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Kapitalistische vaterlanüsliebe. Seit dem Siege der Revolution in Deutschland haben die Kapitalisten mit einer schweren steuerlichen Bedrohung ihrer Ver- mögenswerte und ihre-Z Einkommens fu rechnen. Sie müßten alle» samt den glühenden.Patriotismus in sich haben und betätigen, den sie gelegentlich zur Schau tragen, wenn sie nicht alles aufböten, ihre Reichiümer der steuerlichen Ersasiung möglichst zu entziehen. Daß ihnen dies seit einem halben Jahre beinahe ungehindert ge- lingen konnte, ist eines der wirksamsten Werbemittel der prole- tarischen Gegner unserer jetzigen Regierung. Im Bahnwagen und im Motorboot, im Auto und durch die Lust wandert deutsches Kapital ins Ausland. Die Aufsicht der Grenzbehörden versagt so gut wie ganz. Kenner der Verhältnisse sprechen von Bestechungen großen IlmiangS. Für den Kapitalschmuggel müssen Einrichtungen von bester Organisation geschaffen sein. Als normaler P r o v i s i o n S- satz für den gelungenen Schmuggel werden etwa sechs Prozent der geretteten Summe bezeichnet. Da eS sich in vielen Fällen jedesmal um Millionenwerte handelt, mag man ermessen, welche Riesenbeträge, die natürlich ebenfalls im Auslände verschwinden, von den Kapitalschmugglern eingestrichen werden. Ein Wagnis besteht für den deutschen Kapitalismus nicht. D i e Schmuggler hinterlegen die volle Höhe der ihnen übergebenen Summe als Kaution. Ganz vorsichtige Herrschaften rechnen bereits»stjt der Möglich- keit, daß die Entente zur Erfüllung des Friedensvertrages sich an der Suche nach dem Besitze deutscher Kapitalisten im Auslande beteiligen und sie entsprechend schröpfen werde. Deshalb ist das Verfahren beliebt, die der Besteuerung in Deutschland entzogenen Kapitalien draußen einem Ausländer als dessen angeblich periön- licheS Eigentum zu treuen Händen zu übergeben. Solche Adressen sind gesucht. Allzu wählerisch und ängstlich ist man dabei nicht. Dem st e u e r s ch e u e n Kapitalisten, der ja auf jeden Fall nicht alles einem anvertraut, ist es schließlich gleichgültig, ob er große Summen an einen unredlichen Ausländer oder an die Steuer- taffen seines verarmten Vaterlandes.verliert'. Nicht immer haben wir zugleich mit dem in? Ausland gewan- derten Kapital auch den Verlust des Kapitalisten selbst zu beklagen. Zwar manche ziehen vor, die weitere Vermehrung ihres Vermögens in einem Lande zu betreiben, das einstweilen von der Sozialisierung und von scharfen Besitzsteuern weniger.bedroht' ist. Andere aber geben uns den Vorzug, in unserem Lande zu bleiben und etwa in folgender Weis e ihre tatsächlich im Inland« erzielten Gewinne der deutschen Steuergesetzgebung zu entziehen. Es wird mit, sagen wir 10 Millionen Mark, die nach Holland gerettet sind, dort eine Gesellschaft für den Export nach Deutschland gegründet. Sie errichtet in Deutschland sofort eine Filiale. Dieser Filiale werden die Waren auS Holland zu so hohen Preisen geliefert, daß sie nennenswerte Gewinne nicht er- zielen kann, mithin für die Besteuerung in Deutschland so gut Wie nichts übrig bleibt. DaS ist kein fingierter, sondern ein tat- sächlicher Fall. In der Gründungsversammlung überboten sich die Zeichner und waren froh, tpenn ihnen weitere Gelegenheiten' nachgewiesen wurden. Flüssiges Kap'tal ist alfo noch viel vorhanden, und Fälle wie der hier ge- schilderte ereignen sich tagtäglich. Die Buchführung versagt bei solchen Schiebungen für die Steuerbehörde vollkommen. Die Ge- sellschaft ist im Auslände legal eingetragen. Die Rechnungen iür die deutsche Filiale find korrekt und auch beim besten Willen läßt sich kein höherer'Gewinn für deutsche Steuerzwecke erxtzchnen. Deutsches Kapital für solche Gesellschaften ist natürlich leicht zu haben, denn das Geld ist im Ausland sicher, es aibeüet mit gutem Nutzen und sein Gewinn ist der deutschen Be- steuerung entrückt. Der einzelne Kapitalist ist auf diese Weise gerettet, Deutschland aber Wird schwer geschädigt. Die ausländischen Forderungen an uns und unsere Abhängigkeit vom Ausland werden immer größer. Die kapitalistischen Sleuerguellen Werden in Deutschland immer geringer und wer hat die Steuerhinterziehungen schließlich zu büßen? Die Arbeiter und Fe st besoldeten, deren Einkommen bis auf den letzten Pfennig zu errechnen ist. Daß gegen die gerissenen und gesiebten Geschäftemacher jede Behörde nur schwer auskommen kann. Wissen wir. Wer Vorwürfe erhebt, ist zugleich zu besseren Vorschlägen verpflichtet. Aber wissen

der Etat gedeckt ist, selbst wenn beim Abonnement die zwei höchsten Preiskategorien ga>r nicht verlangt werden. Durch das neue System ist das Theater nicht nur den Veitesten des Abonnements im voraus vergeben, 90 Abende für den üblichen freien Verkauf reserviert. Im ganzen können 20 Serien zu je 17 Abenden oogamfiert werden. Daneben sind 20 Festspielabend« in Aussicht genommen. Jedes Stück spielt l7mal: zu seiner Vor- bereitung sind 15 Proben vorgesehen. Die abonnierten Plätze können nn Fall« der Verhinderung weiter gegeben werden. Durch das nue System ist das Theater nicht nur den weitesten Kreisen dienstbar gemacht, sondern auch selbst von der Gefahr des Defizits befreit._ Es ist nicht mehr gezwungen, auf Zug- und Sensaiionsstücke zu spekulieren und wird sich auf sicherer Basis der Pflege vornehmster Bühnenkunst widmen können. Das erste derartige JEHeaier Berlins , welches, voraussichtlich unter dem NamenSoziales Theater' im kommenden Spieljahr er- öffnet werden soll, wird sich bemühen, in seinem Repertoire den neuen Zeitideen tendenzlosen, künstlerischen Ausdruck zu verleihen. Neben der sozialen Richtung wird es die des künstlerischen Auf- stieges fördern und dem großzügigen Höhendrama«ine Stätte schaffen können. Für das neue Unternehmen ist bereits beträcht- licheS Kapital gezeichnet. Die künstlerische Leitung ist Bruno Tuerschmann anvertraut worden. (Die Verwirklichung eines solchen Planes kann natürlich darüber müssen sich die Betreiber klar sein nur mit den organisierten Konsumenten vor sich gehen. Es ist so wenig eine Diktatur der Dichter, wie der Direktoren oder des Personals mehr möglich. Tie Red.)

Notizen. Genosse Dr. Konrad Schmidt, der einen Lehr- .auktrag iür fozialisliiche Theorien am Charlottenburger Polytechnikum erhalten hat, liest in dem Sommersemester ein zwe'üündiges Kolleg(Monlac, abend S 8Uhr): Zur Jdeengeschichte des SozialiZmu«. Die Vorträge beginnen am 26. Mai. --- In der Gedenkfeier für Gu st av Landauer. d-e Sonntag 11V. Uhr in der Volksbühne stattfindet, wird Julius Lab die Gedenkrede halten; Mary Dietrich wird Verse von Hedwig Lochmanii-Landauer und von Wall Wbiimann rezitieren. Gerabmt wird dr« Feier durch einen Schubertschen und Beeihovenschen Streichlatz. Vorträge. In der Neuen Kunsthandlung, Charlotten- bürg, Tauentzienstr. 6. trägt M a x P e tz o l d am 24. Mai. abends 8 Uhr, eigene Dichtungen vor: die NovelleEin Sonderling', den EinakterDas Alte stürzt', Gedichte. Tanzkunst Olga Desmond gibt am 27.?�ii. abends 8 Uhr, im Blüihner-Saal einen einmaligen Tanzabend. Das Programm enthält u. a. Schleiertänze und rhythmische Äil- der. Fritz Böhme spricht über Rhythmographik.

�möchten wir, die wir im Lande wegen dieser Verhältnisse heftig angegriffen werden, endlich einmal, was gegen die Ver- schleppung deutschen Kapitals geschehen ist oder noch geschehen kann. Die Geheimhaltung etwaiger Maß« nahmen ist wohl kaum notwendig. An geschäftlicher Gerissenheit find uns alle diele Kapitalisten so überlegen, daß man ihnen schwer- lich neue Hinterziehungen verraten kann. Die Abwanderung deutschen Kapitals in das Ausland ist ein neuer Beweis für unser altes Wissen, daß in einem Staate allein, der sich nicht bermetisch von der Welt abschließen kann, die rücksichtS- lose steuerliche Erfassung des Kapitals uiid durchgreifende Sozialisierung nur schwer möglich ist. Aber die Massen wollen über« zeugt sein, daß wenigstens das Mögliche gegen die Kapitalflucht geschieht. Wer sich gegen die unser Wirtschaftsleben zerwühlenden links- radikalen Aktionen wendet, sollte nie vergessen, wie die .Masse' der Kapitalisten mit nicht zu über- bietender Gewissenlosigkeit auf die Verarmung Deutschlands hinarbeitet. Wehe uns, wenn sich sei eS auch zn Unrecht in den breiten Schichten die Meinung fest- setzt, wir hätten über dem Kampfe gegen die Plünderer aus den Kaschemmen die großen und größten Verbrecher aus Salons und aus Bankkontoren vergessen. Die Schaffung Groß-Thüringens. Rudolstadt , 23. Mai. Der Schwarzburg -RudolstSdter Land- tag nahm heute nachmittag als erste thüringische Volksvertretung das Gesetz über den Zusammenschluß der thüringischen Staaten zur Schaffung Groß- Thüringens einstimmig an. Der sozialdema- kratische Abgeordnete Hartman« wnrde zum Borfitzende» im Ministerium gewühlt._ Die Stettiner Hungertrawalle« AuS Stettin wird uns von parteigenösstscher Seite geschrieben Die.Freiheit' enthält in ihrer Nummer 240 vom 28. Mai einen Bericht über die Stettiner Hungerkrawalle, der nicht in allem den Tatsachen entspricht. So wird behauptet, daß bei den ersten HeringSdiebstählen die Polizei auch auf gänzlich Unbeteiligte ein« geschlagen hat. DaS könnte den Anschein erwecken, alS ob schließ- lich auS dieser Handlung der Polizei die weiteren Krawalle, wie auch die Besetzung der verschiedenen öffentlichen Gebäude, Beschießung der Kaserne, Erstürmung des Gefängnisses usw. entsprungen seien. Dem ist aber nicht so. Wenn der eine oder andere Nichtbeteiiigte in Berührung mit der Polizei gekommen ist, so deshalb, weil eS auch hier Wie bei allen Zwischenfällen der Straße viele Neugierige gab, die sich ohne Not für die Plünderer in« Zeug legten. Daß aus der Grenadierkaserne heraus auf die Volksmenge ge- schaffen Worden ist, ist nicht einwandfrei festgestellt worden. Nach den uns zugegangenen Rachrichten Wurde zuerst die Kaserne beschossen, worauf die Soldaten das Feuer erwiderten. Die Soldaten haben dann allerdings der Erstürmung des Gesang- niffeS Widerstand geleistet. Aber nicht durch das Schießen aus der Kaserne wurde die Menge gereizt und zum Sturm auf baS Gefängnis veranlaßt, sondern die.Menge' zog vor das Gefängnis, um die Verbrecher zu befreien. NebrigenS ist das ja ein Vorgang, der sich auch in anderen Städten gezeigt hat, wo keine Kaserne in der Nähe des Gefängnisses liegt, aus der auf die Skandalierenden geschossen wurde. Es wird i» der Notiz der.Freiheit' weiter gesagt, daß die Behörden die.Noske-Truppen' herangerufen haben, weil die Ar- beiterwehr nicht mehr rechtzeitig gegen die Befreiung der Gefan- genen aufgeboten werden koonte. Wie lagen denn hier die Dinge? Soweit Mitglieder der Arbeiterwehr gegen die Bande vor dem Ge- fängnis vorgehen wollte, mußten sie sehr bald einsehen, daß sie nichts ausrichten konnten. DaS Militär wurde gentfen, ohne daß die in der betreffenden Sitzung an- wesenden Sozialdemokraten und Unabhängigen etwas dagegen einzuwenden hptten. Der Unabhängige Weise hat ausdrücklich sein Einverständnis dazu zum Ausdruck gebracht.

Irech wie Gskar! Tie Regierung soll die Alldeutschen schützen! Es geht doch nichts über eine gehörige Portion Junker- frechheit! Unter der Ueberschrift.Eine versäumte Regierungs­pflicht' beschwert sich dieDeutsche Tageszeitung' über einen Artikel unserer Breslauer.Volkswacht', in dem ausgeführt wurde, daß die Schuld an den jetzigen harten Friedensbedingungen die alldeutschen jkriegs- schreier und Kriegsverlängerer treffe Die Darlegungen der ,. Bres- lauer Volkswacht" sind für jeden Denkenden Wohl eine Selbstver- ständlichkeit, nichtsdestoweniger bekommt es dieDeutsche Tages­zeitung" fertig, darüber ein großes Zetermordio zu erheben und diese Kennzeichnung ihrer Freundevergiftend" zu finden. Nun, das braucht man ihr nicht weiter �übel zu nehmen Niemand gibt gern seine eigene Schuld zu. Aber als un- erhörte Anmaßung muß man es empfinden, wenn die Deutsche Tageszeitung' von der Reichsregierung verlangt, daß sie den Alldeutschen in ihrer Not beispringe! Nachdem nämlich dieDeutsche Tageszeitung' eine ebenso lange wie schiefe Darstellung der Schuld am Verlust des Krieges nach ihreni Geschmack gegeben hat, fährt sie fort: Trotzdem hat die gegenwärtige Regieruna b t s h e r keinen Finger gerührt, um die gegenteilige BcHauptung zu wider- legen, obwohl sie dazu wiederholt aufgefordert worden ist und obwohl sie sich voll bewußt sein mutz, wie vergiftend diele Behauptung im deutschen Volke wirkt und wirken muß. Wir möchten deshalb von neuem die Mahnung an die Re« gierung richten, in dieser wichtigen Frage endlich der Ps.licht der Wahrhaftigkeit und der Aufklärung des irregelübrten deutschen Volkes zu genüge». Daß Tu die Rees ... möchte man mit Inspektor Bräsig ausrufen. Man denke nur: die Reichsregierung ist anfge- fordert worden, die alldeutschen Herrschaften von ihrer Blut- schuld am deutschen Volke reinzuwaschen und sie tut es einfach nicht. Ja, sie geht noch weiter! In derPost' schreit irgendein wild gewordener Wendelin:Gebt uns unseren Kaiser wieder!' und die Reichsregierung denkt sogar nicht ein- mal daran, Herrn Wendelin seinen Kaiser zurückzugeben. Für ein Junkergehirn scheint noch heute unfaßbar zu sein, daß es eine Regierung geben kann, die nicht sofort gehorsamst tut, wonach er schreit. Aber die Regierung wird den All- deutschen und Konservativen nicht den Gefallen tun, zu ihren Gunsten die größte Geschichtslüge der Welt zu unterstützen. Es gibt nur etne* Wahrheit, und das ist die, daß die alldeutsche Eroberungspolitik Deutsch - laud in das entsetzliche Unglück hineinge- stoßen hat. dessen tragischer Abschluß die Friedensbedingungen von Versailles sind. Alles Geschrei der Alldeutschen bläst auch nicht ein Sandkorn von dem Berg der Schuld, der auf ihnen lastet.

Wer für Einigung ist fliegt! Der gute Wille der U. S. P. Wie an vielen Orten, so hat sich auch in Bochum ein Verein zur Wiedervereinigung der beiden sozialdemokratischen Richtungen gebildet, dem von beiden Seiten eine große Anzahl Parteigenossen angehören. Die Genossen zeigen daS Bestreben, durch gegenseitige Aussprachen die bestehenden Gegensätze zu mildern und eine Wiedervereinigung anzubahnen. Der Leitung der Bochumer Unabhängigen war dies jedoch gegen den Strich, sie setzte einen Antrag durch,«»nach jeder aus ihre» Reihen sofort auSgeschlosseu wird, der dieser Bereinigung angehört. DaS ist allerdings der Gipfel.

Agrarischer Sauernfang. Der Grimmer landwirtschaftliche Ein- und Verkaufsverein, dieser agrarische Großbetrieb. von dem man in Grimmen glaubt, er habe während des Krieges 6 Millionen Mark verdient, versendet an seine Mit- glieder ein Rundschreiben, das uns auf den Schreibtisch flog. Es lautet: .Der seit dem I.April d. I. freigegebene Handel mit Eiern hat bis jetzt vollständig versagt, die Eier verschwinden jro Wucher­preisen, die der Arbeiter selbst bei den jetzt höheren Löhnen nicht zahlen kann, in die Großstädte, um dort nur von den reichsten Leuten gekauft zu werden. Der Verein hat sich bisher trotz wiederholter.Ausforderung der Zentralstellen gegenüber dem Eierhandel ablehnend verhalten; nachdem nun aber Vertreter der Arbeiterschaft an uns wegen Besorgung von Eiern herangetreten sind, können wir. um die Landwirte von dem Vorwurf des Wuchers zu reinigen und im Allgemeininteresse, nicht mehr zurück- stehen, zumal anzunehmen ist, daß bei Versagen d«S freien Handels mit Eiern auf eine Freigab« anderer landwirtschaftlicher Produkte nicht ge- rechnetwerdenkann. Der Vorstand hat beschlossen, von seinen Mitgliedern Eier zu dem von der LandwirlschaftSkammer festgesetzten und u. E. an- gemessenen Preise von 50 Pf. das Stück anzunehmen und dieselben zum gleichen Preise den Konsumvereinen und bereiten Kausleuten im Kreise zum Berkauf mit geringem Aufschlag au die ärmere Bevölkerung abzuliefern. Es ist von uns versprochen worden, für Eier zu sorgen, darum richten wir an Sie und alle Landwirte die dringende Bitlc. an uns in nächster Zeit und laufend die bei Ihnen anfallenden Eier abzuliefern. Lassen Sie uns nicht im Stich und zeigen Sie. daß Sie ein Herz für die ärmere Be­völkerung haben, liefern Sie reichlich und schnell. Welch eine schöne Seele enthüllt sich uns da? Das Herz 'für die ärmere Bevölkerung paart sich mit der Angst, daß die mißlungene Eiergeschichte die Hoffnung auf Aufhebung der Zwangswirtschaft zuschanden machen könnte. Welch vornehme Gesinnung! Werft den Arbeitern ein Trinkgeld hin,� stopft ihnen den Mund mit ew paarbilligen" Eiern zu 50 Pf. das Stück. Euergutes Herz" dieseedle Tat' wird den Gebern seinen Lohn bringen: die Freigabe weiterer land- wirtschaftlicher Erzeugnisse von der Zwangswirtschaft, damit man auch mit Butter, Milch, Getreide, Fleisch so recht nach Herzenslust das Volk auswuchern kann, welches bekanntlich der Zweck der Uebung ist!_ Das Vaterland über die Partei!" Alldeutsche Aasgeier. Die Hauptgeschäftsstelle der D e u t s ch n a t i o n a l c n Volkspartei verbreitete am Ii. Mai ein Rundschreiben, dem wir nach derDemokratischen Parteikorrespondcnz" folgende Sätze entnehmen: Die Bekanntgabe der Friedensbedingungen hat nieder- schmetternd auf alle Deutschen gewirkt. Diese Sitiwtwn muß von uns unbedingt agitatorisch ausgenutzt werden.' Kein Aas stinkt genug, um nicht noch Schmarotzern zur Nahrung zu dienen. Armes deutsches Vaterland, das erst so tief sinken mußte, um den Nährboden für seinetreuste" Partei abzugeben!

InSustrle und Handel. Der Ruf nach demfreien Handel". Die selbswerständlichen Bemühungen um Weitergehende Zu­lassung des steien Handels bei den Einfuhrgeschäften Werden da- durch durchkreuzt, daß gerade der unehrliche Handel am lautesten sein Wutgeschrei über die Einfuhrbeschränkungen erhebt und unter der LosungFreier Handel' eine Freiheit für seine unlauteren Schieber- und Lebensmittelwuchergcschäfte auf Kosten der Allgemeinheit meint. Fast täglich sprechen in Rotterdam einige Herren an amtlichen Stellen vor teils Holländex, teils Deutsche um Auskünste einzuziehen oder um mit deutschen Einkäufern in Verbinduirg gebracht zu Werden. Waren Werden dann von ihnen über die Grenze geschmuggelt und in Deutschland zu unerhörten Preisen verschoben. Das Blühen eines schwung- haften Leben smittolwuchers beweisen auch zahllos« Zeitungs- anzeigen mit verlockenden Lebensmittelangeboten in deutschen und holländischen Blättern, die. Wie vielfach festgestellt Werden konnte, oft von jdgenannten Firmen ausgehen, die über kein Stück War« und keinerlei Geldmittel verfügen. Leider beweist der Um- fang derartiger Angebote, daß imnier noch in erheblichem Maße unkonntrollierte Gelder ins Auslad gelange», so daß die Einkäufe für die Allgemeinheit in doppelter Hinsicht durch das Hoch­treiben der Preise und dur� die Verschlechterung der Valuta geschädigt Werden. Die Oeffentlichtcit tut gut daran, die schlimm- iten Schreier nach Wiedereinführung desfreien Handels' darauf- hin zu prüfen, ob sie dem ehrlichen Handel oder dem internatto- nalen Schiebertum angehören.

Das wirtschaftliche Vordringen der Franzosen . Im Saargebiet haben sich neuerdings elf äs fische Banken.:nd elsässischc Konsumvereine eingenistet, und auch ein Verein der Elsaß-Lothringer, der für seine Mitglieder eine besonder« Lebensmittelversorgung eingerichtet hat, hat sich ge- bildet. Die«lsässische Firma dieser Institute ist natürlich nur ein Deckmantel, unter dem die nunmehr rein französische Geschäfts­welt Elsaß-Lothringens im Saargebiet leichten Eingang zu finden hofft. Die Anzeigen dieser Leute sind zweisprachig abgefaßt ein für die Saarbrückener Zeitungen bisher unbekannter Zustand. Wo angängig, sucht man die Deutschen zu verdrängen. Ver- schiedentlich machen sich Bestrebungen geltend, deutsche Mitglieder in den Verwaltungsorganen von Erwerbsgesellschaften durch AuS- länder zu ersetzen.