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Nr.273.36.Jahrg.

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.Sozialbemotrat Berlin".

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morisplat, Nr. 15190-15197.

Freitag, den 30. Mai 1919.

W

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morigplatz, Nr. 117 53-54.

Veränderungen des Friedensvertrages?

2. aag, 29. Mai. Der New York   Rotterdamsche Courant" meldet: Der New York Herald  " erhält ein Telegramm des Kor­respondenten in Paris  , welches bejagt, daß die Alliierten anscheinend nicht mehr so auf der Forderung bestehen, teine Veränderung des Friedensvertrages vorzunehmen. Es ist möglich, daß die Zustände in der englischen Arbeiterwelt der Entente zu verstehen gegeben haben, daß Veränderungen in dem Vertrage not­wendig sind.

Versailles  , 28. Mai. Temps" meldet, daß der Viererrat sofort nach leberreichung des deutschen   Gegenvorschlages dies jen gleichzeitig mit den zuständigen Ausschüssen prüfen wird.

Gegen die polnischen Judenpogrome.

Stockholm  , 29. Mai. Das Jüdische Pressebureau teilt mit: Namens des Internationalen Sozialistischen Erekutivlomitees rich tete Camille Huysmans  , Sekretär der Sozialistischen Inter­nationale, einen Appell an die Labour Party   Englands und die Sozialistenpartei Frankreichs   mit dem Ersuchen, allen Einfluß auf­zubieten, um den systematischen polnischen Judenpogro­men sowie Ausschreitungen gegen Juden der anderen Länder des Oftens Einhalt zu tun.

Die Vorgänge in Lettland  . Ein Telegramm an Huysmans  .

Frieden von Volk zu Volk!

Von Friedrich Stampfer  .

Der deutsche Friedensvorschlag ist gestern in Paris   über­reicht worden. Das nächste Wort haben nun die Gegner, und von ihrem Verhalten wird das unsere abhängen. Darum wäre es verfrüht, heute schon zu sagen, was weiter geschehen und wie sich Deutschland   dazu verhalten wird. Nur Eben­tualitäten fönnen erwogen werden.

Leider scheidet die vernünftigste von vornherein aus. Es ist nicht zu erwarten, daß die Gegner den deutschen   Vorschlag, so wie er ist, annehmen werden, mögen sie auch innerlich davon überzeugt sein, daß er ihnen die größten Vorteile bie­

Der Wiedergutmachungsausschuß. zu welchem General Smuts und Keynes   für England, Loucheur und Tardieu für Frankreich   zugezogen wurden, begann seine letzten Er- Namens der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Lettlands   tet. Es ist noch nie in der Weltgeschichte vorgekommen, daß örterungen der finanziellen Bestimmungen des Frie- fandte der Delegierte von Bern   und Amsterdam B. Seja am sich ein Volk durch seine berufene Vertretung zu so ungeheue­densvertrages mit Oesterreich, sowie mit der Tschechoslowakei  , 23. Mai ein Telegramm an Huysmans  , in welchem gegen die Geren Leistungen gegenüber dem Ausland verpflichtet hat, wie Südflawien, Polen   und Rumänien  . Auf Veranlassung der franzö- waltpolitik, die von dem deutschen   Militärgouvernement ent­fischen Delegation scheint der Ausschuß sich darauf einzustellen, diese gegen den Busagen der deutschen   Delegierten Müller und Wels es hier geschah: Diese Verpflichtungen würden zudem, falls sischen Delegation scheint der Ausschuß sich darauf einzustellen, diefe getrieben werde, to test erhoben wird. Es sei versucht worden, fie von den Gegnern angenommen würden, in jeder Be­Staaten von der Bezahlung der von Desterreich- Ungarn geschuldeten an Stelle der am 16. April gewaltsam gestürzten lettischen Regie- ziehung vollgültig sein; das deutsche   Volk wäre zu ihrer Wiedergutmachung zu befreien. Dagegen erklären sich diese Staa rung verschiedene von den baltischen Juntern gebildete Leistung nicht nur äußerlich gezwungen, sondern auch inner­ten bereit, an den Kosten teilzunehmen, welche durch ihre Be- Ministerkabinette" dem Bolte aufzuzwingen, gegen die sich der lich, moralisch verpflichtet. Troßdem werden die Gegner nicht freiung entstanden sind. lettländische Boltsrat, ber die einzige souveräne Macht dort einschlagen, weil sie der militaristische Begriff des Prestige" selbst, in feierlicher Form erklärt habe. Diese Sitzungsberichte seien daran hindert, Bedingungen anzunehmen, die von dem Be bom deutschen Gouvernement unterdrückt, Präsident, Schriftführer siegten formuliert sind. sowie führende Genossen und das Stadthaupt von Libau  , Genosse Buschewiß, seien verhaftet worden.

Deutsche   Gegenforderungen.

Baris, 28. Mai.  ( Reuter.) E3 verlaubet, daß die Deut. schen gegenüber den Forderungen der Alliierten eine Gegen­forderung von 12 850 000 000 M. für den durch die Blockade angerichteten Schaden vorlegen werden.

b. Suene und Rittmeister stuteri, te me eigene gaust Weiter beklagt sich Seja über die Militärkommandanten Major Agrarbestimmungen erließen und größten Terror aus­

übten.

Sodann wird die Behauptung des Reichswehrministers Noste, die lettische sozialdemokratische Arbeiterpartei habe den Grafen  b. d. Go I ersucht, die Truppen nicht zurückzuziehen, als absolute Pariser   Arbeiterforderungen. Unwahrheit" bezeichnet, die Berichte des Pressebeirats der deutschen  Gegen Blockade und Wirtschaftskrieg. Gesandtschaft in Libau  , Kohren  , als tendenziös und irreführend hingestellt. Auf Grund dieser Tatsachen fordert Seja, daß 1. alle Bern, 29. Mai.  ( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Gewaltatte und Verhaftungen des deutschen   Gouvernements Der Kongreß der in Paris   tagenden Arbeiterverbände ver- in Lettland   sofort rüdgängig und gutgemacht werden; 2. daß die langte Wiederherstellung der konstitutionellen Frei- am 16. April gestürzte gefeßmäßige lettländische Regierung heiten, allgemeine und schnelle Demobilmachung,( Rabinett Ulmanis) unverzüglich hergestellt wird; 3. daß die Schul. Amnestie und Aufhebung jeder militärischen Intervention bigen an allen Gewalttaten bestraft werden und 4. daß das in Rußland   und Ungarn  . Es wurde eine Resolution land beseitigt wird. angenommen, die gegen jede Fortsetzung des Wirtschafts­frieges, gegen Blodade, Kolonialbestrebungen sowie gegen die derzeitige Beschaffenheit des Völkerbund es pro­testiert.

Bern  , 29. Mai.  ( Eigener Drahtbericht des Vorwärts). Nach einer Reutermeldung find Macdonald, und Longuet nach Italien   und der Schweiz   gereift, um italienische und schweizerische Sozialisten zum Eintritt in die Berner Internationale zu be wegen.

Vor der Ueberreichung der Note an Oesterreich  .

Berfailles, 29. Mai. Die Ueberreichung des Friedensent. wurfs an die österreichische Abordnung findet am Freitag um zwölf Uhr mittags statt. Die Anordnung dieser Sigung ist jetzt festgestellt und entspricht ungefähr der vom 7. Mai. Wiederum wird Clemenceau   die Sigung mit einer kurzen Ansprache eröffnen, und es wird eine Antwort des Staatskanzlers Renner erwartet. Dutasta überreicht während der Rede Clemenceaus den Tegt der Friedensbedingungen. Die Sitzung soll nur zwanzig Minuten dauern.

Die französische   Presse soll morgen abend einen Auszug er halten. Heute findet am Quai d'Orsay eine Sibung statt, an der die Vertreter aller Mächte, die an der Lösung der österreichischen Frage beteiligt find, teilnehmen. In dieser Geheimsizung wird den Bertretern Kenntnis vom Inhalt des Friedensvertragsentwurfs mit Desterreich gegeben.

Die Fiumaner Frage.

deutsche   Militärgouvernement unverzüglich und endgültig in Lett­Solange dieser Forderung seitens Deutschlands   nicht entsprochen werde, müßten die lettischen Genossen annehmen, daß Müller und Wels das Vertrauen der Internationale gewiffenlos miß braucht hätten. Endlich erjucht Seja, da die bisherige Untersuchung des Kriegsministers Noste nur eine Deckung der alten und Be­günstigung neuer Gewaltatte in Lettland   gewesen sei, das Ere­tutivkomitee der Internationale, eine eigene Kommission nach Lettland   zu entsenden.

"

Es bleibt die Möglichkeit, daß es zu Verhandlun das deutsche   Volk bereit, obwohl wir auf ihre großen Gefahren gen kommt. Bu solchen Verhandlungen ist die Regierung, ist hingewiesen haben. Das deutsche   Volk kämpft um einen ehr­lichen Frieden mit dem Rücken gegen den Abgrund, und wir glauben nicht, daß weitere Schritte zurück möglich sind, ohne daß der Sturz gewiß ist. Nur dann könnten uns Verhandlun gen zum Ziel bringen, wenn sie von beiden Seiten in dem Bewußtsein geführt würden, daß die Erhaltung der deut­ schen   Volkskraft ein Gewissen für die ganze Welt, daß ihre Vernichtung für sie, vor allem für die Nachbarländer, ein dauernder Verlust ist. Auf dieser Grundlage fönnte möglicherweise ein Ergebnis erreicht werden, das sich in der Form von dem deutschen   Vorschlag unterscheidet, fachlich aber auf dasselbe Prinzip aufgebaut ist, auf das Brinzip der Bölkersolidarität und des gerechten Ausgleichs.

lichen Vorschläge mit geringeren oder größeren Abänderungen Die dritte Möglichkeit ist, daß die Gegner ihre ursprüng­aufrechterhalten und von Deutschland   innerhalb einer beſtimm­ten furzen Frist ihre Annahme verlangen. Dann werden wir in eine neue Prüfung der abgeänderten Vorschläge eintreten müssen, und, da wir sie noch nicht fennen, wäre es verfrüht, zu sagen, daß wir sie unter allen Umständen ablehnen werden. Bleibt aber das Wesen der ursprünglichen Bedingungen er­halten, die von einem Geist der Ungerechtigkeit, der Vernich tungsfreude, der imperialistischen Habgier diktiert sind, dann muß es bei dem Nein bleiben!

Spartakus in Düsseldorf  . Ausschreitungen bei einer Kundgebung. Düsseldorf  , 29, Mai. Bei der gestrigen Rundgebung der Dieses Nein gründet sich auf die einmütige Ueberzeugung Kriegsbeschädigten ist es durch das Eingreifen spartakistides Volfes, denn das Ja selbst der Unabhängigen ist fein Ja. scher Elemente zu bedauerlichen Zwischenfällen gekommen. Die französische Chauvinistenpresse sept heute ihre ganze Hoff­An verschiedenen Punkten der Stadt wurden Angehörige des nung auf die Unabhängigen und phantasiert von einer fommen Düsseldorfer   Freikorps   von der Menge tätlich angegriffen und zum den unabhängigen Regierung, die rechts mit einigen Mehrheits­Teil entwaffnet. Als seitens der Angreifer Revolverschüsse fozialisten, links mit einigen Kommunisten geschmückt sein wird. fielen und Eier handgranaten geworfen wurden, gaben die Aber auch die Unabhängigen denten gar nicht daran, Poften ebenfalls mehrere Schüsse ab, wodurch ein Mann und die Verpflichtungen wirklich zu übernehmen, fünf andere Personen verwundet wurden. Bei die sie durch ihre Unterschrift formal anerkennen würden; fie den Schießereien wurden auch drei Regierungsfoldaten verwundet, betrachten die Unterzeichnung nur als ein taktisches Manöver, tommene Ruhe; der Straßenbahnverkehr ist aufgenommen. von denen einer später starb. In der Stadt herrscht wieder voll- das den Gegnern den Vorwand zu augenblicklichen neuen Ge­walttaten nimmt und verlassen sich im übrigen auf die kom­mende große Umwälzung. Nur keine Katastrophenpolitik- es

Verbot deutschfeindlicher Kundgebungen. Tebe die Weltrevolution!" lautet ihre absonderliche Devise.

Ein Erlaß für Ostpreußen  .

Königsberg   i. Pr., 29. Mai. Auf Grund des§ 9 des Be­lagerungszustandsgefeßes werden alle gegen das Deutschtum und die Regierung gerichteten Rundgebungen und Um­triebe in den unter Belagerungszustand befindlichen nach den Friedensbedingungen der Voltsabstimmung unterworfenen Gebieten verboten. Alle Barteistreitigkeiten sind vor der Sorge, diese Gebiete dem deutschen   Vaterlande zu erhalten, zurückzustellen.

Keine Einziehungen in Südtirol  .

Auch die Unabhängigen fönnen bei einigem Nachdenken die schweren Gefahren nicht verkennen, die sich aus einer un aufrichtigen Unterzeichnung des Friedensvertrags ergeben würden. Auch sie haben keine überzeugende Antwort auf die Frage, wie wir die rein deutschen   Gebiete wiederbekommen sollen, zu deren Herausgabe uns die Unterzeichnung verpflichtet. Auch die Vorgänge links des Rheins dürften sie zu einiger Nach­denklichkeit zwingen. Der General Mangin hat uns etwas tief in die Karten des französischen   Militarismus blicken Toffen  , dessen Spekulation dahin geht: Deutschland   wird ja die über­nommenen Verpflichtungen doch nicht erfüllen,( weil es fie nicht

ON. Haag, 29. Mai. Der Rat der Vier behandelte am Mitt wochmorgen die italienische Frage. Die italienischen Stonzeffionen an Oberst House gingen dahin, Fiume zu einer diplomatisch ver­tretenen freien Stadt zu machen, während Dalmatien   ganz den Südflaten überlassen werden soll mit Ausnahme von Sebenico  und Zara. Das stellt das Maximum von Italiens   Opfern dar. Wenn das Konpromiß nicht angenommen wird, wird Italien   von Zu unserer Meldung, daß Jtalien in Südtirol   militärische Frankreich   und England die stritte Durchführung des Londoner Aushebungen veranstaltet und der an fie geknüp ten kritik werden erfüllen kann) und damit gewinne Frankreich   den Vorwond zu Bertrages fordern. Wilson hoffte Orlando   zu überzeugen, daß wir bon italienischer Seite darauf aufmerfiam gemacht, neuen Annerionen. Die französischen   Militärs denken ernstlich dieser zustimmen müsse, weiterhin Sonzessionen zu machen. Orlando  eine unrichtige und bon amtlicher gar nicht daran.- auch noch fünfzehn Sohren nicht. imms das antwortete, das sei unmöglich. Clemenceau   betonte, daß das Zu Seite bereits dementierte Nachricht bandelt. Unter dieien linkerheinische Gebiet herauszieben: die Richterfüllung des standekommen des Kompromisses notwendig sei, indem er sagte, daß es für Italien   sehr ernsthaft wäre, den Krieg durch ein Abkommen Umständen bedauern wir die Veröffentlichung umiomebr, als jede unterzeichneten Friedensvertrags soll ihnen den Grund geben. zu beendigen, an dem die Vereinigten Staaten nicht teilnehmen Erregung neuer Mißverständnisse zwischen dem reutichen und der dort w verbleiben. würden. Lloyd George   und Clemenceau   taten ihr Aeußerstes, um italieniiden voll der Tendenz unseres Blattes durchaus widem die Schwierigkeiten zu überwinden. sprechen würde.

daß e8 fica um

Daraus geht flar hervor, daß auch die Unterzeichnung des Friedensvertrags durch eine nicht gehörig legitimierte Minder­