrieb wohl nicht mehr stören?"

-

Die Leute seben sich an. Nichtig bas ist ja gar nicht mehr bie faiferliche oft aber es riecht noch genau so muffig. Der Pofthelfer fährt die Frau wieder an:

NO

Der Hund hat hier nicht zu fuden, fonft fage ich's bem Des amten, und da werden Sie einfach nich' abgefertigt!"

Er sagt abgefertigt". Er bat recht, man wird immer noch ob gefertigt und wie! Wie früher. Und der Belzmann hat unrecht, von der revublitanischen Post zu sprechen.

Ein alter Mann vorn iit fertig, er feufat erleichtert auf, steďt sein Buch ein und sagt im Geben fopfschüttelnd:

Nee, det Tebater- alle Tage detielbe Tehater!" Die Leute sehen ihm neidisch nach, weil er fertig ist. Der alte Es wird nicht jedes Wort flingt talt und schneidend, fedes Mann hat aber wirklich recht, es ist ein Theater, ein affentheater. Bort ein Gefeßesparagraph. Und die Leute lommen sich dabei wie die Affen bor . Der Klopfer protestiert, er hätte nun lange genug gewartet.

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Plöglich werden vorn am Schalter Stimmen laut. Ein Soldat bat den Einichreibezettel nicht ausgefüllt, wie er es tun soll. Der Beamte gibt feine Antwort mehr. Aber in der Art, wie Resultat: Raus aus der Reihe, am Bult einen Federhalter suchen, er nun langfam, ach fo langiam, das Fensterchen wegfchiebt, wie aber einen mit brauchbarer Feder, dann ein Tintenfaß, aber eins. er erit umiständlich seine Martenhefte ordnet, dann nach dem Ein­wo Tinte, nicht Marmeladeneriag drin ist und dann sich wieder schreibebuch greift nein, das nicht, das andere wollte er, an die mittlerweile noch angewachsene Menschenfette hinten dran wo liegt es denn nur, ach da, auf dem Tischchen hinter ihm hängen. Einen Verfuch des Colbaten, fich zwischendurch wieder in jeder Bewegung liegt fo viel Zeit, daß draußen vor dem vorn hin zu drängeln, schlagen die endlich Drankommenden ab: Schalter nun alle, die so wenig Beit haben, noch nervöjer Das gibts nicht, vorigesmal haben wir auch wieder hinten werden. rangemußt 1" Der Mann, der zum Boftdirektor gelaufen ift, tommt auch Das Schalterfenster rollt in langiamen Abständen auf und zu. wieder. Seinem roten verbisienen Gesicht sieht man an, daß er Dazwischen kommen Telegrammauflieferer, der Schreden aller nicht viel Erfolg gehabt hat. Er hat niemanden getroffen. Der anderen, weil sie den Vorzug haben. Postdirektor trinft gerade Kaffee.

Man steht und fühlt sich sehr plattfüßig. Nebenan ist noch ein Schalter für Einschreibbriefe. Da steht ein Fräulein mit einem Baden Briefe, mindestens 800 Stüd. Sie bringt gleich ein gedrudtes Abrefienverzeichnis mit. Ach du lieber Gott ", stöhnt die Menge. Ein alter Mann sagt müde:

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Eine Frau in der Reihe hat einen einen Sund, einen Reh pintscher, der im Schaltervorraum umberläuft und alles befchnuppert. Jezt betrachtet er den Papierforb; er hebt nicht etwa das Bein, denn er ist ein artiger Hund, aber er beriecht intereffiert, was ein anderer unartiger Hund früher einmal dorthin ge schrieben hat.

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Det Fräulein tenn' id, die kommt jeben Nachmittag, die bat Da schiebt fi ein Schalter mit dem Schild Gefchloffen bei mindestens Stüder 200 Briefe und 300 Bostlarten alles Gin feite, ein Bolizeiblid trifft den Hund, und gleich darauf erscheint schreiben!" ein Pofthelfer. Wem gehört der Hund?" Die Frau ruft beforgt: Fips, Tomm Bierher!"

Dem Beamten Hinter dem Schalter scheint es auch feinen Spaß zu machen; mit gräßlich gelangweilter Miene greift er nach den Briefstößen.

Ein Mann im Bela wird nervös. Er fagt laut, daß 500 Briefe und Boftfarten eine Massenauflieferung sind und daß Maffen­fendungen nicht an den Schalter für das Publikum gehören. Der Beamte hebt nicht einmal den Blick.

Notizen.

Tangwut und Anstedungsgefahr. Auf eine ernste Folge ber herrschenden Tangwut richtete Dr. Rosenberger im Münchener ärztlichen Verein die Aufmerksamkeit. Die zahlreichen fleinen und improvifierten Tanzlokale mangeln jeder hygienischen Einrichtung. Das ist sehr schädlich, besonders wegen der Verbrei tung der chronischen Ruhr.

Sehr verbreitet sind jetzt die parafitären Hautkrankheiten, und die Uebertragung steigt durch die Mastenverleihgeschäfte und den Mi. den benerischen Austausch von Masteraden und Kleidern. Krankheiten berhält es sich wie in Hessen - Caffel zur Zeit des Königs Luftig. Zurzeit herrscht eine gesundheitliche Unsicherheit, wie sie seit 100 Jahren nicht mehr da war.

Theater. Zu den Gerüchten über die zukünfte Besetzung des Postens eines Sauspielbirettors der Staats­theater erklärt Mar Bohl, die Angehörigen dieser Bühne hätten bisher teine Veranlassung gehabt, in einem besonderen Falle zu dieser Frage Stellung zu nehmen.

Was ist, was will der Sozialismus? Auf diese brennendste Frage unserer Gegenwart antwortet in fnapper Form mit anschaulichster Verständigung eine Flugschrift, die der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei im Berlag der Buchhandlung Vor­mentare Einführung in die Anschauungen und in die politischen. wirtschaftlichen und alle fulturellen Biele der Sozialdemokratie überhaupt bewähren. Menschenpolitik treibt der Sozialismus, wo der Imperialismus Sachen- und Bermögenspolitik trieb.

Der Hund darf hier nicht rein," sagt der Bofthelfer streng märts herausgegeben hat.( Breis 30 Bf.) Sie wird sich als ele und laut.

Die Frau nimmt den feinen Hund auf den Arm.

Der Hund darf hier fiberbaupt nich rein, wiederbolt ftarr töpfig der Posthelfer. Man sieht ihm förmlich an, wie ihn die