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Nr.278.36.Jahrg.

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" Sozialdemokrat Berlin".

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morisplay, Nr. 15190-15197.

Montag, den 2. Juni 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz , Nr. 117 53-54.

Proklamierung einer rheinischen Republit

Offiziere und Unteroffiziere bestimmten Schulen sollen auch deutsche Schüler aufnehmen und werden damit rasch zum Mittelpunkt der Ausstrahlung unseres Einflusses werden; sie werden der Herd sein, von wo aus sich die belebenden Flammen des französischen Ge­dankens zum großen Nuzen unseres Prestiges über die ganze Welt verbreiten werden."

In Wiesbaden und anderen Orten des besetzten Gebiets ist daß die Berreißung Deutschlands die hohe geschichtliche Mission am Sonnabend folgende anonyme Proklamation angeschlagen Frankreichs sei, und sie werden feinen Augenblick darüber nach worden: denken, wie ein zerstückeltes Deutschland auch nur einen Stein Wir erklären: Es wird eine selbständige rheinische zum Wiederaufbau Nordfrankreichs beitragen kann. Republik im Verband des Deutschen Reiches als Friedens- Im französischen Senat hat der greise Ribot eine Ueber republik errichtet, die die Rheinlande, Alt- Nassau, Rheinheffen und ficht über die Finanzlage Frankreichs gegeben, bei der sich auch die Rheinprovinz umfaßt. Die Errichtung erfolgt auf folgender dem Nichtfranzosen die Haare sträuben. Nach Nibots Dar­Grundlage: Die Grenzen bleiben die alten. Birkenfeld wird stellung wäre es in Frankreich nicht nur so schlimm, sondern einbezogen. Zu Grenzänderungen bedarf es der Zustimmung der womöglich noch schlimmer als bei uns. Streicht man von ihr wie betroffenen Volksteile im Wege der Volksabstimmung. Die vor- auch ab, was offenbar darauf berechnet ist, einer Nachgiebigkeit läufige Regierung wird durch Delegierte der unterzeichneten Aus- der Verbündeten in der Entschädigungsfrage vorzubeugen, so schüsse ausgeübt. Die Erlaubnis zur unverzüglichen Vornahme zu bleiben die Dinge immer noch arg genug. Frankreich treibt Wahlen zu der rheinischen Landesversammlung auf rettungslos dem Bankerott zu, wenn es seinen Schuldner ver­Grundlage des Wahlrechts zur deutschen Nationalversammlung und nichtet, wie es seine militaristischen Berftüdelungs- und seine beren baldiger Einberufung wird sofort nachgesucht werden. Als wirtschaftlichen Erdrosselungspolitiker im Sinn tragen, und dann Ort für den Sie der Regierung und des Zusammentritts der Lan - wird es nicht nur Wehe den Besiegten!" heißen, sondern auch desversammlung gilt Koblenz . Die vorläufige Regierung hat ihren Wehe den Siegern!" Sit einstweilen in Wiesbaden . Die Landes- und kommunalen Behörden üben bis auf weiteres ihre bisherige amtliche Tätigkeit weiter aus. An Stelle der preußischen, bayerischen und hessischen Regierung tritt die vorläufige Regierung ber rheinischen Republik .

Es lebe die rheinische Republit! Hachen, Mainz , Speyer , Wiesbaden , 1. Juni. Der rheinische Arbeitsausschuß.

Der vereinigte naffauische und rheinische Ausschuß. Der pfälzische Arbeitsausschuß.

*

Und dieses Frankreich soll nach dem sogenannten Friz­densvertrag das Recht haben, unbestritten deutsche Gebiete fünfzehn Jahre lang besezt zu halten. Es soll in schon ge­räumte Gebiete wieder einrüden dürfen, wenn Deutschland die vertragsmäßig übernommenen unerfüllbaren Bedingungen nicht erfüllt, feine von den Alliierten beschlossene Aktion zur Erzwin­gung deutscher Leistungen darf von deutscher Seite als friege­rische Handlung aufgefaßt werden! Gibt es in Deutschland ein Kindergemit, das den Sinn dieser Abmachungen nicht begreift? Der französische Militarismus fagt Sier bin ich, hier bleibe ich!", genau so, wie es der deutsche Militarismus in Belgien und in den russischen Randländern gesagt hat.

Indes haben sich die französischen Militärs, auch wieder Ein Lyoner Funkspruch hat am Sonnabend mitgeteilt, daß genau so wie die deutschen , als schlechte Politiker erwiesen. Ihr Wilson die Vermittlerrolle übernommen habe. Er von einigen Schurken deutscher Muttersprache unterstüßtes sei für Volksabstimmung in Oberschlesien , für Verbleiben Dan- Treiben wirft in ganz Deutschland wie ein Warnungs­zigs bei Deutschland , für sofortige Aufnahme Deutschlands in schuß, es muß hierzulande in jedem Kopf die Ueberzeugung den Völkerbund, gegen die geforderte Auslieferung deutscher einhämmern: Solange solche Geister in Frankreich Einfluß be­Reichsangehörigen, und er sei mit einer Gesamtentschädigung fiben, gibt es feine Ruhe in Europa , gibt es feinen wirklichen bon 100 Milliarden Mark einverstanden. Im schärfstem Gegen- Frieden! Wer den Friedensvertrag, so, wie er ist, unter­fat zu dieser Meldung steht der gestern hier wiedergegebene zeichnete, würde sich nebst allem andern auch damit ein­diplomatische Situationsbericht von Havas, der von Berhand- verstanden erklären, daß Deutschland links des Rheins zum Lungen und Zugeſtändnissen nichts wissen will. Man darf wehrlosen Opfer französischer Militärintrigen gemacht wird Havas dankbar dafür sein, daß er so viel Wasser in den Wein mit dem sicheren Erfolg, es in kürzester Zeit von seinem Mutter­der Optimisten schittet und ihnen zu verstehen gibt, daß zwischen lande loszureißen. dem heutigen militaristischen Frankreich und der deutschen Re­publik zin wirklicher Frieden nicht möglich ist.

Glüd im Unglück bleibt die geschlossene Saltung der Ar­beiterschaft in den besegten Gebieten, sie berbürgt, trob Die Politik des heutigen militaristischen Frankreich kann allem, was heute geschieht, Deutschlands weiteren Bestand. Wenn bahin gekennzeichnet werden, daß fie alle Fehler des deutschen die Fesseln der Gewalt brechen, und fie müffen eines Tages Militarismus nicht nur kopiert, sondern übertreibt. Die Rand- brechen, dann werden sich alle Teile des deutschen Volkes ganz Staatenpolitik ini Osten und die Bändeleien mit den flämischen von selbst wieder zusammenfinden. Unzerstörbar ist die innere Aftivisten waren ungeheure Fehler, immerhin sind sie im Zusammengehörigkeit, sie wird unter dem Druck des feindlichen Kriegszustand begangen worden, und die Trennungslinien, die mperialismus nur noch stärker werden und als unzerreißbares durch sie errichtet wurden, gingen zwar durch alte staatliche, Band alles umschlingen, was in der Welt zu unserem Volke aber nicht durch völkische Einheiten. Der franzöfifche Militaris­mus mißbraucht die durch den Waffenstillstandsver- Für heute aber bleibt uns nur die Pflicht, zu sagen, daß trag erworbenen Besatzungsrechte zu dem Versuch, das deutsche Bolk selbst in Teile zu zerreißen.

gehört.

die Pfälzer zum Verrat verleitet werden sollen. Die Vorbereitung des Abfalls.

Mit einem erschütternden Hilferuf aus der Pfalz geht uns ein Flugblatt zu, das so recht deutlich die Methoden erhellt, mit denen die Loslösungspropaganda der Franzosen und ihrer gekauften Helfershelfer in der Pfalz arbeitet. Das Flugblatt sucht sich na türlich als Aufruf deutscher Männer zu geben, aber an anderen Stellen verrät es doch seinen französischen Ursprung. Für diesen sprechen nicht nur ungebräuchliche Wortstellungen und ganz un­deutsche Redewendungen im Tert wie etwa: es gilt, Euer Glüd zu pflüden", sondern auch typographische Eigentümlich­feiten. So ist z. B. der Buchstabe ä, den es bekanntlich im Fran­zösischen nicht gibt, in der zweiten Hälfte des Flugblattes fortgesetzt aus einer anderen Schriftart genommen, weil offenbar der geringe a- Borrat des französischen Seberkastens nicht ausreichte. rok des verdächtigen Ursprungs trägt das Flugblatt die ver heißende Ueberschrift:" Die Rettung unserer Pfalz und ihres Deutschtums!" Aber danach beginnt es gleich:

Die Entente steht in der Gründung einer selbständigen neutralen Republik Pfalz die ideale Lösung für(!) einc Verhinderung zukünftiger Streitigkeiten zwischen beiden großen seitherigen Grenznachbarn.( Man beachte das ungeschickte Deutsch, das Fehlen des Artikels den" vor beiden, das für" hinter ösung statt zur", ebenso auch im folgenden. Red. b. V.".) Frankreich und seine Alliierten werden darum dem dem Schuße des Völkerbundes unterstehenden Freistaate das größte Wohlwollen entgegenbringen, damit unsere junge Re­ publik blüht und gedeiht und sich ihre Bevölkerung der ge­wonnenen Freiheit freut.

Mit dem zu erwartenden Wohlwollen der Entente bei Loss lösung von Deutschland wird nun in jeder Weise gelockt. Be­sonders Frankreich wird als der künftige Wohltäter gepriesen. Frankreich werde der Pfalz ihre Bergiverke zur eigenen Ausbeu­tung überlassen, der Industrie Rohstoffe liefern usw. Besonders lockend aber macht sich folgende Ankündigung:

Das Interesse Frankreichs an dem ihm für seine Sicher= heit(!) so wünschenswert erscheinenden Freistaate ist so groß, daß es bereit ist, bei Wiedergutmachung der Kriegsschäden und bedeutende Vergünstigungen zu gewähren. Wenn z. B. im übrigen Deutschland 1000 m. pro Kopf für diesen Zwed gezahlt werden muß, so trifft in der Pfalz dann nur 150 M. auf den einzelnen Einivehner, kleinere Einkommen bleiben von dieser Steuer ganz befreit. Die französische Besayung würde bei uns auf ein Mindestmaß beschränkt, nach deren Zurüdziehung hätten wir nur die Ausgaben für eine eigene Polizeitruppe zu be­streiten.

Auch unser Weinbau und Weinhandel ist gesichert, Frank­ reich selbst zieht unsern Wein jedem andern Gewächs vor, günstige Ausfuhrbedingungen werden unseren Weinen beim Friedens­schluß zugesichert werden. Unsere Baluta( Geldwert) wird wohl­wollend zugunsten der Pfalz geregelt, so daß unsere bfälzische Mark annähernd 1 Franken Wert erhält. Wir werden einer goldenen Zukunft entgegengehen, nach 15 Jahren wird im Saar­gebiet abgestimmt. Das Saargebiet wird dann weder Frankreich noch Deutschland angeschlossen sein wollen, sondern sich unferm Pfälzer Freistaat anschließen.

Das letzte ist schon mehr als Phantasie, denn nach den Ver­

das, was jetzt in Deutschland links des Rheins versucht wird, ebenso verbrecherisch wie sinnlos ist, und Weltvernunft und Bweifellos gibt es auch in Frankreich , nicht nur unter den Weltgewissen gegen dieses Treiben anzurufen. Wir predigen Sozialisten, vernünftige Männer, denen es vor den Folgen feinen Saß gegen Frankreich , wir halten feinen Frieden für einer solchen Bolitik graut. Aber die Generäle, die französischen notwendiger, als den ehrlichen dauernden Frieden zwischen der Ludendorffe, Hoffmänner und Bissings, haben das Heft in der deutschen und der französischen Republik . Gerade um seinet­Sand und sind in der Lage, in den besetzten Gebieten jeden millen aber find wir genötigt auszusprechen, daß zwischen beliebigen Unfug anzurichten. Wir kennen diese Sorte hin- Deutschland und dem Frankreich , wie es sich uns jebt zeigt, reichend aus der Erfahrung. Generäle, die siegreich sind, oder dem Frankreich , das vergessen hat, daß es eine Republik ist failler Bedingungen wird das Saargebiet nur darüber abzu­fich dafür halten, find zäh wie Schuhfohlen und eigensinnig wie und daß es einst das Land der Freiheit, Gleichheit und Brüder- ftimmen haben, ob es zu Deutschland oder Frankreich kommen fleine Kinder. Sie denken an nichts anderes. als an den nächsten lichkeit sein wollte, ein wirklicher Frieden unmöglich ist. Gegen oder bei dem bisherigen Zustand bleiben will. Ein eventueller Brüder- failer Bedingungen wird das Saargebiet nur darüber abzu­Krieg und die besten Aufmarschlinien für ihn. In dieser Be- dieses Frankreich panzern wir uns mit Mißtrauen bis zum Anschluß an die Pfalz ist gar nicht im Vertrage vorgesehen. Aber ziehung ist die Rheinlinie der alte Traum der fran- äußersten. zösischen Militärs, und zu seiner Verwirklichung soll die Bil­bung der linksrheinischen Republik dienen, die nung gründlich sein. Ihre Feigheit haben fie doppelt gezeigt: bieje Bugeständnisse an die Pfalz ausgesprochen, es sind also Mit seinen feigen und feilen Helfern aber soll die Abrechlichen Garantie, feine offizielle französische Stelle hat je ebenso entbehren die übrigen Verheißungen jeder tatsäch gestern unter gütiger Mitwirkung der französischen Militär- einmal, indem sie es nicht einmal wagen, ihre Namen zu bloße Lodmittel, die einfach verleugnet werden, sobald sie behörden in Wiesbaden und wahrscheinlich auch anderwärts pla- nennen, zweitens, weil sie die Bevölkerung in ihr Garn zu ihren Zwed erfüllt haben. In jedem besetzten Land finden sich einige, meist den Gründung im Rahmen des Deutschen Reichs. Sie fühlen sich die Pfala bei Deutschland bleiben will: loden versuchen, indem sie versichern, es handele sich um eine Den Lockmitteln gegenüber stehen die Drohungen, falls befferen" Schichten angehörige ehrlose Subjekte, die noch nicht fest, trauen sich noch nicht, die Maske ganz zu lüften. nichts eiligeres zu tun haben, als sich um ihres Vorteils willen Das soll uns ein Trost, aber ihnen keine Ausrede sein! bei der Besetzungsmacht anzubiedern. Mit ihrer Hilfe Frei­heitsbewegungen" zu inszenieren, ist ein Kinderspiel. Für den Glauben an ihre Echtheit sorgt dann eine feile Preffe, die in diesem Falle erzählen wird, die rheinische Bevölkerung fehne sich weg von Ebert- Scheidemann- Noste", fie wolle nichts vom So­gialismus wiffen, ihre Eigenart gegen preußischen Zentralismus der französischen Annexionsabsichten. bewahren und ihre konfessionellen Güter vor einer religions- Genf, 1. Juni. ( Eigener Diahtbericht des Vorwärts".) Ueber feindlichen Regierung schützen, fie wolle weg von dem ver- französische Annegionsabsichten bezüglich des linken Rhein­elendeten, durch den Krieg ruinierten Vaterland, fie setze auf ufers unterrichtet ein Artikel, den der französische Abgeordnete Frankreich ihre Hoffnung und sehe in ihm seinen Befreier. Brousse im Journal" veröffentlicht. Er fordert, daß in den Geht dieser Schwindel nur ein paar Wochen weiter, so wichtigen rheinischen Garnisonstädten französische Schulen werden alle französischen Spießbürger davon überzeugt sein, lerrichtet werden und schreibt: Diese für die Kinder der französischen

tatiert worden ist.

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Enthüllung

Lassen wir dagegen den Dingen freien Lauf, ist unser völliger Ruin in wenigen Jahren besiegelt. Jedermann wird wegen der ungeheuren Kriegsentschädigungen um Hab und Gut kommen. Wir verlieren sofort unsere 3 wichtigsten Bezirke, unsere cin­zigen Kohlengruben, wodurch unsere ganze Industrie zugrunde gerichtet und unseren Arbeitern das Brot genommen ist. Die brei uns bedrohenden Grenzen, eine politische, eine militärische und eine Zollgrenze, die 15jährige Besetzung und die dadurch un­vermeidlichen Erschwerungen des überrheinischen Verkehrs bayerische resp. Bürger des Deutschen Reichs dürfen wir feines­wegs auf das Wohlwollen des nahen Frankreichs rechnen Lassen uns unserem sicheren Untergang entgegengehen. Es fäme so­weit, daß wir nach Ablauf der 15 Jahre die Einverleibung an Frankreich als eine Erlösung aus, unserer entseglichen Lage begrüßen müßten. Das wollen wir verhüten!

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