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Nr. 25936. Jahrgang

Prozeß Ledebour .

2. Beilage des Vorwärts

Da der Angeklagte erklärt hatte, er habe den verlesenen Artikel des Dresdener Kommunist" nicht verstehen fönnen, weil er zu leiſe verlesen sei, wurde der Artifel nochmals verleien, diesmal laut und

deutlich. Er propagiert die Durchführung der sozialen Revolution mit den bekannten fommunistischen Mitteln, unter denen auch das der Besetzung der kapitaliſtiſchen Zeitungsbetriebe und deren Be­mugung im Sinne der Kommunisten empfohlen wird. Ledebour erklärt, der Inhalt des Artikels fönne nicht als Beweismaterial gegen ihn benutzt werden. Der Artikel wende fich auch gegen seine( des Angeklagten) Partei und ihre haltlos bins und herschwankenden Gestalten. Daß ein solcher Artikel mit den unter Anklage stehenden Vorgängen in feinem Zusammenhang stehe, hier verlesen und ihm als Anklagematerial vorgehalten werde, fei eine Entartung der ganzen Rechtspflege. Er stehe doch hier als An­geklagter, aber nicht als Gutachter über Zeitungsartikel. Der Vorsitzende unterbricht die Erörterung und ordnet an, daß ein Teil der Zeugen entlassen werde, weil sie heute nicht mehr zur Bernehmung kommen könnten.

die Vorgänge am 6. Januar

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Der

nichts.

Donnerstag, 22. Mai 1919

Die A.- und S.- Räte zur Friedensfrage.

Der Vollzugsrat soll einen Rätekongreß einberufen.

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Durch

In der weiteren Erörterung der Friedensfrage führte| Ententeländer fein Umichwung eintreten. Saben der Kommunist Paul Lange aus erst wenn die Revolution in die englischen und französischen Sozialisten nach der ungarischen Deutschland durchgeführt sei, werde es uns möglich fein, einen Räterepublik gefragt?( Lärm) Die Echuld am Kriege nur wirklichen Frieden zu schließen. Nicht darauf tomme es an, was Deutschland zuschieben und die tapitalistischen Geier der Entente die Regierung Ebert- Scheidemann tun soll, sondern darauf, was länder entlasten das mache ich nicht mit! Wir müssen unter­das deutsche Proletariat zu tun hat. Eine von ihm zeichnen, aber den Franzoien sagen, daß wir den ihnen zugefügten vorgelegte Resolution der Kommunisten betont, daß die Annahme, Schaden auf vernünftigere Weise als durch diesen Friedensvertrag für die Friedensbedingungen dürfe man von Verhandlungen eine wieder gutmachen können und wollen. wesentliche Milderung erwarten, ein politischer Betrug sei. Der Heine( Kommunist) hielt drn Unabhängigen vor, auch einzig mögliche Ausweg sei der Sturz der gegenwärtigen Regierung fie hätten es unterlaffen, nach der Revolution die und der Bourgeoisberrschaft, die Einführung der Räteherrschaft und Grundfesten des Kapitals zu erschüttern. Durch der Sieg der Weltrevolution, und das zu erreichen, sei im Augenblic Maffenstreits sie zu unterwühlen, wäre die Aufgabe einer wahrhaft bertrag zu unterzeichnen ist oder nicht, fagte die Resolution tariat der ganzen Welt zusammenfassen müssen, hätte vor allem die die Aufgabe des Proletariats. Ueber die Frage, ob der Friedens revolutionären Partei gewefen. Sie hätte das revolutionäre Prole­Verbindung mit der zussischen Sowjetregierung schaffen müssen. Dr. Michaelis( Demokrat) bedauert, daß gegenüber einer Auch die erste Revolutionsregierung mit Haase hat das unterlassen. Ledebour: Wenn die Staatsanwaltschaft in der bisherigen so außerordentlich schwerwiegenden Frage nicht alle Partei Dieselbe Halbheit der Unabhängigen sehen wir auch jest wieder in Weise fortfährt, überflüssiges Beweismaterial gegen mich anzu streitigkeiten zurüdgestellt werden. So wie der der Friedensfrage. häufen, dann werden wir noch in vier Wochen hier fizen. Wir segen uniere Hoffnung auf die soziale Friedensvertrag jezt ist, fönnen wir ihn nicht unterzeichnen, Revolution in den Ententeländern. Wir müssen aber Angeklagte macht weitere Ausführungen über die Reformbedürftig das geht gegen unfere Ehre.( Gelächter bei den Unabhängigen.) darin den Arbeitern Frankreichs und Englands mit gutem Beiſpiel keit des Strafprozeßverfahrens, die der Vorsitzende als nicht hierher Nur ein Hund leckt die Hand, die ihn geprügelt hat. Wir können vorangehen!( Beifall.) Wir wenden uns nicht nur gegen die aus­gehörend bezeichnet. Hierauf wird Ledebour wieder über diesen Vertrag gar nicht ausführen. Auch die Errungenschaften der ländischen Unterdrüder, sondern auch gegen die Unterdrücker, Aus­Revolution werden durch ihn ausgewischt.( Lärmender Widerspruch beuter und Arbeiterverräter des eigenen Landes.( Starter Beifall.) bei den Unabhängigen.) Eine Diktatur werden wir allerdings be- Der Demokrat Fischer wünschte einen geharnischten Protest" befragt. Aus feinen Antworten geht hervor, daß er an diefem fommen, aber nicht eine solche des Proletariats, sondern eine Dit des ganzen deutschen Volkes gegen den Friedensvertrag. Tage vormittags auf Verlangen von Soldaten des dritten Garde- tatur der Entente, die hinter ihrer Forderung der Wiedergut- Unterzeichnung werde der Protest an Kraft und Eindrud verlieren. regiments an das Regiment eine Ansprache gehalten hat. Nach machungen" die Kontrolle des deutschen Wirtschaftslebens, des Ar- Die Abstimmung ergab Ablehnung der Resolution der mittags hat er im Marstall zu Matrosen und anderen Leuten gesprochen. beitseinfommens uiw. verbürgt. Wir wollen die Schäden wieder Demokraten mit großer Mehrheit, Ablehnung der Resolution der Vori. War diese Menge bewaffnet? Angell. Ich nehme gut machen, aber ein Opfer an deutschen Menschen und an deutscher Kommunisten mit großer Mehrheit, Annahme der Refo an, daß die Soldaten, die da herumftanden, wohl Seitengewehre Ehre tönnen wir nicht bringen. Redner legte eine Resolution in lution der Unabhängigen( ein Teil der Versammlung oder Dolche bei sich gehabt haben. Ob die Zivilisten Waffen diesem Sinne vor. enthält sich der Abstimmung), Ablehnung der Resolution der Soziale hatten, weiß ich nicht. Ich habe nicht zu Bewaffneten gesprochen, Jul. Kalisti( S03.) fragte: Rann der Vertrag durch glatte demokraten. sondern zu Leuten, die ich für meine Ansichten gewinnen wollte. Ablehnung aus der Welt geschafft werden, falls alle Milderungs- In der Debatte über den Antrag der Kommunisten auf so­Es waren höchstens 100 Leute bei meiner Ansprache zugegen. verfuche fehlschlagen? Darauf fann man nur mit Rein antworten! fortige Ginberufung des Rätetongreifes durch den Auf eine weitere Frage: Ich habe teine Waffen verteilt, ich hatte Ge wäre Wahnsinn, das deutiche Volt dem Chaos zuzutreiben. Groß- Berliner Bollzugsrat erklärt Rich. Müller( Unab gar nichts damit zu tun, meine Tätigkeit lag nur auf politischem. Freilich, nach Müllers Vorschlag unterschreiben und alles übrige bängiger), ein folder Beschluß würde undurchführbar sein. aber nicht auf militärischem Gebiet. Daß Waffen verteilt worden den Wundern der kommenden Zeit überlassen( Buruf: Das tann Paul Lange( Kommunist) sieht die einzige Erschwerung darin. find, bestreite ich nicht, daß ist ja auch allgemein bekannt, auch jeder Esel! Lärm.) Die Unabhängigen fordern das Räte- daß der Vollzugsrat teine Mittel hat. Rich. Müller: aber ich war in feiner Weise daran beteiligt. system, auch ich will es( lärmender Widerspruch), ich will den Auf- Aber machen Sie uns dann keine Vorwürfe, wenn wir das nicht Der Vorsigende fragt nach der Vermittlungsaktion, die am Abend bau der sozialistischen Produktion. Wir warten aber nicht auf das, ausführen tönnen. Ich muß doch mit den realen Verhältnissen des 6. Januar unter Mitwirkung des Angeflagten eingeleitet worden was fommen soll. Wir wollen durch eigene Tätigkeit diesen rechnen.( Buruf: Aha!) Herfurth( Kommunist): Durch Ber ist. Ledebour: Dittmann hat den ersten Vorschlag zur Ein- Friedensvertrag binfällig machen durch Wiedergut weigerung der Mittel sollen hintenherum die Arbeiterräte abge­leitung der Verhandlungen gemacht, durch welche Stämpfe vermieden machung der Schäden und Zusammenarbeit der Völker zu Europas würgt werden. Es ist feltfam, daß Müller in solcher Situation werden sollten. Dittmann hat sich mit anderen Abgeordneten der Neuaufbau. sagt: Es geht nicht! Wir werden das Proletariat ganz Deutsch­Unabhängigen und mit Luife Zieß in Verbindung gesetzt, diese lands aufrufen, die Mittel zufammenzubringen. Malzahn( Un­haben sich dann an die damaligen Boltsbeauftragten gewandt und abbängig): Wir stehen vor einer Katastrophe. Der Rätefongreg so find die Verhandlungen in Fluß gelommen, die später von einer muß zustandekommen. Aufbringung der Mittel durch die Genossen Stommission geführt wurden, deren Vorfizender der Angeklagte war. ist möglich. Die Verhandlungen feien unter nichtigen Vorwänden von den Regierungsvertretern verschoben worden, zulegt bis Sonnabend, ben 11. Januar. In der vorhergehenden Nacht sei dann die Be­sagung des Vorwärts durch die Regierungstruppen angegriffen und Ledebour verhaftet worden.

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Mary( Unabhängiger) gab dem Rommunisten Lange zu: Auch unsere Parteiführer haben Fehler gemacht. Aber wir werden sie auf den rechten Weg zurüdzwingen. Die jezt am lautesten gegen den Gewaltfrieden brüllen, hätten nach einem Siege Deutschlands ebenso wie jetzt die Entente gehandelt. Der Friedensvertrag muß Die Abstimmung führte zu stürmischen Auftritten, weil ihr unterzeichnet werden. Wir verlaffen uns nicht darauf, daß Ergebnis wiederholt angezweifelt wurde. Das Bureau hielt den die Entente une billige Bedingungen gewährt. Wir berlaifen Antrag für abgelehnt, der Vorsigende Brolat ließ aber auf uns auf das Proletariat aller 2änder, wir sehen Widerspruch nochmals abstimmen. Als Ergebnis berfündete er unfere Soffnung und Zuversicht auf die Internationale, die wieder abgelehnt", aber noch stürmischer als zuvor wurde Wider­Auf Antrag des Staatsanwalts 8 umbroich wird ein am unserem Volte helfen wird. spruch erhoben. Schließlich wurde Abstimmung durch Stimma 9. Januar herausgegebenes Flugdlatt verleien. Es ist überschrieben: Auf zum Generalstreit, auf au den Waffen". Diese Aufforderung Das Zentralratsmitglied Mag Coben( Sozialdemokrat) ging a ettel beschloffen, die aber an den Schluß der Eigung verlegt wird auch im Text des Flugblatts mehrmals wiederholt und bin auf die Vorwürfe wegen der Richteinberufung des Räte wurde. Die Abstimmung ergab die Annahme mit 426 gegen 416 zugefügt, wir brauchen die Waffen gegen Ebert- Scheidemann. Unter- tongreffe ein und wandte fich gegen eine Bemerkung des Vor- bei 17 ungültigen Stimmen. Ueber die Finanzierung der Arbeiterräte unb zeichnet ist das Flugblatt von den revolutionären Db redners, daß man die Räte abmurtien wolle. Gegen solche Ver­fuche werde der Zentralrat felber sich wenden. Der Kongreß des Vollzugsrates wurde unter großer und anhaltender Leuten ber Betriebe, dem Zentralvorstand der Wahlvereine der wurde, wenn er nach der Forderung des Antrages der Kommunisten Unruhe der Versammlung ein Bericht erstattet, von dem an dem 11. S. P. D. und der Zentrale der Kommunistischen Partei durch Betriebswahlen zusammengesetzt werden soll, in der Friedens, fehr ungünstig in einer Saalede aufgestellten Bressetisch fast nichts frage zu spät tommen. Gegenüber der zermalmenden Wucht des zu verstehen war. Entgegenfommend zeigen sich in der Finanzies Angell. Ledebour erklärt hierzu, an der Berfaffung des Echidials, das jezt über Deutschland hereinbricht, wäre es nötig. rungsfrage Berlin und ein Teil der Vororte, andere Vororte ba­Flugblattes habe er nicht mitgewirkt, aber als alles zu tun, die Parteileidenschaft etwas au gegen lehnen ab. Die Angelegenheit soll in der nächsten Sizung dämpfen.( Buruf: Sie haben fein Rech, so zu sprechen!) weiter erörtert werden. übernehme er die Mitverantwortung für das Flugblatt. Die Wie viele von denen, die jetzt die Radikalfien" sind, waren vorher Auch die Erörterung des Boy! otts gegen die Frei Berteidigung stellt fest, daß es fich nur um eine moralische gelb!( Stürmischer Beifall, heftiger Widerspruch, anhaltender Lärm.) willigen verbände wurde vertagt. und politische, aber nicht um eine juristische Berant- Wenn wir den Frieden unterzeichnen, müffen wir gleichzeitig wortung bandele.

( Spartalusbund).

Mitglied der revolutionären Dbleute

erklären, daß wir nur der Gewalt weichen, aber auf unsere Abschluß

Abschluß der Lohnbewegung für das Hochbaugewerbe. Die Frage, ob er an der von den Matrosen vorgenommenen Rechtsansprüche niemals verzichten und eine Korrektur Berbaitung des Leutnants Anton Fischer beteiligt gewesen sei, ver- des Friedens erwarten von der fortschreitenden Erkenntnis und von Die in Fabriken tätigen, im Bauarbeiterverband organisierten neint der Angeklagte. der zunehmenden Macht der Arbeiterklasse aller Länder. In den Maurer und Bauarbeiter beschäftigten sich in einer gut besuchten Am vier Wochen aber, die das deutsche Volt sich mit seinen Lebens- Versammlung in Wilkes Festsälen, Sebastianstr. 39, mit dem Ab­mitteln noch halten kann, wird bei der Arbeiterklasse der schluß der Lohnbewegung für das Hochbaugewerbe.

Die Erörterungen mit dem Angeklagten find beendet. Donnerstag( heute) beginnt die Bernehmung der Zeugen.

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Die Verbreitung des Wortes.

Von Ludwig Barta.

Aus dem Ungarischen von Stefan J. Klein. Weite, in den Hüften tausendfältige Bluderhofen tra­gende Ungarn wohnen auf dem gegenüberliegenden Ufer. Ueberall fann man sie antreffen, wo eine Straße zu bauen, ein Kanal zu graben, mit Erdarbeit Brot zu schaffen ist. In Polen , Deutschland sind sie ebenso bekannt, wie in Bukarest und Belgrad . Ein altes Volk ist dies, mächtig brausendes Blut in den Adern, alte Tradition in der Seele, viel Kühn. heit im Charafter. Gar viel Kraft nennt es sein eigen, doch fein Stückchen Land.

Und so zog vom jenseitigen fer ein Mann aus, hoch gewachsen, baumlang, breitknochig, grobhändig. Schaute in die Ferne, wie einst Josuas Kundschafter. Eine neue Heimat zu erivähen zog diefer farrenschiebende Bote in Pluderhosen und Rohleinenhemd aus. Denn es gab ihrer schon viele in dem alten Nest und auch die Menschenfinder mußten, einem hungrigen Bienenschwarm gleich, ausfliegen. Die gepflasterte Landstraße dahin, über die Donau hinüber, zu Fuß nach den jenseits des Flusses liegenden Ländereien. Vor ihm der Karren auf diesem seine sämtliche Habe: Schaufel, Kleider, Saue, Mörtelfelle, ein langhaariger Bauernpelz, ein eiserner Kochkessel..

Anfangs famen Hügel, dann fielen die Anhöhen ab, die Ebene öffnete sich, das Bild von Elfenwiesen flatterte ihm entgegen... Rein Perg , keine Grenze, das All eilte in die Unendlichkeit, feine filberigen Wolfen glänzen in der Ferne. Sier laß ich mich nieder" sagte der Bote des besitz­Iosen Volkes.

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Wie ein Wegweiser, so lebte lange dort, auf der neuen Siedelung, famt feiner Familie der Prophet mit dem Karren. Doch gleich den in Fleinen Scharen ziehenden Wandervögeln folgten ihm neue Karren, neue Leute. Binnen fünfund­zwanzig Jahren wuchs fich zu einem Dorf jener erste Rasen­fled ous mo feine Saue in die verwahrlofte Weide einge­drungen

Die Sütten find niedrig. das Doch aus Strob. mei Shannen der Sof der Gorten vier die Straße ena dos Dori jeder Bemerkung har. Gine Sendvoll Lente, die Tasche leer, bom Grundanfouf erschönft: geldlos inmitten der wogerden Felder: nirgends eine Furche eigerer Adfer, im Dorf fein einziges Pferd, teine einzige Rub. fein einziges Ralb, teine

Gans, fein Huhn; nirgends ein Korn eigenes Getreide, eigene Fechfung Das Dorf steht in Ranaans Mitte, als stünde es im Reiche kahler Felsen. Wohl drangen mitunter zu ihnen Nachrichten, man fände hier und dort Arbeit, es ergaben sich Verdienstmöglichkeiten, Graben, das Ufer ausschaufeln, den großen Kanal reinigen, Die wandernden Gewässer, längs der grünen Wiesen... Sie beeilten sich auch, folche Gelegenheit auszunüßen. Doch war auch dies nicht so wie dereinst. Seltener wurde das Brot, das Geld rollender, die Hoffnungen immer geringer. Die Niederlassung aber nahm größere Ausdehnung an, die neuen Generationen drängten Spur auf Spur nach. Oft faßen dann die Leute vor ihren Hütten und schauten zu dem ge­waltigen Himmel empor, wären gerne nach allen seinen hun­dert Nichtungen mit Haue, Schaufel, dem berühmten Karren ausgezogen, doch hatten sie nicht wohin zu gehen... Magen knurrte, die Leute verzagten. Die jungen Set­linge auf den Straßen und in den Höfen schossen auf, die gelben Strohdächer wurden braun. Grimmige Winter famen, die man daheim verhoden mußte, bis zum Frühjahr pfeife­rauchend, da sie dann wieder, gleichsam wie auf Wache stehende Soldaten, zum erstenmal das Gift der von der Drau her wetternden Winde berührte; in den Wintermonden ſteck­ten fie die Köpfe zusammen und derweil draußen Schnee wirbelte, Wind heulte, fnirschte, fonnte man gar manches be­sprechen! Tief grub sich in die Augen aller eine gewaltige Sehnsucht ein, glänzte dann als ein großes Leid hervor, ein Wunsch schrie aus aller Seelen:" Wir verkommen hier in großer Unw ffenheit. haben feine Schule."

Deputierte gingen zum Oberstuhlrichter. Die Depu­tierten fagten:

Wir bitten, gebt uns eine Schule, denn wir verkommen in Unwissenheit." Der Oberstuhlrichter sprach: Geht zu dem Schulinspektor. Diese Angelegenheit untersteht ihm." Da gingen die Deputierten zum Schulinspektor und fagten: Gbt uns eine Schule, denn wir verkommen in Un­wiffenheit." Der Schulinspektor Sprach:

Geht zum Bischof. Diefe Angelegenheit unterfteht ihm." Die Deputierten gingen zum Bischof und sagten: , bt uns eine Schule, denn wir berfommen in Un­

wiffenheit."

Der Bischof sprach:

Geht zum Vizegespan. Diese Angelegenheit unter­

"

steht ihm."

"

Die Deputierten gingen zum Bizegespan und sagten: Gebt uns eine Schule, denn wir verkommen in Un­wissenheit." Der Vizegespan sprach:

wartet."

Ich werde der Sache schon nachgehen; geht heim und Die Deputierten gingen heim und warteten. Nach Jahresfrist erschienen die Deputierten abermals beim Vize­gespan und sagten abermals:

,, Gebt uns eine Schule."

Der Vizegespan antwortete abermals:

Ich werde der Sache schon nachgehen; geht heim und

Als dann wieder ein Jahr vergangen, trat eines Tages ein alter Mann hervor; er war auf einem Auge blind und hieß Andras. Und dieser Andras Blind sprach:

Ich werde versuchen, die Kinder zu unterrichten. Doch kann ich dann nicht in die Arbeit gehen, gebt mir eine Stelle." Die Leute erklärten einhellig:

Wir geben Euch die Stelle."

So wurde der einäugige Andras Lehrer. Da er des Schreibens nicht mächtig war, wollte er bloß im Lesen Unter­richt erteilen. Die Kinder kamen in seinen Sof. er setzte sie neben sich unters Bordach. Es waren der Kinder viele, sie hatten gar nicht alle Plas. Dann sagte er:

Kinder, schlagt das Buch auf der ersten Seite auf. Auch ich ichlage es dort auf!" Die Kinder schrgen das Buch auf. Sebt Ihr die vielen verschiedenen Zeichnungen im Buch? Das sind die Buchstaben!" Andras ging ihre Reihe ab, auf die Buchstaben in seinem Buche weisend. ,, Seht Ihr: dies ist der Buchstabe" i"!"

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So hätte Andras Blind unterrichtet. Doch wars schon lange her, daß er dies gelernt; und er hatte schon seit langem nicht an die Buchstaben gedacht. obre waren bereits per­gangen, da er zum letztenmol gelesen; er wollte gar nicht glauben, daß das Abc soviel Buchstaben bobe! Sie waren ihm fremd: er wußte nicht wie fie beißen a's hätte er Türen. Fotoren oder Negern gegenübergeftorden Als er im Buche auf den ersten unbekannten Buchstaber fties. fogte er: ..Geht jetzt nach Hause. Kinder, vielleicht fällt es mir bis morgen ein." ( Schlus folgt.)