Große öffentliche sozialdemokratische Kundgebung
gegen den Gewaltfrieden der Entente
am Dienstag, den 13. Mai, nachmittags 5 Uhr, auf dem Königsplatz.
Referenten: R. Fischer, F. Krüger, Gräf , Woldt, O. Braun, Löffler, Lübbring, Schulz, Limberg, Liesbeth Röhl, Hauschild.
Proteste aus dem Reiche.
Erscheint in Massen!
Der Vorstand des sozialdemokratischen Bezirksverbandes für Groß- Berlin.
Aus allen Teilen des Reiches und aus allen Ständen läuft eine unausgefeßte Flut von Protesten gegen den Gewaltfrieden ein. So fand in Bremen in der Börse eine unter überaus zahlreicher Beteiligung aller Kreise veranstaltete Protestversammlung der Bremischen Kaufmannschaft gegen die Ver sailler Friedensbedingungen statt, die einen in jeder Beziehung denkwürdigen Verlauf nahm. Nach einem Referate des Bräsides der Handelskammer, Sturm, wurde eine Resolution der Regierung übermittelt, in der um Ablehnung des Friedens der Bersilabung und der Nache und um den Vorschlag eines Friedens der Versöhnung gebeten wird.
In Apenrade faßten 10000 fchleswig- Holsteinische Männer und Frauen in einer öffentlichen Rundgebung eine Entschließung, in der sie geloben, an ihrem Vaterland festzuhalten.
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Angesichts des bevorstehenden Eintreffens der deutsch - öfter- Wir erhalten folgende Zuschrift: reichischen Friedensdelegation in Saint Germain, befragte Petit Das Reichswirtschaftsministerium teilte mir durch UnterJournal die italienischen Bevollmächtigten, sowie die Vertreter staatssekretär v. Möllendorf mit, daß der Minister Wissell mit dem früherer Völker Defterreich- Ungarns oder österreichisch- ungarischer Vorschlag, die Heeresbetriebe dem Reichswirtschaftsministerium zu Randvölker über die Ansichten betreffs der Lösung des österreichi- unterstellen, im Kabinett nicht durchgedrungen sei; es fei vielmehr das schen Problems und der ftrittigen Punkte. Der italienische Ver- Reichsschazministerium gebildet und diesem die bes. Institute unterpflegungsminister Crespi befürwortete zunächst die italienische stellt worden. Die ihm überreichten Dentichriften seien dem ReichsTerritorialforderungen auf Fiume und sprach den Wunsch schazministerium weitergegeben worden. Das wurde mir in BeItaliens aus, mit Serbien , Bolen und der Tschechoslowakei in sprechungen im Reichsschazministerium bestätigt. Wenn nun Freundschaft zu leben. Er erklärte, Italien sei der Ansicht, daß Reichswehrminister Noste auf den Artikel des Genossen die Entschädigungen und Wiedergutmachungen von der Gesamtheit Cohn erwidert, Die Spandauer Staatsbetriebe der Völker geleistet werden müssen, welche 1914 von Wien und seien dem Reichswirtschaftsministerium unterstellt, Budapest abhingen. Alle haben Anteil, fuhr Crespi fort, an der io wird ihm da wohl ein Irrtum unterlaufen sein, es Verantwortlichkeit bei den Schäden, welche Italien , Frankreich , sei denn, er habe auf meine Dentichrift, die ich ihm überreicht habe, Belgien und Serbien erlitten haben. Man darf nicht vergessen, die aber identisch mit der von mir dem Reichswirtschaftsministerium daß Stodageschüße die größte Wirkung auf belgische und fran- überreichten ist, jetzt anders verfügt. zösische Befestigungen hatten. Sollten die heeres- und marinetechnischen Institute dem Ein Mitglied der serbischen Delegation erflärte: Wir find Reichswirtschaftsministerium wirklich unterstellt werden, so wäre bereit, nachdem unsere Forderung befriedigt ist und unsere Schäden dieses mit Freuden zu begrüßen. ausgebeffert sind, mit unseren nördlichen Nachbarn in freundschaftliche Beziehungen zu treten. Durch unser Land finden Deutschösterreich und Ungarn den Zugang zum Meer. Wir werden es
Der Deutsche Lotsenbund eriäßt eine Rundgebung, die sich gegen den Gewaltfrieden aus dem Grunde richtet, weil er geeignet sei, für immer die Harmonie der Völker zu stören und es nie mehr zu einem gedeiblichen Zusammenarbeiten auf dem Gebiete des Handels und der Schiffahrt tommen lassen. Darum erwartet der Deutsche Lotfenbund, daß die Regierung bei dem bereits ausgesprochenen Nein" berharrt und durch Verhandlungen einen Gerechtigkeitsfrieden erwirkt. Der Reichsausschuß atademischer Berufsstände ihnen durch große Konzessionen erleichtern, damit sie unabhängig als Interessenvertretung von 250000 deutschen Akademikern stellt von Deutschland sich entvideln können. fich geschlossen hinter die Reichsregierung, fordert eine Abweisung jeder Vergewaltigung und erwartet, daß die Regierung auf feinen Fall die 14 Punkte Wilsons preisgibt.
Der polnische Delegierte Dmowski meint, daß die Löfung der Danziger Frage im Friedensvertrag Bolen nicht gänzlich befriedige, da Bolen im Falle eines Angriffs durch Deutschland von den Alliierten sofort abgeschnitten werden könnte. Deshalb müffe Polen auch über das Schwarze Meer und Konstanza Verbindung mit den Alliierten erhalten, also eine gemeinschaftliche Grenze mit Rumänien befizen. Dies sei nur möglich, wenn Ostgalizien an Bolen angegliedert werde.
In Oberschlesien berricht nach einem Bericht der B. B. N. aus Rattowig unter dem Drucke der außenpolitischen Lage wirt schaftlich und politisch vollkommene Ruhe und Einigkeit. Selbst die polnischen Arbeiter, die früher für den Anschluß an Polen lebhaft agitirrt haben, find durch die vollendete Tatsache ber vorliegenden Friedensbedingungen in sehr gebrüdter Aramarca wies namentlich auf die ungeheuere Bedeutung Stimmung. Bon Oberschlesien geht ein Regen von Protest- des Bedens von Teschen hin. Von der Lösung des Problems telegrammen aus. Vor allem die Grenzorte Lublinis, Rosenberg oon Teschen, bezüglich deffen die Tschechoslowakei sich in die Hände und Kreuzburg , die als besonders polnisch bekannt waren, wehren der Konferenz gebe, hänge die ganze politische Zukunft der böhmifich jetzt in entschiedenen Brotesten gegen oie Loslösung vom Deutschen Republit ab, und die Gestaltung der Beziehungen mit Deutschschen Reich. Ueberall finden spontane Kundgebungen und Ver- österreich hingen nur von dieser ab. Die Tschechoslowakei werde fammlungen statt. nichts tun, um ihm die Lage zu erschweren. Uebrigens befize die Tschechoslowakei die befte Waffe, um Angriffsgelüfte Deutschöfterreichs zu unterbinden, denn es sei wirtschaftlich in der Hand der Tschechoslowakei .
Frig Ehrede, Berlin- Pankow.
Stumpffinn.
Die Freiheit" bezeichnet unsere Feststellung, daß dieser Frieden der Tod jeder Sozialisierung fei, als„ Stumpffinn".
Aber woher rührt dieser Stumpfsinn"? Wir erinnern uns, ihn in der Freiheit" gelesen zu haben, die am vergangenen Freitag wörtlich schrieb:
Werden sie( die ungeheueren Laften des Friedensvertrages) uns aufgezwungen, so ist die wirtschaftliche Entwicklung Deutsch lands auf Jahrzehnte gebemmt und damit der Boden zertrümmert, auf dem allein die sozialistische Umgestaltung Deutschlands vor sich gehen faun.
Jeht will die Freiheit" erzählen, daß wir in der Frage Sozialisierung nach einer neuen Ausrede" suchen. Schade, daß diese Ausrede von ihr selber stammt! Wie heißt es übrigens in dem offiziellen Aufruf der U. S. P., der am Montag in der Freiheit" zu lesen ftand? Dort wurden die Bedingungen der Entente mit folgenden Worten charakterisiert:
Das Wirtschaftsleben des deutschen Volkes wird erwürgt, bas Proletariat versflavt.
Daß Proletariat wird verftlabt, aber die Freiheit" erzählt, daß der ungünstige Frieden die Sozialisierung begünstige.
teien zugunsten des Anschlusses an Deutschland erschien kritische Haltung der Mailänder Blätter. Sosialismus auf der Grundlage der Sklaverei! Stumpffium,
eine Gruppe der Versammlungsteilnehmer bor der Staatskanzlei, wo sich eine Abordnung zum Staatskanzler Renner begab, um ihm die Entschließung der nationalen Parteien zu überreichen. Vor dem Gebäude sang eine gewaltige Menge nationale Lieder und berlangte stürmisch das Erscheinen des Staatskanzlers. Dieser erfchien auf dem Balkon und hielt eine Ansprache, in der er u. a. ausführte: Wir wissen heute noch nicht, wie sich Deutschland entschließen wird, aber wir müssen eines verstehen: Wenn auch der Kelch des Leidens noch so bitter ist, unsere deutsche Seele und unser deutsches Wesen werden wir nicht preisgeben. Wir sind heute in einem Zustand tiefster Erniedrigung. Aber so wahr es einen westfälischen Frieden gegeben hat und dieser zerrissen wurde, so wird dieser Friede nicht das letzte Wort der Geschichte sein. Bleiben Sie feft in dem Gedanken, daß unsere nationale Gemeinschaft, die im Jahre 1866 zerrissen worden ist, aufrechterhalten wird, zunächst im Geifte und im Herzen. Alles andere müssen wir unserer festen Entfchloffenheit vorbehalten. Der heutige Tag und die heutigen Kundgebungen sollen auch ein Zeichen nach außen sein und jene Völker, die das Wort von der Selbstbestimmung berbreiteten, belehren, daß auch hier eine Nation lebt, die ihr Selbstbestimmungsrecht haben will, und daß dieses Selbstbestimmungsrecht unverjährbar ist, und daß wir uns das ewige Recht wieder holen werden, und sei es von den Sternen.( Stürmische Heilrufe.)
Berlin , 12. Mai. Mailänder Blätter bom 10. Mai kritisieren scharf den Friedensvertrag, der geeignet sei Europa in ein unabsehbares Chaos zu stürzen, und protestieren besonders gegen die Bergewaltigung Deutschösterreichs, die eine empfindliche Schädigung der italienischen Interessen bedeute.
Warnungen der englischen Presse.
Unerträgliche Friedensbedingungen.
Stumpffinn, du mein Vergnügen.
Das kastrierte Freiheitslied. Sozialdemokratische Kampfgefänge in spartakistischer Verarbeitung.
Das freie Wahlrecht ist das Zeichen, in dem wir fiegen, nun wohlan! Nicht predigen wir Haß den Neichen, Nur gleiches Recht für jedermann." Und vom Sozialistenmarsch wurde der 2. Vers gestrichen: Nicht mit dem Rüstzeug der Barbaren
In den ekelhaftesten Hammerzeiten des deutschen Byzantinismus strichen ordenslüsterne Ueberpatrioten selbst aus dem Heil Dir im Siegerkranz " die Verfe von der Liebe des freien Manns". Das Wort Freiheit war ihnen gar zu widerwärtig. Jetzt find unfere Kommunisten da angelangt, wo die Bilbelminischen aufgehört haben. In der„ Maifestichrift des geeinigten Proletariats Haag, 12. Mai. Eine Warnung vor der Schaffung neuen Un- Württembergs"( in Wahrheit von einer Handvoll Kommunisten herrechts durch den Friedensvertrag, das nach Jahren wiederum nach ausgegeben) ist von der Arbeiter- Marseillaise der dritte Vers ausGenugtuung schreie, spricht Manchester Guardian vom 8. d. gelaffen: Mts, in einem Beitartikel aus. Das Blatt mißbilligt die Regelung der Saarfrage, ebenso wie die in der Danziger und o st. Es bezeichnet die preußischen Frage getroffene Lösung. finanziellen Bedingungen als für die englischen Anschauungen unerträglich und wünscht die Festsetzung einer Summe, welche Deutschland in kürzester Zeit zahlen könne, und zwar mit Hilfe Englands. Eine weise Politik würde Deutschland nicht länger als Feind betrachten, der zu fürchten und zu vernichten sei, sondern als einen Teil Europas . In diesem Guropa sei Deutsch Land selber ein wesentlicher Bestandteil, und es bedürfe langer Jahre der diffe und Unterstützung Englands, um es vor dem vom Geist können die Kommunisten nicht fingen hören. untergang zu retten. Daily News" vom 9. d. Mts. betont, daß die Dauerhaftig- baren, nicht mit Flinte und Speer fämpfen wolle, Und gar zu singen, daß man nicht mit dem Rüstzeug der Bardas ist zuviel Beit des Friedens nur in einer praktischen Organisation des VölkerDer deutsche Vorsitzende der Waffenstilstandskommission über bundes erblickt werden könne. Kehre man zur Herrschaft der Ge- bon Spartakus verlangt. Zwar sind die Kommunisten ganz friedreichte am 8. Mai in Spaa dem Vorfizenden der belgischen Waffen- walt zurück, so hätten die Beschlüsse der Pariser Konferenz nicht die liche Leute, aber mitunter geht es ihnen wie bei der Ermordung stillstandskommiffion folgende Note: Neurings. Damals erflärte thr Chemnitzer Blatt jeden für eineit schuftigen Lügner, der die Schuld an Neurings Tod den Spartatisten zuschieben wolle, und drei Tage darauf drohte dasselbe Blatt den übrigen fächsischen Ministern, sie würden ebenso wie Neuring in die Elbe geworfen werden! Nicht mit dem Rüstzeug der
Jugendliche
Folgendes ist hierher berichtet worden:
Mitte Jannar d. J. sei in der Saarbrüdener Zeitung" eine amtliche Bekanntmachung des französischen Stadtkommandanten des Inbalts erschienen, daß alle jugendlichen Arbeiter awischen 14 und 18 Jahren ohne Ausnahme aus.
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Stag, 12. Mai. ( H. N.) Hollandsch Nieuws Büro melbet aus geboben und zu Zwangsarbeit in Belgien ber- Paris : Aus Basel treffen hier Nachrichten ein, daß die in Unwandt werden sollten, In Ausführung dieser Bekanntmachung garn vorrüdenden rumänischen Truppen mit den Tschecho- Sloseien dann an jugendliche Arbeiter amtliche, von dem franzö waten Sontatt gefunden haben und daß nunmehr die Fest fischen Stadtlommandanten und dem deutschen Oberbürgermeister stellung einer neuen Demarkationslinie Mangold unterschriebene und abgestempelte Zustellungen bewirkt wogen wird. worden, in denen fie aufgefordert wurden, sich zu einer bestimmten Zeit auf der Kommandantur zu melden. Grund und Zwed der Meldung waren in den Schrifistüden nicht angegeben. Es sollen dann einige Zeit danach jugendliche Arbeiter der Grube Luisenthal, Aus Leipzig wird den P. P. N. gedrahtet: Leipzig östlich der denen derartige Zustellungen ausgehändigt worden waren, von Pleiße ist durch das erste Landesjägerregiment, das zweite Landesfranzösischen Soldaten nach Belgien au gwangsarbeiten abtrans- jägertorps und die Reichswehrbrigaden II und IV befeht. Die portiert worden sein. Vororte westlich der Pleiße werden im Laufe des heutigen Tages Im Auftrage der deutschen Regierung bitte ich, mir über die durch die sächsische Grenzjägerbrigade besetzt werden. oben erwähnten Vorfälle baldmöglichst Aufklärung zu geben. Gine am Sonntag abend zwischen Vertretern der Stadt LeipSollten in der Tat Zwangsmaßnahmen der angedeuteten Art vorig und dent Stabe des Korps Märker abgehaltene Besprechung genommen worden sein, so wird hiergegen bereits jetzt nachdrüd hat ein befriedigendes Ergebnis gezeitigt. Jm allgemeinen ist lichst Verwahrung eingelegt." man der Ansicht, daß ein Genecalstreit keinen Erfolg verspricht.
Mit Flint und Speer nicht fämpfen wir.
Ge führt zum Sieg der Freiheit Scharen
Des Geistes Schwert, des Rechts Panier." Vom freien Wahlrecht, vom gleichen Recht, vom Recht und
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fundenen öffentlichen Bersammlung der Gesellschaft Aufbau und Die Rettung der Revolution." In einer am Sonntag ftattgewerden" in den Germaniasälen wurde nach Referaten der Genossen Brolat und 8idler folgende Entschließung angenommen:
" Die heutige Versammlung, besucht von Angehörigen aller drei sozialistischen Richtungen, hält die Einigkeit nicht nur des deutschen, sondern des ganzen Weltproletariates für eine unumgängliche Voraussehung des endgültigen Sieges des Sozialismus im Sinne der organischen Entwidlung. Sie beglückwünscht die Zentralstelle für Einigung der Sozialdemokratie zu ihren Bestrebungen." Einige Kommunist en stimmten gegen diese Erklärung.
Berichtigung.