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Dienstag, den 6. Mai 1919.
Ueberreichung des Friedensvertrages Ifittwoch
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Neue Kampfmittel gegen den Schleichhandel.
Der nachstehende Artikel wird uns von besonders sachkundiger Seite zur Verfügung gestellt.
Versailles , 5. Mai. ( Eigener Drahtbericht des Die Friedensbedingungen für Belgien . ,, Vorwärts".) Die Delegation hat bis Montag Uhr Ausfunft erbeten, wann die Ueberreichung der Friedensbedin- Amsterdam, 5. Mai. ( Telunion). In einer Sigung des Großen gungen beabsichtigt sei. Für den Fall einer ungewissen Rates zu Brüssel wurde befchloffen, daß Belgien den FriebenoverAntwort oder der Festsetzung eines späteren Termins war trag unterzeichnen soll. Minister Symans teilte mit, daß der Fries nicht die Rückreise der ganzen Delegation beabsichtigt, wohl Der Sonderkorrespondent der Times" teilt dazu weiter mit, densvertrag Belgien ehrenbolle und befriedigende Bedingungen gebe aber einiger dringend in Berlin beschäftigter Mitglieder. daß Belgien die folgenden Bedingungen an erlangen wußte: Bevölkerung in der Hauptsache die Schuld für die AusbreiEs unterliegt keinem Zweifel, dak die zahlungsfähige Run lief nach drei Uhr nachmittags die französische Ant- 1. 2 Milliarben Frankin Gold, zahlbar innertung des Schiebertums und des Schleichhandels und für wort ein, daß die Ueberreichung Mittwoch nach halb weier Jahre. 2. Uebernahme der Kriegsschuld mittags drei Uhr erfolgen werde. Die Dele- Belgiens durch England, Frankreich und Amerika . S. Lieferung von das Herauftreiben der Preise trägt. Die gesamte wohlgation bleibt also beisammen. Die Sigung dürfte mit Aus- at Millionen Tonnen Stein! oblen per Jahr bis habende Bevölkerung, vor allen Dingen die Kriegsgewinnsprache über die Prüfung der beiderseitigen Legitimation zu einem Werte von zwanzig Millionen Pfund Sterling durch ler, haben lange Zeit in oft schamlofer Weise dem Schleichbeginnen, wonach nach dem„ Temps " die Anfrage an die Deutschland an Belgien auf eine Beit von zehn Jahren. in die höchsten Kreise hinauf die schönen Worte vom handel Vorschub geleistet. Es ist auch bekannt, daß bis deutsche Delegation zu erwarten ist, wie weit ihre Unter- Sofortige nadgabe des bon Deutschland weggenommenen Durchhalten, die salbungsvoll von vielen Lippen industriellen Materials, bes Biches und der zeichnungsvollmacht reicht. Von den Italienern verlautet noch nichts. Wirtschaftsrat. 6. Unterstützung der belgischen Ansprüche auf ebi Pferde oder gleichwertiger Produkte. 5. Vertretung im Obersten Ein Beginn der Friedensverhandlungen ohne Italien würde fion des Vertrages vom Jahre 1839 durch die Alliierten. 7. Gegegen das Londoner Abkommen vom 5. September 1914 ver- währung eines 8ollbündnisses mit 2ugemburg. 8. Ausstoßen, was jedoch die Gegner unter sich auszumachen ha- fhreiben eines Referendums binnen sechs Monaten über die Einben. Der Vertragsentwurf soll 400 Artikel verleibung des Kantons Malmedy Eupen mit Moresnet auf 350 Seiten umfassen und französisch und englisch und des Herzoger Waldes an Belgien . 9. Verleihung einer Stimme in der ausgefertigt sein. Verteilung über die Mandate für die Berwaltung der deutschen Stolonien e Milliarden Marl , welche in Belgien in Umlauf waren, gegen in Afrika . 10. Keine Bürgschaft dafür, daß Deutschland die 1,25 Frant auradzahlt.
Die Presse erklärt wiederholt mit größter Bestimmtheit, daß mündliche Verhandlungen nicht in Tussicht genommen seien. Den Deutschen werde eine Frist gegeben werden, etwa in drei Wochen schrift. liche Einwendungen zu machen. Ende Mai werbe alles zu Ende sein.
Die sozialistische Bresse fährt fort, gegen Clemenceau Sturm zu laufen. Ueber das Friedensprogramm schreibt sie wenig, über Behandlung deutscher Delegation und Absicht, keine eigentlichen Verhandlungen zuzulassen, nichts.
Die Verzögerung in der Ueberreichung des Friedens vertrages .
Amfterdam, 5. Mai. ( Telunion.) 8ur Verzögerung der Weberreichung des Friedensvertrages an Deutschland erfährt das Handelsblao noch aus Baris , daß man meint, daß die Uriache diefer hinaus fchiebung darin liegt, daß man hofft, daß die Italiener bis zu dieser Zeit wieder in Baris eingetroffen sein werden und daß außerdem noch weitere Einzelheiten des Bertrages, die bisher noch nicht restlose Erledigung finden tonnten, geregelt werden können. Die Tatsache, daß das Datum der Gebeimsizung der Friedenstonferenz, in der der Inhalt des Vertrages sämtlichen Auerten mitgeteilt werden soll, noch nicht festgelegt ist, hat die fleinen Mächte, vor allem Belgien , verstimmt, da sie so nicht genügend Zeit haben, noch Zufaganträge einzubringen.
Rückkehr der Italiener nach Paris .
Verhandlungen mit Wilson.
Haag, 5. Mai. Hollandsch Nieuwsbüro meldet aus Baris: Die Italiener haben am Sonnabend in der Frage ihrer Nüdlehr nach Baris das Eis durch die Tatsache gebrochen, baß der italienische Botschafter in Baris, eine Unterredung mit 28ilion nachsuchte, die ihm auch bewilligt wurde. Die Unter. gemacht, daß die Unterredung refultatlos verlief mit Ausnahme des redung dauerte ziemlich lange. Später wurde offiziell befannt Teiles, der die Haltung der Italiener bezüglich ibrer Rüdtehr nach Baris betrifft. Der Barifer Korrespondent der United Breß erflärt man sei in offiziellen Streifen der Ansicht, daß die Tatsache, daß der italienische Gesandte um die Unterredung mit Wilson nachgefucht bat, ein günstiges Borzeichen für die Rückkehr der Italiener nach Baris ist, wenn auch der andere Teil der Unterhaltung resultatlos verlief.
bekannt ist es, daß diese Zustände auch von Behörden und flossen, in der Regel mit dem Inhalt des Küchenschrankes nicht im rechten Verhältnis standen und ebenso Beamten stillschweigend geduldet und in sehr vielen Fällen mitgemacht wurden.
Fanden sich wirklich tapfere und tatkräftige Beamte, die ehrlich dem Unfug zu Leibe gehen wollten, jo hat man Weg fortzuschreiten. Als 1917 in Berlin zwei große und es ihnen wahrlich schwer gemacht, auf dem beschrittenen und unzähliger Uebertretungen der Kriegsverordnungen weltberühmte Rofale wegen offenfundigen Schleichhandels geschlossen wurden, wurde der Beamte, der die Schließung beranlaßt hatte, ein Bierteljahr lang durch Deteftibs berfolgt, um ihn für sein Vorgehen hineinzulegen. Ein anderer Fall! Als die leitenden Beamten und Angestellten eines sehr bekannten Hotels im März 1917 verhaftet wurden, da sie sich zahlreicher Uebertretungen der kriegswirtschaftlichen Verordnungen schuldig gemacht hatten, wagte man es, den Beamten, der die Berhaftung veranlaßt hatte, mit militärischer Ein3iehung zu bedrohen und es bedurfte des EinschreiEine große Bank hatte aber im gleichen Augenblick tens gewichtiger Bersönlichkeiten, um ihn davor zu schützen. 475000 m. Sicherheit für die verhafteten
otel beamten angeboten, damit sie entlassen werden und weiter für die ausreichende Ernährung des zahlungsfähigen Publikums sorgen fönnten. Als ein Kriminalbeamter eine Anzeige gegen ein sehr bekanntes Weinlokal in der Behrenstraße erstattet hatte, wurde er vor eine fehr hohe militärische Stelle in Berlin zitiert und in einer Weise angefaucht, daß es feiner seiner Kollegen mebr wagte, die offenfundigen Uebertretungen der betreffenden Firma zur Anzeige zu bringen! Man darf also wohl sagen, daß der Schleichbandel und Kriegswucher mit borrevolutionären Beit betrieben und ausgebreitet wurde höchster und allerhöchster Genehmigung der und schließlich kam es so weit, daß die Seuche um sich griff, daß die Kommunen, die Rüstungsbetriebe und schließlich auch der letzte Arbeiter, soweit er es konnte, Lebensmittel im Schleichhandel zu erwerben suchte.
Wien , 5. Mai. Nach einer Meldung der Deutschösterreichischen Staatsforrespondenz" wurde der Befehl des Staatsfanglers Deutschland wird gezwungen, den Frieden Renner, mit Sicherheitsorganen bas Gebäude der ungari schen Gesandtschaft zu befeßen und dort über den Verbleib anzunehmen. des ungarischen Gesandien Bolgar und des wirtschaftlichen Bevoll Haag, 5. Mai. ( H. N.) Der„ Nieuwe Courant" meldet mächtigten Balant Nachforschungen anzustellen, am Sonntag früh In den letzten Monaten ist die Ablieferung der ans Paris , daß die Deutschen , falls sie innerhalb von ausgeführt. Es ergab sich, daß die beiden Gesandten von Offizieren öffentlich bewirtschafteten Lebensmittel noch mehr au14 Tagen den Friedensvertrag nicht annehmen, entführt und in ein Franziskanertlofter gefchafft worden rüdgegangen. Im gleichen Maße hat der Schleichdadurch hierzu gezwungen werden sollen, daß die Alliierten in waren. Die Difiziere hatten dort erklärt, im Auftrage der deutsch- handel derart zugenommen, daß die allgemeine Beröftlicher Richtung einrüden. Die diesbezüglichen Sondermaß- österreichischen Regierung zu handeln. Als die Polizei davon erfuhr, forgung immer mehr gefährdet erscheint. Soweit die nahmen find in einem Plan festgelegt worden, der bereits durch wurden die beiden Gesandten selbstverständlich sofort befreit. Die Gründe für das Ueberbandnehmen des Schleichhandels nicht Foch , Haig, Wilson und Bliß angenommen wurde. Die Truppen Bolizei hat eine Reihe von Personen verhaftet, darunter mehrere oben schon genannt sind, liegen fie in der langen der Alliierten würden von den Brüdenköpfen Köln, Koblenz , Offiziere. Dauer und weiteren Verschärfung unserer unzuMainz und Straßburg ins Innere Deutschlands vorreichenden Ernährungslage, die besonders jetzt schwer emprüden. Ju der Zwischenzeit würde die Konferenz neue Maßnahmen beichließen. Die Ueberzengung gewinnt an Boden, funden wird, nochdem die Bevölkerung große Hoffnungen auf eine Befferung nach Fortfall der Feindseligkeiten sich daß die Alliierten den italienischen Standpunkt gemacht hat. Die allgemeine Demoralisation trägt annehmen werden. Der Rat der Drei hat Italien ein- Amsterdam : dazu bei, daß Wucher und Schiebertum fich hemmungslos geladen, seinen Platz in der Konferenz wieder einzunehmen. entwickeln und faft offenkundig vor den Behörden sich breit Für uns Deutiche ist seit langem schon llar, daß wir zur Anmachen. Das Nachlossen der Achtung vor Recht und Gesetz nahme des Friedensvertrages gezwungen werden sollen. Darum Der Bund Neues Baterland begrüßt die der Serbei zeitiat von Tag zu Tag schlimmere Blüten. Bei Behörden eben sprechen wir von Gewaltfrieden. Hoffentlich find fich die Alli- führung der Böllerberständigung und des Dauerfriedens und ihren Organen zeigt sich mehr und mehr eine I are ierten auch flar, daß damit dem versöhnenden Gedanken des Rechts- Er erblidt in der Zusammenarbeit der radikalen Intellektuellen mit dienende neue Tagung der Internationalen Sozialistentonferenz. Auffassung der Dinge. friedens eine schwere Ohrfeige veriegt wird.
Die Kaiserfrage.
Keine Auslieferung des Erkaisers.
Depeschenwechsel mit Amsterdam .
Der Bund Neues Vaterland sandte folgendes Telegramm nat Internationale Sozialistenkonferenz
steigernden Schleich handelspreise. Sie haben die des zunehmenden Schleichhandels waren die sich fortgesetzt Lobnsteigerungen meit mehr veranlagt als die behördlich festgelegten Höchstpreise und sind lehten Endes eine der Saurturiachen vieler Streifs mit all ihren die Volkswirtschaft schädigenden und bemmenden Folgen.
den Massen der Arbeiterschaft die Bürgidaft für eine Neugestaltung die gesamte Volkswirtschaft fatastrophale Begleiterscheinung Eine recht unerwünschte und in ihren Wirkungen für der Welt obne Imperialismus und ohne Militaris. mus. mu 6. Der konsequente Bazifismus muß Schulter an Schulter mit dem internationalen Proletariat fämpfen. Hierauf traf folgende Antwortdepesche ein: Haag, 5. Mai. ( H. N.) Aus New- Yort wird gemeldet: Die Amsterdam , den 3. Mai 1919. " New- York Tribune " berichtet aus London , daß sich bei einer beBund Neues Vaterland, Berlin , Sturfürstenstr. 125. sonderen Untersuchung die Möglichkeit ergeben hat, daß Holland spricht vollite Sympathie aus für Ihre Meinung, daß der Ihr Telegramm verlesen. Internationale Sozialistenkonferenz sich weigern würde, den früheren Kaiser auszu Kampf um den Dauerfrieden nur mit allen Kräften gemeinliefern, weil er feines Verbrechens schuldig erklärt werden fann, jam ausgetragen werden lann. bas in irgend einem holländischen Austieferungsvertrag genannt wird. I
Das Reichsernährungsministerium hat in den letzten Monaten zahlreiche Besprechungen mit Vertretern der notJoidenden Verbraucher abgehalten und Mittel und Wege gesucht, um dem Uebelftand so weit wie möglich zu