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Nr.307.36.Jahrg.

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Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Fernsvrecher: Amt Morisvlas, Nr. 15190-15197.

Mittwoch, den 18. Juni 1919.

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., GW. 68, Lindenstr. 3. Fernfvrecher: Amt Moritplay, Nr. 11753-54.

Die Hauptnote der Entente.

Volksabstimmung!

Weimar  , 18. Juni.  ( E1g. Drahtber. des Vorwärts"). 1200 000 Mann zu erfolgen. Dann würden weitere Serabfeßungen Die eigentliche Antwortnote der Entente stellt eine haftig zusam von drei zu drei Monaten durch eine Ententekommission festgesetzt mengestellte Sammlung einzelner Ausarbeiten dar, werden. Spätestens am 30. März 1920 müsse der Stand die dazu bestimmt sind, die deutschen Einwände zu widerlegen und von 100 000 Mann erreicht sein. mit einem reichen Aufwand von Moral ung advokatorischer Schlau­heit das ursprüngliche Diktat der Entente zu verteidigen. Eine Das Kabinett hat sich um 12 Uhr mittags vertagt und nimmt hat sich nicht erfüllt. Die einzige Möglichkeit, einen dauer­8usammenstellung der von der Entente zugegebenen einen feine Beratung um 4 Uhr nachmittags wieder auf. Aenderungen wird nicht gegeben, da es sehr vieler Mühe und

geändert worden ist.

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Die Hoffnung, daß in Paris   lezten Endes der Verstand die Oberhand über verbitterte Leidenschaften gewinnen würde, haften Frieden zu erzeugen, die Verhandlung, ist abge­lehnt worden, die Gegner haben an ihrem bornierten Stand­babend muß Deutschland   den Frieden unterzeichnet haben oder den Frieden zu diktieren, festgehalten. Dis Montag der Kriegszustand lebt wieder auf.

Sachlenninis im einzelnen bebarf, um die zum Teil nur mitro. Die Friedensdelegation für Ablehnung. stopisch sichtbaren Erleichterungen herauszufinden. Weimar  , 18. Juni.  ( Eig. Drahtbericht des Borwärts".) Im ganzen bestätigt sich vollinhaltlich die Ankündigung der Man. Die Friedensdelegation ist heute nacht mit großem Stabe hier telnote, daß an den Grundsägen des Bertragsentwurfs nichts angelangt. Sie steht geschlossen auf dem Stand- lehnt worden. Das Dreimännerfollegium in Paris   hat sich Die deutschen Gegenvorschläge find als Ganzes abge­punkt der Nicht unterzeichnung. Dies gilt nicht bloß nur zu einigen, weniger bedeutenden Zugeständnissen bereit für den engeren Kreis der sechs Mann, sondern auch für die erklärt. Der abgeänderte Friedensvertrag bleibt ebenso wie gesamte Delegation; insbesondere haben die wirt der erste Entwurf ein Todesurteil für die natio­fchaftlichen Sachverständigen in zinem Gutachten nale und wirtschaftliche Selbständigkeit des ihre Auffassung dahin fixiert, daß die Abänderungen, wie fie in deutschen Volkes. Daran ändern auch die süßlichen Redens­der Ententeantwort vorgeschlagen werden, unerheblich und arten der Mantelnote, daß Deutschland   im Falle des Wohl­nicht geeignet sind, den Charakter des Vertrages zu ändern, der verhaltens auf spätere Vergünstigungen rechnen darf, so gut demnach so bleibt, daß keine deutsche Regierung ibn wie nichts. in der Absicht der Erfüllung unterzeichnen fan n.

8ur Frage der Wiederherstellung wirb u. a. bon der Commission des Réparations gesagt, daß sie dazu bestimmt fel. ebenso gut das deutsche Volt wie die alliierten Wölfer au schützen. Das deutsche 100- Milliardenangebot wolle die Zahlungen auf mehr als ein halbes Jahrhundert verteilen und sähe feine 8infenzahlung bor. Der Wert dieses Angebots sei daher nur gering.

Der erste Teil der Ententeantwort beschäftigt sich mit den Grundlagen der Friedensverhandlungen und versichert noch einmal, daß

Die deutsche Delegation ist in Weimar   eingetroffen. Sie Das Rabinett ist pünktlich um 10 Uhr mit der Dele- Nationalversammlung zur Entscheidung aufgerufen werden. wird sich mit der Regierung beraten, und dann wird die bie Bedingungen der Entente mit Wilsons 14 Bunften gation zu einer Sigung zusammengetreten. Diese dürfte ge­Die brennendste Frage und die bangste ist: Wie wird übereinstimmen. Es folgt bann ein Stapitel über ben 881terraume Zeit in Anspruch nehmen, da die eigentliche Ant diese Entscheidung ausfallen? Ein großer Teil des Colles. Sund, in dem Garantien zum Schuge bez beutschen wort, die von der Mantelnote eingeschloffen wird, erft von der sich aus allen sozialen Schichten und Barteien zusammen­Minderheiten und eine der Delegation hierhergebracht worden ist. fett, ist für die Verweigerung der unterschrift, gekündigt werden. Der zweite und britte Teil der Antwort be. wird also über den Inhalt dieser Antwort, die 110 eng geein anderer, wahrscheinlich weniger großer Teil ist für

schäftigt sich mit den Grenzen Deutschlands   und den pol mischen Bestimmungen für Europa  . Die Bestimmungen über Eupen   und Malmedy   und über das Saargebiet werden un­Elfaz Lothringen   wird gefagt, Deutschland   babe 1871 verändert aufrechterhalten und in dieser Form verteidigt. Ueber Eljazz- Lothringen mit Gewalt an sich genommen und als mili­tärisches Glacis behandelt. Die Entente fönne daher

cine Volksabstimmung nicht zugestehen,

fchriebene Schreibmaschinenseiten umfaßt, erft

ausführlicher Vortrag gehalten werden müssen, auf Grund dessen dann die Entscheidung gefällt werden wird.

Die Sigung der sozialdemokratischen Fraktion, die heute mittags vertagt worden. um 10 Uhr vormittags beginnen sollte, ist auf 4 Uhr nach

Putschversuch in Weimar  .

unterzeichnung des Friedensvertrages mit dem aus­gesprochenen Willen, ihn nicht restlos zu erfüllen.

Man muß sich einmal ohne alle Leidenschaft klar werden, welche Folgen die Entscheidung in dem einen oder dem an­deren Sinne haben wird. Wenn wir den Frieden ablehnen, so müssen wir vom ersten Augenblick dieser Entscheidung an mit dem Wiederaufleben der Blockade, mit der Besetzung des rheinisch- westfälischen Industriegebiets, wahrscheinlich mit einem Borstoß auf der Mainlinie, mit einem allgemeinen An­griff der Polen   vom Often rechnen. Die Folge würde sein, daß in furzer Zeit in dem seiner Kohle beraubten Deutsch  land nur noch wenige Eisenbahnzüge laufen, daß die Fabriken

Weimar  , 18. Juni.  ( Eig. Drahtbericht des Vorwärts") die auch von der elsaß  - lothringischen Bevölkerung gar nicht verlangt Heute nacht gegen 1 Uhr brachen aus dem hiesigen Gefängnis werde. Diese habe 50 Jahre lang gegen die Annegion protestiert, Untersuchungsgefangene aus, die einen Putih über ihren Willen gebe es feinen 3 weifel. Sie habe fich berfuch gegen das Schloß unternahmen, in dem die Re­in die Arme Frankreichs   geworfen, wie in die Arme gierung ihre Bureaus aufgeschlagen hat und in dem der Reichs- stillgelegt werden, daß infolge der Verkehrsunterbindung der einer wiedergefundenen Mutter. Frankreich   brauche präsident und die meisten Minister wohnen. Die Ge- Großstädte die Versorgung derfelben mit Lebens­den auf Elsaß- Lothringen   entfallenden Teil der deutschen   Schulden fangenen versuchten, die Wache, die ziffernmäßig ziemlich schwach mitteln unmöglich gemacht wird. Feiernde und hun­nicht zu übernehmen, weil es Deutschland   1871 ebenso gemacht war, zu entwaffnen und in das Schloß einzudringen. Der gernde Massen würden zu Verzweiflungsputschen getrieben habe. Geistesgegenwart eines freiwilligen Unteroffiziers gelang es, und die innere Ordnung Deutschlands   aufs schyverste er­leber Deutsch   österreich   fagt die Antwort: Die alliier noch rechtzeitig das große fchwere Portal des schüttern. Die Gefahren dieser Zukunft sind so ungeheuer, ten und affoziierten Mächte nehmen Kenntnis von der Erflärung, Schlosses au schließen. Mittlerweile wurden vom Bahn- daß niemand leichten Herzens die Berantwortung dafür über­mit welcher Deutschland   versichert, daß es niemals die Absicht ge- hof größere Abteilungen von Freiwilligen ber- nehmen fann. Die starke Gefährdung der inneren Ruhe habt hat und haben wird, mit Gewalt die deutschöfterreichische beigeholt. Es entwickelte fich zwischen ihnen und den bewaff- Deutschlands   würde aber zweifellos in fürzester Zeit die Grenze zu verändern." neten Ausbrechern eine furze Schießerei, bei der es Autorität der Regierung vollkommen unterhöhlen und zu drei Verwundete gab. Es gelang, einen Teil der Ge- einer anderen Regierung führen, die geneigt wäre, durch Be­Es wird zugegeben, daß auch deutsche Gebiete zu Bolen fangenen wieder einzubringen, ein anderer befindet sich noch in reitwilligkeit zur Friedensunterschrift günstigere Verhältnisse geschlagen werden. Aber, heißt es weiter, da eine reinliche Scheis| Freiheit. Es handelt sich im ganzen um 50 bis 60 mann. zu schaffen. dung unmöglich sei, müsse die eine oder andere Partei zu Opfern bereit sein. Es wird dann ausführlich bewiesen, daß Deutschland  der zu Opfern berufene Teil sei. Die westliche Grenze Bolens sei nochmals geprüft und einzelne Veränderungen vor­genommen worden, welche die Zahl der an Polen   kommenden Deut­ schen   vermindere. Welcher Art diese Veränderungen sind, wird hier nicht näher gesagt. Aus dem weiteren geht hervor, daß der foge­nannte Korridor, die Grenze von Bommern   und Westpreußen  ,

Polen  :

genauer angefaßt werden soll. Ueber die

Boltsabstimmung in Oberschlesien  wird gesagt, die alliierten und affoziierten Mächte wären glüdlich gewefen, wenn die Voltsabstimmung zu vermeiden gewesen wäre. Sie werde zeitweilige Cffupation durch frembe Truppen notwendig machen.

Ostpreußen   wird als ein durch das deutsche Schwert erobertes", seinen Ureinwohnern entrissenes Land bezeichnet. Dann soll jede Amputation gerechtfertigt werden. Memelfeilitauisch und Bitauens einziger Ausgang zur See. Ueber Schleswig wird ausgeführt: Auf Wunsch Dänemarks  foll das Gebiet bis zur Eider und zur Schlei geräumt und unter einer internationalen kommnission, der Norwegen  , Schweden   und die Alliierten angehören, eine Boltsabstimmung vor­nehmen. Die Grenze des Gebietes, auf dem die Abstimmung statt. findet, ist in Uebereinstimmung mit dem Wunsche Dänemarks   fest­gesetzt worden. Heber

Deutschlands   Abrüstung

Exzesse gegen französische   Offiziere. Ausschreitungen in Frankfurt  .

Frankfurt   a. M., 17. Juni. Wie das Polizeipräsidium 52 richtet, wurde gestern abend ein französischer Offizier durch einen elfäffischen Flüchtling belästigt. Eine Marineab teilung erschien, um den Offizier zu schüßen. Die Menge nahm Stellung gegen fie, zog dann nach dem Carlonhotel, wo die französischen   Offiziere wohnen und sang vaterländische Lieder. Als si chdie Menge anschickte, in bas otel einzu bringen, erschien Bolizei, auf die Schüffe abgegeben wurden. Sierbei wurden zwei 8ivilisten verwundet. Die Polizei gab Schüsse in die Luft ab. Um 1 Uhr nachts war die Ruhe wieder hergestellt.

Wir verurteilen diese Form, in der die Masse ihren be­rechtigten Unwillen über die Friedensbedingungen Ausdruck au verleihen fucht, auf das Entschiedenste. Sie dient nur dem Emporlodern des Chauvinismus und bedeutet eine Bloßstellung unserer Sache, die wir auch dann mit fauberen Waffen werden verfechten müssen, wenn uns der Machtwillen der Entente zu diesem Gewaltfrieden zwingt.

Enthüllungen über den Landbund.

In der heutigen Sibung der Breußischen Landesversamm. lung machte der sozialdemokratische Abgeordnete Genofie erf bert auffchenerregende Enthüllungen über das Treiben des wird wörtlich gejagt:" Deutschland   hat bedingungslos Landbundes, der unter dem Schein wirtsfaftlicher Bestrebungen einer brüstung augustimmen, die jeder der alliierten die Gegenrevolution auf dem Lande organisiert und und assoziierten Mächte vorangeht." Weiter wird ausgeführt, unter dem Namen von Spaten durch Landräte usw. Gewehre in drei Monaten habe die Verminderung der deutschen Armee auf lanfordert.

Wird der Frieden unterzeichnet, so ist zunächst die Gefahr einer akuten Hungersnot beseitigt. Ein Volk, das unter den größten Opfern den Frieden schließt, kann die ftand im eigenen Bande heraufzubeschwören. Es ist aber auch Entente nicht verhungern lassen, ohne den schärfsten Wider­die wirtschaftliche und politische Selbständigkeit Deutschlands  damit zu Ende. Wir werden nicht mehr Herren in unserem eigenen Lande sein. Die Erfüllungen der schweren Entschädi­gungsforderungen würden die deutsche Arbeiterschaft der rück­fichtslosesten Ausbeutung durch den Ententekapitalismus aus­liefern. Die deutsche Sozialgefeggebung fäme fofort in die Gefahr des Zusammenbruchs, die deutsche Finanzgebarung würde unter dem Diftat einer fremden Finanzkommission stehen, das deutsche Bolt würde im vollsten Sinne des Wortes beritlabt, damit aber in die gleiche Situation gebracht wer­den, wie die Sflaben vergangener Zeiten, die für ihren Be fizer ein lebendiges Rapital darstellten, das er vor der Ver­nichtung schüßen mußte.

sich Deutschland   angesichts der Friedensbedingungen der Es ist an dieser Stelle bor Wochen gefagt worden, daß Entente in der Lage eines Mannes im vierten Stock eines brennenden Hauses befände, der vor die Alternative gestellt sei, aus dem Fenster zu springen oder zu verbrennen. Aber zwischen den beiden gefährlichen Wegen in die deutsche Zukunft gibt es noch einen dritten, der, wenn er be­gangen werden fann, einen Strahl der Hoffnung uns noch läßt. In diesem Blatte ist schon öfter darauf hingewiefen worden, Regierung und Nationalversammlung   sollen nicht entscheiden, ob Unterzeichnen oder Nichtunterzeichnen, sondern fie foden die schwere Verantwortung, deren Folgen auf das ganze Bolk zurüdfallen müssen, in voller Breite durch das